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Fachbuch, 2019
45 Seiten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitende Worte
2 Körper und Arbeit
2.1 Der Begriff des Körpers
2.2 Fitness und Gesundheit
2.3 Arbeit und Wissensintensive Berufe
2.4 Fitte Körper als Symbol der Arbeitswelt
3 Human Resource Management
3.1 Begriffserklärung
3.2 Aufgaben des Human Resource Managements
4 Umsetzung der Fitnesssteigerung
4.1 Die High-Performance-Pyramide
4.2 Umgesetzte Praxisbeispiele
4.3 Belohnungssysteme als Motivator
5 Implizierte Gründe für Unternehmen
5.1 Leistungsfähigkeit
5.2 Kontrolle
5.3 Symbolik / Image
6 Diskussion
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 „Human Resource Circle“
Abbildung 2 „High-Performance-Pyramide“
Unser Körper hat in der heutigen Gesellschaft einen großen Stellenwert (Hassard, Holliday, Willmott, 2000). Fast jeder achte Deutsche ist Mitglied in einem Fitnessstudio{ CITATION Del17 \l 1031 } (Deloitte, 2018). Motivation für die sportliche Betätigung sind meist die Abnahme von Gewicht oder der Aufbau von Muskeln { CITATION Del17 \l 1031 } Ziel ist es, den Körper positiv zu verändern um Fitness innerlich zu fühlen und nach außen hin präsentieren zu können.
Auch in der Arbeitswelt wird dem Körper immer mehr Bedeutung verliehen.
Paradoxer Weise ist dies nicht nur bei körperlichen Arbeiten, wie beispielsweise der Beruf des Maurers1 oder der des Bäckers der Fall. Auch bei wissensintensiven Arbeitskräften, die ihr Kapital vorwiegend durch das Hantieren von geistigen Kompetenzen verdienen, scheint der Körper eine wichtige Ressource für Personalmanager zu sein.
Das Thema dieser Arbeit lautet daher „Körperliche Fitness als Aufgabe des Human Resource Management“. Ausgehend von diesem Thema soll folgende Fragestellung beantwortet werden: Welche Gründe hat das Human Resource Management um Einfluss auf die körperliche Fitness von Mitarbeitern zu nehmen und durch welche Methoden erfolgt die Umsetzung?
Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, dass auch in wissensintensiver Beschäftigungsverhältnissen der Körper ein wichtiges Instrument für Führungskräfte im Human Resource Management darstellt. Dabei sollen weitere Gründe des Managements erkannt und erläutert werden, als lediglich die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter.
Zu Beginn soll das Phänomen von Körperlichkeit in wissensintensiven Beschäftigungen dem Leser durch Definitionen und Erläuterungen der Hauptbegriffe nähergebracht werden. Weiterführend wird gezeigt, wie und durch welche Instanz die meisten Unternehmen die Fitness ihrer Mitarbeiter fördern. Darauf aufbauend werden Gründe der Unternehmen zur Steigerung körperlicher Fitness erkannt und beschrieben, welche in der anschließenden Diskussion noch tiefgründiger beleuchtet werden sollen. Schlussendlich wird in einem kurzen Fazit das Ergebnis der Forschungsfrage aufgezeigt und ein Ausblick auf zukünftige Forschungen gegeben.
Diese Arbeit liefert Einblicke in verschiedene Literaturquellen und analysiert diese. Auch wenn die hauptsächliche Literatur zum Thema „Körperlichkeit in Organisationen“ aus dem Feminismus stammt, soll der Körper neutral betrachtet werden. Weder Geschlecht, Hautfarbe, noch das Alter des Körpers spielen in der vorliegenden Arbeit eine Rolle. Des Weiteren wird grundsätzlich von der Perspektive des Unternehmens ausgegangen. Die Sicht der Arbeitnehmer auf die körperliche Fitnessförderung wird in der vorliegenden Arbeit in den Hintergrund gestellt.
Jedes Lebewesen und somit auch jeder von uns Menschen besitzt einen Körper. Die Seele, beziehungsweise die Persönlichkeit wird zu Beginn unseres Lebens in einer Hülle geboren. Diese Hülle lässt uns äußerlich im Laufe des Lebens wachsen, aber auch altern. Sie wird in dieser Zeit vor allem durch unterschiedliche soziale und kulturelle Mächte verändert (Dale, 2001: 11) und ist somit eine zu beschreibende Oberfläche und Träger sozialer Zeichen (Featherstone, 2006: 233).
Wir sind ein Körper und wir haben einen Körper, wir sehen mit ihm und wir werden gesehen (Featherstone, 2006: 233). Unser Körper beeinflusst, je nachdem in welcher Verfassung er ist, unseren Gemütszustand (Leidenfrost, 2006: 24) und kann diesen nach außen hin spiegeln. Durch ihn lernten wir in unserer frühsten Kindheit zu begreifen, was rein physisch „Ich“ und „Nicht-Ich“ bedeutet (Teegen, 1994), denn durch unsere Sinne konnten wir sehen, tasten und spüren, was zu uns selbst, beziehungsweise zu anderen Körpern gehörte. Diese psychoanalytische Sichtweise beschreibt den Körper als etwas, das wir in unserem täglichen Leben spüren und gleichzeitig als Medium, durch welches wir unsere Welt im Laufe der Zeit zu wissen lernten (Dale, 2001: 11).
Ein Körper beschreibt somit die Gestalt eines jeden Lebewesens und hat aus menschlicher Sicht viele verschiedene, innerliche und äußerliche Aufgaben. Innerlich wird unser Organismus durch die selbständige Arbeit des Körpers Leben erhalten. Würde beispielsweise das Organsystem versagen oder das Herz nicht mehr schlagen, wird nach gewisser Zeit der Tod des Lebewesens festgestellt. Bevor dies geschieht, fungiert ein Körper meist mehrfach als Signalinstrument und somit als Kommunikator zwischen Körper und Geist. Der Körper ist so aufgebaut, dass er den inneren Gesundheitszustand analysiert und nach außen hin anzeigt (Kelly, Allender, Colquhoun, 2007: 277). Solche Signale können Schmerz, Fieber, Hautausschlag und andere Reaktionen bei Krankheiten und dem Unwohlsein des Körpers darstellen. Aber auch auf der Bedürfnisebene teilt uns der Körper durch Anzeichen wie Müdigkeit, dem Hungergefühl und dem Zittern bei Kälte ein Bewusstsein mit, was er zu diesem Zeitpunkt benötigt. Somit kann der Körper auch als Reflexion mit sich selbst, mit täglichen Anforderungen und mit den eigenen, persönlichen Ressourcen verstanden werden (Leidenfrost, 2006: 10).
Laut Schettgen (2000: 250) erleben wir den Körper als etwas, das sich außerhalb von unserem „Ich“ befindet. Dies zeigt eine klare Trennung zwischen Körper und Geist auf, die sich auch in der gesellschaftlichen Umgangssprache widerspiegelt. Beispielsweise beim Sport trainieren wir den Körper. Dabei wird meist außer Acht gelassen, dass zur selben Zeit mentale Werte wie die Konzentrationsfähigkeit oder auch die Kontrollfähigkeit von Gedanken und Emotionen nicht nur gebraucht, sondern auch gesteigert werden (Loehr Schwartz, 2001). Auch Karan Dale (2001) beschreibt auf philosophischer Ebene eine Trennung zwischen dem Geist, welcher als Quelle für Wissen und Begründungen gesehen wird und dem Körper, welcher als passiver, materieller Behälter für den aktiven Geist dient. Damit beschreibt er eine Basis dafür, dass das Wissen nicht direkt mit dem Körper verbunden ist und der Körper nur als Objekt dient, in welcher die Seele wohnt (Dale 2001: S.10).
Neben Aufgaben, die den Körper eher innerlich betreffen, agiert dieser auch äußerlich als Kommunikationsinstrument. Wie Watzlawick, Beavin, Jackson (2000) feststellten ist es einem Menschen nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Durch den Körper erreichen wir Kommunikation auf zwei Ebenen: verbal und nonverbal (Watzlawick et al., 2000). Treffen zwei Menschen das erste Mal aufeinander, vermittelt der Körper nonverbale Signale wie sein Aussehen, bemerkbare Charakteristika und eine mögliche Kulturangehörigkeit der jeweiligen Person. Meist sind dadurch auf den ersten Blick Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, ungefähres Alter und Körperhaltung erkennbar. Aber auch die nonverbale Körpersprache in den ersten Sekunden der Begegnung wie ein Händeschütteln, Augenkontakt, der in der Luft liegende Duft, ein Lächeln auf den Lippen und der physische Abstand zwischen den Personen, vermittelt Eigenschaften wie beispielsweise den Grad des Selbstbewusstseins oder den derzeitigen Gemütszustand. Diese Eigenschaften können durch Gestik und Mimik verstärkt werden. Ist die Person müde, nimmt ihre Umwelt dies durch häufiges Gähnen wahr. Ist eine Person wütend, ziehen sich im Gesicht die Augenbrauen zusammen. Der Mensch hat auch die Möglichkeit, durch seinen Körper verbal zu kommunizieren (Watzlawick et al., 2000). Das gesprochene Wort kommuniziert Inhalt und soll dem Umfeld des Menschen, verstärkt durch nonverbale Signale, dessen Werte, gedankliche Einstellung und dessen Stimmung vermitteln.
Neben den kommunikativen Aufgaben unseres Körpers erhalten wir durch ihn auch die Möglichkeit, uns in der Welt fortzubewegen. Diese Bewegung ist dabei von Gefühlen gesteuert, denn Empfindungen und Emotionen prägen die Bewegung, die unseren Körper zu Objekten hin und von ihnen weg bewegen (Grabham nach Mik-Meyer, Roelsgaard Obling, Wolkowitz, 2018: 3).
Ein Körper spielt nicht nur im Privatleben eine wichtige Rolle. Auch in der Arbeitswelt sind Mitarbeiter auf ihn angewiesen. Dabei kommt es in erster Linie nicht darauf an, ob es sich um körperliche oder geistige Arbeit handelt. Grundlegend ist zu sagen, dass Arbeit nur erfolgreich verrichtet werden kann, wenn es dem Körper gut geht, also dieser gesund ist (Threthewey, 1999). Ist beispielsweise ein Arm gebrochen, lässt uns das Schmerzsignal des Körpers an nichts anderes, als an den Arm denken. Gesundheit wird durch die Funktionen, Reaktionen und dem kompletten Inhalt des Körpers sichtbar (Kelly et al., 2007: 277). Sie beschreibt das soziale, körperliche und geistige Wohlbefinden eines Lebewesens { CITATION WHO \l 1031 }.
Dieses körperliche Gutgehen beschreibt auch den physischen Aspekt von Fitness (Robson, 2013). Gekoppelt mit geistigem Wohlbefinden legt Fitness einen Grundstein, um leistungsfähig2 an die verschiedenen Aufgaben des Alltages herantreten zu können (Bässler nach Leidenfrost, 2006: 49). Die Gesundheit und somit auch das Fitnesslevel eines Körpers lässt sich durch verschiedene Methoden steigern. Bewegung, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährungsweise sind dabei wichtige Faktoren (Leidenfrost, 2006: 46f).
Fit zu sein bedeutet in einer guten körperlichen Verfassung zu sein und senkt in der Regel das Risiko zahlreicher Krankheiten (Robson, 2013: 13). Durch regelmäßige Bewegung wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt und Fettleibigkeit verringert (Robson, 2013: 13). Gleichzeitig wird sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung erhöht (Robson, 2013: 13). Grundsätzlich ist es egal um welche Art von Bewegung es sich handelt. Sowohl Ausdauersportarten als auch Kraftsportarten können die Fitness enorm steigern und bieten gedanklich einen Ausgleich zu Leistungsdruck und Stress (Brown, 1988, zitiert nach Robson, 2013: 14).
Fitte Körper sind heutzutage auch ein wichtiger Symbolträger in der Arbeitswelt. Wer körperlich fit ist vermittelt seinen Mitmenschen, dass er Aufgaben und Herausforderungen erfolgreich meister kann (Tretheway, 1999). Das Symbol des fitten Körpers erfordert durch den hohen Einsatz von Energie und Zeit viel Disziplin und Selbstkontrolle (Johansson, Tienari, Valtonen, 2017; A. Waring J. Waring, 2009). Wie und warum auch Unternehmen ihre Mitarbeiter beim Erwerb und der Erhaltung eines fitten Körpers unterstützen wird ab dem 4. Kapitel genauer beschrieben.
Arbeiten bedeutet, eine zielgerichtete, soziale und bewusste Tätigkeit auszuführen, deren Natur körperlich oder geistig, also ausführend oder planend ist (T. Cox S. Cox, 1993: 201). Diese Ausrichtung der Arbeit ist mit Energieaufwand und mentalen Anstrengungen verbunden (T. Cox S. Cox, 1993: 201). McDonwell (2011) beschreibt Arbeit als etwas, das uns eine gewisse Ordnung im Leben, Güter für den Austausch und in den meisten Gesellschaftsformen ein Einkommen zu Verfügung stellt. Nach seiner Erkenntnis ist es die Arbeit, die ein Leben in heutiger Form möglich macht. Es ist ein Weg Güter zum Essen und zum Tragen zu produzieren, einen Unterschlupf herzustellen und ein Weg, nicht nur sich selbst, sondern auch Menschen, die zu jung, zu alt, oder zu krank zum Arbeiten sind, erhalten zu können (McDonwell, 2011). Einige Formen der Arbeit sind im Vergleich zu anderen in der Gesellschaft mehr berechtigt und ertragsbringender (McDonwell, 2011). Dies äußert sich beispielsweise durch unterschiedliche Gehaltskategorien. Es handelt sich bei Arbeiten immer um komplexe Tätigkeiten, die ihren Platz in einer Reihe von unterschiedlichen Umgebungen, mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Bedingungen einnehmen (McDonwell, 2011). Die Ausübung eines Berufes dient nicht nur der unmittelbaren Existenzsicherung, sondern kann zugleich wesentlich für die Daseinserfüllung eines Menschen sein (McDonwell, 2011).
Eine eigene Art aller Berufsgruppen ist die der wissensintensiven Berufe. Diese beziehen sich auf die geistige Form der Arbeit. Arbeitnehmer entwickeln, tauschen und verwenden Wissen (Alvesson, 2004: 11) um daraus Wettbewerbsvorteile für ihr Unternehmen zu erschaffen. Es können durch Wissensarbeit auch Produkte oder Dienstleistungen wie Pläne, Prototypen oder Blaupausen (Alvesson, 2004: 17) erstellt werden, aus denen nach Verkauf Kapital gewonnen wird. Die Hauptressourcen in dieser Berufsgruppe sind intellektuelle Fähigkeiten und spezifisches Fachwissen (Costas Kärreman, 2015: 64), welche durch eine meist akademische Ausbildung und/ oder durch relevante Erfahrungen erlangt wurden (Alvesson, 2004: 17). Charakterisiert wird die wissensintensive Arbeit durch Kreativität, Aufgabenkomplexität und Problemlösungen anstelle von Routinen und standardisierten Aufgabenprozessen (Blackler nach Costas Kärreman, 2015: 64). Das erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation, denn wissensintensive Arbeitnehmer führen ihre Aufgaben meist in lockeren Teamstrukturen außerhalb der direkten Managementführung aus (Costas Kärreman, 2015: 64). Als Beispiele für diese Berufsgruppe können Berufe, wie Ärzte, Berater, Informatiker, Juristen, Steuerfachleute oder Universitätsprofessoren genannt werden (Alvesson, 2004: 10).
Neben der Kapitalgewinnung durch Wissen unterscheidet sich wissensintensive von körperlicher Arbeit auch durch eine andere Bewegungsgestaltung des Arbeitsalltages. Körperliche Arbeit zeichnet sich durch physische Kraft und Ausdauer aus. Arbeitnehmer in Berufen wie Bäcker, Pflegekräfte oder Techniker stehen, laufen oder tragen vorwiegend während ihrer gesamten Arbeitszeit. Wolkowitz (2006: 169) beschreibt körperliche Arbeit als Tätigkeit, bei der die Materie anderer Körper, egal ob menschlich oder gegenständlich, durch den Arbeitsprozess berührt und/ oder umgeformt wird. Arbeitnehmer wissensintensiver Berufe wiederum verbringen die meiste Zeit ihres Arbeitspensums in sitzenden Positionen, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu vermitteln, auszutauschen oder zu erlangen.
Heutzutage wird in der Arbeitswelt in vielen Berufen erhöhter Wert auf Äußerlichkeit gelegt (A. Waring J. Waring, 2009). Das betrifft besonders Beschäftigungsfelder, bei denen es auf den schon beschriebenen ersten Eindruck ankommt. Dieser soll beim Aufeinandertreffen zweier Personen Professionalität3 vermitteln. Das ist unter anderem einer der Gründe, warum Ärzte während ihrer Arbeitszeit oft weiße Kittel tragen (Begenau, Schubert, Vogt, 2010). Ein Erkennungszeichen, das gleichzeitig Professionalität an ihre Patienten ausstrahlen soll (Begenau et al., 2010).
Diese Professionalitätsvermittlung soll auch im Berufsfeld des Beraters möglich sein, bei dem die Kleidung gesellschaftlich nicht so standardisiert ist wie im Arztbeispiel. Beratungstätigkeiten finden auf den unterschiedlichsten Ebenen des Arbeitsmarktes statt. Es können zur Verdeutlichung von Professionalität zwar Anzüge getragen werden, doch ist dies situationsgemäß nicht immer angebracht. Beispielsweise während der persönlichen Motivationsberatung, bei der eine sehr vertraute Beziehung mit den Kunden aufgebaut wird, könnte ein Anzug diese vertraute Atmosphäre mindern.
Neben der Kleidung kann auch der Körper an sich Professionalität vermitteln. Ein fitter Körper erfordert Disziplin und Selbstkontrolle (Johansson et al., 2017). Dies wird anderen Personen durch eine meist schlanke und muskulöse Körperfigur widergespiegelt. Die Kunden von Beratern sollen das Gefühl haben, dass die Personen, von denen sie beraten werden, ihr Leben voll unter Kontrolle haben. Dies wird symbolisch durch einen fitten Körper stärker vermittelt, als durch einen etwas korpulenteren. Die Wahrnehmung anderer Menschen wird beeinträchtigt, sofern eine Person im Arbeitskontext nicht fit ist (Threthewey, 1999). Sie wird nicht als Leistungsträger angesehen (Costas, Blagoev, Kärreman, 2016) und wirkt dadurch beim ersten Aufeinandertreffen nicht professionell (Threthewey, 1999). Aber auch Erkennungsmerkmale, die in erster Linie nichts mit der Fitness des Menschen verbindet, können Entscheidungsträger über Professionalität sein. Symbolisch hierfür sind beispielsweise saubere Fingernägel (A. Waring J. Waring, 2009) oder gepflegte Zähne.
In der Arbeitswelt, in welcher Leistungsdruck und Stress oft Routine darstellen, brauchen Angestellte einen fitten Körper, um die langen Arbeitszeiten und eventuelle Überstunden überstehen zu können (A. Waring J. Waring, 2009: 355). Ein gesunder, fitter Körper wird als profitabel und letzten Endes auch als professionell (Costas et al., 2016) wahrgenommen, denn er stellt die Ressource einer wettkampfbasierten, motivierten und erfolgreichen Arbeitsweise (A. Waring J. Waring, 2009: 356).
Das Personal ist aus unternehmerischer Sicht ein wichtiges Kapital jeder Organisation { CITATION Sch08 \l 1031 }. Das wird schon in der Grundannahme bestätigt, dass es ohne menschliche Ressourcen überhaupt keine Arbeitssysteme gäbe. Auf den Erwerb und die Nutzung dieses menschlichen Kapitals im Unternehmen fokussiert sich der Bereich Human Resource Management(Perry, 1993: 59). Human Resource Management (HRM) entstand aus einer ressourcenbasierten Absicht (Colbert, 2004). Es wird davon ausgegangen, dass der Erfolg eines Unternehmens von verfügbaren, einzigartigen und spezifischen Stärken, also von den Ressourcen abhängt, die dem Unternehmen grundsätzlich zur Verfügung stehen (Stock, 2004: 242). Diese spezifischen Stärken sind unter anderem das Wissen, die Fähigkeiten und die Motivation der Mitarbeiter in Unternehmen. Diese sollen durch den Bereich HRM nachhaltig gefördert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern { CITATION Sch08 \l 1031 }.
Zum Wesen des HRM gehört seine strategische Ausrichtung (Gaugler Weber, 1995: 4). Dies wird deutlich, wenn der Stil des Personalmanagements langfristig dem der Organisationsstrategie gleicht (Schuler, 1992: 18) und somit gemeinsame, strategische Ziele, wie beispielsweise Qualitätssteigerung, Imageverbesserung oder Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit verfolgt werden.
Die strategische Ausrichtung spiegelt sich auch in den zusammenhängenden Aufgaben des HRM wieder. Abbildung 1 zeigt den Human Resource Circle von Tichy, Fombrun und Devanna (1982). Im Mittelpunkt steht die Leistung, die sich sowohl auf unternehmerische als auch auf individuelle Leistung bezieht. Diese wird von den vier Hauptkomponenten des HRMs beeinflusst (Tichy, Fombrun, Devanna, 1982: 50). Dazu zählt unter anderem die Personalauswahl, welche dazu dient, den bestmöglichsten Mitarbeiter für das Unternehmen zu akquirieren (Tichy et al, 1982: 50). Außerdem ist die Leistungsbeurteilung von Wichtigkeit, um Fähigkeiten der Mitarbeiter einschätzen und ermessen zu können (Tichy et al., 1982: 50). Das Schaffen von Anreizen und Belohnungen ist ein weiterer Aspekt, um die Mitarbeiter dauerhaft zu motivieren (Tichy et al., 1982: 50). Die vierte Komponente ist die Personalentwicklung, um die Mitarbeiterressourcen weiter ausbauen und fördern zu können (Tichy et al., 1982: 50).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung { SEQ Abbildung \* ARABIC } „Human Resource Circle“
Quelle: Gaugler Weber, 1995: 7 (nach Tichy et al., 1982).
Diese Hauptkomponenten werden in der Praxis durch viele weitere Herausforderungen und Aufgaben bestärkt. Beispielsweise fördert HRM die Teamstärke der Mitarbeiter und bei offener Kommunikation die Unternehmenskultur. Mitarbeiter können bei betrieblichen Entscheidungen beteiligt und dadurch im Unternehmen selbst mehr eingebunden werden (Gaugler Weber, 1995: 8). Das Mitspracherecht erhöht die Verantwortung und verstärkt zeitgleich die Verbundenheit zwischen den Unternehmen und ihren Mitarbeitern (Gaugler Weber, 1995: 8).
Auch bezüglich Körperlichkeit und Fitness kann der Bereich HRM im Unternehmen viel für seine Mitarbeiter tun. Ausschlaggebend für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Arbeitnehmern sind in erster Linie die Lebens- und Arbeitsbedingungen (Badura, 2001: 780). Gesundheitsförderung ist heutzutage ein wichtiger Teilaspekt der Hauptkomponente Personalentwicklung (Rohkamm Emmermacher, 2006: 330), um den Leistungserhalt des Unternehmens zu sichern oder gar zu fördern. Gesundheitsmanagement ist eine Kombination aus Bildungs-, Organisations- und Umweltaufgaben, die das gesundheitsförderliche Verhalten der Mitarbeiter und ihrer Familien unterstützen sollen (Wilkinson, 1999: 57). Neben Gesundheit und Leistungsfähigkeit, sollen auch hier Aspekte wie Fitness und Motivation der Arbeitnehmer aktiviert und weiterentwickelt werden. Betriebliches Gesundheitsmanagement soll Umwelteinflüssen wie beispielsweise steigendem Wettbewerbsdruck, fortschreitender Technisierung oder der Alterung der Belegschaft (Badura, 2001) entgegenwirken. Darüber hinaus soll das persönliche Wohlbefinden der einzelnen Arbeitnehmer geschützt und gefördert werden, um eine „Work-Life-Balance“ zwischen Arbeit, Familie und Freizeit gewährleisten zu können (Badura, 2001: 785). Dadurch soll unter anderem ein „Wir-Gefühl“ zwischen dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern gepflegt werden (Badura, 2001: 785). Somit basiert Gesundheitsmanagement auf der individuellen Ebene, auf welcher das eigenständige Agieren verbessert werden kann, sowie auf institutioneller Ebene, auf welcher das normative Beurteilen als soziale Praxis handgehabt wird { CITATION Zol03 \l 1031 }.
[...]
1 In der vorliegenden Bachelorarbeit wird aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein und soll keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts implizieren.
2 Leistungsfähigkeit wird im Kapitel 5.1 gesondert betrachtet.
3 Professionalität im Sinne der Imagevermittlung wird in Kapitel 5.3 aus Unternehmenssicht genauer betrachtet.