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Masterarbeit, 2016
83 Seiten, Note: 1,3
1 Einleitung und Zielstellung
1.1 Motivation
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2 T HEORETISCHER Hintergrund
2.1 Grundlegende Begriffsdefinitionen
2.2 Energieeffizienzmaßnahmen
2.3 Barrieren für Energieeffizienzinvestitionen
3 Investitionsverhalten VON Unternehmen
3.1 Investitionen im Allgemeinen
3.2 Investitionen in Energieeffizienz
4 Empirie
4.1 Konzeption
4.1.1 Der Analytic Hierarchy Process
4.1.2 Diskussion der Methodik
4.2 Eigene Untersuchung
4.2.1 Problemstrukturierung und Aufstellung der Hierarchie
4.2.2 Bewertung der Hierarchieelemente im Paarvergleich
4.2.3 Berechnung der Gewichte der Elemente einer Ebene
4.2.4 Überprüfung der Konsistenz der Bewertungen
4.2.5 Berechnung der Gewichte für die gesamte Hierarchie
4.2.6 Aggregation der Einzelbewertungen zu Gruppenentscheidungen
4.2.7 Sensitivitätsanalyse
4.3 Ergebnisse
4.3.1 Statistische Auswertung
4.3.2 Auswertung des AHP
4.3.3 Sensitivitätsanalyse
5 Diskussion
6 Zusammenfassung undAusblick
Literaturverzeichnis
Anhang A
Abbildung 1: Entwicklung der Energiekosten und des -Verbrauchs in der Industrie [24]
Abbildung 2: Preisentwicklung ausgewählter Energieträger in der Industrie [24]
Abbildung 3: Angaben des Mittelstandes über Investitionshindernisse im Jahr 2014 [29]
Abbildung 4: Angaben über Investitionshindernisse Im Jahr 2015 [31]
Abbildung 5: Gründe für Investitionen Im Unternehmen [29]
Abbildung 6: Angaben über priorisierte Unternehmensbereiche Im Jahr 2015 [31]
Abbildung 7: Anteil Energleefflzlenzlnvestltlonen an Gesamtinvestitionen [63]
Abbildung 8: Angaben über die Priorität von Energieeffizienz im Herbst 2014 [61]
Abbildung 9: Grundsätzlicher Ablauf des AHP
Abbildung 10: Beispielhierarchie
Abbildung 11 : Hierarchie zur Ermittlung der Rangfolge von Optimierungsbereichen
Abbildung 12: Beispielhierarchie mit Cluster
Abbildung 13: Hierarchie zur Ermittlung der Rangfolge von Optimierungsbereichen mit Cluster
Abbildung 14: Erste obere Diagonale über der Hauptdiagonale
Abbildung 15: Verteilung der Teilnehmer im verarbeitenden Gewerbe
Abbildung 16: Verteilung der Teilnehmer in Bezug auf die Unternehmensgröße
Abbildung 17: Verteilung der Teilnehmer in Bezug auf den präferlerten Bereich
Tabelle 1: Saaty-Skala [100]
Tabelle 2: Rl(n)-Werte [4]
Tabelle 3: Vergleich der Saaty-Skala mit der Balanced Scale [100; 113]
Tabelle 4: Verteilung der Teilnehmer in Bezug auf Ihre Präferenz (verarbeitendes Gewerbe)
Tabelle 5: Verteilung der Teilnehmer in Bezug auf Ihre Präferenz (Unternehmensgrößen)
Tabelle 6: Prioritäten der Alternativen
Tabelle 7: Prioritäten der Alternativen (verarbeitendes Gewerbe)
Tabelle 8: Prioritäten der Alternativen (Unternehmensgrößen)
Tabelle 9: Prioritäten der Kriterien
Tabelle 10: Codierung der Alternativen
Tabelle 11 : Codierung der Kriterien
Tabelle 12: Entscheldungsmatrlx
Tabelle 13: 5k,i,j-Werte (absolute Änderungen in der Krlterlengewlchtung)
Tabelle 14: 5'k,i,j-Werte (prozentuale Änderungen in der Krlterlengewlchtung)
Tabelle 15: Krltlkalltät D'k
Tabelle 16: Sensltlvltätskoefflzlent sens Ck
Tabelle 17: PT, PA sowie das kritischste Kriterium (verarbeitendes Gewerbe)
Tabelle 18: PT, PA sowie das kritischste Kriterium (Unternehmensgrößen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Energieeffizienz ist heutzutage nicht nur inา privaten und staatlichen Raum ein sehr populäres Thema, sondern wird auch in sehr kleinen bis großen Unternehmen stark diskutiert. Neben den Einsparungen, die durch Energieeffizienzmaßnahmen in den Unternehmen erreicht werden können, leistet die Energieeffizienz einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Bereits viele kleine Maßnahmen können eine positive Wirkung auf die Umwelt haben. Es ist zu erkennen, wie bedeutend dieses Thema ist. Daher ist es wichtig, Energieeffizienz in Unternehmen und die Umsetzung entsprechender Maßnahmen zu untersuchen.
Die Energiepreise und -kosten der Industrie sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen (ร. Abbildung 1 und Abbildung 2) [24] und obwohl angenommen wird, dass die Preise kurzfristig stagnieren, wird davon ausgegangen, dass diese langfristig weiter steigen werden [45]. Viele Unternehmen sind sogar der Meinung, dass die hohen Rohstoff- und Energiekosten jetzt schon negative Auswirkungen haben [94]. Eine Lösung für diese Problematik sind Einsparungen beim Energieverbrauch, auch unter dem Aspekt, dass andere zeitökonomische Rationalisierungspotenziale in der Produktion zunehmend erschöpft sind. Zeitökonomische Rationalisierungspotenziale sind unter anderem die Optimierung der Durchlaufzeiten, der Bestände und der Arbeitsintensitäten sowie die Erhöhung der Geschwindigkeit bei der Bearbeitung, beim Transport und bei der Handhabung der Werkstücke [85].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der Energiekosten und des -verbrauchs in der Industrie[24]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Preisentwicklung ausgewählter Energieträger in der Industrie [24]
Beim Energie- und Ressourcenverbrauch bestehen große Einsparpotenziale [13; 12; 90], die sich zum Teil mit geringem Aufwand erschließen lassen [85]. Energieeffizienz kann also ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein. Das Thema Energieeffizienz wird aber vernachlässigt [85]. Zahlreiche Barrieren, die im späteren Verlauf erläutert
werden, verhindern die Umsetzung entsprechender Maßnahmen [42; 57; 69; 97; 114; 125; 126; 129].
Das heißt, dass bei der Wahl der Fertigungsprozesse der Energieverbrauch nicht an erster Stelle steht. Andere Kriterien, wie Produktivität, Qualität, Materialkosten und Durchlaufzeiten, entscheiden über die Verfahrensauswahl [17].
Es stellt sich nun die Frage, welche Priorität die Energieeffizienz bei Investitionen in Optimierungsmaßnahmen in der Industrie (produzierendes Gewerbe) genießt und wie diese im Vergleich zu anderen Bereichen priorisiert wird.
Ziel der Arbeit ist es, diese Frage zu beantworten. Dazu wird definiert, welche Optimierungsbereiche zum Vergleich herangezogen werden müssen und welche Kriterien bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Durch eine Befragung (basierend auf den definierten Alternativen und Kriterien) von Personen aus der Industrie werden die jeweiligen Prioritäten ermittelt, untersucht und interpretiert.
Für ein prinzipielles Verständnis der Zusammenhänge werden im ersten Abschnitt dieser Arbeit (Kapitel 2) die grundlegenden Begriffe definiert sowie Energieeffizienzmaßnahmen und deren Flemmnisse erläutert.
Nachfolgend (Kapitel 3) wird darauf eingegangen, wie das Investitionsverhalten von Unternehmen im Allgemeinen und in Bezug auf Energieeffizienzmaßnahmen ist.
In Kapitel 4 wird der Befragungsprozess erläutert, kritisch diskutiert und das Vorgehen bei der Untersuchung dargelegt. Zusätzlich beinhaltet es die Auswertung der erhaltenen Ergebnisse.
In Kapitel 5 werden diese Ergebnisse diskutiert. Im letzten Kapitel (Kapitel 6) finden sich eine Zusammenfassung der vorliegenden Arbeit und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsgebiete.
Inา folgenden Kapitel werden zunächst die wichtigsten Begriffe, die mit Energieeffizienzinvestitionen in Unternehmen im Zusammenhang Stehen, erläutert. Zusätzlich werden Begriffe definiert, die im späteren Verlauf im Rahmen der Empirie von Bedeutung sind. Im Anschluss daran wird darauf eingegangen, welche Möglichkeiten existieren, um Energieeffizienz zu erreichen, und welche Barrieren die Umsetzung verhindern.
Die Definition der folgenden Begriffe ist wichtig, um eine einheitliche Datenbasis zu schaffen. Sie werden dabei zusätzlich durch weiterführende Literatur ergänzt.
Investitionen
In der Literatur existiert keine einheitliche Definition dieses Begriffes. Die Definitionen ähneln sich aber sehr stark [117]. In dieser Arbeit werden Investitionen als zielgerichtete langfristige Kapitalbindungen, also die Bindung finanzieller Mittel in materiellen oder immateriellen Vermögensgegenständen zur Erwirtschaftung zukünftiger Erträge, verstanden [55; 50].
Energieeffizienz
Energieeffizienz beschreibt hier den Versuch, bei möglichst geringem Energieeinsatz eine größtmögliche Ausbringungsmenge zu erzeugen. Ein effizienter Einsatz von Energie kann entweder durch technologischen Fortschritt, menschliche Handlungsweisen oder die Substitution von Brennstoffen erfolgen [12; 85].
Barriere
Eine Barriere ist hier ein Mechanismus, der Investitionen in Technologien verhindert, die sowohl Energieeffizienz als auch eine hohe ökonomische Effizienz aufweisen [125; 42].
Technologie
In der deutschsprachigen Fachliteratur wird der Begriff Technologie vom Begriff Technik abgegrenzt. Dabei wird Technologie in der Regel als ein wissenschaftlich fundiertes Wissen über Ziel-Mittel-Beziehungen verstanden, mit dem technische Probleme gelöst werden können. Das technologische Wissen manifestiert sich also in Form der Technik [23; 46].
Im englischsprachigen Raum wird die Trennung zwischen der immateriellen Technologie und der materiellen Technik nicht konsequent durchgeführt. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine Trennung nicht von Bedeutung, da Unternehmen Technologien unter dem Gesichtspunkt der technischen Umsetzbarkeit betrachten. Tatsächlich sind die Übergänge zwischen beiden Begriffen fließend [46]. In dieser Arbeit wird daher unter dem Begriff Technologie der Begriff Technik mit einbezogen.
Qualität
Qualität ist der „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objektes Anforderungen erfüllt“ [95]. Das bedeutet, dass Qualität darüber Auskunft gibt, in welchem Maße ein Produkt, eine Ware oder Dienstleistung bestimmte Anforderungen erfüllt. Daher kann der Begriff zusammen mit Adjektiven wie schlecht, gut oder ausgezeichnet verwendet werden. Inhärent bedeutet hier dem Objekt innewohnend und bezeichnet unter anderem Länge, Breite, Höhe, Gewicht etc.
Ein Unternehmen, das auf Qualität ausgerichtet ist, hat zum Ziel, dass Produkte sowie Dienstleistungen ihre vorgesehene Funktion sowie Leistung erfüllen. Relevant sind dabei auch der wahrgenommene Wert und Nutzen für den Kunden. Ein qualitätsorientiertes Unternehmen möchte die Erwartungen von Kunden und anderen relevanten Parteien erfüllen [95].
Prozesse
Ein Prozess ist ein „Satz zusammenhängender oder sich gegenseitig beeinflussender Tätigkeiten, der Eingaben zum Erzielen eines vorgesehenen Ergebnisses verwendet“ [95].
Diese Definition ist sehr weit gefasst. In dieser Arbeit aber soll der Prozess auf die Produktion beschränkt bleiben. Prozess wird also mit Produktionsprozess synonym verwendet und wird dann definiert als das „technologisch, zeitlich und örtlich bestimmte!...] [effiziente!·..] Zusammenwirken von Produktionsfaktoren zur Herstellung einer bestimmten Gütermenge in bestimmter Qualität“ [50]. Produktionsfaktoren sind dabei alle materiellen und immateriellen Mittel, die zur Produktion notwendig sind [50].
Supply Chain
Eine Supply Chain erstreckt sich über mehrere Wertschöpfungsglieder, die von der Source of Supply (Lieferanten des Lieferanten) zum Point of Consumption (Kunden der Kunden) reichen [138; 137]. Supply-Chain-Management ist daher die Verknüpfung von Wertschöpfungsgliedern. Umgangssprachlich lässt sich auch vom Lieferkettenmanagement sprechen. Supply-Chain-Management bezieht sich also sowohl auf die Prozesse innerhalb einer Unternehmung (unternehmensinterne Supply Chain) als auch auf die Verknüpfung dieser Unternehmung mit ihrer Umwelt (netzwerkgerichtete Supply Chain) [137].
Es existieren zwei Stellhebel, um Energieeffizienz im Unternehmen zu erreichen, zum einen die Maximierung des Nutzens und zum anderen die Minimierung des Aufwandes [17]. Um diese Stellhebel zu Steuern, gibt es zwei Möglichkeiten: einerseits spezielle Technologien und andererseits universelle Maßnahmen, die die Energie- und Ressourceneffizienz verbessern. Die Technologien lassen sich unterscheiden in Querschnittstechnologien und Prozesstechnologien [41; 12].
Querschnittstechnologien sind Technologien, die branchen- und verfahrensübergrei- fend eingesetzt werden können. Sie stellen in der Regel nur eine Hilfsenergie (Wärme, Licht, Kraft etc.) bereit, die unabhängig ist vom Produktionsprozess [12; 41; 85]. Energieeffiziente Querschnittstechnologien lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen [32]:
- Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme
Zum Beispiel die Direktnutzung der Wärme [56], die Nutzung mechanischer Trocknung (Zentrifuge, Abtrennprozesse) [56] sowie effizienter Wärmetauschanlagen und Industrieöfen [86].
- Motoren und Antriebssysteme
Zum Beispiel energieeffiziente Elektromotoren, Antriebe wie Direktantriebe sowie Regelungen wie Frequenzumrichter [86; 12; 70; 56].
- Pumpen und Pumpensysteme
Bei Pumpen existieren die gleichen Potenziale wie bei den Antriebssystemen [56; 12].
- Druckluft und Druckluftsysteme
Im Allgemeinen sollte Druckluft vermieden werden, da sie ineffizient und teuer ist [56; 12].
- Beleuchtung, Lüftung und Klimatisierung
Zum Beispiel die Verwendung von LED [58; 119] sowie intelligenter Regelungen [56] oder auch Strahlungsheizungen wie Deckenstrahlplatten als Alternative zu Luftheizungen wie Heizregistern [56].
- Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme
Zum Beispiel Verwendung von Freiluftkühlern, Hybridkühlern sowie Grundwasser als Kühlmedium zum Betrieb von Sorptionsanlagen [56].
- Informations- und Kommunikationstechnologien
Prozesstechnologien umfassen alle Technologien, die spezifisch auf bestimmte Branchen, Verfahren und Produkte angewendet werden können. Dies sind zum Beispiel Primäraluminium-Elektrolyseverfahren, Klinker-Drehrohröfen oder auch Papiermaschinen [12; 41].
Zu den universellen Maßnahmen zählen unter anderem die Minimierung des stand- by-Verbrauchs und das Schließen von Kreisläufen [17]. Das Thema Stand-by-Ver- brauch findet oftmals wenig Beachtung, obwohl hier große Einsparpotenziale bestehen können. Bei der Betrachtung des Stand-by-Verbrauchs muss zwischen geplantem und ungeplantem Stillstand unterschieden werden. Im Hinblick auf die Prozessstabilität und mögliche Qualitätsverluste werden Anlagen am Wochenende oftmals nicht ausgeschaltet, sondern in einen Ruhemodus gefahren. Um die An- und Ausschaltzeiten bzw. den Abschalt-Neustart-Zyklus zu optimieren, müssen zuvor detaillierte Verbrauchszahlen der Maschine ermittelt werden [17; 118]. Auch die Implementierung eines Stand-by-Managers kann bei der Energieeinsparung unterstützen. Ein stand-byManager ist eine Software, die selbstständig einzelne Funktionsmodule einer Anlage oder auch die komplette Anlage in einen energiesparenden Zustand versetzen kann [17; 1]. Das Schließen von Kreisläufen bedeutet hier Ressourceneffizienz Z. B. durch die Wiederverwendung von Prozesswässern. Ressourceneffizienz leistet oftmals einen direkten Beitrag zur Energieeffizienz und vice versa [17; 7; 128].
Bei der Implementierung energieeffizienter Technologien und Verhaltensweisen lassen sich generalisierte handlungsleitende Motive ableiten. Diese sind [17]:
- Dimensionierung
Die Dimensionierung von Anlagen sowie Hilfsanlagen und deren Parameter wie Temperaturen, Drücke sowie Luftwechselraten müssen nicht nur bei der Inbetriebnahme, sondern auch nach Erweiterungen sowie Reduktionen der Anlagen angepasst werden.
- Auslastung
Eine hohe Auslastung trägt dazu bei, den Energieverbrauch zu senken. Bei Teillastbetrieb kann ein Frequenzumrichter sinnvoll sein. Wo möglich, sollte während Rüstzeiten (z. B. Maschinenkühlung), über Nacht (z. B. Druckluft) oder über das Wochenende (z. B. Lüftung) in Betracht gezogen werden, komplett abzuschalten.
- Nutzung effizienter Geräte
Der Einsatz energieeffizienter Geräte ist bekannt und wird praktiziert. Handlungsbedarf besteht aber bei der ganzheitlichen Betrachtung energieeffizienter Produktionsprozesse zur Montage und Beschichtung. Fortschritte werden bei der effizienteren Synthese von Chemikalien z. B. durch effiziente Katalysatoren erwartet.
- Verluste vermeiden
Verluste sollten vor allem bei der thermischen Dämmung (bei Öfen, Kesseln, Trocknern, Rohrleitungen sowie Kälteanlagen) vermieden werden. Weitere Möglichkeiten sind die Blindstromkompensation sowie die effizientere Materialnutzung z. B. durch Zuschnittoptimierung und Net-Shape-Formgebung sowie komplexe Produktionsverbünde.
- Rückgewinnung
Rückgewinnung von Material und Energie, z. B. durch Nutzung von Bremsenergie, Kompressionswärme, Abwärme von Galvanisierungsbädern, des „overspray“ in Lackieranlagen, Altmaterial sowie Arbeitsstoffen wie Gussformsand.
- Kontinuierliche Wartung
Kontinuierliche Wartung hilft, ungeplante Stillstände zu vermeiden, z. B. Wartung von Filtern in Lüftungs- und Hydraulikanlagen sowie Reinigung der Reflektoren von Beleuchtungsanlagen.
Obwohl Energiesparmaßnahmen hochrentabel sind [90], investieren viele Unternehmen nicht in Energieeffizienz, sondern in andere weniger rentable Bereiche und sogar gar nicht. Gesprochen wird dann von einem „energy efficiency gap“ oder „energy paradox“. Verursacht wird dieser Umstand durch Barrieren [129; 69; 57; 125]. Es existieren verschiedene Ansätze, die sich größtenteils ähneln, um diese Barrieren einzuteilen [17; 129]. Hier wird einer dieser Ansätze erläutert [129; 97; 126]. Er ist ausreichend, um ein grundlegendes Verständnis zu vermitteln, warum Energieeffizienz bei Investitionsentscheidungen nicht priorisiert wird. Barrieren lassen sich in drei Kategorien aufteilen [129; 97]. Es handelt sich dabei um:
- wirtschaftliche Barrieren,
- organisatorische Barrieren,
- verhaltensbezogene Barrieren.
Die wirtschaftlichen Barrieren lassen sich dabei in Markthemmnisse sowie nicht marktbezogene Hemmnisse einteilen [17; 129]. Den Markthemmnissen werden folgende Bereiche zugeordnet:
- Imperfekte Informationen
Imperfekte Informationen sind mangel- oder fehlerhafte Informationen oder Informationen, die mit hohen Beschaffungskosten verknüpft sind [25; 129]. Energieverbraucher sind oftmals schlecht über ihren Energiebezug, die Marktlage und Technologien informiert [129; 114].
- Informationsasymmetrie
Ist ein Zustand, bei dem ein unterschiedlicher Informationsstand bei zwei Vertragsparteien vorhanden ist [25; 129]. Die Hersteller von energieeffizienten Produkten sind in der Regel besser informiert als mögliche Käufer [129; 125].
- Prinzipal-Agent-Beziehung
Bezeichnet die Beziehung zwischen Parteien, die sich auf unterschiedlichen hierarchischen stufen in einer Organisation oder bei Geschäftsvorgängen befinden und bei der die eine Partei der anderen nur eingeschränkt vertraut. Beispielhaft dafür sind Geschäftsführer, die ihre Führungskräfte in ihren Entscheidungen stark einschränken wie z. B. durch die Forderung sehr kurzer Amortisationszeiten. Das hat zur Folge, dass energieeffiziente Maßnahmen nicht durchgeführt werden, da diese in der Regel eine höhere Amortisationsdauer haben [129; 125; 12; 17].
- Split Incentives
Split Incentives treten dann auf, wenn die finanziellen Einsparungen von Einsparmaßnahmen nicht dem zufallen, der sie tätigt. Dies ist unter anderem der Fall, wenn unternehmensübergreifende Investitionen getätigt werden, die Kosteneinsparungen aber einzelnen Abteilungen zufallen, oder auch, wenn eine Abteilung eine Investition tätigt, Einsparungen aber nur auf der Unternehmensebene sichtbar werden und nicht nach Abteilungen aufgeschlüsselt sind [115; 129; 125].
Nicht marktbezogene Hemmnisse werden in folgende Bereiche eingeteilt:
- Versteckte Kosten
Versteckte Kosten sind Kosten, die bei der Informationsbeschaffung, bei Treffen mit Herstellern und Verkäufern sowie bei der Vertragserstellung und ähnlichen Aktivitäten entstehen [17]. Werden nun alle versteckten Kosten zu den Kosten für die gewählte Energiesparmaßnahme addiert, könnte sich ergeben, dass sich diese für das Unternehmen nicht mehr lohnt [125; 114; 129].
- Eingeschränkter Zugang zu Kapital
Energieeffiziente Technologien sind gemeinhin erheblich teurer als vergleichbare standardtechnologien [12; 120]. Zusätzliches Kapitel für diese Maßnahmen zu aggregieren, kann aufgrund von Kredithürden oder auch selbst auferlegten Regeln in Bezug auf die Liquidität unter Umständen schwierig sein [129; 125].
- Risiko
Die zukünftige wirtschaftliche Lage ist schwer abschätzbar. Dadurch entstehen Unsicherheiten. Diese Unsicherheiten wiederum werden von Unternehmen als Risiko wahrgenommen, das diese vermeiden wollen [129; 125; 114].
- Verschiedenartigkeit
Obwohl bestimmte Technologien grundsätzlich energieeffizient sind, bedeutet das nicht, dass sie das tatsächlich für alle Unternehmen sind. Auch wenn in zwei Firmen ähnliche Produkte produziert werden und Maßnahmen in der einen Firma erfolgreich implementiert wurden, muss das in der anderen Firma nicht zwangsläufig möglich sein, da sich dort die Produkte in Größe und Form unterscheiden könnten [129].
Organisatorische Barrieren sind:
- Macht
Oftmals haben Personen, die mit dem Energieeffizienzcontrolling betraut sind, nur eingeschränkte Entscheidungsgewalt. Dies liegt am fehlenden Stellenwert des Energiemanagements im Allgemeinen [129].
- Kultur
Kultur ist stark mit den Werten der Individuen, aus denen die Kultur besteht, verknüpft. Die Unternehmenskultur ist somit die Summe aller Werte dieser Individuen. Werte von Personen mit Einfluss haben dabei einen größeren Anteil an der Unternehmenskultur als die derjenigen mit weniger Einfluss [129].
Zu den verhaltensbezogenen Barrieren zählen folgende Elemente:
- Form der Information
Die Form, wie eine Information kommuniziert wird, entscheidet darüber, wie sie beim Empfänger verarbeitet wird. Menschen können sich Informationen leichter merken, wenn diese konkret, anschaulich und individualisiert sind oder auch wenn die informationsgebende Person dem Empfänger ähnlich ist. Zumeist werden Informationen selektiv empfangen. Eine aktive Informationsbeschaffung findet oftmals nicht statt [129].
- Glaubwürdigkeit und Vertrauen
Mangelndes Vertrauen des Informationsempfängers gegenüber dem Informationsgebenden führt dazu, dass Maßnahmen nicht durchgeführt werden. Eine Person, die als vertrauenswürdig empfunden wird, bringt eine andere Person eher dazu, eine Maßnahme durchzuführen, als eine, die weniger Vertrauen genießt [129].
- Werte
Im Unternehmen muss ein entsprechendes Wertesystem geschaffen werden, das Sparmaßnahmen begünstigt. Entscheidungsträger, aber auch Mitarbeiter könnten dabei als Vorbild dienen. Es kann bereits ausreichen, Mitarbeitern zu suggerieren, dass sich andere Personen an Energieeffizienz orientieren, um ihre Entscheidung in diese Richtung zu beeinflussen [129; 48; 6].
- Trägheit
Individuen sowie Unternehmen versuchen, Veränderungen zu vermeiden und Problemen auszuweichen oder diese zu ignorieren. Das geht so weit, dass Personen, die eine wichtige Entscheidung getroffen haben, versuchen, diese Entscheidung im Nachhinein zu rechtfertigen. Daher fällt oftmals der Entschluss gegen Energieeffizienz, da sie das bestehende System verändern könnte [129; 125].
- Begrenzte Rationalität
Begrenzte Rationalität [25] entsteht zum einen dadurch, dass es in Unternehmen viele verschiedene Personen mit unterschiedlichen Sichtweisen sowie Zie- len gibt und die Interessen des einen Angestellten mit den Interessen eines anderen in Konflikt stehen. Zum anderen treffen Unternehmen Entscheidungen, obwohl ihnen nicht immer alle Informationen, die sie benötigen, zur Verfügung stehen [129; 25].
Inา ersten Teil des folgenden Kapitels wird auf das momentane Verhalten von Unternehmen in Bezug auf Investitionen eingegangen. Es wird ermittelt, welche Strategien bevorzugt werden, welche Umstände als Investitionshindernisse gesehen werden, welche Kriterien und Investitionsbereiche es gibt und wie viel insgesamt investiert wird.
Im zweiten Teil dieses Kapitel wird verdeutlicht, wie Energieeffizienz in Bezug auf das Investitionsverhalten eingeordnet werden kann.
2014 wurde durch die Mehrheit des Mittelstandes (52 %) eine eher ausgewogene Investitionsstrategie verfolgt. Das heißt, dass die Ausgaben für den Substanzerhalt und Wachstum gleich hoch waren. Etwa ein Drittel der Befragten (33 %) setzte den Schwerpunkt auf den Substanzerhalt und nur wenige auf Wachstum (14 %) [29]. Es hat sich nun gezeigt, dass wachstumsorientierte Unternehmen investitionswilliger sind als nicht wachstumsorientierte. Investitionswillige Unternehmen sahen auch einen größeren Nachholbedarf bei zurückgestellten Investitionen [31].
Im Allgemeinen aber stieg die Risikobereitschaft in Bezug auf Investitionen in den letzten Jahren an. Nichtsdestotrotz sahen Ökonomen mehr Investitionspotenzial [29]. Bei einer Umfrage im Juni 2015 gaben 90 % der Unternehmen an, in diesem Jahr noch investieren zu wollen. Im selben Zeitraum 2014 waren es noch 86 %. In Unternehmen mit einem Umsatz von über 25 Millionen Euro waren es sogar 96 %. 41 % davon planten, über 2,5 Millionen Euro auszugeben. In Unternehmen mit einem Umsatz kleiner 25 Millionen Euro waren es dagegen nur 86 %, die angaben, investieren zu wollen. 71 % davon planten aber, mehr als 2,5 Millionen Euro auszugeben. Regionale Unterschiede machten sich kaum bemerkbar [31].
Eine Befragung von mittelständischen Betrieben durch die KfW bestätigte den Trend zu mehr Investitionen ebenfalls. Es hat sich gezeigt, dass die gesamten Investitionsausgaben in neue und gebrauchte Anlagen und Bauten um 12 Milliarden Euro, d. h. um 6 %, auf insgesamt 202 Milliarden Euro im Jahr 2014 anstiegen. Dies ist der höchste Wert seit 2008. Im Jahr 2013 waren es noch 190 Milliarden Euro [72].
Obwohl die Investitionsbereitschaft im Allgemeinen hoch ist, existieren sogenannte Investitionshindernisse. In der Mittelstandsstudie von 2014 wurden von 45 % der Teilnehmer die steigenden bzw. schwankenden Rohstoff- und Energiepreise angegeben. Auf Platz zwei folgte der Fachkräftemangel mit 43 %, dann unsichere gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen (40 %), komplexe behördliche Genehmigungsprozesse (36 %), unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen (35 %) sowie die angespannte wirtschaftliche Lage des Unternehmens (26 %) (ร. Abbildung 3) [29].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Angaben des Mittelstandes über Investitionshindernisse im Jahr 2014 [29]
Eine andere Studie (Juni 2015), die alle Unternehmensgrößen berücksichtigte, kam teilweise zu etwas anderen Ergebnissen. 47 % sahen die Unsicherheit über die zukünftige konjunkturelle Entwicklung als Investitionshindernis. Es folgten mit 36 % bürokratische Hürden, dann Fachkräftemangel (25 %), politische Rahmenbedingungen (24 %), hohe Kreditanforderungen der Bank (17 %), Steuern und Abgaben (12 %) sowie mit einem Anteil von gleich bzw. unter 10 % Zins- und Währungsrisiken, hohe Eigenkapitalerfordernisse, nicht geregelte Unternehmensnachfolge (ร. Abbildung 4). Es gab dabei kaum Unterschiede zwischen investitionswilligen und nicht investitionswilligen Unternehmen [31].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Angaben über Investitionshindernisse Inา Jahr 2015 [31]
Ebenfalls durch Befragungen hat sich gezeigt, dass Investitionen vor allem als Reaktion auf Marktanforderungen beziehungsweise Kundenerwartungen erfolgen (77 % der Befragten). Weitere wichtige Gründe, zu investieren, waren die Qualitätssicherung 0- der-Steigerung (70 %), Abnutzung oder Alterung (67 %), Kostensenkung (67 %) sowie Energieeffizienz und Umweltschutz (67 %). Ein Übersicht über alle Gründe und den Anteil derjenigen Unternehmen, die diesen zustimmen, findet sich in Abbildung 5 [29]. Anhand dieser Einteilung lassen sich verschiedene Optimierungsbereiche ableiten. Dies wird in Kapitel 4.2.1 näher ausgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Gründe für Investitionen Inา Unternehmen [29]
Neben den Gründen für Investitionen ist auch von Interesse, in welche Unternehmensbereiche investiert wird. Laut Angabe der Befragten (75 %) ist geplant, vor allem im Bereich der Unternehmensinfrastruktur (Mobiliar, IT, Fuhrpark etc.) Ausgaben zu tätigen. 71 % gaben an, in den Ersatz von Maschinen oder anderen Anlagegütern investieren zu wollen. An dritter stelle (55 %) Stand die Neubeschaffung von Maschinen oder anderen Anlagegütern. Es folgten die Modernisierung einer Immobilie (40 %) im Unternehmensbestand, der Bau oder Kauf einer Immobilie (20 %) sowie der Kauf von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen (9 %) (ร. Abbildung 6) [31].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Angaben über priorisierte Unternehmensbereiche Inา Jahr 2015 [31]
Der Anteil der Energieeffizienzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und die Bedeutung dieses Themas ist immer wichtiger geworden [62]. Dennoch planen deutsche Unternehmen, im nächsten Jahr weniger in Energieeffizienz zu investieren. Dies zeigt eine Untersuchung des Stuttgarter Universitätsinstituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) anhand des im Juni 2015 veröffentlichten 4. Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie [63]. Dieser Index wird 2013 halbjährlich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem Tüv Rheinland ermittelt [62].
Auch Experten gehen davon aus, dass sich die Investitionen in Energieeffizienz reduzieren werden [62]. Abbildung 7 zeigt, dass sich der Großteil der Unternehmen, die nicht in Energieeffizienz investieren wollen, im nächsten Jahr erhöhen wird. Ausgeschlossen davon sind Kleinstunternehmen. Heute investieren 52 % der Kleinstunter- nehmen und 24 % der kleinen Unternehmen nicht in Energieeffizienz. Bei den Kleinstunternehmen sinkt dieser Wert auf 44 %, während er bei den kleinen Unternehmen auf 28 % steigt. 95 % der mittleren bis großen Unternehmen investieren in Energieeffizienz. In Zukunft wird sich aber der Anteil auf 89 bzw. 91 % reduzieren.
Im Allgemeinen wird sich der Anteil der Unternehmen, die im Bereich von 5 bis 10 % ihrer Gesamtinvestitionen investieren wollen, erhöhen.
Der Anteil der Kleinstunternehmen und kleinen Unternehmen, die hochinvestive Maßnahmen durchführen wollen, bleibt auf dem gleichen Niveau. Bei den mittleren und großen Unternehmen reduziert sich dieses von 34 % und 23 % auf 23 % und 12 % [63]. Problematisch an dieser Entwicklung ist aber, das hochinvestive Maßnahmen für die Unternehmen der größte Stellhebel sind [13; 61].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Anteil Energieeffizienzinvestitionen an Gesamtinvestitionen [63]
Der Bereich Energieeffizienz ist hochrentabel [90]. Er konkurriert aber in vielen Fällen mit anderen Investitionsbereichen. Häufig ist Energieeffizienz nur ein Nebeneffekt aus anderen Investitionen [13; 60]. Ein weiterer Grund, der Investitionen in Energieeffizienz verhindert, ist laut den Unternehmen das Fehlen von Förderprogrammen bzw. deren zeitaufwendige und komplizierte Beantragung [61].
Viele Unternehmen (45 %) gaben aber auch an, dass Investitionszuschüsse bzw. -Prämien sie dazu bewegen könnten, in diesen Bereich zu investieren.
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