Bachelorarbeit, 2022
107 Seiten, Note: 1,0
Child Language Brokering beschreibt das Phänomen, dass Kinder für ihre Eltern oder seltener andere Erwachsene mit Migrationshintergrund bzw. Fluchtgeschichte sprachmitteln. In Deutschland ist dieses Phänomen in Forschung sehr wenig untersucht, ebenfalls ist unbekannt, wie viele Kinder Aufgaben als Dolmetschende übernehmen. Laut dem Statistischen Bundesamt hatten 39,0 % der Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren im Jahr 2020 einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Da der Spracherwerb im Migrationsprozess langwierig sein kann, gehört für viele Kinder und Jugendliche das Sprachmitteln für die Eltern oder andere Verwandte zum Alltag dazu. Der Einsatz von Child Language Brokering wird zunehmend auch in der öffentlichen Meinung sowohl von Verbänden und Organisationen als auch in Zeitschriften und Podcasts höchst kritisch betrachtet. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer versteht Child Language Brokering gemäß der UN-Kinderrechtskonvention als Ausbeutung von Kindern und wirft die Frage nach dem Kindeswohl durch die Belastung als Folge der Dolmetschtätigkeit auf.
Auch in der Sozialen Arbeit übersetzen Kinder notgedrungener Weise immer wieder für ihre Eltern oder andere Erwachsene, da Sprachmittlungen häufig anderweitig nicht verfügbar sind. Hierdurch wird die wissenschaftliche Frage aufgeworfen, welche Anforderungen sich an den Kinderschutz in der Sozialen Arbeit in Hinblick auf den Einsatz von Child Language Brokering ergeben. Dabei ist von entscheidendem Erkenntnisinteresse die Frage, wie sich Child Language Brokering auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirkt, um einzuschätzen, welchen Einfluss das Sprachmitteln auf die kindliche Entwicklung hat. Zusätzlich stellt sich die Frage, worin Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Child Language Brokering in Hinblick auf Kinderschutz in der Sozialen Arbeit liegen. Diese Frage bezieht sich darauf, welchen Umgang Fachkräfte der Sozialen Arbeit in der Praxis in verschiedenen Kontexten und Settings mit Child Language Brokering entwickeln sollen. Im Fokus steht hierbei die Gewährleistung des Kinderschutzes.
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