Haddsch – die Pilgerreise nach Mekka


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehung des Haddsch

3. Der Pilger

4. Religionsgeschichtlicher Hintergrund

5. Die Abschiedswallfahrt Mohammeds

6. Ablauf der Pilgerfahrt
6.1. Individueller Teil des Haddsch
6.2. Kollektiver Teil des Haddsch

7. Bedeutung

8. Erworbener Prestige des Pilgers

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als christlicher Europäer denkt man bei den Begriffen Pilgerfahrt oder Wallfahrt doch vermehrt an ziehende Pilger nach Rom, Santiago de Compostela, Lourdes, Fatima oder Jerusalem. Doch Pilgerfahrten existieren nicht nur im Christentum. Besonders im Islam, spielt eine Pilgerfahrt eine viel zentralere Rolle als beispielsweise die Reise eines Christen nach Jerusalem. Jerusalem stellte nie eine Verpflichtung dar, es sei denn, die Reise war eine Verpflichtung aufgrund einer Buße und somit ein Ausnahmefall. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist aber für alle Muslime eine Verpflichtung, denn sie ist eine der 5 Säulen des Islam. Mekka gilt neben Medina und Jerusalem als „heiligste Stadt des Islam[s]“[1]. Sobald der Muslim die notwendigen Mittel hat, also körperlich und finanziell in der Lage ist, wird die Pilgerfahrt zu einer seiner Grundpflichten. Diese Pflicht gilt nur für eine einzige Pilgerreise, „wobei es jedoch als verdienstvoll angesehen wird, wenn man ihr mehrmals nachkommt.“[2] Gibt es Hinderungsgründe wie beispielsweise ein Krieg, ist der Gläubige aber von seiner Pflicht der Pilgerreise befreit.

Das Ziel der Wallfahrt lässt sich anhand eines bedeutenden Unterschieds von denen der Christen deuten. Die Kaaba, auch „Altes Haus“ genannt, ist keine Reliquie und der Eintritt in diese ist nicht verpflichtend und gehört aus diesem Grund nicht zu den Riten. Die Pilgerfahrt erhält auch so ihre Gültigkeit. Im Christentum ist dies doch oft nicht der Fall, da die Reliquien den Höhepunkt der Reise darstellen. Den Reliquienschrein des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela nach einem langen und anstrengenden Jakobsweg nicht zu besuchen, wäre für einen Christen schlicht unvorstellbar. Die muslimischen Pilgerschaftsriten ergeben aber allein schon durch das Gedenken an die Barmherzigkeit und Allmacht Gottes und die Absage an den Teufel einen Sinn. Natürlich wird das Grab des Propheten in Medina oder anderer bedeutender Persönlichkeiten besucht, doch haben diese mit der eigentlichen Wallfahrt nichts zu tun und ein entstehender Kult um die Reliquien wird sogar von einigen islamischen Theologen missbilligt. „So gibt es keinen Reliquienkult, obwohl es üblich ist, von dem nahe der Kaaba befindlichen Brunnen Zamzam [, auf dessen Hintergrund später noch eingegangen wird,] segenreiche Wirkungen zu erwarten. Viele Theologen wenden sich sogar dagegen, dass die Pilger ein wenig Mekkaner Erde als Andenken mit sich nehmen.“[3]

Die verpflichtende Pilgerfahrt nach Mekka wird Haddsch genannt. Sie ist eine der 5 Säulen des Islam und stellt somit eine Grundpflicht für den Muslim dar. „ … Und Wallfahrt zu diesem Haus – wer nur immer einen Weg dahin finden kann – ist den Menschen eine Pflicht vor Allah…“[4]

Mekka ist eine Stadt in Saudi Arabien. Sie gilt für einen Moslem als „Mutter der Städte“[5] und ist die Geburtsstadt Mohammeds sowie auch des Islam. Mekka ist „der Platz, an dem zuerst der Koran offenbart wurde.“[6] Nichtmuslime dürfen diese heilige Stadt nicht betreten, da durch dieses Verbot im 7. Jahrhundert der Polytheismus verschwand und es für die Muslime ein Schutz vor diesem darstellt. Anderen monotheistischen Gläubigen wird der Besuch aber auch verwehrt und man findet außerhalb der Stadt Straßensperren, die die Zufahrt für Nicht-Muslime verweigern.

In Mekka steht die Kaaba innerhalb der Moschee „al-Masdschid al-Haram“. Die Kaaba gilt als erstes Gotteshaus, welches vom ersten Propheten Adam errichtet worden sein soll, danach zerfiel und durch die Flut zerstört wurde. Es heißt, dass der Prophet Abraham die Ruine aufgrund einer göttlichen Fügung entdeckt hätte, woraufhin er das Gotteshaus mit seinem Sohn Ismael wieder aufbaute.

Die Kaaba ist ein quaderförmiges Gebäude, welches mit einem schwarzen Seidentuch namens „Kiswah“ umhüllt ist. Auf dem Seidentuch sind goldbestickte Koranverse versehen und jedes Jahr wird dieses erneuert. Einige Vorhänge des Kiswah werden während der großen Pilgerfahrt durch weiße Tücher ersetzt.

In der südöstlichen Ecke der Kaaba steckt ein schwarzer Stein. Es soll sich bei diesem um einen Meteoriten handeln, den Abraham vom Engel Gabriel empfing. Dieser Stein wird „Hadjar al-Aswad“ genannt, was soviel heißt wie „Stein der Glückseeligkeit“.

Die Kaaba stellt die „physische und geistige Achse der muslimischen Welt [dar]. … Sie wird nicht nur als geografischer Mittelpunkt verstanden, dem sich die Muslime in aller Welt täglich beim Gebet zuwenden. [Für Muslime] … besitzt die Kaaba … einen besonderen Sinn als Symbol des Monotheismus und als Ort, an dem ihr Glaube entstand.“[7]

Der Berg Arafat liegt etwa 25 km östlich der Stadt Mekka. Er wird „Dschabal ar-rahma“ genannt, was soviel heißt wie „Berg der Vergebung“ oder „Berg der Gnade“. Abraham soll an diesem Berg der Teufel begegnet sein und Mohammed hielt hier seine letzte Predigt während der Abschiedswallfahrt.

2. Entstehung des Haddsch

Die Herkunft des Begriffes „Haddsch“ ist nicht eindeutig festzulegen. Es wird vermutet, dass es sich hier um eine Ableitung des hebräischen Begriffes „chag“ handelt, was soviel heißt wie „Fest“. In der Bibel wird dieser Begriff für die jüdischen Wallfahrtsfeste „Schawuot, Pessach und Sukkot“ benutzt. In gleicher Weise lässt sich aber auch eine Wurzel aus dem Aramäischen und deren späteren Ausläufern finden.

Die Entstehung der Pilgerfahrt nach Mekka lässt sich nicht auf Tag und Jahr festlegen. Sie hat eine lange Geschichte und diese reicht in die vorislamische Zeit zurück. Zu dieser Zeit war sie schon ein ausgeformtes Zeremoniell. „Aus den Zusammenhängen, in denen diese Rituale im Koran erwähnt werden, lässt sich erkennen, dass die meisten Elemente vorarabischen, d. h. nicht muslimischen Ursprungs sind. Schon vor dem Auftreten des Propheten waren mehrere, ursprünglich voneinander unabhängige Rituale zu zwei Zeremonien zusammengefasst worden: Die Hadj, d. h. die Wallfahrt nach Mekka bzw. Mina nach Arafat und zurück sowie die Umra, der Besuch der Kaaba in Mekka.“[8]

Die Anfänge der muslimischen Pilgerfahrt begannen in den Jahren 628-632 unserer Zeitrechnung. Die Armeen Mohammeds hatten die ersten Schlachten gewonnen und aus diesem Grund mussten muslimische Pilger geduldet werden, da sie die politische Vorherrschaft besaßen. Diese deuteten das Pilgerritual monotheistisch um und im Jahre 630 unserer Zeitrechnung zog Mohammed selbst in Mekka als Sieger ein. Nichtmuslimen wurde zu diesem Zeitpunkt die Pilgerfahrt verwehrt. Mohammed selbst unternahm eine Abschiedswallfahrt kurz vor seinem Tod und daraus entstand ein Pilgerritual, dem die Pilger bis zum heutigen Tag folgen:

„ das Anlegen einer besonderen Pilgergewandung, die ausdrückliche Bekundung der Wallfahrtsabsicht, das Umkreisen der Kaaba, des zentralen Heiligtums in der Mitte der großen Moschee von Mekka, gefolgt von dem eiligen [siebenfachen] Lauf zwischen Safa und Marwa.“[9]

Weiterhin folgte der als fromm geltende Aufenthalt auf dem Arafat, der etwas außerhalb von Mekka liegt. Hier soll an eine Prüfung Gottes, in diesem Fall der Versuch der Opferung Ismaels durch Abraham erinnert werden und es folgt das Werfen der Steine gegen einen Felsen, was als symbolische Steinigung des Teufels angesehen wird und an den Widerstand Ismaels gegen den Teufel gedenkt.

[...]


[1] Tworuschka, Monika; Tworuschka, Udo: Islam Lexikon: S. 144: Patmos Verlag: Düsseldorf 2002

[2] Heine, Peter: Islam: Zur Einführung: S. 80: Junius Verlag GmbH: Dresden 2003

[3] Faroqui, Suraiya: Herrscher über Mekka: Die Geschichte der Pilgerfahrt: S. 10: Artemis Verlag: München 1990

[4] Koran: Sure 3, Vers 97

[5] Koran: 6,92 und 42,7

[6] Prof. Dr. Johansen, Baber; Prof. Dr. Steppat, Fritz: Der Islam und die Muslime: Geschichte und religiöse Traditionen: S. 19: Verwaltungsdruckerei: Berlin 1990

[7] Tworuschka, Monika: Islam: S. 84: Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1982

[8] Tworuschka, Monika: Islam: S. 82: Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1982

[9] Faroqui, Suraiya: Herrscher über Mekka: Die Geschichte der Pilgerfahrt: S. 10: Artemis Verlag: München 1990

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Haddsch – die Pilgerreise nach Mekka
Hochschule
Universität Potsdam  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Pilgern
Note
2,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V143483
ISBN (eBook)
9783640527861
ISBN (Buch)
9783640527656
Dateigröße
679 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Haddsch, Hadsch, Pilger, pilgern, Religionswissenschaft, Theologie, Islam, Moslem, Haddschi, Hadschi, Mohammed, Engel Gabriel, Engel, Gabriel, Mekka, Medina, Saudi Arabien, 5 Säulen, 5 Säulen des Islam, Kaaba, Abraham, Arafat, Abschiedswallfahrt, Zamzam, Hagar, Safa Marwa, Ismael, Mina, Ihram, Muzdalifah
Arbeit zitieren
Michael Dathe (Autor:in), 2010, Haddsch – die Pilgerreise nach Mekka, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143483

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