Bachelorarbeit, 2020
49 Seiten, Note: 2,8
Zusammenfassung
Einleitung
Vorstellung verschiedener Programme zum Thema Stressbewältigung
Das WAAGE Programm®: Mehr Erfolg mit weniger Stress
Stressbewältigung- Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung- „Gelassen und sicher im Stress“
Lehrergesundheit- AGIL das Präventionsprogramm für Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf
Das Integrierte Stressbewältigungsprogramm ISP
Erarbeitung grundlegender Gemeinsamkeiten der Programme
Stress wahrnehmen
Problemlösefähigkeit
Stresssituationen Revue passieren lassen
Weitere Gemeinsamkeiten
Fragebogenstudie zur Untersuchung der gefunden Stressbewältigungsaspekte bei Lehrkräften
Ergebnis
Diskussion
Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Diese Arbeit mit der Untersuchung von vier Stressbewältigungsprogrammen. Dabei werden diese Programme zuerst vorgestellt und im Nachhinein analysiert, ob es Gemeinsamkeiten in den Programmen gibt. Es wurden insgesamt sieben gemeinsame Themen gefunden und erläutert. Zudem wurde eine Fragebogenstudie an Lehrkräften zu diesen Gemeinsamkeiten durchgeführt. Diese sollte außerdem die Stressbewältigung der Lehrkräfte untersuchen. Diese Studie kann darauf schließen lassen, dass Lehrkräfte Stress gut wahrnehmen können, jedoch im Umgang mit diesen noch Förderbedarf besteht.
Stressbewältigung bei Lehrkräften Eine Analyse zentraler Elemente von Stressbewältigungstrainings.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse von Stressbewältigungsprogrammen. Insgesamt werden vier Stressbewältigungsprogramme unterschiedlicher Herkunft untersucht. Ziel der Untersuchung ist es, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.
Das Thema Stressbewältigung bei Lehrkräften habe ich ausgewählt, da Stresssituationen im Berufsleben eines Lehrers nicht ausbleiben. Immer mehr Lehrkräfte klagen über Stress und die Anzahl der Burnout Diagnosen steigt. Um einen besseren Umgang mit Stress zu erlangen, gibt es eine Vielzahl an Stressbewältigungsprogrammen. Diese klären die Teilnehmer*innen über Stress auf und zeigen ihnen, wie sie diesen besser bewältigen können. Das geschieht im Aufbau von Fähigkeiten, aber auch durch gezieltes Lernen von Methoden und weiteren Tipps und Tricks, wie z.B. die progressive Relaxation.
Für mich als angehende Lehrkraft ist dies ein sehr spannendes Thema. Wirft man einen Blick in die Zukunft, ist nicht davon auszugehen, dass der Beruf des Lehrers weniger stressige Situationen mit sich bringt. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Stressbewältigung wichtig, um bereits frühzeitig eine solide Grundlage zu schaffen und die Sensibilisierung gegenüber Stress zu fördern.
Außerdem wurde im Verlauf dieser Arbeit eine Umfragestudie durchgeführt, bei der Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen und Altersklassen zu den gefundenen Gemeinsamkeiten der Programme befragt wurden. Diese Interaktion war mir trotz der aktuell schwierigen Lage sehr wichtig, um zu erfahren, ob Lehrkräfte die gefundenen Gemeinsamkeiten auch wirklich nutzen oder ob hier eine Differenz zwischen Theorie und Praxis herrscht.
In der Arbeit werden zuerst die vier behandelten Stressbewältigungsprogramme vorgestellt. Im Anschluss werden die gefundenen Gemeinsamkeiten herausgestellt und besprochen. Danach folgt die Einleitung zu meiner Fragebogenstudie mit Besprechung der Ergebnisse. Als nächstes werden die Ergebnisse präsentiert und anschließend in der Diskussion erläutert. Das Fazit schließt diese Arbeit ab.
Im Folgenden stelle ich Ihnen insgesamt vier Stressbewältigungsprogramme vor. Diese Programme wurden gezielt ausgewählt und unterscheiden sich in der Zielgruppe, der Durchführung und in der Gruppengröße. Der Grund für die Auswahl der unterschiedlichen Programme wird im Laufe der Arbeit genauer erläutert.
Dieses Programm ist das Erste, welches wir in dieser Arbeit betrachten werden. Hierbei handelt es sich um ein Einzelprogramm ohne Kursleiter. Das bedeutet, im Gegensatz zu den anderen Programmen, dass es hier keine wöchentlichen Treffen gibt, bei denen mehrere Personen miteinander interagieren. In diesem Programm werden die Strategien nicht von einem Kursleiter vorgetragen, sondern selbstständig erarbeitet. Dafür wird das Buch „Stressmanagement Das WAAGE Programm®: Mehr Erfolg mit weniger Stress“ benötigt. Dieses kann im eigenen Tempo durchgearbeitet werden. Die Praxiseinheiten sind stets als Übungen gekennzeichnet und sollten durchgeführt werden, damit der erwünschte Erfolg eintrifft.
Das WAAGE Programm von Stollreiter, Völgyfy und Jenicus besteht aus fünf Modulen: Wahrnehmen, Annehmen, Abkühlen und aktivieren, Gewohnheiten aufbauen und Einstellungen entwickeln.
Das Modul „Wahrnehmen“ ist der grundlegende Schritt des Programmes zur Stressbewältigung. Dabei werden die Stresssymptome des Körpers analysiert. Aufgrund von konstanter Belastung durch Stress kann es passieren, dass die Symptome nicht mehr wahrgenommen werden, da diese Standardbegleiterscheinungen sind. So vergleichen Stollreiter et al. „Man gewöhnt sich an einen Geruch, nimmt Lärm oder Schmerzen irgendwann gar nicht mehr wahr. Wenn Sie also im Dauerstress stehen, würde das einem Dritten, wenn er in Ihren Körper schlüpfen könnte, sofort auffallen- Ihnen nicht mehr“ (Stollreiter, 2000, S.29). Deshalb ist es zuerst einmal wichtig, die Anzeichen von Stress, z.B. flache und schnelle Atmung oder Schweiß Ausbruch (Vgl. ebd., S.38), zu besprechen. Durch die Sensibilisierung für diese Signale sollen Stresssituationen erkannt werden, die ansonsten nicht als solche empfunden worden wären.
Dabei sollen auch bereits abgeschlossene Stresssituationen Revue passiert werden. Dabei werden besonders das Verhalten sowie die eigenen Gefühle betrachtet und analysiert, um dann Schlussfolgerungen zu ziehen, was gut und was weniger gut verlaufen ist. Dafür wird die „Immer wenn…“ Übung empfohlen. Hier sollen Situationen und ihre Ursachen aus unterschiedlichen Lebenssituationen aufgeschrieben werden, durch sie man in Stress versetzt wird. Des Weiteren soll in diesen Abschnitt auch überlegt werden, wie man sich in den entsprechenden Situationen verhalten hat bzw. verhält. Auch das Verhalten wird in einer Übung notiert. Als Abschluss wird die Entspannungsmethode der progressiven Relaxation erklärt. Genaueres zu dieser Methode folgt im nächsten Abschnitt.
Als nächstes wird sich mit dem Modul „Annehmen“ beschäftigt. Dieses Modul befasst sich damit den Stress zuerst anzunehmen. Das bedeutet nicht, den Stress gut zu heißen, sondern in Stresssituationen zu bemerken, dass man unter Stress steht und dies erstmal akzeptiert (Vgl. ebd., S.45). Das bedeutet auch, sich nicht weiter über den Stress aufzuregen, da dies zusätzlich Stress erzeugt und eine Stressspirale hervorruft (Vgl. ebd., S.44). Der Versuch vor Stress wegzulaufen oder ihn auszublenden ist nicht erfolgversprechend. Nach diesem Modul ist die richtige Einstellung gegenüber Stress zweiteilig:
„1. Es ist in Ordnung, wo ich jetzt stehe.
2. Ich möchte mich weiterentwickeln.“ (ebd., S.46)
Dadurch wird die momentane Stresssituation angenommen und im nächsten Schritt nach Lösungen gesucht. Gemäß dem Motto: Wer nicht weiß wo man steht, findet auch den Weg nicht.
Da Stress zumeist auf drei Ebenen, der Gedanken-, Gefühle- und der Handlungsebene bemerkbar wird (Vgl. ebd., S.29) gilt es ihn auch auf diesen Ebenen anzunehmen. Bevor es zu den Annahmetechniken kommt, müssen noch 2 Prinzipien geklärt werden.
„Stress ist nicht gleich Stress“ (ebd., S.46). Nach Selye kann man Stress in Eustress und Disstress unterscheiden. Eustress ist ein angenehmes Empfinden des Stresses, denn Stress kann auch seine Vorteile haben. Stress mobilisiert Kraftreserven, schützt vor Überlastung, ermöglicht Selbsterkenntnis und kurbelt den Lernprozess an (Vgl. ebd., S. 50). Ist man jedoch zu oft oder langanhaltend Stress ausgesetzt, so wird der Eustress zu Disstress, der unangenehmen Stressempfindung.
Für die Gedankenebene wird folgendes vorgeschlagen: Ein wenig Stress schadet mir nicht. Ganz gemäß des Yerkes-Dodson-Gesetz (siehe. Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Yerkes-Dodson-Gesetz (aus Stollreiter 2000, S.47)
Nach diesem Gesetz steigt die eigene Leistung mit der richtigen Menge Aktivierung. Ist die Aktivierung zu hoch oder zu gering wird die maximale Leistung nicht erbracht.
Um den Stress auf der Gedankenebene anzunehmen, soll einem bewusst werden, das Stress auch eine positive Wirkung haben kann. So z.B. der Eustress, diese Art von Stress aktiviert den Körper und die maximale Leistung kann erbracht werden.
Auf der Gefühlsebene helfen Aussagen wie „Stress ist ein Zeichen von Lebendigkeit“ oder „Stress zu spüren ist besser, als nichts zu spüren“ (Vgl. ebd., S.55). Dies hilft, die negativen Gefühle, die Stress mit sich bringen, unter Kontrolle zu bekommen.
Auf der Handlungsebene lässt sich der Stress am besten annehmen, indem man mit Freunden oder Familie über die Stresssituation spricht. Dadurch wird zusätzlich Distanz zum Stress aufgebaut und es fällt einem leichter diese zu bewerkstelligen.
Weiter geht es mit dem Modul „Abkühlen und aktivieren“. Dieser Teil beschäftigt sich mit dem Umgang von akuten Stresssituationen. Dabei ist es wichtig sich zuerst Gedanken über die eigenen Ressourcen zu machen. Das bedeutet, darüber nachzudenken, was man theoretisch in akuten Stresssituationen machen könnte, um den Stress zu bewältigen. Dabei ist es nicht wichtig, ob man diese Ressourcen wirklich nutzt, sondern nur das Wissen, dass es sie gibt und dass sie theoretisch einsetzbar wären. Beispiele wären: sich Mut zu zusprechen, um Rat fragen, eine Pause einlegen, Bewegung verschaffen, tief durchatmen, uvm… (Vgl. ebd., S. 62).
Das Wissen diese Ressourcen theoretisch nutzen zu können, ist bereits eine große Hilfe.
Das menschliche Gehirn verbraucht ~ 25 % des Sauerstoffhaushaltes. Da die flache Atmung eine Begleiterscheinung von Stress ist, nimmt der Körper weniger Sauerstoff auf als im Normalzustand und das Gehirn wird nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt, um richtig zu arbeiten (Vgl. ebd., S.76). Daher ist es in stressreichen Situationen besonders wichtig sich auf den Augenblick zu konzentrieren und tief durchzuatmen, um das Gehirn wieder mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen bevor voreilige Entscheidungen getroffen werden. Des Weiteren sollten zuerst realistische Teilziele verfasst werden. Die Erfüllung dieser Teilziele reduziert Stress (Vgl. ebd., S.87) und wirkt sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden aus (Vgl. ebd., S.88).
Außerdem sollen sich die Teilnehmer*innen Gedanken über ihre eigenen Beruhigungsmaßnahmen machen und kritisch hinterfragen, ob sie die folgenden Kriterien erfüllen.
- Sie sind mit einem geringen organisatorischen Aufwand verbunden, damit sie zur sofortigen Abreaktion genutzt werden können.
- Falls Materialien benötigt werden, stehen diese zu jedem Zeitpunkt bereit. Z.B. hilft ein Beruhigungsbad zu Hause, jedoch ist dies im Büro nur schwer durchzuführen (Vgl. ebd., S.66).
Zusätzlich wird für wiederauftretende Stresssituationen geraten, sich bereits vorab Gedanken über passende Beruhigungsmaßnahmen zu machen und diese zu verinnerlichen. Dies hat den Vorteil, dass in Stresssituationen nicht erst überlegt werden muss, was theoretisch möglich wäre.
Darauf folgt das Modul „Gewohnheiten aufbauen“.
Dieses Modul soll den Lernenden seine/ihre Gewohnheiten verdeutlichen und dazu beitragen die stressverstärken Gewohnheiten zu verringern und neue, stressreduzierende Gewohnheiten aufzubauen. Laut Stollreiter basieren 95% der täglichen Handlungen auf Gewohnheiten (Vgl. ebd., S.164). Deshalb stellt sich das Brechen von Gewohnheiten als schwierig da. Oft wird das Abwertungsschema genutzt, um nicht mit dem Stress konfrontiert zu werden. Bei diesem Schema gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Es kann z.B. die Existenz eines Problems verdrängt werden, die Bedeutung des Problems wird heruntergespielt, die Lösbarkeit eines Problems wird nicht anerkannt oder die eigenen Fähigkeiten, das Problem zu lösen, werden als zu gering angesehen (Vgl. ebd., S.165). Solche Herangehensweisen sind für die Lösung von Problemen nicht förderlich und sollten durch neue Problemlösefähigkeiten ausgetauscht werden. Außerdem beeinträchtigt die negative Sichtweise auf Probleme die Problemlösekompetenz. Deshalb ist es förderlich, nicht nur das Schlechte in Problemen zu sehen, sondern die positiven Aspekte zu betrachten. Dazu gehören, dass Probleme Möglichkeiten bieten die eigenen Fähigkeiten zu testen. Gelöste Probleme sind förderlich für die persönliche Entwicklung (Vgl. ebd., S.165).
Genannt wird das PALME-Modell. Das PALME-Modell ist zum zielgerichteten Problemlösen geeignet und bedient sich keiner negativen Gedanken, wie bei dem Abwertungsschema.
P: Problem definieren; in diesem Schritt wird das Problem betrachtet und möglichst genau definiert.
A: Analysieren; hier werden die Ursachen des Problems analysiert. Es wird betrachtet, wann und wieso es begonnen hat.
L: Lösungen erarbeiten; Zuerst werden alle Lösungen gesammelt, die einem selbst einfallen oder auch von Freunde/Familie/Kollegen vorgeschlagen werden. Vorerst werden die Lösungen nicht bewertet, sondern nur aufgeschrieben. Sind alle Lösungen aufgeschrieben wird die Durchführbarkeit der Lösungen durchdacht.
M: Maßnahmen umsetzen; Die bestmögliche Lösung wird umgesetzt
E: Erfolg kontrollieren; Im letzten Schritt wird durch Selbstkontrolle bewertet, ob das Problem erfolgreich gelöst wurde oder es weiterhin besteht (Vgl. ebd., S.167-S.173).
Mit diesem Modell ist es möglich Problemsituationen besser zu bewältigen. Durch die einzelnen Schritte wird nicht nur eine Distanz aufgebaut, sondern auch Abwägungen getroffen, wie das Problem zu lösen ist.
Weitere Bestandteile dieses Moduls sind Ziele und Erholung finden. Das Setzen realistischer Ziele wirkt stressreduzierend. Wie bereits besprochen wirkt das Erreichen von Zielen stressreduzierend. Dabei ist jedoch wichtig, dass die Ziele wirklich realistisch und erreichbar sind, ansonsten bewirken sie Gegenteiliges. Sollte es vorkommen, dass Ziele nicht erreicht werden, muss das Ziel entweder konkretisiert oder ein neuer Plan erstellt werden. Geschieht dies nicht, so führt auch das zu mehr Stress. Für die Erholung ist es wichtig, dass dies getrennt von den alltäglichen Normen passiert. Außerdem wird geraten hier Zeiten zu setzen, in denen man sich erholen möchte und diese in den Zeitplaner oder Kalender einträgt. Dies verhindert, dass die Zeit zur Erholung verschoben wird.
Der Letzte Aspekt des WAAGE-Programmes ist „Einstellungen entwickeln“.
Dabei werden u.a. Erwartungen, Glaubenssätze und die Einstellungen zu Fehlern besprochen. Ähnlich wie bei den Zielen ist es mit den Erwartungen. Auch diese sollten realistisch gesetzt sein, da sie ansonsten schaden, anstatt Erholung zu bringen. Eine weitverbreitete Einstellung ist es, keine Fehler machen zu wollen. Dies ist ein schöner Gedanke, jedoch sehr unwahrscheinlich, denn jeder macht Fehler. Besser ist es aus den gemachten Fehlern die Konsequenzen zu ziehen und zu lernen, was besser gemacht werden muss, damit dieser Fehler nicht erneut vorkommt. Man strukturiert den negativen Glaubenssatz „Ich darf keine Fehler machen.“ um in einen positiven Glaubenssatz „Falls ich Fehler mache, kann ich etwas lernen“ (ebd., S.242). Oder der Stressverstärker „Sei perfekt!“ in „Ich gebe mein bestes und achte auf mich“ (Kaluza, 2018, S.133).
Zudem ist es wichtig, kein Gefühl von Hilflosigkeit aufzubauen. Hat sich die Hilflosigkeit erst einmal manifestiert, so wirkt sie sich auf alle Handlungsbereiche aus (Vgl. Stollreiter, 2000, S.197). Daher ist die Entwicklung positiver Einstellungen so wichtig.
Vorab einmal einige Informationen zu diesem Programm. Kaluza selbst betitelt sein Programm als Gesundheitsförderungsprogramm mit dem Ziel, gelassen und sicher im Stress zu sein. Dabei sollen die körperliche und seelische Gesundheit, durch Reduktion der Häufigkeit und Intensität von alltäglicher Belastung, gefördert werden. Es sollen neue Fähigkeiten ausgebaut und bereits bestehende Fähigkeiten gestärkt werden. Es werden keine einzelnen Standartstrategien vermittelt, sondern eine Vielzahl von instrumentellen, mentalen, aber auch palliativ-regenerative Strategien zum flexiblen Umgang mit Stress (Vgl. Kaluza, 2018, S.72). Das Programm ist zielgruppenunspezifisch, das bedeutet, dass es sich an alle Berufs- und Altersgruppen richtet. Jedoch ist in manchen Fällen eine Spezifizierung für bestimmte Berufsgruppen sinnvoll. Es handelt sich um ein wöchentliches Gruppenprogramm, wobei die Grundform zwölf zweistündige Sitzungen umfasst, jedoch kann zur Vertiefung auch auf 16 Sitzungen erweitert werden.
Das Stressbewältigungsprogramm nach Kaluza umfasst vier Trainingsprogramme:
1. Das Entspannungstraining
2. Das Mentaltraining
3. Das Problemlösetraining
4. Das Genusstraining
Das Modul Entspannungstraining befasst sich hauptsächlich mit der Progressiven Relaxation. Dies ist eine Entspannungsübung, bei der die Muskelgruppen des Körpers gezielt angespannt und wieder entspannt werden. Da dies auch ein grundlegender Vorgang im Leben ist (Vgl. ebd., S.92), sollen die beiden Zustände gezielt bemerkbar gemacht werden. „Das Entspannungstraining dient v.a. der Kompensation der Folgen langfristiger Beanspruchung und der Erholung (regeneratives Stressmanagement), der Erregungskontrolle in akuten Belastungssituationen (palliatives Stressmanagement) sowie der Förderung einer inneren Haltung der Achtsamkeit (mentales Stressmanagement)“ (ebd., S.93). Dies soll durch die Progressive Relaxation erlangt werden. Durch die gezielte Anspannung und Entspannung der Muskeln wird folgendes trainiert:
- Spannung mit den ersten Symptomen wahrnehmen
- Bemerken wann die Entspannung eintritt und Anspannung verschwindet
- Anspannung und Entspannung im Alltag selbst regulieren
- Entspannung genießen (Vgl. ebd., S.92)
Das Ziel des Mentaltrainings ist es, eine achtsame Selbstwahrnehmung zu entwickeln und stressverschärfende Denkmuster und Einstellungen zu stressvermindernden Denkmustern und Einstellungen zu transformieren (Vgl. ebd., S.116). Es wird eine mentale Stresskompetenz aufgebaut. Das bedeutet, dass Stresssituationen mithilfe mentaler Prozesse bewältigt werden. Dazu gehört auch, dass stressverstärkende Gedanken wertungsfrei akzeptiert werden und nicht direkt mit den alten Handlungsmuster bekämpft werden (Vgl. ebd.).
Es gibt vier Ebenen stressbezogener mentaler Prozesse. An diesen vier Punkten setzt das Mentaltraining an.
1. Individuelle Sollwerte
Sollwerte sind fest verankerte Bedürfnisse, Motive, Ziele und Normen einer Person. Wenn einer dieser Sollwerte in eine Soll-Ist-Diskrepanz rutscht, entsteht eine Stressreaktion. Dabei ist die hierarchische Anordnung der Sollwerte wichtig, je wichtiger ein Sollwert ist, desto größer ist auch die Stressreaktion, wenn dieser in eine Soll-Ist-Diskrepanz rutscht. Bei diesem Aspekt des Mentaltrainings ist es das Ziel, die Sollwerte abzuschwächen und die Schwelle der Stressreaktion bei der Soll-Ist-Diskrepanz zu verringern. Dadurch soll eine starke Stressreaktion verhindert werden, falls einer dieser Sollwerte in eine Soll-Ist-Diskrepanz gerät.
2. Einschätzungen von Anforderungen
Anforderungen werden zumeist durch die selektive Wahrnehmung negativer Situationsaspekte oder negativen Folgen einer nicht erfolgreichen Bewältigung und personalisierter Kritik als Bedrohung angesehen.
Das Ziel des Mentaltrainings bei diesem Aspekt ist es, die Wahrnehmung weg von der selektiv negativen Wahrnehmung zu lenken und auf die positiven Aspekte und Chancen aufmerksam zu machen. Alltägliche Stressreaktionen sollen distanziert betrachtet werden und dadurch wird der Umgang mit diesen Belastungen verbessert (Vgl. ebd., S.117-S.118).
3. Einschätzung eigener Bewältigungskompetenzen und -ressourcen
Die Einschätzung der eigenen Bewältigungskompetenzen kann durch eine negative Denkweise beeinflusst werden. So werden Stresssituationen auf frühere Misserfolge zurückgeleitet und der Wille, etwas zu ändern, gebremst. Die eigenen Kompetenzen, um solche Situationen zu bewältigen, werden nicht wahrgenommen und externe Ressourcen und Hilfemöglichkeiten werden nicht beachtet. Dies führt zu einem Gefühl der Hilfslosigkeit.
Ziel des Mentaltrainings ist es in Stresssituationen an frühere Erfolge zu denken und daraus Kraft und Willensstärke zum Lösen des Problems zu ziehen. Außerdem soll durch das Training der Fokus auf die eigenen Kompetenzen und Stärken gelegt werden. Dadurch wird das Selbstbild positiv beeinflusst und die Bewältigung der Stresssituation ist wahrscheinlicher.
4. Bewertung von akuten Stresssituationen
In dem letzten Schritt des Mentaltrainings sollen die stressverschärfenden Denkmuster und Einstellungen erkannt werden, um die Stressreaktionen abzuschwächen.
Dazu sollen Stresssituationen wie beim WAAGE-Programm angenommen werden, damit es gar nicht erst zu einer schlechten Bewertung der Situation kommt und der Stress die Überhand gewinnt (Vgl. ebd., S.119).
Im Problemlösetraining werden die Teilnehmer gezielt mit Problemsituationen konfrontiert, damit diese in der Gruppe besprochen werden können und eine mögliche Lösung gefunden werden kann. Dabei wird folgende Methode genutzt. Sie ist in 6 Schritte aufgeteilt und ähnelt der PALME-Methode:
1. Dem Stress auf die Spur kommen
2. Ideen zur Bewältigung sammeln
3. Den eigenen Weg finden
4. Konkrete Schritte planen
5. Im Alltag handeln
6. Bilanz ziehen
Dies stellt den roten Faden der Methode da, an welchem die Teilnehmer kommende Problemsituationen abarbeiten sollen.
Das Ziel des Problemlösetrainings ist es, den Teilnehmer*innen konkrete Bewältigungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Fähigkeit, problemorientiert zu handeln, zu verbessern, indem Defizite in den einzelnen Schritten ausgeglichen werden und eine problemlösende Grundhaltung angenommen wird. Diese besteht aus „der Einsicht, dass Problemsituationen zum normalen Leben gehören, der Annahme, dass man solche Situationen aktiv meistern kann, der Bereitschaft, Problemsituationen im Augenblick ihres Auftretens wahr- und anzunehmen und der Entschlossenheit, der Versuchung zu impulsivem Handeln zu widerstehen“ (ebd., S.144). Das bedeutet, die Teilnehmer entwickeln eine distanzierte Haltung zu Stresssituationen, emotional wie auch gedanklich, damit sie diese besser bewältigen können.
Während des Problemlösetrainings wird zur Übung mit Problemsituationen der Teilnehmer gearbeitet, dies hat den Vorteil, dass ein großer Alltagsbezug gegenwärtig ist. Andernfalls können auch vorbereitete Fälle besprochen werden. Hier wird vor allem viel Wert auf die Zusammenarbeit der Teilnehmer*innen gelegt. Durch die gemeinsame Bearbeitung der Problemsituationen werden unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten offengelegt und können diskutiert werden. Dadurch wird den Teilnehmer*innen ersichtlich, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt mit der Situation umzugehen, als nur die eigene.
Die letzte Trainingseinheit aus dem Stressbewältigungsprogramm ist das Entspannungstraining
Hier sollen die Teilnehmer*innen eine ausgeglichene Beanspruchungs-Erholungsbilanz herstellen, indem ihre regenerative Stresskompetenz gestärkt wird (Vgl. ebd., S.160). Dazu zählt auch eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit.
Außerdem sollen die Teilnehmer*innen dahingehend sensibilisiert werden, dass sie die unterschiedlichen Signale der Erholungsbedürftigkeit erkennen und wissen, dass diese unterschiedlich behandelt werden müssen. Wenn sie z.B. innerlich unruhig oder nervös sind hilft es, die körperlichen und gedanklichen Aktivierungen zu reduzieren, indem Entspannungsübungen durchgeführt werden oder durch einen Spaziergang. Anders ist es bei einem Gefühl von Erschöpfung, da sollte man sich selbst verwöhnen und auch das Nichts zulassen und genießen (Vgl. ebd., S.164-S.165).
Zusätzlich ist es wichtig, die Entspannung klar von den alltäglichen Normen zu trennen, da diese sonst nicht erholsam wirkt. Das bedeutet, dass bei freizeitlichen Aktivitäten ein perfektionistisches Denken oder auch ein zu großer Ehrgeiz nicht den gewünschten Erholungseffekt erbringen. In der Freizeit erholt sich nicht die Person am besten, die jede freie Sekunde verplant oder die beste Tennisspielerin der Nachbarschaft sein möchte.
Oftmals ist ein Zeichen von zu hoher Belastung die Versteifung auf den Beruf und das Zurückbleiben der außerberuflichen Tätigkeiten wie Sport treiben oder soziale Kontakte pflegen. Dies ist jedoch der falsche Weg, um mit den Belastungen umzugehen. Gerade soziale Kontakte gehören zu den wichtigsten Schutzfaktoren bei der Stressprävention (Vgl. ebd., S.160). Kurzfristig kann solch ein Verhalten hilfreich sein, auf lange Sicht betrachtet ist es jedoch schädlich.
Hier endet das Basistraining. Wie anfänglich besprochen kann dieses Programm noch um vier Sitzungen erweitert werden. In diesen Sitzungen können bereits besprochene Themenbereiche vertieft, jedoch können auch Ergänzungsmodule behandelt werden. Dabei stehen folgende Module zur Auswahl: Sport und Beweglichkeit, Soziales Netz, Zukunftsvision, Zeitplanung und Akutfallstrategie. Diese Ergänzungsmodule werden jedoch nicht mehr thematisiert, da sie nicht in der Basisversion behandelt werden und nur als Zusatz bei der Erweiterung des Programmes anklang finden.
Das AGIL-Programm ist ein gruppenorientiertes Programm, welches speziell für Lehrkräfte konzipiert wurde. In einer Gruppe befinden sich zwischen sechs und zwölf Lehrkräfte. Das Programm umfasst einen zeitlichen Rahmen von acht Doppelstunden. Es besteht aus vier Modulen: „Basismodul“, „Denkbarkeit“, „Möglichkeiten“ und „Erholung“.
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