Bachelorarbeit, 2020
49 Seiten, Note: 1,7
1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
2 ZIELSETZUNG
3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Definition Adipositas
3.1.1 Klassifizierung anhand des Body-Mass-Index
3.1.2 Körperfettanteil
3.1.3 Fettverteilungsmuster
3.1.4 T aille - Hüftquotient
3.2 Prävalenz und Folgeerkrankungen von Adipositas in der deutschen Bevölkerung
3.3 Gesundheitlicher Nutzen einer Gewichtsabnahme bei Adipositas
3.3.1 Nachteile einer angestrebten Gewichtsreduktion
3.3.2 Empfohlene Gewichtsreduktionsziele bei Adipositas
3.4 Evidenzbasierte Interventionsmaßnahmen einer multimodalen Behandlung der Adipositas
3.4.1 Ernährungstherapie
3.4.2 Bewegungstherapie
3.4.3 Verhaltenstherapie
3.4.4 Grenzen einer multimodalen Behandlung einer Adipositas
3.5 Ausstattung und Voraussetzungen des Bewegungs-, Verhaltens- und Ernährungsberatungskonzeptes
3.5.1 Fachliche und persönliche Kompetenzen des Personals
3.5.2 Ausstattung und räumliche Voraussetzungen des Fitnessstudios für das Gewichtsreduktionsprogramm
3.5.3 Definition der Zielgruppe
3.6 Marketing des Gewichtsreduktionsprogrammes
3.6.1 Facebook in der Fitnessbranche
3.6.2 Akquirierung der Teilnehmer
4 METHODIK
4.1 Darstellung der Literaturrecherche
4.1.1 Suche in Datenbanken und Suchmaschinen
4.1.2 Verarbeitung der gefundenen Quellen
5 ERGEBNISSE
5.1 Ziel des Bewegungs-, Verhaltens- und Ernährungsberatungskonzeptes zur Gewichtsreduktion
5.2 Grobgliederung des Gewichtsreduktionsprogrammes
5.3 Aufbau des Programmes
5.3.1 Modul Verhaltensmodifikation
5.3.2 Modul Ernährungsmodifikation
5.3.3 Modul Bewegungsmodifikation
5.4 Gesamtübersicht des Betreuungskonzeptes
5.5 Wirtschaftlichkeit des Betreuungskonzeptes
5.5.1 Darstellung der Ausstattungskosten
5.5.2 Darstellung der Raum- und Versicherungskosten
6 DISKUSSION
6.1 Kritische Beurteilung des Betreuungskonzeptes
6.1.1 Wirtschaftlichkeit des Betreuungskonzeptes
6.1.2 Gliederung des Betreuungskonzeptes
6.2 Kritische Betrachtung der verwendeten Literatur
7 ZUSAMMENFASSUNG
8 LITERATURVERZEICHNIS
9 ABBILDUNGS-, TABELLEN-, ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Tabellenverzeichnis
In Deutschland nimmt die Zahl der Übergewichtigen von Jahr zu Jahr immer weiter zu. Parallel dazu steigt die Zahl der Trainierenden in Gesundheits- und Fitnesseinrichtungen stetig an. 10,08 Mio. Mitglieder trainieren in 8684 Fitness- und Gesundheitseinrichtungen. Dies ergibt einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 12,3 % (DSSV, Deloitte & DHfPG, 2018). Ebenso zählt Körpergewichtsreduktion bei 44 % der sporttreibenden Deutschen als eine wesentliche Motivation zum Sport (Statista, 2018). Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Automatisierung des Alltages der Menschen wird die nötige Bewegung immer weiter eingeschränkt und irrelevanter. Ebenfalls hat sich im Bereich der Ernährung durch die fortschreitende Industrialisierung einiges verändert. Die Supermärkte sind voll mit hochkalorischen und verarbeiteten Produkten und es ist nicht mehr schwer, an die jeweiligen Lebensmittel ranzukommen. Laut (Statista, 2019) waren 2017 in Deutschland rund 52,7 Prozent der Erwachsenenbevölkerung übergewichtig (BMI >25) und damit knapp acht Prozent mehr als noch zwanzig Jahre zuvor. Frauen sind mit einer Übergewichts- und Adipositasrate von 43,1 bzw. 14,6 Prozent deutlich seltener betroffen als Männer. Die entsprechenden Raten von Männern beliefen sich 2017 auf 62,1 bzw. 18,1 Prozent. Auch hat die Rate unter Männern deutlich stärker zugenommen. Im Zeitraum von 2005 bis 2017 stieg der Anteil von übergewichtigen Männern um rund 7,3 Prozent. Bei Frauen im gleichen Zeitraum lediglich um 3,8 Prozent. Die drei grundlegenden Faktoren dieser Problematik sind wie zuvor schon erwähnt, mangelnde Bewegung, falsche Ernährung und die falschen Verhaltensmuster. Laut Jolly (2011) führen Einzelberatungen und Gruppentherapien, welche die bereits genannten Ursachen für Übergewicht thematisieren, zu einer signifikanten Gewichtssenkung, wobei die Effekte von Gruppenprogrammen meist noch etwas stärker ausfallen. Außerdem sind Gruppensitzungen wirtschaftlich besser zu realisieren für Fitnessstudios als Einzelberatungen (DAG e.V., 2014, S. 45).
Aus diesem Grund kann es sich lohnen, ein Bewegungs-, Verhaltens- und Ernährungsberatungskonzept in Gruppensitzungen zur Gewichtsabnahme in Fitnessstudios zu implementieren. Inwieweit ein solches Betreuungskonzept zur Gewichtsreduktion wirtschaftlich tragbar als auch umsetzbar für ein Fitnessstudio ist, wird in dieser Arbeit ebenfalls thematisiert.
Ziel dieser Arbeit ist es, mithilfe einer ausführlichen und wissenschaftlichen Literaturrecherche, die Eignung unterschiedlicher Ernährungsformen, Verhaltensmodifikationsstrategien und Bewegungsstrategien zur Gewichtsreduktion zu recherchieren und zu erörtern. Auf Basis einer aus wissenschaftlicher Sicht als besonders geeignet befundenen Bewegungs-, Verhaltens- und Ernährungsberatungsaspekte für eine Gewichtsreduktion soll anschließend ein Beratungskonzept erstellt werden.
Laut Statista (2019) waren 2017 in Deutschland rund 52,7 Prozent der Erwachsenenbevölkerung übergewichtig (BMI >25) und damit knapp acht Prozent mehr als noch zwanzig Jahre zuvor. Frauen sind mit einer Übergewichts- und Adipositasrate von 43,1 bzw. 14,6 Prozent deutlich seltener betroffen als Männer. Die entsprechenden Raten von Männern beliefen sich 2017 auf 62,1 bzw. 18,1 Prozent. Auch hat die Rate unter Männern hat dementsprechend deutlich stärker zugenommen. Im Zeitraum von 2005 bis 2017 stieg der Anteil von übergewichtigen Männern um rund 7,3 Prozent und bei Frauen im gleichen Zeitraum lediglich um 3,8 Prozent. Die Ursache dieser Problematik betrifft mehrere Faktoren wie beispielsweise eine überkalorische Ernährung, Bewegungsmangel und viele weitere Faktoren. Die Folgen dieser Krankheit sind ebenfalls so vielseitig wie die Ursachen und belasten im Großen und Ganzen das komplette Gesundheitssystem des Menschen. Laut Statista (2020) belief sich im Jahr 2019 die Mitgliederzahl aller deutschen Fitnessstudios auf weit mehr als 11,6 Millionen. Laut einer Statista-Umfrage zur Häufigkeit des Besuchs von Fitnessstudios trainieren 61 Prozent mehrmals wöchentlich. Sieben Prozent der aktuellen bzw. früheren Fitnessstudiomitglieder gaben sogar eine tägliche Trainingsfrequenz an. Dabei trainierte der größte Teil der Befragten zwischen einer und zwei Stunden. Doch Training allein ist nicht ausreichend, wie man an den zahlen der Übergewichtigen in Deutschland erkennen kann. Die richtigen Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensstrategien sind hier entscheidend und das soll in dieser Abschlussarbeit auch thematisiert werden.
Adipositas wird als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts definiert. Berechnungsgrundlage für die Gewichtsklassifikation ist der Körpermasseindex, der sogenannte Body Mass Index (BMI). Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2) (Deutsche Adipositas Gesellschaft e. V., 2020). Der BMI ist hier lediglich ein grober Richtwert und hierfür hat die World Health Organisation (WHO) bestimmte Normwerte angegeben, um die jeweiligen Messwerte einstufen zu können (WHO, 2000).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) nach dem so genannten Body-Mass-Index = BMI
Tabelle 1: Gewichtsklassifikation anhand des BMI (nach WHO, 2000)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der BMI errechnet sich wie bereits schon erwähnt, aus Gewicht und Körpergröße und ist für die meisten Menschen relevant. Für Menschen, die allerdings einen überdurchschnittlichen Anteil an Skelettmuskulatur besitzen, ist der BMI eher weniger relevant. Um die Körpermasse einer Person also genauer analysieren zu können, sind weitere Messungsmethoden notwendig, welche beispielsweise auch noch den Körperfettanteil ermitteln und berücksichtigen.
Zur Ermittlung des Körperfettanteils haben sich mit der Zeit einige Messungsmethoden etabliert. Die gängigsten, welche mittlerweile auch in Fitnessstudios verwendet werden, sind sogenannte bioelektrische Impedanzanalysen oder immer seltener die Messung der Hautfaltendicke mithilfe eines Kalipers.
Tabelle 2: Normalbereich für Körperfett bei jungen Erwachsenen und die Festlegung verschiedener Grade von Adipositas (modifiziert nach Biesalski et al., 2004, S.15)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine weitere Form der Körperanalyse ist die Ermittlung des sogenannten SBSI (surface- based body shape index). Hierbei werden die Faktoren Oberfläche, vertikaler Rumpfumfang, Größe und Bauchumfang berücksichtigt. Der Vorteil beim SBSI ist, dass er durch die Ermittlung mehrerer Faktoren auch einen erhöhten Anteil der Muskulatur gut trainierter Sportler berücksichtigt (Rahmann & Adjeroh, 2015). Somit eignet sich der SBSI sehr gut als Werkzeug der Körperanalyse im Fitnessstudio, da dort der Anteil der Muskelmasse bei den meisten Trainierenden überdurchschnittlich hoch ist.
Es ist also nicht nur die Analyse des Körperfettanteiles wichtig, sondern auch die Bewertung der Fettverteilung (Dietger, 2018, S. 54). Ein weiteres wichtiges Maß bei der Körperanalyse stellt der Taillen-Hüftquotient dar, welcher im folgenden Kapitel beschrieben wird.
Wie bereits erwähnt, ist es nicht nur von Bedeutung wie viel Körperfett vorhanden ist, sondern auch wo genau sich das Körperfett befindet. Durch den Quotient von Taillen- und Hüftumfang lässt sich das Fettverteilungsmuster einfach ermitteln. Hierbei unterscheiden sich die empfohlenen und bedenklichen Werte bei Männern und Frauen aufgrund der anatomischen Unterschiede des Skelettbaus. Wenn bei Frauen der Quotient über 0,85 liegt und bei Männern über 1,00, dann ist es gesundheitlich bedenklich (Dietger, 2018, S. 54). Dies gibt nämlich Auskunft darüber, dass sich viel Körperfett oder sogenanntes viszerales Bauchfett in der Region der Körpermitte befindet, in welcher sich unsere überlebenswichtigen Organe befinden. Viele Krankheiten sind laut mehreren Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen dem Überschuss an viszeralem Bauchfett zu zuordnen. Zum Beispiel wurde entdeckt, dass dadurch das Risiko an Demenz zu erkranken erhöht ist. Besonders gefährdet sind Personen, welche in den mittleren Lebensjahren mit Übergewicht zu kämpfen haben (Wotton & Godacre, 2014).
Laut dem Robert-Koch-Institut (2019) sind ein Viertel der 18- bis 79-jährigen Erwachsenen von Adipositas betroffen. Deshalb stellt nach wie vor die Entwicklung geeigneter Maßnahmen zur Verhinderung des weiteren Anstiegs der Prävalenz eine zentrale Aufgabe dar. Im Jahr 2010 beträgt die Prävalenz von Übergewicht (einschließlich Adipositas) in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung 60,0 % (Frauen: 53,0 %; Männer: 67,1 %). Dabei sind 23,6 % der Erwachsenen (Frauen: 23,9 %; Männer: 23,3 %) von Adipositas betroffen. Mit zunehmendem Körpergewicht erhöht sich das Risiko, bestimmte Folgeerkrankungen zu entwickeln, wie beispielsweise die Entstehung von Diabetes Typ 2. Laut Aberle (2020, S.102) erhöht sich pro steigendem BMI-Punkt nämlich das Diabetesrisiko um 20 Prozent. Des weiteren gilt Adipositas als Risikofaktor und Auslöser für mehr als 60 Folgekrankheiten. Diagnostisch lassen sich je nach körperlichen oder psychosozialen Beeinträchtigungen und Begleiterkrankungen verschiedene Stadien der Erkrankung unterscheiden. Je nach Schweregrad der Adipositas ist die Lebenserwartung um bis zu zwölf Jahre verkürzt (Deutsche Adipositas Gesellschaft, 2020). Folgende Abbildungen veranschaulichen den prozentualen Anteil der Übergewichtigen Menschen in Deutschland. Des weiteren ist zu erkennen, wie viel Prozent bereits schon adipös sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anteil der Männer mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017 (Statista 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Anteil der Frauen mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017 (Statista 2019)
Die folgende Tabelle soll nun laut Hauner die wichtigsten Begleit- und Folgeerkrankungen der Adipositas (Hauner et al., 2019, S. 574).
Tabelle 3: Die wichtigsten Begleit- und Folgeerkrankungen der Adipositas (Hauner, 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fettleibigkeit ist mit einer erhöhten Mortalität verbunden, und Gewichtsverluststudien zeigen eine rasche Verbesserung vieler Mortalitätsrisikofaktoren auf (Kritchevsky, 2015). Es besteht eine hohe Evidenz, dass eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Erwachsenen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Risikoprofilen zu einer Blutdrucksenkung und ebenfalls zu einer Reduktion der Triglyzeride und des LDL- Cholesterins, sowie eine Erhöhung des HDL-Cholesterins führt (NHMRC, 2013). Ein speziell enger Zusammenhang besteht nebst BMI und Diabetesrisiko. Für viele Diabetespatienten ist das Anstreben eines wünschenswerten Körpergewichts (BMI für Erwachsene 18,5-24,9 kg/m2) ein wesentliches Therapieziel, da hiervon alle metabolische Parameter und ebenso die Risikofaktoren für vaskuläre Erkrankungen optimiert werden können. Schon bereits eine moderate Gewichtsabnahme von unter 10 % des Körpergewichts verbessert die Insulinempfindlichkeit, die Glukosetoleranz, die Serumlipidspiegel und den Blutdruck (Toeller, 2006). Adipositas geht mit einer Verkürzung der Lebenserwartung einher und ab einem BMI von 27 bis 30 nimmt die Mortalität infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Karzinomen zu (Hauner et al., 2019, S. 574). Zusammenfassend zeigt eine Metaanalyse „Intentional Weight Loss and All-Cause Mortality: A Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials“ (Kritchevsky, 2015), dass von 15 randomisierten kontrollierten Studien zum Gewichtsverlust bei adipösen und übergewichtigen Erwachsenen eine 15 prozentige Verringerung der Gesamtmortalität bei Patienten, die nach dem Zufallsprinzip zum Gewichtsverlust randomisiert wurden. Das Ausmaß dieses Nutzens entspricht der Verringerung des Gesamtmortalitätsrisikos bei der Behandlung von Bluthochdruck oder der Senkung des Gesamtserumcholesterins um 1 mmol / l. Der größte Teil der einschlägigen Literatur in diesem Bereich bezieht sich auf Erwachsene mittleren Alters.
Neben den zuvor erwähnten Vorteilen einer Gewichtsreduktion gibt es auch Nachteile, welche ebenfalls beleuchtet werden müssen. Bei starker Gewichtsabnahme kann es zu einer Verringerung der Knochendichte kommen. Dies wurde unter Anderem in einem systematischem Review (Papaioannou, 2009) entdeckt. Dort wurde festgestellt, dass bei einer Gewichtsreduktion die Knochenschwund-Rate im Bereich der Hüfte als auch im Lumbalbereich erhöht ist. Darüber hinaus besteht ein höheres Risiko für Gallensteinerkrankungen (Everhard, 1993).
Außerdem wurde bereits in mehreren weiteren diversen Studien auf weitere gesundheitliche Nachteile aufmerksam gemacht. Viele berichten über das sogenannte „Weight cycling“. Darunter versteht man ständige Gewichtsschwankungen nach bewusster Gewichtsabnahme. Hierbei kann das Risiko der kardiovaskulären Gesamtmortalität erhöht werden, sowie der Bluthochdruck bei adipösen Frauen (Diaz, 2005). Deshalb ist es nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion ebenfalls wichtig, das errungene Gewicht zu halten, um die Chance auf weitere gesundheitliche Risiken zu verringern.
In der Gewichtsreduktionsphase ist ein Gewichtsverlust von ca. 0,5-1 kg pro Woche zu erwarten, wobei dies jedoch Durchschnittswerte sind, die zum Teil beträchtlichen Schwankungen unterliegen können und genauso von der Höhe des Energiedefizites abhängen (DAG e. V., 2014). Genauso hängt der Therapieerfolg laut Hauner natürlich auch entscheidend von der Motivation des Patienten ab, die Eigenverantwortung für sein Gewichtsmanagement zu übernehmen und auch langfristig dafür zu sorgen, dass man die gelernten Grundsätze einhält. Ebenfalls empfiehlt die DAG e.V. (2014) sich an realistischen Gewichtsreduktionszielen zu orientieren, welche bei Patienten die einen BMI-Wert von über 35 vorweisen, bei einem Gewichtsverlust von etwa 10% des Ausgangsgewichtes innerhalb von sechs bis zwölf Monaten angestrebt werden sollte. Bei Patienten mit einem BMI-Wert zwischen 25 und 35 sollten es etwa 5% des Ausgangsgewichtes sein. Der Fokus bei der Gewichtsabnahme sollte somit auch nicht auf einer schnellen Körpergewichtsabnahme liegen, sondern vielmehr auf einer langfristigen Reduzierung des Körperfettanteiles und der damit verbundenen Verbesserung der Lebensqualität.
Die Behandlung von Adipositas ist aufgrund der multifaktoriellen Genese komplex und in der Regel eine langfristige und vielseitige Aufgabe für Patienten und Behandler. In den meisten Fällen versuchen die Betroffenen mithilfe von schnellen Diäten ihr Übergewicht loszuwerden, doch häufig jedoch ohne anhaltenden langfristigen Erfolg. Nach einer anfänglichen Gewichtsabnahme folgt demnach oft wieder eine deutliche Gewichtszunahme, sodass das Ausgangsgewicht wieder erreicht oder sogar überschritten wird (Jo-Jo-Effekt). Aus diesem Grund haben viele Patienten, die unter Adipositas leiden, bereits schon eine längere Behandlungsvorgeschichte mit vielen Niederschlägen im Bezug auf eine gewollte Gewichtsreduktion. Laut den Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaf (DAG) ist ein ganzheitliches Basisprogramm, welches sich aus einer Kombination von Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie zusammensetzt, bei Patienten mit Adipositas Grad I und II (BMI 30 bis < 40 kg/m2) und Übergewicht (BMI 25 bis < 30 kg/m2) eine gute Vorgehensweise (DAG e. V., 2014). Im Folgenden werden alle drei Aspekte erläutert.
Für eine erfolgreiche Ernährungstherapie gibt es verschiedene Herangehensweisen und Konzepte. In den S3-Leitlinien zur „Prävention und Therapie von Adipositas“ (DAG, 2014, S.47) wird unter Anderem empfohlen, ein Kaloriendefizit von etwa 500 kcal täglich zu erzielen, um das Körpergewicht langfristig zu reduzieren. Zeitlich begrenzt kann unter ärztlicher Aufsicht auch weit darüber hinaus ein höheres Kaloriendefizit angestrebt werden (Hauner et al., 2019, S.393). Das Kaloriendefizit kann nun über mehrere Strategien erzielt werden. Da es sich hier um ein einheitliches Konzept mit mehreren Teilnehmern handelt, ist es schwierig für jeden Teilnehmer die beste individuell angepasste Ernährungsform und Diätstrategie einzusetzen. Laut aktuellen Studienerkenntnissen scheint die Makronährstoffzusammensetzung (Verhältnis von Fetten, Kohlenhydraten und Protein) eher sekundär zu sein. Neuere Meta-Analysen zeigen auf, dass die Gewichtsabnahme bei fettreduzierten Diäten durchaus vergleichbar mit kohlenhydratreduzierten Diäten ist (Johnston et al., 2014). In einer Meta-Analyse (48 randomisierte Studien mit einschließlich 7286 Personen) ist zu beobachten, dass der größte Gewichtsverlust mit kohlenhydratarmen Diäten verbucht wird (durchschnittlich 8,73 kg). Knapp gefolgt von fettarmen Diäten (durchschnittlich 7,99 kg) (Johnston et al., 2014). In einer weiteren aktuellen Studie, ist es zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Hierbei wurden in einer randomisierten Erhebung in Kalifornien 609 gesunde Frauen und Männer mit einem BMI von 28-40 kg/m2 unter zwei divergente Kostformen gesetzt. Eine Gruppe sollte mithilfe Reduktion von Getreide, Reis, Kohlenhydratreichem Gemüse und Hülsenfrüchten weniger Kohlenhydrate essen. Die alternative Gruppe wurde angehalten, den Fettverzehr einzuschränken und hauptsächlich Öle, fettiges Fleisch, fettige Milchprodukte und Nüsse zu meiden. Nach einem Jahr zeigte sich, dass das Gewicht mithilfe der kohlenhydratarmen Ernährungsweise um 5,99 kg gesunken ist, während es bei der fettarmen Ernährungsweise zu einer Gewichtsreduktion von 5,29 kg gekommen ist (Gardner, 2018).
Zusammenfassend bestätigen jene beiden voneinander separaten Evaluationen, den Grundsatz, dass eine proteinbetone, fettmodifizierte und kohlenhydratarme Ernährungsform den Gewichtsverlust am besten unterstützt, wenn ein bestimmtes Kaloriendefizit eingehalten wird.
Neben der Ernährungstherapie spielt die Bewegung oder das folgende Bewegungsprogramm dieser Abschlussarbeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Laut Hauner (2018, S.35-39) sollte an erster Stelle schon bereits die Steigerung der alltäglichen Bewegungen verstanden werden. Dies bedeutet z. B. Treppensteigen statt Aufzugfahrten oder sich bewusst für längere Laufwege zu entscheiden, anstatt immer nur an die Abkürzung zu denken. Zusätzlich wird auch moderate sportliche Aktivität empfohlen. Hierbei sollte die Dauer mindestens 150 Minuten pro Woche betragen, was mit dem folgenden Sportprogramm abgedeckt werden sollte. Allerdings sollte angemerkt werden, dass die Bewegungstherapie alleine ohne Verminderung der Kalorienzufuhr zu keiner deutlichen Gewichtsreduktion führt (Becker & Zipfel, 2020, S.37). Hauptsächlich spielt zusätzliches körperliches Training bei der Verhinderung einer erneuten Gewichtszunahme eine entscheidende Rolle. Dennoch verbessert regelmäßige Bewegung, neben der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, ebenfalls die kardiovaskulären und metabolischen Begleiterscheinungen als auch die psychosozialen Aspekte zur Unterstützung der Gewichtsabnahme (Becker & Zipfel, 2020, S.37).
Die Verhaltenstherapie kombiniert innerhalb alldem kognitive und verhaltenstherapeutische Technologien, die eine systematische Identifizierung und Modifikation ungünstiger Denk- und Verhaltensmuster, welche die Adipositas aufrechterhalten, zum Ziel haben. Obendrein steht das Einüben von Verhaltensweisen und kognitiven Reaktionen, die für eine effektive Gewichtskontrolle und einer Erhöhung der Lebensqualität unabdingbar sind, im Fokus. Im Umfeld eines solchen Basisprogramms kann im ersten Jahr durchschnittlich ein klinisch wesentlicher Gewichtsverlust nebst 5-10% vom Ausgangsgewicht erreicht werden (DAG e. V., 2014, S. 54). Verhaltenstherapie und Verhaltensmodifikationstechniken eignen sich besonders zur Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils mit einer kalorienangepassten Ernährung und regelmäßiger körperlichen Aktivität. Das Hauptziel der Behandlung ist ein mäßiger Gewichtsverlust innerhalb von 6 bis 12 Monaten, gefolgt von einer Gewichtsstabilisierung oder Konsolidierung des resultierenden Gewichtsverlustes. Des weiteren liegt der Schwerpunkt auf der Verbesserung der Lebensqualität und häufig auch auf der psychischen Gesundheit. All diese Aspekte sollten durch Veränderungsstrategien umgesetzt werden, die dauerhaft in das tägliche Leben des Patienten und seiner Person integriert werden können. Dabei müssen ihre Lebensstiloptionen, Vorlieben und Gewohnheiten berücksichtigt werden. Während der Gewichtsreduktionsphase kann man mit einem Verlust von ca. 0,5-1 kg pro Woche rechnen (Becker & Zipfel, 2020, S.37). Behandler sollten automatisch eine realistische Vorführung von der zu erreichenden Gewichtsabnahme ihrer Patienten haben und offen mit ihnen über den zu erwartenden Gewichtsverlauf kommunizieren. Zu hoch gesteckte und unrealistische Gewichtsziele führen andernfalls äußerst vermutlich zu Frustration und Aufgabe von neu erlernten Verhaltensweisen. Nach Abschluss eines Basisprogrammes geschieht danach die Phase der Gewichtsstabilisierung, in der der Schwerpunkt auf einem Gewichtserhalt und nicht mehr auf einer fortlaufenden Abnahme liegt. Mittels niederfrequente Nachsorge, die Maßnahmen zur Förderung der Selbstkontrolle und Rückfallprophylaxe enthält, können die Patienten im selbstverantwortlichen Training der neu erworbenen Verhaltensweisen bezuschusst und motiviert werden (Hall & Kahan, 2018).
Laut der DAG e. V.(2014) sollte das Programm aus folgenden psychotherapeutischen Elementen bestehen:
- Selbstbeobachtung von Verhalten und Fortschritt (Körpergewicht, Essmenge, Bewegung)
- Einübung eines flexibel kontrollierten Ess- und Bewegungsverhaltens (im Gegensatz zur rigiden Verhaltenskontrolle)
- Stimuluskontrolle
- Kognitive Umstrukturierung (Modifizierung des dysfunktionalen Gedankenmusters)
- Zielvereinbarungen
- Problemlösetraining/Konfliktlösetraining
- Soziales Kompetenztraining/Selbstbehauptungstraining
- Verstärkerstrategien (z. B. Belohnung von Veränderungen)
- Rückfallprävention
- Strategien zum Umgang mit wieder ansteigendem Gewicht
- Soziale Unterstützung
Diese und weitere Elemente der Verhaltenstherapie werden im späteren Verlauf der Arbeit nochmals geanuer erläutert und dargestellt.
[...]
Der GRIN Verlag hat sich seit 1998 auf die Veröffentlichung akademischer eBooks und Bücher spezialisiert. Der GRIN Verlag steht damit als erstes Unternehmen für User Generated Quality Content. Die Verlagsseiten GRIN.com, Hausarbeiten.de und Diplomarbeiten24 bieten für Hochschullehrer, Absolventen und Studenten die ideale Plattform, wissenschaftliche Texte wie Hausarbeiten, Referate, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze einem breiten Publikum zu präsentieren.
Kostenfreie Veröffentlichung: Hausarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterarbeit, Interpretation oder Referat jetzt veröffentlichen!
Kommentare