Bachelorarbeit, 2018
32 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung
2. Ein Definitionsversuch von Unterricht
3. Aufbau der Arbeit
4. Ziel der Arbeit
5. Forschungsstand
6. Theoretische Grundlagen der qualitativen Inhaltsanalyse
5.1 Unterschiede zu anderen Analyse-Methoden
5.2 Grundformen der Interpretation
5.2.1 Die Strukturierung als qualitative Technik
7. Methodisches Vorgehen
8. Ergebnisse der Auswertung
9. Interpretation und Fazit
10. Literaturverzeichnis
11. Abbildungsverzeichnis
Im Laufe des Studiums wurde in den meisten didaktischen Vorlesungen und Seminaren die Qualität von Unterricht angesprochen und diskutiert. Im Orientierungspraktikum während des dritten Semesters konnten die ersten tieferen Eindrücke von der Unterrichtsplanung, -gestaltung und -durchführung gewonnen werden. In den auf das Orientierungspraktikum folgenden didaktischen Seminaren wurde häufig mit den Methoden, die den Lehrkräften zur Verfügung stehen, gearbeitet. Hin und wieder fiel der Begriff Unterrichtsphasen. Während sich mehr mit den Unterrichtsphasen beschäftigte wurde, konnte festgestellt werden, dass die Unterrichtsphasen im Studium zwar, wie bereits erwähnt bzw. angesprochen worden sind, aber wirklich damit befasst, wurde sich nicht. Es stand damit fest, dass die Abschlussarbeit für den Bachelor in diese Richtung gehen würde. Zudem stand bereits schnell fest, dass die Bachelorarbeit im Bereich der Erziehungswissenschaften geschrieben werden soll. Nach einem Treffen mit Herrn Prof. Dr. Jens Siemon stand das Thema dieser Arbeit, da diese auch gut in den Rahmen der Forschung von Herrn Siemon auf dem Gebiet der Videoanalyse von Unterricht passt. Im Laufe der Recherche sind einem die klassischen Unterrichtsphasen (Einstieg, Erarbeitung und Sicherung) nach Hilbert Meyer (Meyer H. , 1994, S. 190-191) sehr häufig über den Weg gelaufen, aber auch andere ``Phasenmodelle´´ wie zum Beispiel der Kreislauf didaktischer Funktionen von Roth (Meyer H. , 1994, S. 197) oder das ``Bonbonmodell´´ von Sistermann (Sistermann, 2008, S. 304), welches fünf Stufen/Phasen aufzeigt. Für diese Arbeit werden die Unterrichtsphasen nach der Definition von Hilbert Meyer verwendet, da diese für den Umfang dieser Arbeit als am sinnvollsten erachtet werden und ein guter Einstieg in dieses Feld ermöglichen. Die drei genannten Phasen stehen oft in direkter Verbindung zum methodischen Grundrhythmus des Unterrichtes, was ebenfalls des Öfteren beim Recherchieren aufgefallen ist und welcher mit der Einleitung, dem Hauptteil und dem Schluss beschrieben wird (Meyer H. , 2003, S. 104). Bereits vor Meyer gab es diverse Modelle bzw. Prozesseinteilungen, die alle mit der Zahl Drei einhergehen. Zum Beispiel die ``Drei Grundakte des Unterrichtsprozesses´´ (Erschließung, Besinnung und Bewältigung), die ``Drei Grundsituationen im Unterrichtsverlauf´´ (Anfangssituation, Mittelsituation und End-/Schlusssituation), oder auch der ``Dreischritt im Lernprozess´´ (Eindruck, Aneignung und Ausdruck) vgl.: (Vogel, 1975, S. 10).
Da die Methode, Unterricht anhand von Videoaufnahmen zu analysieren, immer mehr in den Fokus der Forschung zu rücken scheint, ist es eine einmalige Möglichkeit gewesen dies zu nutzen und erste Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln zu können. Auch deswegen ist die Arbeit an und mit dem Projekt eine wertvolle Gelegenheit. Schon vor dem möglichen aktiven Lehrerdasein Unterricht auf eine gewisse Art und Weise sehen/erleben zu können, erste evtl. Probleme entdecken zu können, ist ein hoffentlich angenehmer Nebeneffekt bei der Analyse der Unterrichtseinheiten.
In dieser Arbeit wurden 37 Videoaufnahmen von Unterrichtseinheiten analysiert in denen 14 Lehrkräfte insgesamt 309 Schülerinnen und Schüler unterrichteten. Die Unterrichtseinheiten wurden mit zwei bis vier Kameras aufgezeichnet und jede Schülerin und jeder Schüler, sowie die Lehrkräfte wurden jeweils mit einem Audioaufnahmegerät ausgestattet. So konnte eine flächendeckende Video- und Audioaufzeichnung ermöglicht werden. Schülerinnen und Schüler, die nicht aufgezeichnet werden wollten, wurden in separaten Räumen oder außerhalb der Reichweite der Kameras betreut bzw. nahmen so am Unterricht teil.
Das Unterricht wichtig war, ist und es auch in Zukunft bleiben wird, darüber gibt es wohl keine zwei Meinungen. Doch was genau ist eigentlich Unterricht? Unterricht befindet sich im Wandel mit der Zeit und wird sich sicherlich auch weiterhin mit der Zeit entwickeln. Die Erkenntnisse der Wissenschaft/Forschung und der Wille den Unterricht weiter verbessern zu wollen, werden vielleicht nicht unbedingt zu neuen bahnbrechenden Erkenntnissen führen, aber immer mehr Informationen, Kenntnisse und Erfahrungen, werden immer zu neuen Ansatzpunkten, Aspekten und Wissensständen führen. In jüngster Vergangenheit gibt es eine Tendenz dahingehend, dass die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Unterricht eingebunden werden, also kein strenger Lehrervortrag wie er im allgemeinen Frontalunterricht oft (nicht ausschließlich) praktiziert wird/wurde. Der Frontalunterricht wie ihn der Autor dieser Arbeit selber zur Schulzeit kennen gelernt hat, findet so anscheinend nur noch sehr selten statt. Die Zeiten in denen die Lehrkraft die gesamte Unterrichtseinheit an der Tafel, dem Projektor oder am Lehrertisch verbracht hat scheinen der Vergangenheit anzugehören. Die Hospitationen und das Orientierungspraktikum im Studium ließen erahnen, dass sich der Unterricht immer mehr in Richtung Lehr-Lern-Interaktion entwickelt. Die Kommunikation der Lehrenden und Lernende steht im Mittelpunkt. Auch scheinen Aufgabenstellungen im Zentrum zu stehen, die von den Lernenden gemeinsam (z.B. Gruppenarbeit, Partnerarbeit, usw.) gelöst bzw. bearbeitet werden sollen. Die Lehrkraft nimmt dann meist eine passive (moderierende, Hilfestellung gebende) Rolle im Unterricht ein.
Den einen richtigen Unterricht, die eine richtige Definition und/oder den perfekten Unterricht, den wird es wohl nicht geben. Vielmehr gibt es die richtigen Methoden, die richtigen Inhalte, die guten Prozesse und bestimmt auch die guten Lehrkräfte. Alle (guten) Theorien, Ideen, Bildungspläne, Rahmenlehrpläne, usw. sind von Menschen entwickelt worden, wie Teile aus einem ``Baukasten´´. Eine Unterrichtseinheit (oder auch der Unterricht) wird nun aus den zur Verfügung stehenden Teilen zusammengesetzt und zwar individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer für jede Klasse und für jede Stunde. Etwas überspitzt kann wohl gesagt werden, dass jede Unterrichtseinheit erfunden ist, also auf unnatürlichem Weg hergestellt wird/wurde. Vielleicht um es noch etwas deutlicher zu formulieren, ist der Unterricht die wichtigste Erfindung der Menschheit. Es liegt jetzt an den Menschen, diese Erfindung zu nutzen, um sie besser, aktueller und individuell anwendbar zu machen. Es geht auch immer darum, dass jede Generation durch Unterricht die Möglichkeit bekommt, am Berufsleben teilnehmen zu können. In vielerlei Hinsicht wird in der Schulzeit (egal ob bis zum Abitur, Fachhochschulreife, mittlerem Schulabschluss oder Hauptschulabschluss) die Basis für die Zukunft gelegt und damit die Möglichkeit am Leben der Gesellschaft teilzunehmen. Der schulische Unterricht zielt also darauf ab, dass die Gesellschaft weiterhin in der Lage ist, sich zu erneuern und zu entwickeln. Dies ist sehr wichtig, da die sich immer schneller wandelnden Ansprüche der Gesellschaft nur von ihr selbst befriedigt werden können.
Wie in der Gesellschaft, der Industrie, der Politik und den Ländern gibt es auch im Unterricht Strukturen und/oder Richtlinien die diese (die Gesellschaft, u.a.) zusammenhalten. Im Unterricht ist dies zum Beispiel die Idee/Theorie der Unterrichtsphasen die bereits angesprochen wurde. Eine Unterrichtsstruktur besteht aus vier Phasen. Es kann also festgehalten werden, dass Unterricht generell einem Plan und/oder einer Struktur unterliegt. Die Rahmenlehrpläne geben zum Beispiel inhaltlich vor, was in einem Schuljahr im Unterricht durchgenommen werden sollte. Die einzelnen Fächer, Lernfelder, etc. werden dann von der jeweiligen Lehrkraft strukturiert und geplant. In dieser Arbeit stehen die Unterrichtsphasen im Mittelpunkt, weshalb im folgendem Punkt dem Aufbau dieser Arbeit genauer auf diese eingegangen wird.
Alle Studien, Forschungsarbeiten, Vorlesungsskripte und Seminarunterlagen, die im Rahmen der Recherche angesehen wurden, haben hauptsächlich mit drei Phasen gearbeitet:
I. Der Einstieg; hier gibt es zwei Möglichkeiten, entweder den Stundeneinstieg oder den Einstieg in ein neues Thema. Diese Phase hat eine sogenannte Doppelfunktion, nämlich die der Motivation und Hinführung der Schülerinnen und Schüler (SuS) zum Thema.
II. Die Erarbeitung; in dieser Phase sollen die SuS sich in Lernaufgaben einarbeiten und so z.B. Sach- bzw. Fachkompetenzen aufbauen, Methodenkompetenzen entfalten sowie die sozialen und kommunikativen Kompetenzen erweitern. In dieser Phase sollte eine vielfältige Methodenauswahl der Lehrkraft angewendet werden.
III. Die Sicherung; die Kernpunkte des Erlernten sollen hier thematisiert und gefestigt werden. Oft wird dies durch Übungsaufgaben, Wiederholungen, Tafelbildübernahmen oder Hausaufgaben angestrebt.
In dieser Arbeit wurde sich bei der Analyse bzw. Sichtung des Videomaterial an die Einordnung der Unterrichtsphasen nach dem Modell: Phasen einer Unterrichtsstunde siehe Abbildung 1 (Huwendiek, 1994, S. 127) orientiert. Da diese beim Recherchieren, als die vom Inhalt der Kategorien her, am besten Passendste erschien.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Phasenmodell einer Unterrichtsstunde (Huwendiek, 1994, S. 127)
Im Zuge der Recherche schien eine Studie besonders passend zu sein. In dieser Studie haben die Autoren eine vierte Unterrichtsphase/-sequenz entwickelt/erarbeitet. Diese vierte Phase nennt sich Lernorganisation, genauer wird in der Vorstellung dieser Studie im Absatz zum Forschungsstand (Punkt 5.) eingegangen. Die Idee eine weitere Phase in den Unterrichtsverlauf aufzunehmen, war sehr ansprechend. Vieles was während des Unterrichts besprochen bzw. geklärt werden musste, passt einfach nicht in eine der drei klassischen Unterrichtsphasen. Es wurde sich dazu entschlossen in dieser Arbeit die Phase Klassenorganisation in die Analyse mit aufzunehmen.
IV. Die Klassenorganisation; die Wahl des Klassensprechers/Klassensprecherin, Besprechung von Schulprojekten, Rückgabe und Besprechung von Leistungsnachweisen (Klassenarbeiten, Referate, usw.), Elternorganisation (Elternabend, Elternsprechtag, etc.) und vieles mehr, haben nichts (direkt) mit dem Unterricht zu tun, müssen aber während diesem durchgeführt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Prozessdarstellung der Vier Unterrichtsphasen - eigene Darstellung
Damit wird sich erhofft, die klassischen Unterrichtsphasen (Einstieg, Erarbeitung und Sicherung) gerechter/gezielter bewerten bzw. einordnen zu können. Genauer wird sich im jetzt folgendem Punkt 4. (Ziel der Arbeit) damit befasst.
In dieser Arbeit soll vorrangig untersucht werden,
- wie oft die vier Phasen in den Unterrichtsstunden auftreten und wieviel Zeit diese dabei in Anspruch nehmen.
- welche Phase/n am häufigsten stattfindet bzw. welche Phase die längste durchschnittliche Dauer in den Unterrichtseinheiten hat?
Einen besonderen Blick soll zudem auf die Phase Klassenorganisation gerichtet werden. Wie viel Platz würde diese einnehmen und wie oft tritt sie im Unterrichtsverlauf auf. Macht es Sinn, in regelmäßigen Abständen sich z.B. in einer zusätzlichen Unterrichtsstunde pro Woche oder Monat nur mit Themen der Klassenorganisation zu beschäftigen, so dass in den anderen Stunden keine Unterrichtszeit bzw. Lernzeit verloren geht. Die Methoden, die in den Unterrichtsstunden angewendet werden, werden nicht berücksichtigt, da sie keine entscheidende Rolle für die jeweilige Phase spielen. Zudem würde die zusätzliche Auswertung den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Arbeit soll eine Tendenz (Richtungsweisung) für die Zukunft sein. Wie werden die Unterrichtsphasen heute in den Schulen angewendet/eingesetzt, wie war es in der näheren Vergangenheit, wieviel Zeit geht durch die Klassenorganisation tatsächlich verloren. Worauf sollte mit Blick auf das Kernpraktikum im Master, dem Referendariat und das Lehrkraft sein nach dem Studium Wert gelegen werden. Des Weiteren soll diese Arbeit dazu dienen bzw. eine Vergleichsmöglichkeit bieten, den Unterricht von sich selbst und anderen zu reflektieren. Zusätzlich kann damit eine kleine Hilfe bei der Planung von einzelnen Unterrichtseinheiten, aber auch längeren Planungsphasen (Wochen, Projekten, usw.) erzielt werden. Gerade am Anfang der Laufbahn als Lehrer/in stellt es sich als hilfreich dar, wenn bei der Unterrichtsplanung eine zeitliche Orientierung zur Verfügung steht. Natürlich steht es jeder Lehrkraft frei, den eigenen Unterricht beliebig anzupassen.
Die Organisation der Klassen stellt gerade am Anfang des Schuljahres und zu Beginn des zweiten Halbjahres eine besondere Herausforderung dar. Dieser Aufwand wird momentan zwischen den Unterrichtsphasen oder während diesen erledigt. Dies stört nicht nur den allgemeinen Ablauf, sondern erfordert je nach Dauer und Intensität der Unterbrechung, dass die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sich ggf. in die eigentliche Situation erneut einarbeiten müssen. Es kann auch der Vorteil entstehen, dass alle Schülerinnen und Schüler bei Besprechung von rein organisatorischen Dingen aufmerksamer sind und später keine erneute Klärung notwendig ist. Welche Ergebnisse die angesprochenen Unterrichtsphasen in anderen Studien, o.ä. erzielt haben, wird im nächsten Abschnitt (5. Forschungsstand) aufgeführt.
Es wird nun die Untersuchung/Forschungsarbeit vorgestellt, welche im Vorwege der Untersuchung als Orientierung und Impulsgeber diente. Die Arbeit von Mathias Götzl, Robert W. Jahn und Georg Held von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Im Rahmen ihrer Arbeit: „Bleibt alles anders? Sozialformen, Unterrichtsphasen und echte Lernzeit im kaufmännischen Unterricht“ (Götzl, 2013, S. 1), ist der Bereich Unterrichtsphasen sehr relevant gewesen.
Folgende Fragestellungen wurden bearbeitet:
1) „Wie wird die Unterrichtszeit genutzt und welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Zeitnutzung und Merkmalen der Unterrichtsstunde?
2) Wie werden Sozialformen im Unterricht genutzt? Welche Sozialformen dominieren im Unterrichtsprozess? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Sozialformeinsatz und Merkmalen der Unterrichtsstunde?
3) Wie werden Unterrichtsphasen im Unterricht genutzt? Welche Phasen dominieren im Unterrichtsprozess? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Phasennutzung und Merkmalen der Unterrichtsstunde?
4) Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Phasen-, Sozialform- und Zeitnutzung?
5) Lassen sich typische Sozial- und/oder Phasenmuster kaufmännischen Unterrichts identifizieren?“ (Götzl, 2013, S. 6-7)
Wie bereits angedeutet, ist für diese Arbeit die Fragestellung unter 3), welche Phasen dominieren bzw. welche Phasen und welche Dauer diese haben, relevant. Die anderen Fragestellungen werden in der Ergebnisaufführung nicht berücksichtigt.
Die Datenerhebung für die Hauptuntersuchung erfolgte 2012 durch 28 Studierende an 22 kaufmännischen Berufsschulen in Deutschland. Insgesamt wurden 428 Stunden Unterricht bei 140 Lehrkräften aufgezeichnet. Die Beobachtungsstudie zielte darauf ab, deskriptiv zu erfassen, wie die Unterrichtszeit in welcher Intensität auftritt und wie sie zusammenhängen. Darüber hinaus erfassten die Forscher Merkmale des Curriculums (Bildungsgang etc.), des Unterrichts (Inhalt etc.), um mit Hilfe dieser potenziellen Determinanten Erklärungsansätze für die Variabilität in der Unterrichtsgestaltung zu identifizieren. Abschließend versuchten sie mittels clusteranalytischer Verfahren typische Unterrichtsmuster bzgl. Sozialformen und Unterrichtsphasen zu isolieren.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein quantitativ-deskriptives Forschungsdesign entwickelt. Aufgrund der potentiellen Verzerrungseffekte (u.a. durch sozial erwünschtes Antwortverhalten) haben die Forscher sich für eine standardisierte Beobachtung der Unterrichtsrealität entschieden. Vgl.: (Götzl, 2013, S. 6-7).
Die Studie hat folgende Ergebnisse hervorgebracht:
- In 52% der Unterrichtsstunden kommt die Einstiegssequenz vor. Sie ist mit knapp 8% der echten Lernzeit, etwa drei Minuten, sehr gering vertreten.
- In 90% der Unterrichtsstunden kommen Erarbeitungssequenzen vor, die von den Zeitanteilen den kaufmännischen Unterricht maßgeblich prägen (52% der echten Lernzeit, durchschnittlich 20,5 Minuten).
- In 78% der Unterrichtsstunden kommt die Ergebnissicherung vor, welche mit 33% echter Lernzeit, durchschnittlich 13 Minuten, beteiligt wird.
- In 68% der Unterrichtsstunden kommt die zusätzlich eingeführte Sequenz Lernorganisation vor, dabei nimmt sie den anderen Sequenzen 6% (ca. 2,5 Minuten) echte Lernzeit ab vgl.: (Götzl, 2013, S. 13).
Zu den üblichen Sequenzen/Phasen Einstieg, Erarbeitung und Ergebnissicherung kommt hier die Phase Lernorganisation hinzu. Begründet wird dies wie folgt: „Der Ansatz von MEYER (2008, 129-135 und 2010c, 70 f.) führt unter Rückbezug auf die empirischen Befunde von HAGE et al. (1985, 57 u. 77-78) die vorliegende Vielfältigkeit auf den methodischen Dreischritt bzw. den „methodischen Grundrhythmus“ (Unterrichts-) Einstieg, Erarbeitung und Ergebnissicherung zurück. Dieser Dreischritt ist u. E. um einen vierten Schritt, die (inhalts- und zielorientierten) „Arbeitsanweisungen und Organisation des Lehr-Lern-Arrangements“ (kurz: Lernorganisation) zu erweitern, […] “ (Götzl, 2013, S. 4).
„Eine Unterrichtsstunde dient fast immer der Erarbeitung von Wissen. Überraschend ist, dass die Ergebnissicherung zwar ebenfalls eine große Bedeutung hat, aber einen deutlich geringeren Anteil an der echten Lernzeit aufweist. Der Unterrichtseinstieg findet überwiegend (nicht ausschließlich) am Stundenanfang statt und kommt lediglich in der Hälfte (Fünf bis Sechs Minuten) der Unterrichtsstunde vor. Weniger Zeit wird für die Arbeitsanweisungen und die Organisation des Lehr-Lern-Prozesses verwendet“ (Götzl, 2013, S. 13).
Darüber hinaus gibt es viele Studien, die sich mit Unterricht beschäftigen, aber die wenigsten befassen sich konkret mit den Unterrichtsphasen. Dennoch wurde so eine Studie in diesen Forschungsstand aufgenommen, um einen zweiten Eindruck dieser Thematik vermitteln zu können.
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