Masterarbeit, 2021
167 Seiten, Note: 1,00
Die Arbeit bezieht sich auf nationale und internationale Maßnahmen zur Regelung der Kinderarbeit in Bolivien.
Kinderarbeit muss differenziert betrachtet werden, eine Unterscheidung zwischen Kinderarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit ist unabdingbar.
Zwei internationale Organisationen befassen sich rechtlich mit diesem Thema: die Vereinten Nationen (UN) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Die UN gibt mit der Erschaffung der Kinderrechte Kindern weltweit seit 1989 einen Rechtsstatus, diese beziehen sich in 50 Artikeln auf Themen der Bildung, dem Familienleben, der Gewaltfreiheit, Ernährung etc. Der Schutz wirtschaftlicher Ausbeutung befindet sich in Artikel 32. Die ILO gibt zwei Konventionen vor, welche auch von Bolivien ratifiziert wurden: Das ist zum einen die Konvention Nummer 138 zu dem Mindestalter für Kinderarbeit von 14 Jahren und zum anderem die Konvention 182 zur Bekämpfung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit.
Bolivien ist seit 2009 plurinational. Dies bedeutet, dass der Staat den unterschiedlichen, nebeneinander lebenden indigenen Völkern die Ausübung ihrer Regierungsform erlaubt und diese in den Staat inkludiert. Mit der Plurinationalität geht die Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen einher, auch jene für arbeitende Kinder, der sogenannte „Código niña, niño y adolescente“, wurde unter Mitsprache der nationalen Dachorganisation der Kindergewerkschaft (UNATSBO) verändert und Bolivien ist 2014 einen anderen Weg als alle anderen Staaten der Welt gegangen: Die Kinderarbeit wurde ab zehn Jahren, unter bestimmten Bedingungen, legalisiert. 2018 wurde das Mindestalter jedoch aufgrund von internationalem Druck wieder
auf 14 Jahre erhöht.
Vor allem die Kindergewerkschaft macht sich in Bolivien für eine Legalisierung und somit für eine Regulierung der Kinderarbeit stark. Menschen vor Ort sehen internationale Maßnahmen als neokolonial und sagen, dass die internationalen Organisationen die Realität der Menschen und vor allem der Kindern in Bolivien nicht beachten. Sie würden aus einer europäischen Sichtweise handeln, welche nicht für alle Länder passend sei. Die Nichtbeachtung des Wissens und der Aussagen von Menschen des globalen Südens ist ein mentaler Aspekt neokolonialen Handelns.
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