Migrationstheorien


Ausarbeitung, 2000

4 Seiten


Leseprobe


I. Ökonomische Theorien:

1. Neoklassische Ökonomie: Makro-Theorie:

- Vertreter: Lewis (1954); Ranis und Fei (1961); Harris und Todaro (1970); Todaro (1976)
- begründet Migration mit Lohnunterschieden zwischen Ländern
- mit dem Ausgleich der Lohnunterschiede endet auch die Migration
- Migrationsströme der Facharbeiter können entgegengesetzt zu denen der ungelernten Arbeiter verlaufen, weil die Lohnentwicklung unterschiedlich verlaufen kann
- der Schlüssel zur Kontrolle der Migration liegt für Regierungen in der Kontrolle des Arbeitsmarktes

2. Neoklassische Ökonomie: Mikro-Theorie:

- Vertreter: Sjaastad (1962); Todaro (1969, 1976, 1989); Todaroo und Maruszko (1987)
- Modell der individuellen Entscheidung nach Kosten-Nutzen Kalkül
- Migrationsströme nur als Summe individueller Migrationsentscheidungen
- Kontrolle der Einwanderungen durch Regierungen in erster Linie über Beeinflussung der Nutzen-Erwartung im Ziel- bzw. Herkunftsland, z.B. Arbeitsbeschränkung oder psychologische und materielle Kosten einer Migration erhöhen um Einwanderung zu verhindern; Entwicklungsprogramme um Löhne in den Herkunftsländern zu verbessern

3. New economics of migration:

™- Vertreter: Stark und Levhari (1982), Stark (1984, 1991), Stark und Bloom (1985), Katz und Stark (1986), Lauby und Stark (1988), Taylor (1986)
™- geht davon aus, daß eine Migrationsentscheidung nicht von dem Individuum alleine getroffen wird, sondern typischerweise in der Familie bzw. im Haushalt
™- Lohnunterschiede alleine rufen nicht zwangsläufig Migration aus, Haushalte können auch Anreize durch Risikominimierung erhalten, ohne daß dabei ein Einkommensunterschied entsteht
™- es besteht nicht nur die Wahl zwischen lokalem und fremden Arbeitsmarkt, sondern häufig engagieren sich die Familien in beiden
™- auch bei Verbesserung des lokalen Arbeitsmarktes kann trotzdem an der Migration festgehalten werden, um zusätzliches Geld zu erwirtschaften (Investition) oder um Risiken entgegezuwirken ➔ ökonomische Entwicklungshilfe unterbindet nicht die Migration
™- Regierungen können Migration nicht nur mit Arbeitsmarktmaßnahmen beeinflussen; sie müssen auch Versicherungsmärkte, Kapitalmärkte; staatliche Versicherungsprogramme, vor allem bei Arbeitslosigkeit beeinflußen die Anreize zur Migration

4. Dual labor market theory:

- Piore (1979) als Hauptvertreter

- geht davon aus, daß die Internationale Migration von den Arbeitsforderungen der modernen industriellen Gesellschaften gelenkt wird

- Migration resultiert aus 4 Eigenschaften der Industriegesellschaften

1.) Strukturelle Inflation
2.) Motivationsprobleme
3.) Ökonomischer Dualismus
4.) The demography of labor supply

- Regierungen können mit Maßnahmen, die Löhne und Beschäftigungsraten beeinflussen sollen, nur sehr unwahrscheinlich die Migration beeinflussen; die Immigranten erfüllen eine Nachfrage an Arbeitern, die strukturell in der Ökonomie der Industrienationen verankert ist, so daß eine Veränderung dieser Nachfrage eine grundlegende Veränderung in der Ökonomie voraussetzen würde

5. World Systems Theory:

➔ Vertreter: Wallerstein (1974) Portes und Walton (1981), Petras (1981), Castells (1989), Sassen (1988, 1991), Morawska (1990)
➔ versucht, internationale Migration mit der globalen Wirtschaftsentwicklung zu erklären
➔ Ströme der Arbeit folgen Strömen der Waren und entwurzelte, mobile Bevölkerung entsteht
➔ Einfluß auf Migration über Einfluß auf Investitionen in den Entwicklungsländern, sowie durch Kontrolle von Waren- und Kapitalströmen ➔ unwahrscheinlich, weil schwer durchzusetzen, würde internationale Handelsdiskussionen hervorrufen und eine weltökonomische Rezession riskieren

II Netzwerk-Theorie:

- Vertreter: Hugo (1981), Taylor (1986), Massey and García Espana (1987), Massey (1990) Gurak und Caces (1992)
- Migrantennetzwerke sind Sets interpersoneller Beziehungen zwischen ehemaligen Migranten, Migranten und Nichtmigranten im Heimatland
- erhöhen die Wahrscheinlichkeit internationaler Migration indem sie die und Risiken der Migration senken
- Regierungen haben so gut wie keinen Einfluß, da die Netzwerke nicht in ihrem Einflußbereich liegen; Regierungen könnten höchstens die Migration kontrollieren, indem sie die Wiedervereinigung der Migranten mit ihren Familien unterstützen, z. B. indem sie Familienmitgliedern bestimmte Einreiseerlaubnisse erteilen

III. Institutionelle Theorie:

- Mit dem Beginn internationaler Migration entstanden auch private Organisationen (Schwarzmarkt und humanitäre Organisationen)
- diese Organisationen institutionalisieren sich und werden für die Migranten zu sozialem Kapital
- wenn Organisationen die internationale Migration unterstützen, wird diese selbst zunehmend institutionalisiert und unabhängig von den ursprünglich auslösenden Faktoren
- Regierungen können Migrationsströme nur noch schwer kontrollieren, weil der Prozeß der Institutionalisierung schwer zu beeinflussen ist

IV. Cumulative Causation:

- Vertreter: Myrdal (1957), Massey (1990b), Stark, Taylor und Yitzhaki (1986), Taylor (1992)
- Soziale, kulturelle und ökonomische Veränderungen, die in den Ziel- und Herkunftsländern entstehen, geben der Migration ein dynamisches Moment und sind schwer von Regierungen zu beeinflussen
- die soziale Besetzung bestimmter Berufe mit dem Begriff des Immigranten-Jobs macht dauerhaft Immigranten erforderlich, weil diese Jobs abgelehnt werden

V. Migrations -System-Theorie:

- Vertreter: Fawcett (1989), Zlotnik (1992)
- keine selbständige Theorie, mehr eine Verallgemeinerung der vorangegangenen Annahmen
- politische und ökonomische Beziehungen wirken stärker als geographische Nähe
- multipolare Systeme sind möglich
- Politische und ökonomische Strukturen verändern sich, so daß Länder hinzukommen oder ausbleiben können, weil sich die soziale, politische oder ökonomische Lage verändert hat

Literatur:

Douglas S. Massey, Joaquín Arango et al.: Theories of International Migration: A Review an Appraisal. In: Population and Development Review 19, No. 3, 1993.

In: Robin Cohen: Theories of migration. Cheltenham/ Brookfield: Edward Elgar Publishing, 1996

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Details

Titel
Migrationstheorien
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V99774
ISBN (eBook)
9783638982115
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migrationstheorien
Arbeit zitieren
Claudia Neumann (Autor:in), 2000, Migrationstheorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99774

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