Klassiker, 2008
31 Seiten
Die Schwarzwurzel.
Die Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica L.) ist eine in Südeuropa wildwachsende Pflanze aus der Familie der Körbchenblüter oder Compositae. Bei uns in Deutschland kommt sie bisweilen auf Grasplätzen, sonnigen Hügeln und ähnlichen Standorten, meist wohl nur verwildert, vor. Dagegen wird sie, namentlich in Süd= und Mitteldeutschland, neuerdings auch on Norddeutschland, ihrer äußerst wohlschmeckenden Wurzeln wegen vielfach angebaut. Die Pflanze ist ausdauernd, erreicht eine Höhe von 60 bis 125 Zentimeter, hat eine grundständige Rosette eiförmig=länglicher bis lanzettlicher, vorn zugespitzter Blätter, aus welcher sich oberwärts ästige Stängel erheben, deren Aeste je ein Blütenkörbchen tragen. Der kahle Hüllkelch dieser ist halb so lang wie die gelben Blüten. Die bei uns im Juni und Juli erscheinenden Blütenkörbchen haben einen Durchmesser von 41/" bis 5 Zentimeter, Die Samen behalten ihre Keimkraft höchstens zwei Jahre. Frische Samen, gleich nach der Ernte ausgesäet, keimen leicht und sicher, ohne nennenswerten Ausfall, ältere Samen liegen längere Zeit in der Erde und keimen dann nur noch zum Teil.
Während zu einer erfolgreichen Kultur der Pflanze behufs[1] Gewinnung der Wurzeln ein sehr tiefgründiger, gut gelockerter Boden von vorzüglicher Beschaffenheit notwendig ist, ist für die Kultur der Schwarzwurzel als Futterpflanze der Seidenraupe ein magerer Boden vorzuziehen, weil saftstrozende Blätter sich nicht so gut als Futter eignen wie derbere Blätter. Aus diesem Grunde sind auch erst die Blätter der zwei= oder mehrjährigen Pflanze als Futter verwertbar. Die Aussaat erfolgt entweder im Herbst oder so zeitig wie möglich im Frühjahre, und zwar auf Beeten in Reihen, welche 10 Zentimeter von einander entfernt sind. Um die Blätter bequem schneiden zu können, mache man die Beete nicht breiter als einen Meter. Nachdem die Beete umgegraben und glatt geharkt sind, spannt man eine Schnur 5 Zentimeter vom langen Beetrande entfernt längs desselben, zieht mit dem Harkenstiel an derselben entlang eine flache Furche und legt in Abständen von genau 10 Zentimetern je 2 bis 3 Samen zusammen. Die ersten Samen werden 5 Zentimeter vom schmalen Beetrande entfernt gelegt. Dann rückt man die Schnur um 10 Zentimeter weiter, zieht wieder eine Furche und legt hier hinein die Samen ebenfalls zu 2 bis 3 in einer Entfernung von 10 Zentimetern. In dieser Reihe werden die ersten Semen aber 10 Zentimeter vom schmalen Beetrand entfernt gelegt. In der dritten Reihe, die man dann anlegt, müssen die Samen wieder wie in der ersten Reihe liegen, ebenso in der fünften, siebenten und neunten, während in der vierten, sechsten, achten und zehnten Reihe die Samen wie in der zweiten Reihe liegen. Nach beendeter Aussaat zeiht man mit der Harke die Furchen wieder zu und überbraust das ganze Beet, damit sich die Erde um die Samen legt. Man könnte auch statt Furchen zu ziehen, an der Schnur in je 10 Zentimeter Entfernung kleine Löcher machen, in diese die Samen werfen und sie dann mit Erde füllen. Da man aber die Löcher, die nur sehr flach sein dürfen, nicht gut ganz gleichmäßig tief machen kann und die Erde dabei stets an den Wandungen und namentlich unten festgedrückt wird, wodurch sie den jungen Würzelchen bei der Keimung der Samen mehr Wiederstand entgegensetzt, so ist die Aussaat in Furchen, die nicht zeitraubender ist, vorzuziehen.
Wenn die Samen gekeimt sind, zieht man überall dort, wo an einer Stelle mehrere Pflänzchen erschienen sind, so viele aus, daß nur eins, uns zwar das kräftigste stehen bleibt. Die ausgezogenen Pflänzchen verwendet man zur Ausfüllung von Lücken, wo keine Samen gekeimt haben. Im ersten Jahre beschränkt sich die ganze Arbeit darauf, das Beet frei von Unkraut zu halten und den Boden zwischen den Reihen mit einer schmalen Hacke drei= bis viermal flach zu lockern, damit sich die Pflänzchen kräftig entwickeln. Ein Begießen der Beete ist nur bei anhaltender Trockenheit nötig. Im Herbst ziehen die Pflanzen ein, d.h. die Blätter sterben ab, die Wurzeln aber bleiben in der Erde am Leben. Da die Pflanzen bei uns in Deutschland überall, auch im Gebirge, vollständig winterhart sind, so bleiben die Beete bis zum Frühjahre unbedeckt und unberührt liegen. Zeigen sich dann im Frühjahre die ersten jungen Blättchen, so werden die Beete locker gehackt. Die weitere Pflege besteht nur noch darin, daß man die Beete von Unkraut frei hält und den Boden einige Male im Laufe des Sommers behackt.
Um gleich im ersten Jahre eine Ernte zu haben, welche als Futter verwertbar ist, kann man auch im Frühjahre Schwarzwurzelpflanzen, welche ja als Wurzelgemüse überall leicht erhältlich sind, auf umgegrabene und glatt geharkte Beete pflanzen. Die Pflanzung erfolgt ebenfalls nach der Schnur in Reihen von je 10 Zentimeter Abstand und in gegenseitiger Entfernung von je 1ß Zentimeter so, daß die erste Pflanze der 1., 3., 5., 7. und 9. Reihe 5 Zentimeter, die erste Pflanze der 2., 4., 6., 8. und 10. Reihe 10 Zentimeter vom schmalen Beetrand entfernt ist. Beim Pflanzen werden die Wurzeln möglichst senkrecht so tief in die Erde gebracht, daß nur die oberste Spitze eben aus der Erde hervorsteht. Nach dem Pflanzen wird jede einzelne Pflanze gut gegossen, damit sich die Erde dicht um die Wurzel legt. Die weitere Pflege ist dann dieselbe wie die der Sämlingspflanzen im zweiten Jahre.
Bei der oben angegebenen Pflanzweite stehen auf einem Quadratmeter hundert Pflanzen, welche 10 Kilogramm Blätter liefern, die zur Ernährung von 400 Raupen genügen.
Die Blätter werden regelmäßig des Abends geschnitten und erst am nächsten Tage verfüttert. Dies geschieht deshalb, weil sie während der Nacht im Zuchtraume die Temperatur desselben annehmen müssen, weil die Raupen leicht krank werden, wenn das Futter kälter ist als der Zuchtraum. Tritt Regenwetter ein, do deckt man über so viele Pflanzen, wie man zum Füttern braucht, leichte, mit geöltem Papier bespannte Rahmen, damit die Blätter dieser Pflanzen trocken bleiben, denn nasse Blätter führen stets zu schwerden Erkrankungen der Raupen. Man schneidet die Blätter 6 bis 7 Zentimeter über dem Boden ab, damit die Herzblätter noch möglichst unversehrt bleiben, Man kann entweder die Blätter der einen Seite der Pflanze mit einem Male abschneiden, so daß die Hälfte der Blätter stehen bleibt, was die Pflanze weniger schwächt, oder auch gleich sämtliche ausgewachsenen Blätter einer Pflanze mit einem Male, so daß nur die Herzblätter stehen bleiben. Die abgeschnittenen Blätter werden gleich auf ein Stück Zeug, nicht auf die Erde gelegt, damit sie nicht schmutzig werden. Hat man die nötige Menge Blätter abgeschnitten, so bringt man sie in die Wohnung, wo sie sofort mit einem reinen leinenen Lappen einzeln, Blatt für Blatt, auf beiden Seiten vorsichtig abgewischt werden. Es darf durchaus keine Erde, kein Staub, aber auch kein Wasser auf denselben sitzen bleiben. Sind alle Blätter gesäubert, so schlägt man sie lose in ein großes leinenes Tuch ein und bringt das Bündel in den Zuchtraum, wo man es bis zum nächsten Morgen liegen läßt. Ist die Witterung im Freien kühl und naß, so mache man mehrere kleine Bündel, damit dieselben während der Nacht besser durchwärmen, Dir für je 1000 Raupen für jeden Tag nötige Futtermenge ergibt sich aus der Tabelle auf Seite 24[2]. Man hüte sich, den Raupen zu viel Futter mit einem Male zu geben. Man würde nur unnötig viel Abfall haben und das Futter würde schließlich beschmutzt und verderben. Man hat nur dafür Sorge zu tragen, daß die Raupen nicht etwa an Mangel an Futter haben.
Es kommt manchmal vor, daß die ganz jungen Raupen nicht gleich das Futter annehmen wollen. In diesem Falle genügt es, daß man die Blätter einmal der Länge nach durchreißt. An den Wundstellen beginnen die Räupchen dann sofort zu fressen.
Der Zuchtraum und seine Einrichtung.
Zur Aufzucht der Seidenraupen eignet sich jeder Raum, welcher auf einer gleichmäßigen Temperatur von 18 bis 20° R. gehalten werden kann. Zu einer guten und gleichmäßigen Ausbildung der Raupen ist eine gleichmäß9g warme und trockene Luft in erster Linie nötig. Wenn man diese Bedingung nicht erfüllen kann, sollte man lieber von der Zucht der Seidenraupen Abstand nehmen, denn man würde nur Mißerfolge zu verzeichnen haben.
Wenn nun die Luft auch warm und trocken sein soll, so muß sie doch andererseits auch möglichst frisch sein. Dumpfe, stickige Luft ist also zu vermeiden.
Im Hochsommer wird man nur selben in die Lage kommen, heizen zu müssen; wenn man aber mehrere Zuchten hintereinander groß ziehen will, dann ist eine Heizung des Zuchtraumes nicht zu umgehen. Bei größeren Zuchtanlagen ist ein Dauerbrandofen, den man regulieren kann, am empfehlenswertesten. Dadurch, daß man lange Zeit hintereinander eine gleichmäßig warme Luft in dem Zuchtraum herstellen kann, hat man es in der Hand, vom Frühjahr bis in den Spätherbst ununterbrochen Raupen zu züchten, denn die Schwarzwurzel liefert in dieser ganzen Zeit das nötige Futter. Dieser Vorteil wiegt die Heizungskosten reichlich auf.
Will man im Großen arbeiten, so richtet man am besten ein größeres Gebäude, eine Scheune oder dergl. zum Zuchtraume ein und versieht dasselbe mit den nötigen Heizungsvorrichtungen. Im Kleinen, also zunächst zu Versuchen, dann zum Zwecke der Hausindustrie, eignet sich jeder heizbare Raum zur Zucht. Je wärmer derselbe sind sich ist, desto weniger braucht man natürlich für die Heizung auszugeben. Außer Stuben und Kammern sind vor allem Bodenräume in Betracht zu ziehen, namentlich dann, wenn man sich auf die Zucht während der wärmeren Monate beschränkt, in denen nur ein gelegentliches Heizen an kalten Regentagen nötig ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fig. 1 Verschiedene Gestelle.
In dem Zuchtraume bringt man nun an den Wänden ringsum Lattengestelle an, in der Weise, daß dieselben etwa einen Meter breit sind. An der Wand wie einen Meter davon entfernt errichtet man in Abständen von etwa anderthalb Metern Latten vom Fußboden bis zur Decke von 2 Zentimeter Dicke und 6 Zentimeter Breite. Zunächst 80 Zentimeter über dem Boden, dann je 60 Zentimeter übereinander verbindet man sowohl die hinteren Latten für sich als auch die vorderen Latten für sich durch eben solche wagerechte Latten, Dann werden je zwei gegenüberstehende Latten, eine hintere und eine vordere, durch einige Querlatten mit einander verbunden, wodurch das ganze Gestell den nötigen Halt erlangt. Ueber die wagerechten Längslatten spannt man nun in Abständen von je 5 zu 5 Zentimetern Bindfaden oder dünnen Draht. Statt dessen kann man auch das heutzutage so billige Maschinen=Drahtgeflecht mit etwa 6 Zentimeter weiten Maschen verwenden, das man auf die wagerechten Latten aufnagelt. Auf diese Weise erhält man eine Anzahl 60 Zentimeter übereinander liegender Etagen. Auf diese Etagen wird festes ungeglättetes Backpapier ausgebreitet, welches den Raupen als Futterplatz dient. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Die einzelnen Bogen nehme man nicht zu groß, damit sie sich bequem hantieren lassen. Um bequem zu den oberen Etagen gelangen zu können, muß in dem Zuchtraum noch ein Leitertritt vorhanden sein.
Ist der Raum groß genug, so bringt man auch noch in der Mitte ein oder mehrere solcher Gestelle an, so daß Gänge von etwa einem Meter Breite bleiben.
Wenn die Raupen sich verpuppen wollen, muß man ihnen Strauchwerk geben, in welchem sie sich in ihre Kokons einspinnen. Am besten eignet sich hierzu Birkenreisig, wie man es zu Birkenbesen verwendet, jedoch ist auch anderes Material, wie Stroh von Weizen, Roggen, Hafer, ferner Ginster und Heidekraut verwendbar. Bedingung ist nur, daß es ganz trocken ist. Damit das Strauchwerk den nötigen Halt hat, schiebt man Rahmen aus Latten zwischen je zwei Etagen in folgender Weise ein. Von 63 Zentimeter breiten und einen Meter langen Rahmen, welche mit einigen Längsleisten oder mit weitem Drahtgeflecht versehen sind, schiebt man zunächst einen an einer senkrechten Leiste so ein, daß er unten an die Liste anstößt.
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Dann wird er an der nächsten Etage 25 Zentimeter von der senkrechten Leiste entfernt sein Ein zweiter Rahmen wird nun so eingeschoben, daß er oben mit dem ersten zusammenstößt. Hier Bindet man ihn mit diesem und der Querleiste zusammen. Unten wird er genau 50 Zentimeter vom ersten Rahmen entfernt sein. Der dritte Rahmen stößt nun unten mit dem zweiten zusammen, ist von der oberen Verbindungsstelle des ersten und zweiten aber wieder um 50 Zentimeter entfernt.
Hier wird er mit einem vierten Rahmen, der wie der zweite gestellt ist, ganz in derselben Weise, wie der erste mit dem zweiten verbunden. Der fünfte Rahmen steht wieder wie der erste und dritte und wird mit dem sechsten Rahmen oben verbunden. In derselben Weise stellt man die übrigen Rahmen auf. Man erhält so eine Anzahl von Rausen, in welche man das Birkenreisig usw. einschiebt (Fig. 2 und 3)
Soll der Raum nur vorübergehend zur Zucht verwendet werden, so kann man sich auch leichte Gestelle aus Holzleisten anfertigen, in welche man mit Bindfaden, Draht oder Drahtgeflecht bespannte Rahmen eingeschoben werden. Die vorstehenden Abbildungen (Fig.1) lassen die Einrichtung solcher Gestelle und Rahmen leicht erkennen. Solche Rahmen haben den Vorzug, daß man sie leicht einzeln entfernen, z. B. an einen besonderen Arbeitstisch bringen kann, wo man die Fütterung, Reinigung, Auswechselung der Unterlagen, Verteilung der Raupen auf einen größeren Raum usw. bequem vornehmen kann. Sind, was sehr zu empfehlen ist, alle Rahmen genau gleich groß, und hat man eine Anzahl zur Reserve, so trägt dies zur Erleichterung der Arbeit sehr wesentlich bei.
Zur weiteren Einrichtung des Zuchtraumes gehören noch einige Pinsel oder Gänsefedern, um nötigenfalls Raupen von einem Platz zum anderen zu bringen, weil ein Anfassen der Raupen mit den Fingern durchaus vermieden werden muß.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus diesem Grunde muß man auch eine Anzahl Netze von verschiedener Maschenweite haben, welche zur Auswechselung der Unterlagen, sowie für die Verteilung der Raupen auf einen größeren Raum nötig sind. Statt der Netze, welche zur bequemeren Handhabung an zwei Seiten mit Stäben versehen sind, kann man ein durchlöchertes Papier nehmen, Die Größe der Löcher resp. Die Weite der Maschen richtet sich nach der Größe der Raupen. Die beistehenden Figuren geben die Größe der Löcher für die verschiedenen Entwicklungsstadien an. Die Durchlochung des Papiers geschieht am einfachsten mit einem Locheisen, welche man in Eisenhandlungen in den verschiedenen Größen erhält. Mit diesen Locheisen kann man gleich eine Anzahl übereinanderliegender Papierbogen durchlochen.
Ferner ist ein Thermometer zur Feststellung der Temperatur im Zuchtraume unerläßlich.
Im Zuchtraume muß stets die größte Sauberkeit herrschen.
Deshalb sind alle Blattabfälle, das schmutzig gewordene, zur Unterlage dienende Papier, alle toten Raupen usw. stets sofort aus dem Zuchtraume zu entfernen und am besten zu verbrennen. Letzteres gilt besonders für tote Raupen.
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Zum Ausbrüten der Eier ist ein besonderer Brütkasten, dessen einfache Einrichtung die beistehenden Abbildungen (Fig. 6) besser als eine lange Beschreibung veranschaulichen, sehr bequem, wenn auch nicht unbedingt erforderlich. Kleine mit Tüll oder Gaze überspannte Pappschachteln erfüllen in Ermangelung eines solchen Brütkastens denselben Zweck.
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Für die Gewinnung der Eier sind kleine aus Gaze gefertigte, mit einer Schnurre versehene Beutel notwendig, welche durch ein zusammengerolltes Stück dünner Pappe, das man in sie steckt, weit gehalten werden.
Zum Abtöten der Puppen in den Kokons braucht man endlich noch drei größere Siebe aus Holz, welche mit Rohr=, Bast= oder Bindfadengeflecht, nicht mit Metallgeflecht, überspannt sind, und so groß sind, daß sie über einen größeren Waschkessel bequem übergestülpt werden können
Die Aufzucht der Raupen.
Die Eier des Seidenraupenspinners, auch Graines genannt, bringt man, wenn man keinen Brutkasten hat, in eine oben offene Pappschachtel, welche mit grobem Gazegewebe überspannt ist. Während der ersten 4 bis 5 Tage stellt man die Schachteln in ein sonniges kühles Zimmer, welches etwas wärmer als 12°R ist. Dann wird der Raum allmählich auf 14 ° R und dann nach und nach jeden Tag um einen halben Grad mehr bis zu 20 ° R. Bequemer ist der bereits abgebildete Brutkasten, welchen man durch langsames Heben der Lampe ganz allmählich erwärmen kann und der eine sehr gleichmäßige Temperatur hat. Wenn die Eier beginnen sich lichtgrau zu verfärben, naht der Zeitpunkt, an welchem die jungen Raupen, und zwar in den Morgenstunden, ausschlüpfen. Die Schachtel muß man dann beständig im Auge behalten und etwa jede Stunde einmal nachsehen, ob die Räupchen auszukriechen beginnen. Sowie dies der Fall ist, legt man auf das Gazegewebe ein der Länge nach zerrissenes, junges Schwarzwurzelblatt, welches aber die Temperatur des Zuchtraumes haben muß´. Sowie sich eine Anzahl Räupchen auf dem Blatte eingefunden haben, an dem sie meist ohne weiteres zu fressen beginnen, nimmt man das Blatt fort und legt an seine Stelle sofort ein anderes. Das mit Räupchen besetzte Blatt legt man auf einen Bogen grauen Packpapiers, der etwa 50 Zentimeter lang und ebenso breit ist. Dieser Bogen wird dann sofort auf das Gestell oder auf einen Rahmen gelegt. Wenn das zweite Blatt mit Räupchen besetzt ist, wird es durch ein drittes Blatt ersetzt und zu dem ersteh Blatt gebracht. Da je 100 ausgewachsene Raupen etwa ein Fünftel Quadratmeter Raum brauchen, so kann man gleich von vornherein bei der Verteilung der Raupen auf die Papierbogen hierauf Rücksicht nehmen. Unbedingt notwendig ist das aber nicht. Man kann die Raupen vielmehr auch, da sie in ihrer Jugend sehr viel weniger Platz beanspruchen, erst in dem Maße , wie sie heranwachsen, auf immer größere Flächen verteilen. Bis zur ersten Häutung brauchen 100 Raupen 29 Quadratzentimeter, bis zur dritten Häutung 243 Quadratzentimeter, bis zur vierten Häutung 708 Quadratzentimeter, bis zur Verpuppung 1922 Quadratzentimeter.
Sind alle Raupen aus den Eiern ausgeschlüpft und auf dem Papierbogen untergebracht, so besteht die Pflege nur darin, daß man ihnen in bestimmten Zwischenräumen immer frisches Futter gibt, die Papierbogen, auf denen sie fressen, von Zeit zu Zeit erneuern und, falls man ihnen nicht gleich von Anfang an den nötigen Platz angewiesen hat, sie in bestimmten Zwischenräumen auf immer größere Flächen verteilt. Je ungestörter sich die Raupen dem Fraße hingeben können, desto besser werden sie sich entwickeln, und aus diesem Grunde ist es am empfehlenswertesten, wenn man sie gleich von Anfang an so weitläufig verteilt, daß man sie nicht weiter verteilen braucht. Allerdings hat diese Methode den Nachteil, daß man etwas mehr Papier für Unterlagen braucht und daß die Fütterung etwas mehr Zeit beansprucht.
Wie schon oben (S.12[3] ) betont wurde, ist es zu einem guten Gedeihen der Raupen unbedingt nötig, daß das Futter die Temperatur des Zuchtraumes hat. Deshalb darf es nicht direkt vom Beete weg verfüttert werden, sondern muß erst längere Zeit im Zuchtraume liegen, bis es die Temperatur des Zuchtraumes angenommen hat. Man muß ferner darauf achten, daß die Raupen stets Futter haben, doch auch darauf, daß niemals zu viel Futter vorhanden ist. In der warmen Luft des Zuchtraumes wird das Laub, wenn es flach ausgebreitet liegt, in einigen Stunden welk. Man darf also jedesmal nur soviel Futter geben, wie sich frisch hält, bis es von den Raupen gefressen ist, um möglichst wenig Abfall zu haben. Bei richtiger Fütterung darf man nicht mehr als ein Zehntel des Futters Abfall haben.
Sind die Raupen etwa um 10 Uhr vormittags ausgekrochen, so erhalten sie am ersten Tage um 1, um 4, um 7 und um 11 Uhr wieder Futter, und zwar im ganzen an diesem Tage je tausend Raupen 12 Gramm ohne Abfall. Hat man die Raupen nicht gleich von Anfang auf den endgültigen Raum verteilt, so muß man sie bereits um 4 Uhr auf eine etwas größere Fläche verteilen.
Das frische Futter gibt man in der Weise, daß man über den Rest jedes alten Blattes ein frisches kreuzweise legt. Die Räupchen kriechen dann sehr bald auf das frische Blatt, und das alte Blatt kann leicht entfernt werden. Es darf nicht liegen bleiben. Am ersten Tage gibt man noch der Länge nach durchrissene Blätter, später ist das nicht mehr nötig.
Am zweiten Tage beginnt die Fütterung morgens um 6 Uhr. Dabei werden die Raupen nötigenfalls wieder auf einen etwas größeren Raum verteilt. Die zweite Fütterung erfolgt um 10, die dritte um 1 Uhr. Bei der vierten Fütterung um 4 Uhr findet eventuell wieder eine Verteilung auf eine größere Fläche statt. Um 7 Uhr wird zum fünften, um 11 Uhr zum letzten Male gefüttert. Im ganzen erhalten je tausend Raupen an diesem Tage 20 Gramm Futter ohne Abfalle.
[...]
[1] Original-Seite 9; mittelhochdeutsch: behuof = 1. Nutzen, Gewerbe, Geschäft; Zweck, 2. beheben = erhalten, nötig sein
[2] Im Original Verweis auf Seite 24
Die Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica L.) ist eine in Südeuropa wildwachsende Pflanze aus der Familie der Körbchenblüter. In Deutschland kommt sie vereinzelt wild vor, wird aber auch wegen ihrer wohlschmeckenden Wurzeln angebaut.
Für die Seidenraupenzucht ist ein magerer Boden besser geeignet als ein nährstoffreicher, da derbere Blätter bevorzugt werden. Die Aussaat erfolgt im Herbst oder Frühjahr in Reihen mit 10 cm Abstand. Die Beete sollten nicht breiter als einen Meter sein, um das Schneiden der Blätter zu erleichtern. Die Samen werden in Abständen von 10 cm in die Furchen gelegt. Nach der Aussaat wird das Beet bewässert.
Nach der Keimung werden überzählige Pflänzchen entfernt, sodass nur die kräftigsten stehen bleiben. Das Beet muss von Unkraut freigehalten und der Boden regelmäßig gelockert werden. Eine Bewässerung ist nur bei anhaltender Trockenheit nötig. Die Pflanzen sind winterhart und bleiben bis zum Frühjahr unbedeckt.
Die Blätter werden regelmäßig des Abends geschnitten und erst am nächsten Tag verfüttert, damit sie die Temperatur des Zuchtraumes annehmen. Bei Regenwetter sollten die Pflanzen abgedeckt werden, um nasse Blätter zu vermeiden. Die Blätter werden 6 bis 7 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten, um die Herzblätter zu schonen. Sie werden vor der Fütterung sorgfältig gereinigt.
Der Zuchtraum sollte eine gleichmäßige Temperatur von 18 bis 20° R haben. Eine warme, trockene und möglichst frische Luft ist wichtig. Eine Heizung ist empfehlenswert, um eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten. Der Raum muss sauber gehalten werden.
An den Wänden werden Lattengestelle angebracht, die etwa einen Meter breit sind. Die Gestelle bestehen aus übereinander liegenden Etagen, auf denen Backpapier als Futterplatz ausgebreitet wird. Für die Verpuppung benötigen die Raupen Strauchwerk, das in Rahmen zwischen den Etagen befestigt wird. Außerdem sind Pinsel, Netze, ein Thermometer und ein Brütkasten für die Eier notwendig.
Die Eier werden in einem Brutkasten oder einer Pappschachtel ausgebrütet. Nach dem Schlüpfen erhalten die Raupen junge, zerrissene Schwarzwurzelblätter. Das Futter muss die Temperatur des Zuchtraumes haben. Die Raupen werden in bestimmten Abständen gefüttert und auf immer größere Flächen verteilt. Abfallende Blätter müssen umgehend entfernt werden.
Das Futter muss die Temperatur des Zuchtraumes haben und darf nicht zu nass sein. Die Raupen müssen stets ausreichend Futter haben, aber es darf auch nicht zu viel Futter vorhanden sein, um Abfall zu vermeiden.
Die Verteilung der Raupen auf einen größeren Raum erfolgt nach Bedarf, je nachdem wie stark sie gewachsen sind. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Verschiedene Netze oder durchlöchertes Papier können verwendet werden, um die Raupen schonend umzusetzen.
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