Masterarbeit, 2020
111 Seiten, Note: 1.0
Einleitung
I Trendsport in der Erlebnisgesellschaft
1 Merkmale
2 Entwicklungsphasen
3 Sinnmotive
II Wakeboarden als Sportart
1 Faszination Gleiten
2 Genese
3 Kommerzialisierung
III Wakeparks – soziologisch betrachtet
1 Ort
2 Raum
3 Landschaft
Schlussbetrachtung
Literatur
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Siglen
Es drängt sich gleich zu Beginn die Frage auf, warum eine Studentin des Sportmanagements sich mit den Fragen der Soziologie beschäftigt und nicht, wie allgemein erwartet, mit Zahlen und Fakten des Wirtschaftens im und mit Sport. Diese Frage möchte ich kurz vorab beantworten.
Der Soziologe Niklas Luhmann gliedert unsere Gesellschaft in unterschiedliche Teilsysteme. Diese sind nicht durch andere ersetzbar und besitzen Alleinstellungsmerkmale. Durch den Austausch von Ressourcen konstituieren sich wechselseitige Beziehungen untereinander und die schlussendlich die Gesellschaft als Ganzes. Eines dieser Teilsysteme ist der Sport. Der Sport selbst besitzt jedoch nur wenig Ressourcen in Form von Geld oder Waren. Seine Ressourcen müssen differenzierter betrachtet werden. „Als autotelische1 Aktivität kreiert Sport spannende Time-out Situationen und ist multifunktional instrumentalisierbar“ (Schimank 1988: 198). Das macht den Sport zum perfekten „Wingman“2 für andere gesellschaftliche Teilsysteme und damit zu einem „attraktiven Projektionsfeld für deren Leistungserwartungen“ (ebd.). In einer historischen Reihenfolge entstehen pädagogische, religiöse, militärische, medizinisch, politische und wirtschaftliche Leistungsbezüge.
Sport als wirtschaftlicher Absatzmarkt ist also eine relativ neue Erscheinung. Dabei ist das Hauptziel des Wirtschaftens, Bedürfnisse zu befriedigen. Sättigung bedeutet jedoch Stillstand, deshalb müssen immer neue Bedürfnisse erschaffen werden. Der Sport fungiert als ökonomische Treibkraft. Durch seinen Spannungsbogen und spektakuläre Bilder erzeugt der Sport kontinuierlich Aufmerksamkeit. Sport kann Konsumgüter emotional besetzen und bessere Verkaufszahlen generieren. Die hauptsächlichen Beobachter dieser Beziehung, sind die Massenmedien und das Sportpublikum. Sie haben jedoch kein Interesse daran, das Handeln zu hinterfragen, ihnen geht es um die Steigerung von Aufmerksamkeit und persönlichem Amüsement.
Hingegen die Sportsoziologie, als distanzierte Beobachterin, hat die Perspektive versteckte Zusammenhänge, Motive und Einstellung der Akteure aufzudecken. Aus diesem Grund habe ich die „Soziologische Brille“ für meine Master-Thesis gewählt und auf die noch kaum erforschte „Welt der Wakeparks“ gerichtet.
Die Soziologie ist die Wissenschaft der sozialen Wirklichkeit. Sie gewinnt durch methodische Beobachtungen wahre Aussagen über Regelmäßigkeit und Wahrscheinlichkeit von sozialen Prozessen und Gebilden. Bei dem Versuch den gesellschaftlich-kulturellen Wandel greifbar zu machen, sind in den letzten zwei Jahrzehnten Begriffe wie „Erlebnisgesellschaft“ (vgl. Schulze 1992), „Risikogesellschaft“ (vgl. Beck 1986) oder „Multi-Optionsgesellschaft“ (vgl. Gross 1994) entstanden. Der darin angesprochene Wertewandel und die Pluralisierung in der Gesellschaft nehmen großen Einfluss auf das Freizeitverhalten der Menschen. So gewinnt der Sport in der modernen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Wie ihre Mitglieder Sport treiben, spiegelt die Bedürfnisse, Motiven und Einstellungen einer Gesellschaft wider. Anhand dieser „wechselseitigen Kontingenz“ (vgl. Elias und Dunning 2002) lässt sich seit den 1980er Jahren ein zunehmender kultureller Wandel in diesem Bereich beobachten. Neben dem traditionellen Leistungs- bzw. Breitensport, der sich durch Disziplin, Leistungsgedanken, ein striktes Regelwerk, Messbarkeit und Vergleichbarkeit auszeichnet und in eine Vereins- und Verbandsstruktur eingebettet ist, tritt vermehrt ein andersartiges, weniger institutionalisiertes Sportverständnis auf. Die anhaltende Pluralisierung und Aufgliederung des Sports lösen die ehemaligen Begrenzungslinien und Konventionen dieses Handlungsfeldes zunehmend auf. Institutionelle Organisationsformen und festgelegte Bewegungsabläufe werden abgelehnt. Der Sinn und Zweck des Sich-Bewegens werden viel mehr in der Bewegung selbst gesehen. Heute geht man zum Yoga- oder Pilates-Unterricht in das nächstgelegene Studio. Slackliner und Ultimate-Frisbee Spieler bevölkern im Sommer die städtischen Parks. Skateboarder gehören mittlerweile wie selbstverständlich zum urbanen Bild dazu. Im Sommerurlaub geht es zum Klettern, Mountainbiken oder Canyoning in die Berge oder zum Surfen oder Kite-Surfen ans Meer. Im Winter wiederum bevölkern Skifahrer und Snowboarder die Berge und werden zu sogenannten Free-Ridern. Sie bewegen sich außerhalb der gesicherten Piste, sind ausgerüstet mit Lawinenrettungsrucksack und weiterem Spezial-Equipment und testen risikofreudig ihre Grenzen aus. Der Lifestyle der Surfer, die Pioniere des Trendsports, hat alle Schichten und Altersklassen erreicht und gilt gemeinhin als Ausdruck einer aktiven und erstrebenswerten Lebensweise. Diese Veränderung des Freizeitverhaltens kann unter dem Begriff „Trendsport“ zusammenzufasst werden.
Damit einher geht eine zunehmende Kommerzialisierung in diesem Bereich. Durch den Wegfall von klassischen Organisationsformen, welche von ehrenamtlichen und nicht-kommerziellen Tätigkeiten geprägt sind, entsteht ein Vakuum, welches von den kommerziellen Akteuren gefüllt wird. Firmen treten an die Stelle des Vereins, Events ersetzen traditionelle Wettkämpfe und Athleten werden zu Marken. Die „Olympiade“ der Trendsportarten, die amerikanischen „X-Games“ erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, wohingegen die eigentlichen Olympischen Spiele immer weniger Interesse, vor allem beim jungen Publikum wecken. Die Wirtschaft nutzt die Entwicklung von Pluralisierung und Erlebnisstreben, indem sie fortlaufend neue Produkte entwickelt: Powder-Ski, Split-Snowboard, Elektro-Skateboard haben dabei alle ein Ziel, sie versprechen dem Käufer eine Erlebnissteigerung und einen leichteren Zugang. Auch die Textil- und Modebranche profitiert von dieser Entwicklung, denn Textilien lassen sich unter dem lässigen, jugendlichen Surfer-Image gut und teuer an den Kunden verkaufen. Die symbiotische Verbindung von Trendsport und Marken bietet neue Wege im Marketing und Sponsoring und erleichtert den Firmen den direkten Zugang zu ihren Zielgruppen. Menschen investieren mehr Geld und Zeit in außerberufliche Erlebnisse, denn sie finden hier zunehmend die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Sport und Sportlichkeit sind zu sinnstiftenden Aktivitäten geworden, die neben einer offensichtlichen Selbstdarstellung auch mit der Ausbildung von Identität einhergehen (Geisler 2003: 2). Durch einen bestimmten Sprachgebrauch, gewissen Mode- und Musikkonsum, hebt sich der Trendsportler von anderen ab und drückt zugleich seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe aus. Die Szene wird zum Mittelpunkt des Lebens. So ist eine kaum überschaubare Vielfalt an Sportszenen entstanden, welche durch Mehrfachcodierung und Dynamik, dem Akteur alternative Welten eröffnen.
Wakeparks gehören zu eben diesen Welten, sie streuen Ideen der Außeralltäglichkeit und bringen Menschen und Natur wieder einander näher. Das Erleben von Emotionen, Kreativität und Virtuosität steht im Mittelpunkt des Geschehens. Wakeparks stiften Gemeinschaft sowohl auf der passiven Zuschauer-, als auch auf der aktiven Teilnehmerseite. Der Akteur erfährt im Wakeboarden Wirkungszusammenhänge von Handeln und Erlebtem auf verschiedenen Ebenen. Diese Selbstwirksamkeit kann er wiederum nutzen, um auf die von Sinnüberforderung geprägte Moderne zu reagieren und personale Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Denn einige durch Modernisierung erzeugte Kollateralnutzen haben sich im Nachhinein als Kollateralschäden erwiesen (Bette 2015: 129). Durch den Wegfall der übergeordneten Normen und die gewonnene Handlungsfreiheit, hat der Mensch eine riesige Optionenvielfalt gewonnen. Entscheidungen muss er individuell selbst treffen, ohne dass eine Orientierungshilfe gegeben ist, dies führt zu Überforderung in einer komplexen Sinnwelt. Hinzu kommt, dass die Technisierung von fast allen Lebensbereichen zwar vieles einfacher macht, gleichzeitig werden Abläufe dadurch jedoch auch schneller, komplizierter, undurchsichtiger, abstrakter, riskanter und körperdistanzierter (ebd.: 129). Durch den Rückgriff auf einen sportlich trainierten Körper, das Aufsuchen von sportorientierten Gemeinschaften, wie denen der Wakeparks und die Nutzung von sportlichen Symbolen streben Menschen nach Evidenz. Auch Elias und Dunning (2002: 124) sehen im Sport den Handlungsbereich für die hochentwickelten Industrienationen, in dem gemäßigtes Erregungsverhalten und Emotionalität öffentlich gezeigt werden darf. Sportkonsum greift, in einem instruktiven Umkehrschluss auf die funktionale Differenzierung des individuellen Handelns und Erlebens zurück und modelliert diese subtil (Bette 2011: 226). Das Zusammentreffen von erster und zweiter Moderne hat in der Gesellschaft eine Reaktion gegen die Auswirkungen der Moderne hervorgerufen. Routine, Spezialisierung, Fremdsteuerung werden abgelehnt und durch Einzigartigkeits-, Selbstermächtigungs-, Körperaufwertungs- und Ganzheitsbestrebungen abgelöst. Dies führt zu neuen Widersprüchen und Paradoxien, denn der Trendsport und seine Welten sind in der Erlebnisgesellschaft längst ein Teil jener „reaktiven Korporatisierungs-Sphären“ (Schimank 2001: 284) geworden. Wakeparks können als ein Produkt eben jener Entwicklung betrachtet werden. Das Erlebnis des Gleitens wird zum Konsumprodukt.
Forschungsfrage und Zielsetzung
Vor diesem Hintergrund soll das Forschungsanliegen präzisiert werden. Zentrales Thema ist „Die Welt der Wakeparks“, also die soziale Wirklichkeit der Wakeboarder. Grundsätzlich geht es darum, das soziale Handeln der Wakeboarder vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungsprozesse näher zu beleuchten und dabei den Sinn hinter dieser Handlungsform zu verstehen. Die sozialwissenschaftliche Rekonstruktion von Wakeparks kann dabei behilflich sein, die gegenwärtige gesellschaftliche Wirklichkeit zum Vorschein zu bringen. In Anlehnung an Hebdige (1979) können solche Untersuchungen ein Fenster in die Gesellschaft öffnen und so einen Beitrag zum besseren Verständnis unserer Gesellschaft leisten. Mit den Worten von Bourdieu (1998: 49-51) „ist jeder soziale Raum ein Kraftfeld, das für die in ihm engagierten Akteure eine zwingende Notwendigkeit besitzt“.
Es gilt also herauszufinden welche Auswirkungen Wakeparks auf die Gesellschaft haben und welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen. Zielsetzung der Arbeit ist es, die Lebenswelt, Motive und Einstellungen der Wakeboarder darzustellen, die damit einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen aufzuzeigen und wirtschaftliche Potenziale aber auch ökologische Verantwortung aufzudecken. Letztlich führt das Erkennen einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung und die Verknüpfung mit ökonomischen und ökologischen Faktoren zu einem erheblichen Informations- und Wettbewerbsvorsprung auf dem Trendsportmarkt und zu einem besseren Verständnis der Gesellschaft für sich selbst. An Hand der Zusammentragungen können Entwicklungsmöglichkeiten für die Sportart des Wakeboardens im Allgemeinen und konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen und andere Akteure abgeleitet werden.
Methodik
Die Praktik des Wakeboardens im Allgemeinen sowie Motive und Einstellungen sind noch kaum erforscht. Der wissenschaftliche Gesamtkenntnisstand im Bereich des Wakeboarden bezieht sich in der Literatur lediglich auf medizinisches Wissen zu Traumata. Jedoch gibt es bereits verschiedenste Literatur zu verwandten Gleitsportarten, wie beispielsweise dem Skateboarden, Snowboarden oder dem Surfen. Um den geringen Forschungsstand zu diesem Thema zu verbessern und einen realistischen Einblick in die Lebenswelt der Wakeboarder zu erhalten, setzt sich die vorliegende qualitative Studie aus einem Methoden-Mix aus explorativen Experteninterviews und Dokumentenanalyse zusammen. Die Experten gehören der Organisationselite der Wakeboard-Szene an und wurden anhand eines Interview-Leitfadens befragt. Durch diese empirische Methode können Informationen, sowohl zu den aktuellen Themen in der Szene als auch zu persönlichen Einstellungen und Absichten der Akteure gesammelt werden und ermöglicht so einen realistischen Einblick in die „Welt der Wakeparks“.
Aufbau der Arbeit
Der erste Abschnitt der Arbeit widmet sich dem Thema Trendsport in der Erlebnisgesellschaft. Dabei werden gesellschaftliche Veränderungen, die zur Erlebnisgesellschaft geführt haben, aufgezeigt. Anschließend werden vor diesem Hintergrund theoretische Modelle zum Thema Trendsport vorgestellt. Diese Arbeit orientiert sich vorwiegend an den Merkmalen von Schwier und den Entwicklungsphasen von Lamprecht und Stamm. Abschließend werden die Sinnmotive, welche sich im Trendsport entfalten, aufgezeigt und in Kategorien zusammengefasst. Dabei wird die Relevanz von Trendsport als mögliche Bewältigungsstrategie für das Individuum in der Moderne hervorgehoben.
Im zweiten Abschnitt wird Wakeboarden als Sportart vorgestellt. Zunächst wird das Bewegungskonzept kurz erläutert. Das erste Unterkapitel beschreibt dann die Faszination Gleiten. Im zweiten Unterkapitel wird die Genese des Wakeboardens anhand von Sportgerät und Organisation dargelegt, welche in einer Debatte um eine mögliche Olympiateilnahme münden. Daran anknüpfend wird die Kommerzialisierung des Wakeboardens im dritten Unterkapitel thematisiert. Dabei werden die Leistungs-Interdependenzen aufgezeigt und die These zur „McDonaldisierung des Gleitens“ erörtert.
Im dritten Abschnitt wird schließlich das Augenmerk auf die Welt der Wakeparks gerichtet. Durch die Aufteilung in Ort, Raum und Landschaft werden unterschiedliche Aspekte von Wakeparks vorgestellt. Eingangs wird zunächst der Ort der Wakeparks dargestellt, dabei werden Infrastruktur und Funktionsweise der Seilbahn erklärt. Der soziale Raum der Wakeparks wird anschließend anhand der dort angesiedelt Szene analysiert. Der Begriff der Szene wird im Allgemeinen erörtert und die Szene der Wakeboarder sozialwissenschaftlich rekonstruiert, um Motive und Einstellungen darzulegen. Abschließend wird die Landschaft und damit die Verbindungen von Wakeparks zum System Umwelt aufgezeigt. In der Schlussbetrachtung werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und abschließend bewertet.
Die gesellschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland erfasst Schulze bereits 1992 in seiner kultursoziologischen Studie mit dem Titel „Die Erlebnisgesellschaft“. Er gibt darin Antworten auf die Frage, wie sich in einer hochgradig individualisierten Gesellschaft eine soziale Ordnung konstituieren kann. Laut Schulze (1992: 37) ist „der kleinste gemeinsame Nenner von Lebensauffassungen in unserer Gesellschaft die Gestaltungsidee eines schönen, interessanten, subjektiv als lohnend empfundenen Lebens“. Er kommt letztlich zu dem Schluss, dass die Individualisierung nicht mit der Auflösung, sondern mit der Veränderung von Gemeinschaft einher geht. Der Trendsport und seine Neuinterpretation von Gemeinschaft kann somit als eine logische Konsequenz aus der Erlebnisgesellschaft betrachtet werden. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund wird der Begriff Trendsport allgemein definiert und nach den Merkmalen von Schwier kategorisiert. Es werden die Entwicklungsmuster von Trendsport nach dem Modell von Lamprecht und Stamm erläutert und abschließend die Sinnmotive im Trendsport aufgezeigt und in Kategorien zusammengefasst.
Die Erlebnisgesellschaft
Die kontinuierliche Anhebung der Lebensstandards seit Mitte der 1960er Jahre, bildet die strukturelle Basis für die Erlebnisgesellschaft. Hauptmerkmal dieser Gesellschaft ist ein „kollektives Mehr“ an Möglichkeiten in der Lebensgestaltung (Beck 1986: 122). Gemeint sind damit der allgemeine Anstieg des Lebensstandards, die Zunahme der arbeitsfreien Zeit, die Expansion der Bildungsmöglichkeiten, ein allgemeiner Zuwachs an Mobilität und Kommunikationsmöglichkeiten sowie damit einhergehend die Auflösung starrer biografischer Muster. Die wachsenden Einkommen führen zu einer Reduzierung der Arbeitszeit, was wiederum zu einem enormen Freizeitgewinn führt. In diesem Zusammenhang gilt es ebenfalls die Technisierung von Arbeitswelt und Alltagsleben zu berücksichtigen. Bedarf es früher den ganzen Tag, um den Haushalt zu bewältigen, so gibt es nun etliche Maschinen, die diese Arbeiten erleichterten und beschleunigen. Insgesamt können die Menschen auf ein Mehr an Geld, Technik, Zeit und Mobilität zurückgreifen. Auf der anderen Seite des Wirtschaftssystems findet wiederum eine Vervielfachung des Angebots der Waren und Dienstleistungen statt (Schimank und Volkmann 2007: 77).
Schulze (1992) erfasst diesen sozialen Wandel seit der Nachkriegszeit als eine Veränderung der Beziehung von Subjekt und Situation, welche in einem Wechselverhältnis zu einander stehen. Da der Mensch keinem Ressourcenmangel mehr ausgesetzt ist, sondern vielmehr einem Ressourcenüberfluss gegenübersteht, ist sein erklärtes Ziel nicht, seinen Lebensstandard zu verbessern, sondern aus den vorhandenen Optionen die Richtige und Beste zu wählen (vgl. Gross 1994). Das Handeln wird entgrenzt3 und die Wahl zur neuen Notwenigkeit des Alltags (Schimank und Volkmann 2007: 77). Nicht nur Waren, sondern auch Situationen werden zunehmend frei wählbar. Mit der Entgrenzung der Lebenssituation verändert sich zunehmend die kognitive Orientierung der Akteure, Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Einstellungsmuster passen sich zunehmend der neuen Situation an (ebd.: 78). Die Sichtweise der Akteure war bis in die 1960er Jahre primär eine nach außen hin orientierte. Dies spiegelt sich in allen Lebensbereichen wider, so stand bei der Erwerbstätigkeit die materielle Absicherung im Vordergrund. Im Hinblick auf Konsumentscheidungen ist der primäre Gebrauchswert des Produktes, zusammen mit seiner Haltbarkeit und Zweckmäßigkeit, das entscheidende Verkaufsargument. Mit Zunahme von Quantität und Qualität der Produkte und der Erhöhung des allgemeinen Wohlstandsniveaus wird diese Orientierungshaltung zum Problem. Die Parameter von Nutzen, Qualität und Reichtum büßen zunehmend ihre orientierende Funktion ein. Die meisten Produkte sind für das physische Überleben nicht mehr relevant, somit entfällt der „äußere“ Nutzen der Produkte. Mit der zunehmenden technischen Perfektionierung der Produkte gibt es kaum noch objektive Qualitätsunterschiede. Auch verliert mit dem allgemein steigenden Lebensstandard die Orientierung am sozialen Aufstieg ebenfalls an Bedeutung. Die Steigerungslogik der Industriegesellschaft führt Ende des 20. Jahrhunderts zu einer Orientierungskrise auf Seiten der Produzenten und Konsumenten (ebd.: 79). Wissen die einen nicht nach welchen Kriterien sie, bei der Fülle des Angebots zu selektieren hatten, so sind die anderen ratlos in welche Richtung sie ihre Produktentwicklung am besten steuern sollen. Diese Orientierungslosigkeit löst eine Art „kopernikanische Wende“ (Schulze 1997: 83) im Alltagsdenken aus.
Die Handlungsziele der Akteure verlagern sich von der Situation in das Subjekt selbst, je größer die Vielfalt von gleichermaßen zweckdefinierten Angeboten ist, desto mehr treten innenorientiere Motive in den Vordergrund. Da die ehemals verwendeten Kriterien von viel/wenig (Reichtum), gut/schlecht (Qualität) und wichtig/unwichtig (Nutzen) nicht mehr relevant sind, tritt nun der Erlebniswert eines Produktes in den Fokus der Konsumenten. Design, Produktimage und die dadurch erzeugten Emotionen werden zur Hauptsache; Nützlichkeit und Funktionalität zur Nebensache. Situationen und Produkte dienen dem Akteur nun mehr als Auslöser für psychophysische Prozesse (Schimank und Volkmann 2007: 80). Es lässt sich zusammenfassen, dass auf Knappheitsprobleme Überflussprobleme folgen, welche die Akteure durch eine Innenorientierung überwinden. Die neue Beziehung von „Subjekt und Situation“ bringt die Akteure dazu, sich stärker mit sich selbst zu beschäftigen. Die Innenorientierung steht bei der Darstellung nach außen im Vordergrund. Mit dem Übergang von der kognitiven Veränderung von der Außen- zur Innenorientierung ändert sich zudem die Rationalität auf der Handlungsebene. Zwar agieren die Akteure weiterhin nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip, jedoch zielt ihr Handeln ausschließlich auf subjektives Empfinden ab (ebd.: 80). Der Akteur orientiert sich dabei primär an dem, was in ihm positive Erlebnisse hervorruft. Schulze (2005) bezeichnet diesen Zustand als „Erlebnisrationalität“ und „Ästhetisierung des Alltagslebens“. Demzufolge verändern die Akteure bestimmte Aspekte ihres Daseins durch den Konsum von Situationen und Produkte, um dadurch positive psychophysische Prozesse herbeizuführen und positive „Gefühlswelten“ zu konstruieren (vgl. Müller-Schneider 2002). Durch ein „kollektives Mehr“ an Möglichkeiten in der Lebensgestaltung rückt das Erleben des Lebens in Zentrum des Daseins, „Erlebe dein Leben“ wird zum kollektiven Imperativ der Gesellschaft (vgl. Schulze 2005). Im Endeffekt geht dabei um ästhetische und expressive Selbsterfahrung.
Die Suche nach Selbstverwirklichung berührt immer auch die Konsumsphäre. Jedoch hat die Vielzahl an Möglichkeiten und die steigende Angebotsflut, Überforderung, Entscheidungsunsicherheit und Angst vor Enttäuschungen zur Folge. Auf Grund dessen tendiert der Akteur dazu, bereits bewährte Handlungsroutinen zu wählen, dies führt jedoch mit der Zeit zu einer sinkenden Erlebnisintensität, was ihn wiederum zwingt, sich in neue Situationen hineinzubegeben. Zur Orientierung dienen zum einen Werbung und zum anderen soziale Milieus, welche unter anderem durch Erlebnisgemeinschaften gebildet werden. Wer ein beliebiges Erlebnisangebot „X“ konsumiert, wird vorübergehend zum Angehörigen einer Konsumentengemeinschaft, dadurch entwickelt sich ein expansiver Erlebnismarkt. Der Erlebnismarkt ist ein wichtiger Teil des alltäglichen Lebens, denn er bündelt große Mengen an Produktionskapazität, Nachfragepotenzial, politischer Energie, gedanklicher Aktivität und Lebenszeit (ebd.: 542). Anbieter wie „Jochen Schweizer“4 bedienen diesen Markt par excellence. Mit den unterschiedlichsten Erlebniskategorien, welche auf die unterschiedlichen Erlebnismilieus ausgelegt sind, deckt Schweizer jedes Bedürfnis nach Erlebnissen ab. Mit dem Slogan „Du bist, was du erlebst“ wird der von Schulze (1992) postulierte kategorische Imperativ unserer Zeit „Erlebe dein Leben“ aufgegriffen und vermarktet. Die Erlebnisorientierung stellt sich somit als die unmittelbarste Form der Suche nach dem Glück heraus (vgl. Müller-Schneider 2002).
Trendsportarten passen hervorragend in das Freizeit-Repertoire einer solchen Erlebnisgesellschaft. Sie bieten den Kick und die nötige Abwechslung und eine ästhetische Ausdrucksform, welche die Akteure suchen. Der Trendsportler konzentriert sich anstatt auf den äußeren Erfolg viel mehr auf sein inneres psycho-physisches Erleben (Alkemeyer et al. 2005). So kann man sagen, dass die Strukturen der Erlebnisgesellschaft bis heute allgegenwärtig sind. Dennoch wächst die Sensibilität für die Probleme, welche sich aus der erlebnisorientierten Lebensweise ergeben. Den meisten Akteuren ist durchaus bewusst, dass ihr unersättlicher Konsum an Erlebnissen teilweise schädlich für ihre Umwelt ist. Der Skifahrer, ist sich beispielsweise der Rodung der Wälder und der damit einhergehende schwindende Lebensraum für Wildtiere und der steigenden Gefahr von Erdrutschen durchaus bewusst, nimmt dies jedoch in Kauf, um seinen Erlebnisdurst zu befriedigen. Mitunter wird auch nach Alternativen in Ökotourismus und alternativen Freizeitangeboten gesucht. Hier wird jedoch bisweilen meist nur das Gewissen durch einen erhöhten, mit einem Öko-Label versehenen Preis beruhigt und nicht die tatsächliche Einschränkung in Kauf genommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Trendsportarten (Lamprecht und Stamm 1998)
Abbildung 1 verdeutlicht, wie unterschiedlich die Ausprägungen von Trendsport sein kann. Auf den ersten Blick lassen sich bei der Vielzahl der Bewegungsarten, -umgebungen und -ausprägungen keine Gemeinsamkeiten erkennen. Interessant ist, dass einige der 1998 aufgezählten Trendsportarten, wie Beachvolleyball und Snowboarding, heute zu den etablierten Sportarten gehören, andere wie Nia oder Energy-Dance sind heutzutage keine Begriffe mehr. Es scheint also eine starke Dynamik bei den Trendsportarten zu geben. Manche kommen und gehen, andere können sich etablieren oder werden gar olympisch.
Mehrere Autoren haben sich mit der Thematik des Trendsports auseinandergesetzt, eine allgemein gültige Definition gibt es jedoch nicht. In der Literatur finden sich verschiedene Ansätze, so definieren beispielsweise Lamprecht und Stamm (1998: 372) Trendsport als ein „charismatisches Produkt“, das ein großes Verbreitungspotenzial besitzen und einen lässigen Lifestyle verkörpert. Weiß und Norden (2013) bezeichnet hingegen die kontinuierliche Zuwachsrate der Ausübenden als das Hauptmerkmal von Trendsport. Breuer und Michels (2003) heben die Definitions- und Abgrenzungsproblematik von „Trendsport“ zu anderen Begriffen des Sports, wie „Funsport“ und „Extremsport“ hervor. Schwier (2003) und Stumm (2004) betonen die Innovation der Bewegungspraktiken, ihrer Meinung nach grenzt sich Trendsport dadurch von etablierten Sportarten ab und entfaltet sich durch ein mittel- oder langfristiges Wachstum über lokale Grenzen hinweg. Gemein haben diese unterschiedlichen Theorien und Ansätze, dass sie Trendsport als innovative, nicht normierte und informelle Bewegungspraktik bezeichnen, die sich vom etablierten Sport abgrenzt und ein neuartiges Verständnis von sportlicher Betätigung aufweist. Die Bewegungspraktiken sind erlebnisorientiert und werden häufig nach stilistischen Kriterien bewertet, wobei ein gewisser sportmotorischer Anspruch gegeben sein muss. Meist steigt die Beliebtheit über einen gewissen Zeitraum an, etabliert sich oder verschwindet wieder gänzlich. Hinzukommt eine fortschreitende Ausdifferenzierung und Variation der Trendsportarten und eine zunehmende Kommerzialisierung und Professionalisierung durch die symbiotische Beziehung zu Wirtschaft und Medien.
Die nun folgende Ausführung, zu den Merkmalen des Sich Bewegens im Trendsport, stützt sich auf die Theorie von Schwier (2003). Die Merkmale treten in wechselnden Kombinationen auf und verweisen auf Verwandtschaftsbeziehungen zwischen einigen Bewegungsformen. Dabei unterscheidet Schwier im Einzelnen die Trends zur Stilisierung und Virtuosität, zur Beschleunigung und Extremisierung, sowie Trends zum Event und Sampling. Wird eine Sportart stilisiert, führt dies dazu, dass sie zu mehr wird als eine reine körperliche Aktivität. Sie stellt vielmehr eine eigene, subkulturelle Lebensstilgruppe dar, die sich von anderen abzugrenzen weiß. Dabei wird die traditionelle Vereinsbildung durch eine Szenebildung ersetzt. Die Zugehörigkeit zur Szene wird in der Öffentlichkeit durch Auftreten, Kleidung und Sprache präsentiert. Zentrales Element von Trendsport ist, dass er sich als eine Gegenbewegung zu den traditionellen Sportarten versteht und sich eher als eine Bewegungskultur sieht. Trendsport entfaltet ein Ensemble von Bedeutungen, Handlungen, Ästhetik, Ritualen und Strategien, die wechselseitig aufeinander verweisen (Schwier 2018: 16). Er ist eine Ausdruckskultur, die Aktionsräume gestaltet, einen gemeinsamen Wissensvorrat und einen individuellen Stil hervorbringt und sich gleichzeitig dynamisch immer wieder neu erfindet. Trendsportarten werden in informellen Gruppen und nicht im traditionellen Vereinsgefüge ausgeübt. Denn der Trendsportler legt großen Wert auf eine individuelle Gestaltung in der Ausübung und Organisation. Im Vereinssport ist der Sportler bei Trainingszeiten, Wettkampforganisation und Trainingszielen weitestgehend fremdgesteuert. Dies umgeht der Trendsportler, indem er seine Freizeitaktivität individuell selbst gestaltet. Hierzu gehört auch eine individuelle Codierung der jeweiligen Sportart, die sich in der Selbstinszenierung der Sporttreibenden entlädt. Durch die Verwendung des „richtigen“ Sportgeräts, Kleidung und Sprache erhält man Zugang zur Szene. Gerade im Bereich Trendsport ist es von elementarer Wichtigkeit, über den Besitz der „richtigen“ Produkte von den „richtigen“ Marken und einer damit einhergehenden Selbstinszenierung eine Zugehörigkeit zur Szene auszudrücken. Mit der Stilisierung wird eine klare Abgrenzung zu den traditionellen Sportarten geschaffen und eine Differenzierung innerhalb der Szenen möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Snowboarder als künstlerischer Performer (Sweetin 2017)
Eine weitere Gemeinsamkeit der Trendsportarten ist die Virtuosität. Gemeint ist, die Kreativität bei der Kreation von neuen Bewegungsabläufen und bei der Durchführung. Die Bewegungen beinhalten Elemente von Freiheit und Leichtigkeit. Die Bewegungsabläufe werden unter nicht definierbaren Stilkriterien ausgeführt, wobei jeder Sportler seinen individuellen Style in seiner Performance hervorhebt. Typische Bewegungsabläufe sind Gleiten, Drehen, Rollen, Springen und Schweben und nicht, wie in den traditionellen Sportarten Werfen, Laufen, Treten und Schlagen. Auch der Trend der Stilisierung findet sich hier wieder. Denn die Verknüpfung von Mode, Musik und Sport lässt das Gesamte zu einem Kunstwerk verschmelzen, und ist somit mehr als eine bloße Ausführung von Bewegungen. Die Kombination von Virtuosität und Stilisierung, lassen den Trendsportler, wie in Abbildung 2 zu sehen, zu einem künstlerischen Performer werden.
Der Trend zur Beschleunigung meint die tatsächliche Steigerung von Geschwindigkeit und Höhen. Durch die Weiterentwicklung im Material und neuen Technologien ist es dem Trendsportler möglich die physikalischen Grenzen immer weiter auszureizen. Beispielsweise kann der Paraglider mit seinem Gleitschirm in großer Höhe durch die Lüfte gleiten oder der Taucher, mit Sauerstoff ausgerüstet, unbekannte Tiefen erkunden. Aber auch eine Variation von Spielerzahl und Spielregeln kann einen beschleunigenden Effekt erzielen.
Daran anknüpfend werden mit dem Merkmal der Extremisierung bisherige Grenzen überschritten. Das Motto „Höher, schneller, weiter“ wird durch den Verzicht auf Hilfsmittel, durch die Verlagerung der Trendsportart in extremes Terrain oder Klimazonen oder durch ein Mehr an Körper-Rotationen und Höhen immer weiter ausgereizt. Ziel dabei ist es, einen besonderen Adrenalin-Kick bei der Ausübung zu verspüren (Schwier 2003: 27). Die Trendsportler entfernen sich von vorgegebenen Bedingungen, und erkunden neues unerschlossenes Terrain. Dabei befinden sie sich oftmals am Rande der Legalität, da sie beispielsweise Gebäude, Treppen und Brücken im öffentlichen Raum zweckentfremden. Auch wird dadurch die Beanspruchung des Körpers immer intensiver, was zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führt. Die Disziplin des „Big Air“ impliziert eine Extremisierung im Bereich Snowboard. Hierbei springen die Sportler mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometer pro Stunde über einen 50 Meter hohen und 120 Meter langen Kicker zehn Meter in die Luft und vollführen in den drei bis vier Sekunden Airtime Drehungen, Schrauben und Salti (vgl. Siemes 2017). Ein weiteres Beispiel findet sich bei Marathons und Mountainbike-Wettkämpfen, welche neuerdings in menschenfeindlichen Klimazonen, wie Wüsten und Regenwäldern stattfinden. Diese Tendenz der Extremisierung gilt jedoch nicht für die breite Masse der Trendsport-Konsumenten, denn diese möchten zwar, dass es sich nach Abenteuer anfühlt, aber am Ende des Tages nicht ihr Leben riskieren. Somit dient die Extremisierung auch der Distinktion zwischen den Trendsportlern.
Durch die Eventisierung tritt der traditionelle Wettkampf mit messbaren Ergebnissen nicht gänzlich in den Hintergrund, wird jedoch uminterpretiert. Das Event hebt die Trennung zwischen aktivem Sportler und passivem Zuschauer auf, bewirkt ein Gemeinschaftsgefühl und lässt das Ganze zu einer Gesamtinszenierung mit kulturellen und musikalischen Elementen verschmelzen. Die sportliche Leistung wird dabei meist an der Schwierigkeit der Bewegung, jedoch vor allem an der ästhetischen Ausführung, dem Style, gemessen. Diese Art der Bewertung ähnelt am ehesten der bei kompositorischen Sportarten, wie Turnen oder Tanzen. Diese spektakuläre und ästhetische Darbietung verbindet sich im Event mit Partykultur, Musikszene und Markeninszenierung. Events bieten der Trendsportart zum einen, einen geeigneten Rahmen und entsprechende Präsentationsfläche und zum anderen Finanzierungsmöglichkeiten. Eine Vielzahl von Neugierigen und Schaulustigen wird ebenso angelockt, wie die Szenegänger selbst. Diese Aufmerksamkeit nutzen Unternehmen gerne als Werbe-Plattform, um ihre Produkte vorzustellen und potenzielle Kunden direkt anzusprechen (Schwier 2003: 28). Trendsportarten eignen sich deshalb besonders gut zur Eventisierung.
Abschließend ist der Trend zum Sampling zu nennen, dabei werden mehrere bereits bestehende Disziplinen und Praktiken aus ihrem Kontext gelöst und zu einer neuen Sportart zusammengesetzt. Das führt zu der stetigen Ausdifferenzierung bei den Trendsportarten. Die Beispiele hierfür sind vielfältig. So kann die Sportart Triathlon, eine Kombination aus Schwimmen, Laufen und Radfahren als eine der ersten gesampelten Sportarten betrachtet werden. Auch die Trendsportart „Zumba“ ist ein Sample aus Aerobic- und Salsa-Elementen. Beim Beachvolleyball wird das Volleyballspiel in den Sand verlegt und die Spielerzahl auf zwei pro Mannschaft reduziert. Sampling hat zum Ziel, die Attraktivität der jeweiligen Sportart für Konsument und Medien zu steigern.
Im Folgenden soll das Fünf-Phasen-Modell von Lamprecht und Stamm (2002), dass die Entwicklungsmuster im Trendsport beschreibt vorgestellt werden. Dieses Modell weist große Gemeinsamkeit mit den in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannten Innovations- und Produktzyklen auf und kann auf das Diffusion-Model von Rogers (1962: 247) zurückgeführt werden. Abbildung 3 gibt zunächst einen Überblick über den Verlauf der Entwicklungsphasen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Entwicklungsphasen von Trendsportarten (Lamprecht und Stamm 1998)
Als Invention wird die Geburtsstunde der jeweiligen Sportart bezeichnet. Wie bei den meisten Erfindungen, handelt es sich in der Regel um eine Entwicklung, die ihre Wurzeln an verschiedenen Orten hat. Es entstehen viele nicht nachweisbare Geschichten und Anekdoten von verschiedenen Akteuren, die sich als die Pioniere der Sportart bezeichnen. Diese Gründungsmythen machen sich im Laufe der Entwicklung Unternehmen und Personen zu eigen, um Produkte besser verkaufen zu können. Die neuen Sportarten leitet sich in den meisten Fällen von bereits etablierten Sportarten ab, was mit dem Merkmal des Samplings bereits beschrieben wurde (vgl. Schwier 2003). Die Sportart ist eingebettet in vielfältige strukturelle und kulturelle Bedingungen, hierzu gehören gesellschaftliche Akzeptanz, das zur Verfügung stehende Material und die Infrastruktur (Lamprecht und Stamm 2002: 112). Wenn diese Bedingungen in ausreichender Menge vorhanden sind, kann die Sportart in die zweite Phase übergehen.
In der zweiten Phase der Innovation wird die anfängliche Bewegungsidee in kleinen Tüftler-Gruppen weiterentwickelt. Diese Phase findet jenseits der etablierten Sportartikelhersteller statt und ermöglicht den kleinen neugegründeten Unternehmen, Marktnischen und neue Absatzmärkte für sich zu gewinnen (ebd.: 115). In dieser Phase hat der Trend kaum Berührungspunkte mit der etablierten Sportwelt, den Massenmedien oder institutionalisierten Organisationsformen. Die Neulinge werden als Spinner abgetan und ihnen wird mit Spott und Geringschätzung gegenübergetreten. Exemplarisch hierfür ist die Haltung der Skifahrer gegenüber den Snowboardern. Diese Vorurteile und Außenseiterrolle greifen Trendsportler auf und nutzen sie zur Imagebildung des „unkonventionellen Rebellen“. Die neue Bewegungsform wird in der zweiten Phase mit einem Lebensgefühl verknüpft, dass noch undifferenziert und individuell geprägt ist. In der dritten Phase wird es konkretisiert und zu einem von außen identifizierbarem Lebensstil geformt (ebd.: 116). Das zunehmende Interesse an der neuen Industrie und den damit verbundenen Herausforderungen, aber vor allem das Kultpotenzial der Sportart, sind Faktoren, die in die nächste Phase überleiten.
In der dritten Phase von Entfaltung und Wachstum kommt der zuvor vorbereitete Code zu seinem Höhepunkt und verleiht dem Trendsport seinen subkulturellen Charme mit eigener Sprache, Mode und Auftreten. Mittels Stilisierung (vgl. Schwier 2003) grenzen sich Trendsportler von anderen Sportlern ab. Das Unkonventionelle und das damit transportierte Lebensgefühl, macht die Attraktivität der Trendsportart aus (Lamprecht und Stamm 2002: 117). Gerade auf Jugendliche übt der subkulturelle Charakter des Trendsport-Milieus eine große Anziehungskraft aus. Die neue Bewegungsform leitet eine Gegenbewegung ein, indem sie mit den Regeln der ursprünglichen Bewegungsform bricht und deren bestehende Struktur und Organisation ablehnt. Dabei treten Geselligkeit, Spaß und individuelle sportliche Herausforderungen in den Vordergrund. Vor allem wenn diese die gleiche Infrastruktur nutzen kommt es zu Konkurrenz und Auseinandersetzungen zwischen den Sportarten. Als Beispiel können hier die Rangeleien und Revierkämpfe von Skifahrern und Snowboardern genannt werden. Rund um diese neue Szene wächst im weiteren Verlauf eine eigene Industrie mit neuen Produkten heran. Laut Lash (1998) entfalten sich kulturelle Phänomene im Wesentlichen durch eine Interaktion zwischen den Nutzern mit der globalen Kulturindustrie. Somit ist das Aufstreben von neuen Unternehmen nur eine logische Folgerung. Oftmals gelingt es den Tüftlern und Pionieren ihre Unikate und Prototypen von der ersten Stunde zu massentauglichen Produkten weiterzuentwickeln und eigene Unternehmen zu gründen. Ebenso entstehen Szenemagazine und Blogs, die den szenetypischen Lifestyle dem Publikum näherbringen, Trends setzen und damit zur idealen Werbeplattform werden. Auch Hersteller anderer Sparten nutzen die Trendsportart zum Imagetransfer und um jüngere Zielgruppen anzusprechen. Nach Lamprecht und Stamm (2003) hat die Trendsportart am Ende der dritten Phase ihren Höhepunkt als Trend, jedoch nicht als Sportart erreicht.
Um in die vierte Phase von Reife und Diffusion überzugehen, müssen verschiedene Bedingungen gegeben sein, zum einen sollte die Sportart relativ leicht zugänglich und erlernbar sein, zum anderen sollte sie ein gewisses Marktpotenzial aufweisen. In dieser Phase versuchen die etablierten Hersteller Markanteile in dem neuen Segment zu gewinnen. Die Trendsportart entwickelt sich von der ehemaligen Sub- und Jugendkultur zu einer trendbehafteten Freizeitbeschäftigung für Jedermann. Mit zunehmender Popularität und gesellschaftliche Akzeptanz steigt auch das ökonomische Interesse. Hierfür wird die Infrastruktur für die jeweilige Trendsportart ausgebaut, es entsteht eine Vielzahl von unterschiedlichsten Sportlandschaften. Mit der Verbreitung der Trendsportart findet jedoch auch immer eine gewisse Institutionalisierung oder zumindest der Versuch dessen statt (Lamprecht und Stamm 2002: 122). Schulen, Vereine und Verbände nehmen die neue Sportart in ihr Repertoire auf mit der Absicht, attraktiver für Jugendliche zu werden. Dies erleichtert zwar den Einstieg in die Sportart und trägt zur Verbreitung bei, verändert diese jedoch durch Verschulung und Einbettung in Lehrpläne in ihrem eigentlichen Charakter. Dadurch büßt die Trendsportart meist an Faszination ein. Durch den Einschluss von mehreren Bevölkerungsgruppen lässt sich eine Umorientierung und Umstrukturierung in der Sportart feststellen. Die Sportart wir nun von mehr Menschen außerhalb der Subgruppe ausgeführt. Dies führt dazu, dass der Kultcharakter verloren geht und sich ein Diskurs über die korrekte Ausführung der Sportart entfaltet. Diese Entwicklung wird begleitet von Vereinen und Verbänden, die dem Leistungsgedanken unterliegen und die Sportart vergleichbar machen möchten. Das wiederum stellt eine Kontroverse zu den Idealen und Leitideen der Pioniere dar. Unweigerlich kommt es dadurch zu Konflikten und Spaltungen innerhalb der Szene. Einige versuchen, ihre ursprünglichen Ideale weiterhin in Subgruppen zu erhalten, andere wenden sich ganz ab und wieder andere springen auf Kommerzialisierung und Professionalisierung auf. Es verwundert deshalb nicht, dass Pioniere der ersten Stunde als Hersteller, Händler, Trainer, Ausbilder, Blogger, Medienexperte und Moderator im Feld des jeweiligen Trendsports beruflich tätig sind.
In der letzten Phase, der Sättigung, erreicht die Sportart einen Grad an Institutionalisierung und Ausdifferenzierung, wie man sie von etablierten Sportarten kennt und legt dabei ihr ursprüngliches Image als innovative Bewegungspraktik vollständig ab. Die Trendsportart hat sich als Sportart in der Gesellschaft etabliert, dazu gehört auch eine Differenzierung in verschiedenen Segmenten, wie Jugend-, Schul-, Wettkampf-, Spitzen-, Breiten-, Gesundheits-, Behinderten- und Vereinssport. Der Professionalisierungs- und Kommerzialisierungsdruck hat seinen Höhepunkt erreicht. Einige der ehemaligen Trendsportarten werden olympisch. Jedoch sind die genannten Prozesse nicht zwangsläufig mit einem damit einhergehenden Wachstum der Sportart verbunden, im Gegenteil, oftmals ist hier eher ein Rückgang der Sporttreibenden zu verzeichnen. Die ehemalige Trendsportart konkurriert nun auf dem Sportmarkt mit anderen Bewegungsformen, verliert an Exklusivität und Anziehungskraft. Eine Schrumpfung scheint unausweichlich, entscheidend für die Zukunft der Sportart ist jedoch, ob es sich um eine vorläufige oder längerfristige Schrumpfung handelt. Viele der ehemaligen Trendsportarten wie Mountainbike, Inline-Skaten, Beachvolleyball oder Snowboarden haben sich mittlerweile erfolgreich in der Welt der etablierten Sportarten positioniert, anderen, wie zum Beispiel Snakeboarding oder Nachtgolfen, sind wieder vollkommen in Vergessenheit geraten.
Wie bereits erwähnt, ist die moderne Gesellschaft vor allem geprägt von Effektivität, Strukturierung und der Ausgliederung gesellschaftlicher Teilsysteme. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Lebensführung in vielerlei Hinsicht durch Spezialisierung, Wohlfahrtsstaatlichkeit und Bürokratisierung vereinfacht. Dies entlastet das Individuum enorm, denn es bietet Sicherheit und Planbarkeit und ermöglicht ihm mehr freie Zeit, die er individuell gestalten kann. Darin verbirgt sich jedoch ein erstes Problem der Moderne, denn der Akteur muss selbständig aus einer Vielzahl von Aktivitäten wählen und gestalterisch tätig werden. Die Kehrseiten der Organisationsgesellschaft sind, neben einer strukturell erzeugten Langeweile, Entemotionalisierung des Affekthaushalts und Verflüchtigung des Subjekts, ein Gemeinschaftsverlust bei der Interaktion miteinander (vgl. Bette 2011). Auf der anderen Seite kommt es zu einer Zunahme an Komplexität und Fremdsteuerung aller Lebensbereiche durch die Digitalisierung, was einen Evidenzverlust hervorruft. Der Begriff „Fake News“ beschreibt diese Entwicklung exemplarisch, zum einen zeigt es den verzweifelten Versuch des Individuums Wahrheiten zu identifizieren und zum anderen, wie missbräuchlich Wahrheit geformt und instrumentalisiert werden kann. Außerdem gehen mit der gesellschaftlichen Modernisierung eine zunehmende Körperverdrängung und Naturentfremdung einher (Funke 1997). Durch den Trendsport kann das Subjekt ein Gefühl der Selbstermächtigung auf verschiedenen Ebenen zurückgewinnen. Im Folgenden werden die Sinnmotive im Trendsport dargelegt und in übergeordnete Kategorien zusammengefasst.
Wiederentdeckung von Körperlichkeit
Ob im Berufsleben oder im Alltag, Körperlichkeit wird immer mehr verzichtbar. Um Distanzen zu überwinden werden Autos und Flugzeuge genutzt, um Höhen zu erklimmen Aufzüge und Seilbahnen. Bei der Hausarbeit und in der Produktion unterstützen Roboter und andere Maschinen den Menschen, oder haben ihn bereits gänzlich ersetzt. Denn mit der Ausdauer und Kraft von Robotern und Maschinen kann der Mensch nicht mithalten. Diese Entwicklung verhilft dem Akteur zu mehr Zeit und Komfort. Die Erwerbsarbeit wird weniger körperlich, sondern vornehmlich in sitzender Position vor einem Bildschirm durchgeführt. Dabei spielen einzig die visuellen Reize in Form von Texten, Bildern, Videos eine Rolle. Körperlichkeit wird dabei mehr ästhetisch und weniger funktional konnotiert. In der Folge kommt es zu einer zunehmenden Körperdistanzierung und Verkümmerung der taktilen und olfaktorischen Sinne. Dies spiegelt sich in Extremen, wie übertriebener Aktivität oder Inaktivität wider.
Trendsport setzt der Intellektualisierung ein körperorientiertes Handeln entgegen. Insbesondere die Trendsportarten mit den Elementen des Fliegens, Gleitens und Rotierens machen erlebte Körperlichkeit in einer abstrakten und komplexen Welt wieder erfahrbar. Die Handlung entspringt dabei einer reinen Funktionslust, was die Beschäftigung mit Dingen aus purer Lust an der Tätigkeit meint. Über konkrete sinnliche Wahrnehmungsprozesse wird ein spezifisches Bewusstseins- und Körpererleben angesteuert. Das mühelose Gleiten im Wasser, der Moment von Schwerelosigkeit bei einem Fallschirmsprung, die rasante Abfahrt einen schneebedeckten Abhang hinunter oder der Sprung über einen Kicker, all diese real gemachten Erfahrungen wecken Emotionen und verzaubern das Individuum. Die Trennung von Körper und Selbst wird spürbar aufgehoben. Die Präsenzerfahrung, das Gefühl ganzheitlich im Hier und Jetzt im Tun aufzugehen lassen alle anderen Gedanken in den Hintergrund rücken und entlasten das Individuum von dem, in individualistischen Gesellschaften vorherrschenden Zwang zur Selbstreflexion (vgl. Gugutzer 2012: 125). Das Tun wird zum Mittelpunkt des Seins und die dadurch entstehende Sinnverdichtung lassen den Akteur Körperlichkeit und dadurch Selbstwirksamkeit erfahren. Hinzukommt, dass bei einigen Trendsportarten bewusst auf technische Hilfsmittel verzichtet wird. Dadurch sagt sich das Individuum von der technischen Geißelung unserer Zeit los und geht bewusst einen anstrengenden, ungemütlichen Weg. Sein Ziel dabei ist: Intimität und Sinnlichkeit zu erfahren, die Körperdistanzierung der Moderne zu überwinden und Körperlichkeit wiederzuentdecken.
Sinnsuche im Wagnis
Im Gegensatz zur Vor-Moderne ist in der heutigen Gesellschaft keine Sozialhierarchie durch Stände mehr vorgegeben. War früher noch klar definiert welchen Beruf, nämlich den des Vaters, ein Sohn auszuführen hat, so existieren diese Handlungsvorgaben heute nicht mehr. Jeder Einzelne kann und muss individuell und aktiv sein Leben gestalten und mit Sinn füllen. Zum einen sind viele mit dieser Aufgabe überfordert und zum anderen fällt die so dringend gesuchte Abgrenzung zu anderen oftmals schwer. Da Bindungen an Familie, Religion und Nation immer weiter in den Hintergrund treten, müssen Ersatzinstitutionen klassische Sinngebungsinstanzen ersetzen. Der Mensch muss sich seine eigene Biografie entwerfen, um sich vor sich selbst und vor seinen Mitmenschen rechtfertigen zu können. Im Trendsport kann man einen Sinn für die eigene Biografie finden und sich darüber hinaus sichtbar machen. So ist die mediale Bezeichnung „Trendsport-Jünger“ eine passende Anspielung auf die Funktion von Trendsport als Religionsersatz. Hinzu kommt ein gewisses Verlangen nach Wagnis und Risiko. Elias und Dunning (1984) sprechen in ihren Studien zur Wirkung des europäischen Zivilisationsprozesses von „der Suche nach Spannung in einer spannungsarmen Gesellschaft“. Diese Risikobereitschaft wurde, paradoxerweise aus den Bemühungen des Wohlfahrtsstaats um Schadensverhinderung und Risikominimierung geboren. Denn durch die hergestellte Versorgungssicherheit seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche das Leben der Menschen durch Sicherheit, Routine, Handlungsentlastung und Systemvertrauen prägt, entsteht auf der anderen Seite ein Gefühl von Langeweile, Leere und Stagnationen in einer sinnentleerten Gegenwart (Bette 2004: 16). Besonders stark ist dieses Bewusstsein gerade dort wo Modernität in geballter Form auftritt, in Großstädten und Ballungsräumen. Hier gibt es deshalb ein breites Angebot um Spannung, Abwechslung und Zerstreuung zu erzielen. Trendsport nimmt mit seinem aktiven und passiven Freizeitangebot einen großen Platz in der soziokulturellen Nische ein, da er durch sein spannungsgeladenes und vielseitiges Handlungsfeld den Bedarf an Risiko-, Ungewissheits- und Angsterfahrung gut decken kann. Angstlust und Wagnissuche sind demnach geeignete Mittel, um dem langweiligen Alltag etwas entgegen zu setzen. Dies kann in zweifacher Weise geschehen, als passiver Zuschauer oder als aktiver Teilnehmer. Beides bietet dem Individuum Abwechslung vom schnöden Alltag und vor allem emotionale und affektvolle Erlebnisse.
Trend- und Risikosportarten eignen sich als eine ideale Projektionsfläche für die fehlende Dramaturgie des eigenen Lebens. Der Sportler spürt intensiv Lebendigkeit und macht seinen Körper und dessen Leistungsfähigkeit wieder zum Mittelpunkt seiner Lebenswelt (vgl. ebd.). In gewisser Weise findet hier eine Umkehr der Realität satt, denn die Normalität des Alltags und die gesellschaftlichen Zuschreibungen des Subjekts werden als künstlich verstanden, und das Risiko und Wagnis als erstrebenswert und natürlich. Im Trendsport geht es um einen lustvollen Umgang mit dem Wagnis und der Angst. Das Angst Spaß machen kann ist eine These die bereits 1959 von dem Psychoanalytiker Michael Balint aufgestellt wurde. Der Thrill5 sorgt für eine ständige Neubestätigung der eigenen Geschicklichkeit und der Unterwürfigkeit neuer Objekte (vgl. Balint, 2009). Dabei profitiert der Akteur von den Errungenschaften der Moderne in gleicherweise wie er sich von ihnen lossagen möchte. Er schätzt die warme Dusche, das bequeme Bett und das schnell verfügbare Nahrungsangebot ebenso wie alle anderen. Er kann sich den Luxus ein Risiko einzugehen nur deshalb leisten, da er weiß, dass er jederzeit in die Zivilisation zurückkehren kann. Er geht freiwillig ein kalkulierbares Risiko ein, dabei ist er jedoch nicht lebensmüde, sondern vielmehr lebensbejahend.
Selbstermächtigung
Bette (2004: 20) sieht im Aufstreben von Trend- und Risikosportarten „eine Reaktion auf die personalen Wirkungen und Ambivalenzen der sich durchsetzenden Moderne“. Die Bewegungspraxis der Trendsportarten stellt aufgrund ihres spielerischen Umgangs mit Räumen, Objekten und Sozialformen eine Spielwiese für innovative Formen des körperlichen Ausdrucks und jugendlicher Selbstermächtigung dar (vgl. Schwier 1998). In einer Gesellschaft, in der der Einzelne nur geringe Steuerungs- und Machtressourcen besitzt, wird der Sport, insbesondere der Trendsport in seiner systemungebundenen Art und Weise, zum Ausweg aus dem fremdgesteuerten Leben durch vorab definierte Regeln und Verfahren. Coleman (1982) verweist auf die wachsende Asymmetrie zwischen Subjekt und Organisation, welche den Menschen entmündigt und ihn zur Marionette von übergeordneten Organisationen macht. Organisationen nehmen Menschen nicht als Individuen mit eigenen Befindlichkeiten wahr, sondern lediglich als Zahl mit austauschbarem Charakter. Sie sind gleichgültig gegenüber ihrer personalen Umwelt, denn nur so können sie stabil und unabhängig agieren, erzeugen dadurch jedoch Gefühle wie Machtlosigkeit, Nichtigkeit und Entfremdung beim Einzelnen (vgl. Bette 2004). Dieses Gefühl wird weiterhin verstärkt durch weitverzweigte, nicht nachvollziehbare Handlungsketten. In funktional differenzierten Gesellschaften bekommt das Individuum konkrete Handlungsvorgaben von Arbeitsorganisationen, jedoch keinen Einblick in die komplexen intransparenten und vernetzen Akteurkonstellationen. Der Einzelne macht deshalb früher oder später Erfahrung mit Handlungsinterdependenzen, welche er nicht durchschauen oder beeinflussen kann, die jedoch sein Leben maßgeblich mitbestimmen, auch wenn er sich zuvor in Autonomie und Autarkie wähnte (ebd.: 27).
Damit einher geht ein Evidenzverlust der Wirklichkeit, denn das Individuum ist nicht mehr in der Lage, gewisse Sachverhalte logisch nachvollzuziehen. Beispielsweise sind Notierungen an der Börse und die sich daraus entwickelnde Eigendynamiken selbst für Insider nicht nachvollziehbar. Die Informationsgesellschaft lebt vom Datenaustausch und der Datenspeicherung, jedoch weiß niemand genau was mit den Daten passiert, wo sie sich befinden und wer alles darauf Zugriff hat. Unsichtbare Algorithmen steuern das alltägliche Leben und nehmen unbemerkt Einfluss auf das Individuum. Dem menschlichen Auge sind die elektrischen Schaltkreise und Impulse der neuen Technologien nicht zugänglich. So verstärkt die Disparität zwischen äußerer Erscheinung und innerer Komplexität das Gefühl der Ungewissheit (ebd.: 91). Auch in der politischen Kommunikation fehlt es an optisch-visuellen Äquivalenten. Langwierige taktierende Verhandlungen werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden und im Ergebnis medienwirksam präsentiert oder eben nicht. Darüber hinaus wird die Erfahrung von der Begrenztheit des eigenen Wirkungsvermögens durch die Massenmedien täglich verstärkt. Durch die weltweite und zeitgleiche Berichterstattung wir das Subjekt in eine Zuschauerrolle gedrängt, aus der heraus er wenig beeinflussen oder steuern kann.
Der Sport vermittelt dem Individuum das Gefühl die Macht über sein Handeln zurückzugewinnen. Und tatsächlich gewinnt der Mensch dadurch in vielerlei Hinsicht an Macht und Kontrolle zurück. Erstens gegenüber seinem eigenen Körper und Geist, in dem er Schmerzen, Angst und Müdigkeit überwindet, zweitens gegenüber der äußeren Natur mit ihren klimatischen und materiellen Widrigkeiten, drittens gegenüber technischen Errungenschaften, viertens gegenüber den Wirkungsweisen der Dominanzstrukturen (ebd.: 29). Den Elementen aus eigener Kraft durch die Kontrolle über Körper und Psyche zu trotzen, neue Erfahrungen zu machen und für eigene Handlungen geradestehen. Die Herangehensweise neue Bewegungsmuster zu erlernen ist im Trendsport durch „Trial and Error“ geprägt, Rückschläge gehören dazu und werden nicht als Fehler bewertet, im Gegenteil sie sind sogar erwünscht, denn sie zeigen die Schwierigkeit eines Tricks. Darüber hinaus geht es nicht nur darum einen Trick perfekt zu beherrschen, sondern viel wichtiger ist diesen cool und lässig aussehen zu lassen, auch wenn er sehr schwierig und kompliziert ist. In diesem Prozess gibt es keinen Trainer, der den Trendsportler bevormundet und ihm sagt was er wie zu tun hat. Vielmehr handelt der Akteur eigenmächtig und schöpft aus sich Selbst oder aus der Beobachtung anderer kreative Bewegungsideen (Gugutzer 2012: 122). All das zeichnet den Trendsport aus und erfüllt das Selbstermächtigungsbegehren der Menschen und das Bestreben weniger Agent als vielmehr Akteur zu sein (ebd.: 29).
Stil-Gemeinschaft
Trendsport liefert eine Inszenierung von Gemeinschaft par excellence. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, dass dieser Aspekt in einer hochgradig individualisierten Gesellschaft unwichtig sei. Doch ist es andersrum, in einer komplexen modernen Gesellschaft gehören die Menschen keinem homogenen lebensweltlichen Verbund mehr an. Durch die räumliche und soziale Trennung von Familie und Wirtschaft sowie dem Prozess der Urbanisierung werden traditionelle Familien-Modelle auf die Probe gestellt. Ein dauerhaftes Gemeinschaftsleben wird immer unwahrscheinlicher, da beide Elternteile gleichermaßen am Wirtschaftssystem partizipieren und die Kinder in das zeitintensive Schulsystem eingebunden sind. Auch technische Innovationen wie Telefon, Fernsehen und das Internet führen, trotz technisch ermöglichter Nähe, eher zu einer Minderung eben jener. Kommunikation in der modernen Gesellschaft findet meist ohne die physische Anwesenheit der Kommunikationspartner statt.
Der Trendsport mit seinen Szenetreffpunkten und Events kann einen gemeinschaftlichen Verbund künstlich schaffen, man trifft dort Menschen mit den gleichen Interessen. Hieraus wiederum ergeben sich gemeinsame Gesprächsthemen jenseits von Politik oder Wirtschaft und führen dazu, dass der Akteur seine Alltagssorgen für eine gewisse Zeit vergessen kann. Der Trendsport schafft in einer hochgradig komplexen, individualisierten und anonymen Welt kleine homogene Interessens-Gemeinschaften. Er ermöglicht eine Form von Individualisierung und Identitätsbildung auch durch Abgrenzung zu anderen, denn in der heutigen modernen Gesellschaft steht vor allem die Aufwertung des Subjekts im Vordergrund (vgl. Bette 2004). Trendsport bedient sich der Distinktion durch Kleidung, Sprache und Auftreten, aber auch durch die Beherrschung von bestimmten Tricks, Geräten und der Überwindung von menschlichen Ängsten. Dadurch wird man Teil einer sozio-kulturellen Gemeinschaft und grenzt sich gleichzeitig gegenüber anderen ab. Das verbindende Element des Stil-Könnens wird dazu benutzt, „um Distinktion nach außen und Bindung nach innen zu demonstrieren“ (Gugutzer 2012: 136). Dadurch wird explizit eine Differenz zu anderen hergestellt und das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Szene gestärkt.
Zurück zur Natur
Vor allem im Trendsport setzen sich die Akteure in ihrer psycho-physischen Ganzheit der Natur aus, nutzen die Gleiteigenschaft von den verschiedenen Aggregatzuständen des Wassers und trotzen der Schwerkraft, indem sie den Vogelflug simulieren. Sie setzen sich mit der Logik und den Gesetzen des eigenen Körpers und den natürlichen Elementen von Erde, Wasser, Licht und Luft auseinander. Hier findet eine andere Art der Kommunikation statt, die nicht den Gesetzmäßigkeiten von Sinnhaftigkeit oder den Errungenschaften der Zivilisation unterliegt. Weder mit Geld noch mit Gesetzen oder demokratischer Abstimmung kann der Mensch die Natur beeinflussen (vgl. Bette 2007). Bei allem Ausreizen seiner Grenzen muss der Mensch am Ende die Spielregeln der Natur als gegeben akzeptieren. Dadurch werden Trendsportler Meister des Dechiffrierens von Eigendynamiken in der Natur und beherrschen so die Kunst des situativen Entscheidens. In der Natur kann der Akteur außeralltägliche Erfahrungen sammeln. Er kann nicht auf die Sicherheit der gesellschaftlichen Institutionen zurückgreifen und wird so quasi auf sich selbst zurückgeworfen. Situationen und Handlungen werden wieder resonanzfähig und die eigene Identität kann in einem neuen Licht betrachtet und angepasst werden und letztlich so bei der Suche nach sich selbst helfen. Auch Rosa (2016) sieht in der Resonanz die Lösung für die Probleme der Moderne, denn sie kann die Antwort auf die sich stetig verändernde kapitalistische Gesellschaft und der damit einhergehenden Entfremdung sein. Er sieht die Ursache für Burnout und Depression in der nicht vorhandenen Selbstwirksamkeit des Subjekts. Resonanz bezeichnet einen wechselseitigen sich anregenden Modus und zeigt, wie Welt und Subjekt miteinander in Beziehung treten. Die Resonanzerfahrung gründet auf der vorherigen Erfahrung von Fremdem, Irritierendem und Nichtverfügbarem, genau das bietet körperliche Betätigung in der Natur. Da Trendsportler sich immer wieder Neuem aussetzen und viele Versuche benötigen, um neue Tricks zu erlernen, machen sie im Vollzug ihrer Bewegungspraxis Resonanz- und Selbstwirksamkeitserfahrung (vgl. Bette 2007). Die Verbindung von Körper und Natur ist eine reale Erfahrung mit einem spürbaren und greifbaren Eindeutigkeitsversprechen.
Die Zusammentragungen des ersten Kapitels zeigen, dass Trendsport gleichermaßen eine Bewegungsform, ein kultureller Ausdruck sowie eine soziale Praktik ist. Trendsport zeigt ein offenes Sportverständnis und betont durch seine riskanten Formen der Körperthematisierung im Rahmen einer Stil-Gemeinschaft die subkulturelle-hedonistische Aura der Aktivität. Trendsportarten besitzen Eventcharakter und erfinden sich immer wieder neu. Im Zusammenhang mit der These zur Erlebnisgesellschaft wird vor allem auf die gestiegenen Möglichkeiten des Individuums verwiesen werden. Die gestiegene Entscheidungsfreiheit stellt zusätzliche Anforderungen an den Einzelnen. Das Individuum ist gezwungen, eine individuelle Lösung bei der Suche nach Orientierungen zu finden. Der Trendsport bietet dem Individuum vielfältige Sinnmotive und damit eine geeignete Möglichkeit zur Orientierung.
Wakeboarden ist eine relativ junge Oberflächenwassersportart, welche sich unter dem Einfluss verschiedener Sportarten entwickelt hat. Die Gleitsportart erfüllt die fünf Trendsport-Merkmale nach Schwier und kann der Gruppe der Trendsportarten zugeordnet werden. Wakeboarden wird auf Binnengewässern hinter einem Boot oder in Wakeparks an einer Seilbahn ausgeübt. Dieser Aspekt führt bereits zu einer ersten Differenzierung innerhalb der Sportart. Bei der Ausführung hinter einem Boot benutzt der Sportler einzig die Heckwelle des Bootes um Sprünge, Rotationen und weitere Tricks zu vollziehen. Der Fahrer des Bootes steuert die Geschwindigkeit und Richtung. Anders ist dies beim Wakeboarden in einem Wakepark, dem sogenannten Cable-Wakeboarden, hier wird der Sportler von einer Seilbahn gezogen und kann über künstliche Hindernisse springen und gleiten. Gegenstand dieser Arbeit ist hauptsächlich das Cable-Wakeboarden6. Wakeboarden bietet für Snowboarder im Sommer eine Alternative oder für Surfer bei wenig Wind- bzw. Wellengang und wird gerne als Einstieg in die Sportart des Kite-Surfens genutzt. Die Sportart des Wakeboardens hat Parallelen in der Bewegungsausführung und Lebenseinstellung mit anderen Gleitsportarten wie dem Snowboarden, Skateboarden oder Surfen und stellt ebenfalls einen unkonventionellen Gegenentwurf zur normierten Welt des traditionellen Sports dar. Diese Sportarten verbindet die Faszination für das Gleiten, welche im ersten Unterkapitel thematisiert wird. Anschließend wird im zweiten Kapitel die Genese von Sportgerät und Organisation die Hand in Hand mit der Genese der Sportart gehen des Wakeboardens vorgestellt. Abschließend wird im dritten Unterkapitel die Kommerzialisierung des Wakeboardens betrachtet.
Bewegungskonzept
Die Position des Körpers ist beim Wakeboarden, wie bei allen Boardsportarten lateral zur Fahrtrichtung. Der Oberkörper ist vorrotiert und in sich verwrungen, dabei geht der Blick über die vordere Schulter in Fahrtrichtung. Die Körperhaltung ist aufrecht und der Körperschwerpunkt mittig über dem Board. Der Haltegriff, die sogenannte Handle, wird mit beiden Händen festgehalten und befindet sich auf Hüfthöhe, die Arme sind dabei gestreckt. Die Konstruktion von Wakeboard und Bindung erinnern stark an die eines Snowboards. Die Füße sind fest durch ein Bindungssystem auf dem Brett fixiert. Dabei sind die Füße quer zur Fahrtrichtung, leicht nach außen gestellt. Die Knie sind gebeugt und ebenfalls leicht nach außen rotiert. Vorlage für diesen Stand, den sogenannten „Duckstance“, ist die natürliche Fußstellung des Menschen, dessen Fußspitzen im Stand leicht nach außen zeigen. Diese Position ermöglicht es, das Brett bidirektional zu fahren. Dies ist insbesondere bei Drehungen um die Körperlängsachse hilfreich und ermöglichen eine Weiterfahrt. Die Fixierung der Füße ermöglichen eine gute Kontrolle der Kante und ein präzises Steuern. Um die Kante im richtigen Maße einzusetzen, ist Feinmotorik und Gefühl notwendig, denn wird die Kante zu stark ins Wasser gedrückt, bremst dies die Fahrt abrupt ab und es kommt mit großer Wahrscheinlichkeit zum Sturz. Wird sie zu wenig eingesetzt, ändert das Board seine Fahrtrichtung nicht. Eine wichtige Rolle spielen die Dosierung vom aktiven Einwirken und Gleiten lassen, von Spannung und Anspannung. Möchte er beispielsweise einen Kicker oder eine Box anfahren, welche sich immer am äußeren Rand der Fahrstrecke befinden, muss er sein Kanten entsprechend dosieren und zeitlich abpassen, um den Kicker oder die Box zu erreichen und anfahren zu können. Das Trick- und Bewegungsrepertoire der Wakeboarder ähnelt stark dem von Snow- und Skateboardern. Der Ollie, eine delphinartige Boardbewegung, ist die Basis für viele Tricks sowohl beim Snow-, Skate- als auch beim Wakeboarden. Boardsportler nutzen Kicker, Boxen und Rails zur Ausübung verschiedener Sprünge und Tricks. Es gibt eine Vielzahl an Tricks, welche sich durch Variation in Rotationsrichtung, Gewichtsverlagerung und Grab7 unterscheiden.
[...]
1 Um ihrer selbst willen ausgeführter Tätigkeit.
2 Engl. ugs. Unterstützender Kumpel.
3 „Entgrenzung“ bedeutet die Zunahme der Möglichkeiten, die Erhöhung der Konsumchancen ist nur eine Art dessen. Gemeint ist kein Wohlstandsphänomen, sondern ein Modernisierungsphänomen, das sich auch durch Stagnation und Rezession vertreiben lässt (vgl. Schulze 1997: 86).
4 Die Jochen Schweizer GmbH ist Marktführer für Erlebnisse, Erlebnisreisen und -geschenke in Deutschland (Jochen Schweizer 2019).
5 Von Balint verwendeter Begriff, ohne Äquivalent im Deutschen, annäherungsweise „Angstlust“.
6 Die Arbeit bezieht sich hauptsächlich auf das „Cable-Wakeboarden“, für eine bessere Lesbarkeit wird hierfür ausschließlich der Begriff des „Wakeboardens“ verwendet.
7 Engl. „to grab“ = „greifen“, Griff ans Board in unterschiedlichen Positionen.
Der GRIN Verlag hat sich seit 1998 auf die Veröffentlichung akademischer eBooks und Bücher spezialisiert. Der GRIN Verlag steht damit als erstes Unternehmen für User Generated Quality Content. Die Verlagsseiten GRIN.com, Hausarbeiten.de und Diplomarbeiten24 bieten für Hochschullehrer, Absolventen und Studenten die ideale Plattform, wissenschaftliche Texte wie Hausarbeiten, Referate, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze einem breiten Publikum zu präsentieren.
Kostenfreie Veröffentlichung: Hausarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterarbeit, Interpretation oder Referat jetzt veröffentlichen!
Kommentare