Bachelorarbeit, 2021
88 Seiten, Note: 1,5
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Methodik
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Kriminalität und innere Sicherheit
2.1.2 Polizeiressourcen
2.1.3 Kriminalitätsstatistik
2.1.4 Kriminalitätsprognose
2.2 Daten und Variablen der Strafverfolgung
3 Organisierte Kriminalität
3.1 Schwerpunktbetrachtungen der Organisierten Kriminalität
3.2 Gewaltkriminalität
3.3 Rauschgiftkriminalität
3.4 Tatbegehung
4 Organisierte Kriminalität in Deutschland
5 Organisierte Kriminalität in den Niederlanden
6 Wissenschaftliche Methode
6.1 Das qualitative Experteninterview
6.2 Erstellung des Interviewleitfadens
6.3 Auswahl und Kontaktierung der Interviewpartner
6.4 Durchführung der Experteninterviews
6.5 Transkription
7 Auswertung anhand der qualitativen Inhaltsanalyse
7.1 Kategorisierung und Codierung nach Mayring
7.2 Auswertung
8 Ergebnisse
8.1 Persönliche und allgemeine Sicherheit
8.2 Risiken, Gefahren, Bedrohungen
8.3 Kriminalität
8.3.1 Definition und Entstehungsursachen
8.3.2 Kriminalität in Deutschland
8.4 Organisierte Kriminalität
8.4.1 Definition von Organisierter Kriminalität
8.4.2 Kriminalitätsrate in Deutschland
8.4.3 Kriminalitätsrate international
8.5 Polizeiressourcen
8.6 Hellfeld und Dunkelfeld
9 Diskussion
10 Fazit
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Allgemeine Verfahrensdaten der Kriminalitätslage der Bundesländer in Deutschland
Die Kriminalität auf nationaler als auch auf internationaler Basis wird durch verschiedene Ursachen geprägt. In der heutigen Gesellschaft wird sich zunehmend die Frage nach dem Zusammenhang der Kriminalitätsrate und der dafür eingesetzten Polizeikräfte gefragt. Um eine Vergleichbarkeit und eine mögliche Wirkung eines Zusammenhangs zu ermöglichen, ist es notwendig Schwerpunkte zu bestimmen.
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde der Forschungsbereich eingegrenzt und es wurde eine Expertenbefragung durchgeführt. Die Schwerpunkte der Vergleichbarkeit werden in den Deliktsbereichen der Rauschgift- und Gewaltkriminalität in Deutschland und in den Niederlanden vollzogen.
Das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit ist es, eine verständnisvolle Grundlage der kriminellen Vielfältigkeit zu schaffen. Auf dieser Grundlage soll der Einsatz der Polizeiressourcen in Bezug zur Kriminalitätsrate der Organisierten Kriminalität erfasst werden.
Vom Wohnungseinbruch, über den Rauschgiftschmuggel bis hin zu Wirtschaftskriminalität und Terrorismus - Kriminalität hat viele Facetten. In der Wissenschaft, Politik oder in den Massenmedien wird der vermeintlich beständige Anstieg von Unsicherheit, Kriminalität oder Risiken häufig thematisiert. Einerseits bietet der heutige Fortschritt der Entwicklungen und Globalisierung viele Angebote und Möglichkeiten in Form der Technologie sowie der infrastrukturellen Kommunikation. Anderseits werden aufgrund der damit einhergehenden Anonymität und Fremdheit, Unsicherheiten wahrgenommen.
Die Einschätzung des Bundeskriminalamts in ihrem 2018 veröffentlichten Bundeslagebericht in Bezug auf das Bedrohungspotenzial der Organisierten Kriminalität liegt unverändert hoch (Deutscher Bundestag, 2020, S. 1).
Nicht nur für Sicherheitsbehörden, sondern auch für Politik, Forschung und andere Bereiche spielt die Entwicklung der Kriminalität eine große Rolle. Strafe und Kriminalität sind Gesichtspunkte des Zusammenlebens auf kollektiver Ebene. Die Tendenzen der polizeilich registrierten Rauschgiftdelikte nahm kontinuierlich zu (Bundeskriminalamt, 2020, o. S.). Die Strafe hat je nach Land sowie deren verschiedenen Gesellschaften unterschiedliche Ausprägungen (Ruhr-Universität Bochum, 2020, o. S.). Nur wenn die Entwicklung der Kriminalität bekannt ist, können passende kriminalpolitische und präventive Maßnahmen ergriffen werden.
Die Kriminalstatistik ist in Deutschland hierfür die Grundlage. In ihrem sogenannten Hellfeld werden die zur Anzeige gebrachten Straftaten abgebildet. Im Jahr 2019 wurden ca. 5,27 Millionen erfasst. Damit liegt die Kennzahl 2,3% unter dem Vorjahr 2018. Doch die Statistik offenbart auch Entwicklungen, die das Gegenteil zeigen. Darunter fallen sexueller Missbrauch, gewalttätige Jugendliche und die Aggressivität gegenüber Polizisten. Auch bei den Rauschgiftdelikten nahm die Zahl der Straftaten zu und das um 2,6 Prozent im Jahresvergleich (PKS Bundeskriminalamt, 2019, o. S.)
Zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls der Bürger soll ein Vollzug von strengeren Strafen die Verbrechensbekämpfung bestärken. Gemäß der klassischen ökonomischen Theorie der Kriminalität soll der erwartete Anstieg der Strafen eine Reduktion der Kriminalität herbeiführen. Doch eine Erfolgskontrolle findet nicht statt. Somit stellt die Polizei mit der Kriminalität ein Aufgabengebiet in den Vordergrund, dass sie selbst kaum beeinflussen kann. Die Begehung von Straftaten lässt sich in weiten Bereichen nicht verhindern. Der Lösungsansatz in Bezug auf die Verbrechensbekämpfung führt zu der Forderung nach einer Personalvergrößerung der Polizeiressourcen. Es bleibt zu prüfen, ob demnach der Einsatz von mehr Polizeibeamten weniger Kriminalität schafft. Bei dieser Forderung gilt es, dass zu betrachtende Feld auf bestimmte Deliktsbereiche zu verschärfen sowie die Relation zwischen Einwohnern und Polizeibeamten zu berücksichtigen. Die sogenannte Polizeidichte und die Aufklärungsquote von Straftaten liefern hier wertvolle Daten zur Untersuchung (Feltes, 1994, S. 50-51).
Ökonomisch analysieren bedeutet Phänomene auf ihre Ursachen zurückzuführen. Die Kriminalitätsrate in einem Land wird aus der Kombination von Straftaten und den verfügbaren Polizeiressourcen (Daten) abgeleitet. Als Daten werden solche Gegebenheiten bezeichnet, die die Ausgangslage eines Sachverhaltes erklären. Sie bilden hier die Straftaten und die verfügbaren Polizeiressourcen, die sich auf die Entwicklung der Kriminalitätsrate (Variable) auswirken (Schlicht, 2015, S. 15).
In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechtsidentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
Aufgrund der oben geschilderten Hintergründe gewinnt das Thema der vorliegenden Arbeit zusätzlich an Aktualität. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich durch den Einsatz von mehr Polizeiressourcen die Kriminalitätsrate verändert. Dabei wird speziell auf die Deliktsbereiche der Gewalt- und Rauschgiftkriminalität der Organisierten Kriminalität im Vergleich von Deutschland und den Niederlanden eingegangen. Auch wird untersucht, wie gegebenenfalls Strategien und Ausblicke für die Praxis zur Kriminalitätsprävention erarbeitet sowie umgesetzt werden können.
Das Ziel dieser Arbeit ist, ein Verständnis für die vielschichtige Thematik der Kriminalitätsrate unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit und Einsatz der Polizeiressourcen zu schaffen. Außerdem soll dabei im Detail auf die ausgewählten Deliktsbereiche der Gewalt- und Rauschgiftkriminalität der Organisierten Kriminalität eingegangen werden, um so ein Hintergrundwissen und einen Anwendungsbereich der Vergleichbarkeit zu schaffen. Daraus geht der Ausblick hervor, wie die Prävention in Bezug auf Kriminalität und Verbrechen durch den Einsatz der Polizeiressourcen zu beeinflussen ist.
Um das Ziel zu erreichen, wird nach der Erarbeitung der Theorie in Form einer Literaturrecherche eine empirische Forschung in Form von Experteninterviews durchgeführt.
Die vorliegende Bachelorarbeit „Kriminalität und Polizeiressourcen - Vergleich der Kriminalitätsrate in Deutschland zu den Niederlanden in Bezug auf Gewalt- und Rauschgiftkriminalität - eine ökonomische Analyse“ ist insgesamt in 11 Kapitel untergliedert.
Nach einer Einführung in das Thema, in deren Anschluss auch die Forschungsfrage und die Zielsetzung formuliert werden, folgen im zweiten Kapitel die begrifflichen und theoretischen Erläuterungen, wodurch ein grundlegender Rahmen gesetzt wird. Dabei werden zu Beginn relevante Ausdrücke, die im Zusammenhang mit Kriminalität stehen, erläutert. Mit einer intensiven Literaturrecherche sollen der Begriff Kriminalität und die Bedeutung der inneren Sicherheit abgrenzend definiert werden. Auf dieser Basis werden der aktuelle Forschungsstand sowie das Verständnis von Polizeiressourcen vorgestellt, um ein umfassendes Verständnis zu vermitteln.
Im Anschluss folgt die Vorstellung der Kriminalstatistik. Diese umfasst begangene Straftaten und bildet somit einen Pool an Daten für die weitere Analyse. Ein weiterer Passus ergibt sich mit der Kriminalitätsprognose. Dieser Teil führt die statistischen Instrumente vor, um Vorhersagen für den operativen Bereich der Polizei zu generieren. Dabei werden Entwicklungen und Prognosen auf der Makro- sowie der Mikroebene dargestellt.
Mit einem Unterkapitel zum theoretischen Hintergrund werden die Daten und Variablen der Strafverfolgung vorgestellt. Die in dem Kapitel benannten Indikatoren zur Strafverfolgung werden vertieft sowie der Prozess der Modellierung und Operationalisierung.
Nachdem die Grundsteine für eine vertiefende Analyse gelegt sind, wird als Schwerpunkt dieser Arbeit im dritten Kapitel die Organisierte Kriminalität vorgestellt. Dabei bilden Gewaltkriminalität und Rauschgiftschmuggel/-handel die zu untersuchenden Straftaten. Im ersten Unterkapitel wird auf den Kern der auserwählten Deliktsbereiche eingegangen. In den zwei folgenden Unterkapiteln werden die Bereiche vertieft sowie mit Fakten untermauert. Das dritte Kapitel der Organisierten Kriminalität schließt mit dem Unterkapitel der Tatbegehungen.
Die Kapitel vier und fünf erläutern die Präsenz der Organisierten Kriminalität in Deutschland. Anhand von Daten aus verschiedenen Kriminalstatistiken wird deren Aktivität in den deutschen Bundesländern sowie in den Niederlanden als auch weitblickend auf internationaler Basis vorgestellt.
Das sechste Kapitel umfasst die Beschreibung der wissenschaftlichen Methode. Unterteilt in fünf Unterkapitel schafft dieser Bereich ein Verständnis der Abfolge der Forschungsschritte über die Datengewinnung bis hin zur Auswertung durch Experteninterviews, welches im siebten Kapitel mit Anlehnung nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring genauer belegt wird.
Die Vorstellung der Ergebnisse erfolgt im achten Kapitel. Dieser Abschnitt besteht aus vier Ober- und sieben Unterkapiteln und präsentiert die Aussagen der durchgeführten Interviews.
Die Diskussion der Forschungsergebnisse in Relation mit den theoretischen Hintergrund wird im vorletzten Kapitel durchgeführt.
Eine kritische Beleuchtung der Schlussbetrachtung bildet das letzte Kapitel. Dieses enthält zusammenfassend die wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit als auch einen Blick auf die angewendete Forschungsmethode sowie einen Ausblick der Arbeit.
Der Begriff Kriminalität leitet sich von dem lateinischen Wort „,crimen‘“, zu Deutsch Verbrechen, ab (Clages/Zeitner, 2016, o. S.).
Er dient als Sammelbegriff für Taten, die gegen Strafrechtsnormen verstoßen. Im Strafrecht werden Begrifflichkeiten wie Vergehen und Verbrechen verwendet. In der wissenschaftlichen Analyse sind diese jedoch nicht von Bedeutung. Der Verbrechensbegriff umfasst vielmehr Handlungen, die strafrechtliche Rechtsfolgen mit sich ziehen. Das Ereignis und die Erfassung werden zeitlich sowie auf einen geografisch abgegrenzten Raum bestimmt. Kriminalität stellt ein alltägliches und gesellschaftliches Phänomen dar. Mit ihr wird ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft geschaffen (Schäfers/Zapf, 2001, S. 21, 22).
Kriminalität stellt ein Risiko dar, welches von Menschen produziert wird. Kriminalität ist ein Geschehnis zwischen den „,Kriminellen‘“ und den „,Opfern‘“. In diesem Sinne bilden diese beiden Personengruppen Aspekte der Kriminalität. Es existiert im privaten als auch im gesellschaftlichen Miteinander ein Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. Die Bildung der Polizei galt daher als Gewährleistung für die öffentliche Sicherheit als auch als Umsetzer der Gesetzte. Sie verfolgt mit ihrer Tätigkeit die Abschreckung gegen die Verbrecher einerseits, andererseits sorgt sie für das friedliche und vertrauensvolle Miteinander. Demnach agiert sie in dem Konzept einer „,Risiko-Gesellschaft‘“, welches unter der Beeinflussung von drei unterschiedlichen Strukturen steht. Zum einen bildet die Solidarität und der Zusammenhang der Gesellschaft bestimmte Faktoren, vor denen sich gemeinsam gefürchtet wird wie beispielsweise die Bekämpfung des Drogenhandels oder im Bereich der Organisierten Kriminalität, bei welcher die Unsicherheit kultiviert wird, um politische Vorteile zu erlangen. Zum anderen entwickelt sich Furcht der Menschen zu einer Basis rationaler Maßnahmen. Dadurch entwickeln sich Risiken mit einem Wissen, das keinen wissenschaftlichen Hintergrund hat, nicht zu händeln sind. Der dritte Aspekt bezieht sich auf die Versicherung. Diese objektivieren Risiken und führen so zu einer ungleichen Verteilung und Kontrolle von Risiken (Feltes, 1995, S. 3-4).
Kriminalität ist nach gerichtlicher Registrierung ein weitgehend männliches Phänomen, nahezu 80 Prozent der angeklagten Männer sind mit über 30 Prozent unter 25 Jahre alt, 18 Prozent sind noch zwischen 14 und 18 Jahren alt. Des Weiteren ist zu beachten, dass die männlichen Personen, die unter denen mit deutscher Staatsangehörigkeit am häufigsten straffällig werden, in der ausländischen Bevölkerungsgruppe überproportional stark vertreten sind (Bundesjustizamt, 2020, o. S.).
Die innere Sicherheit bildet den repräsentativen Faktor, der sowohl das subjektive als auch das objektive Sicherheitsgefühl der Bürger in ihrem Umfeld und Lebensraum widerspiegelt. Sie bildet ein konzeptionelles Bild der sicherheitspolitischen Verfasstheit einer Gesellschaft. Auf traditioneller Betrachtungsebene bildet der Staat den Vertreter der inneren Sicherheit. Jedoch wirken zusätzliche Akteure wie die Betriebsjustiz, das Zollkriminalamt, aber auch Nachrichtendienste mit. Innere Sicherheit versteht sich demnach als Summe von Überzeugungen, Werten und Praktiken von Institutionen und Individuen, die über Gefahren und über deren Gegenüberstellung urteilt. Um innere Sicherheit zu schaffen, müssen viele verschiedene Faktoren ineinandergreifen. Es entsteht ein komplexer Prozess lokaler, regionaler und überregionaler Akteure. Die Sicherheitsaufgaben des Staates werden aus gesellschaftlicher Basis neu verteilt (Feltes, 2019, S. 30-31).
Innere Sicherheit ist das bedeutsamste Gut der modernen Gesellschaft und bildet vier Bereiche ab:
1) Räumliche Sicherheit (Nachbarschaft, Wohnumgebung)
2) Sicherheit der Umwelt (Umwelteinflüsse, Bestrahlung, Lebensmittel)
3) Sicherheit der eigenen Lebensgestaltung (Dienstleistungen, staatliche Absicherungen)
4) Sicherheit der kulturellen und persönlichen Identität (Kultur, Ethik)
Sicherheit ist das Ergebnis von verschiedenen Bereichen, nicht nur die der Polizeiressourcen (Feltes, 2008, S. 105-106).
Die Rolle der Polizei bei der Gewährleistung ihrer Aufgabengebiete wird dabei als politisches und mediales Konstrukt verstanden. Der Einsatz von mehr Beamten steht regelmäßig in der politischen Diskussion. Es liegt jedoch keine Definition vor, was unter „,mehr'“ verstanden wird und wie dieses kontrolliert werden soll bzw. kann. Das führt zu Einschränkungen in den Bürgerrechten. Die Bürger fordern härtere Strafen. Durch Studien aus den Bereichen des Dunkelfelds wird deutlich, dass das subjektive Unsicherheitsgefühl angestiegen ist, nicht jedoch aber die individuellen und objektiven Belastungen durch die Kriminalität. Die Orientierung an der Kriminalstatistik ist daher ein Ansatz, der kein Abbild der Realität bietet. Das Ziel zukünftiger Maßnahmen ist die Verbesserung des Sicherheitsgefühls (Feltes, 2019, S. 29).
Dunkelfelduntersuchungen sind zielbildend auf die Erkenntnisse über das gesamte Aufkommen bestimmter Straftaten ausgerichtet. Dadurch soll ein umfassendes Abbild von den kriminellen Umfängen und Strukturen dargestellt werden. Dieser Bereich wird anhand durch Befragungen gewonnen. Neben der Täterbefragung gibt es die Opferbefragung, welche die meistangewendete Methode des Bundeskriminalamts widerspiegelt. Mittels dieser Befragungen wird in einem zuvor bestimmten Teil der Grundgesamtheit die Opferbefragung geschätzt. In den Durchführungen ergeben sich Daten der Erfahrungen und Erlebnisse, welche wiederum Rückschlüsse auf das statistische Kriminalitätsaufkommen in der Bevölkerung liefern (Bundeskriminalamt, 2020, o. S.).
Um die Sicherheit auf europäischer Basis zu wahren ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Partnern der europäischen Sicherheitsarchitektur erforderlich (Deutscher Bundestag, 2020, S. 4).
Ein wesentlicher Teil der Betätigung der Polizei bildet das theoretische fundierte Handeln. Polizeiliches Handeln wird unter ethischen, psychologischen, kriminologischen, rechtlichen sowie organisatorischen oder kommunikationstheoretischen Aspekten betrachtet. Die Tätigkeiten der Polizei lassen sich durch verschiedene Begriffe im Sinne von Professionalität, Rechtssicherheit, Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit ableiten. Unter Polizeiressourcen wird eine Leistung verstanden, deren Wert sich nicht durch Angebot und Nachfrage erbringen lässt. Die Polizei unterliegt der Wirtschaftlichkeit sowie den diesbezüglichen Anforderungen von Gesellschaft und Politik, die Ressourcen ökonomisch wie möglich einzusetzen (Polizeiführungsakademie, 2003, S. 24).
Die funktionalen Kernaufgaben im Bereich der inneren Sicherheit werden durch die Polizei erfüllt. Des Weiteren trägt sie zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bei. Die Polizei fungiert ebenso speziell im Gebiet der Gefahrenabwehr sowie in der präventiven und repressiven Kriminalitätskontrolle. Dazu bietet sie den Bürgern gemeinschaftsbezogene Dienstleistungen als Hilfeinstitution an (Lange, 2006, S. 267-268).
Die Polizei in Deutschland etabliert sich als eine eigene Wissenschaftsdisziplin. Sie umfasst nicht nur Verwaltungstätigkeiten, sondern auch staatliches, und von Verbänden sowie Bürgerinitiativen getragenes privates Handeln, das auf die Erreichung und Erhaltung innerer Sicherheit abzielt (Feltes, 2019, S. 31).
Bei der Bundespolizei sind unterschiedliche Einheiten für Aufgabenbereiche zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität betagt wie beispielsweise die Bundespolizeiinspektionen Kriminalitätsbekämpfungen, das Bundespolizeipräsidium sowie im Bereich der Einsatz- und Ermittlungsunterstützung die Bundespolizeidirektion 11. Für das aktuelle Jahr werden in diesen Organisationseinheiten insgesamt 6 zusätzliche Dienstposten eingerichtet (Deutscher Bundestag, 2020, S. 5).
Die Abschreckung der Begehung von Straftaten durch die Polizeipräsenz ist im weiteren Sinne durch die Höhe der Aufklärungsquote geprägt. Infolge von gestiegener Kriminalität wird häufig mehr Polizeipersonal eingestellt, umso der unerwünschten Entwicklung Einhalt zu bieten. Ein vermehrter Einsatz von Polizeiressourcen wirkt demnach eine Überlastung entgegen und ruft so eine Verringerung der Dunkelzahl hervor. Die Kriminalität steigt somit nicht an, sondern ein größeres Aufkommen von registrierten Straftaten entsteht (Entorf/Spengler, 1998, S. 9-10).
Die PKS stellt eine sogenannte Ausgangsstatistik dar. Sie erfasst und bildet das polizeilich bekannte Kriminalitätsgeschehen in Deutschland ab. Dabei beinhaltet sie insbesondere Zahlen, Daten und Fakten zur Art sowie Anzahl der Straftaten, Tatorte und Zeiten, Opfer sowie Schäden, Ergebnisse der Aufklärung sowie zu Alter, Geschlecht, Nationalität und weiteren Merkmalen von Tatverdächtigen. Diese Daten werden von allen Bundesländern, der Bundespolizei und dem Zoll sowie dem Bundeskriminalamt (BKA) erhoben. Die Zusammenführung erfolgt in jedem Frühjahr eines Berichtsjahres. Die Vorstellung des Jahresberichts erfolgt durch den Bundesinnenminister und den jeweiligen Vorsitzenden der Innenministerkonferenz. Die Kriminalstatistiken lassen sich lückenlos bis zum Jahre 1993 vergleichen (Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, 2020, o. S.).
Die PKS erfasst jedoch keine Straftaten wie Staatsschutz oder Verkehrsdelikte und solche, die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland begangen wurden, sowie Ordnungswidrigkeiten und Verstöße gegen strafrechtliche Landesgesetze. Ebenso werden Delikte, die nicht zum Aufgabengebiet der Polizei zählen oder solche, die auf direktem Wege bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und bearbeitet werden, nicht erfasst. Somit wird nur das sogenannte Hellfeld betrachtet, das die der Polizei bekannten Fälle von Straftaten abbildet. Das sogenannte Dunkelfeld kann nicht erfasst und somit nicht in der Statistik dargestellt werden. Darüber hinaus bildet die PKS einen wertvollen Datensatz für die Forschung im kriminologisch sozilogischen Bereich (PKS Bundeskriminalamt, 2019, o. S.).
Dennoch wird die Aussagekraft der PKS eingeschränkt, indem nur die der Polizei bekanntgewordenen Straftaten mitgeteilt werden. Dabei bleibt ein Großteil der begangenen Taten unbekannt. Zur Entwicklung der PKS tragen daher einige Einflussfaktoren bei. Dazu zählen das Anzeigeverhalten, polizeiliche Kontrollen, statistische Erfassungen sowie Änderungen des Strafrechts und die tatsächliche Veränderung der Kriminalität. Laut der Dunkelfelduntersuchung aus Daten des Jahres 2017 des Bundeskriminalamts lag die Quote der Anzeigen in Fällen des persönlichen Diebstahls bei ca. 42% und in Fällen des Raubes bei ca. 32%. Somit wird deutlich, dass mit wenigen Ausnahmen nur ein Teil der Straftaten zur Anzeige gebracht werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige ist demnach abhängig von Deliktart und -schwere sowie von Täter- und Opfermerkmalen oder von Beziehungen zwischen Täter und Opfer. Im Hinblick auf die Polizeikontrollen werden bestimmte Deliktsarten wie beispielsweise Rauschgiftdelikte nur aufgrund von eigenen Tätigkeiten bekannt, d.h. dass die Polizei bei der Verfolgung dieser Straftaten Schwerpunktsetzungen durchführt. Bei der statistischen Erfassung gilt die Berücksichtigung von Änderungen in der Zählung. Die Zählregeln führen zu Auswirkungen oder gar doppelten Zählungen von registrierten Tatverdächtigten. Auch Änderungen im Strafgesetz führen zu Neufassungen von Tatbeständen des Strafgesetzbuches (StBG). Im § 177 StGB wird der Schutz der sexuellen Selbstbestimmt neuerfasst und verbessert. Das Kriminalitätsaufkommen steht ebenso durch die zu- und abnehmende Dynamik unter Beeinflussung. Einflussfaktoren sind dabei in veränderten Tatgelegenheiten sowie in Entwicklungen der Art und Weise der Straftatenbegehung und der Polizeikontrolle zu vernehmen (Bundeskriminalamt, 2020, o. S.).
Dunkelfeldstudien zeichnen ein umfassenderes Abbild der kriminellen Lage. Die Bochumer Dunkelfeldstudie setzte im Jahr 2016 eine Vielzahl von Untersuchungen fort, die erstmals 1975 durchgeführt wurden. In dieser Studie wurden Kriminalitätsentwicklungen, Anzeigeverhalten, Kriminalitätsfurcht und das Ansehen der Polizei betrachtet. Bei einer Hochrechnung von Straftaten ab einem Täteralter von 14 Jahren, kommt die Auswertung auf mindestens eine nicht zur Anzeige gebrachten Tat. Bei der Beleuchtung der Motive, die zu eine Anzeige führen, steht das Interesse der Bestrafung des Täters (Feltes, 2019, S. 29).
Die PKS bietet folglich ein Abbild der Kriminalität je nach Deliktart in Anlehnung an die Realität. Dennoch wird durch sie ein polizeiliches Arbeitsdokument geschaffen, welches als grundlegende Basis für den Vergleich und Austausch von Informationen zur Analyse unverzichtbar ist (Bundeskriminalamt, 2020, o. S.).
Die Wirtschaftskriminalität umfasst mit ihrer Vielzahl an unterschiedlichen Deliktsbereichen unterschiedliche Straftaten. Durch die hohen Schadenssummen, welche durch die jeweiligen Fälle entstehen, liegt eine dem eine hohe Bedeutung vor und sollte demnach, wie Organisierte Kriminalität gesondert betrachtet werden. In der PKS wurde allein im Jahr 2018 in über 50.000 Fällen eine gesamte Schadenssumme von ca. 3,7 Mrd. Euro erfasst (Deutscher Bundestag, 2020, S. 7).
Unter dem Begriff Prognose wird die Vorhersage zukünftiger Geschehnisse aufgrund von Sachverhalten auf objektiver Basis verstanden. Im Zusammenhang mit Kriminalität bildet sie demnach die Eintrittswahrscheinlichkeiten zukünftiger kriminelle Ergebnisse ab. Dabei ist zwischen zwei Betrachtungsebenen zu unterscheiden. Die erste ist die Makroebene, die die zukünftigen Kriminalitätsentwicklungen prognostiziert. Die zweite ist die Mikroebene und bildet das zukünftige Sozialverhalten von Individuen ab (Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, 2016, o. S.).
Statistische Instrumente für die Kriminalprognose basierten bis in die 1920er Jahre auf empirischen Rückfallprädikatoren, die anhand von Aktenanalysen ehemaliger Strafgefangener erhoben wurden. Für die neuen Verfahren finden Validierungsstudien statt, die die kriminalprognostische Güte erreichten (Dahle, 2010, S. 48).
Mit dem Begriff „,Predictive Policing‘“ wird der Versuch verstanden, Vorhersagen für den operativen Bereich der Polizei zu generieren. Kern dieser Strategie bildet der effektive Ressourceneinsatz und damit auch in der Absicht, Kosten auf Seiten der Polizei sowie in der Gesellschaft einzusparen (Pfeiffer, 2015, o. S.).
Das Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragte 2015 das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) mit der Durchführung eines Projekts zur Erforschung des ,Predicitive Policing'. Ziel des Projektes waren die Prüfung von Möglichkeiten und Grenzen der Prognose von Kriminalitätsbrennpunkten sowie die Prüfung der Effizienz und Effektivität von daraus resultierenden polizeilichen Interventionen. Dazu hat das LKA NRW ein eigenes und unabhängiges System zur Kriminalitätsprognose entwickelt. Die Methode ,Predictive Policing' im System zur Kriminalitätsauswertung und Lageantizipation (SKALA) ist ein weiterer Baustein bei der polizeilichen Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls. Für die Prognose der durch Kriminalität entstandenen Risiken wurden statistische Daten berechnet. Die Daten wurden aus polizeilichen Vorgangsdaten gewonnen. Das System dient zur Einsatzplanung von Polizeiressourcen zur Kriminalprävention (Bode, 2020, S. 1-2).
Zur erfolgreichen Aufdeckung von Straftaten überwachte die Polizei 2018 in 57 Verfahren der Organisierten Kriminalität die Telekommunikationsmittel von Personen, welche ermittlungsrelevant waren. Insgesamt fanden 1 136
Einzelmaßnahmen statt, wobei in 335 Fällen die Sachverhaltserforschung länger als drei Monate durchgeführt wurden musste (Landeskriminalamt NRW, 2019, S. 10).
Aus den Daten der amtlichen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sowie der Strafverfolgungsstatistik (StVStat) kann der Prozess der Strafverfolgung modelliert und operationalisiert werden. So gelingt es, ein Verhältnis zum Kriminalitätsaufkommen zusetzen. Die PKS des Bundeskriminalamtes und der Landeskriminalämter sammelt Informationen über das Aufkommen polizeilich registrierter Straftaten sowie deren Aufklärung und der Struktur der Tatverdächtigen. Die StVStat des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Ämter der Länder liefert Informationen über die Urteile der Gerichte in Bezug auf angeklagte Tatverdächtige. Besondere Betrachtung liegt auf der Art und Höhe der verhängten Strafen (Spengler, 2006, S. 679).
Die PKS des Bundeskriminalamts und der Landeskriminalämter liefert wichtige Informationen über das polizeilich registrierte Aufkommen von Straftaten. Des Weiteren werden Aufklärungen sowie die Strukturen der Tatverdächtigen erfasst. Die StVStat des Statistischen Bundesamtes und der statistischen Landesämter gibt Auskunft über die Aburteilungs- und Verurteilungspraxis der Gerichte in Bezug auf angeklagte Tatverdächtige. Besonders in Betracht werden die Art und Höhe der verhängten Straftaten gezogen. Mittels einer Zusammenführung von PKS und StVStat wird ein umfassendes Indikatorensystem ermöglicht, welches die Kriminalität und Strafverfolgung abbilden (Spengler, 2005, 5-6).
Ziel der Strafverfolgungsstatistik ist es mit den Ergebnissen Abgeurteilte und Verurteilte sowie die Strukturen der Entscheidungspraxis der Strafgerichte abzubilden. Gegenstand der Statistik bilden die Zahlen der jeweiligen Berichtsjahre. Dabei werden nachstehende demographische Merkmale und Strukturen nachgewiesen: Alter und Geschlecht, Art der Straftat, Art des angewandten Strafrechts sowie Art der Entscheidung (Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020, S. 10).
Bei der Modellierung des Strafverfolgungsprozesses sollen die Unterschiede des allgemeinen Strafrechts und der Sanktionen berücksichtigt werden. Aufgrund von verschiedenen Strafverfolgungsindikatoren ist es nicht pauschal möglich die Wirkung von Strafen auf das Kriminalitätsaufkommen in ein einheitliches Modell zufassen und zu analysieren. Eines der Indikatoren bezieht sich auf Personen ab dem 21. Lebensjahr für die das allgemeine Strafrecht geltend ist. Ein anderer Indikator umfasst die Personen im Alter von 14 bis unter 18 Jahren, welche nach dem Jugendstrafrecht abgeurteilt werden. Dieses Vorgehen ist relevant, damit die Analysen Personen im kriminalitätsaktiven Alter erfassen. Jedoch gilt es vielmehr, separate Systeme von Strafverfolgungsindikatoren zu entwickeln und diese dann im Rahmen von getrennten Modellen in Relation zu Kriminalitätshäufigkeiten zu setzten (Spengler/Entorf, 2015, S. 4-5).
Die Ergebnisse der Strafverfolgungsstatistik bilden ein Abbild der Entscheidungspraxis der Strafgerichte. Bei der Zählung der kriminellen Personen gilt es zu beachten, dass diese nicht ausschließlich die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Auch Personen, die sich illegal in Deutschland aufhalten oder Touristen, werden miterfasst (Bundesjustizamt, 2020, o. S.).
Als Organisierte Kriminalität wird die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte und planmäßige Durchführung von Straftaten verstanden. Das arbeitsteilige Zusammenwirken besteht aus zwei oder mehreren Personen auf längere oder unbestimmte Dauer unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Strukturen sowie dem Einsatz von Gewalt oder anderen Mitteln zur Einschüchterung. Auch die Einflussnahme auf Politik, Medien, öffentliche Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft kann eine Rolle spielen. Für die Subsummierung eines kriminellen Hergangs unter Organisierte Kriminalität müssen alle genannten und zusätzlich mindestens eines der folgenden speziellen Merkmale vorliegen, die die schwerwiegenden Bereiche krimineller Aktivität bilden. Rauschgiftschmuggel- und - handel sowie Wirtschafts- und Eigentumskriminalität. 2015 gab es insgesamt 566 polizeiliche Ermittlungen im Tathergang der Organisierten Kriminalität (Bundeskriminalamt, 2019, S. 10).
Ein bedeutender Antrieb von Organisierter Kriminalität ist die Erzielung von Vermögensvorteilen. Durch die gegenseitige Anerkennung von Entscheidungen in Bezug zur Sicherstellung und Einziehung wird die grenzüberschreitende Vermögenserzielung ermöglicht (Deutscher Bundestag, 2020. S. 5).
Der Begriff Organisierte Kriminalität dient auch als Schlüsselbegriff für die Kriminalpolitik. Diese Art von Kriminalität belegt eine besondere Form kaufmännischgeplanten Handels, die sogenannte „,crime-industry‘“ (Sieber, 1995, S. 758).
Die Erfassung der Organisierten Kriminalität einerseits als Begrifflichkeit als solche andererseits auch als Art des planmäßigen Zusammenwirkens der Straftäter ist uneindeutig ebenso Umfang und Gefälligkeit gegenüber dem organisierten Verbrechen in Deutschland. Die allgemeine deutsche Kriminologie orientierte sich zunächst an amerikanischen Forschungen. Dabei geht sie von einer strukturierten Form geschäftsmäßiger Deliktsbegehung aus. Ziel ist die Verfolgung einer ökonomischen Geschäftsorganisation (Sieber, 1995, S. 759).
Besonders bedrohlich ist der rasante Machtzuwachs, da erhebliche Geldmittel zur Verfügung stehen. Um diese Strukturen zu beeinträchtigen und zu zerstören, werden gezielte, insbesondere wirtschaftliche, Maßnahmen angewendet (Sieber, 1995, S. 767).
Die Italienische Organisierte Kriminalität (IOK), Russisch-Eurasische Organisierte Kriminalität (ROEK) und Rockerkriminalität bilden die traditionellen Betrachtungsschwerpunkte im Bereich der Organisierten Kriminalität (Bundeskriminalamt, 2019, S. 55).
Das BKA stellt im Bundeslagebericht 2018 einen rückläufigen Trend von Rockergruppierungen im Vergleich zum Vorjahr fest. Insgesamt zwölf Gruppierungen wurden in diesem Berichtsjahr erfasst. Zwei Drittel wurden von deutschen Staatsangehörigen angeführt, drei der Gruppierungen von einer türkischen und eine von einer polnischen Führungsriege. Fünf Angehörige der Rockergruppierungen wurden wegen des Verdachts des Rauschgifthandels/- schmuggel und wegen Gewaltkriminalität geführt (Bundeskriminalamt, 2019, S. 20). 13 Verfahren hinsichtlich der Organisierten Kriminalität richteten sich im Berichtsjahr 2018 gegen Mitglieder der IOK. Eines von mehreren Hauptdelikten war der Handel von Kokain (Bundeskriminalamt, 2019, S. 24).
Die REOK ist besonders durch die russische Sprache verbunden. Weitere Strukturen dieser Gruppierung bilden die postsowjetische Abstammung bzw. die Zugehörigkeit zur postsowjetischen Kultur. Ein wesentliches Motiv der ROEK bildet die Sinnesart der sogenannten „,Diebe im Gesetz‘“. Darunter verstehen sich kriminelle Autoritäten, die sich an einem eigenen Normen- und Wertesystem orientieren sowie sich somit gegenüber einem eigenen Kodex verpflichten. Im Berichtsjahr 2018 wurde ein Rückgang von 10,3 Prozent der ROEK- Verfahren zum Vorjahr festgestellt. Dabei wurden 21 auf internationaler Ebene geführt (Bundeskriminalamt, 2019, S. 25). Hauptsächlich betätigen sich die ROEK- Gruppierungen in den Deliktsbereichen Eigentumskriminalität, Rauschgifthandel- und -schmuggel, Gewaltkriminalität und Cybercrime (Bundeskriminalamt, 2019, S. 26). In Baden-Württemberg wurden im Berichtsjahr 2015 vier ROEK-Verfahren im Zusammenhang mit Justizvollzugsanstalten geführt (Landeskriminalamt Baden- Württemberg, 2016, S. 18).
Die ROEK erreicht einen hohen Grad an professionellen Handlungen, der gewöhnliche kriminelle Taten übertrifft (Landeskriminalamt Baden-Württemberg, 2016, S. 17).
Gewalt ist durch die mediale Berichtserstattung in der heutigen Zeit allgegenwärtig. Die Berichterstattung durch Bild- und Printmedien beeinflusst nachhaltig die Wahrnehmung von Gewalttaten und Kriminalitätsfurcht. Insbesondere die Furcht vor Gewalttaten, die die Menschen selbst betreffen könnten, sowie Furcht vor Terrorakten als auch vor Gewalt durch die Zuwanderungsbewegung führt zu einer beachtlichen Beeinträchtigung der subjektiven Lebensqualität. Das tatsächliche Ausmaß der Kriminalität liefern die Ergebnisse repräsentativer empirischer Forschungen des Dunkelfeldes wie beispielsweise die Gewaltprävalenz. Und Viktimisierungsstudien. Diese Studien geben sowohl über die Auskunft über Art als auch über den Umfang der nicht angezeigten Straftaten (Gatzke, 2017, S. 1-3).
Im Jahr 2015 wurden etwa 180.000 Gewaltdelikte in der PKS erfasst. Davon sind mehr als zwei Drittel der Fälle der gefährlichen und schweren Körperverletzung, etwa ein Viertel davon umfassen Raubstraftaten, ausgenommen Sexual- und Tötungsdelikte. Tötungsdelikte stellen die gravierendste Form von Gewalt gegen Personen dar. Überwiegend werden diese im privaten Raum vollzogen, da es sich meist um Beziehungsdelikte handelt. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die unter Gewalt verübt werden, sind ähnliche wie Tötungsdelikte überwiegend aus Beziehungen heraus entstanden. In der PKS wurden 2016 mehr als jede zweite erfasste Tat (58,1%) von Familienangehörigen oder nahestehenden Bekannten ausgeführt (Gatzke, 2017, S. 4-8).
Der Kriminalitätsbereich versucht und vollendete Tötungsdelikte bildet eine Nebengruppierung der Organisierten Kriminalität und zählt zur Gewaltkriminalität (Bundeskriminalamt, 2019, S. 26).
Im Berichtsjahr 2018 ist ein Rückgang dieser Deliktsart um 24,2 Prozent zu verzeichnen, diese wird jedoch zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität weiter intensiv verfolgt. Hauptsächlich werden Erpressungs- und Raubdelikte sowie Straftaten gegen das Leben verübt. Erpressungsdelikte bilden mit 36 Prozent den größten Anteil, nachfolgend von Raubdelikten und Straftaten gegen das Leben mit 24 Prozent. In rund 20 Straftaten der Organisierte Kriminalität wurde eine Bewaffnung der tatverdächtigen Personen festgestellt. Diese Feststellung bildet einen prozentualen Anteil von 80 Prozent und ist somit im Berichtsjahr 2018 um 9,8 Prozent zum Vorjahr gestiegen. In den Niederlanden und Belgien ist ein Anstieg von Tötungs- und Gewaltdelikten im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität erkennbar (Bundeskriminalamt, 2019, S. 47).
In einer Forschungsreihe des BKA über Drogen und Kriminalität wird der vielseitige Bereich der Rauschgiftkriminalität mit dem Ausmaß auf weitere Deliktsbereiche dokumentiert. In dem Zuge einer durchgeführten Befragung von Drogenabgängigen ergab, das Gewalthandlungen bei Drogenabhängigen zwar im Vergleich zur allgemeinen Straffälligkeit nur einen geringen Anteil ausmachen, aber keinesfalls von Seltenheit sind. Die häufigste Ursache von Gewalttaten entstand aus Konflikten um Drogen oder Geld für Drogen. Die Befragung stellte fest, dass Delikte mit direktem Kontakt zu persönlichen Opfern so lange wie möglich vermieden werden und Gewaltdelikte häufig in Situationen des absoluten Entzugsstadiums entstehen (Erhardt/Leineweber, 1993, S. 54-56).
Der Begriff ,Rauschgift‘ umfasst illegale Drogen, die zu den Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes zählen, beispielsweise Cannabis, Kokain und Heroin. Tabakwaren und Alkohol hingegen werden alltagssprachlich als ,Genussmittel‘ bezeichnet. Weitere Differenzierungen ergeben sich zwischen frei verkäuflichen Substanzen, wie Lösungsmitteln, Tee und Kaffee, und solchen, deren Verkauf eingeschränkt ist, zu denen Alkohol und Tabakwaren sowie verschreibungspflichtige Stoffe und Substanzen gehören (Schweer, 2006, S. 267).
Die Rauschgiftkriminalität bildet das Haupttätigkeitsfeld der Organisierten Kriminalität in Deutschland. Laut dem Bundeslagebericht von 2018 des Bundeskriminalamts konnte ein minimaler Rückgang von 2,9 Prozent verzeichnet werden, was einen Anteil von 37,6 Prozent des Kriminalbereichs ausmacht. Die meistgehandelten und geschmuggelten Produkte sind mit 28,4 Prozent für Kokain und mit 30,8 Prozent Cannabis-Produkte. Synthetische Drogen bilden einen Anteil von 10,9 Prozent sowie 6,5 Prozent für Heroin (Bundeskriminalamt, 2019, S. 39).
Seit 2015 wurde ein deutlicher Anstieg der sichergestellten Mengen an Kokain verzeichnet. Kokain wird hauptsächlich in Kolumbien, Brasilien und Ecuador angebaut. Der Transport dieser Mengen nach Europa gelingt versteckt zwischen legalen Gütern per Seecontainer. Beispielsweise wurden 2018 in Hagen und Köln zwei Aufdeckungen von Kokainschmuggel vollzogen. 400 kg Kokain wurden zwischen Fleischprodukten aus Brasilien für einen Fleischverarbeitungsbetrieb und weitere 121 kg Kokain in einer Legalladung Bananen aus Ecuador gefunden. Der Gesamtwert des Verkaufs der sichergestellten Drogen beträgt etwa 36,5 Millionen Euro.
Der aktuelle Bericht der Bundeslagebericht vom 8. September 2020 bezüglich der Rauschgiftkriminalität 2019 in Deutschland zeigt einen Anstieg des Rauschgifthandels um rund 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zunahme dieser Deliktszahlen sind auf eine erhöhte Nachfrage nach Betäubungsmitteln zurückzuführen. Diese Entwicklung entsteht vor allem durch Zunahme der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Der größte Anstieg wurde in Zusammenhang mit Kokain festgestellt und umfasst knapp 12,2 Prozent mehr Handel. Mit den steigenden Zahlen der Verfügbarkeiten verschiedener Rauschgifte geht eine Zunahme der Produktionskapazitäten einher. Im Berichtsjahr 2019 wurden insgesamt 31 Labore zur Herstellung synthetischer Drogen ausfindig gemacht und aufgelöst (Bundeskriminalamt, 2019, o. S.).
Die Tatbegehung sowie die Kooperation auf Basis mit Gruppierungen der Organisierten Kriminalität aus dem Ausland wurden im Berichtsjahr 2018 in rund 80 Prozent der Verfahren festgestellt. Damit bildet dieser Zusammenhang einen beständigen Wert zum Vorjahr und verdeutlicht die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit ausländischen Sicherheitsbehörden sowie Europol bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (Bundeskriminalamt, 2019, S. 55).
Die Tätergruppierungen sind in 92,3 Prozent der Verfahren auf internationaler Ebene aktiv (Landeskriminalamt Baden-Württemberg, 2016, S. 7). Dabei werden die Taten in 39 Verfahren gegen die Organisierte Kriminalität zu 2,7 Prozent häufiger von deutschen Verdächtigen im Berichtsjahr 2016 begangen als im Vorjahr. Bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen wurde ein Zuwachs um 8,9 Prozent verzeichnet. Die Tatbegehung bei den Verfahren der Organisierten Kriminalität ist ein Rückgang der internationalen Tatbegehung zu beobachten. In den vergangenen Jahren bis 2012 hat die regionale Begehungsweise an Bedeutung zugenommen (Landeskriminalamt Baden-Württemberg, 2016, S. 9-13).
Das Begehen einer Straftat ist von der Differenz zwischen dem Erwartungsnutzen aus der Straftat sowie dem Nutzen einer legalen Verwendung der Zeit und sonstigen Ressourcen ab. Ist die Differenz größer als Null, so wird die Straftat ausgeführt. Durch Steigerungen der Verurteilungswahrscheinlichkeit oder des Strafmaßes wirken sich negativ auf die Ausführungsmotivation aus. Ebenso ist die Anzahl der Straftaten, die eine Person innerhalb eines Zeitraumes begeht vom erwarteten Nutzen der erwogenen Straftat und dem übersteigenden Nutzen aus der legalen Verwendung der Zeit abhängig (Entorf/Spengler, 1998, S. 2-3).
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