Bachelorarbeit, 2020
78 Seiten, Note: 2,3
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Allgemeine Grundlagen
2.1 Begriffsbestimmung Controlling
2.2 Definition Nachhaltigkeit
2.3 Definition Green-Controlling
2.3.1 Aufgaben & Ziele des Green - Controlling
2.3.2 Warum Green-Controlling?
3 Problematik in der Logistikbranche
3.1 CO2 Erfassung der Verkehrsträger
3.2 Energiewirtschaft
3.3 Weitere Aspekte in der Logistikbranche
4 Vom Controlling zum Green-Controlling
4.1 Instrumente
4.1.1 Kennzahlen
4.1.2 Benchmarking
4.1.3 SWOT-Analyse
4.1.4 Stakeholder-Dialog & Wesentlichkeitsanalyse
4.1.5 Sustainability Scorecard
4.1.6 Carbon Controlling & Accounting
4.1.7 CO2- & Allokationsberechnung gemäß DIN EN 16258
4.1.8 Öko-Effizienz-Portfolio
5 Praxisbeispiel
5.1 Deutsche Post DHL Group „GoGreen“
5.2 Carbon Accounting & Controlling bei der DHL
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung 1: Die Funktion des Umweltcontrollings
Abbildung 2: Ökologische Nutzenpotenziale
Abbildung 3: Das-Fünf-Stufen-Modell
Abbildung 4: Strategische Bedeutung des "Greenings" im Fünf-Stufen-Modell
Abbildung 5: Bewusstsein für grüne Herausforderungen im Controlling
Abbildung 6: Güterverkehr aus 2017 nach Verkehrsträger
Abbildung 7: THG-Emissionen nach Quellgruppe
Abbildung 8: Erfassung der Energie und Stoffströme
Abbildung 9: Belästigung durch einzelne Lärmquellen
Abbildung 10: Wesentlichkeitsmatrix
Abbildung 11: Ursache-Wirkungszusammenhang der Balanced Scorecard
Abbildung 12: Integration in der BSC-Standard-Perspektive
Abbildung 13: Erweiterung der BSC-Standardperspektiven
Abbildung 14: Separate Umwelt-BSC
Abbildung 15: Scope Dimensionen
Abbildung 16: Carbon Accounting Dimensionsspinne
Abbildung 17: Öko-Effizienz-Portfolio
Tabelle 1: CO2-Äquivalente für im Kyoto-Protokoll festgelegte Treibhausgase
Tabelle 2: Eckpunkte des Carbon Controlling
Anhang 1: ICV Studie, Beschreibung der Stichprobenverteilung und Cluster
Anhang 2: Logistikbereiche und Abgrenzung der Logistikbranche
Anhang 3: Mustertabelle Detailanalyse
Anhang 4: Umrechnungstabellen
Anhang 5: Formeln zur Berechnung der Emissionen
Anhang 6: Beimischungsanteil von Biodiesel
Anhang 7: DHL CO2e-Emissionen
BSC Balanced Scorecard
CH4 Methan
CO2 Kohlendioxid
CO2e Kohlendioxid-Äquivalente
CO2e Kohlendioxidäquivalent
CSR Corporate Social Responsibility
DIN Deutsches Institut für Normung
EN Europäische Norm
ERP Enterprise Resource Planning
FKW/PFCs Perfluorierte Kohlenwasserstoffe
GHGP Greenhouse Gas Protocol
GRI Global Reporting Initiative
HFKW/HFCs Fluorkohlenwasserstoffe
ICV Internationaler Controller Verein
ISO International Organization for Standardization
KLR Kosten- und Leistungsrechnung
MJ Megajoule
N2O Distickstoffoxid
SBSC Sustainability Balance Scorecard
SF6 Schwefelhexafluorid
THG Treibhausgasen
TTW Tank-to-Wheel
TuV Transport und Verkehr
VOS Vehicle Operation System
WTT Wheel-to-Tank
WTW Wheel-to-Wheel
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle des Controllings im grünen Transformation Prozess der Logistikbranche. Nicht erst durch die globale soziale Bewegung „Fridays for Future“ ist das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein Thema in der Politik und Wirtschaft geworden. Das steigende ökologische Bewusstsein der Stakeholder (Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Gewerkschaften, Behörden, Medien, …) und der Klimawandel, führen unter anderem dazu, dass die Nachhaltigkeitsaspekte im Unternehmen an Bedeutung gewinnen. Umweltkatastrophen wie z. B. in Tschernobyl oder Naturkatstrophen wie bspw. der Hurricane Katrina, sind nur einige Probleme im Zusammenhang mit dem Thema Ökologie. Der Kohlenstoffdioxid (CO2) Abgasskandal rund um die Automobilbranche dient hierbei als ein aktuelles, negatives Beispiel für nicht korrektes unternehmerisches Handeln. Aus diesem Vorfall lässt sich schließen, dass die Unternehmen eine enorme Wirkung auf die Umwelt und Gesellschaft haben. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz richtig und vollständig umsetzen.1
Besonders in der Logistikbranche führt die aktuelle COVID-19-Pandemie nachweislich zu steigenden Sendungsmengen im Lieferweg des Straßenverkehrs und damit verbunden zu erhöhten Belastungen durch die Logistikdienstleister für die Umwelt.2 Die aktuelle Entwicklung lässt sich, unabhängig von der COVID-19 Pandemie, mit folgendem Zitat aus der Branchenanalyse Logistik belegen:
„Der mit der Globalisierung einhergehende Anstieg internationaler Warenströme, die gute Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und nicht zuletzt das Wachstum des Online-Handels führen zu steigender Nachfrage nach Gütertransporten und Logistikdienstleistungen, was mit einem erheblichen Ressourcenverbrauch (Flächen, Wasser, Energie) und einer hohen Umweltbelastung durch die Emission von Luftschadstoffen und Treibhausgasen (THG) verbunden ist.“3
Des Weiteren müssen die Unternehmen diverse Vorgaben und Ziele, die von der Politik beschlossen werden, berücksichtigen und mit geeigneten Maßnahmen umsetzen. Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hat bspw. unter dem Leitmotiv „European Green Deal“, das Ziel ausgerufen die Europäische Union bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Die Klimagase sollen infolgedessen bis 2030 um 50 bis 55 Prozent reduziert werden. Als Ansatzwert gilt hier das Jahr 1990.4 Das ökologische Hauptaugenmerk, in der Logistikbranche, liegt unter anderem deswegen in der CO2 Erfassung. Themen wie Energieeffizienz, Lärmbelästigung oder die Abfallentsorgung und recyclebare Produkte sind weitere Aspekte, die in der Logistikbranche zusätzlich beachtet und erfasst werden müssen, um unsere Umwelt für die Zukunft zu schonen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen wie und ob das Controlling, speziell in der Logistikbranche durch den Nachhaltigkeitsgedanken erweitert und ggf. verbessert werden kann. Es wird geklärt, ob sich Vorteile ergeben können, indem das klassische Controlling um ökologische Aspekte in der Unternehmensplanung und in den Instrumenten des Controllings ergänzt werden. Dazu werden die theoretischen Grundsätze, die heutzutage möglich sind durch die bestehende Literatur untersucht. Das ökologische Hauptproblem in der Logistikbranche liegt, wie im Laufe dieser Arbeit herausgestellt wird, in den THG-Emissionen, weswegen diese Arbeit, dieses Thema ausführlich behandelt. Es soll die Frage geklärt werden, ob und inwieweit das Green-Controlling für die Logistikbranche notwendig ist oder ob es sich hierbei um ein von der Politik und Gesellschaft getriebenes Thema handelt, das keine explizite Betrachtung durch das Controlling erfordert.
Um die Rolle des Controllings in dem grünen Transformationsprozess innerhalb der Logistikbranche zu verstehen, ist es notwendig, einen allgemeinen Überblick über das Controlling zu erlangen. Für den Begriff Controlling gibt es bisher keine einheitlich allgemeine Definition. Aus diesem Grund gibt es in der Wissenschaft für diesen Begriff diverse Interpretationen. Das Wort Controlling ist angelehnt an das englische Wort „to control“. „To control“ lässt sich zu Deutsch mit „steuern“ oder „regeln“ übersetzen. Damit ist das Steuern sämtlicher Unternehmensprozesse gemeint. Der Controller ist allerdings nicht der Entscheidungsträger, sondern lediglich die Person, die das Management berät, unterstützt und Empfehlungen ausspricht. Das Management hat die Entscheidungsverantwortung zu tragen. Das Controlling soll neben möglichen Schwachstellen im Unternehmen zukunftsorientiere Potentiale sowie deren Chancen und Risiken erkennen.5 Zum genaueren Verständnis wurde eine repräsentative Definition für den Leser ausgesucht:
„Controlling ist – funktional gesehen – dasjenige Subsystem der Führung, das Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung systembildend und systemkoppelnd ergebniszielorientiert koordiniert und so die Adaption und Koordination des Gesamtsystems unterstützt.“6
Das Controlling umfasst alle Funktionsbereiche des Unternehmens, weswegen es je nach Größe des Unternehmens, Controller für einzelne Bereiche gibt. Es richtet das gesamte Unternehmen zielorientiert aus und führt eine Zielerreichung herbei.7 Es wird in strategisches und operatives Controlling unterteilt. Während sich das operative Controlling mit kurzfristigen Zielen beschäftigt, die einen kleinen Betrachtungshorizont von bis zu einem Jahr haben, z. B. die Rentabilität, beschäftigt sich das strategische Controlling mit Themen, die einen Betrachtungshorizont von mehreren Jahren umfassen z. B. der Gewinn.8 Der Grundsatz im operativen Controlling, mit Blick auf die Effizienz, ist es die Dinge richtig zu tun, z. B. durch die Abschätzung wie sich eine Maßnahme entwickelt und greift. Die Informationen bezieht das operative Controlling aus unternehmensinternen Aspekten und aus Vorgaben des strategischen Controllings. Das strategische Controlling ist unentbehrlich für die Unternehmensführung, wenn es um Themen wie die Entwicklung und Sicherung neuer und bestehender Erfolgspotentiale geht. Dazu gehört bspw. die Standortwahl oder aber die Wahl von neuen Produkten bzw. Dienstleistungen, unter Berücksichtigung der Kundenwünsche. Wenn nachhaltige Dienstleistungen folglich gewünscht sind, muss das strategische Controlling dies wissen und langfristig in die Planungen des Unternehmens einbeziehen, um eine geeignete Strategie zu entwickeln. Hypothetisch bedeutet dies, dass z. B. rechtzeitig über Investitionen in Elektromobilität nachgedacht werden muss, denn mit Blick auf die Effektivität, beschäftigt sich das strategische Controlling damit, das richtige zu tun.9
Damit der Leser versteht, was mit dem grünen Transformationsprozess gemeint ist, wird an dieser Stelle der Begriff Nachhaltigkeit erläutert und infolgedessen näher auf die ökologische Dimension eingegangen, da dieser Teilaspekt am ehesten unter dem Begriff „Green“ zu verstehen ist.10 Für die Definition wurde die Brundtland-Definition von den Vereinten Nationen ausgewählt:
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“11
Da diese Definition keine genaue Handlungsempfehlung darstellt, lässt sich der Begriff Nachhaltigkeit für Unternehmen mit dem Triple-Bottom-Line Ansatz, ebenfalls bekannt als das Drei-Säulen-Modell beschreiben. Diese drei Säulen bestehen aus den Dimensionen Ökonomie, Ökologie, und Soziales. Die ökonomische Dimension betrachtet dabei den langfristigen finanziellen Erfolg des Unternehmens. Die soziale Dimension beschäftigt sich mit der Frage, wie positive Auswirkungen im gesellschaftlichen Umfeld erreicht werden können. Die ökologische Dimension beschäftigt sich mit sämtlichen Problemen, die die Umwelt betreffen. Die Kernfrage ist, wie negative Auswirkungen auf die Umwelt verringert und positive Entwicklungen erreicht werden können.12 Sämtliche Themen, die den Bereich Ökologie umschließen, sind in einem permanenten Wandel. Diese Themen umfassen den Klimawandel, die steigende Umweltverschmutzung, die Umweltbelastung durch Emissionen, einen hohen Ressourcenverbrauch oder aber die Abfallentsorgung und die Erhöhung von Recyclingquoten.13 Besonders im Vordergrund der ökologischen Nachhaltigkeitsaspekte, in der Logistikbranche, ist die Umweltbelastung durch Emissionen.
Nachdem die Begriffe Controlling und Nachhaltigkeit erläutert wurden, gilt es nun einen Bezug zu dem Begriff Green-Controlling herzustellen.
„Green Controlling betrachtet nur den ökologischen Aspekt und stellt somit nur einen Teilbereich des Nachhaltigkeitscontrollings dar.“14
Der Begriff Green-Controlling, oder im englischen Raum auch Environmental Accounting Management, wird in der Praxis oft verwendet. Der Internationale Controller Verein (ICV) hat den Begriff Green-Controlling geprägt. Allerdings werden hierfür fälschlicherweise andere Begriffe synonym verwendet. Dabei werden die Begriffe Ökologie Controlling, Öko-Controlling, Corporate Social Responsibility (CSR)-Controlling, Nachhaltigkeitscontrolling oder Umweltcontrolling verwendet. Auch der Begriff Sustainability wird mit dem Green-Controlling in Verbindung gebracht.15 Ein weiterer bedeutsamer Begriff in diesem Zusammenhang ist das Greening. Mit Greening wird die ökologische Ausrichtung aller Unternehmensaktivitäten bezeichnet.16 In dieser Arbeit soll es hauptsächlich um die ökologische Dimension des Nachhaltigkeitsgedanken gehen. Da zu dem Wort Green-Controlling oft andere Wörter synonym verwendet werden, lässt es sich jedoch nicht vermeiden, dass an einigen Stellen (z. B. Grafiken) ein anderes Wort verwendet wird. Wie bereits erläutert ist das Green-Controlling ein Teilaspekt des Begriffs Nachhaltigkeit und beinhaltet somit eine Kombination aus den Begriffen Nachhaltigkeit und Controlling. Folglich umfasst es sowohl das strategische als auch das operative Controlling, mit dem Ziel einen Wertezuwachs zu erzeugen und die Unternehmensexistenz zu sichern. Durch das Green-Controlling können gesellschaftliche Problemthemen wie z. B. die Umweltverschmutzung erfolgsversprechend gelöst und der unternehmerische Erfolg weiterhin gesichert werden.17
Grundsätzlich lassen sich aus der in Abschnitt 2.1 genannten Definition des Controllings, vier unterschiedliche Aufgaben des Controllers ableiten. Die Informations-, Planungs-, Kontroll- und Koordination bzw. Steuerungsfunktion.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die Funktion des Umweltcontrollings18
Im Green-Controlling werden diese Funktionen analog zum klassischen Controlling verwendet. Für die Entscheidungsträger dienen diese Funktionen als ein Frühwarnsystem um ökologische Anforderungen und die Schwächen in der betrieblichen Leistungserstellung zu erkennen. Das Green-Controlling unterstützt das Management bei der Bewältigung von ökologischen Fragen oder hilft bei der Planung und Umsetzung von ökologischen Optimierungsfällen. Zudem muss das Green-Controlling alle ökologisch notwendigen Aktivitäten des Unternehmens im täglichen Geschäft steuern und die Erfolge von Umweltschutzmaßnahmen kontrollieren.19
Unter der Informationsversorgung wird im Wesentlichen verstanden, dass die richtigen Informationen, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Art und Weise beschafft, erfasst und bereitgestellt werden. Nur dann kann die Planung und die Kontrolle funktionieren. Fehlen Informationen, ist dies ein Auslöser für Unsicherheiten, woraus wiederrum Fehler im Umgang mit ökologischen Sachverhalten resultieren. Von daher sind die Beschaffung und Erfassung von Informationen über die unternehmensinternen Energie- und Stoffströme, die Versorgung mit Daten während des Produktlebenszyklus und das Stellen der Daten und Fakten zur Analyse der ökonomischen und ökologischen Beschränkungen, wesentliche Aufgaben der Informationsfunktion. Dies gilt sowohl für den gesamten Betrieb als auch für einzelne Prozesse.20 Mit Bezug auf die Logistikbranche können das bspw. Informationen über Schadstoffemissionen des gesamten Betriebs oder für eine einzelne Tour sein. Andere Informationen, wie das Abfallaufkommen oder der Wasserverbrauch des Unternehmens können ebenfalls dazu zählen. Diese Daten und Informationen müssen für die Stakeholder noch aufbereitet, strukturiert und ggf. kommuniziert werden.21
Die Planungsfunktion umfasst, unter Berücksichtigung der Ressourcen und mit Blick auf die Ziele, die Maßnahmen, die Vorbereitung sowie die Unterstützung und Koordination, von sämtlichen Teilplänen aus allen Aufgabenbereichen, für die Entscheidungsträger. Im Green-Controlling wird dem Umweltmanagement dadurch eine Grundlage der Umweltziele geschaffen. Dazu werden die derzeitigen und zukünftigen Ansprüche der Interessengruppen aufgezeigt. Erst danach kann ein Soll-Zustand bestimmt werden, der im Anschluss mit dem Ist-Zustand verglichen werden kann, um Verbesserungspotentiale aufzuzeigen. Infolgedessen ergeben sich Handlungsmöglichkeiten z. B. durch Marktveränderungen. Um dem Management eine vollendete Planung zu unterbreiten, müssen die ökologisch relevanten Pläne in einem Zielkatalog zusammengefasst werden. Diese Ziele sollten nach Umfang und Zeitaufwand definiert werden.22
In der Regel wird keine Planung exakt das geplante Ergebnis treffen. Bei der Kontrollfunktion geht es von daher darum, die Abweichungen zum Plan zu erfassen und zu analysieren. Mit den richtigen Methoden z. B. mit Kennzahlsystemen (s. Kapitel 4.1.1), soll rechtzeitig erkannt werden warum eine Abweichung vom Plan entstanden ist und wie dieser Abweichung ggf. entgegengewirkt werden kann.23
Mit der Steuerungsfunktion ist das Green-Controlling dafür verantwortlich, dass ökologische Fragen und Probleme in die alltäglichen Entscheidungen und Abläufe integriert werden. Es werden einzelne Mitarbeiter bestimmt, die für den Aufgabenbereich bzw. den Aufgabenprozess zuständig sind. Zusätzlich werden, durch die ökologische Steuerung, den Mitarbeitern Kontrollinformationen bereitgestellt. Dadurch wird das Verhalten, die Kreativität und die Gestaltungsmöglichkeiten der Mitarbeiter gefördert.24
Die Aufgabe eines Controllers ist es zu planen, zu steuern und die dazugehörige Kontrolle, um das Management bei Entscheidung, zu unterstützen und Verbesserungspotentiale oder Veränderungen, in diesem Fall in der Umwelt, zu erkennen und aufzuzeigen. Folglich sind sämtliche ökologische Nachhaltigkeitsthemen für das Controlling von Bedeutung. In der Praxis werden umfangreiche Aufgabenstellungen des ökologischen Managements, dem Bereich des Controllings zugeordnet. Die ökologischen Zielsetzungen gehören somit zu den zukünftigen Hauptaufgaben eines Controllers.25 Dies resultiert aus der Tatsache, dass allein die ökonomischen Erfolgsgrößen heutzutage nicht mehr ausreichen. Nur wenn das Kerngeschäft und das Thema Nachhaltigkeit ineinandergreifen, kann das Potential vom Green-Controlling vollständig ausgenutzt werden. Bisher wird das Thema Nachhaltigkeit, in vielen Unternehmen, von gesonderten Abteilungen betreut, jedoch muss eine geplante Steuerung des Vorgehens entwickelt werden. Würde eine separate Abteilung dies übernehmen, wird die Nachhaltigkeit zu einem einzelnen Thema gemacht und ist nicht mehr Teil der gesamten Wertschöpfungskette.26 Unternehmen, die bewusst die Nachhaltigkeitsfragen in das Controlling integrieren, übernehmen eine Vorreiterrolle.27 Dennoch kann jede Abteilung seinen Beitrag für eine verbesserte, nachhaltige bzw. ökologische Ausrichtung beitragen. Es kann bei der Verpackung ökologisches Verpackungsmaterial verwendet werden. Die Transportwege können durch eine genauere Routenplanung optimiert werden und bei der Suche nach Subunternehmer, kann neben dem Preis, auf eine ökoorientierte Auswahl geachtet werden. Das Rechnungswesen kann beim Versenden von Rechnungen oder Mahnungen digital gehalten werden und somit den Verbrauch an Papier reduzieren.28
Ein Vorteil vom Green-Controlling ist es, dass diverse ökologische und ökonomische Nutzenpotentiale, sowohl intern als auch extern, frühzeitig erkannt und eventuell rechtzeitigt in der Unternehmensstrategie berücksichtigt werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt sämtliche ökologische Nutzenpotentiale auf. Nicht auf alle wird eingegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Ökologische Nutzenpotenziale29
Es lassen sich auf der externen Seite Potentiale für die Marktposition oder für die Generierung von zusätzlichen finanziellen Mitteln erkennen. Durch die Aktualität des Themas Nachhaltigkeit und dem Fokus der Gesellschaft auf dieses Thema ist die Nachfrage nach ökologischen Produkten hoch. Erfüllt ein Unternehmen diese Nachfrage, kann sowohl von einer Umsatzsteigerung als auch von einer Verbesserung des ökologischen oder allgemeinen Images, ausgegangen werden. Somit verbessert sich in diesem Zusammenhang ggf. die Marktposition des Unternehmens. Des Weiteren besteht die Möglichkeit finanzielle Unterstützung, durch das Umweltbundesamt, in Form von Subventionen, für Umweltförderungsprogamme zu erhalten. Auf der internen Seite lassen sich Erfolgspotentiale z. B. durch rechtzeitige Investitionen in die Standorte oder in die Betriebs- und Geschäftsausstattung erzielen, wodurch der Wert des Unternehmens gesteigert werden kann. Eine mögliche Investition in der Logistikbranche stellt z. B. eine Investition in die Ladeinfrastruktur für E-Ladestationen dar. Durch das rechtzeitige Aufrüsten in eine moderne Fahrzeugflotte, kann z. B. Sanktionen, durch neue Vorgaben vom Staat, vorgebeugt werden. Zusätzlich können durch die Motivation und Schulung des eigenen Personals, Leistungssteigerung und ökologische sowie ökonomische Nutzenpotentiale erzielt werden.30
Wie relevant das Green-Controlling für ein einzelnes Unternehmen ist, hängt von der festgelegten Strategie und Relevanz des Themas Nachhaltigkeit im Unternehmen ab. Diese ist stark abhängig von den Akteuren am Markt, der Öffentlichkeit und dem Staat. Der ICV unterscheidet deshalb zwischen vier Strategietypen. Strategietyp 1 fokussiert sich auf eine ganzheitliche grüne Strategie und hat somit dem Thema Nachhaltigkeit die höchste Relevanz zugeschrieben. Der Strategietyp 2 ist marktorientiert und legt seinen Fokus auf grüne Produkte und Dienstleistungen, während der Strategietyp 3 eine abwartende Strategie einnimmt. Er weist dem Thema Nachhaltigkeit eine unterschiedliche Bedeutung zu. Der Strategietyp 4 orientiert sich nur an die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.31
Anhand des Fünf-Stufen-Modell soll aufgezeigt werden, inwieweit die Relevanz von ökologischen Nachhaltigkeitsaspekten im Unternehmen zum langfristigen Erfolg führt und somit ebenfalls das Controlling vor neue Herausforderungen stellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Das-Fünf-Stufen-Modell32
In der ersten Stufe sollen ökologische Standardanforderungen übertroffen werden. Durch den stetigen Antrieb einen Fortschritt zu erzielen kann ein Wettbewerbsvorteil erschaffen werden. Die zweite Stufe soll die ökologische Gestaltung entlang der gesamten Wertschöpfungskette beinhalten. Es kann z. B. die CO2-Emissionen der vorgelagerten Prozessschritte, in der Öko-Bilanz berücksichtigen. Mit der dritten Stufe sollen nachhaltige Angebote entwickelt werden, wie es z. B. bei der DHL stattfindet (s. Kapitel 5). Unter der Annahme, dass die Kunden bereit sind einen höheren Preis zu akzeptieren, können Wettbewerbsvorteile geschaffen werden. Auf der vierten Stufe sollen die Unternehmen ihre Geschäftsstrategie laufend hinterfragen und neue ökologische Geschäftsmodelle entwickeln. Ein Instrument, das auf dieser Stufe zum Einsatz kommt, ist die Sustainability Balanced Scorecard (SBSC), die im Kapitel 4.1.5 genauer erläutert wird. In der letzten Stufe wird mehr die Zukunft, als das aktuelle Geschehen betrachtet. Dies ist, wie zuvor erläutert, ebenfalls eine Aufgabe des Controllers.33
Zudem wurde in der Fallstudie vom ICV, aus dem Jahr 2010, die Relevanz des Greenings in den Unternehmen ermittelt. An dieser Studie nahmen 295 Personen aus unterschiedlichen Unternehmen und unterschiedlichen Funktionsbereichen teil. Im Anhang (Anhang 1) befinden sich für die Studie relevante Verteilungen der Teilnehmer, sortiert in Cluster nach den bereits vorgestellten Strategietypen (1-4). Ca. 63 Prozent der befragten Teilnehmer sind dem Bereich des Controllings zuzuordnen, weitere 23 Prozent der Geschäftsführung bzw. als Mitglieder der Unternehmensführung.34 In der folgenden Abbildung ist die Relevanz des Grennings für die Unternehmen zu erkennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Strategische Bedeutung des "Greenings" im Fünf-Stufen-Modell35
Eine weitere Abbildung aus der Studie zeigt zudem auf, wie relevant, das Greening speziell für das Controlling. In der Abbildung lässt sich festhalten, dass der Mittelwertfaktor bei 4,0 liegt und somit aus Sicht der befragten Teilnehmer eine hohe Relevanz dem Controlling zugeschrieben werden kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Bewusstsein für grüne Herausforderungen im Controlling36
„Unter dem Themenfeld Logistik wird primär der physische Materialfluss zur Verfügbarkeit von Waren innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen Organisationen und deren Umwelt verstanden.“37
Die Grundaufgaben in der Logistik bestehen aus dem Transportieren und dem Umschlagen der Güter von einem Verkehrsmittel auf ein anderes Verkehrsmittel. Zudem sind die Zwischenlagerung der Produkte, das Verpacken und das Kommissionieren der Aufträge sowie die dazugehörige Abfallentsorgung Aufgaben in der Logistik. Neben den traditionellen Aufgaben beschäftigt sich die Logistik mit der Planung, Steuerung, Optimierung und Kontrolle von Material- und Informationsflüssen innerhalb der Wertschöpfungskette. In dieser Arbeit geht es um die Logistikbranche. Da sich die Logistik in verschiedene Teildisziplinen mit unterschiedlichen Aufgaben unterteilt, befindet sich im Anhang (Anhang 2, Tab. 1) eine Tabelle, die die gesamten Aufgaben und Logistikbereiche darstellt. Zur Logistikbranche zählen nur Unternehmen, die ihren hauptsächlichen Geschäftszweck auf die logistischen Leistungen beziehen und diese im Wettbewerb zu anderen Unternehmen, am Markt, zur Verfügung stellen. Der Personenverkehr ist kein Teil der Logistikbranche.38 Der Güterverkehr verteilt sich auf diverse Verkehrsträger, die in der folgenden Abbildung, klassifiziert nach Ihrem prozentualen Anteil im Güterverkehr, dargestellt sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Güterverkehr aus 2017 nach Verkehrsträger 39
Hier wird deutlich, dass der größte Teil, nämlich ca. 79,1 Prozent (im Jahr 2017) des gesamten Güterverkehrs über die Straße stattfindet. Dies entspricht einer Gütermenge von knapp 3.700 Tonnen. Um einen vollständigen Blick auf die Logistikbranche zu erlangen befindet sich im Anhang (Anhang 2, Tab. 2) eine Tabelle, die die einzelnen Unterteilungen der Logistikbranche aufweist.
[...]
1 (vgl. Wellbrock/Ludin/Krauter, 2020, S. 1)
2 (vgl. Verkehrsrundschau, Springer Fachmedien München GmbH, 2020, URL: https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/corona-krise-paketdienst-dhl-beschaeftigt-wie-vor-weihnachten-2591598.html )
3 (Zanker, 2018, S.36, URL: https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=8140)
4 (vgl. Europäische Union, 2020, URL: https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de )
5 (vgl. Colsman, 2013, S. 43)
6 (Horváth, 2011, S. 129)
7 (vgl. Horváth, 2018, S. 614)
8 (vgl. Schaltegger/Sturm, 1995, S. 9)
9 (vgl. Wellbrock/Ludin/Krauter, 2020, S. 8 ff.)
10 (vgl. Steinke, et al. 2014, S. 12)
11 (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, 2017)
12 (vgl. Colsman, 2013, S. 14)
13 (vgl. Steinke, et al. 2014, S. 12 ff.)
14 (Wellbrock/Ludin/Krauter 2020, S. 16)
15 (vgl. Horváth, 2018, S. 615)
16 (vgl. Internationaler Controller Verein: White Paper, 2011, S. 2, URL:https://www.icv-controlling.com/fileadmin/Assets/Content/AK/Ideenwerkstatt/Files/ICV_IW_WhitePaper_Green_Controlling_20110327_final.pdf
17 (vgl. Kuttner 2019, S. 269 f.)
18 (Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 2001, S. 22)
19 (vgl. Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 1995, S. 24 f.)
20 (vgl. Horváth, Controlling, 2012, S.295 ff.)
21 (vgl. Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 2001, S. 21 ff.)
22 (vgl. Ebenda, S. 27 f.)
23 (vgl. Binder, 2017, URL: https://www.haufe.de/controlling/controllerpraxis/was-ist-controlling/controlling-aufgaben-funktionen-ziele_112_433744.html )
24 (vgl. Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 2001, S. 28 ff.)
25 (vgl. Bachtrog L., 2019, S.15)
26 (vgl. Colsman, 2013, S.58 f.)
27 (vgl. Ebenda, S.44)
28 (vgl. Internationaler Controller Verein: Allgemein Green Controlling 2019, URL: https://www.controlling-wiki.com/de/index.php/Green_Controlling )
29 (Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 2001, S. 7)
30 (vgl. Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt, 2001, S. 6 ff.)
31 (vgl. Internationaler Controllerverein: Studie neue Herausforderung, 2011, S. 2, URL: https://www.icv-controlling.com/fileadmin/Assets/Content/AK/Green%20Controlling/ICV11_Studienbericht_Green_Controlling_final.pdf )
32 (Ebenda, S. 4)
33 (vgl. Ebenda, S.6 ff)
34 (vgl. Ebenda. S. 8)
35 (Ebenda, S. 8)
36 (Ebenda, S. 17)
37 (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, 2015, S. 13, URL: https://www.kritis.bund.de/SharedDocs/Downloads/Kritis/DE/Sektorstudie_Logistik.pdf?__blob=publicationFile )
38 (vgl. Zanker, 2018, S. 13 ff.)
39 (Destatis, Statistisches Bundesamt, 2020, URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Transport-Verkehr/_Grafik/_Interaktiv/gueterverkehr.html )
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