Bachelorarbeit, 2019
87 Seiten, Note: 1,3
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Nachhaltigkeit
2.1.1 Geschichte und Erläuterung des Begriffs der Nachhaltigkeit
2.1.2 Dimensionen der Nachhaltigkeit
2.1.3 Unternehmerische Nachhaltigkeit
2.1.3.1 Shared Value: Wirtschaft und Gesellschaft
2.1.3.2 Wichtige Begriffe der unternehmerischen Nachhaltigkeit
2.1.3.3 Nachhaltigkeitsdimensionen im betrieblichen Kontext
2.2 Vorstellung der Lufthansa Group und Air France-KLM Group
2.2.1 Lufthansa Group
2.2.2 Air France-KLM Group
2.3 Compliance im Bezug zur Nachhaltigkeit bei Luftverkehrsgesellschaften
3 Analyse der Maßnahmen und Auswirkungen der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Lufthansa Group und Air France-KLM Group
3.1 Analyse entlang der ökonomischen Dimension
3.1.1 Analyse der ökonomischen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Lufthansa Group
3.1.1.1 Neue Finanzstrategie
3.1.1.2 Maßnahmen in Flotte und Streckennetz
3.1.1.3 Qualitätsstrategie, Kostenreduktion und Lean-Programm
3.1.1.4 Ausbau der Geschäftsfelder Eurowings und Aviation Services
3.1.1.5 Maßnahmen zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit
3.1.2 Analyse der ökonomischen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Air France-KLM Group
3.1.2.1 Ausbau von Partnerschaften und Einführung der Projektserie ‚Trust Together’
3.1.2.2 Investitionen in Mitarbeiter, Digitalisierung und sonstige Angebote
3.1.2.3 Maßnahmen in Flotte und Streckennetz
3.2 Analyse entlang der sozialen Dimension
3.2.1 Analyse der sozialen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Lufthansa Group
3.2.1.1 Mitarbeiterbezogene Maßnahmen
3.2.1.2 Gesellschaftliches Engagement
3.2.2 Analyse der sozialen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Air France-KLM Group
3.2.2.1 Mitarbeiterbezogene Maßnahmen
3.2.2.2 Gesellschaftliches Engagement
3.3 Analyse entlang der ökologischen Dimension
3.3.1 Analyse der ökologischen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Lufthansa Group
3.3.1.1 Luftbezogene Maßnahmen und Auswirkungen
3.3.1.2 Bodengebundene Maßnahmen und Auswirkungen
3.3.2 Analyse der ökologischen Maßnahmen und Auswirkungen bei der Air France-KLM Group
3.3.2.1 Luftbezogene Maßnahmen und Auswirkungen
3.3.2.2 Bodengebundene Maßnahmen und Auswirkungen
4 Kritische Würdigung und Vergleich der Konzerne hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten
4.1.1 Kritische Würdigung und Vergleich der ökonomischen Maßnahmen
4.1.2 Kritische Würdigung und Vergleich der sozialen Maßnahmen
4.1.3 Kritische Würdigung und Vergleich der ökologischen Maßnahmen
5 Fazit und Ausblick
Quellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Entwicklung des weltweiten Passagierluftverkehrs von 2007 bis 2037 (in Mrd. Personenkilometer)
Abb. 2 Die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsmodelle
Abb. 3 Die Pyramide der Corporate Social Responsibility nach Archie B. Carroll
Abb. 4 Ökonomischer Triple-Bottom-Line-Ansatz
Abb. 5 Vereinfachte Wertschöpfungskette der Lufthansa Group
Abb. 6 Die 6 Dimensionen der Corporate Responsibility der Lufthansa Group
Abb. 7 Mitarbeiteranteil nach Altersgruppen der Air France-KLM Group
Abb. 8 Entwicklung der Aktienkurse von Lufthana Group und Air France-KLM Group vom 01.01.2019 bis 01.08.2019
Tab. 1 Ökonomische, soziale und ökologische Kennzahlen der Lufthansa Group und Air France-KLM Group im Verhältnis
Die Luftverkehrsbranche befindet sich weltweit seit Jahrzehnten in einem Wachstum. Allein im Jahr 2018 stieg die Nachfrage um 6,5% und es wurde auf globaler Ebene ein neues Rekordhoch mit einem Sitzladefaktor von fast 82% erzielt, wobei Europa mit dem höchsten Sitzladefaktor von 84,5% abschnitt. Nach Aussage der International Air Transport Association (IATA) war 2018 das neunte Jahr in Folge mit einem außergewöhnlich starken Wachstum an Personen-kilometern.1 Ausnahmen bilden Krisenjahre, wie beispielsweise die Finanzkrise im Jahr 2008, nach der sich die Luftfahrtbranche jedoch wieder schnell erholt und bald danach wieder steigende Verkehrsleistungen aufgezeigt hat.2 Für die Zukunft wird sogar ein noch schnelleres Wachstum prognostiziert, welches in Abb.1 illustriert wird.
Abb. 1: Entwicklung des weltweiten Passagierluftverkehrs von 2007 bis 2037 (in Millarden Personenkilometer)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: vgl. Statista (Hrsg.) (2019), S.24
Gründe für die steigende Nachfrage sind unter anderem die zunehmende Globalisierung, der weltweit wachsende Tourismus und der Ausbau von Weltwirtschaftszentren.3 Die vorangegangene Grafik verdeutlicht, dass der Luftverkehrssektor nicht nur heute eine prägnante Rolle spielt, sondern auch zukünftig zunehmend unabdingbar scheint. Generell wird wirtschaftliches Wachstum mit positiven Folgen assoziiert, wie bspw. höheren Produktionsleistungen und meist zunehmenden Werten von Messgrößen wie Umsatz, Ertrag oder das Bruttoinlandsprodukt (BIP).4 Jedoch stehen den Akteuren der Branche gleichzeitig Herausforderungen gegenüber. Die IATA berichtet, dass es z.B. 2018 zu einem Kapazitätsengpass kam, weil die Nachfrage um 0,4% stärker gewachsen war als die Kapazität.5 Unternehmen, die auf eine langfristige Profitabilität abzielen, müssen die Existenzsicherung auch für die Zukunft sicherstellen. Hierfür sind Transparenz, Partizipationsmöglichkeiten und faire Arbeitsbedingungen für Führungskräfte und Mitarbeiter generelle Voraussetzungen für die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation, die wiederum motiviert und einen langfristigen Unternehmenserfolg sicherstellen kann.6 Zudem ist der Luftverkehr heutzutage für etwa 3% der gesamten Kohlenstoffdioxid (CO2)-Emissionen verantwortlich, sogar für über 5% bei Berücksichtigung aller Schadstoffe, und stellt somit eine ökologische Bedrohung dar.7 Mit steigendem Verkehrsaufkommen werden die Herausforderungen an den Luftverkehr hinsichtlich der Zufriedenstellung der Stake- und Shareholder und möglichst reduzierten Umweltbelastungen zunehmen. Auch wäre eine zukünftige Geschäftstätigkeit nicht gesichert, wenn die Ressourcen wenig zielgerichtet ausgeschöpft würden oder der Klimawandel so weit fortgeschritten sein sollte, dass der Flugbetrieb durch politische Maßnahmen reduziert oder eingestellt werden müsste.
Vor dem Hintergrund eines weltweiten Luftverkehrswachstums und den damit einhergehenden Herausforderungen wird von Unternehmen heutzutage zunehmend erwartet, dass sie sich nicht nur kurzfristig auf die gewinnbringenden Geschäftsergebnisse und die Zufriedenstellung der Anteilseigner konzentrieren, sondern auch Verantwortung gegenüber den Stakeholdern und dem allgemeinen Gesellschaftswohl übernehmen. Die Beweggründe dieser Erwartungshaltung sind ethischer bzw. politischer Art.8
Mit Blick auf die zwei umsatzstärksten Luftfahrtkonzerne in Europa, Lufthansa Group und Air France-KLM,9 ist es das Ziel dieser Arbeit, nachhaltige Maßnahmen zu analysieren und zu vergleichen. Zentrale Fragen sollen im Fortlauf dieser Arbeit beantwortet werden:
- Wie kann eine Wirtschaftseinheit langfristig ihre Existenz sichern?
- Was muss neben der Maximierung des Gewinnes noch beachtet werden?
- Welche Vorgaben gibt die Gesetzgebung?
- Welche Maßnahmen implementieren die Lufthansa Group und die Air France-KLM Group beim Thema ‚Nachhaltigkeit’?
- Welcher Konzern führt bessere Maßnahmen ein mit entsprechenden Auswirkungen?
- Wie sehen die Auswirkungen für die Zukunft aus?
Zur besseren Lesbarkeit werden männliche sowie weibliche Personen unter der männlichen Form zusammengefasst.
Zu Beginn wird der Begriff der Nachhaltigkeit hergeleitet, definiert und in seinen drei Dimensionen genauer erläutert. Weiterhin wird die Nachhaltigkeit in den betrieblichen Kontext eingeordnet, wobei vor allem auf den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Gesellschaft eingegangen wird. Wichtige Begriffe innerhalb der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit werden vorgestellt und auch die Nachhaltigkeitsdimensionen werden zum besseren Verständnis in einen betrieblichen Zusammenhang gebracht. Weiterhin werden die beiden Konzerne Lufthansa Group und Air France-KLM Group mit ihren jeweiligen Unternehmensstrategien vorgestellt. Das zweite Kapitel schließt ab, indem gesetzliche Vorgaben und Richtlinien bezüglich einer unternehmerischen Nachhaltigkeit veranschaulicht werden. Das dritte Kapitel beinhaltet die Analyse der zentralen Nachhaltigkeitsaktivitäten bei der Lufthansa Group und der Air France-KLM Group in allen drei Dimensionen: ökonomisch, sozial und ökologisch. Hierbei muss beachtet werden, dass aufgrund des Umfangs nicht alle implementierten Maßnahmen aufgelistet werden können und dass sich die Analyse vor allem auf die in den Nachhaltigkeitsberichten vorgestellten Strategien beruft. Angefangen mit der ökonomischen Dimension werden zunächst die Maßnahmen und Auswirkungen der Lufthansa Group analysiert, einschließlich der neuen Finanzstrategie, der Maßnahmen in Flotte und Streckennetz, der Qualitätsstrategie, der Kostenreduktion und des Lean-Programms, des Ausbaus der Geschäftsfelder der Eurowings und Aviation Services und der Maßnahmen zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Danach werden die ökonomischen Maßnahmen und Auswirkungen der Air France-KLM Group vorgestellt, die den Ausbau von Partnerschaften und die Projektserie ‚Trust Together’, Investitionen in Mitarbeiter, Digitalisierung und sonstige Angebote und Maßnahmen in Flotte und Streckennetz beinhalten. Entlang der sozialen Dimension werden die mitarbeiterbezogenen Maßnahmen und das gesellschaftliche Engagement beider Konzerne analysiert. Zuletzt umfasst die Analyse der ökologischen Dimension der Lufthansa Group und Air France-KLM Group sowohl luftbezogene als auch bodengebundene Maßnahmen und Auswirkungen. Im vierten Kapitel werden die Maßnahmen und Auswirkungen beider Konzerne in den jeweiligen Dimensionen gegenübergestellt. Schließlich werden die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst und ein Ausblick aufgestellt.
Um fachgerecht auf das Thema eingehen zu können, muss vorerst der Begriff der Nachhaltigkeit klar definiert werden. Zudem werden die Ausprägungen der Nachhaltigkeit vorgestellt und ihre Rolle im wirtschaftlichen Kontext bestimmt. Für ein besseres Verständnis ist vorwegzunehmen, dass sich der Begriff der Nachhaltigkeit auf drei Säulen stützt: Ökonomie, Soziales und Ökologie. Diese werden im Fortlauf des Kapitels näher erläutert. Das Nomen ‚Nachhaltigkeit’ teilt sich den Wortstamm mit dem Adjektiv ‚nachhaltig’ mit der Bedeutung, dass sich etwas auf längere Zeit hinweg stark auswirkt.10 Somit soll Nachhaltigkeit eine ökonomische, soziale und ökologische Zukunftsfähigkeit implizieren, die ein verantwortungsvolles Handeln erfordert. Primär geht es um eine Regeneration des Systems ohne Verlust der substanziellen Bestandteile.11
Der Begriff der Nachhaltigkeit geht in seiner Verwendung und Bedeutung Jahrhunderte zurück und findet seine ersten Aufzeichnungen im 18. Jahrhundert durch Hans Carl von Carlowitz, der in seinem Werk ‚Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht’ zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft aufruft12 : „Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag“13. Von Carlowitz spricht sich in diesem Zitat für eine zukunftsorientierte Rodung des Waldes aus, bei der nur so viele Mengen abgeholzt werden, wie sie auch wieder nachwachsen. Zudem greift er einen Bezug zur Bevölkerung auf, indem er auf die Unentbehrlichkeit der Forstwirtschaft für diese hinweist. Es wird impliziert, dass die Ressource ‚Holz’ dem Menschen nicht unendlich verfügbar ist. Der Ausgangspunkt zum Verständnis der Nachhaltigkeit ist also, dass die Lebensgrundlagen der Menschheit begrenzt und mit Bedacht zu behandeln und verwerten sind. Auf den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Gesellschaft wird in Kapitel 2.1.3.1 näher eingegangen.
Durch die zunehmende Ressourcenverknappung, die vor allem durch das Wachstum der Weltbevölkerung und das zunehmende Konsumverhalten verursacht wird,14 wurde der Begriff im 20. Jahrhundert weiterhin geprägt und in politische Diskussionen aufgenommen. Die internationale Konvention zur Regelung des Walfangs 1946 war der Beginn von zahlreichen Konferenzen, Abkommen und Bündnissen bis zum heutigen Tag, die eine nachhaltige Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene vertreten sollten.15 Der Bericht des Club of Rome von Meadows im Jahr 1972, ‚Die Grenzen des Wachstums’, hatte eine beeindruckende Wirkung: Die Veröffentlichung konfrontierte die Menschheit mit den Auswirkungen des Weltbevölkerungswachstums, zunehmender Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Lebensmittelproduktion sowie Ressourcenverknappung und bewirkte erstmals eine weltweite Unruhe bezüglich der problematischen Umweltlage.16 Die erste Weltkonferenz der Vereinten Nationen (UNO oder UN) in Stockholm im selben Jahr war ein weiterer großer Meilenstein des global wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstseins. Dort befassten sich Vertreter aus über 110 Staaten mit Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich des Umweltschutzes und erarbeiteten gemeinsam die ‚Declaration of Stockholm’. Die Nationen erklärten sich in dieser dazu bereit, 26 Prinzipien für Umwelt und Entwicklung zu verfolgen.17 Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro im Jahr 1992 war ein zusätzlicher Fortschritt in dieser umweltpolitischen Entwicklung. Dieser Weltgipfel brachte führende Politiker aus 108 Staaten zusammen, welche Leitbilder für strategische Handlungen im Sinne der Umwelt und einer nachhaltigen Entwicklung verabschiedeten. Es wurde sowohl für Regierungen als auch die Weltbevölkerung das Bewusstsein generiert, dass Konzepte und Vorschriften erstellt werden sollten, welche die Berücksichtigung einer Vermeidung jeglicher Umweltschädigung in wirtschaftlichen Entscheidungen sicherstellt. In Dokumenten wie bspw. der Agenda 21 und der Rio-Deklaration über Umwelt und Entwicklung wurden solche Konzepte und Vorschriften festgehalten und für gültig erklärt, um eine praktische Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen zu etablieren.18 Zusätzlich werden als Wendepunkt in der nachhaltigen Revolution die Millennium-Entwicklungsziele genannt. Diese acht Entwicklungsziele, die von der UN im Jahr 2000 entwickelt wurden, sollten folgende Ziele verfolgen: Frieden, Sicherheit und Abrüstung, Entwicklung und Armutsbekämpfung, Schutz der gemeinsamen Umwelt und Menschenrechte, Demokratie sowie eine gute Regierungsführung.19
Aufgrund vieler Diskussionen und Handlungsentschlüsse zum Thema Nachhaltigkeit nannte John Elkington die Zeit Ende des 20. Jahrhunderts eine ‚Green Evolution’.20 Bis heute besteht fortlaufend die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit von Nationen und Einrichtungen, um Maßnahmen bezüglich Nachhaltigkeitsaktivitäten zu besprechen und in konkrete Strategien umzuwandeln. Begründen lässt sich dies dadurch, dass ökologische Belastungsgrenzen zunehmend überschritten werden und eine zukunftsfähige Entwicklung stark gefährdet ist.21 Unternehmen sehen folgende Kontextfaktoren als Treiber einer unternehmerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit: die zunehmende Ressourcenverknappung, der Klimawandel vorangetrieben durch den Ausstoß von Emissionen, der Druck von externen Akteuren und Anspruchsgruppen sowie eine Weltwirtschaftskrise.22
Ein Synonym zum Begriff der Nachhaltigkeit ist die ‚nachhaltige Entwicklung’ (engl.: Sustainable Development).23 Im Folgenden wird zur Vereinfachung ausschließlich die deutsche Bezeichnung ‚nachhaltige Entwicklung’ genutzt. Nach der Aussage des Rats für Nachhaltige Entwicklung bedeutet dies „Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“24 Die wohl gängigste Definition stammt aus dem Brundtland-Bericht von 1987, ‚Our Common Future’, worin die nachhaltige Entwicklung nicht als ein fixer Zustand, sondern als ein immerwährender Prozess der Veränderung beschrieben wird. Weiterhin wird nachhaltige Entwicklung definiert als die Möglichkeit der Menschheit, die heutigen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Bedürfnissicherung der zukünftigen Generationen zu gefährden.25 Dies wird auch unter dem Prinzip der intergenerationellen Gerechtigkeit verstanden, während das Prinzip der intragenerationellen Gerechtigkeit die Umweltschonung, soziale Gerechtigkeit und politische Partizipationsmöglichkeiten für alle Menschen innerhalb einer Generation umfasst.26 Somit soll ein nachhaltiges Handeln die „begrenzte[n] Ressourcen intra- und intergenerativ gerecht verteil[en]“27, indem die Interessen aller unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen dieser als auch der zukünftigen Generation gleichsam berücksichtigt werden.28
Ein weiteres Prinzip der Nachhaltigkeit ist das Prinzip der Glokalität – ein Begriff, der sich aus den Wörtern Globalität und Lokalität zusammensetzt. Diesem Grundsatz zufolge sollte global gedacht und lokal gehandelt werden (engl.: ‚think global, act local’). Das Prinzip der Partizipation, Verantwortung und Stakeholder-Beteiligung fordert die Einbeziehung aller Beteiligten. Durch das Prinzip der präventiven Langfristorientierung wird auf eine langfristige Zukunftssicherung und Entwicklung abgezielt, anstatt einer kurzfristigen Planung oder sogar einem nachfolgenden Umgang mit einer Situation. Abschließend verfolgt das Nachhaltigkeitskonzept ein normatives Leitbild, bei dem zukunftsfähige Ziele und Handlungsprinzipien mit einer ethischen und moralischen Ausgangslage umgesetzt werden sollen.29
Wenn auch der ökologische Aspekt in seiner Verbindung zur Wirtschaft lange im Fokus stand, beinhaltet unser heutiges Verständnis des Begiffs ‚Nachhaltigkeit’ drei Dimensionen. Neben einem verantwortungsvollen Umgang mit ökologischen Ressourcen muss auch eine ökonomische und soziale Zukunftssicherung gewährleistet sein. Es existiert eine Vielzahl an Modellen, die sich mit der Abbildung der drei Dimensionen, ihrem Verhältnis untereinander und ihrer Gewichtung beschäftigen. Abb. 2 stellt die wichtigsten Modelle nach Iris Pufé dar.
Abb. 2: Die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsmodelle
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: vgl. Pufé (2017), S.115
Das Drei-Säulen-Modell (engl.: Triple-Bottom-Line) veranschaulicht bspw. den Ansatz des Nachhaltigkeitsverständnisses, indem es die Dimensionen als Säulen illustriert. Dabei wird allen drei Dimensionen die gleiche Gewichtung für die Zielerreichung zugeschrieben, was gleichzeitig eine Herausforderung für das wirtschaftliche Handeln darstellt: Die Metapher dieser Zeichnung sieht das Säulenhaus als Ganzes – fällt eine Säule weg, ist das Haus nicht mehr standhaft. Als Lösung für dieses Darstellungsproblem wurde alternativ das Dreiklangmodell (auch Schnittmengenmodell) entwickelt. Die Dimensionen werden als Kreise aufgezeichnet, welche sich in verschiedenen Zusammensetzungen auch überschneiden können. Während eine Schnittstelle aus Ökologie und Ökonomie (bspw. Fuel Efficiency) erträglich ist, ist die von Ökonomie und Sozialem (bspw. Mitarbeiterförderprogramme) überlebensfähig und die von Sozialem und Ökologie (bspw. Carsharing) eine Gerechte. Eine Überlappung aller drei Kreise bezieht sich auf dauerhafte Prozesse und Entwicklungen. Da die Dimensionen nicht immer gleichwertig in Einklang gebracht werden können und die Zielerfüllung einer Dimension Nachteile für die einer anderen einbringen kann, wurden die ersten beiden Modelle zu einem Nachhaltigkeitsdreieck weiterentwickelt.30 Die Herausforderung stellt eine anzustrebende, möglichst gleichwertige Berücksichtigung aller drei Dimensionen dar. Demnach steht die Integration ökonomischer, sozialer und ökologischer Ziele im Vordergrund. Die Ganzheitlichkeit und die Integration bilden ein weiteres Prinzip der Nachhaltigkeit ab.31
Der folgende Abschnitt ergründet nun die inhaltliche Bedeutung der drei Dimensionen, welche im Kapitel 2.1.3.3 weiter in ihrem unternehmerischen Zusammenhang untersucht werden.
Das allgemeine Ziel des ökonomischen Handlungsfeldes im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Existenzsicherung des Menschen. Der Fokus liegt hierbei auf einer möglichst selbstständigen Existenzsicherung, der Gewährleistung einer Grundversorgung, Gesundheitsschutz, einer gerechten Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten und dem Ausgleich extremer Einkommens- und Vermögensunterschiede.
Schon der Brundtland-Bericht hat sich zusätzlich auf die soziale Komponente bezogen: „Human resource development is a crucial requirement not only to build up technical knowledge and capabilities, but also to create new values to help individuals and nations cope with rapidly changing social, environmental, and development realities“.32 Es wird die essentielle Notwendigkeit eines nachhaltigen Umgangs mit der Ressource ‚Mensch’ hervorgehoben. Somit strebt die soziale Dimension die dauerhafte Sicherung einer personenbezogenen und gesellschaftlichen Beständigkeit an, wobei Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten gepflegt werden sollen. Konkretisiert bedeutet dies Chancengleichheit, Partizipationsmöglichkeiten bei gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen sowie Erhaltung der Kultur und der sozialen Ressourcen.
Zuletzt beschreibt die ökologische Dimension einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. Sowohl erneuerbare als auch nicht-erneuerbare Ressourcen sollen auf eine solche Weise genutzt werden, dass sie dauerhaft und langfristig verfügbar sind. Weiterhin soll die Umwelt nicht durch Emissionen und Schadstoffe belastet, unvertretbare, technische Risiken sollen verhindert und Sach-, Human- und Wissenskapital nachhaltig entwickelt werden.33
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Nachhaltigkeitsaktivitäten zweier Konzerngruppen, weshalb in diesem Kapitel genauer auf Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext eingegangen wird. Themen hierzu sind die Beziehung von Wirtschaft und Gesellschaft, wichtige Begrifflichkeiten der unternehmerischen Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeitsdimensionen in ihrer unternehmerischen Bedeutung.
Bereits Michael E. Porter und Mark R. Kramer verdeutlichen, dass Wirtschaft und Gesellschaft eng miteinander verflochten sind und durch die Verfolgung gemeinsamer Interessen voneinander profitieren können, was als ‚Shared Value’ bezeichnet wird.34 Elementar für eine ideale Wechselbeziehung von Wirtschaft und Gesellschaft ist jedoch, dass Unternehmen ihre nachhaltigen Maßnahmen an die eigene Geschäftsstrategie anpassen. Viele Unternehmen verfolgen jedoch Nachhaltigkeitsprinzipien nur um ihre Stake- und Shareholder zu besänftigen, was langfristig nicht zielführend ist.35 Auch Jürgen Weber und seine Co-Autoren sprechen in ihrem Buch ‚Nachhaltigkeit und Controlling’ über die Wichtigkeit, Nachhaltigkeitsaktivitäten mit der Geschäftsstrategie zu verknüpfen, vor allem um ein unkoordiniertes Handeln und Zielkonflikte zu vermeiden. Dies trifft zumindest auf Unternehmen zu, die bewusst nachhaltig wirtschaften wollen oder müssen.36
Folglich verfolgen wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Entscheidungen in Einklang ein Prinzip des gemeinsamen Nutzenbeitrages und schaffen Wertzuwachs aus zweierlei Perspektiven: Zum einen zielt das Unternehmen eine langfristig profitable Strategie ab, zum anderen entsteht gesellschaftlicher Mehrwert.37 Der unternehmerische Blick nach außen bildet die eine Form der Wechselbeziehung zwischen Unternehmen und Umwelt. Entscheidungen und Maßnahmen müssen mit Bedacht festgesetzt werden, da diese immer einen Einfluss auf den umliegenden Lebensraum haben. Je negativer ein Effekt auf die Umwelt, desto mehr risikiert ein Unternehmen die eigene Zukunft. Eine weitere Form der Wechselbeziehung zeichnet die gesellschaftliche Kopplung zum Unternehmen ab. Es werden die Vorteile hervorgehoben, die ein Unternehmen bei intakten Lebensverhältnissen der Umgegend hat: Quantität und Qualität der verfügbaren Inputfaktoren, Regeln und Antriebe des Wettbewerbs, Größe und Raffinesse der Nachfrage und die Nutzbarkeit der Lieferanten.38
Die Grundlage von Nachhaltigkeitsaktivitäten in Unternehmen bildet das Nachhaltigkeitsmanagement (auch Corporate Sustainability, Abkürzung CS), welches nach Martin Wördenweber wie folgt definiert wird: „Nachhaltigkeitsmanagement umfasst alle Aktivitäten eines Unternehmens zur Erarbeitung, Gestaltung und Steuerung einer dauerhaft tragfähigen ökonomischen Entwicklung im Einklang mit den Anforderungen der Bereiche Ökologie und Soziales, und zwar dergestalt, dass sie die Bedürfnisse der heutigen Generation berücksichtigen, ohne künftige Generationen der Möglichkeit zu berauben, ihre eigenen Wünsche zu erfüllen.“39 Unternehmen, die durch ihr Marketing ökologischen und sozialen Aktivitäten nachgehen, um den Forderungen der Stakeholder ausreichend nachzukommen, können auch als Stakeholder Driven Company bezeichnet werden.40
Weitere Bezeichnungen bzw. Abkürzungen, die in Verbindung von Nachhaltigkeit und Unternehmen auftreten, sind People, Profit, Planet (PPP), Triple-Bottom-Line (TBL), Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Citizenship (CC), Corporate Governance und Corporate Responsibility (CR). PPP und TBL können als synonyme Begriffe verwendet werden und beziehen sich auf eine verantwortungsvolle, betriebliche Tätigkeit, welche sich auf die Berücksichtigung von Menschen bzw. sozialen Interessen, Umwelt bzw. ökologischen Anliegen und Profit bzw. unternehmensbezogene Rentabilität stützt. CSR ist der Terminus für die freiwillige Vertiefung innerbetrieblicher Nachhaltigkeitsaktvitäten, unabhängig von den bestehenden gesetzlichen Anforderungen (Compliance, siehe Kapitel 2.3). CC umfasst gesellschaftliches Engagement eines Unternehmens, bei welchem in das Gemeinwohl der Gesellschaft investiert wird, unabhängig von der originären Geschäftstätigkeit. Die Gesamtheit aller Vorgaben, die Unternehmen in ihren Tätigkeiten regulieren, verkörpert der Begriff ‚Corporate Governance’. CR fungiert als Überbegriff für CSR, CC und Corporate Governance und steht demnach für das generelle Verantwortungsbewusstsein eines Unternehmen im Sinne des gesamten Nachhaltigkeitsfeldes und ist somit auch ein Synonym für CS.41 Ein weiteres Instrument des Nachhaltigkeitsmanagements ist Corporate Volunteering (CV), wobei Unternehmen ihre Mitarbeiter darin unterstützen, sich für gesellschaftliche Belange einzusetzen.42
Archie B. Carroll hat hierfür ein Modell erstellt, bei dem CSR in vier Komponenten unterteilt wird: ökonomische, rechtliche, ethische und philanthropische Verantwortungsfelder. Diese vier Komponenten werden in einer Pyramide mit jeweiliger Gewichtung für den Unternehmenserfolg dargestellt (siehe Abb. 3).
Abb. 3: Die Pyramide der Corporate Social Responsibility nach Archie B. Carroll
Beitrag zur Lebens-qualität der Gesellschaft leisten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: in Anlehnung an Carroll (1991)
Bei diesem Ansatz wird die ökonomische Verantwortung als Fundament angesehen. Die primäre Verantwortung eines Unternehmens ist es, den Menschen mit Sachgütern und Dienstleistungen zu versorgen, welche diese brauchen oder wünschen, um dabei durch eine angemessene Profitabilität langfristig überlebensfähig zu sein. Neben einer beständigen Gewinnmaximierung soll auch der Aktiengewinn langfristig maximiert und eine starke Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz angestrebt werden. Die rechtliche Komponente (auch Corporate Governance) berücksichtigt die Verantwortung eines Unternehmens gegenüber Gesetzesvorgaben und Vorschriften. Diese sind die Grundlage einer jeden Einrichtung und bilden eine ‚kodifizierte Moral’. Unternehmen müssen sich an gesetzliche Vorschriften halten und dauerhaft rechtstreu bleiben. Ethische Pflichten (auch CC) sind freiwillige Aktivitäten und Maßnahmen eines Unternehmens, die nicht im Gesetz verankert sind. Jedoch erfüllen sie Erwartungen und werden als Respekt vor oder auch als Schutz für die Anspruchgruppen betrachtet. Ein Unternehmen sollte auf gesellschaftliche Sitten und ethische Normen eingehen, diese nicht gefährden und weiterhin gesellschaftliche Bedürfnisse identifizieren. Schließlich wird unter philanthropischer Verantwortung (auch CV) aktives Engagement im Sinne einer guten Bürgerschaft verstanden. Ein Unternehmen kann durch finanzielle Mittel oder Arbeitszeit in das Gemeinwohl der Gesellschaft investieren, ohne dass dies erwartet wird.43
Die Nachhaltigkeitsdimensionen sind in ihrer Funktion aus betriebswirtschaftlicher Perspektive mit dem Ausgangspunkt des Kapitels 2.1.2 weiter zu konkretisieren. Aus Unternehmenssicht stellt die ökonomische Nachhaltigkeit die Profitabilität einer Geschäftstätigkeit dar. Ökonomisches Kapital erschließt sich aus der Gesamtheit aller Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten; dabei werden vor allem Sach- und Finanzkapital berücksichtigt, aber auch menschliches und geistiges Kapital. Ein Unternehmen muss wettbewerbsfähige Kosten haben, eine nachhaltige Nachfrage, langfristige Innovationsfähigkeit, gesichertes menschliches und geistiges Kapital sowie eine zukunftsfähige Gewinnmarge. Die ökologische Nachhaltigkeit wird von dem Naturkapital eines Unternehmens abgeleitet und ist aufgrund seiner Komplexität schwer zu messen. Das natürliche Kapital kann durch die Analyse sichergestellt werden, welche Bestandteile in der Wertschöpfungskette gefährdet sind oder sein werden, und wie nachhaltig diese sind. Zudem muss vermieden werden, das natürliche Gleichgewicht zu gefährden. Durch die soziale Nachhaltigkeit werden politische, soziale und ethische Streitpunkte bearbeitet. Es werden sowohl unternehmensinterne und -externe Individuen als auch die Gesellschaft an sich berücksichtigt. Als zentrale Themen gelten Community Relations, Betriebs- und Produktsicherheit, Angebot von Weiterbildungsmöglichkeiten, Förderungsinitiativen und Beschäftigung von benachteiligten Gesellschaftsgruppen.44
Die vorliegende Arbeit ist aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive verfasst und für die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens steht die Profitabilität und Rentabilität an oberster Stelle, weshalb für die vorliegende Analyse der ökonomische Triple-Bottom-Line-Ansatz herangezogen wird. Bei dieser Methode wird die Zielerreichung der ökonomischen der ökologischen und sozialen Dimension übergeordnet (siehe Abb. 4).45
Abb. 4: Ökonomischer Triple-Bottom-Line-Ansatz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: vgl. Weber et al. (2012), S.17
Am Anfang dieses Kapitels wurde erläutert, dass eine nachhaltige Strategie je nach Unternehmen unterschiedlich aussehen kann, da sie vorerst mit der Geschäftsstrategie übereinstimmt werden muss. Nur dann können beide Parteien, Wirtschaft und Gesellschaft, von nachhaltigen Maßnahmen profitieren und es entsteht eine Win-win-Situation, die für alle Beteiligten zukunftsfähig ist. Unter diesem Aspekt wird in der vorliegenden Arbeit stets ein Bezug zu der betrieblichen Profitabilität und Rentabilität im Sinne der ökonomischen Dimension hergestellt.
Für eine Analyse der Nachhaltigkeitsaktivitäten werden in der vorliegenden Arbeit zwei Konzerne genauer betrachtet und verglichen: die Lufthansa Group und die Air France-KLM Group. Der Vergleich konzentriert sich auf diese beiden Konzerne, da sie die umsatzstärksten Konzerngruppen in Europa sind.46 Im Geschäftsjahr 2018 hat die Lufthansa Group fast 36 Mrd. EUR Erlöse erwirtschaftet47 und die Air France-KLM Group 26,5 Mrd. EUR48. Die International Airlines Group (IAG) erzielte im Jahr 2018 Erlöse von fast 24,5 Mrd. EUR und ist somit der drittgrößte Konzern Europas.49 Die IAG wird in dieser Analyse jedoch aus Gründen des Umfangs nicht berücksichtigt. Sowohl die Lufthansa Group als auch die Air France-KLM Group sind dazu verpflichtet, ihre Stakeholder und die breite Öffentlichkeit über ihre finanziellen und nicht-finanziellen (sprich CSR) Maßnahmen und Standpunkte zu informieren (siehe Kapitel 2.3). Verglichen werden soll eine möglichst aktuelle Lage und somit werden für die Analyse vor allem die Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte der beiden Konzerne für das Jahr 2018 herangezogen. Die beiden Konzerngruppen selbst werden vorerst im folgenden Kapitel vorgestellt.
Die Lufthansa Group ist ein international operierender deutscher Konzern, der zu den weltweit größten Akteuren im Luftverkehr zählt. Der Konzern strebt das Beibhalten der europäischen Marktführerschaft an und verfolgt die Strategie, sich stetig zu verbessern.50 Der Konzern besteht aus drei Geschäftsfeldern mit führenden Marktpositionen, wobei die Fluggesellschaften mit 73% Anteil an dem Konzernaußenumsatz die wichtigste Position einnehmen. Zunächst bilden die drei Luftfahrtunternehmen Lufthansa, SWISS und Austrian Airlines das Geschäftsfeld der Network Airlines. Das zweite Geschäftsfeld, die Eurowings, besteht aus den Fluggesellschaften Eurowings, Germanwings, Eurowings Europe und Brussels Airlines. Auch die Beteiligung an SunExpress gehört hierzu. Das dritte Geschäftsfeld setzt sich aus den Aviation Services zusammen. Die Lufthansa Cargo übernimmt die Logistik der Lufthansa Group, die Lufthansa Technik ist verantwortlich für Wartungs-, Reparatur- und Überholungsleistungen für die Flugzeuge und die LSG Group versorgt den Konzern mit einer großen Bandbreite an Produkten für den Bordservice und das Catering. Zudem zählen auch weitere Gesellschaften und Kernfunktionen zu den Aviation Services.51 Drehkreuze der Lufthansa Group sind die Flughäfen in Frankfurt am Main, München, Zürich und Wien. Mit einer Flotte von insgesamt 763 Maschinen wurden im Jahr 2018 fast 143 Milliarden Menschen befördert. Das Streckennetz des Konzerns umfasste im Sommer 2018 weltweit 343 Destinationen in 103 Ländern.52
Nach Aussagen der Lufthansa Group legt der Konzern viel Wert darauf, sein Unternehmen nachhaltig zu steuern und zu führen und sieht dies als Voraussetzung für eine langfristige Wertsteigerung. Dabei werden gesellschaftliche Enwicklungen wie das Bevölkerungswachstum, die zunehmende Mobilität, der technologische Fortschritt und die Digitalisierung sowie ökologische Einflüsse, wie der Klimawandel und die Ressourcenverknappung, als Herausforderung für und Einflussgröße auf die Geschäftstätigkeit angesehen.53 Für ein verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln wurde die Lufthansa Group Anfang 2019 als erster Luftfahrtkonzern mit dem Statesmanship Award für ihre Unterstützung in den von dem Hurrikan Maria betroffenen Regionen 2017 ausgezeichnet.54 Der Konzern gliedert seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen in die fünf Teilbereiche der eigenen Wertschöpfungskette, um stets verantwortungsvoll und zukunfsorientiert zu handeln und zu wirtschaften. Der Fokus wird hierbei auf Qualität, Effizienz und Innovation gerichtet. Die Abb. 5 zeigt eine vereinfachte Wertschöpfungskette.55
Abb. 5: Vereinfachte Wertschöpfungskette der Lufthansa Group
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: vgl. Lufthansa Group (2018), S.8f.
Durch den Code of Conduct sind jedes Organ, jede Führungskraft und jeder Mitarbeiter der Lufthansa Group dazu verpflichtet, sich verantwortungsbewusst und gesetzeskonform zu verhalten.56 Alle Dimensionen des Nachhaltigkeitsdreiecks sollen mit einem entstehenden Mehrwert abgedeckt werden, da der Konzern seinen wirtschaftlichen Erfolg nach eigenen Aussagen einem nachhaltigen Umgang mit Umwelt und Mitarbeitern verdankt.
[...]
1 vgl. IATA (Hrsg.) (2019a)
2 vgl. Berster et al. (2016), S.2
3 vgl. Wilke et al. (2016), S.18
4 vgl. Hegele-Raih (2004)
5 vgl. IATA (Hrsg.) (2019a)
6 vgl. Brüggemann et al. (2018), S.28f.
7 vgl. Fücks (2016)
8 vgl. Homann (2004), S.1
9 vgl. Pearce (2019), S.16f.
10 vgl. Dudenredaktion (Hrsg.) (2017), S.778
11 vgl. Pufé (2017), S.117
12 vgl. Wördenweber (2017), S.2f.
13 Carlowitz (1713), S.150
14 vgl. Weber et al (2012), S. 15
15 vgl. Pufé (2017), S.58-61
16 vgl. Kupper (2011)
17 vgl. Wördenweber (2017), S.3f.
18 vgl. United Nations (Hrsg.) (1997)
19 vgl. Pufé (2017), S. 53-55
20 vgl. Elkington (1994), S.93
21 vgl. Müller (2015), S.185f.
22 vgl. Weber et al. (2012), S.24f.
23 vgl. Wördenwerber (2017), S.2
24 Rat für Nachhaltige Entwicklung (Hrsg.) (2019)
25 vgl. WCED (Hrsg.) (1987)
26 vgl. Wördenweber (2017), S.4f.
27 Müller (2015), S.6
28 vgl. Osranek (2017), S.2
29 vgl. Pufé (2017), S.116
30 vgl. Wördenweber (2017), S.67
31 vgl. Pufé (2017), S.110-115
32 United Nations (Hrsg.) (1997)
33 vgl. Pufé (2017), S.99-105; vgl. Kopfmüller et al. (2001), S.172
34 vgl. Porter; Kramer (2006), S.5
35 vgl. Porter; Kramer (2006), S.4f.
36 vgl. Weber et al. (2012), S.63
37 vgl. Rein; Strasdas (2017), S.241
38 vgl. Porter; Kramer (2006), S.6
39 Wördenweber (2017), S.13
40 vgl. Wördenweber (2017), S.12
41 vgl. Pufé (2017), S.117f.
42 vgl. Wördenweber (2017), S.22
43 vgl. Carroll (1991), S.40-42
44 vgl. Elkington (1999), S.74-90)
45 vgl. Weber et al. (2012), S.17f.
46 vgl. Pearce (2019), S.16f.
47 vgl. Weber et al. (2019a), S.17
48 vgl. Air France KLM Group (Hrsg.) (2019b), S.4
49 vgl. International Airlines Group (Hrsg.) (2019), S.2
50 vgl. Deutsche Lufthansa AG (Hrsg.) (2019a)
51 vgl. Weber et al. (2019a)
52 vgl. Weber et al. (2019a), S.20f.
53 vgl. Kotysch et al. (2018), S.19
54 vgl. Weber (2019)
55 vgl. Kotysch et al. (2018), S.7-9
56 vgl. Kotysch et al. (2018), S.9
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