Bachelorarbeit, 2022
51 Seiten, Note: 1,0
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Einfuhrung in das Initial Coin Offering
2.1 GrundlagenBlockchain
2.2 Definition & Aufbau des Initial Coin Offerings
2.3 Ablauf des Initial Coin Offerings
2.3.1 Planung
2.3.2 Event
2.3.3 Post ICO
2.4 RegulierungderlCOs
2.5 TokenTypologie
2.6 Chancen und Risiken aus Sicht des Emittenten
3 Erlauterung des Vergleichsmodells
3.1 Finanzierungsstruktur
3.2 Verpflichtungen
3.3 Mitbestimmungsrechte des Investors
3.4 Regulatorik
3.5 Durchschnittliche Zeit der Kapitalbindung
3.6 Marktzugang
3.7 Volumen
3.8 Motivation
4 Finanzierungsformen
4.1 Startup Finanzierung
4.1.1 Crowdinvesting
4.1.2 VentureCapital
5 Anwendung des Modells
5.1 Finanzierungsstruktur
5.2 Verpflichtungen
5.3 Mitbestimmungsrechte des Investors
5.4 Regulierung
5.5 Durchschnittliche Zeit der Kapitalbindung
5.6 Marktzugang
5.7 Volumen
5.8 Motivation
6 Betrachtung des Modells aus Emittenten Sicht
6.1 Chancen
6.2 Risiken
7 Fazit
7.1 Themenspezifisches Fazit
7.2 Kritische Wurdigung
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Bachelorarbeit beschaftigt sich mit Initial Coin Offerings als Form der Unterneh- mensfinanzierung sowie der Vergleichbarkeit mit weiteren Finanzierungsmethoden. Seit der Veroffentlichung der Blockchain erlebten Kryptowahrung einen exponentiellen Anstieg an Auf- merksamkeit. Die Basis der innovativen Kryptowahrung bildet die Blockchain.
Die technologische Basis der Blockchain und der Popularitatszuwachs brachte eine neue Art der Unternehmensfinanzierung hervor, das Inital Coin Offering. Bei einem Initial Coin Offering (ICO) werden Blockchain basierte Projekte durch VerauRerung von Krypto Token finanziert. Die Token oder Coins die bei einem ICO emittiert werden, stellen selbst Kryptowahrungen dar. Daher ist die neuartige Form der Unternehmensfinanzierung fur viele Anleger aber auch fur Emittenten von groRer Bedeutung.
Bis heute fehlt es an einer vollstandigen rechtlichen Regulierung eines ICOs. Mit der steigenden Nachfrage und der fehlenden Regulierung stellen sich Risiken fur den Anleger als auch den Emittenten dar.
Ziel der Bachelorthesis ist es, Initial Coin Offerings einzufuhren und in die Unternehmensfinanzierung einzugliedern. Hierzu soil ein fundiertes Vergleichsmodell erstellt werden, anhand dessen ICOs mit den etablierten Methoden Venture Capital und Crowdinvesting verglichen werden. Im Zuge der Arbeit soil beantwortet werden inwiefern ICOs eine Rolle in der deutschen Unternehmensfinanzierung einnehmen wird. Zudem soil der Vergleich aus Emittenten Sicht zu den Finanzierungsformen Venture Capital und Crowdinvesting erfolgen. Die Analyse erfolgt anhand ausgewahlter Literatur.
Die Literaturanalyse resultiert darin, dass von weiteren rechtlichen Regulierungen fur Initial Coin Offerings auszugehen ist. Dies dient zum Schutz des Investors. Die Regulierungen konnen dras- tische Folgen fur den Emittent und deren Ausgestaltung der Token bedeuten. Es ist aber davon auszugehen, dass Inital Coin Offerings einen bestandigen Platz in der deutschen Unternehmensfinanzierung einnehmen werden. Gerade fur junge Unternehmen bieten ICOs trotz starkerer Regulation, Vorteile gegenuber Venture Capital und Crowdinvesting.
Abbildung 1: Transaktionsablauf anhand einer Blockchain
Abbildung 2: Kreislauf eines ICOs
Abbildung 3: Ablauf eines ICOs
Abbildung 4: Token Typologie
Abbildung 5: Crowdinvesting Schema
Abbildung 6: Venture Capital Schema
Tabelle 1: Anwendung des Vergleichsmodells
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„A purely peer-to-peer version of electronic cash would allow online payments to be sent directly from one party to another without going through afinancial institution. " (Nakomoto, 2008)
Datiert mit 440 US-Dollar startete der Bitcoin in das Jahr 2016. Dezember im folgenden Jahr erreichte er sein bisheriges Hoch auf uber 20.000 US-Dollar (Finanzen.net, 2021). Das stellt einen Anstieg von 4500% dar. Seit Veroffentlichung des Bitcoins 2009 stieg die Aufmerksamkeit von Jahr zu Jahr rapide an. Zeitgleich ruckten weitere alternative Kryptowahrungen in das offentliche Interesse (Nica, Piotrowska, & Schenk-Hoppe, 2017, S. 2). Die Kryptowahrung Ethereum stieg innerhalb eines Jahres bis Ende 2017 um 8900% auf 718 US-Dollar (CoinDesk, 2021). Die Basis und der Erfolgsgrund des Bitcoins liegt in der revolutionaren Technik der Blockchain, die im Jahr 2008 bereits erstmals im Whitepaper beschrieben wurde. Aufgrund dieser Technik entstand die Moglichkeit Token oder auch Coins, anhand von Blockchain basierten Projekten zu generieren und in Austausch fur alternative Kryptowahrung oder Fiat-Wahrung, wie den Euro oder US-Dol- lar, zu emittieren (Nakomoto, 2008, S. 1).
Zu dem enormen und rapiden Anstieg des Bitcoins bekamen auch Startups, welche auf der Blockchain Technologie basieren, vermehrt an Aufmerksamkeit. Damit erlebt eine neue, innovative Art der Unternehmensfinanzierung ihr hoch (Brandt, 2019). Initial Coin Offerings im folgenden ICO benannt, bietet Startups eine Moglichkeit der Kapitalbeschaffung durch VerauRe- rung von digitalen Anteilen an zukunftigen Projekten. Dabei emittieren Unternehmen Token oder Coins, welche im Folgenden erworben und an Krypto Borsen gehandelt werden konnen (Schiller, 2019). „Mastercoin" schaffte es 2017 mit der erstmaligen Anwendung der modernen Finanzierungsform fast 500.000 US-Dollar von rund 500 Investoren zu sammeln (Koenig, 2017).
Das deutsche Investitionsvolumen in Start-ups hat sich von 2016 bis zum ersten Halbjahr 2021 verdreifacht (Pruver, 2021, S. 3). Allein im Jahr 2017 wurden 5,5 Milliarden US-Dollar in ICOs investiert, was eine Steigerung von 5,2 Mrd. US-Dollar zum Vorjahr bedeutet (Rosenberger, 2018, S. 96). Dabei werden verschiedene Token Typologien anhand ihrer Funktionen und Eigen- schaften unterschieden. Bis heutefehlt es an Regulierung da das Aktiengesetz keine Anwendung findet, mit Ausnahme von wertpapierahnlichen Token die unter die Prospekt- und Erlaubnis- pflicht fallen konnen. Da ICOs im deregulierten Bereich operieren, warnt die BaFin seit 2017 mit einem Verbraucherschutz uber die neuartige Finanzierungsmoglichkeit der Start-ups (Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2019). Gerade das Fehlen einer Regulation lasst Raum fur Betrug. Knapp 80% der ICOs handelten dabei mit einer betrugerischen Absicht (Bloomberg, 2018, S. 24). Die Verbraucherwarnung zielt auf diese potenziellen Verluste der ln- vestition ab. Obwohl ICOs sehr risikoreich sind, lobt die BaFin die innovative Form der Unter- nehmensfinanzierung (Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2019).Die Popularitat und Unsicherheiten der Kryptowahrungen bezuglich der Regulierung stellt nun die folgenden Forschungsfragen:
1) Inwiefern stellt das ICO eine neue Moglichkeit der Unternehmensfinanzierung in Deutschland dar?
2) Wie lasst sich das ICO mit bisher verbreiteten Finanzierungsformen (Venture Capital und Crowdinvesting) aus Emittenten-Sicht vergleichen und Einordnen?
Ziel der Bachelorarbeit ist es, den Leser in das Thema Initial Coin Offering einzufuhren und in den Kontext der Unternehmensfinanzierung einzugliedern. Dabei soil ein fundiertes Vergleichs- modell zwischen den Finanzierungsformen ICO, Venture Capital und Crowdfunding aufgestellt werden. Die Arbeit zielt dabei auf die Beantwortung folgende Fragen ab:
- Was 1st die Blockchain und wiefunktioniert diese grundlegend als technische Basis eines ICO?
- Was ist ein Initial Coin Offering und welche Formen an emittierten Token existieren?
- Inwiefern sind ICO vergleichbar mit Venture Capital und Crowdinvesting und welche Vor- undNachteile gehen einher?
- Welche Rolle wird ICO langfristig in Deutschland einnehmen unter Betracht der Regulation und Finanzierungsalternativen?
- Welche Bedeutung hat das Ergebnis des Vergleichs aus Emittenten Sicht in Bezug auf die Unternehmensfinanzierung in Deutschland?
Die vorliegende der Bachelorthesis wird in einem ersten Kapitel der Einleitung, die Relevanz und Problemstellung der vorliegenden Arbeit vermitteln. Das zweite Kapitel gibt eine grundlegende Einfuhrung zu Initial Coin Offerings. Dabei soil isoliert auf die Chancen und Risiken von ICOs aus Emittenten Sicht eingegangen werden. Es wurde sich aufgrund der Corporate Finance Speziali- sierung, nur auf die Emittenten Sicht beschrankt. Darauffolgend soil ein Vergleichsmodell einge- fuhrt werden, anhand dessen ICOs mit traditionellen Methoden (Venture Capital/ Crowdinvesting) vergleichbar gemacht werden. Das vierte Kapitel behandelt die traditionellen Finanzie- rungsmethoden Venture Capital und Crowdinvesting. Das vorgestellte Modell wird dann auf die drei genannten Finanzierungsmethoden angewendet. Nach diesem Vergleich kommt es zu einer Beurteilung der Chancen und Risiken fur den Emittenten. Ein Fazit der Ergebnisse wird im da- rauffolgenden Kapitel formuliert. Zuletzt erfolgt eine kritische Wurdigung der Bachelorarbeit. Diese Ergebnisse sollen durch eine Analyse, anhand ausgewahlter Literatur, erzielt werden.
Die Nachfrage nach dem Bitcoin ist seit dem Jahr 2008 drastisch gestiegen. Dies brachte nicht nur der Kryptowahrung Popularitat, sondern auch der Technologies welche hinter dem Bitcoin steht. Damals beschrieb der Erfinder unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto" in einem Whitepaper „Bitcoin a peer-to-peer electronic cash system" ein neues Zahlungssystem. Dieses System agiert dezentral, eine Moderation dritter, wie beispielsweise einer Bank, wird nicht beno- tigt. Anhand des Bitcoins ist es nun moglich, eine Wahrung direkt und rein digital zu senden. Banken in der Position als Mittelsmann werden dadurch hinfallig. Das dahinterstehende Prinzip der Kryptowahrungen, die Technologies welche diese Innovation ermoglicht ist die Blockchain (NakomotOs 2008).
Die Blockchain selbst fungiert als elektronisches Grundbuch und ist vollkommen transparent, zudem werden jegliche Transaktionen von Absendern und Empfangern gespeichert. Diese Infor- mationskette wird anhand von Blocken, auf Englisch „Block", gleichzeitig auf verschiedenen Computern gespeichert und permanent uberpruft. Nicht jede Blockchain ist identisch und lasst sich auf alle Kryptowahrungen anwenden. Aufgrund dessen wird die grundlegende Funktions- weise anhand des „Bitcoins" beschrieben (Neugebauer, 2018, S. 312-314).
Die Blocke in der Informationskette sind Datenstrukturen, die im Faile des Bitcoins alle Transaktionen speichern. Jede neue Transaktion wird automatisch von den Nutzern im Netzwerk auf die Korrektheit uberpruft. Da es sich bei Bitcoin um Wahrungstransaktionen handelt und damit zwi- schen den zwei Adressaten eine Transaktion geschehen soil, besitzt jeder Teilnehmer einen pri- vaten sowie einen offentlichen Schlussel. Will der Nutzer A nun eine Transaktion an B ausfuhren, so verschlusselt Nutzer A die Information mit seinem privaten Schlussel und Teilnehmer B lost im Netzwerk diese Verschlusselung mit seinem offentlichen Schlussel. Hierdurch wird die Transaktion validiert. Das ermoglicht ein direktes Senden von Wahrungen unter Ausschluss einer weiteren Partei, wie beispielsweise einer Bank. Aufgrund der Signatur, die durch den privaten Schlussel entsteht, schlieBt die Blockchain unautorisierte Transaktionen vollstandig aus und soil den Nutzern ein hohes Sicherheitsniveau gewahren (Fill & Meier, 2020, S. 6-8).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Transaktionsablauf anhand einer Blockchain
Der Block, welcher aus der Transaktion gebildet wurde, stellt ein Kryptografisches Puzzle dar. Das Puzzle muss nun entschlusselt werden. An die beispielsweise herangezogene Kryptowahrung „Bitcoin" wird alle 10 Minuten ein solcher Block angefugt. Alle Teilnehmer in dem Netzwerk versuchen nun durch Rechenleistung des Computers dieses Puzzle zu losen. Diese Leistung wird durch den Erhalt von Kryptowahrung kompensiert. Dieses Prinzip wird als „Mining" bezeichnet. Sobaid der Block gelost wurde, wird die Losung durch alle anderen Netzwerkteilnehmer vali- diert. Das standige Validieren der Blockchain durch alle Teilnehmer macht die Informationskette unwiderruflich und gewahrt den Nutzern Manipulationssicherheit. Eine Veranderung in der Blockchain wurde den Netzwerkteilnehmern direkt auffallen und mit langer werdender Verket- tung, wurde die benotigte Rechenleistung zur Manipulation eines alten Blocks zu hoch werden (Fill & Meier, 2020, S. 9-12).
Neben reinen Wahrungstransaktionen findet die Blockchain noch einen weiteren, essenziellen Nutzen in Form von Smart Contracts. Diese Idee wurde 2013 von Vitlaik Buterin in seinem Whitepaper „Ethereum Whitepaper: A Next Generation Smart Contract & Decentralized Application Platform" aufgegriffen und beschreibt das Speichern von Vertragen, Grundbuchern, Krankenak- ten und Ausweisen innerhalb des Blockchain-Netzwerks. Smart Contracts losen „Wenn-Dann Ablaufe" aus und konnen daher als Vertrage zwischen zwei Vertragspartnern anhand von Com- puterprotokollen abgebildet werden. Diese werden in der Blockchain gespeichert und durch die anderen Netzwerkteilnehmervalidiert (Adam, 2020, S. 62-63). Fur das Initial Coin Offering stel- len die Smart Contracts eine wichtige Rolle dar.
Durch die deterministischen Algorithmen der Smart Contracts werden auch erworbene Token an ihre Investoren ausbezahlt und agieren gleichzeitig als Treuhander. Sie verwalten das Inves- titionskapital und lassen es erst den Grundern zukommen, sobaid die Investoren ihre erworbe- nen Token erhalten haben (Fried & Paal, 2019, S. 26-28).
Folglich ermoglichen Kryptowahrungen einige Vorteile gegenuber traditionellen Fiat Wahrun- gen. Die Blockchain macht Kryptowahrung dezentral, da die Daten auf Millionen von Computern gleichzeitig gespeichert sind, wird keine Institution zur Uberwachung benotigt. Eine Manipulation musste bei alien Netzwerkteilnehmern gleichzeitig geschehen. Durch das Mining der Kryptowahrung entsteht ein Konsens bei alien Nutzern und eine vollstandigeTransparenz wird durch die Blockchain ermoglicht. Da es sich um ein dezentrales Prinzip handelt geschehen Transaktio- nen direkt, anstelle auf eine Validation eines Intermediar zu warten. Inflatorisch ist die neuartige Wahrung geschutzt, da nur eine vorher im Code festgelegte Menge an Coins erzeugt werden konnen (Corbet, Urquhart, & Yarovaya, 2020, S. 3). Gegenteilig dazu, kann die Europaische Zent- ralbank neues Geld in Umlauf bringen. Damit mindert sich die Kaufkraft eines jeden Euros und die Inflation steigt.
Die Popularitatsentwicklung in Deutschland lasst sich anhand einer Statistik gut erkennen. Die „Bitcoin Research" fuhrte beginnend ab 2013 bis zum Jahr 2018 eine Umfrage uber die Bekannt- heit des Bitcoins. Diese ergab, dass lediglich 14 Prozent der befragten im Jahr 2013 von der Kryptowahrung gehort haben. Der Anteil stieg bis zum Jahr 2018 bemerkenswert hoch, namlich auf 64% (Stein, 2018). Laut dem „Global Consumer Survey" planen die Deutschen im Jahr 2021 auf Platz 2 ihrer Investmentvorhaben ihr Geld in Kryptowahrung zu investieren (Kunst, 2021). Ein steigendes Interesse in das Segment der Kryptowahrung ist damit in Deutschland deutlich zu erkennen.
Ein ICO ist ein erstmaliges Anbieten eines Token. Namentlich angelehnt ist es an ein Initial Public Offering. Bei einem Initial Coin Offering wird erstmals durch ein Blockchain basiertes Projekt eigene Kryptowahrung emittiert. Dies verfolgt den Zweck der Finanzierung von Unternehmen sowie Startup Projekten, indem Anleger die emittierten Token in Austausch fur Fiat- oder Kryptowahrung erwerben (Hosp, 2018, S. 190).
Initial Coin Offerings treten in zwei Formen auf, entweder durch Schaffung einer neuen Blockchain und mit dieser einer neuen und eigenen Kryptowahrung oder durch das Erstellen von SmartContracts (Bundesanstaltfur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2017).
Die emittierten Token dienen den Anlegern als digitale Wertcoupons fur die Projekte der Unter- nehmen. Gleichzeitig fungieren diese Coupons aus Grundersicht zur Kapitalbeschaffung und Unternehmensfinanzierung. Anreizend ist fur die Anleger der Aspekt, dass diese die Moglichkeit erhalten, eine neue Kryptowahrung fruhzeitig zu erwerben und bei unternehmerischem Erfolg diese dann gewinnbringend an Krypto Borsen verauRern zu konnen (Honig, 2020, S. 1-2). Es be- steht fur den Anleger damit die Moglichkeit eine Rendite fur das eingesetzte Kapital zu erhalten. Durch Einbehalten eines Anteils an Token, profitieren auch die Emittenten bei unternehmerischem Erfolg und die Aufmerksamkeit der eigenen Kryptowahrung steigt. Somit entsteht ein „Double Fundraising" aus Sicht der Grunder, da die einbehaltenen Token bei Wertsteigerung einen zusatzlichen Gewinn bringen zu dem Investitionskapital (Hahn & Wons, 2018, S. 3). Es handelt sich bei Initial Coin Offerings um Zukunftsprojekte. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine Vorschriften in Bezug auf eine benotigte Unternehmensform fur das Initiieren eines ICO. Folglich darf jeder Token und Coins offerieren (Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2017). Gegensatzlich dazu, darf ein IPO nur stattfinden, wenn ein Unternehmen als eingetragene Akti- engesellschaft agiert (Hahn & Wilkens, 2019, S. 10).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Kreislauf eines ICOs
Ein ICO kann in unterschiedlichen Unternehmensphase geschehen. Man kann 3 Phasen unter- scheiden, vor Veroffentlichung eines Produktes (Pre-Seed / Seed Phase), die Fortentwicklung eines Produkts (Start-Up-Phase) und der Erweiterung eines Geschaftsmodells bzw. Tokenisation neuer Produkte und Utilities (Expansion Stage) (Bundesanstaltfur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2019). Utilities sind der Nutzfaktor eines Projekts und Tokenisation beschreibt das digitale Ab- bilden eines Vermogenswertes in Form von einem Token. In jeder dieser Phasen erfolgt zuerst die „Planung", gefolgt von dem „Event" und abschlieRend der „Post-ICO" (Hahn & Wons, 2018, S. 26).
Die erste Planungsphase ist essenziell fur den Erfolg eines ICO. Zuerst sollte ein Hardcap / Soft- cap fur das ganze unternehmerische Vorhaben gesetzt werden, um das Investitionsvolumen zu bestimmen. Ein Hardcap stellt hierbei die maximale Obergrenze an Token, die wahrend eines ICO ausgegeben werden darf, dar. Ein Softcap ist die minimale Untergrenze die erreicht werden muss um das Projekt finanzieren zu konnen. Falls der Softcap nicht erreicht wird, gehen nach den „Terms & Conditions" die Token an den Emittent zuruck. Der Emittent muss noch ein Whitepaper verfassen, welches als Prospekt fur das Initial Coin Offering dient. Auch ist in dem Whitepaper, welches veroffentlicht werden muss, eine Mittelverwendung des gesamten Investitionsvolumen abzubilden. Hierbei soil potenziellen Investoren groReres Vertrauen in das Projekt gegeben werden (Hahn & Wons, 2018, S. 26).
Da es sich bei einem Initial Coin Offering um ein digitales Projekt handelt, ist auch dort eine Marketingstrategie anzuwenden. Dabei wird Wert gelegt eine Community um das Projekt zu bilden. Ein GroRteil der Pre-ICO Kosten entstehen dadurch, dass das Projekt auf verschiedenen Kanalen publikgemacht wird.
Fundamental fur die Planung und den Erfolg ist auch die Cyber Security, zu Deutsch Internet Sicherheit, eines Projekts. Ohne eine Uberwachungsinstitution oder Autoritat gilt es den Investoren Schutz fur ihr eingebrachtes Kapital zu bieten. Vor allem unter dem bereits erwahnten Aspekt der Irreversibilitat von Blockchain Transaktionen. In dieser Phase konnen, wenn dies be- absichtig wird, Smart Contracts gebildet werden.
Ein digitaler Pitch fur die potenziellen Investoren erfolgt uber das Whitepaper. Dieses beinhaltet die Technologie hinter dem ICO und den rechtlichen Ablauf. Da die Investoren auf Basis dessen entscheiden, ob sie in dieses Investment einsteigen oder vielleicht in ein anderes Projekt ein- steigen, sollte es den Investor ansprechen. Aufgrund dessen wird eine detaillierte Formulierung empfohlen (Goutte, Guesmi, & Saadi, 2020, S. 95).
In diesem Zug, der Planung, muss auch die Token Art bestimmt werden und wieso eine „Tokeni- sation" des Geschaftsmodells in Betracht kommen soil. Auf die verschiedenen Token Arten wird im folgenden Kapitel naher eingegangen. Des Weiteren mussen noch die Terms & Conditions festgelegt werden, dies stellt in Deutschland die allgemeinen Geschaftsbedingungen, bekannt als AGB, dar. Zuletzt wird ein Token Offering Document (TOD) erstellt und veroffentlicht. Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Token werden erlautert, gleichzeitig greift es auch Um- tauschverhaltnisse auf. Die BaFin erklart dieses Dokument als maRgeblich verantwortlich fur die Zulassigkeit eines ICOs (Hahn & Wons, 2018, S. 26-28).
Nachdem die erste Phase des Planens abgeschlossen ist, folgt nun das tatsachliche Event des Initial Coin Offerings. Fur die Umsetzbarkeit muss eine technologische Basis geschaffen werden. Eine Plattform sowie Wallet sollte eingerichtet sein damit die Transaktionen mit den Investoren abgewickelt werden konnen. Nach dem Pre-Sale und dem Offering werden die Token dann an die Investoren emittiert (Hahn & Wons, 2018, S. 26-28).
Nach erfolgreichem Event wird nun das erworbene Investitionskapital zur Produktentwicklung verwendet. Die genaue Verwendung wurde im White Paper dargelegt. Die Investoren sollen durch die Community Kanale zu ihren jeweiligen Entwicklungen des Produkts sowie der Investi- tion, auf dem Laufenden gehalten werden. Auch sollen die Coins an Krypto Borsen gelistet werden, dass ein Handel entstehen kann (Hahn & Wons, 2018, S. 26-28).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Ablauf eines ICOs
Als Initial Coin Offerings an Aufmerksamkeit gewannen, gab es anfanglich keinerlei Regulierun- gen fur die Token und Coins. Dies schaffte eine rechtsfreie Grenze und rund 80% der ICOs han- delten mit betrugerischer Absicht (Liebau, 2019, S. 3). Dagegenwirkend erstellte die Bundesanstalt fur Finanzaufsicht (BaFin) im Jahr 2017 einen Verbraucherschutz. In diesem warnt die Bafin Investoren uber einen potenziellen Verlust des eingesetzten Kapitals, da ICOs in deregulierten Bereichen operieren. Das Agieren auf internationaler Ebene schrankt eine nationale Regulierung stark ein und das Aktiengesetz findet keine Anwendung. Trotz der starken Risikobelastungfindet die BaFin auch positive Worte und lobt sogar die revolutionare Methode der Unternehmensfinanzierung (Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht, 2017).
Das Bundesministerium fur Finanzen (BMF) und das Bundesministerium der Justiz und fur Verbraucherschutz (BMJV) publizierten im Jahr 2019 ihre Regulierungsvorschlage fur Krypto Token. Daraufhin veroffentlichte die BaFin ein zweites Merkblatt uber die Prospekt- und Erlaubnispflicht von ICO emittierten Token. Eine Prospektpflicht bedeutet, dass bevor ein Whitepaper oder Wertpapier veroffentlicht wird, ein dazugehoriges Prospekt erstellt und publik gemacht werden muss. Inhaltlich ist alles uber den Emittenten und seine angebotenen Token zu erfassen. Dies soil Anlegern weitere Informationen daruber geben, wo und in was sie ihr Geld investieren. Der Aspekt der Sicherheit soil damit weiter ausgebaut werden.
Die Erlaubnispflicht kann bestimmteTatigkeiten einschranken. So kann dem Emittenten die Her- ausgabe der jeweiligen Token schon im Vorhinein verwehrt werden. Auch das Unterlassen des spateren Handels ist moglich.
Die BaFin entscheidet bei jedem ICO Projekt individuell, ob dieses unter dem Kreditwesengesetz (KWG), dem Kapitalanlagengesetzbuch (KAGB) oder dem Zahlungsdienstaufsichtsgesetz (ZAG) unterliegt und ob somit eine Prospektpflicht eintritt (Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht (2), 2019).
Die Regulierungen binden nicht alleToken Art. Generell gilt fur Wertpapiere immerdie Prospekt- und Erlaubnispflicht. Sogenannte „Equity Token" konnen als solche definiert werden. Qualifizie- rend dafur mussen sie handelbar sowie ubertragbar sein und wertpapierahnliche Rechte im Token besitzen. Wertpapierahnliche Rechte ergeben sich aus einem schuldrechtlichen Anspruch aufvermogensrechtlichen Inhalt bei Besitz.
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