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Diplomarbeit, 2018
32 Seiten, Note: 1
1. Einleitung und Problemdarstellung
1.1. Ziel
1.2. Fragestellungen
1.3. Methodik und Vorgehensweise
2. Humane Immunschwache Virus (HIV)
2.2. Verlauf der Humane Immunschwache Virus-Infektion
2.2.1. Stadieneinteilung
2.2.2. Therapie
2.3. Diagnostik ELISA, Westernblood, PCR
2.4. Psychosoziale Belastung
3. Definition Stigmatisierung
3.1. Instrumentelles und symbolisches Stigma
3.1.1. Humane Immunschwache Virus (HIV)-bedingte Stigmatisierung
3.2. Auswirkungen von Stigmatisierung fur Betroffene
3.3. Bewaltigung und Strategien von Humane Immunschwache Virus - Infektion und Humane Immunschwache Virus - bedingter Stigmatisierung
3.3.1. Bewaltigungsphasen bei chronischer Erkrankung
3.3.2. Vorgehen gegen Stigmatisierung
3.4. Der Gedanke der kollektiven Selbsthilfe
3.4.1. Von der Opferrolle in die handelnde Position
4. Zusammenfassung und Erkenntnis
Literarturverzeichnis
Als 1981 erstmalig Falle von AIDS auftraten, etablierte sich in den Kopfen der Gesellschaft ein neues Krankheitsbild das weitgehend mit Angst und Ablehnung vor und gegen die Betroffene behaftet war. Nicht nur weil durch die damaligen wenig vorhandenen medizinischen Kenntnisse und Therapeutika die Diagnose HIV und AIDS sehr eng mit dem Tod in Verbindung stand, sondern auch durch das erstmalige auftreten in Bestimmten Randgruppen wie Homosexuelle, Sexarbeiterinnen und Drogenabhangige, manifestierte sich die Ablehnung gegen solche sehr schnell in den Kopfen der Gesellschaft, da zumal es gesellschaftlich verpont war zu solchen Randkreisen dazu zugehoren beziehungsweise uberhaupt in Kontakt zu sein, andererseits war und ist teilweise heute noch die Angst zu groft durch Kontakt, in welcher Form auch immer, sich anzustecken und zu sterben. Jedoch dank durch intensiver Forschung in der Medizin, ist HIV heute nicht mehr todlich. Dennoch ist das Bild des Todes welches mit HIV und AIDS in Verbindung gebracht wird, bei vielen Nicht-Betroffenen in den Kopfen fest verankert, was wiederrum haufig Abneigung, Ausgrenzung und Diskriminierung gegenuber Betroffenen auslost. Welchen psychischen Belastungen Betroffene damit ausgesetzt sind, wie sich das auch auf die physische Gesundheit auswirkt und welche Strategien der Stigmatisierungsbewaltigung es fur Betroffenen gibt beziehungsweise welche unbewusst angewendet werden, wird in dieser Arbeit vom Autor dargelegt.
1981 wurde das Acquired Immune Deficiency Syndrom (AIDS) als klinische Entitat beschrieben. Bei jungeren Mannern trat eine Haufung von seltenen Erkrankungen auf, die bis zu diesem Zeitpunkt nie beobachtet wurden. Dabei handelte es sich um Pneumocystis-Pneumonien und Karposie Sarkomen, welche bislang nur bei alteren Mannern aus dem Mittelmeerraum bzw. bei Patienten nach Chemotherapien auftraten. Die Identifizierung des auslosenden Erregers, das Humane Immunschwache Virus, konnte 1983 als Ursache in den vermuteten spezifischen Lebensstilen (namlich bei Patientengruppen worin Manner Sex mit Manner (MSM) praktizieren), manifestiert werden. Aufgrund der Haufung in der besagten Patientengruppe, kam es gegenuber den Betroffenen zur starken Stigmatisierung (vgl. Rockstroh, 2016, S. 2). Bevor 1996 die Antiretrovirale Therapie (ART) eingefuhrt wurde, pragte eine deutlich sichtbare Veranderung des Korpers den Krankheitsverlauf. Dies war ein zusatzlich ausschlaggebender Faktor fur die Zunahme der Stigmatisierung von Betroffenen . Eine deutliche Abgrenzung der Intensitat von Stigmata machte sich anhand der unterschiedlichen chronischen Krankheiten, zum Beispiel Krebs oder anderen sexuell ubertragbaren Infektionen, bemerkbar. So erfahren Menschen mit Humane Immunschwache Virus (HIV) deutlich mehr Stigmatisierung als zum Beispiel ein an Krebs erkrankter Mensch. Allerdings kam es auch zu Uberlagerung der Stigmatisierung von Humane Immunschwache Virus bezogener Spezifizierung mit anderen Stigmatisierten Gruppen wie „People of Color“ oder Drogenbrauchenden. Demzufolge veranderte sich, gerade bei stark stigmatisierten „Randgruppen“, auf psychologischer Ebene das Gemut der Betroffenen. Die Veranderung zeigte sich mit Wut, Traurigkeit und Frustration. Aber auch auf gesundheitlicher Ebene stellte sich eine negative Therapietreue bei Humane Immunschwache Virus positiven Menschen ein, welche auf das Stigmatisierungserleben zuruckfuhren war (vgl. Vierneisel, 2016, S. 2-22). Vor allem in Homosexuellen Kreisen (Manner Sex mit Manner (MSM)) und unter dem Aspekt mit dem Umgang der eigenen Homosexualitat fuhrt dies dazu, trotz wissentlichen Risikokontakten aufgrund der Angst vor Stigmatisierung, sich nicht testen zu lassen (vgl. Sander, 2016, S. 7) .
Das Stigmatisierungserleben beschrankt sich jedoch nicht nur auf das soziale Umfeld , welches sich zum Beispiel durch Tratsch hinter dem Rucken, uber Ausschluss von gesellschaftlichen Veranstaltungen bis hin zu verbalen und tatlichen Angriffen kennzeichnet, sondern findet sich auch auf Struktureller/Institutioneller Ebene wieder. Im Bereich Gesundheit ist Stigmatisierung zu Beobachten durch Verweigerung von Gesundheitsleistungen, sowie Verletzung der Rechte durch gesetzliche, gesundheitliche bzw. strukturelle Regelungen und die Handhabe vertraulicher medizinischer Daten (vgl. Vierneisel, 2016, S. 27). Stigmatisierung setzt sich, wie oben beschrieben, aus verschiedenen Segmenten (sozial, strukturell, institutionell) zusammen und das wiederrum macht es den Betroffenen umso schwerer offen damit umzugehen, was als Konsequenz in erster Linie zur psychischen Belastung fuhrt und in Folge dessen auf lange Sicht physische Auswirkungen fur den Betroffenen hat und krank macht. In der heutigen Zeit gibt es Institutionen, Selbsthilfegruppen, Communitys die den Betroffenen dabei helfen mit Stigmatisierung besser umgehen zu konnen um ein normales Leben ohne gesundheitlicher Auswirkung, vor allem auf psychischer Ebene, leben zu konnen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es aufzuzeigen, welchen Einfluss Stigmatisierung auf HIV Testverhalten und die damit verbundenen Gesundheitschancen sexueller Minderheiten hat, wie Betroffene mit Stigmatisierung umgehen und welche Bewaltigungsstrategien im Alltag angewendet werden konnen um ein psychisch und physisch gesundes Leben fuhren zu konnen.
Hauptfrage:
Welche Beeinflussung hat Stigmatisierung und Diskriminierung auf die psychische Gesundheit Humane Immunschwache Virus - Positiver (HIV+)?
Subfrage:
An welchen Bewaltigungsstrategien bedienen sich stigmatisierungsbetroffene Personen?
Fur die Literaturrecherche wurde die Bibliothek der Medizinischen Universitat Wien im AKH Wien, https://scholar.google.at, https://www.hogrefe.de, https://ub.meduniwien.ac.at/ herangezogen. Als Schlusselworter fur die Datenbanksuche wurde Stigmatisierung HIV, Ausgrenzung von HIV-positiven, Stigmatisierung aus evolutionsbiologischer Sicht, HIV Stadien, HIV Therapie, Stadien der HIV-Infektion, Ubertragungsweg von HIV, verwendet. Weiters hat sich der Autor dieser Arbeit an literarischen Werken der Schulbibliothek der Schule fur Gesundheits- und Krankenpflege des AKH Wien, sowie aus der Zentralbibliothek der Medizinischen Universitat Wien im AKH Wien, E-books, Artikel und veroffentlichter Dissertationen aus dem Internet bedient. Die Recherche beinhaltet englisch- und deutschsprachige Werke, Literarische Werke wurden auf Google Scholar gesucht und auf zeitliche und fachliche Aktualitat uberpruft. Es wurden vom Autor Literaturquellen herangezogen die meist nicht alter als 5 Jahre sind. Literarische Werke die alter wie 5 Jahre sind, beschreiben und behandeln Themen die wissenschaftlich bereits bestatigt wurden und es bei bestimmten Krankheitsbildern zu keinen weiteren, aktuelleren Ergebnissen kam. In der gegliederten Literaturarbeit erklart der Autor das Krankheitsbild HIV sowie die Bedeutung von Stigmatisierung und nimmt dabei Bezug auf die Fragestellung.
„HIV ist ein Retrovirus und gehort zur Familie der Lentiviren, Infektionen mit Lentiviren verlaufen chronisch, zeigen eine lange klinische Latenzphase, eine persistierende Viramie sowie eine Beteiligung des zentralen Nervensystems" (Rockstroh, 2016, S.23).
Die Entstehung des Humane Immunschwache Virus ist mit grofter Wahrscheinlichkeit auf die 20 - 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zuruckzufuhren. Weiters legte man der Entstehung zugrunde, dass der Ubertritt des Simian Immundeficiency Virus (SIV) vom Schimpansen auf den Menschen, welches man erstmals in Westafrika fand, eine tragende Rolle dabei spielte. 1959 sicherte man das erste Mal eine positive Humane Immunschwache Virus - Probe von einem Menschen aus Kinshasa (Zaire, Demokratische Republik Kongo), weiters 1972 in Uganda und 1974 in Malawi. Im Jahr 1983 stellte man fest, dass das Humane Immunschwache Virus die Ursache fur das Acquired Immunodeficiency Syndrom ist (vgl. Rockstroh, 2016, S.11f). Durch das Humane Immunschwache Virus kommt es im Laufe der Zeit zu einer Schwachung des Immunsystems (vgl. Aids Hilfe Wien, 2018). Die Ubertragung des Humanen Immunschwache Virus kann uber verschiedene Wege erfolgen (vgl. Rockstroh, 2016, S. 4-7). Welche Ubertragungswege es gibt und welche die haufigste Ubertragungsart ist, darauf wird im Kapitel 2.1.1 naher eingegangen. Ein wesentlicher Faktor der Humane Immunschwache Virus - Transmission spielte dabei die Viruslast und Co- Infektionen von Sexuall transmitted diseases (STD), insbesonders bei sexuellen Kontakt mit unter Antiretrovirale Therapie (ART) stehenden Betroffenen (vgl. Rockstroh, 2016, S. 249 - 252). Naheres uber den Verlauf der Humane Immunschwache Virus -Infektion, wird im Kapitel 2.2. Verlauf der Humane Immunschwache Virus-Infektion beschrieben.
Die Definition laut World Health Organization (WHO) beschreibt das Humane Immunschwache Virus (HIV) wie folgt:
„The human immundeficiency virus (HIV) infects cells of the immune system, destroying or impairing their function. Infection with the virus results in progressive deterioration of the immune system, leading to „immune defiency.“ The immune system is considered deficient when it can no longer fulfil its role of fighting infection and disease. Infection associated with severe immundeficiency are known as „oppurtnistic infections“, because they take advantage of a weakened immune system“ (WHO, 2017, o.S.).
Die Ubertragung des Human Immundeficiency Virus kann uber verschiedene Wege erfolgen. Am haufigsten findet die Ubertragung uber den ungeschutzten sexuellen Kontakt statt, wobei aber die Viruslast der infizierten Person und der Immunstatus der gesunden Person eine wesentliche Rolle spielt. Je hoher die Viruslast im Blut ist, desto mehr steigt das Risiko sich mit dem Human Immundeficiency Virus zu infizieren. Durch kleinste Schleimhautlasionen ist es dem Virus moglich in die Blutbahn der nicht kontaminierten Person zu gelangen und sich so in das Immunsystem zu integrieren und die Replikation zu forcieren. Der zweithaufigste Ubertragungsweg ist der gemeinsame Gebrauch von kontaminierten Spritzenutensilien, was ein gangiges Problem im Drogenmilieu darstellt. Durch den Verbleib von infektiosen Blutstropfen in den Spritzenkanulen, kommt es durch die Weitergabe und Gebrauch der Spritzen zu neuen Expositionen. Ein weiterer Ubertragungsweg ist die Mutter - Kind Ubertragung vor, wahrend und nach der Geburt. Im Mutterlaib kann der Virus diaplazentar ubertragen werden, wenn nicht eine entsprechende Therapie eingenommen wird. Wahrend des naturlichen Geburtsvorgang ist die Ansteckung des Neugeborenen ebenfalls sehr hoch, daher wird bei Humane Immunschwache Virus positiven Schwangeren die Geburt des ungeborenen Kindes mittels Sectio caesarea durchgefuhrt. Auch nach der Geburt kann die Ubertragung des Virus durch Stillen uber die Muttermilch erfolgen.
Ein weiterer Punkt ist die Ubertragung des Humane Immundeficiency Virus durch Transfusionen von Blutprodukten. Dank standardisierten Untersuchungsmethoden von Blutprodukten, ist eine Ubertragung, vor allem in der westlichen Welt, eher ausgeschlossen. In Landern wo die Untersuchung von Blutprodukten eher rar angewendet wird, hat diese Form der Ubertragung einen hohen Stellenwert.
Eine Ubertragung durch kussen einer Humane Immundeficiency Virus - Person, sowie das gemeinsame Benutzen von Tassen, Besteck und Toiletten ist nicht moglich. Ebenso ist eine Ubertragung durch Blut zu Haut, sofern die Haut intakt ist, obsolet (vgl. Hofmann, 2016, S. 4.).
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Acquired Immunodeficiency Syndrom (AIDS) verlauft die unbehandelte Humane Immunschwache Virus-Infektion (HIV) in 4 Stadien. Die Dauer der Stadien ist von Betroffenen zu Betroffenen unterschiedlich. Prinzipiell verlauft die Infektion ohne Antiretrovirale Therapie erstmals mit Grippeahnlichen Symptomen, welche dabei unspezifisch sind und eine Humane Immunschwache Virus Infektion damit nicht bzw. nur selten in Verbindung bringt. In der Akutphase steigt die Virenlast exponentiell an, die Anzahl der CD4 Zellen sinkt. Nach ungefahr 6 Wochen nach der Infektion, nimmt die Virenlast wieder ab und das Immunsystem, die CD4 Zellen, stabilisiert und erholt sich. Daraufhin folgt eine lange Periode von vielen asymptomatischen Jahren. Allmahlich wird das Immunsystem durch das Virus geschwacht. Wie die Stadien verlaufen, ist im Kapitel 2.2.1 naher beschrieben (vgl. Rockstroh, 2016, S. 7).
Die Stadien kennzeichnen sich durch unterschiedliche Krankheitszeichen. Im ersten Stadium, die Akute Humane Immunschwache Virus - Erkrankung, kommt es nach Humane Immunschwache Virus Exposition nach ca. 3 bis 6 Wochen Inkubationszeit, zu grippeahnlichen Symptomen. Diese auftern sich durch Nachtschweift, Fieber, Durchfall, Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellung (vgl. Bristol-Myers, 2018, o.S.). Weitere Leitsymptome sind Hautauschlag, Pharyngitis, Appetitverlust, Gewichtsverlust von bis zu 2,5 kg, Myalgie.
Selten kann es im 1. Stadium zu Myokarditis, Pankreatitis bis hin zum renibus defectum (Nierenversagen) kommen. Die Dauer der Akutphase beschrankt sich in der Regel auf 7 bis 10 Tage, manchmal auch bis zu 14 Tage.
Die Symptome konnen mussen aber nicht auftreten, da diese Phase auch asymptomatisch ablaufen kann. Fieber (80%) und Abgeschlagenheit (68%) zeigte in der klinischen Diagnostik die hochste Sensitivitat.
Im Immunologischen und Virologischen Status zeigt sich im ersten Stadium ein deutlicher Abfall der CD4-Zellzahl und ein signifikanter Anstieg von mehr als 100 Millionen Kopien HIV-1-RNA/ml. Nach der Akutinfektion steigt die CD4-Zellzahl wieder an, jedoch wird der Ausgangswert ohne antiretrovirale Therapie (ART) nur selten wieder erreicht. (vgl. Rockstroh 2016, S. 48ff).
Im 2. Stadium, das Stadium ohne Symptome oder auch Latenzphase genannt, verlauft die Humane Immunschwache Virus Infektion fur den Betroffenen meist symptomlos. Dennoch sinkt die T-Helfer Zellzahl ab, die Viruslast erhoht sich und das Immunsystem wird immer mehr geschadigt (vgl. Rockstroh 2016, S. 48ff). Betroffene fuhlen sich in dieser Phase gesund, allerdings konnen diese Andere anstecken. Die Latenzphase, abhangig von der Virenlast in der Akutphase und vom immunologischen Status, dauert ca. 10 - 15 Jahre. Klinisch konnen Atemwegserkrankungen, Geschwure im Mund, Hauterkrankungen, Herpes Zoster und Gewichtsverlust von bis zu 10% des Korpergewichtes auftreten. Der Korper ist dennoch in der Lage, obwohl der Virus zu einer progredienten Unterdruckung des Immunsystems fuhrt, die standige Neubildung von Viren auszubalancieren.
Das 3. Stadium beschreibt die symptomatische Humane Immunschwache Virus Infektion. Das Immunsystem ist durch das Virus bereits schwer geschadigt und es kommt zu klinischen Manifestationen wie schwerer Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des Korpergewichtes, chronischer Diarrhoe und Fieber uber einen langeren Zeitraum von uber einen Monat, orale Candida Infektionen, Tuberkulose der Lungen, Anamien im Blut, bakterielle Infektionen von z.B. Lungen, Knochen, Weichteilgewebe, und viele andere. Der Virus vermehrt sich signifikant hoch, dass eine Neubildung der CD4-Zellen fur den Korper nicht mehr moglich ist und somit die Kompensation der zugrunde gegangenen CD4-Zellen nicht mehr gegeben ist.
Durch den schweren Immundefekt entwickeln sich maligne Karzinome in verschiedenen Organen, verursacht durch opportunistische Infektionen (vgl. Benn, Weinreich, 2009, S. 180f).
Im 4. Stadium handelt es sich um die Progression vom Humane Immunschwache Virus zum Acquired Immune Deficiency Syndrome. Hierbei ist die Humane Immunschwache Virus Infektion sehr progredient. Die Zellzahl der CD4 + T- Lymphozyten liegen unter 200 Zellen pro Mikroliter (pl) (Referenzbereich 410 bis 1.590 Zellen pro Mikroliter (pl) bei Erwachsenen, unabhangig vom Geschlecht) oder unter 14% (Der Referenzbereich variiert zwischen 31 bis 60 Prozent bei Erwachsenen, unabhangig vom Geschlecht) des Normbereiches der T- Lymphozyten. Um das Acquired Immune Deficiency Syndrom als solches definitiv zu diagnostizieren, muss nicht nur der Immunstatus betrachtet werden, sondern auch mindestens eine Acquired Immune Deficiency Syndrom definierte Erkrankung vorliegen (vgl. Bundesministerium fur Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, 2018, o.S.).
„Zu den AIDS-definierenden Erkrankungen zahlen:
- Pneumocystis jirovecii Pneumonie
- Zerebrale Toxoplasmose
- Tuberkulose
- Infektionen mit atypischen Mykrobakterien
- Rezidivierende bakterielle Pneumonien innerhalb eines Jahres (Lungenentzundungen)
- Zytomegalievirus (CMV), Retinitis (Netzhautentzundung), Pneumonie, Magen-Darm-Trakt-Erkrankung, Enzephalitis, Polyradikulitis oder generalisierte CMV-Infektion
- Candidiasis von Speiserohren (Osophagus), Luftrohre (Trachea), Bronchien oder Lungen
- Karposi-Sarkom
- Progressive multifokale Leukenzephalopathie
- HIV-Enzephalopathie
- Maligne Lymphome
- Isosporiasis, chronisch, intestinal, 1 Monat bestehend
Disseminierte oder extrapulmonale Histoplasmose" (vgl. Bundesministerium fur Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, 2018, o.S.)
Die fortschreitende Immunsuppression fuhrt letztendlich infolge paralleler Begleiterkrankungen zum Tod der Betroffenen, sofern nicht zeitgemaft mit der Antiretroviralen Therapie begonnen wird.
Das Ziel der antiretroviralen Therapie ist es, die Virenlast soweit zu minimieren, dass diese unter die Grenze von 50 Kopien/ml Plasma liegt. Man spricht hier von der sogenannten Nachweisgrenze (50 Kopien/ml Plasma) (vgl. Bogner, et al., 2011, S.75-79). Durch die Suppression der Virusreplikation erholt sich das Immunsystem, die Gefahr der Resistenzbildung gegen die antiretrovirale Therapie nimmt ab und fuhrt zur einer langerfristigen Prognoseverbesserung. Damit eine Immunrekonstitution zustande kommt, ist eine langerfristige Suppression der Virusvermehrung und eine Therapieeinnahme mit offenem Zeithorizont vorausgesetzt. Die oftmals „lebenslange“ Einnahme der Therapie hangt zu einem mit den infizierten Zellpopulationen zusammen, die eine langjahrige Halbwertszeit besitzen, zum anderen auch damit, dass trotz der verfugbaren Kombinationstherapien und Substanzen eine Eradikation nur schwer vorstellbar ist. Das Immunsystem erlangt durch den CD-4-Zellzahl Anstieg im Blut und der Suppression der Virusreplikation zwar eine gute Immunantwort gegen opportunistische Erreger (aufter Tuberkulose), jedoch reicht dies nicht aus um eine Immunitat gegen das Humane Immunschwache Virus aufzubauen. Der Therapiebeginn hangt davon ab ob bei einem Patienten eine symptomatische Humane Immunschwache Virus Infektion im Stadium B und C vorliegt, z.B. bei Vorliegen von Acquired Immunodeficiency Syndrom oder der Patient asymptomatisch ist. Hierbei ist der Therapiebeginn abhangig von der CD-4- Zellzahl (CD4/pl) und der Viruslast Humane Immunschwache Virus - Ribonukleinsaure (RNA) Kopien/ml Plasma).
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