Diplomarbeit, 1999
105 Seiten, Note: 1,0
In unserer Zeit der Postmoderne funktionieren die Massenmedien als Brennpunkt der Vermittlung von Werten und sind deshalb von hoher Bedeutung. Die Dominanz des wissenschaftlichen Denkens führt gegenwärtig zu dem Paradox, dass die für objektiv gehaltene Medienwelt als Glaubensapparat funktioniert: die vermittelten Botschaften und Werte werden von einem Großteil der Bevölkerung passiv angenommen. Ohne Zweifel sorgt die Autorität der Medien derzeit wirksam und auf sublime Art dafür, dass auch das Bild der Geschlechterrollen konservativ bleibt.
Gefördert und möglich wurde das Ausmaß der heutigen Verehrung des perfekten Körpers erst durch die Massenmedien, die als mythen- und meinungsbildende Instanz die Rolle der christlichen Kirche übernommen haben, als dieses Wirkungsfeld aufgrund der zunehmenden Religionslosigkeit verfügbar wurde. Die Gläubigen sitzen heute nicht mehr stumm und ehrfürchtig vor der Kanzel, sondern vor dem Fernseher, der die Glaubenssätze vermittelt. Medienforscher beschreiben das Fernsehen treffend als die moderne Medusa, da sie ihre Zuschauer regelrecht versteinert. Im Zuge des Vorrangs der Schau auf Orte und Menschen ist nun auch die Seele, die in der Kirche immer als das Heiligste galt, in den Hintergrund getreten. Der Körper ist Baudrillard zufolge „zum Gegenstand des Heils geworden“. Ein Großteil der Warenindustrie wirbt mit dem Versprechen des schönen Körpers, der insofern käuflich sei ebenso wie das Glück, das wiederum mit Schönheit und Reichtum gleichgesetzt wird.
Ursprünglich sind die meisten der von den Medien verbreiteten Botschaften dem Wesen nach Mythen: Legenden, Geschichten zur Welterklärung und emotionale Glaubensbotschaften, die in früheren Zeiten oder in Naturvölkern mündlich ausgetauscht wurden. Soziale Mythen sind in jeder Gemeinschaft zu finden und auch notwendig, um die komplexe Wirklichkeit erfassen zu können. Das Denken teilt hierzu die Welt in mehr oder weniger stark ausgeprägte Kategorien ein: z. B. gut - schlecht, männlich - weiblich. Das Schubladendenken gegenüber dem weiblichen Geschlecht ist besonders ausgeprägt: Eigenschaften der Sentimentalität, Eitel- und Launenhaftigkeit werden z. B. oft vermittelt. Der zentral vermittelte Charakter der Frauenfiguren konzentriert sich im Objekt der Sexualität und Verführung. Die Frau ist immer noch primär Körper, der Mann präsentiert vorwiegend den Geist.
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