Bachelorarbeit, 2021
37 Seiten, Note: 2,3
1 Einleitung
2 Situation derjüdischen Bevölkerung im Gebiet des deutschen Kaiserreiches im 19. Jahrhundert
3 Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland
4 Die Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn
5 Antisemitismus in der Bonner Studentenschaft
5.1 Der Verein Deutscher Studenten: „Die Speerspitze des Antisemitismus“
5.1.1 Antisemitenpetition
5.1.2 Politische Positionen des Dachverbandes „Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten“ zur Zeit des Kaiserreiches
5.1.3 Prägende Persönlichkeiten
5.1.3.1 Adolf Stoecker
5.1.3.2 Heinrich von Treitschke
5.1.4 Der Bonner Verein Deutscher Studenten
5.1.5 „Ein weißer Rabe im Verein Deutscher Studenten“ Ein Bericht über das 25. Stiftungsfest des VDSt Bonn
5.2 Dachverbände der anderen Bonner Studentenverbindungen
5.2.1 Allgemeiner Deputierten Convent
5.2.2 Coburger Landsmannschaft^ Convent
5.2.3 Der Carteilverband und andere katholische Verbände
5.2.4 Der Wingolfsbund
5.2.5 Der Kösener Seniorenconvents Verband
5.2.6 Akademische Turnvereine
5.2.7 Reformburschenschaften
5.3 DieBonnerFinkenschaft
5.4 Juristische Vereine
6 Jüdische Verbindungen in Bonn
6.1 Diejüdische Verbindung Rheno-Silesia Bonn
6.1.1 Rheno Silesia und die Bonner Vertreterversammlung
6.1.2 Fechtbetrieb derRheno-Silesia
6.2 Die Verbindung VJSt Kadimah Bonn
7 Bonn im Vergleich zu anderen Universitätsstädten
7.1 Die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
7.2 Leipzig
7.3 Albertus-Universität Königsberg
8 Fazit
9 Literaturverzeichnis
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Aufkommen des völkisch geprägten und auf Abstammung beruhenden Antisemitismus an den Universitäten im deutschsprachigen Raum mit besonderem Fokus auf die Situation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität zu Bonn. Zunächst wird die Situation der jüdischen Bevölkerung des Deutschen Kaiserreiches um die Jahrhundertwende und die Entwicklung, die zu dieser Situation führte, geschildert. Danach wird die Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und ihre Entwicklung in der Zeit des Kaiserreiches bis zum Beginn des ersten Weltkrieges dargestellt.
Anschließend wird der Antisemitismus in der Bonner Studentenschaft und seine Verbreitung durch die Betrachtung verschiedener Aspekte gezeigt. Zunächst wird der Verein Deutscher Studenten in Bonn und sein Dachverband, der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten, die das wohl prominenteste Beispiel für den Antisemitismus und seine Verbreitung unter den Studenten sind, dargeteilt. Danach werden die übrigen studentischen Vereine und Verbindungen an der Bonner Universität und ihre Einstellung zum Antisemitismus beleuchtet, das sind einerseits andere studentische Verbindungen wie zum Beispiel Corps und Burschenschaften, aber auch die sogenannte Finkenschaft, die sich aus NichtVerbindungsstudenten zusammensetzte.
Einen anderen Blickwinkel auf das Thema emöglicht der Blick auf die beiden jüdischen Studentenverbindungen, die in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg an der Bonner Universität vertreten waren. Abschließend wird die Situation an der Bonner Universität mit der Situation rund um den Antisemitismus und entsprechende Vorfälle an anderen deutschen Universitäten verglichen um festzustellen, wie die Bedeutung des Thema für die Bonner Studentenschaft an ihrer Universität eingeschätzt werden kann.
In Folge der Besetzung deutscher Gebiete durch die Truppen des revolutionären Frankreichs waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen der westlichen Gebiete, des späteren Deutschen Kaiserreiches, französische Gesetze etabliert worden. Diese sorgten für eine weitgehende rechtliche Gleichstellung der örtlichen jüdischen Bevölkerung. In den meisten Staaten wurde diese weitgehende Gleichstellung, die vor allem im wirtschaftlichen Bereich zu einem Aufschwung geführt hatte, in Folge der Restauration der alten Ordnung auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 wieder aufgehoben und man kehrte zu den restriktiveren Regeln des 18. Jahrhunderts zurück. In den Städten Bremen und Lübeck wurden Teile der jüdischen Bevölkerung sogar aus der Stadt ausgewiesen.1 Auch wenn viele Mitglieder der jüdischen Oberschicht in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und auf Seiten der deutschen Staaten gekämpft hatten, blieb ihnen doch weiterhin der Zugang zu den gehobeneren Kreisen der Gesellschaft verwehrt, die Juden weiterhin ausschloss und sie, vor dem Hintergrund des aufkommenden deutschen Nationalismus, nicht als Teil des deutschen Volkes sah.2 In der Zeit des Vormärzes bis zur Revolution im Jahr 1848 kam es immer wieder zu Ausschreitungen gegenüber jüdischen Gemeinden im Gebiet des Deutschen Bundes.3
Im Rahmen der Revolution und der Unruhen des Jahres 1848 kam in größeren Teilen der Bevölkerung, insbesondere im liberal geprägten Bürgertum, die Forderung nach einer vollständigen Gleichstellung und Emanzipation derjüdischen Mitbürger auf, die zwar auch vom Paulskirchenparlament unterstützt wurde, aber nach dem Scheitern der Revolution keinen weiteren Rückhalt mehr fand.4
Während es also auf dem Gebiet der gesetzlichen Gleichstellung vorerst keinen Fortschritt gab, war die Zeit nach der Revolution für die jüdischen Bürger durch einen wirtschaftlichen Aufschwung und sozialen Wandel geprägt. Es entstand eine große, bürgerlich geprägte jüdische Mittelschicht, während die in früheren Zeiten große Anzahl verarmter Juden durch Auswanderung und Aufstieg immer geringer wurde.5
Zu Beginn der 1860er Jahre erfolgte in den Staaten des Deutschen Bundes dann auch die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bürger, die im Jahr 1869 erreicht war und bei der Gründung des Deutschen Reiches 1871 in dessen Gesetze übernommen wurde. Begeisterung gab es in der Bevölkerung über diesen Fortschritt keine, doch auch Widerstand blieb aus.6 Zwar dauerte der Prozess der rechtlichen Gleichstellung in den Gebieten des späteren deutschen Kaiserreiches länger als zum Beispiel im Nachbarland Frankreich, trotzdem lässt sich festhalten, dass das 19. Jahrhundert für die jüdische Bevölkerung geprägt war durch sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg.
Bereits seit der Etablierung des Christentums in Europa existierten innerhalb der christlichen Gemeinden Vorbehalte gegenüber jüdischen Mitbürgern. In der Zeit des Mittelalters wurde ihnen die Ermordung Jesu zur Last gelegt. Dieser Vorwurf war seit Beginn des zweiten Jahrhunderts in der Kirche präsent und wurde ein elementarer Bestandteil der christlichen Religion. Man spricht von einem christlichen Antijudaismus.7 Auch die protestantische Kirche übernahm die Positionen und verstärkte sie sogar noch. Mit dem Zeitalter der Aufklärung kam im Gegensatz zu katholischen judenfeindlichen Positionen eine philosemitische Strömung auf, die sich mit jüdischer Kultur positiver auseinandersetzte. Allgemein ist die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts von einer Entspannung des Verhältnisses zwischen den christlichen Konfessionen geprägt, von der auch das Judentum profitierte. Diese positivere Sicht auf das Judentum und die Auseinandersetzung mit der Religion zielte jedoch letztendlich auf die Missionierung der jüdischen Bevölkerung und die Widerlegung ihrer Religion ab.8 Protestantische und katholische Theologen setzten die „antijudaistischen Traditionen bis ins 19. Jahrhundert fort“.9 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich also die Situation auch in Preußen noch in Teilen durch einen christlich geprägten Antijudaismus aus, der nicht eine Auslöschung, sondern eine Hinführung der jüdischen Bevölkerung zum christlichen Glauben als Ziel hatte. Auch die aufgeklärten Denker dieser Zeit, wie zum Beispiel Humboldt, waren bestrebt, die jüdische Bevölkerung in Preußen zur Assimilation in das, was sie als einheitliche deutsche Kultur und Lebensweise verstanden, zu bringen. Man versuchte, eine Homogenisierung der Bevölkerung und ihrer Kultur zu erreichen.10 Das stieß in derjüdischen Bevölkerung nicht nur auf Widerstand, einige führende jüdisch-deutsche Intellektuelle, wie zum Beispiel Heinrich Heine, sahen die Taufe und die damit verbundene Ablegung der alten, jüdischen Religion als „Entréebillet in die bürgerliche Gesellschaft“.11 Ab den 1870er Jahren entwickelte sich aus dieser eher christlich geprägten Ablehnung derjüdischen Bevölkerung, die man durch die Taufe durchaus überwinden konnte, ein völkisch geprägter Antisemitismus. Dieser sah die jüdische Bevölkerung innerhalb des deutschen Reiches als ein eigenes Volk, das sich aufgrund seiner Abstammung immer vom Rest Deutschlands unterscheiden würde. Man differenzierte zwischen der Staatsangehörigkeit und der sogenannten Volkszugehörigkeit, die auf der Herkunft der Vorfahren basierte.12 Die Grundlage dieser Einstellung waren aber auch weiterhin viele Aspekte, die sich aus dem Antijudaismus der christlichen Kirchen und ihrer Theologen entwickelt hatten.13 Die jüdische Abstammung konnte man in der Ansicht der Antisemiten niemals überwinden, auch nicht indem man sich taufen ließ. Die Wendung weg von der religiösen Begründung der Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung und hin zu einer rassentheoretischen Begründung zeigt sich auch in der veränderten Bezeichnung klar. Während der Antijudaismus klar die Religion, das Judentum, als Gegner benennt, wählen die Antisemiten des späten 19. Jahrhundert mit der Verwendung des Wortes Antisemitismus eine ethnologische Formulierung aus der damaligen Völkerkunde.
In Folge eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs nach der Gründung des deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 kam es in Deutschland zur sogenannten Gründerkrise. Es entstanden Arbeitslosenquoten in Höhe von bis zu 20 Prozent der Bevölkerung. Anders als in Frankreich war die Identität des jungen deutschen Staates noch kaum gefestigt und durch diese Krise stark gefährdet. In der Folge entwickelte sich ein stark völkisch geprägtes Denken in weiten Teilen der Bevölkerung, dasjeden, der von der gesellschaftlichen Norm auch nur leicht abwich, ausgrenzte. Dies betraf nicht nur diejüdische Bevölkerung, sondern auch Katholiken und Polen.14
Weiter in der Mitte der Gesellschaft wurde der Antisemitismus aufgrund dieser Ereignisse durch christliche Parteien und explizit antisemitische Vereine etabliert. In Folge der Äußerungen hochrangiger Professoren und des daraus resultierenden Berliner Antisemitismusstreits, bei dem die weitestgehende Rücknahme der Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung und ein Ausschluss aus weiten Teilen des Berufslebens gefordert wurde, waren antisemitische Positionen und die Diskussion darüber in weiten Teilen des Kaiserreiches stark vertreten. Durch diese starke Präsenz innerhalb der Gesellschaft verbreitete sich der Antisemitismus auch in viele eigentlich unpolitische Vereine und Bevölkerungsschichten.15
Das 19. Jahrhundert war gerade in seiner ersten Hälfte eine Zeit, in der die Studentenschaft durch politische Entwicklungen und Umbrüche, wie zum Beispiel die Revolution von 1848 und die Befreiungskriege gegen Napoleon, geprägt wurde. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität zu Bonn. Im Jahr 1818 wurde die Bonner Universität durch den preußischen Staat, der die Rheinprovinz rund um Köln in Folge des Wiener Kongresses zugesprochen bekommen hatte, gegründet. Man entschied sich hier bewusst gegen den Standort Köln, obwohl dieser durch seine von 1388-1789 bestehende Universität eigentlich prädestiniert gewesen wäre. Doch gerade diese lange, katholisch geprägte Tradition war dem protestantischen Preußen ein Dorn im Auge und so entschied man sich für eine unvorbelastete Neugründung im kleineren Bonn.16
In dieser Zeit verschob sich der Fokus an den Universitäten immer mehr auf die Naturwissenschaften und auch die neugegründete Universität Bonn wurde von dieser Entwicklung geprägt.17
Abseits der fachlichen Ausstattung zeichnete sich die Universität in Bonn zunächst durch eine unpolitische Studentenschaft aus. Als jedoch in Folge der Karlsbader Beschlüsse, die im Jahr 1819 eine Überwachung der Universitäten, Einschränkung der Meinungsfreiheit und das Verbot der Urburschenschaft zur Folge hatten, einige Studenten aus Jena ihr Studium an der Bonner Universität fortsetzen mussten, brachten sie die politisierte Studentenkultur der Burschenschaften mit sich und verbreiteten diese auch an ihrer neuen Universität. Im Sommer 1819 gründeten sie die Burschenschaft „Allgemeinheit“ und brachten damit das Konzept der studentischen Verbindungen an diejunge Universität.18
Als es im Jahr 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches kam, hatten sich die Verbindungen als fester Teil des universitären Lebens etabliert und insbesondere das „Corps Borussia Bonn“ sorgte durch seine namhaften Mitglieder aus der kaiserlichen Familie der Hohenzollern für eine landesweite Bekanntheit dieser studentischen Vereinigungen an der daher sogenannten „Prinzenuniversität“.19 In Folge der Reichsgründung stieg auch die Zahl der Studenten an der Universität in Bonn sprunghaft an. Waren im Jahr 1877 noch unter 1000 Studenten an der Universität Bonn eingeschrieben, so stieg diese Zahl bis zum Beginn des ersten Weltkrieges im Jahr 1914 auf ungefähr 4000 an.20 Es kam zu einer Vielzahl an Neugründungen studentischer Vereine und Verbindungen, die neben den Corps das Leben der Studenten prägten. Im Gegensatz zur Zeit vor der Reichsgründung teilten sich diese Verbindungen nun nicht mehr nur in Burschenschaften und Corps auf, sondern es bildete sich auch eine große Anzahl konfessioneller, musischer und sportlicher Verbindungen. Insbesondere die Anzahl der katholischen Verbindungen stieg an. Während im Jahre 1844 nur eine katholische Verbindung in Bonn existierte, gründeten sich in der Zeit zwischen 1871 und 1914 einundzwanzig neue katholische Verbindungen.21 In dieser Zeit gründeten sich auch zwei jüdische Verbindungen in Bonn, da jüdische Studenten in vielen Verbindungen keine Mitglieder mehr sein durften.22 Doch nicht alle Studenten waren in Korporationen organisiert. Nach der Jahrhundertwende etablierte sich in Bonn neben den konfessionellen und den schlagenden Verbindungen die sogenannte Finkenschaft. Sie setzte sich zusammen aus den Studenten, die keine Verbindungsmitglieder waren, und bildete innerhalb der Studentenschaft eine dritte unabhängige Fraktion mit eigenen Standpunkten, die sie in der Vertreterversammlung vertrat.23
In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg wurde die organisierte Studentenschaft maßgeblich durch den akademischen Kulturkampf geprägt, der auch in Folge der Auseinandersetzung des Reichskanzlers Otto von Bismarcks mit der katholischen Kirche innerhalb der Studentenschaft ausgetragen wurde. Die Konfliktparteien waren in den eher nationalen, bismarcktreuen Block der Corps und Burschenschaften auf der einen Seite und die katholischen Verbindungen auf der anderen Seite geteilt.24 In Bonn führte dieser Kulturkampf innerhalb der Studentenschaft ab 1894 zur Aufspaltung in zwei verschiedene Vertreterversammlungen, welche jeweils ihr Lager repräsentierten und die Zusammenarbeit mit ihren Gegenspielern verweigerten.25 Die katholischen Verbindungen wurden durch die „Bonner Studentenschaft der katholischen Korporationen“ repräsentiert und die Corps und Burschenschaften durch die „Bonner Studentenschaft mit Ausnahme der konfessionellen Korporationen“.26 Der Rektor der Bonner Universität, der die Position des Vermittlers hätte einnehmen können, war zu diesem Zeitpunkt der protestantische Theologe Kamphausen. Statt zu vermitteln, beteiligte er sich aber selbst maßgeblich an der Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Lagern und provozierte durch Aussagen gegenüber katholischen Verbindungsmitgliedem so sehr, dass die Problematik am 8. März 1894 im Reichstag diskutiert wurde.27 Die Situation entspannte sich in den nächsten Jahren nur wenig und auch 1905 feierten die katholischen Verbindungen ihre Kommerse noch immer getrennt von Corps und Burschenschaften, inzwischen jedoch immerhin unter Anwesenheit des neuen Rektors Professor Doktor Schörs.28 Zu einer Aussöhnung kam es erst in den Jahren von 1908 bis 1911. Nachdem die katholischen Verbindungen 1908 erstmals an einem öffentlichen Fackelzug zu Ehren Otto von Bismarcks teilnahmen, konnte im Jahr 1911 unter der Vermittlung des damaligen Rektors und Völkerrechtlers Professor Doktor Philipp Zorn eine Einigung herbeigeführt werden und die beiden Vertreterversammlungen vereinten sich wieder.29
Antisemitismus in der Studentenschaft lässt sich besonders in den studentischen Vereinen und Verbindungen wiederfinden. In diesen ist er durch Satzungen oder Beschlüsse der Mitglieder oft schriftlich festgehalten und so nachzuweisen. Auch wenn selbst zu Zeiten des Deutschen Kaiserreiches nicht alle Studenten Mitglied in einer Verbindung waren, so haben die Verbindungen trotzdem einen großen Einfluss auf das universitäre Leben gehabt und spiegeln die Gesellschaft und ihre Einstellung in der damaligen Zeit wider.30 An der Rheinischen Friedrich- Wilhelms Universität in Bonn waren zur Gründungszeit des Deutschen Kaiserreiches 56 Prozent aller Studenten korporiert. Zwar sank diese Zahl bis zum Beginn des ersten Weltkrieges auf circa 40 Prozent, doch war die Bedeutung der Verbindungsstudenten und ihr Einfluss auf die restliche Studentenschaft, bedingt durch die Möglichkeit auf größere finanzielle Mittel und feste Strukturen zurückgreifen zu können, weiterhin groß.31
Eine der Gruppierungen innerhalb der Studentenschaft, die sich durch ihre starke antisemitische Prägung von vielen anderen abhob waren die „Vereine Deutscher Studenten“. Sie entstanden ab 1881 nicht nur in Bonn, sondern auch an vielen anderen Universitäten im deutschsprachigen Raum.
[...]
1 Vgl. Bergmann, Werner: Geschichte des Antisemitismus, München 2011, S.26.
2 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 31.
3 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S.29; vgl. Kampe, Norbert: Studenten und „Judenfrage“ im Deutschen
Kaiserreich: DieEntstehungeiner akademischen Trägerschichtdes Antisemitismus, Göttingen 1988, S.15.
4 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S.35 f.
5 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S.35.
6 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 36.
7 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 10 f.
8 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 14 f.
9 Bergmann: Antisemitismus, S.16.
10 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S.17.
11 Bergmann: Antisemitismus, S.30.
12 Vgl. Zorn, Wolfgang: Student Politics in the Weimar Republic, in: Journal of Contemporary History 5 (1970), S.131.
13 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S.39; vgl. Kampe: Studenten und „Judenfrage“, S.15.
14 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 40.
15 Vgl. Bergmann: Antisemitismus, S. 41 ff.
16 Vgl. Rosin, Philip: KleineBonner Universitätsgeschichte (1818-2018), Bonn 2018, S. 17.
17 Vgl. Schott, Heinz: Gründungsgeneration und Studentenideal, In: Becker, Thomas (Hg.), Bonna Perl am Grünen Rheine, Göttingen, 2013. S. 11.
18 Vgl. Schott, Heinz: Gründungsgeneration, S.13.
19 Vgl. Geppert, Dominik: Kaiser-Kommers und Bismarck-Kult, In: Becker, Thomas (Hg.), Bonna Perl am Grünen Rheine, Göttingen, 2013, S.88 f.
20 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.87.
21 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.87.
22 Vgl. Stitz, Peter: Der Akademische Kulturkampf und die Daseinsberechtigung der katholischen Studentenkorporationen inDeutschlandundÖsterreich von 1903 bis 1908, München, I960, S.29.
23 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.92.
24 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.93.
25 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.94.
26 Vgl. Stitz: Der Akademische Kulturkampf, S.9.
27 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.83.
28 Vgl. Stitz: Der Akademische Kulturkampf, S.41.
29 Vgl. Geppert: Kaiser-.Kommers, S.97.
30 Vgl. Geppert: Kaiser-Kommers, S.82.
31 Vgl. Kampe: Studentenund„Judenfrage“, S.122.
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