Diplomarbeit, 2007
101 Seiten, Note: 1
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Zeitlichkeit in den Materialbildern von Antoni Tåpies. Die Arbeit untersucht, wie sich die Zeit in den Werken des Künstlers manifestiert, insbesondere in Bezug auf die Erinnerung (vergangen), die Anschauung (gegenwärtig) und die Erwartung (zukünftig). Der Fokus liegt dabei auf den Materialbildern der 1950er bis 1970er Jahre, da Tåpies in dieser Phase die Grundfesten seiner künstlerischen Sprache entwickelte.
Das erste Kapitel widmet sich der Entwicklung von Antoni Tåpies' Werk von seinen Anfängen im Jahr 1946 bis hin zu den ersten Materialbildern des Jahres 1954. Es wird die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Symbolismus, dem Surrealismus, dem sozialen Realismus und der geometrischen Abstraktion beleuchtet. Tåpies' Hinwendung zur Textur und der Einsatz von Materialien wie Sand, Marmorstaub und farbiger Erde werden als entscheidende Schritte hin zu den Materialbildern betrachtet.
Das zweite Kapitel analysiert die Wahrnehmung der Materialbilder. Am Beispiel des Werks "Relleu gris sobre fusta" (Graues Relief auf Holz, 1965) wird die komplexe Struktur des Bildes untersucht. Die Ambiguität der Bildelemente, die Bewegung und das offene Kunstwerk sowie die perzeptive Ambiguität werden als zentrale Aspekte der Wahrnehmung von Tåpies' Werken betrachtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den niederen Motiven und der Formlosigkeit in den Materialbildern. Es wird ein Bezug zu George Batailles "informe" hergestellt und die Bedeutung von Motiven wie dem Fuß und dem Anus im Werk von Tåpies analysiert. Der Begriff des "mimétisme" von Roger Caillois wird im Kontext der (De)formation der Motive und der Verschmelzung von Form und Material betrachtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Materialbilder als Erinnerungsräume. Es wird die Rolle der Erde als Material mit einer spezifischen Zeitlichkeit und Geschichte betrachtet. Die Materialbilder werden als eine Art Gedächtnisarchäologie interpretiert, in der Tåpies Fragmente der Vergangenheit in die Gegenwart überführt. Der Bezug zu den Schriften von Maurice Halbwachs und Aleida und Jan Assmann wird hergestellt, um die Bedeutung des kollektiven und kulturellen Gedächtnisses im Werk von Tåpies zu beleuchten.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den emblematischen und heraldischen Historienbildern von Antoni Tåpies. Die Werke, die auf gelbem Grund vier vertikale Balken zeigen, werden als Ausdruck der katalanischen Identität und als politische Statements während der Franco-Diktatur betrachtet. Die Verbindung zu den Schriften von Ingeborg Bachmann und den katalanischen Mystikern wird hergestellt, um die Bedeutung der Erinnerung an die Geschichte Kataloniens im Werk von Tåpies zu verstehen.
Das sechste Kapitel reflektiert über die Materialbilder als Werke, die für die Zeit oder für die Ewigkeit geschaffen wurden. Die Unmittelbarkeit der Materialbilder, die Offenheit der Wahrnehmung und die Erkenntnispotenz des Werks werden als zentrale Aspekte betrachtet. Die Frage, ob die Materialbilder trotz ihrer Gegenwärtigkeit als Werke der Ewigkeit zu verstehen sind, wird gestellt.
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Materialbilder von Antoni Tåpies, Zeitlichkeit, Erinnerung, Anschauung, Erwartung, Wahrnehmung, Formlosigkeit, Mimétisme, Informe, Gedächtnis, kulturelle Identität, Katalonien, Franco-Diktatur, Kunst als Kommunikation, Kunst als Wahrnehmungsproblem, Kunst als Realerfahrung.
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