Bachelorarbeit, 2021
41 Seiten, Note: 1,5
1 EINLEITUNG
2 DIE BIBLISCHE SICHT VON MENSCHEN
2.1 DER MENSCH VOR DEM SÜNDENFALL
2.1.1 Die Darstellung des Menschenbildes nach Genesis
2.1.2 Betrachtung biblischer Begriffe für Seele, Geist und Leib im AT und NT
2.2 DER MENSCH NACH DEM SÜNDENFALL
2.2.1 Der Sündenfall
2.2.2 Die Darstellung des Menschen nach dem Sündenfall
2.2.3 Die Erbsünde
2.2.4 Die sündige Natur
2.3 DER ERLÖSTE MENSCH
3 DAS DICHOTOME MENSCHENBILD
4 DAS TRICHOTOME MENSCHENBILD
5 SCHLUSS/ FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
Wenn wir von der Beschaffenheit des Menschen reden, dann geht es um die alte Streitfrage: Besteht der Mensch aus zwei (Dichotomie) oder drei (Trichotomie) Teilen?
Bevor ich aber auf diese Frage und somit auf die biblische Anthropologie näher eingehe, macht es zunächst einmal Sinn die Anthropologie anhand einer allgemeinen Begriffserklärung zu definieren. Dem Wort nach ist die Anthropologie zusammengesetzt aus dem altgriechischen ἄνθρωπος (ánthrōpos) "Mensch" und - logie "Lehre". Ganz allgemein formuliert, geht es also um die Lehre vom Menschen in all seinen Formen.
Gleich zu Beginn dieser Arbeit sei aber auch gesagt, dass die Forschungsfelder der Anthropologie sehr vielfältig und facettenreich sind. Daher möge der geneigte Leser die nachstehenden Zeilen nur als einen bescheidenen Versuch betrachten, die vielfältigen theologischen Aussagen in Bezug auf die Anthropologie zu systematisieren und einen groben Überblick über das biblische Menschenbild zu geben.
Die Arbeit gliedert sich dabei in drei große Abschnitte. Der erste große Abschnitt ist die biblische Sicht von Menschen. Zum besseren Verständnis ist es notwendig, dass wir den Menschen in den folgenden drei Zuständen betrachten:(2.1)Der Mensch vor dem Sündenfall,(2.2)der Mensch nach dem Sündenfall und zuletzt(2.3)den erlösten Menschen.
Erst nach diesem Überblick können wir besser beurteilen, wie der Mensch aus seiner Schöpfung heraus geschaffen ist. Darüber hinaus werde ich auch auf die einzelnen Positionen und Argumente der Dichotomie sowie Trichotomie eingehen und diese näher erläutern.
Ich möchte aber nochmal deutlich machen, dass der Schwerpunkt der Heiligen Schrift auf der umfassenden Einheit des Menschen als von Gott geschaffenem Wesen liegt. Die Bibel sieht demnach nicht vor, den Menschen in zwei oder drei Teilen zu gliedern, sondern sieht ihn ganzheitlich an.
In diesem Abschnitt betrachten wir das Bild bzw. das Wesen des Menschen vor dem Sündenfall der ersten Menschen, Adam und Eva. Auf diesem Wege erfahren wir, wie der Mensch in seinem ursprünglichen Zustand von Gott erschaffen worden ist, ohne jegliche Entfremdung durch die Sünde.
Die anthropologischen Aussagen des Alten Testaments sind geprägt von einer ganzheitlichen Sichtweise des Menschen. Dieses geht aus dem Schöpfungsbericht 1. Mose 2,7 hevor: „Da bildete Gott der HERR den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“1
Hierbei ist Adam eine geeinte Person mit Leib und Seele, die zusammen leben und handeln.2 Leib und Seele stehen also in einer untrennbaren Verbindung und Wechselwirkung miteinander und deshalb muss der Mensch in seiner Gesamtheit als ein beseelter und geistbegabter Leib und zugleich als eine beleibte Geistseele betrachtet werden. Selbst wenn der Mensch hier zwar in zwei Schritten erschaffen ist, bildet er aber dennoch eine Einheit, sprich ein Lebewesen. Während also der stoffliche Anteil dem Ackerboden entnommen war, stammte das Leben selbst aus dem Atem Gottes. So stellen der stoffliche (körperliche) und der nichtstoffliche (nichtkörperliche) Anteil gemeinsam eine Einheit dar.3
Doch woraus besteht der sichtbare- und unsichtbare Anteil des Menschen? Der sichtbare Anteil des Menschen besteht aus vielen verschiedenen Facetten, wie den Blutgefäßen, Gehirn, Muskeln, Organen, Haaren usw. Gleiches gilt für den unsichtbaren Anteil. Auch dieser besteht aus verschiedenen Facetten, nämlich aus Seele, Geist, Herz, Wille, Gewissen usw.4 Diese Facetten stellen keine getrennten Substanzen dar, vielmehr sind sie einzelne Sichtflächen des Ganzen. Deshalb mögen sie sich ähneln oder überlappen, sind aber dennoch unterschiedlich.
Wir sehen also, dass der Mensch zwar ein Wesen von großer Vielfalt ist, seine ganzheitliche Einheit aber dennoch erhalten bleiben muss. Aus diesem Grund wird der Mensch nicht in Körper und Geist (Leib-Seele-Dichotomie) oder in Körper, Geist und Seele (Trichotomie) aufgegliedert.5 Eine solche Aufteilung in Körper, Geist und Seele ist der Bibel eigentlich fremd. Zudem heißt es in der Schöpfungserzählung ja nicht, dass Gott dem Menschen die Seele einhaucht (1.Mo 2,7), sondern der Mensch als Ganzes, als körperliche, geistige, seelische und emotionale Einheit von Gott ins Leben gerufen wird. Wenn also vom Körper, vom Geist oder sogar von einzelnen Organen die Rede ist, bleibt doch immer der ganze Mensch im Blick.
Außerdem sollten wir uns von dem Seelenbegriff lösen, welches aus dem griechischen Kontext und Denken hervorgeht und immer auf eine Teilung bzw. Abgrenzung hinausläuft. Das heißt, wenn wir nicht mehr davon ausgehen, dass der Mensch eine Seele hat, sondern er eine Seele ist, dann führt das auch zu einem ganzheitlichen Verständnis der Seele.6 Das ist nämlich auch der entscheidende Unterschied. Der Mensch hat nicht eine Seele, er ist eine Seele, und zwar mit seinem ganzen Sein, inklusive seinem Leib.
Des Weiteren gibt es im Alten Testament und damit im hebräischen Sprachgebrauch ganz unterschiedliche Worte für Seele oder Mensch. Man findet hier ruach, leb, nefesh oder basar.7 Dabei beleuchten diese Begriffe nur einzelne Aspekte des Menschenseins bzw. der Seele.8 Als Beispiel die körperliche Befindlichkeit, das intellektuelle Vermögen oder die Emotionen, die Teil des Ganzen sind und nicht isolierte Einzelbestandteile darstellen. Daher betreffen menschliche Bedürfnisse immer den ganzen Menschen, auch wenn es sich dabei um ein physisches Gebrechen, um materielle Armut oder eine seelische Not handelt. Beispielsweise haben Krankheiten des Körpers Auswirkungen auf den unsichtbaren Teil des Menschen, und umgekehrt. Der Mensch ist somit eine unzertrennliche Einheit aus körperlicher und nicht körperlicher Existenz.
Doch will man nun den Menschen bzw. die Seele näher beschreiben, dann scheint unter allen Begriffen am umfassendsten das hebräische Wort „nefesh“ oder auch „nephesch“ zu sein, weil es gleichzeitig die Bedürftigkeit und die Sehnsucht nach Spiritualität ausdrückt.9 Denn der Mensch existiert nur, weil Gott ihm Atem gibt, einen Lebensraum zuteilt und eine Struktur schafft, die ihn am Leben erhält. Der Mensch lebt also nicht aus sich selbst heraus, sondern nur weil ihm Lebensatem geschenkt wurde. Er verdankt seine Existenz Gott. Und noch vor allen anderen Bedürfnissen steht diese fundamentale Bedürftigkeit des Menschen, der aus biblischer Sicht von Gott ins Leben gerufen und am Leben erhalten wird. Und so heißt es in Psalm 104,29: „verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du ihren Odem weg, so vergehen sie und werden wieder zu Staub.“ Darum sehnt sich auch der Psalmist König David nach Gott, wie nach Wasser, Speise oder Licht: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und vor Gottes Angesicht erscheinen?“ In diesem Vers steht für den Begriff Seele das hebräische Wort „nefesh“ (hier zu verstehen als die ganze Person). Es ist das gleiche Wort, welches im Schöpfungsbericht für den lebendigen Menschen gebraucht wird und bezeichnet damit den ganzen Menschen in seinem Angewiesen sein auf Gott.
In den Worten oder Begriffen unserer Zeit meint „nefesh“ hier die Gemeinsamkeit und gegenseitige Abhängigkeit der folgenden Teilaspekte der menschlichen Seele: Körper, Kognitionen, Emotionen, Motive und Spiritualität.10 Hieraus wird auch ersichtlich, dass es in keinem Fall möglich ist, diese Aspekte zu trennen. Denn jedes Mal, wenn wir denken, dann fühlen wir auch etwas und können unseren Körper sogar dabei spüren.
In der Medizin hat man den Begriff der „Psychosomatik“ eingeführt und dieser beschreibt damit die Zusammenhänge zwischen dem Körper und der Psyche (hier im Sinne von Denken und Gefühlen).11 Sehr treffend drückt auch der Psalmist David in Psalm 16,9 diese ganzheitliche Sichtweise vom Menschen als psychosomatische Einheit aus: „Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt; auch mein Fleisch wird sicher ruhen.“ Daher kann der ganze Mensch mit Verstand, Gefühl und Physis sich demnach in Gott geborgen wissen.
Und auch wenn der Mensch in seiner ganzheitlichen und unteilbaren Einheit betrachtet wird, kann man durchaus sagen, dass es etwas im Menschen gibt, dass man als Geist beschreiben kann. Aber wie sollte man diesen Geist von der Seele oder sogar von dem Herzen überhaupt unterscheiden? Zudem gibt es durchaus die Unterscheidung der verschiedenen Aspekte des menschlichen Wesens. So spricht auch die Bibel oftmals vom Herzen des Menschen und meint damit die Willenszentrale, wo Entscheidungen, Empfindungen und der Intellekt ihren Sitz haben (1.Mo 6,5; Spr. 16,9; 15,13).
Nur wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Heilige Schrift nicht primär an den Wesensteilen des Menschen interessiert ist, sondern an den Beziehungen, in die der Mensch gestellt ist und an seinem Verhalten in diesen Beziehungen gegenüber Gott, den Mitmenschen und sich selbst. Dessen ungeachtet macht es durchaus Sinn, die einzelnen Aspekte des Menschen näher zu betrachten, um dadurch den ganzheitlichen Menschen und somit sich selbst als Gottes Schöpfung besser zu verstehen.
In diesem Abschnitt sollen die Grundbedeutungen hebräischer Wörter zu Leib, Geist und Seele sowohl im Alten, als auch im Neuen Testament näher betrachtet werden, um das Wesen des Menschen besser zu verstehen und diesen richtig einzuordnen.
Die Seele
Die grundlegende Bedeutung des hebräischen Wortes „nephesch“ oder auch „nefesh/ ně·p̄ěš“ (נֶפֶש) ist “Leben“ und beschreibt den Menschen, wie er ursprünglich als lebendiges Wesen (Seele) geschaffen wurde (1.Mo 2,7).12 „Nephesch“ steht ebenfalls für: Seele, Verlangen, Selbst, Lebewesen, Wille. Aber auch Wünsche, Begehren und Neigungen einer Person werden in Verbindung mit „nephesch“ gebracht.13 Außerdem wird derselbe Begriff in gleicherweise für andere Lebewesen im AT verwendet (vgl. 1.Mo 1,20-21.24.30; 3.Mo 17,11). „Nephesch“ bezeichnet aber keine unsterbliche Seele im griechischen Sinn. Also keinen separaten Teil im Menschen, sondern den ganzen Menschen.14 Denn im Alten Testament führt die „Seele“ keine eigene, vom Körper getrennte Existenz, womit wieder die Ganzheit des Menschen betont ist. „Nephesch“ ist somit der übliche Begriff für die Gesamtheit der menschlichen Natur, für das was er ist und nicht nur für das was er besitzt. Daher ist die beste Übersetzung das Wort Person.
Darüber hinaus ist „nephesch“ als Seele auch das Zentrum etlicher geistlicher und gefühlsmäßiger Erlebnisformen. Zu diesen gehören Mitgefühl (Hi. 30,25); Verzweiflung (Ps. 43,5); Betrübnis (2.Kö 4,27); Hass (2.Sam 5,8); Liebe (Hi 1,7; 3,1-4) und Trauer (Jer. 13,17).15
Im neuen Testament hingegen wird das Wort Seele (zu griech. ψυχή psychē) grundsätzlich ähnlich, doch mit einigen Abwandlungen gebraucht. Es bezeichnet hierbei den gesamten Menschen (Apg. 2,41), kann aber nach Matthäus 10,28 auch nur den nichtstofflichen Bereich des Menschen meinen.16 Unter anderem werden mit Seele auch Menschen benannt, die sich in der Übergangsphase zwischen Tod und körperlicher Auferstehung befinden (Offb. 6,9). Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die Seele den ganzen Menschen meint, lebendig oder nach dem Tod. Sie kann auch nur den nichtstofflichen Anteil des Menschen bezeichnen, insbesondere seine Gefühle und Empfindungen. Zugleich ist die Seele der Ansatzpunkt für die Wiedergeburt und geistliches Wachstum.17
Der Geist
Nachdem wir nun gesehen haben, dass der Mensch eine Seele ist und keine Seele hat, zeigt der Schöpfungsbericht in 1.Mose 2,7 weiter auf, dass der Mensch einen Geist hat, aber nie ein Geist ist. Zur Verdeutlichung nochmals der Vers aus 1.Mose 2,7: Und so blies Er: „den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“
Diesem Erdenstaub oder Erdenkloß (wie Luther an dieser Stelle übersetzt), hauchte Gott den „Odem“ oder den „Geist des Lebens“ ein, was soviel heißt wie Geist. Dieser Geist (Odem) ist der Träger und Vermittler des Lebens, und durch ihn wird der Mensch somit des Lebens teilhaftig. Erst Aufgrund dieser Geisteseinhauchung oder -mitteilung wird der Mensch zu einer „lebendigen Seele“ oder zum beseelten Lebewesen.18
Das im hebräischen Sprachraum gebrauchte Wort für Odem heißt: „ruach“ (רוּחַ rûaḥ) und bezeichnet damit nur den unsichtbaren Anteil des Menschen, während die Seele auch den stofflichen Bereich umfassen kann.19
Unter anderem beschreibt 4. Mose 16,22, dass Gott derjenige ist, der allem Fleisch den Lebensodem (ruach) gibt. Der Geist stammt somit von Gott und jeder Mensch hat einen Geist. Gleichzeitig ist daraus zu schlussfolgern, dass es unbiblisch ist zu sagen, dass der Mensch keinen Geist hat.
Des Weiteren kann das Wort „ruach“ in dreifacher Weise verwendet werden. Zum einen beschreibt es damit die Naturereignisse: Wind, Wehen, Sturm, zum anderen Atem, Hauch, Lebenskraft bei Menschen und zu letzt den Geist Gottes (1.Mo 1,2).20
Welche Funktion aber hat der Geist? Charles Ryrie beschreibt den Geist als Facette des nichtstofflichen Menschen, der das Zentrum verschiedener Fähigkeiten, Gefühle, und Tätigkeiten ist. Dazu gehören das Denken (Jes. 29,24); das Erinnern (Ps. 77,7); Demut (Mt. 5,3); Trauer (1.Mo 26,35); Betrübnis (Joh. 13,21); Eifersucht (4.Mo 5,14), Überheblichkeit (Spr. 16,18) und Zerknirschtheit (Ps. 34,19).21
Das neutestamentliche Wort, welches für „ruach“ gebraucht wird heißt: „pneuma/ πνεῦμα“. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Bibel die „Seele“ und den „Geist“ austauschbar verwendet.22 Ein Beispiel zeigt sich in Johannes 12,27, da sagt Jesus: „Jetzt ist meine Seele erschüttert (…) “. Ein Kapitel weiter, in einem sehr ähnlichen Zusammenhang schreibt Johannes wiederum, dass Jesus „im Geist“ erschüttert sei (Joh. 13,21). Wer könnte also hier einen Unterschied herausfinden?
In einem weiteren Beispiel betont die Bibel die Notwendigkeit unserer Reinigung. Dabei spricht sie mal von unserem Geist und mal von unserer Seele. Petrus schreibt beispielsweise : „Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt (...)“ (1.Petr. 1,22). Und Paulus ermahnt uns: „…so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes (…)“ (2.Kor. 7,1). Paulus hätte hier genauso sagen können, wie Petrus, dass wir uns von der „Befleckung der Seele“ reinigen sollen.
Die Bibel unterscheidet lediglich zwischen dem äußeren und dem inneren Menschen. In 2. Korinther 4,16 heißt es zum Beispiel: „Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.“ Hier sagt uns die Bibel explizit, dass im Menschen nicht eine Dreiteilung, sondern vielmehr eine Zweiteilung besteht. Sie lehrt somit nicht „Trichotomie“, sondern „Dichotomie“, also bestehend aus Leib und Seele, die man auch Geist nennen kann.
Abschließend hierzu kann man zusammenfassend sagen, dass der Geist nicht den gesamten Menschen bezeichnet, sondern vielmehr den nichtstofflichen Anteil mit den verschiedenen Funktionen und Empfindungen.
Der Leib
Der Leib bezeichnet den stofflichen Anteil des Menschen. Der hierzu gebrauchte hebräische Begriff lautet: basar (bā·śār בָּשָׂר) und wird unter anderem auch als Fleisch, Körper, Lebewesen oder Kreatur übersetzt.23 An den Stellen, wo „basar“ in Sinne von Leib oder Körper gebraucht wird, ist oftmals die gesamte äußere Existenz des Menschen unter dem Aspekt der fleischlichen Substanz gemeint.24 Und wiederum da, wo „basar“ in Verbindung mit der Seele (nephesch) gebracht wird, umgreift es immer den ganzen Menschen in seiner körperlich-geistig-seelischen Einheit.
Dennoch gibt es einige Bibelpassagen, wo der Mensch ausschließlich als „Fleisch“ charakterisiert wird (1.Mo 6,3). Darin soll der Mensch als der vergängliche, hinfällige, für Krankheit und Sünde anfällige, ja als der todverfallene näher bestimmt werden.25
Außerdem kann das Substantiv „basar“ sich kollektiv auch auf alles tierische und menschliche Leben beziehen, wenn hierzu „alles Fleisch“ verwendet wird, um alle Lebewesen anzuzeigen (Gen 6:17). Hinzukommend beschreibt 1.Korinther 15,39, dass nicht alles Fleisch von gleicher Art ist, „sondern anders ist das Fleisch der Menschen, anders das Fleisch des Viehs, anders das der Fische, anders das der Vögel.“
Und so ist der Mensch als Leibwesen auf die Ewigkeit hin geschaffen. Während man nun im griechischen Denken von einer „Unsterblichkeit der Seele“ spricht, redet die Bibel von der „Auferstehung der Toten“. Gemeint damit ist die „Auferstehung des Fleisches“, also des Menschen als leib-seelische Einheit. So spricht im Alten Testament Jesaja 26,19 darüber: „Aber deine Toten werden leben, auch mein Leichnam; sie werden auferstehen! Wacht auf und jubelt, ihr Bewohner des Staubes! Denn dein Tau ist ein Morgentau, und die Erde wird die Toten wiedergeben.“
Und auch das Neue Testament berichtet darüber, dass plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune, wenn die Posaune erschallen wird die toten Gläubigen auferweckt bzw. auferstehen werden unverweslich und dann verwandelt werden in den Leib der Herrlichkeit, der ewigen Bestand hat (1.Kor. 15,52).
Kommen wir nun zu der neutestamentlichen Bedeutung des Wortes „Leib“. Das hier gebrauchte griechische Wort ist „sarx“ (σάρξ) und bezeichnet im eigentlichen Sinne „Fleisch“. Ebenfalls beschreibt es den Körper, den Menschen (von Fleisch und Blut), aber auch seine Natur bzw. Art oder die irdische Herkunft/Beschaffenheit.26 Letzten Endes entspricht es dem hebräischen „basar“. Darüber hinaus beschreibt der Römerbrief in den Versen 5-25, dass das Fleisch im Gegensatz zum Geist Gottes steht, es Macht hat und in den Tod führt. Genau in diesem Bereich vollzog sich das Erlösungswerk des Gottessohnes Jesus Christus. (Röm 8,3; Joh. 1,14).
Was aber ist die Aufgabe des Leibes? Der Leib ist der Geistseele als das Werkzeug beigegeben, ohne das sie nichts vollbringen kann. Der Jakobusbrief macht deutlich, dass der Leib ohne Geist tot ist. (Jak. 2,26) Der Leib soll also nur dienen und helfen, die Aufgabe der Seele zu erfüllen, was der Seele durch den Geist in der Gottesfurcht als ihre Aufgabe bewusst und klar wird.27
[...]
1 John MacArthur, Studienbibel (Schlachter 2000), 6. Aufl. (Bielefeld: Christliche Literatur Verbreitung, 2002) 51.
2 Wayne Grudem, Biblische Dogmatik -Eine Einführung in die systematische Theologie, 1. Aufl. (Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2013) 522.
3 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 229.
4 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 229.
5 Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, 3. Aufl. (München: Kaiser Verlag, 1973) 21.
6 Michael Dieterich, Seelsorge kompakt, 4. Aufl. (Witten: SCM-Verlag, 2017) 40.
7 Ebd. S. 40
8 Ebd. S. 40
9 Michael Dieterich, Seelsorge kompakt, 4. Aufl. (Witten: SCM-Verlag, 2017) 40.
10 Ebd. S. 40
11 Ebd. S. 41
12 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 231.
13 Elberfelder Studienbibel, mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, 7. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1985) 1681. (Strong-Nr. 5401)
14 Ebd. S. 1681 (Strong-Nr. 5401)
15 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 231.
16 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 231.
17 Ebd. S. 231
18 Wilhelm Schlatter, Biblische Menschenkunde (Die biblische Lehre von Geist, Seele und Leib) (Wuppertal: Aussaat- und Schriftenmissions-Verlag, 1979) 10.
19 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 232.
20 Elberfelder Studienbibel, mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, 7. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1985) 1760. (Strong-Nr. 7481)
21 Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen -Das Handbuch systematischer Theologie für Jedermann, 4. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996) 232.
22 Wayne Grudem, Biblische Dogmatik -Eine Einführung in die systematische Theologie, 1. Aufl. (Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2013) 523.
23 J. Swanson, Dictionary of Biblical Languages: Hebrew (Old Testament) (Oak Harbor: Logos Research Systems, Inc., 1997) (Strong-Nr. 1414)
24 Elberfelder Studienbibel, mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, 7. Aufl. (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1985) 1533. (Strong-Nr. 1336)
25 Ebd. S. 1533 (Strong-Nr. 1336)
26 R. Kassühlke & B. M. Newman, Kleines Wörterbuch zum Neuen Testament: Griechisch-Deutsch (Logos Edition) (Deutsche Bibelgesellschaft, 1997) 170.
27 Wilhelm Schlatter, Biblische Menschenkunde (Die biblische Lehre von Geist, Seele und Leib) (Wuppertal: Aussaat- und Schriftenmissions-Verlag, 1979) 16.
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