Forschungsarbeit, 2013
40 Seiten, Note: 1,7
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Stand der bisherigen Forschung
3 Humankapitaltheorie und Ableitung der Hypothesen
3.1 Humankapital als Determinante der beruflichen Stellung
3.2 Ableitung der Hypothesen
4 Datengrundlage und methodisches Vorgehen
4.1 Datenbasis
4.2 Operationalisierung der Variablen
5 Deskriptive Analysen
6 Multivariate Analysen
7 Zusammenfassung der Ergebnisse und Diskussion
Anhang
Literaturverzeichnis
Tabelle 1
Tabelle 2
Die im Arbeitsmarkt herrschenden Differenzen im Status, die Veränderungen der gesellschaftlichen Bedingungen zur Folge haben, stellen immer wieder ein gesellschaftlich relevantes und brisantes Thema dar, das in den öffentlichen und politischen Debatten einen zunehmend hohen Stellenwert einnimmt. So wird in der wissenschaftlichen Literatur nach den möglichen Ursachen für bestehende Unterschiede im beruflichen Status gefragt. Als potentielle Determinante für die beobachteten Differenzen zwischen Erwerbspersonen werden unter anderem unterschiedlich hohe Investitionen in die Bildung und damit in das Humankapital genannt (vgl. Kühne 2009: 53f.).
Der Anreiz für diese Untersuchung ist die Tatsache, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt auch trotz gleicher formaler Bildungsqualifikationen nach wie vor benachteiligt sind. Auf diesen Umstand deuten etwa die Ergebnisse einer empirischen Analyse von Achatz hin (vgl. Achatz 2008: 290f.). Dies erscheint aus soziologischer Perspektive insofern sinnvoll, als die Unterschiede im Hinblick auf die erreichte berufliche Position der ersten Stelle nicht notwendigerweise auf die unterschiedliche Ausstattung der Absolventinnen und Absolventen mit Humankapital zurückzuführen sind, sondern vielmehr Hinweise auf die soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern liefern können.
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem Einfluss von Humankapital auf die erste Stellung im Beruf von Hochschulabsolventen. Im Vordergrund dieser Arbeit steht hierbei die Frage, inwieweit sich die Absolventen hinsichtlich der beruflichen Position voneinander unterscheiden und ob diese Ungleichheit auf die unterschiedliche Humankapitalausstattung zurückgeführt werden können. Zur Erklärung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit Hochschulabschluss wird der humankapitaltheoretische Ansatz herangezogen. Gemäß der Humankapitaltheorie wird in diesem Beitrag angenommen, dass für das Erlangen einer leitenden Postion die Höhe des vorhandenen Humankapitals, welche sich aus den getätigten Bildungsinvestitionen ergibt, eine wesentliche Rolle spielt und damit als zentrale Determinante anzusehen ist. Anhand unserer Studie soll somit die Bedeutung der Humankapitalinvestitionen von Akademikerinnen und Akademikern auf dem Arbeitsmarkt aufgedeckt werden.
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Zunächst wird der aktuelle Forschungsstand zum Einfluss von Humankapital auf die erste berufliche Position von Personen mit Hochschulabschluss zusammengefasst. Anschließend stellen wir den humankapitaltheoretischen Ansatz zur Erklärung von Unterschieden in der ersten beruflichen Position von Hochschulabsolventen vor und entwickeln unsere forschungsleitenden Hypothesen. Nach der Zusammenfassung bisheriger empirischer Ergebnisse und Darstellung des theoretischen Ansatzes und der daraus abgeleiteten Hypothesen, folgt nun die Beschreibung der in der Untersuchung verwendeten Datenbasis und die Operationalisierung der Variablen. Abschließend werden die zentralen Ergebnisse unserer Analysen präsentiert und kritisch diskutiert.
Die Wirkung von Humankapitalinvestitionen auf den beruflichen Verlauf von Hochschulabsolventen wurde bereits in zahlreichen empirischen Studien untersucht. Einige Untersuchungen geben z.B. Hinweise darauf, dass promovierte Akademiker eine höhere Inhalts- und Statusadäquanz der ersten Erwerbstätigkeit aufweisen sowie eher eine leitende Position erreichen als nicht- promovierte Absolventen, wobei Falk und Huyer-May einen eher schwachen Effekt der Dissertation berichten. Die beiden Autorinnen weisen in ihrer Analyse außerdem darauf hin, dass das Vorhandensein eines Doktortitels die berufliche Situation von Absolventen deutlich verbessert und zwar nicht nur hinsichtlich der Angemessenheit der beruflichen Position, sondern auch im Hinblick auf das bei der aktuellen Arbeitsstelle erzielte Einkommen, wobei der Einfluss einer Promotion auf das Einkommen insbesondere bei den Absolventen ingenieurwissenschaftlcher Fächer zu beobachten ist. Zu einem ähnlichen Resultat, allerdings im Hinblick auf den Berufserfolgsindikator wie die Adäquatheit der ausgeübten Erwerbstätigkeit, kommt auch Sarcletti (vgl. Sarcletti 2009: 229; Falk/Huyer-May 2011: 5, 42, 69). Kühne berichtet ebenfalls einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen Promotion und Berufserfolg und stellt außerdem eine positive Korrelation zwischen der vor dem Studium absolvierter Berufsausbildung und der Stellensuchdauer als Indikator des beruflichen Erfolgs fest. Demnach geht der Abschluss einer beruflichen Ausbildung mit einem Anstieg des individuellen Humankapitalbestandes und damit einer kürzeren Suchdauer einher (vgl. Kühne 2009: 54, 212f.). Sarcletti konnte dagegen in seiner Dissertation zeigen, dass außerhalb eines Studiums erworbene Qualifikationen und Kompetenzen wie absolvierte Praktika und studentische Nebentätigkeiten positiv mit dem Erlangen einer höheren Stellung im Beruf assoziiert sind, wobei der Effekt von Erwerbstätigkeiten neben dem Studium etwas geringer ausfällt. Der festgestellte Zusammenhang konnte allerdings nur für Absolventen der Fachhochschulen und bei Absolventen von berufsbezogener Fächer bestätigt werden (vgl. Sarcletti 2009: 231f.). Es konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass der Erwerb von außerfachlichen Qualifikationen mit einem vergleichsweise schnellen Berufseinstieg von Akademikern verbunden ist, wobei diese positive Wirkung der Praxiserfahrungen hauptsächlich für die Ausübung studentischer Erwerbstätigkeiten nachgewiesen werden konnte (vgl. ebd.: 233). Die gleichen Effekte wurden dabei für einen anderen Berufserfolgindikator wie das Einstiegseinkommen gefunden (vgl. ebd. 243). Auch Krempkow und Popp kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie Kühne und Sarcletti, wonach es eine Beziehung zwischen einer vor dem Studium abgeschlossener Berufsausbildung und Praktika auf den Berufserfolg von Absolventen wie das Einkommen gibt (vgl. Krempkow/Popp 2002).
In Bezug auf den Indikator des Berufserfolgs wie berufliche Stellung von Hochschulabsolventen gibt es vergleichsweise wenige empirische Studien. Die meisten dieser Untersuchungen analysieren dabei in der Regel vielfältige Faktoren, die sich potentiell auf das Einkommen der Absolventen auswirken können.
Im Folgenden wird der humankapitalistische Erklärungsansatz vorgestellt. Anschließend erfolgt aus der vorgestellten Theorie die Herausbildung der jeweils zu überprüfenden Hypothese bezüglich der Einflussgrößen auf die erste berufliche Stellung von Akademiker/innen.
Der Ausgangsgedanke der vorliegenden Studie stellt die neoklassische Humankapitaltheorie dar. Sie gehört zu einem der bekanntesten theoretischen Ansätze, der einen bedeutsamen Beitrag dazu leisten soll, die beobachteten interindividuellen Unterschiede zwischen den Hochschulabsolventen verschiedener Studienfächer in der ersten beruflichen Stellung zu erklären. Der Humankapitalansatz führt solche Differenzen vor allem auf Unterschiede in der Bildungsnachfrage bzw. im Hinblick auf unterschiedlich hohe Investitionen in Humankapital zurück (vgl. Becker 1993).
Einer der Begründer der Humankapitaltheorie ist Theodore W. Schultz, der in seinem Werk „Investment in Human Capital“ die Bedeutung des Humankapitals für das Wirtschaftswachstum thematisiert und aufzuzeigen versucht, dass die Steigerung des Einkommens mit zunehmendem Bestand an Humankapital oder steigenden Bildungsinvestitionen einhergehen kann (vgl. Schultz 1961). Die wohl relevantesten Weiterentwicklungen des humankapitalistischen Ansatzes gehen dabei vor allem auf einen der bedeutendsten Ökonomen Gary S. Becker zurück, der in seiner umfangreichen theoretischen und empirischen Untersuchung „Human Capital. A theoretical and empirical analysis with special reference to education“, nicht die materiellen Güter an sich wie z.B. das physische- oder Sachkapital, das etwa aus Besitz von Maschinen und Mietshäusern besteht, sondern vielmehr ein steigender Humankapitalbestand und ein höheres Bildungsniveau eines Individuums bzw. Fähigkeiten und Kenntnisse, die ein Mensch wirtschaftlich einsetzen und am Arbeitsmarkt verwerten kann, als eine wesentliche Determinante der Einkommenssteigerung und damit des Wirtschaftwachstums betrachtet: „The search for better explanations has led to improved measures of physical capital and to an interest in less tangible entities, such as technological change and human capital. Also behind this concern is the strong dependence of modern military technology on education and skills, the rapid growth in expenditures on education and health, the age-old quest for an understanding of the personal distribution of income, the recent growth in unemployment in the United States […] and several othes economic problems.” (Becker 1993: 11f.) Der humankapitalistische Ansatz basiert auf der Annahme, dass Akteure analog zum Erwerb von physischem Kapital zur Bildung und Verbesserung des Humankapitals, also der Wissensbestände, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die produktivitätssteigernd wirken, beitragen können. Dabei unterliegt ähnlich wie Sachkapital auch Humankapital einer gewissen Abschreibung und Abnutzung, so dass einst erworbenes Wissen sehr rasch veraltet und damit an seinem Wert verliert. Im Gegensatz zu Sachkapital ist allerdings Humankapital nicht unmittelbar beobachtbar und stellt als menschliche Ressource kein Transaktionsobjekt dar, d.h. das Humankapital eines Individuums ist an das jeweilige Individuum, das es gebildet hat, gebunden und daher im Unterschied zu Sachkapital nicht transferierbar oder auf Märkten handelbar (vgl. Franz 1994: 87; Abraham/Hinz 2008: 33; Becker 1993: 16; Knecht 1988: 40f.).
Der Humankapitalbegriff wird in der Literatur unterschiedlich weit gefasst. Unter Humankapital fasst man grundsätzlich die Gesamtheit aller produktiven und betrieblich verwertbaren Merkmale eines Individuums wie etwa Intelligenz, Gesundheit oder Kreativität auf. Im arbeitsmarkttheoretischen Kontext wird das menschliche Humankapital dagegen insbesondere auf Schul-, berufliche (Aus-)Bildung und Berufserfahrung reduziert (vgl. Esser 2000: 215). So wird von Franz zwischen dem „schulischen“ und „beruflichen“ Humankapital unterschieden, und zwar in Abhängigkeit davon, wo dieses erworben wurde. Je höher der Bestand an Humankapital, also an Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten von Akteuren, umso höher ist auch deren Produktivität (vgl. Franz 1994: 87). Dagegen unterscheidet Becker im Rahmen der Humankapitaltheorie zwischen allgemeinem und betriebsspezifischem Humankapital (Becker 1993: 33). Das allgemein verwertbare Humankapital bezieht sich auf die allgemeingültigen Fähigkeiten und Qualifikationen einer Person wie beispielsweise Schreib- und Lesekompetenzen. Diese grundlegenden Kompetenzen sind unabhängig vom Wirtschaftszweig oder Arbeitgeber und können universell eingesetzt werden, d.h. die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten sind nicht nur im Ausbildungsunternehmen, sondern in jedem anderen Betrieb oder Wirtschaftszweig produktiv anwendbar (vgl. Abraham/Hinz 2008: 37; Robbers 1993: 10f.; Becker 1993: 33). Das spezifische Humankapital umfasst im Gegensatz dazu spezifische Qualifikationen und Kompetenzen einer Person, die nur an den jeweiligen Wirtschaftszweig oder Arbeitgeber gebunden und daher nicht ohne Weiteres auf Tätigkeiten in anderen Unternehmen übertragbar sind. Diese Fähigkeiten werden oftmals durch die Berufserfahrung in einem berufsbildenden Unternehmen angeeignet (Abraham/Hinz 2008: 37; Robbers 1993: 10ff.; Becker 1993: 40). Dabei sind Investitionen in betriebsspezifisches Humankapital mit einer höheren Produktivität des Arbeitnehmers in einem bestimmten Ausbildungsbetrieb verbunden als in anderen Unternehmen (vgl. Robbers 1993: 10).
Becker nimmt an, dass Humankapitalinvestitionen getätigt werden müssen, um die individuellen Fähigkeiten und somit die individuelle Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Dabei werden neben Schulbildung und betrieblicher Ausbildung auch medizinische Versorgung, Migration sowie Beschaffung von Informationen als Investitionen in Humankapital genannt: „The many forms of such investments include schooling, on-the-job-training, medical care, migration, and searching for information about prices and income [...].“ (Becker 1993: 11) Nach Becker sollen sich jedoch vor allem Schul- und Berufsbildung bzw. Ausbildung am Arbeitsplatz auf die Produktivität und damit den ökonomischen Wert eines Menschen auf dem Arbeitsmarkt auswirken (vgl. ebd.: 31). Die zentrale Annahme der Humankapitaltheorie besteht folglich darin, dass ein größerer Humankapitalbestand eines Individuums bzw. die durch Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse eine höhere Produktivität bewirken, was wiederum zur Erzielung von höheren zukünftigen Erträgen führt. Becker zufolge sind die von einer Person getätigten Investitionen in ihre Bildung darauf ausgerichtet, höhere zukünftige Erträge sowohl in Form von monetären als auch von nichtmonetären, psychischen „Einkommen“ wie etwa Zufriedenheit mit dem Beruf oder Prestige zu realisieren: „[…] all these investments improve skills, knowledge, or health, and thereby raise money or psychic incomes.” (vgl. Becker 1993: 11)
Es bestehen gemäß der Humankapitaltheorie Unterschiede zwischen verschiedenen Erwerbspersonen im Hinblick auf ihre Bildung und der Humankapitalansatz berücksichtigt diesen Sachverhalt, um Differenzen im Berufsleben zu erklären. Der humankapitalistische Ansatz ist somit in erster Linie eine Theorie zur Erklärung von Bildungsinvestitionen (vgl. ebd.: 30). Da Bildung und die durch Bildung erworbene Wissensbestände und Fähigkeiten und die damit verbundene höhere zukünftige Produktivität eines Arbeitnehmers knappe Kapitalgüter darstellen, wird gemäß der Theorie angenommen, dass diese nur unter Kosten erworben werden können: „Presumably, future productivity can be improved only at a cost, for otherwise there would be an unlimited demand for training. Included in cost are the value placed on the time and effort of trainees, the ‘teaching’ provided by others, and the equipment and materials used.” (Becker 1993: 31) Da vollständige ökonomische Rationalität menschlichen Handelns unterstellt wird (Abraham/Hinz 2008: 33; Knecht 1988: 40), wird angenommen, dass Individuen so lange in das eigene Humankapital investieren, bis die erwarteten Ausbildungsrenditen die aufgewendeten Kosten für die Bildung und die entgangenen Gewinne während der Ausbildungszeit übersteigen. Dabei sind Bildungsinvestitionen sowohl mit direkten bzw. monetären wie etwa Studiengebühren als auch indirekten bzw. nicht-monetären Kosten verbunden. Zu den letzteren Kosten, die bei Bildungsinvestitionen anfallen, zählen insbesondere der zeitliche Aufwand, Verzicht auf Einkommen während der Ausbildung sowie geistige Anstrengungen (vgl. Abraham/Hinz 2008: 33). Ausgehend von einem rationalen Akteur sind insofern Investitionen in humanes Kapital das Resultat der Abwägungen von Kosten und erwartbaren Zukunftsnutzen. Nach diesem Kalkül bzw. bezogen auch auf die bei Investitionen anfallenden Opportunitätskosten entscheidet der Akteur selbst darüber, ob mehr oder weniger in Bildung investiert wird: „Der potentielle Investor in Humankapital steht vor der Entscheidung, ob er Bildungsgüter erwirbt (d.h. damit in das ‘Humankapital‘ investiert) oder ob er seine Arbeitskraft direkt an einen Unternehmer verkauft und dafür Einkommen bezieht.“ (Becker/Wagner 1977: 129)
In Anlehnung an den oben genannten Erklärungsansatz von Becker kann davon ausgegangen werden, dass eine positive Korrelation zwischen Humankapitalinvestitionen und der ersten beruflichen Stellung von Personen mit einem Hochschulabschluss besteht. Dieser Zusammenhang lässt sich anhand der ersten zu überprüfenden Hypothese ableiten:
Hypothese 1:
Wenn Absolventen über weitere Hochschulabschlüsse verfügen, dann haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, in einer hohen Position tätig zu sein.
Nach Becker fallen verschiedene grundlegende Kompetenzen wie beispielsweise Schreiben und Rechnen unter das allgemeine Humankapital. Der Abschluss eines weiteren Hochschulstudiums stellt somit nach den humankapitaltheoretischen Annahmen das allgemeine Humankapital der Absolventen dar, das nicht durch die Berufserfahrung angeeignet wird. Es lässt sich vermuten, dass diese allgemeingültigen Kompetenzen und Qualifikationen einen generell positiven Einfluss auf das Erreichen von leitenden beruflichen Positionen ausüben, denn Erwerb zusätzlicher allgemeiner Bildungsabschlüsse oftmals mit der Steigerung der vorhandenen Fertigkeiten von Absolventen einhergehen kann. Diese können dann in allen Unternehmen effizient genutzt werden.
Auch betriebliche Ausbildung würde nach dem humankapitaltheoretischen Ansatz zur Erklärung der Unterschiede bezüglich der Stellung im Beruf von Universitätsabsolventen in ihrer ersten Erwerbstätigkeit beitragen. Gemäß der Humankapitaltheorie handelt es sich bei Berufsausbildung um Investitionen in betriebsspezifisches Humankapital. Mit diesem Erklärungsansatz argumentiert, dürften demnach diejenigen AkademikerInnen, die in ihre spezifische Ausbildung investiert haben, indem sie Berufsausbildung etwa im Rahmen des dualen Studiums absolviert haben, höhere Positionen vor allem im ausbildenden Unternehmen erreichen, da arbeitsmarktspezifische Humankapitalinvestitionen die Arbeitsproduktivität in dem Unternehmen erhöht, das ausgebildet hat. Demnach ist von einem positiven Effekt der Berufausbildung auszugehen. Hierzu prüfen wir die folgende Hypothese:
Hypothese 2:
Die Wahrscheinlichkeit für Absolventen in einer hohen Position tätig zu sein ist höher, wenn sie einen beruflichen Ausbildungsabschluss erworben haben.
Da wir jedoch in den oben formulierten Hypothesen keine Differenzierung in allgemeines und spezifisches Humankapital vornehmen, wird dieser Aspekt keiner weiteren Analyse unterzogen.
Es lässt sich vermuten, dass auch studienbezogene Auslandsaufenthalte, praktische Erfahrungen wie absolvierte Praktika im Studium sowie studentische Erwerbstätigkeiten weitere Faktoren sind, die ebenfalls einen Beitrag dazu leisten sollen, Unterschiede in der beruflichen Stellung der Absolventen zu erklären, weil auch diese Investitionen mit dem Erwerb von wichtigen Humankapital verbunden sind. Der hier jeweils unterstellte positiver Effekt wird schließlich durch die folgenden Hypothesen ausgedrückt:
Hypothese 3:
Wenn Absolventen Auslandserfahrung haben, dann haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, in einer hohen Position tätig zu sein.
Hypothese 4:
Die Wahrscheinlichkeit für Absolventen in einer hohen Position tätig zu sein ist höher, wenn sie während des Studiums Praktika bzw. Praxissemester absolviert haben.
Hypothese 5:
Wenn Absolventen während ihres Studiums erwerbstätig waren, dann haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, in einer hohen Position tätig zu sein.
Auf Grundlage des humankapitalistischen Ansatzes ist im Allgemeinen davon auszugehen, dass Studierende, die bereits während ihres Studiums besonders in ihre Bildung und somit in ihr Humankapital investiert haben, eher eine hohe berufliche Stellung in der ersten Erwerbstätigkeit nach Abschluss des Studiums erlangen als Studierende die weniger Bildungsinvestitionen getätigt haben. Es kann darüber hinaus vermutet werden, dass in den Bildungserwerb auch deshalb investiert wird, weil Bildungsaktivitäten in Zukunft neben dem zu erwartenden höheren monetären Gewinn auch weitere Erträge liefern können etwa in psychischer Hinsicht. So können Investitionen in Bildung ebenfalls das „psychische Einkommen“ steigern wie berufliches Prestige, Status und soziale Anerkennung. Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass das Niveau der Bildung der Absolventen für erhebliche Differenzen in der beruflichen Stellung in der ersten Arbeitsstelle sorgt, da allen befragten Personen gemeinsam ist, dass sie mindestens eine abgeschlossene Hochschulausbildung aufweisen. Die beobachteten interindividuellen Unterschiede hinsichtlich der beruflichen Position von Hochschulabsolventen könnten somit, unabhängig von anderen Determinanten, als das Resultat von zusätzlich getätigten Investitionen in die Bildung angesehen werden. Absolventen, die also neben ihrem Diplom-, Magister- oder Bachelorabschluss in einem bestimmten Studienfach beispielsweise noch eine Berufsausbildung, ein weiteres Studium absolviert oder studienbegleitende Nebentätigkeiten ausgeübt haben, sollten dem Ansatz zufolge eine höhere erste berufliche Stellung erlangen als diejenigen Akademiker, die entsprechend weniger in zusätzliches humanes Kapital investiert haben.
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