Johann Peter Hebels Rheinischer Hausfreund und seine Sprache


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Literaturwissenschaftliche Einordnung der Kalendergeschichte

3. Der „Rheinländische Hausfreund“
3.1 Bedeutung des „Rheinländischen“
3.2 Die Bedeutung des „Hausfreundes“
3.3 Die Funktion des Hausfreunds in den Geschichten

4. Die Sprache des Hausfreunds
4.1 Bildlichkeit
4.2 Natürlichkeit

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit sind die Kalendergeschichten Johann Peter Hebels, die er ab dem Jahre 1807 in dem Kalender „Der Rheinländische Hausfreund“ herausgegeben hat. Hauptaugenmerk liegt hier auf der Funktion und der Sprache des epischen Erzählers, des rheinländischen Hausfreunds, sowie auf den Stilmitteln, die die Absichten des Autors umsetzen. Wie hat es Johann Peter Hebel geschafft, sein Ziel zu erreichen, welches er in einem Brief an das Großherzogliche Ministerium in Karlsruhe formulierte: den Kalender des rheinischen Hausfreundes „zur willkommenen wohltätigen Erscheinung und womöglich zum vorzüglichsten Kalender in ganz Deutschland und zum Siegenden in jeder möglichen Konkurrenz zu machen.“[1] Natürlich ist es in diesem begrenzten Rahmen nur ausschnittsweise möglich, die Kunst und Stilmittel Hebels herauszustellen. So werden nur die Hauptaspekte seiner Arbeit behandelt. Zuvor ist es aber notwendig einen literaturwissenschaftlichen und kurzen historischen Kontext zu schaffen.

2. Literaturwissenschaftliche Einordnung der Kalendergeschichte

Nach der Definition des Brockhaus bedeutet Kalendergeschichte eine „kurze Prosaerzählung unterhaltender oder nachdenklicher Begebenheiten, seit dem 18. Jahrhundert Bestandteil von Volkskalendern“.[2] Doch so einfach lässt sich diese Gattung nicht bestimmen. Für Ruth Kilchenmann liegt „die Ortsbestimmung der Kalendergeschichte [...] eher in einer mehr oder weniger genauen Abgrenzung gegenüber anderen Prosakurzformen,...“[3]. Eine genaue Vorstellung baut diese Aussage leider nicht auf, sondern lässt erkennen, dass es - wie bei den meisten Versuchen eine exakte Gattungsbestimmung zu leisten - kaum möglich ist, „eine feste, unumstrittene und unumstößliche Definition zu geben.“[4] Einen pragmatischen Ansatz versucht Ludwig Rohner, indem er die Kalendergeschichte als „eine kürzere Erzählung (zwischen zwei und zwanzig Seiten im Umfang)“ charakterisiert und in die starke Wechselbeziehung mit ihrem Medium Kalender als Hauptmerkmal festlegt.[5]

Diese Thesen entkräftet jedoch Jan Knopf in seinem Arbeitsbuch „Die deutsche Kalendergeschichte“ anhand verschiedener Gegenbeispiele und stellt klar, dass nicht das „Erzählerische“ im Vordergrund steht. Sondern den „pointierten Dialog pflegen“, ist nach seiner Ansicht die Absicht der Kalendergeschichten.[6] In der Diskussion um die Einordnung in schon vorhandene literarische Gattungen stehen die formalen Merkmale zu stark im Vordergrund, die man in bekannte literaturwissenschaftliche Denkweisen einzubinden versucht. Die Kalendergeschichten zu definieren, als für den Kalender geschrieben, ist ebenfalls kein nachprüfbares Kriterium, da diese Tatsache allein vom Verfasser selbst abhängt und höchstens vom Druckort ablesbar wäre, was aber kaum nachprüfbar ist.[7] Ähnlich wie der Roman in seiner Entstehungszeit im 19. Jahrhundert, löst sich die Kalendergeschichte von festen Definitionen und Normen ab, indem sie die unterschiedlichsten literarischen Gattungen aufnimmt, offen ist für bildnerische Darstellungen und somit „das ‚Literarische’ in Frage stellt“.[8]

Um nun die Kalendergeschichte literarisch einordnen zu können, benennt Knopf drei Kennzeichen, an denen ein Widerspiegeln des Kalenders in den Geschichten abzulesen ist:

Das Historische: Der Charakter des Kalenders zeigt sich im Festhalten historischer Ereignisse in den Geschichten, die, wie auch der Kalender, eine historiographische Funktion übernehmen.

Das Dialogische: Die dialogische Form des Kalenders äußert sich u.a. im direkten Ansprechen des Lesers. Der Kalender wirkt als ein Dialogpartner, indem der Leser ihn als Kalendermann personifiziert.[9]

Das Volkstümliche: Die volkstümliche Eigenart des Kalenders drückt sich in der Zielgruppe der Kalendergeschichten aus. Hauptsächlich das Bürgertum wurde angesprochen und fand sich in den Geschichten wieder. Denn genau ihre Probleme und Geschehnisse wurden darin behandelt, im Gegensatz zu der restlichen Literatur, die nach wie vor von den Adligen gemacht und rezipiert wurde.

Zusammenfassend ist die Kalendergeschichte „eine Geschichtsschreibung epischen Charakters“, im Gegensatz zu klassischen Gattungen jedoch nicht eindeutig literaturwissenschaftlich einzuordnen. „Die Formen-Vielfalt ist und bleibt das entscheidende Merkmal der „Geschichten zur Geschichte“, ...“[10]

Festzuhalten ist jedoch, dass sich dennoch mit der Lösung vom Medium eine literarische Gattung „Kalendergeschichte“ erkennen lässt. In der Hebelschen Sammlung „Das Schatzkästlein des rheinischen Hausfreund“ mutieren die Kalenderbeiträge zu einer Literaturform, denn hier stehen sie nur für sich und haben sich von ihrem Kalender freigemacht.[11]

[...]


[1] Johann Peter Hebel: Brief an das Großherzogliche Ministerium (17.11.1811). In: Johann Peter Hebels Kalendergeschichten Texte und Materialien zum Literaturunterricht hg. von Rainer Kawa, u.a., Frankfurt/Main, Berlin, München 1982, S.64.

[2] www.brockhaus.de vom 28.2.2003

[3] Ruth Kilchenmann: Rezept für die bösen Weiber. Kalendergeschichten von Grimmelshausen bis Brecht. Wuppertal-Barmen 1970, S.19.

[4] Kilchenmann: Rezept für die bösen Weiber, S.19.

[5] Ludwig Rohner: Kalendergeschichten und Kalender. Wiesbaden 1978, S.351.

[6] Jan Knopf: Die deutsche Kalendergeschichte. Ein Arbeitsbuch von Jan Knopf. Frankfurt/Main 1983, S.20.

[7] Vgl. Ebd., S.21.

[8] Ebd., S.22.

[9] Ebd., S.23.

[10] Knopf: Die deutsche Kalendergeschichte, S.25.

[11] Vgl. Ebd., S.121.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Johann Peter Hebels Rheinischer Hausfreund und seine Sprache
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaften)
Veranstaltung
Proseminar Kalendergeschichten
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V77549
ISBN (eBook)
9783638829755
Dateigröße
444 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johann, Peter, Hebels, Rheinischer, Hausfreund, Sprache, Proseminar, Kalendergeschichten
Arbeit zitieren
M.A. Jonas Reese (Autor:in), 2002, Johann Peter Hebels Rheinischer Hausfreund und seine Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77549

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