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Bachelorarbeit, 2019
44 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung l
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Schnellkraft
2.2 Reaktivkraft
2.3 Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ)
2.4 Sprünge
2.5 Schnellkrafttraining
2.6 Aktueller Forschungsstand
3. Fragestellung und Hypothesen
4. Methodik io
4.1 Studiendesign io
4.2 Stichprobe
4.3 Untersuchungsablauf
4.4 Testverfahren
4.4.1 Testverfahren Sprünge
4.4.2 Testverfahren Counter Movement Jump (CMJ)
4.4.3 Testverfahren Drop Jump (DJ)
4.4.4 Lichtschrankenläufe
4.4.5 Testverfahren Schussstärke
4.5 Messsysteme
5. Mathematische-statistische Auswertung
6. Ergebnisse
6.1 Messergebnisse CMJ
6.2 Messergebnisse DJ
6.3 Messergebnisse 5m Sprint
6.4 Messergebnisse 20m Sprint
6.5 Messergebnisse Schussstärke
7. Diskussion
7.1 Diskussion der Hypothesen
7.2 Generalisierbarkeit und Limitierung der Untersuchung
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
Abb. 1 Schnellkraft Kurve
Abb. 2 Vergleich vertikale Strecksprünge mit und ohne DVZ
Abb. 3 Sprungabfolge CMJ
Abb.4 Sprungabfolge DJ
Abb. 5 Entwicklung der Flughöhe beider Gruppen in Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit
Abb. 6 Entwicklung des RSI beider Gruppen in Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit
Abb. 7 Entwicklung der benötigten Zeit beider Gruppen im 5m Sprint in Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit
Abb. 8 Entwicklung der benötigten Zeit beider Gruppen im 20m Sprint in Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit
Abb. 9 Entwicklung der Schussstärke beider Gruppen in Abhängigkeit der Gruppenzugehörigkeit
Tab. 1 Stichprobenbeschreibung
Tab. 2 Klassifikation des RSI
Tab. 3 Signifikanzniveau nach Bühl
Tab. 4 Effektstärkeniveau
Tab. 5 Tabellarische Übersicht der Messergebnisse (Gesamt)
Zielsetzung:
Das Ziel dieser empirischen Studie bestand in der Feststellung, wie sich ein achtwöchiges Training, welches auf Schnelligkeit und Schnellkraft abzielt, auf Fußballspieler auswirkt. Hierzu wird eine Herrenmannschaft aus der Regionalliga Nord, welche als Experimentalgruppe fungiert, und eine Herrenmannschaft aus der Oberliga Hamburg, Kontrollgruppe, überprüft.
Methoden:
Die Studie besteht aus einem Versuchsplan mit Kontrollgruppe, Prä- und Posttest. Nach vierwöchiger Interventionszeit wurde eine Zwischenmessung beider Gruppen durchgeführt. Die Interventionsgruppe bestand aus 19 Fußballspielern (24 ± 4,6 Jahre) und die Kontrollgruppe aus 17 Fußballspielern (25 ± 3,5 Jahre). Jeder dieser 36 Teilnehmer hatte in dem Interventionszeitraum eine Trainingsbeteiligung von >75%. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, absolvierte die Interventionsgruppe innerhalb acht Wochen 16 Trainingseinheiten, die schnelligkeits- und schnellkraftspezifisch waren. Um die Entwicklung von Schnelligkeit und Schnellkraft festzuhalten, wurden die Werte der Tests vom Counter-Movement-Jump, Drop Jump, Lichtschrankenlauf und von der Messung der Schussgeschwindigkeit verglichen.
Ergebnisse:
In vier von fünf Tests zeigen die beobachteten Werte der Interventionsgruppe, im Vergleich zur Kontrollgruppe, signifikante Verbesserungen. Das spezialisierte Schnellkraft- und Schnelligkeitstraining zeigte eine Verbesserung im CounterMovement-Jump (p<0,001), Drop Jump (p<0,01), Lichtschrankenlauf 20m (p<0,001) und Schussstärke (p<0,001) auf.
Schlussfolgerung:
Das erstellte Trainingsprogramm zeigt bei einer achtwöchigen Intervention, bei korrekter Ausführung und Anleitung, mit einer Häufigkeit von 16 Einheiten â 20-25 Minuten eine Verbesserung der Schnelligkeit und Schnellkraft auf.
Der Fußball nimmt in seiner Außendarstellung einen rasanten Wandel an. Fußball wird immer mehr zum Geschäft und von Unsummen an Geld dominiert und gelenkt. Doch auch auf dem Rasen hat sich der Fußball innerhalb der letzten 40-50 Jahren revolutioniert. In der Betrachtung des WM-Finals 1974, fällt nicht nur die wenige Werbung im Stadion oder, dass der Fußball noch ohne Show Acts wie Helene Fischer ausgekommen ist, wie es in der Halbzeit beim DFB-Pokal-Finals 2017 zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund der Fall war, auf. Besonders auffällig ist das Spieltempo. Die Spieler um Franz Beckenbauer haben einen Aktionsradius, welcher mit dem heutigen Fußballspiel kaum noch etwas gemeinsam hat. Die moderne Datenerhebung über Laufdistanz, Höchstgeschwindigkeiten, Passquoten oder gewonnen Zweikämpfe, besteht erst flächendeckend seit der Saison 2013/14. Trotzdem können Statistiker und Datenexperten sagen, dass es Beckenbauer & Co. es früher auf drei bis vier Kilometer pro Spiel gebracht haben. Heutzutage bringen die Fußballspieler der Bundesliga bis zu 13 oder 14 km im Spiel hinter sich (bundesliga.com). Es ist deutlich zu beobachten, das Spieltempo und die Spielintensität haben sich verändert. Ein langsames Aufbauspiel, mit eventuellen Rückpass zum Torwart, welcher damals in die Hand genommen werden durfte, ist heute durch das schnelle Umschalten und möglichst vielen vertikalen Pässen ersetzt worden. Auch das im Volksmund sogenannte „Rasenschach“ hat an Bedeutung verloren (mdr.de). Im Jahr 2019 spricht die neue Trainergeneration vom „Tempofußball“. Marco Rose, im Juli 2019 neuer Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach geworden, beschreibt seine Vision vom Fußballspiel mit Leidenschaft, Tempo und Intensität. (sportschau.de)
Es wird deutlich, dass die Schnelligkeit im Fußball zu einer immer wichtigeren Fähigkeit geworden ist. Die meisten Topspieler zeichnen sich eben dadurch aus, dass sie unter den schnellsten Spielern auf dem Platz, der Schnellste sind (Stolen et al. 2005). Der Spieler muss sich im körperlich exzellenten Zustand befinden, um konkurrenzfähig zu sein. Die Zeiten von „Kleines dickes Müller“ wie einst Gerd Müller betitelt wurde, sind ad acta. Der heutige Fußball wird von durch- und austrainierten Modellathleten bestimmt. Modellathleten, die durch technischen Fähigkeiten aber auch vor allem durch eine außergewöhnlich hohe Grundschnelligkeit so erfolgreich sind, wie sie es heute eben sind. Somit hat sich das Anforderungsprofil eines Fußballspielers verändert und zeigt auf, dass die Schnelligkeit zu einem leistungsbestimmenden Faktor im Fußball geworden ist.
Zu der Schnelligkeit eines Athleten gehören neben einer Grundschnelligkeit noch weitere koordinative Komponenten, wie Antizipations- und Reaktionsschnelligkeit, sowie die Gedankenschnelligkeit hinzu (Meyer et al., 2005).
Da diese sich im Rahmen einer Bachelor Arbeit schwierig durch eine Messung nachweisen lassen, beschäftigt sich diese Arbeit mit der linearen Schnelligkeit und der Schnellkraft der Athleten.
Die lineare Schnelligkeit wird über die Zeit erfasst, die bei einem geradlinigen Sprint benötigt wird (Faude et al., 2010).
Des Weiteren könnte man die Geschicklichkeit beobachten, welches eine azyklische Schnelligkeit ist oder die Sprintwiederholungsfähigkeit. Für diese Arbeit findet lediglich die zyklische Schnelligkeit Relevanz. Denn im Zusammenhang mit dem Torerfolg tritt der Linearsprint besonders häufig in Erscheinung. In einer weiteren Analyse der Sprintlänge, treten kürzere Distanzen wesentlich häufiger auf als Sprints über 30 m und Linearsprints häufiger als Richtungswechsel im hohen Tempo (Faude et al., 2012). Ergänzend zu der Sprintgeschwindigkeit stellt die Sprungkraft ebenso einen bedeutenden Leistungsfaktor dar. Hier nimmt die sportartspezifische Sprungfähigkeit eine entscheidende Rolle ein. Daher haben sich Reaktivsprünge, wie der Drop Jump, oder Sprünge mit Auftakt, wie der Counter Movement Jump, als Leistungsnachweis in professionellen Nachwuchsleistungszentren etabliert (dfb.de). Auch ein Rückblick auf die Fußball Weltmeisterschaft 2018 in Russland, als 43% der Tore durch Standardsituationen fielen, zeigt wie wichtig und entscheidend ein Vorteil in der Sprungfähigkeit seinem Gegenüber sein kann (fifa.com).
Diese Arbeit versucht demzufolge durch eine Intervention im deutschen Amateurfußball, welche durch Plyometrisches Training und Sprinttraining gestaltet wird, Leistungssteigerungen einer Experimentalgruppe im Vergleich einer Kontrollgruppe zu erfassen.
Ein besonderer Fokus liegt auf den folgenden Merkmalen: Sprunghöhe beim Counter Movement Jump (hCMJ), Bodenkontaktzeit sowie Sprunghöhe und dem daraus resultierenden Reactive Strength Index (RSI) beim Drop Jump, benötigte Zeit für einen Lichtschrankenlauf (s5m, s20m) und der Schussgeschwindigkeit (v).
In Sportarten, in der oftmals Millimeter oder Hundertstelsekunden über Tor oder kein Tor, über Sieg oder Niederlage oder über ersten und zweiten Platz entscheiden, spielt die Schnellkraft eine entscheidende Rolle. Die Schnellkraft ist u. a. entscheidend wie stark ein Boxer zuschlagen kann, wie stark ein Torschuss ist oder wie schnell ein Sprinter aus dem Startblock kommt. Alle beschriebenen Bewegungen sind eine Kombination aus Geschwindigkeit und Kraft und sind daher beschreibende Momente für die Schnellkraft. Die Schnellkraft ist überall in der Sportpraxis abzurufen, wo es darum geht, Sportgeräte (z.B. Kugel, Speer), den eigenen Körper (z.B. Sprint, Sprung) oder einzelne Körperteile mit oder ohne Gerät (Boxen, Fußball, Handball) im möglich höchstem Tempo zu beschleunigen (Pampus, 2001).
Es wird deutlich, dass es sich um ruckartige Bewegungen, in denen ein hoher Kraftaufwand nötig ist, handelt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Sprinter sich im höchsten Tempo aus dem Startblock in den Lauf, der Boxer seine Fäuste aus der Deckung in eine Gerade oder der Fußballspieler zum Kopfball springend, umsetzen muss. Alle Bewegungsformen zeichnen sich durch eine Kombination aus Geschwindigkeit und Kraft aus. Die Sportler müssen extrem schnelle und intensive Leistungen erbringen. Daher wird die Schnellkraft als Fähigkeit des neuromuskulären Systems, in einer Zeiteinheit einen möglichst großen Impuls zu erzeugen betitelt (Grosser et al., 2004).
Um die Bewegung perfekt auszuüben, verlangt es ein optimales Kraft- und Geschwindigkeitsniveau. Das Verhältnis der beiden Parameter wird in folgender Abbildung aufgezeigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein hohes Gewicht bedeutet eine geringe Geschwindigkeit und damit einhergehend eine geringe Schnellkraft. Eine große Geschwindigkeit ist abhängig von einer geringen Kraft und hat eine geringe Schnellkraft als Folge. Daraus schließend, ist der gekennzeichnete Punkt A, der Punkt, an dem die maximale Schnellkraft erreicht wird. Ein mäßiger Kraftaufwand, gepaart mit einer mäßigen Geschwindigkeit, ergibt die größte Schnellkraft.
Neben der Maximalkraft, Kraftausdauer und der Schnellkraft gehört die Reaktivkraft zu den vier Kraftfähigkeiten der Muskulatur. Dabei stellt die Reaktivkraft eine spezielle und eigenständige Form der Schnellkraft dar. Sie stellt das Ergebnis aus der schnellen Dehnung und Verkürzung des Muskels dar. Je besser trainiert der Muskel, desto größer ist die Fähigkeit, durch schnelle Kombination von exzentrischer und konzentrischer Kontraktion einen möglichst großen Kraftstoß in der zur Verfügung stehenden Zeit zu realisieren (Schmidtbleicher, 1987).
Beim DVZ schließt die exzentrische Kontraktion eines Muskels die konzentrische Kontraktion desselben Muskels an. Der DVZ besteht aus verschiedenen Phasen. Bei reaktiven Sprungformen soll eine Kompensation des Landedrucks erfolgen, daher ereignet sich bereits vor der Landung eine Voraktivierung der Landemuskulatur, die die Steifigkeit des Muskel-Sehnen-Komplexes einstellt. Direkt auf die Landung folgt eine schnelle Dehnung der Muskulatur. Mit dem Auslösen von Dehnungsreflexen kontrahiert die Muskulatur exzentrisch. Daran fügt sich eine konzentrische Kontraktion an, deren Dauer kürzer ist, als die der Exzentrik. Ein schneller Wechsel von exzentrischer zu konzentrischer Kontraktion kann als besonders leistungswirksam angesehen werden (Gollhofer et al., 2003). Anhand eines Beispiels in vertikalen Strecksprüngen wird deutlich, inwiefern ein Leistungsunterschied in der durchschnittlichen Sprunghöhe erreicht wird, sobald die Schnellkraftleistung im DVZ produziert wird (Cavanga, 1968).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Vergleich vertikale Strecksprünge mit und ohne DVZ
Untersuchungen haben ergeben, dass die Sprunghöhen mit den Hock- und Tiefsprüngen im Durchschnitt höher waren als die Sprunghöhen beim Kauersprung. Der Leistungsunterschied ist das Ergebnis der Vordehnung, verbunden mit der Spannungszunahme des Muskels in exzentrischer Phase. Verbildlicht stellt der Muskel die Dehnung eines Gummibandes dar, in dem elastische Energie in den elastischen und kontraktilen Strukturen des Muskels gespeichert wird. Somit wird ein Großteil der gespeicherten Energie in der konzentrischen Kontraktionsphase, im Zusammenspiel mit der bei der Verkürzung erzeugten Kraft, für Schnellkraft eingesetzt werden (Lehnertz, 1985). Im DVZ wird die Leistung hauptsächlich von den biomechanischen Eigenschaften des Muskel-Sehnen-Komplexes wie der Elastizität und der neuronalen Aktivierung beeinflusst, da diese die Steifigkeit reguliert (Grosser & Zintl, 1994).
Der DVZ spielt eine wichtige Rolle bei schnellen Bewegungen, da er die exzentrischkonzentrische Schnellkraft bei kürzester Kopplung (<180 ms oder <200 ms) umfasst (Grosser & Zintl, 1994). Darüber hinaus wird zwischen einem kurzen DVZ (<200 ms) und einem langen DVZ (>200 ms) unterschieden.
Der lange DVZ kann häufiger bei Sprüngen mit längerer Bodenkontaktzeit wie dem Counter Movement Jump (CMJ) beobachtet werden. Im Vergleich dazu tritt ein kurzer DVZ bei schnellen reaktiven Bewegungsformen wie dem Sprinten aus und kann anhand des Drop Jumps abgebildet werden (Güllich & Schmidtbleicher, 1999).
Mit den Worten Flanke - Kopfball - Tor besang Oliver Pocher 2006 in seinem Song Schwarz und Weiß wie einfach Fußball doch sein kann. Die beste Flanke lässt sich jedoch nicht verwerten, wenn es an Timing und Sprungfähigkeit fehlt. Daher hat das Sprungkrafttraining einen häufigen und regelmäßigen Bestandteil des Trainings. Einerseits ermöglicht es kleineren Fußballspielern den Größennachteil wettzumachen oder bietet den Vorteil, durch eine ausgeprägte Sprungkraft, positive Auswirkungen auf die Abdruckkraft beim Sprinten und Laufen zu erzielen. Ein wichtiger Leistungsfaktor ist dabei die Kraft, vorrangig die Abstoßkraft, des Spielers. Dazugehörig die Schnelligkeit, um den berühmten Schritt schneller zu sein, welche aber auch die Explosivität in der Absprungphase beschreibt. Im Allgemeinen lässt sich der Sprung in einzelne Phasen unterteilen, ohne dabei ein angestrebtes Bewegungsziel zu verfolgen. Aus mechanischer Sicht beginnt der Sprung mit der Vorbereitungsphase. Durch eine Anlauf- oder Auftaktbewegung wird der Körper aus einem stationären Zustand beschleunigt, sodass zu Beginn der Absprungstützphase eine Anfangsgeschwindigkeit erreicht wird. Anschließend folgt die Stützphase, mit der Funktion die Anfangsgeschwindigkeit in die Abflugrichtung umzulenken und die Abfluggeschwindigkeit zu maximieren (Gollhofer & Müller, 2009).
Schnellkrafttraining wird in einzelne Reaktionsdrills und Reaktionsdrills mit mehrfachen Belastungen unterteilt.
Einzelne Reaktionssprünge sind mit explosiven Kraftaufwand verbunden. Der Ablauf ist durch eine Wiederholung mit maximaler Anstrengung und Kraft und eine Ruhephase bestimmt. Um eine Ermüdung zu verhindern und ein Kraftbehalt zu gewährleisten, werden die Reaktionssprünge in kleinen Serien und einem kurzen inne halten der Position nach der Landung durchgeführt. Die simpelste Form des Trainings sind Sprünge aus dem Stand, da dabei keine Hilfsmittel benötigt werden. Außerdem sind diese Sprünge aus Kinderzeiten oder aus bereits absolvierten Trainingseinheiten dem Athleten sicherlich bekannt. Es bedarf keiner Eingewöhnung und keine Überwindung, da auch Anfangs kein Hindernis eingebaut wird. Bei Sprüngen auf oder über ein Hindernis handelt es sich um Schnellkraftübungen und stellt die Basis von jedem Schnellkraftprogramm dar.
Im Vergleich zu den einzelnen Reaktionssprüngen, setzt das Training mit mehrfachen Belastungen die trainierten Fähigkeiten der Sprünge aus dem Stand voraus. Reaktionsdrills mit mehrfachen Belastungen kennzeichnen sich durch Sprünge in die Weite, Sprünge über mehrere Hindernisse wie Hürden oder auf, immer in der Höhe steigende, Boxen aus. Ergänzend könnten Richtungswechsel oder eine Änderung der Körperausrichtung hinzukommen.
Die Gemeinsamkeit der Schnellkraftübungen besteht aus dem Inhalt der Abfolge. Denn jedes Schnellkrafttraining besteht aus drei Sequenzen. Beginnend mit der Landephase, in der, der Muskel eine exzentrische Kontraktion erfährt und der Muskel gedehnt wird, um den Dehnreflex zu aktivieren. Gefolgt von der Amortisationsphase, welche die Zeit auf dem Boden beschreibt und den wichtigsten Teil einer Schnellkraftübung darstellt. Es ist die Phase, in der die Landung in die nachfolgende Take-off Phase eingeleitet wird. Die Dauer der Amortisationsphase ist entscheidend für die Kraftentfaltung, da bei einer zu langen Amortisationsphase der Dehnreflex verloren geht und es nicht zum gewünschten Schnellkraftreflex kommt. In der abschließenden Take-off- bzw. Absprungphase wird die gespeicherte elastische Energie verwendet, um die Sprunghöhe zu definieren (McNeely & Sandler 2007).
Der Bestand der durchgeführten Studien, über Plyometrisches Training zur Verbesserung der Schnellkraft, verbunden mit Leistungsnachweisen durch die erreichten Werte in vertikalen Sprüngen wie der DJ und CMJ, ist in der Amerikanisches Datenbank PubMed überschaubar. Eine Zusammenfassung 16 Studien, die den bereits ausgebildeten Status der Athleten, Geschlecht, Trainingsintensitäten und die Art der Vergleichswerte berücksichtigen, hat ergeben, dass eine sechswöchige Trainingsintervention im Plyometrischen Training eine geringe Verbesserung der Leistungswerte im CMJ und DJ ergibt. Bei einer zehnwöchigen Intervention war eine moderate Verbesserung der Werte zu erkennen. Hingegen man bei einer zwölfwöchigen Intervention einen noch höheren Einfluss auf die Flugzeit im CMJ und auf den RSI im DJ erwarten würde (Stojanovic et al., Sports Med., 2017).
Eine kritische Meta-Analyse der Literatur und verschiedener Interventionen, welche sieben Studien beinhaltet, untersuchte die Wirksamkeit des Trainings auf sportliche Leistung bei jungen Fußballspielern bis 17 Jahre. Die Meta-Analyse hält eine deutliche Verbesserung der Trittdistanz, Geschwindigkeit, Sprungfähigkeit und Beweglichkeit fest. Nach den derzeitigen Erkenntnissen, bestehend aus Studien nach 2000, sorgt ein plyometrisches Training von acht bis zehn Wochen mit je zwei Einheiten wöchentlich für eine Leistungssteigerung (Bedoya et al., 2015).
Inwiefern eine Steigerung der sportlichen Leistung mit zusätzlichen Krafttraining gewinnbringend ist, zeigt folglich beschriebene Studie. Das Ziel war die Überprüfung der Wirksamkeit von Krafttraining mit geringer Belastung und geringem Gewicht, in Kombination mit Plyometrie bei Fußballspielern unterschiedlichen Alters im Jugendbereich. Nach einer sechswöchigen Intervention, mit dem Inhalt von Kniebeugen, Sprung- und Sprintübungen gab es gegenüber einer Kontrollgruppe signifikante Verbesserungen der maximalen Kraft, der Sprunghöhe und der Sprintzeit.
Währenddessen waren für die Kontrollgruppe in keiner Variable signifikante Gewinne festzuhalten (Rodriguez-Rosell et al., 2017).
Rodriguez-Rosell konnte in einer, von der Struktur her dieser Arbeit sehr ähnliche, Studie auf die Leistungssteigerungen bei Fußballspielern im Wachstumsalter eingehen und diese festhalten. Ob eine Übertragung eines ähnlichen Trainings, mit einer zweimaligen Ausführung pro Woche, von einer Dauer von ca. 25-30 Minuten, auf die Zielgruppe Amateurfußball im Herrenbereich ebenfalls einen positiven Einfluss auf die sportliche Leistung hat, soll diese Arbeit darlegen.
1. Inwieweit kommt es, durch ein gezieltes Sprinttraining zu einer Verbesserung im 5m und 20m Sprint im Vergleich zu einer Kontrollgruppe?
H1: Durch regelmäßiges Sprinttraining mit Hilfestellung reduziert sich die benötigte
Zeit im 5m und 20m Sprint.
2. Inwieweit wirkt sich plyometrisches Training verbessernd auf die Leistung im DJ im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus?
H2: Regelmäßiges plyometrisches Training wirkt sich verbessernd auf die Leistung
im DJ aus.
3. Inwieweit wirkt sich plyometrisches Training verbessernd auf die Leistung im CMJ im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus?
H3: Regelmäßiges plyometrisches Training wirkt sich verbessernd auf die Leistung
im CMJ aus.
4. Inwieweit wirkt sich plyometrisches Training verbessernd auf die Schusskraft im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aus?
H4: Regelmäßiges plyometrisches Training wirkt sich verbessernd auf die Schussstärke aus.
Im weiteren Verlauf wird das methodische Vorgehen beschrieben und erklärt. Darüber hinaus werden die einzelnen Tests inklusive Durchführungsweise und Messungen näher vorgestellt. Abschließend folgt eine Probandenübersicht und eine Analyse der erhobenen Daten der Interventions- und Kontrollgruppe.
Die Studie, aufgebaut anhand einer Interventions- sowie Kontrollgruppe, Prätest und Posttest, beinhaltet ein erweitertes Aufwärmprogramm, welches auf die Verbesserung von Schnelligkeit und Schnellkraft getestet wurde.
Die Liga-Mannschaft des Heider SV diente als Interventionsgruppe. Die Herrenmannschaft des Heider SV war zu diesem Zeitpunkt, nach über 25 Jahren Anwesenheit in der Oberliga Schleswig-Holstein, Aufsteiger in die Regionalliga Nord (4. Liga). Als Kontrollgruppe stand die Oberliga Mannschaft des SC Victoria Hamburg zur Verfügung (5. Liga).
Die Leistungsniveaus beider Mannschaften sind ziemlich nah beieinander. Zwar ist der Heider SV aktuell in der einer Liga höheren Regionalliga Nord angesiedelt, so zeigte das Vorbereitungsspiel SC Victoria Hamburg gegen den Heider SV am 10. Juli 2019, welches mit einem 6:3 Heimsieg der Hamburger endete, dass ein offener Schlagabtausch mit dem besseren Ende für den unterklassigen Verein möglich ist. Die Intensität bezüglich der Wettbewerbswiederholung ist ebenfalls nahezu identisch. Beide Mannschaften absolvieren im Ligabetrieb 34 Spiele. Dazu kommen weitere Pokalspiele, beim Heider SV der Landespokal Schleswig-Holstein und beim SC Victoria Hamburg der Lotto-Pokal.
Aufgrund der hohen Spielfrequenz in der Saisonvorbereitung und in den ersten Saisonwochen, fanden die Trainingseinheiten beim Heider SV überwiegend montags, dienstags und donnerstags statt. Je nach Spielplan wurde am Freitag ebenfalls noch trainiert.
Nach Rücksprache mit dem Trainerteam des Heider SV wurde vereinbart, dass das Interventionsprogramm mit allen anwesenden Spielern des Trainings inkl. Torhüter durchgeführt wird. Für die Torhüter fand ein zusätzlich individuelles Torwarttraining statt.
Die Intervention wurde vom 02. Juli 2019 bis zum 29. August 2019 über einen Zeitraum von acht Wochen, entspricht 16 Trainingseinheiten des Interventionsprogramms, durchgeführt. Die Eingangstests haben eine Woche vor Beginn der Intervention stattgefunden. Nach vier Wochen folgten Zwischenmessungen beider Mannschaften. Die Posttests wurden eine Woche nach dem Interventionszeitraum durchgeführt. Alle gemessenen Probanden haben mindestens an 75% des Interventionsprogramms teilgenommen (Heider SV) oder eine 75% Trainingsbeteiligung (SC Victoria Hamburg) im Interventionszeitraum erreicht. Beide Trainerteams dokumentierten die Anwesenden zu jeder Trainingseinheit.
Beim Heider SV konnten, von eingangs 26 gemessenen Probanden, nur 19 Teilnehmer die Mindestanzahl der Trainingseinheiten und alle drei Messungen absolvieren, sodass sich eine Drop-Out Quote in der Interventionsgruppe von 27% ergibt. Im Vergleich dazu steht die Kontrollgruppe mit einer Drop-Out Quote von 37%. Denn von 27 Teilnehmern am Eingangstest, haben lediglich 17 Teilnehmer an allen drei Messungen teilgenommen und dazu eine Trainingsbeteiligung >75% erreicht.
Im Endeffekt haben sich 36 von 51 Studienteilnehmern als repräsentativ für die Intervention herausgestellt. Daher liegt die gesamte Drop-Out Quote bei 29,5%.
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