Bachelorarbeit, 2021
37 Seiten, Note: 1,0
Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...)
1. Einleitung
2. Was ist der Transhumanismus?
3. lst das schon Human Enhancement oder Therapie?
4. Die Technologien des Transhumanismus und ^Anwendungsbereich
4.1 Gentechnisches Enhancement, Stammzellen, Klonen und pharmazeutisches
Enhancement
4.2 Was ist molekulare Nanotechnologie?
4.3 Was ist Superintelligenz?
4.4 Was ist Kryonik?
4.5 Was ist (Mind-)Uploading
4.6 Moralisches Enhancement
5. Das Posthumane im Transhumanismus
6. DieVerbindung zum Humanismus
7. Menschenbild(er) und die Naturdes Menschen
8. Die menschliche Natur nach dem Transhumanismus
9. Die internen Spannungen des Transhumanismus
9.1 Das Paradoxon der menschlichen Natur
9.2 Der Mensch wird zum Objekt
9.3 Selbstbestimmungsblockaden durch Enhancement-Methoden
10. Der liberale Transhumanismus
11. Die transhumanististische Überschreitung wesentlich menschlicher Eigenschaften
11.1 Wesentlich menschliche Eigenschaften aus wissenschaftlich empirischer Sicht
11.2 Die neue Naturrechtsbewegung
12. Fazit
13. Quellen- und Literaturverzeichnis
Das Voranschreiten der Technologien ist kaum zu bremsen. Jede weitere technologische Innovation kündigt weitere technologische Möglichkeiten an. Unter diesen Möglichkeiten finden sich auch Interventionen auf unser menschliches Substrat. Die Bewegung des Transhumanismus setzt an diesen Interventionen an. Sie möchte das biologische Material des Menschen mithilfe von Technologien verändern und dadurch den Menschen verbessern. Anthropologische (und auch ethische) Konsequenzen bahnen sich an, weswegen sich eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus lohnt.
Die aufkommenden Fragen, denen in dieser Arbeit nachgegangen wird, drehen sich um den Begriff „Verbesserung“. Was bedeutet es konkret für den Transhumanismus, einen Menschen zu verbessern? Und was heißt das dann für den Menschen? Kann es überhaupt einen durch den Transhumanismus konstituierten besseren „Menschen“ geben?
Zunächst wird eine Einführung in den Transhumanismus (TH) den Einstieg ebnen. Dann wird Schritt für Schritt die transhumanistische Position konkretisiert: Es wird begrifflich auf „Human Enhancement [1] eingegangen und zugleich hilfreiche Unterscheidungen vorgestellt. Es folgt das Organon des TH, die Technologien, mithilfe derer der Mensch bis zu einem Ideal verbessert werden soll. Des Weiteren wird dieses Ideal des TH, das Posthumane, unter Bezugnahme auf den Philosophen und Transhumanisten Nick Bostrom vorgestellt. Um die Herkunft des TH und ihr Erbe näher zu untersuchen, wird kurz auf den Humanismus eingegangen und darauffolgend eine Unterscheidung zwischen der Natur und dem Menschenbild folgen, welche für das Verständnis der transhumanistischen Naturbestimmung wichtig ist. Durch die Untersuchung des Erbes kristallisiert sich die transhumanistische Bestimmung der Natur des Menschen heraus, die erklärt und mit dem Verbesserungsgedanken des TH in Verbindung gebracht wird.
In der daran anknüpfenden kritischen Auseinandersetzung innerhalb des TH soll diese Verbindung auf Widersprüche sowie Mängel überprüft werden und es wird eine Alternative zum TH vorgestellt werden, nämlich der liberale Transhumanismus Bostroms (LTH). Darauf folgt eine Untersuchung, ob die transhumanistische Festlegung der Verbesserung bestimmte substanziell menschliche Eigenschaften gefährdet. Schließlich soll im Fazit unter Berücksichtigung der vorhergehenden Betrachtung dargelegt werden, ob und wie ein verbesserter Mensch nach dem TH und LTH möglich sein könnte.
Der TH ist eine Strömung, welche namentlich bereits im 20. Jahrhundert aufkam und sukzessive der Realisierung ihrer Technologien näher kommt. Im wissenschaftlichen Bereich hat sie bereits an Bedeutung gewonnen. Wirtschaftsgrößen wie Elon Musk oder große Konzerne (Google und Co.) diskutieren bereits über Forschungsgebiete des TH wie die Superintelligenz - so scheinen einige Realisierungen von Technologien zumindest „nicht mehr eine Frage des ,Ob', sondern des ,Wann“‘(Klaes 2018, 379) zu sein.1
Ziel des TH ist, den Menschen durch Technologien zu optimieren (Human Enhancement), ihn aber perse nicht direkt zu überwinden. Es soll ein Übergang von einem rezenten Menschen zu einem „Menschen x.O“ (Loh 2018, 32) stattfinden. Den Menschen „nur“ durch technische Bauteile zu ergänzen, nicht aber zu ersetzen, provoziert die Frage, wann der Mensch ersetzt werden würde (vgl. Siegesleitner 2016, 185).
Transhumanisten wollen, dass die Optimierungen schnellstmöglich in die Tat umgesetzt werden. Unangenehme Entwicklungen wie die Digitalisierung, welche die menschliche Arbeitskraft schwächt, die Kl, welche uns Menschen hinsichtlich unserer Intelligenz zu überholen scheint und normative Aussagen von Transhumanisten bezüglich bereits verstorbener Menschen, die nicht mehr in den Genuss der neuesten Techniken kommen, sollen legitimieren, warum der Mensch schnellstmöglich optimiert werden soll (vgl. Spreen 2018, 28).2
Für die transhumanistische Optimierung des Menschen ist es wichtig, die auf ihn wirkende Natur miteinzubeziehen. Transhumanisten wollen die ihnen von der Natur auferlegten Schranken, die biologischen Grenzen, durchbrechen.3 Die menschliche Natur ist für sie ein „Work-in-Progress“ (Bostrom 2003a, 493), der noch nicht beendet ist.
Wie bereits beschrieben, geht es aber nicht darum, den Menschen zu überwinden, sondern das substanziell Menschliche zu erhalten und zu fördern: „The important thing is not to be human but to be humane“ (Bostrom 2003b, 36). Allein das von der Natur determinierte Material Mensch (human) gilt es zu überwinden und dadurch zu optimieren (vgl. ebd., 36). Den Körper des Menschen mit seinen immanenten biologischen Grenzen hat der TH in seine Optimierung miteinbezogen. Genau dieser gehört zum Material, welches es zu überwinden oder abzustreifen gilt, da es ein Fortschrittshindernis ist und die Erreichung des Telos behindert (vgl. Siegesleitner2016, 198).
Das gesetzte Endziel des TH ist das Posthumane, ein Idealzustand, worauf sich eine stetige Verbesserung des Menschen zubewegt (vgl. Loh 2018, 32).
Der TH hat ein großes Inventar an Möglichkeiten, auf die er zur Optimierung bzw. Verbesserung (Enhancement) des Menschen zugreifen kann. Darunter finden sich genetisches Enhancement, worunter die in-vitro-Fertilisation fällt,4 Cyborg Enhancement wie Gehirn-Computer-Schnittstellen, morphologisches Enhancement wie bspw. chirurgische Eingriffe und auch pharmakologisches Enhancement, wozu die Einnahme von Ritalin oder Modafinil zählt (vgl. Sorgner 2018, 156). Auch moralisches Enhancement für die Urteils- und Verhaltensfähigkeit gehört dazu, die auf verschiedene Enhance- menf-Methoden zurückgreift. Insgesamt haben die Enhancement-MeVnoden Schnittmengen, weswegen manche Eingriffe an dem Menschen zur Benutzung von zwei oder mehreren Technologien führen kann.
Konkrete Vorteile, die sich Transhumanisten von solchen Technologien versprechen, sind größere Räume der Entfaltung, um dadurch glücklich zu werden wie z. B. mehrere potenzielle Lebensverläufe, mehr kognitive Entfaltung, mehr Kontrolle über Emotionen usw. (vgl. Bostrom 2008a, 122).
Um die Technologien wissenschaftlich erklären zu können, ziehen Transhumanisten naturalistische Theorien, vor allem den Physikalismus zu Hilfe, dessen These ist, dass nichts jenseits von den physikalisch beschreibbaren Dingen existiert (vgl. Weir 2018, 229).
Neben dem Begriff „Enhancement" steht ein weiterer Begriff im Fokus, nämlich der Unsterblichkeitsbegriff. Für alle Transhumanisten ist die Unsterblichkeit von höchster Priorität, doch scheint nicht wirklich eindeutig zu sein, was sie genau unter Unsterblichkeit verstehen (vgl. Loh 2019, 36-39). Klar ist, dass für sie die Unsterblichkeit möglichst im Diesseits erfahren werden soll, weswegen eine Aversion gegen den Tod vorherrscht; der Tod gilt als ein Übel, das bekämpft werden muss (vgl. ebd., 42). Allgemein soll die natürlich tickende Uhr der Lebensdauer unter unsere Kontrolle kommen; sie ist dem Menschen, zumindest dem Transhumanisten, rechtmäßig als Entscheidungstool zu übergeben. Jedes Individuum soll das Recht bekommen zu entscheiden, wann und auch wie es sterben möchte-ja sogar der Tod soll überwunden werden.5
Die These des TH, dass Technologien in ihrer Anwendung genutzt werden, um den Menschen zu verbessern, kann aus ethischer Sicht unterschiedlich dargestellt werden. Dies zeigt sich an den Modalverben „sollen“ und „dürfen“. Einmal sollen Technologien zu Optimierungszwecken genutzt werden, wohingegen bei der anderen Auslegung eine weitaus liberalere Aussicht zu Verfügung steht, nämlich dass die Technologien zur Optimierungszwecken benutzen werden dürfen (vgl. Göcke 2018, 118f.). Transhumanisten tendieren eher, zum verpflichtenden „sollen“, ohne eine eigene normative Ethik anzustreben. Bei der verpflichtenden Aufforderung steht die Optimierung des einzelnen Individuums im Fokus. Progressiv wird aber eine kollektive Ebene angesteuert, da sich individuell gewünschte Veränderungen wie z. B. durch Kosmetika, Biotechnologien oder Schönheitsoperationen hervorgerufen früher oder später in Erziehungstypen und erwünschte Idealtypen niederschlagen. Dadurch wird sich eine (willkürlich konstruierte) normative Verpflichtung einzelner Individuen schlussendlich auf kollektiver Ebene auswirken (vgl. Loh 2018, 81).
Für gewöhnlich unterscheiden Transhumanisten nicht zwischen dem Enhancement und der Therapie (vgl. Loh 2018, 50). Sie meinen, dass Verbesserung aus demselben Grund geschieht wie Therapie, nämlich um Leben, Gesundheit, Kognition und Gemütszustände (Emotionen) zu schützen und zu optimieren (vgl. Bostrom & Roache 2008, 13). Diese Gegenüberstellung ist aber eine genauere Betrachtung wert, da sie helfen kann, den Enhancement-Beghff besser einordnen zu können.
Anstatt den Menschen wie beim Enhancement über seine biologischen Grenzen hinaus zu optimieren, geht die Therapie vorbeugend gegen Krankheiten vor. Sie versucht zudem, den vorherigen Zustand eines krank gewordenen Menschen so gut wie möglich wiederherzustellen (vgl. Heyd 2005, 68).
Während es für die Therapie derzeit viele Anwendungsgebiete gibt, hat das Human Enhancement noch keine gewaltigen Anwendungsgebiete. Die derzeit existierenden Möglichkeiten, welche optimierend wirken sollen, sind die Praktiken der körperlichen Modifikationen durch Kosmetik und Implantate, mentale Optimierung wie pharmazeutische Mittel zur Verbesserung der mentalen Funktion und „Extended-mind-Technologi- en“ (Loh 2018, 50), die mentale Kompetenzen erweitern wie z. B. Computer und Navigationsgeräte.
Der Philosoph Dieter Birnbacher unterscheidet innerhalb des Enhancement sinnvollerweise zwischen kompensatorischem und erweiterndem Enhancement, was die zuvor geschilderten Optimierungsmöglichkeiten besser einzugliedern erlaubt. Unter kompensatorischem Enhancement versteht er die Wiederherstellung eines „normalen“ Zustands ohne aber mit Therapie gleichgesetzt werden zu können. Die Distinktion liegt nämlich darin, welchen Zustand die therapierte Person vor der Behandlung besitzt: Anstatt krankheitsbedingt therapiert zu werden, wird beim kompensatorischen Enhancement gegen einen natürlichen und nicht krankheitsbedingten Zustand wie dem Alterungsprozess mit künstlichen Mitteln präventiv vorgegangen. Beispielhafte Verfahren sind Anti-Aging Methoden. Das erweiternde Enhancement ist die vom TH postulierte Forderung der Überwindung des ursprünglich natürlichen Zustands durch Verbesserung (vgl. Birnbacher2019, 25-29).
Gegenwärtige Beispiele von Personen, die ein erweiternde Enhancement erhalten haben, jedoch in schwacher Form, sind Enno Park und Neil Harbisson. Enno Park ließ sich ein sogenanntes Cochlea-Implantat in das Innenohr einsetzen. Es verleiht ihm die Fähigkeit, im Infra- und Ultraschallbereich hören zu können. Neil Harbisson ist farbenblind und trägt ein Gerät, dass Farben in Töne umwandelt und kann dadurch sogar Infrarot oder Ultraviolett hören (vgl. Siegesleitner 2016, 190). Es wird deutlich, dass En- fiancemenf-Technologien nicht nur bestehende Eigenschaften des Menschen beeinflussen, sondern auch neue Fähigkeiten für den Menschen bereitstellen.
Erwähnenswert ist, dass gesellschaftliche Einflüsse die allgemeine Einschätzung, was als kompensatorisch, erweiternd oder therapeutisch gilt, grundlegend verändern können. Was einmal erweiternd war, kann später kompensatorisch und schließlich therapeutisch werden. Was folglich als transhumanistisches Enhancement bestimmt wird, muss innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen und Wertvorstellungen betrachtet werden (vgl. Birnbacher2019, 25f.).6
Transhumanistische Technologien sollen vorwiegend für erweiterndes Enhancement des Menschen genutzt werden. Darunter fallen gentechnische Verfahren, Forschung mit Kl (Superintelligenz), molekulare Nanotechnologie oder pharmazeutische Ansätze (vgl. Siegesleitner 2016, 186). Für ein Kernthema innerhalb des Verbesserungskonzepts, der radikalen Verlängerung des Lebens und dem Leitspruch „Death should be voluntary (Siegesleitner 2016, 192), besteht neben den bereits genannten besonderes Interesse an Technologien wie der Gentherapie, der Stammzellenforschung, dem Klonen von Organen und der Kryonik (vgl. Bostrom 2003b, 8). Die einzelnen Technologien werden nun genauer untersucht.
Das genetische Enhancement kann in zwei Arten unterteilt werden: den somatischen Eingriff und den Eingriff in die Keimbahn. Bei einem somatischen Eingriff wird genetisches Material von außen in die Zellen des Körpers eingefügt. Diese Intervention auf das genetische Material wirkt sich nicht auf die nächsten Generationen aus. Die Keimbahn-Gentherapie hingegen ist ein aktiver Eingriff: Hier wird direkt auf die Spermien, Eizellen oder frühe Zygote zugegriffen, wodurch alle durch den Eingriff erzeugten Veränderungen vererbbar werden (vgl. Bostrom 2003b, 7f.). Ein derzeitiges Beispiel für eine Methode innerhalb des genetischen Enhancement ist das Embryo-Screening. Unter Screening wird die Übermittlung von genetischen Informationen eines Embryos, wie das Geschlecht und seine genetischen Veranlagungen für Krankheiten, an die zukünftigen Eltern verstanden. Folglich ist es nicht-invasiv, aber leitet diejenigen Eingriffe ein, welche den Embryo manipulieren sollen (vgl. Heyd 2005, 67). Ein weiteres Beispiel ist die In-vitro-Fertilisation, umgangssprachlich auch „künstliche Befruchtung“ genannt, die von den Transhumanisten zum Umgehen von Erbkrankheiten innerhalb von Familien genutzt wird, indem sie zur Implantation einen Embryo auswählen, welcher keine Gene der Erbkrankheit besitzt. Beide soeben genannten Technologien verändern die Gene nicht invasiv. Relativ neue genetische Methoden wie CRISPR/cas9 sind aber dazu in der Lage (vgl. Bostrom & Roache 2008, 18-20).
Die Stammzellenforschung befasst sich nomen est omen mit Stammzellen. Diese stellen sich selbst wieder her und bringen ganz eigene spezifische Funktionen für den Körper hervor wie z. B. Geweberegeneration. Mit diesem Wissen über solche Eigenschaften kann Ersatzgewebe gezüchtet werden, was bei der Behandlung gegen Herzerkrankungen, Parkinson oder Leberversagen zum Einsatz kommen kann. Es wird auch versucht, normale Stammzellen zu pluripotenten Stammzellen zu machen, die den Menschen weitere noch nicht natürlich existente Eigenschaften geben könnten (vgl. Bostrom 2003b, 8).
Das Klonen spielt für den Transhumanismus eine untergeordnete Rolle, da es nicht direkt zu ihrem Verständnis von Verbesserung des derzeitigen Menschen beiträgt. Die Idee besteht eher darin, den Menschen zu erhalten. Darüber hinaus entstehen mit dem Klonen diverse Probleme, welche in dieser Arbeit nicht erwähnt werden können, da sie den Rahmen sprengen würden.
Das pharmazeutische Enhancement hat die Eigenschaft, den Menschen nur zeitlich beschränkt verändern zu können, da ihre Wirkung in der Regel nachlässt. Zu den gegenwärtigen Methoden, welche aber für den TH als unwichtig erachtet werden, gehören leistungssteigernde Medikamente wie Anabolika, Coffein und Kokain (vgl. Bostrom 2003b, 51).
Die molekulare Nanotechnologie ist eine Methode auf atomarer Ebene, um beliebige Strukturen herstellen zu können. Da nach Bostrom fast alles aus Atomen besteht, hätte sie überall Anwendungsmöglichkeiten (vgl. Bostrom 2003b, 9f.).
Das Instrument, welches die Anwendungsmöglichkeiten in die Tat umsetzen soll, wird Assembler genannt. Dieser ist eine molekulare Konstruktionsvorrichtung, die mit mikroskopisch kleinen Roboterarmen verschiedene Moleküle ordnen kann. Dadurch wäre ein fortgeschrittener Assembler in der Lage, sich selbst als Kopie herzustellen und somit durch eigene Reproduktion als „Organismus“ selbst komplexe Strukturen aufzubauen. Da die Anzahl der Assembler exponentiell steigen würde, würde ihre Gesamtarbeitskraft immer größer werden (vgl. ebd., 9).
Neben diesen rein technologischen Minirobotern existieren auch biologische Maschinen, nämlich die Ribosomen. Diese einige tausend Kubiknanometer kleinen Arbeiter sind in den Zellen anzutreffen, welche unsere Proteine herstellen (vgl. Bostrom 2003b, 9f.).7 Ihre Interaktion auf mikroskopisch kleiner Ebene erlaubt extrem präzise Herstellungsprozesse, welche z. B. andere Herstellungsprozesse, die Abfallprodukte im Inneren des Menschen verursachen, ersetzen könnte (vgl. ebd., 10).
Ein weiteres Zubehör ist der Disassembler, der wie ein Assembler funktioniert, nur dass dieser Objekte zerlegt. In Synergie mit dem Assembler können noch präzisere Vorgehen geleistet werden. Es könnten atomar exakte Nachbildungen fast aller vorhandenen Objekte erstellt werden (vgl. ebd., 10). Assembler oder Ribosomen sollen bei gezielter Anwendung zu Menschen-ComputerSchnittstellen und Cyborgs führen.
Eine Superintelligenz überragt die Kapazitäten eines menschlichen Gehirns in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Es wird zwischen schwacher und starker Superintelli-
[...]
1 Sogar in Deutschland hat der TH politisch Niederschlag gefunden. Eine transhumane Partei namens Transhumane Partei Deutschland existiert, die sich der Leitidee des TH, dem nie endenden Fortschritt, verpflichtet hat (vgl. Spreen 2018, 17).
2 Diese Dringlichkeit wird in dem folgenden von Bostrom angeführten Satz besonders deutlich, in dem er als fiktiver Bürger einer transhumanistischen Welt auf die Frage antwortet, was Schuld bedeutet: „What is Guilt in Utopia? Guilt is our knowledge that we could have created Utopia sooner.“ (Bostrom 2008b, 6 )
3 Gründe hierfür sind die ablehnungswürdigen, natürlich hervorgerufenen Zustande wie Demenz, Krebs, Altern etc. Unser natürliches Wesen selbst scheint auch nicht immer wünschenswert zu sein, da es in einigen Situationen zu Mord, Vergewaltigung, Betrug usw. tendiert.
4 Der Inhalt, welcher mit dem genetischen Enhancement einhergeht, hat diverse Parallelen zur Eugenik, die eine fragwürdige Vergangenheit aufzuweisen hat. Deswegen wird, um dem Urteil über Eugenik auszuweichen, vom genetischen Enhancement gesprochen (vgl. Sorgner 2018, 156).
5 Feindbilder der TH sind diejenigen, welche Nick Bostrom „deathist philosophies“ (Bostrom 2003b, 37) nennt. Diese verstehen den Tod als sinngebend, als etwas, das akzeptiert oder schlichtweg verdrängt oder geleugnet werden soll. Bostrom findet das tödlich, da sie sich der Gefahr des Todes hilflos ausliefern und Passivität lehren (vgl. Bostrom 2003b, 37). Auf diese deathist philosophies wird z. T. im Kapitel 9 eingegangen.
6 Birnbacher führt eine Möglichkeit auf, wie kompensatorisches Enhancement zu Therapie werden kann: Viele normale Phänomene wie Aggressivität und Schüchternheit werden innerhalb der USA „medikalisiert“. Das bedeutet, dass zunächst normale Phänomene wie die soeben genannten zu pathologischen Syndromen werden. Bereitgestellte Medikamente sollen dann diese Leiden bekämpfen und sind der Bevölkerung zugänglich (vgl. Birnbacher 2019, 26). So könnte bald geringe Intelligenz - als medizinische Krankheit tituliert - "geheilt" werden (vgl. Bostrom & Roache 2008, 16).
7 Wie die Proteinherstellung und die daraus schöpfenden Mechanismen funktionieren sollen, siehe
Bostrom 2003b, 9f.
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