Essay, 2001
3 Seiten
Walter Grode
Widerpart des Sozialdarwinismus
Eine menschliche Gesellschaft braucht die Behinderten
Erschienen in Heft 11/2001 der >zeitzeichen< (Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Achtundvierzig Prozent aller Deutschen befürworten die Präimplantationsdiagnostik (PID), 47 Prozent lehnen sie ab. Doch nur rund 10 Prozent aller werdenden Mütter lassen sich den Fötus in ihrem Bauch gentechnisch untersuchen.
Zum Vergleich hätten nach einer internationalen Umfrage aus dem Jahre 1993, 26 Prozent der JapanerInnen, 43 der US AmerikanerInnen, 60 Prozent der InderInnen und 80% der ThailänderInnen Gentechnik angewandt, wenn sie es damals bereits gekonnt hätten. Und zwar, und das scheint mir noch wichtiger, zur Steigerung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten ihrer Kinder.
Nicht nur in der Forschung, sondern auch im Bewußtsein der Bevölkerung gibt es also - zumindest bei uns in Deutschland - noch >viel Raum diesseits des Rubikon<. Mit diesem lakonischen Satz, hatte Bundespräsident Rau in seiner Berliner Rede am 18. Mai überaus eindeutig allen widersprochen, die im Streit um eine verbrauchende Embryonenforschung und Präimplantationsdiagnostik für eine Lockerung der Grenzen des Erlaubten plädieren.
Die Forschung an embryonalen Stammzellen, heißt es in der Rede des Bundespräsidenten, ist unvereinbar mit dem Konzept von Menschenwürde, da menschliches Leben vernichtet werden müßte, um es anderen menschlichen Leben nutzbar zu machen. Für eine solche Güterabwägung gibt es keine überzeugende Begründung.
Zugleich wissen wir, sagt der Bundespräsident, daß Krankheit und Behinderung immer zum menschlichen Leben gehören werden. Deshalb wird das Ziel abgelehnt, mit Hilfe der Gentechnik den Versuch zu unternehmen, falsche Maßstäbe vom 'perfekten Menschen' zu verwirklichen.
Aber es geht nicht nur um falsche Maßstäbe vom perfekten Menschen. Es geht - diesseits von Ethik und Menschenwürde - auch um richtige oder falsche Maßstäbe für unsere Gesellschaft.
Der Text befasst sich kritisch mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) und der Gentechnik, insbesondere im Hinblick auf die Angst vor Behinderung und die Vorstellung vom "perfekten Menschen". Er argumentiert, dass eine menschliche Gesellschaft auch behinderte Menschen braucht und dass die Forschung an embryonalen Stammzellen mit dem Konzept der Menschenwürde unvereinbar sei.
Laut dem Text befürworten 48 Prozent der Deutschen die Präimplantationsdiagnostik (PID), während 47 Prozent sie ablehnen. Allerdings lassen sich nur etwa 10 Prozent der werdenden Mütter den Fötus gentechnisch untersuchen.
Eine internationale Umfrage aus dem Jahr 1993 ergab, dass bei Verfügbarkeit der Gentechnik 26 Prozent der Japaner, 43 Prozent der US-Amerikaner, 60 Prozent der Inder und 80 Prozent der Thailänder sie zur Steigerung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten ihrer Kinder angewandt hätten.
Der Bundespräsident vertritt die Auffassung, dass die Forschung an embryonalen Stammzellen unvereinbar mit dem Konzept der Menschenwürde ist, da menschliches Leben vernichtet werden müsste, um es anderen menschlichen Leben nutzbar zu machen.
Der Text kritisiert die Vorstellung vom "perfekten Menschen", die durch Gentechnik verwirklicht werden soll. Es wird argumentiert, dass Krankheit und Behinderung immer zum menschlichen Leben gehören werden und dass die Gentechnik nicht dazu verwendet werden sollte, falsche Maßstäbe zu setzen.
Die Zustimmung der Bevölkerung zur PID gründet sich laut dem Text hauptsächlich auf der Angst vor Behinderung.
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