Bachelorarbeit, 2021
29 Seiten, Note: 1.7
1. Einleitung
1.1 Einleitende Worte
1.2 Relevanz und Aktualität des Themas
2. Begriffsdefinitionen
2.1 Toxisch
2.2 Hegemonie
2.3 Männlichkeit(en)
3. Vergleich Toxische Männlichkeit und hegemoniale Männlichkeit
3.1 Toxische Männlichkeit
3.1.1 Definition “Toxische Männlichkeit”
3.1.2 Entstehung und Geschichte des Konzepts Toxischer Männlichkeit
3.1.3 Kritik am Konzept Toxischer Männlichkeit
3.2 Hegemoniale Männlichkeit
3.2.1 Definition “Hegemoniale Männlichkeit”
3.2.2 Kritik am Konzept Hegemonialer Männlichkeit
3.3 Vergleich von toxischer und hegemonialer Männlichkeit
4. Fazit
Literaturverzeichnis
#MenAreTrash.
Ein starkes Statement, oder? Und ein Hashtag, der vor nicht allzu langer Zeit in sozialen Medien trendete. Dem Ursprung dessen liegt ein weiterer Trend, der Begriff “Toxische Männlichkeit”. Ein Begriff, der nicht nur mir immer wieder begegnete. Doch was bedeutet er eigentlich und woher kommt er? Impliziert das Wort “Toxisch” nicht eine direkte Wertung und somit kann das ganze Konzept gar nicht wissenschaftlich fundiert sein?
Das Interesse an dem Thema dieser Arbeit entstammt aber nicht nur einem Instagram Trend, sondern meinem persönlichen Interesse an feministischer Literatur. Von Virginia Woolfs “Ein Zimmer für sich allein” und Rebecca Solnits diversen Büchern, über JJ Bolas “Sei kein Mann”, Florence Givens “Women dont owe you pretty” und Chidera Eggerues “What a time to be alone” bis hin zu Caroline Criado Perez und ihrem beeindruckenden Buch “Invisible Women”. Nachdem mich dieses Interesse und diverse Aufsätze, ob wissenschaftlicher Natur, eigene Meinungen oder Fiktion schon länger begleitet haben, habe ich das Online Semester und die Lockdowns 2020 dazu genutzt Seminare zur Geschlechterforschung zu belegen. Auch wenn dies nicht zwangsläufig meinem Studienverlaufsplan entspricht, war ich doch wissbegierig und wollte mich in dem Bereich kontinuierlich weiterbilden.
Mein bereits bestehendes Interesse wurde natürlich auch von den Algorithmen meiner Sozialen Medien erkannt und somit wurde ich beinahe täglich mit den Themen rund um Feminismus, Geschlecht und soziale Gerechtigkeit konfrontiert.
Ein Begriff der dabei immer wieder auftauchte war der, der toxischen Männlichkeit. Unwissend darüber, was er genau impliziert, ertappte ich mich selbst bei der Verwendung des Begriffes zur Beschreibung bestimmter Verhaltensweisen, die mir im Alltag oder Online begegneten. Dazu gehörten Diskussionen mit Bekannten über Hashtags wie #MenAreTrash, #MeToo oder #NotAllMen, aber auch direkt beobachtetes Verhalten, wie Männer, die unangebrachte Kommentare unter Beiträgen im Internet veröffentlichen oder fragwürdige Beziehungspraktiken im Freundeskreis.
Je häufiger ich davon hörte, den Begriff verwendete oder darüber laß, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich mehr über das Konzept toxischer Männlichkeit oder traditioneller Männlichkeit wissen wollte. Jedoch gestaltete sich die Suche nach Antworten schwer und ich erkannte, dass es zwar viele Meinungen gab, aber eine konkrete Erklärung häufig ausblieb. Diese Erkenntnis zusammen mit meinem ausgeprägten Interesse an sozialer (Un- )Gerechtigkeit führte mich zu einer ganz bestimmten, dieser Arbeit zu Grunde liegenden Fragestellung:
„Was ist Toxische Männlichkeit?“
Damit wird die toxische Männlichkeit und inwiefern sich dieses Konzept in den bereits bestehenden Forschungsstand einordnen lässt zum Kernthema dieser Arbeit. Dies ist interessant, da es ein sehr aktuelles Thema ist, worauf im späteren Verlauf der Arbeit noch mehrfach eingegangen wird. Es ist wichtig zu notieren, dass bei der vorliegenden Arbeit aus einer westlichen Sicht gearbeitet und westliche Literatur gesichtet wird. Eine kulturelle Übertragbarkeit der Konzepte toxischer und hegemonialer Männlichkeit wird nicht überprüft. Ebenso erhebt die vorliegende Arbeit nicht den Anspruch, an einen kulturellen Vergleich der männlichen Stereotype.
Der Begriff toxische Männlichkeit wird besonders in jüngsten feministischen Debatten genutzt. Jedoch ist das Konzept eben sowie die Begrifflichkeit schon seit den 1980ern bekannt. Trotz der Anwendung dieses Konzepts in aktuellen Diskursen und Diskussionen wird es häufig ohne einheitliche Definition genutzt. Einige Autoren sehen toxische Männlichkeit als eine Folge, Umschreibung oder Unterkategorie hegemonialer Männlichkeit nach Connell. Demnach besteht das Interesse dieser Arbeit darin, das Konzept toxischer, sowie hegemonialer Männlichkeit zu erläutern und diese miteinander zu vergleichen. Dabei sollen folgende Fragen beantwortet werden:
1. Was beinhaltet das Konzept toxischer Männlichkeit?
2. Was beinhaltet das Konzept hegemonialer Männlichkeit?
3. Inwiefern stimmen die beiden Konzepte überein und wo gibt es Unterschiede?
Und die essentielle, finale Forschungsfrage dieser Arbeit, hergeleitet aus den vorherigen, ist: Bedarf es bei toxischer Männlichkeit einer eigenen Definition oder lässt sich das Konzept der hegemonialen Männlichkeit zuordnen?
Die Arbeit entspricht einer reinen Literaturarbeit. Hierfür wird eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt indem die bereits bestehende Literatur näher beleuchtet und anschließend im Gesamtkontext betrachtet wird. Mit Hinblick auf die Fragestellung werden dann relevante Begriffe und Konzepte erläutert und miteinander verglichen.
Zur Literaturrecherche wurde das Schneeballsystem verwendet und es ergab sich, für den Abschnitt zur hegemonialen Männlichkeit, eine Grundlagenliteratur basierend auf Connells Werk “Der gemachte Mann”. Für Toxische Männlichkeit fand man die meisten Zitationen aus dem Essay “What is “Toxic Masculinity” and Why Does it Matter?” von Carol Harrington und dem Beitrag von Andrea Waling in Australian Feminist Studies mit dem Titel “Problematising ‘Toxic' and ‘Healthy' Masculinity for Addressing Gender Inequalities”. Die weitere Literatur gilt unterstützend und reflektierend zu diesen drei Hauptwerken.
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, durch die eingängige Beschäftigung mit den Konzepten toxischer und hegemonialer Männlichkeit, nicht nur zu einem besseren Verständnis zu gelangen, sondern auch, durch die Gegenüberstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden innerhalb der Definitionen, sowie der Kritik, eine klare Antwort auf die Frage zu finden, ob toxische Männlichkeit das Gleiche, wie hegemoniale Männlichkeit ist.
Weiter wird erhofft, dass die Recherche zur toxischen Männlichkeit dabei hilft, den Begriff einzugrenzen und näher zu definieren. Während auf den ersten Blick eine Übergeneralisierung negativen männlichen Verhaltens zu erahnen ist, soll eine Literaturrecherche im Rahmen dieser Arbeit eine konkrete Definition des Konstrukts zusammenfassend hervorbringen. Es ist anzunehmen, dass, in Übereinstimmung mit einigen Autoren, Toxische Männlichkeit als Untergruppe von hegemonialer Männlichkeit bestätigt werden kann. Jedoch soll im Rahmen dieser Arbeit eine deutliche Abgrenzung getroffen werden.
Um die beiden Vergleichsobjekte dieser Arbeit zu verstehen, werden zunächst die Begriffe “Toxisch”, “Hegemonie” und “Männlichkeit(en)”erläutert. Das Wort “Toxisch” wird hierbei weitergedacht als seine rein biologische Bedeutung, die Hegemonie wird unterschieden in politische und kulturelle Hegemonie und im Kapitel zur Männlichkeit wird ein kurzer Exkurs zum biologischen und sozialen Geschlecht gemacht, bevor auf männliche Stereotype eingegangen wird.
Danach wird der Begriff beziehungsweise das Konzept toxischer Männlichkeit definiert, sowie einige seiner Auswirkungen betrachtet. Weiter wird auch auf die Entstehungsgeschichte toxischer Männlichkeit eingegangen. Bevor übergegangen wird zur Hegemonialen Männlichkeit, wird auch lautere Kritik an Toxischer Maskulinität zusammengetragen.
Im Anschluss daran wird Hegemoniale Männlichkeit erklärt. Dabei wird nicht auf die Entstehung des Konzeptes eingegangen, da es keine kollektive Erschaffung war, die sich natürlich oder in Zusammenarbeit ergeben hat, sondern sie einer einzigen Autorin zugeordnet werden kann. Jedoch wird trotzdem etwas zum Ursprung gesagt. Auch dieses Konzept wird mit seiner Kritik konfrontiert.
Danach werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten erarbeitet und vorgetragen, um auf die finale Beantwortung der Fragestellung, ob toxische Männlichkeit das Gleiche oder ein Nachfolger hegemonialer Männlichkeit ist, und auf das Fazit hinzuarbeiten.
Neben dem persönlichen Interesse an der Thematik, wird nachfolgend vorherrschende Relevanz und Aktualität des Themas für die Allgemeinheit vorgestellt.
In diesem Teil der Einleitung wird die Signifikanz des Themas im Kontext näher erläutert, da man Toxische Männlichkeit und Männlichkeiten im Allgemeinen nicht ohne das große Ganze sehen darf. Toxische Männlichkeit ist, wie viele andere Konzepte, der Debatte um Geschlechterrollen zuzuordnen und entsprungen, Debatten, die durch feministische Bewegungen angestoßen werden.
“Welchen Einfluss haben Geschlechterrollen auf die Allgemeinheit?”, mag man sich fragen.
Sie haben Einfluss auf die Bezahlung, auf die Jobangebote, auf die Sicherheit und auf das Leben zahlreicher Frauen und Männer.
Beispiele für die Unterschiede in der Bezahlung sind der Gender Pay Gap, der innerhalb der Europäischen Union bei 14.1% liegt und in den letzten Jahren sich nur minimal verändert hat. Das bedeutet, dass Frauen im Durchschnitt 14.1% weniger die Stunde verdienen, als Männer (EU Statistical Analysis 2021; European Commission 2021). Dazu tragen weitere Faktoren bei, wie die unbezahlte Arbeit, die Frauen erbringen, wie Hausarbeit oder die Pflege von Verwandten. Frauen übernehmen den größten Teil dieser Arbeit (Bird 1999 S.1). Bei den Stellenzuschreibung zeigt sich schnell, dass, je höher die Position, umso weniger Frauen sind repräsentiert (Catalyst 2021).
Auch der Aspekt der Sicherheit und Gesundheit spielt eine große Rolle. Während die meisten Opfer von sexueller Gewalt Frauen und Mädchen sind, sind nahezu alle Täter, die dafür verurteilt wurden, Männer (99%) (Eurostat News 2021).
Doch nicht nur Frauen werden durch Geschlechterrollen benachteiligt. Auch der große soziale Druck auf Männer selbst ist zu berücksichtigen. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache für junge Männer. Doch auch im mittleren Alter zeigt sich, dass Männer häufiger davon betroffen sind (WHO 2021).
Um nur einige Dinge zu nennen, die im Kontext mit Geschlecht gesehen werden können und müssen, da ihr gemeinsamer Nenner die Variable des Geschlechts ist.
Gerade das Konzept toxischer Maskulinität ist ein sehr häufiges Thema geworden, sowohl in der Geschlechterforschung, als auch in den aktuellen Diskursen über Geschlecht innerhalb der Gesellschaft, sowie den Sphären von Sozialen Medien. FeministInnen sind sich darüber einig und bewusst, dass die Stereotypen für Männer und männliches Verhalten einen negativen Einfluss auf Männer und Frauen haben (Edwards 2020 S.16).
“Was bedeuten unsere Auffassungen von Männlichkeit und die kulturellen Normen, in die sie eingebettet sind, für Jungs, die in der heutigen Zeit zu Männern heranwachsen? Was bedeuten sie für junge und ältere, die in einer Gesellschaft leben, die sie dazu ermutigt, an der Wut festzuhalten, die das Leben von Frauen wie auch das Leben vieler Männer zerstört? Es gibt viele wichtige Fragen, die wir uns zum Thema Männlichkeit und Männer in der heutigen Zeit stellen müssen. Warum tauchen überwiegend Männer in der Statistik von Gewaltverbrechen auf, insbesondere bei sexueller Gewalt, von Belästigung bis zu Vergewaltigung? Warum ist Suizid die häufigste Todesursache von Männern unter fünfunddreißig - häufiger als Krankheiten oder Unfälle? Was können wir tun, um all das zu ändern?” (Bola 2020 S.15).
Das ist eine Aufgabe, die nicht nur den Einzelnen oder die Einzelne betrifft, sondern um eine Veränderung zu bewirken, müssen sich auch mediale Berichterstattungen, die Pop Kultur und die Bildung ändern (Edwards 2020 S. 17f).
Da die zuvor genannten Fragen und Fakten jeden von uns betreffen, adressiert das Thema dieser Arbeit jeden. Doch bevor es zu einer Veränderung, Intervention oder Ähnlichem kommen kann, müssen wir uns im Klaren sein, was die Ursachen sind und auch was Toxische Männlichkeit überhaupt ist.
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