Akademische Arbeit, 2017
18 Seiten, Note: 2,0
1 Einleitung
2 Definition von „Bewegung“
3 Motive und Bedürfnisse kindlicher Bewegung
4 Begründung für den zentralen Bildungsbereich Bewegung
5 Funktionen und Bedeutung von Bewegung in der kindlichen Entwicklung
5.1 Bedeutung für die Entwicklung des Selbstbildes
5.2 Bedeutung für die soziale Entwicklung
5.3 Bedeutung für die kognitive Entwicklung
5.4 Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden
6 Bewegungsgrundformen von Kindern
7 Bewegungserziehung
7.1 Definition
7.2 Ziele von Bewegungserziehung
7.3 Methodisch-didaktische Prinzipien der Bewegungserziehung
8 Gestaltung von Bewegung in einer frühpädagogischen Betreuung (0-3 Jahre)
8.1 Räumliche Gestaltung
8.2 Hinweise für die Fachkraft
9 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Die Kindheit ist geprägt durch Bewegung und begleitet jeden Menschen sein Leben lang. In unserem Leben legt Bewegung einen Grundstein für die Qualität unserer Entwicklung. Mit jeglicher Art von Aktivität sind wir in Bewegung. Auch das immer wieder aufkommende Thema, dass die Kinder heutzutage nicht mehr so viel in Bewegung sind und sich diesbezüglich einige Defizite aufzeigen, hat mein Interesse an der Thematik Bewegung mit seinen Auswirkungen geweckt. Hierbei interessiert mich ebenfalls die Gestaltung in der pädagogischen Praxis. Dieses Phänomen, dass die Kinder immer seltener ausreichend Bewegung bekommen, liegt auch an der Veränderung der Bewegungsräume unserer Gesellschaft (vgl. Anhang 1). Für die Zielgruppe meiner Arbeit von 0-3 Jahren habe ich mich entschieden, da von Anfang an auf eine ganzheitliche Bildung gesetzt werden muss, welche im Zusammenhang mit Bewegung steht. Denn dort wird der Grundstein für den lebenslangen Prozess gelegt.
Gegenstand dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Bewegung. „Kinderwelt ist Bewe- gungswelt“(Hubrig, 2010, S.16). Zur Klärung, warum Kinder immer in Bewegung sind und sein sollten, wird zuerst definiert, wann von Bewegung gesprochen werden kann. Im Anschluss werden die Motive und Bedürfnisse kindlicher Bewegung erläutert. Des Weiteren wird eine Begründung für den zentralen Bildungsbereich Bewegung geliefert, bevor die Funktionen und Bedeutungen für die Entwicklung aufgezeigt werden. Im handlungsorientierten Teil wird die Bewegungserziehung mit ihren Zielen und methodisch-didaktischen Prinzipien erläutert. Am Ende von diesem Teil werde ich eine Empfehlung zur Ausgestaltung von Bewegung in der frühpädagogischen Betreuung aussprechen. Die Arbeit wird abgeschlossen mit einer Zusammenfassung bedeutsamer Eckpunkte der vorangegangenen Darstellungen.
In meiner Arbeit beziehe ich mich verstärkt auf die Werke von Prof. Dr. Renate Zimmer, eine Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Frühe Kindheit“ und Professorin für Sportwissenschaften. Bis Ende März 2016 war sie die Leitung des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaften. Seit dem Jahr 2007 bekleidet sie das Amt der Direktorin des Niedersächsischen Instituts für Frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe).1 Sie scheint eine prägende Persönlichkeit und Expertin im Gebiet kindlicher Bewegung zu sein, da sie viele Bücher über Bewegung und Bewegungserziehung verfasst hat und sich viele Autoren zum gleichen Thema auf ihre Werke und Aussagen stützen bzw. beziehen.
Bewegung ist für den Menschen eine grundlegende Tätigkeit des Lebens, auf welche er aufgrund seines Wesens angewiesen ist.2 Es stellt ein natürliches Bedürfnis dar. Dieses bezieht sich auf die räumlichen und zeitlichen Veränderungen des Körpers.3 Bewegung ist einerseits eine kindliche Betätigungsform und andererseits ein Ausdrucksmedium.4 Hier spricht man nicht ausdrücklich von einem sportlichen Engagement, sondern viel mehr von dem Prozess, in welchem eine Person selbsttätig wird.5 Bewegung beginnt bereits im Mutterleib und endet erst mit dem Tod.6 Die vorschulpädagogische Bewegungserziehung definiert Bewegung als eine alltägliche Handlung, wie z.B. Treppen steigen oder malen.7
Der Mensch verfügt über einen richtungsweisenden und handlungsleitenden Antrieb, auch Motiv genannt, welcher ihm verhilft sich bzw. etwas zu bewegen, durch den eigenen Willen und einem bestimmten Tun. Beweggründe für ein bestimmtes Verhalten des Menschen können einerseits primäre Motive (biologische und angeborene), welche zur Lebenserhaltung dienen, wie z.B. Schlaf, sein. Aber auch sekundäre Motive (psycho-soziale, sozialisationsbedingte), welche die Lebensgestaltung beeinflussen, können ausschlaggebend sein, wie z.B. soziale Kontakte. Die Motive von Bewegung sind vielfältig und nehmen einen Wandel im Laufe des Lebens vor.
Des Weiteren muss man zwischen der intrinsischen und extrinsischen Motivation unterscheiden. Bei der intrinsischen Motivation, auch Eigenmotivation genannt, wird die Motivation durch die Freude am Tun oder auch durch Neugier erhalten. Beispielsweise ein Säugling, welcher aus intrinsischer Motivation strampelt, aufgrund seiner Lust an Bewegung. Die ex- trinsische Motivation, auch Fremdmotivation genannt, wird durch die Anreize der Außenwelt beeinflusst. Zum Beispiel, die Bewegung aus extrinsischen Gründen, wenn man seinen Körper formt aufgrund des gesellschaftlichen Körperideals. Die extrinsische Motivation kann mehr Gewicht im Gegensatz zur intrinsischen Motivation haben und sie gar zerstören. Beispielweise ein Kind, welches sich nur einer Sportart widmet, da es den Vorstellungen der leistungsorientierten Eltern gerecht werden mag.8 Kleinkinder sind vor allem intrinsisch motiviert, sich jeder Zeit zu bewegen und dadurch Erfahrungen zu sammeln. Dies resultiert aus dem stetigen Verlangen nach Bedürfnisbefriedigung.9
Wahrnehmung und Bewegung, welche eng miteinander verzahnt sind, sind der Hauptbestandteil des kindlichen Lernens in den ersten Lebensjahren und sind nicht voneinander zu lösen. Bewegung ist eine angemessene Form für Kinder, sich mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen, diese wahrzunehmen und kennenzulernen, sie zu verändern und die Welt zu begreifen. Über ihren Körper und die Bewegung lernen die Kinder sich selbst mit ihren Fähigkeiten kennen, lernen sich selbst einzuschätzen und zu vertrauen.10 Sie bewegen sich aus einem natürlichem Anlass und drücken sich durch diesen aus. Kinder bewegen sich in jeder Gelegenheit. Deswegen stellt Bewegung ein zentrales Mittel für eine ganzheitliche Bildung und Erziehung dar. Lernen bedeutet sich zu bewegen und sich zu bewegen bedeutet zu lernen. Daraus resultierend bildet Bewegung die Basis der Bildungsprozesse.11
Begründungen für den hohen Stellenwert von Bewegung in der frühkindlichen Entwicklung und Bildung, werden untermauert durch verschiedene Theorien.12 Einerseits begründet die Anthropologie, dass der Mensch ein Bewegungswesen sei, welches sich auf seine Erfahrungen bezieht, seine Sinne gezielt zur Weltaneignung einsetzt und somit sein Bild der Welt und sich selbst prägt. Auch die Entwicklungspsychologie sieht die Exploration und Erkundung von Dingen und Räumen der Umwelt als primären Förderer der Entwicklung und diese erreicht das Kind über Spiel und Bewegung. Des Weiteren betonen die Lernpsychologie und die Hirnforschung Bewegung als ein grundsätzliches Prinzip des kindlichen Lernens. Emmi Pikler, Piaget und Montessori betonen die Bedeutsamkeit von Selbsttätigkeit von Kindern für das Lernen und ihre Entwicklung.13 Die Bewegungserziehung wird aus sozialökologischer Sicht, zum Ausgleich der Bewegungsdefizite, welche aufgrund der heutigen Lebenssituation entstehen, angesehen. Unterstützt wird diese durch die gesundheitspädagogische Sicht, welche erläutert, dass man den Bewegungsmangelerkrankungen entgegenwirken muss.14 Es wird deutlich, dass Bewegung zu der ganzheitlichen Bildung beiträgt. Die Motorik hat eine zentrale Bedeutung und einen prägenden Einfluss auf diverse Entwicklungsbereiche eines Kindes, wie z.B. auf die kognitive Entwicklung.15
Bewegung erfüllt verschiedene Funktionen in der Entwicklung von Kindern. Die acht Funktionen der Bewegung können sich gegenseitig unterstützen und müssen sich nicht unbedingt ausschließen.
Bewegung hat eine personale Funktion in der kindlichen Entwicklung, nämlich den eigenen Körper mit seinen Fähigkeiten kennenzulernen und zur Bildung eines Selbstbildes beizutragen. Die soziale Funktion bezieht sich auf den Umgang und die Konfrontation mit Anderen. Die produktive Funktion von Bewegung stellt das etwas Schaffen, mit dem eigenen Körper, dar. Gefühle und Empfindungen können durch Bewegung körperlich ausgedrückt, ausgelebt und ggf. verarbeitet werden, dies nennt man expressive Funktion. Im Gegensatz dazu steht die impressive Funktion, welche Gefühle durch Bewegungen spürbar macht. Sich aktiv mit der Umwelt auseinanderzusetzen, die Eigenschaften dieser zu erkennen und sich der Umwelt anzupassen bzw. die Situation passend zu gestalten, wird in der explorativen Funktion dargestellt. Die komparative Funktion der Bewegung befasst sich mit dem Lernen des Umgangs mit Siegen und Niederlagen, in Vergleichssituationen. Durch die adaptive Funktion wird das Ertragen von Belastungen, das Gerecht werden intrinsischer und extrinsischer Anforderungen und die dafür nötige Leistung aufzubringen, sowie das Kennenlernen körperlicher Grenzen, beschrieben.16 Alle Kinder verfügen über unterschiedliche Tempi, jedoch durchlaufen sie alle ähnliche Entwicklungsphasen.17
Bewegung ist ein vielfältiger, elementarer Bildungsbereich und gehört zu den Grundlagen von Bildungsprozessen, denn er ist von Bedeutung für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die kognitive, emotionale sowie soziale Entwicklung des Kindes. Den Kindern ihren natürlichen Bewegungsdrang zu verwehren, würde heißen man hindert sie an ihrem natürlich fortlaufenden Entwicklungsprozess.18
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1 Vgl. Zimmer, o.J., Herzlich Willkommen auf der Website von Prof. Dr. Renate Zimmer!, www.renatezimmer.de, letzter Zugriff am 10.12.2017.
2 Vgl. Zimmer, 2014, Handbuch Bewegungserziehung, S.19.
3 Vgl. Zimmer, 2010, Kinder erziehen, bilden und betreuen, S. 379.
4 Vgl. Zimmer, 2014, Handbuch Bewegungserziehung, S.19.
Vgl. Zimmer, 2010, Kinder, erziehen, bilden und betreuen, S. 379.
Vgl. Hubrig, 2010, Bewegung in der Kita, S. 15.
5 Vgl. Ungerer-Röhrich, Popp, Quante, 2015, Bildung durch Bewegung, S.15.
6 Vgl. Zimmer, 2014, Handbuch Bewegungserziehung, S.19.
7 Vgl. Hubrig, 2010, Bewegung in der Kita, S. 14.
8 Vgl. Hubrig, 2010, Bewegung in der Kita, S. 16f.
9 Vgl. Hubrig, 2010, Bewegung in der Kita, S. 18.
10 Vgl. Müllner, o.J., Lernen ist Bewegung, Bewegung ist Lernen, www.kindergartenpaedagogik.de/2344.html, letzter Zugriff 10.12.2017.
11 Vgl. Zimmer, 2010, Kinder erziehen, bilden und betreuen, S.381f.
12 Vgl. Zimmer, 2006, Alles über den Bewegungskindergarten, S.26.
13 Vgl. Ungerer-Röhrich; Popp; Quante, 2015, Bildung durch Bewegung, S.14.
14 Vgl. Zimmer, 2006, Alles über den Bewegungskindergarten, S.27.
15 Vgl. R. Jaszus et. al., 2014, Sozialpädagogische Lernfelder für Erzieherinnen und Erzieher, S.385.
16 Vgl. Zimmer, 2010, Kinder erziehen, bilden und betreuen, S.381f.
17 Vgl. Ungerer-Röhrich, Bewegte Krippe, https://www.nifbe.de/component/themensammlung? view=item&id=545&catid=66&showall=&start=5, letzter Zugriff am 10.12.2017.
18 Vgl. Ungerer-Röhrich; Popp; Quante, 2015, Bildung durch Bewegung, S.14.
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