Masterarbeit, 2012
82 Seiten, Note: 2,1
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Roman "Effi Briest" von Theodor Fontane, der im Jahre 1896 erschien. Das Werk gilt als "der absolute Höhepunkt von Fontanes realistischem Erzählwerk".
Im Roman gibt es die Gestalt eines spukenden Chinesen, der aber kein einziges Mal richtig auftaucht. Der Chinese lebte früher in Effis Haus in Kessin. Damals verschwand die Nichte eines Kapitäns, die mögliche Geliebte des Chinesen, am Tag ihrer Hochzeit. Kurz danach starb auch der Chinese. Der spukende Chinese bewegt sich seitdem auf dem Dachboden des Hauses. Effi denkt immer an ihn, wenn sie Angst hat oder sich einsam fühlt.
Der spukende Chinese ist leicht zu vernachlässigen, weil er nicht so viel Platz im Roman einnimmt. Aber Fontane legte großen Wert auf diese Figur. Er hatte einmal in einem Brief an einen Freund geklagt, dass wenige Leute auf den Chinesen achten, und er nennt den Chinesen „Drehpunkt für die ganze Geschichte". Wenn wir dies beachten, bemerken wir, dass jede Erwähnung des Chinesen im Roman zur Veränderung der Emotion und des Gefühls der Protagonistin Effi Briest führt, obwohl er nur gelegentlich auftaucht. Was bemerkenswert ist, der spukende Chinese befindet sich tatsächlich in einem Zustand von Sprachlosigkeit. Er schweigt von Anfang bis zum Ende. Eben wegen seines Schweigens besteht die Möglichkeit alle Aspekte dieser Gestalt zu interpretieren. Angesichts der Wichtigkeit des Romans in der Epoche des poetischen Realismus wurden schon viele Literaturkritiken darüber geschrieben. Aber es gibt wenige, umfassende und systematische Analysen über den spukenden Chinesen.
Es stellen sich die Fragen: was für Einflüsse hatte der Chinese auf Effis psychischen Zustand und ihr Verhalten? Welche Rolle hat der Spuk zwischen dem Ehepaar gespielt? Prophezeit der spukende Chinese eigentlich das Ende Effis? Ziel dieser Arbeit ist, diese Fragen zu antworten und die Beziehungen zwischen den spukenden Chinesen und der Protagonistin Effi Briest zu untersuchen.
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