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Bachelorarbeit, 2021
37 Seiten, Note: 2
Kurzzusammenfassung
Abstract
Inhalt
1 Einleitung
2. Der Gesundheitsfaktor Bewegung
2.1 Grundbegriffe
2.2 Gesundheitliche Auswirkungen von Bewegung
2.2.1 Physische Auswirkungen von Bewegung
2.2.2 Psychische Auswirkungen von Bewegung
3 Bewegungsverhalten
3.1 Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Österreich
3.2 Bewegungsverhalten von Erwachsenen in Österreich
3.3 Bewegungsverhalten im internationalen Vergleich
3.4 Ursachen und Folgen des Bewegungsmangels
4 COVID-19-Pandemie
4.1 Auswirkungen der COVID19-Maßnahmen auf das Bewegungsverhalten
4.2 Die Änderung des Bewegungsverhaltens aufgrund der COVID-19-Pandemie
5 Methoden und Material
5.1 Zusammensetzung der Probandengruppe
5.2 Aufbau des Fragebogens
6 Analyse und Ergebnisse
6.1 Persönliche Daten
6.2 Verhalten vor den COVID-19 Einschränkungen
6.3 Verhalten während der COVID-19 Einschränkungen
7 Diskussion
8 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Diese Bachelorarbeit thematisiert die körperliche Aktivität und deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus unter spezieller Berücksichtigung der COVID-19 Pandemie. Dabei werden mittels Literaturrecherche sowie unter Einbindung diverser Studien die Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit und ergänzend das Bewegungsverhalten der Bevölkerung untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass zahlreiche Personen verschiedenster Altersgruppen auf nationaler und internationaler Ebene das Mindestmaß an körperlicher Aktivität von 150 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität pro Woche nicht erfüllen. Mithilfe einer Umfrage wird der Einfluss der COVID-19 Pandemie auf die körperliche Aktivität analysiert und Zusammenhänge zwischen der Zeit vor dem Ausbruch und jener während der Krise veranschaulicht. Anhand dieser Untersuchung kann gezeigt werden, dass Bewegung für die Probanden durchaus einen positiven Stellenwert im Leben einnimmt und sie sich der Bedeutung von Sport bewusst sind.
This bachelor thesis deals with physical activity and its effects on the human organism with special regard to the COVID-19 pandemic. The importance of physical activity for health and the physical activity behavior of the population are examined by means of literature research and the integration of various studies. The results showed that many people of different age groups on national and international level do not meet the minimum physical activity level of 150 minutes of moderate-intensity physical activity per week. Using a survey, the impact of the COVID-19 pandemic on physical activity is analyzed and correlations between the time before the outbreak and that during the crisis are illustrated. Based on this survey, it can be shown that exercise definitely has a positive value in the lives of the test persons and that they are aware of the importance of sports.
Regelmäßige körperliche Aktivität stellt eine Ressource für die physische und psychische Gesundheit dar. Ein körperlich aktiver Lebensstil kann auf der einen Seite dazu beitragen, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Übergewicht, Haltungsfehler sowie Beschwerden am Muskel- und Sehnenapparat reduziert werden und damit die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Mortalität verringert wird, auf der anderen Seite stärkt Bewegung das psychische Wohlbefinden durch die Pflege sozialer Kontakte Der Integration von körperlicher Aktivität in den Alltag steht eine zunehmend bewegungsarme Lebensweise in Beruf und Freizeit gegenüber. Die WHO (2020) empfiehlt für Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren ein Mindestmaß von 150 Minuten Bewegungszeit pro Woche, welche laut dem „Austrian Health Interview “ und dem „Bewegungsmonitoring“ von vielen Österreicher*innen nicht ansatzweise erreicht wird (Mayer et al., 2020). Ergänzend sollte mindestens zweimal pro Woche Krafttraining mit moderater oder höherer Intensität praktiziert und generell sitzende Tätigkeiten vermieden werden. Um Bewegungsmangel und die assoziierten gesundheitlichen Risiken vermeiden zu können, müssen verstärkt körperliche und sportliche Aktivitäten praktiziert werden (Krug et al., 2013).
Speziell die COVID-19 Pandemie stellt die weltweite Bevölkerung hinsichtlich der körperlichen Aktivität vor enorme Herausforderungen. In Zeiten der Kontaktsperre beziehungsweise der behördlichen Maßnahmen ist es für einen Großteil der Allgemeinheit nochmals deutlich schwieriger, die Bewegungsempfehlung seitens der WHO zu erreichen. Fitnessstudios sind geschlossen, Gymnastikkurse und andere Gruppenveranstaltungen können nicht stattfinden. Außerdem meiden einige diverse Outdoortätigkeiten wie beispielsweise Wandern, Radfahren oder gemütliches Spazierengehen aus Furcht vor einer möglichen Ansteckung.
Aus diesem Grund befasst sich diese Bachelorarbeit mit körperlicher Aktivität und deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus unter spezieller Berücksichtigung der COVID-19 Pandemie.
Im zweiten Kapitel werden der Grundbegriff „Bewegung“ mit seinen unterschiedlichen Klassifikationen erläutert sowie die Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die psychische und physische Gesundheit thematisiert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Bewegungsverhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf nationaler und internationaler Ebene. Ergänzend werden die Ursachen und Folgen des Bewegungsmangels thematisiert.
Kapitel 4 behandelt Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf das Bewegungsverhalten und beschreibt diesbezüglich die damit verbundene Änderung des Bewegungsverhaltens
In Kapitel 5 werden die gesammelten Daten der empirischen Forschungsmethode analysiert, interpretiert und diskutiert.
Kapitel 6 dient letztendlich der Zusammenfassung und endgültigen Beantwortung der Forschungsfragen. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit sollen folgende Forschungsfragen beantwortet werden:
- Welchen Stellenwert hat Bewegung für die physische und psychische Gesundheit?
- Wie sieht das Bewegungsverhalten verschiedener Altersgruppen im nationalen und internationalen Kontext aus?
- Wie hat sich das Bewegungsverhalten der Bevölkerung aufgrund der COVID-19 Pandemie verändert?
- Welche Faktoren sind auf die Änderung des Bewegungsverhaltens während der COVDI-19 Pandemie zurückzuführen?
Laut Caspersen et al. (1985, S126) bezeichnet man Bewegung als „any bodily movement produced by skeletal muscle that results in energy expenditure“.
Weiters versteht man unter Bewegung im Allgemeinen die Änderung der Position und Lage eines Körpers im Raum. Nur wenn Kräfte auf den Körper einwirken, kann Bewegung stattfinden. Konkret auf die Bewegung beim Menschen bezogen bedeutet dies, dass zwischen inneren Kräften, zumeist Muskel-Sehen-Komplexe, oder äußeren Kräften wie beispielsweise Gravitation, Reibung oder Zentrifugalkraft, unterschieden werden muss. Aufgrund der großen Anzahl an Gelenken hat der Mensch ein hohes Maß an Bewegungsmöglichkeiten, wodurch komplexe Bewegungsabläufe ermöglicht werden. Diese Bewegungen sind in Abstimmung mit den äußeren Kräften das Ergebnis eines Zusammenspiels zwischen Zentralnervensystem und Muskelsystem (Güllich & Krüger, 2013).
Eine Bewegung, welche durch Kontraktion der Skelettmuskulatur hervorgerufen wird und mit einem substanziell ansteigenden Energieverbrach einhergeht, bezeichnet man als körperliche Aktivität (Caspersen et al., 1985). Sie kann mit unterschiedlicher Intensität und in verschiedenen Ausprägungen durchgeführt werden. Als gesundheitsrelevante körperliche Aktivitäten werden all jene Bewegungsformen bezeichnet, bei denen das Verletzungsrisiko gering ist und die Gesundheit verbessert wird. Als Beispiele können aktive Mobilität wie zügiges Gehen oder Radfahren, Tanzen, Gartenarbeiten wie Laubrechen, aber auch diverse Sportarten angeführt werden. Die körperliche Aktivität wird nach dem Kontext, in dem die Bewegung praktiziert wird, eingeteilt. Demnach kann diese während der Arbeit, zur Fortbewegung, bei Arbeiten im und außerhalb des Hauses und in der Freizeit stattfinden (Miko et al., 2020). Körperliche Fitness bezeichnet bestimmte Merkmale von Personen, die in engem Zusammenhang mit der Fähigkeit, körperliche Aktivitäten auszuführen, stehen. Beeinflusst wird diese durch die Art und das Maß der körperlichen Ertüchtigung, genetische Faktoren, dem Lebensstil und dem aktuellen Gesundheitszustand. Aufgrund der Tatsache, dass Sport ein enorm heterogenes Phänomen mit vielschichtigen Bedeutungen ist, kann dieses nicht exakt beschrieben und abgegrenzt werden. Sportliche Aktivitäten können sowohl Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens als auch der Leistung und des Wettkampfes beinhalten (Mensink, 2003).
Mittlerweile sind sich viel Menschen der Bedeutung von Bewegung für die körperliche und geistige Gesundheit bewusst, jedoch wissen die wenigsten, warum diese zu einer Erhöhung des allgemeinen Wohlbefindens beiträgt. In der heutigen technologiebetriebenen Welt wird oftmals vergessen, dass der menschliche Organismus für Bewegung ausgelegt ist (Ratey & Hagermann, 2009). Der Bewegungsmangel hat sich in den letzten Jahren als zunehmendes Problem der modernen Gesellschaft herausgestellt. Zahlreiche chronische Krankheiten sind durch Bewegungsmangel in entscheidendem Ausmaß mitverursacht. Die notwendigen Bewegungsaktivitäten im Alltag sind durch die Technisierung unserer Umwelt auf ein Minimum reduziert worden, sodass die notwendigen Reize für den Funktionserhalt der Organe nicht mehr gegeben sind. Als Resultat dieser Entwicklung kommt es nicht nur zu einem Funktionsverlust, sondern auch zur Störung im Zusammenwirken verschiedener Organe im Sinne von physischen und psychischen Krankheiten (Liedtke, 2007).
Damit der Körper der erhöhten Belastung während körperlicher Aktivität gewachsen ist, werden zahlreiche Adaptionsmechanismen durchgeführt. An vorderster Stelle rangieren belastungsinduzierte Anpassungen in der Arbeitsmuskulatur sowie der positive Effekt auf den Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem. Bewegung führt zu einer Ökonomisierung der Herzfunktion, sprich die Herzfrequenz, Herzarbeit und der Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels nehmen in Ruhe und bei körperlicher Aktivität ab (Neumann et al., 1998). Genauer betrachtet bewirkt es eine gleichmäßige Vergrößerung des Herzens und bei ausreichender Intensität auch zur Verdickung der Ventrikelwand (Sportherz). Ferner spielen die Änderungen der Endothelfunktion sowie jene des Gefäßtonus eine Rolle, insbesondere bei vorhandenen Risikofaktoren oder vaskulären Erkrankungen. Durch diese Trainingsadaption des Herzens wird, wie eingangs erläutert, eine Funktionsökonomisierung und letztlich eine erhöhte Leistungsfähigkeit hervorgerufen (Bachl et al., 2018).
Ein weiterer positiver Effekt ist die Veränderung der Fließeigenschaft des Blutes. Der Fibrinogenspiegel sinkt und die fibrinolytische Aktivität wird bei gleichzeitiger Abnahme der Thrombozytenaggregation gesteigert, das heißt, die Blutgerinnung wird physiologisch gehemmt und jene Mechanismen, die Blutgerinnsel auflösen, werden verbessert, wodurch die Tendenz zur Thromboseerkrankung minimiert wird. Speziell bei Sporttreibenden, die mit Gefäßerkrankungen zu kämpfen haben, sind diese Effekte von großer Bedeutung. (Neumann et al., 1998)
Die Fähigkeit des Muskels, ATP durch die Resynthese zu bilden, steigt. Daraus resultiert, dass Kontraktionen ökonomischer ablaufen und weniger ATP-Spaltungen und Kreatinphosphat-Abbau nötig sind. Aufgrund einer effizienteren Sauerstoffnutzung nimmt die Fähigkeit der Muskulatur zur Energiegewinnung freie Fettsäuren aus den Fettdepots zu aktivieren und vermehrt Fettsäuren in der Muskelzelle zu verstoffwechseln, zu. Dies geschieht primär durch die schnellere und damit vermehrte Einschleusung der Fettsäuren in die Mitochondrien, wodurch deutlich weniger Glykogen in der Leber und der Muskulatur abgebaut und verbrannt wird. (Muster & Zielinski, 2006).
Regelmäßige Bewegung führt durch eine vermehrte Zahl von Myofibrillen und Sakromeren zu einer Zunahme der Muskelmasse, ob die Zahl der Muskelzellen wächst, ist allerdings umstritten. Die Anzahl der langsam zuckenden Muskelfasern (ST-Muskelfasern) steigt. Die Zellen dieses speziellen Muskelfasertyps besitzen einen großen Triglyzeridspeicher und gute oxidative Fähigkeiten und sind daher für Ausdauerleistungen prädestiniert. Zahlreiche Studien belegen, dass durch Bewegung die Kapillardichte und der Kapillarquerschnitt verbessert werden. Eine hohe Anzahl von Kapillaren ist ein Charakteristikum von Personen, die regelmäßig Ausdauertraining betreiben und sorgt für einen schnellen Austausch von Gasen, Substraten und Stoffwechselprodukten zwischen Blut und Gewebe (ebd.). Körperliche Aktivität führt weiters zur Biogenese zusätzlicher Mitochondrien. Das Mitochondrienvolumen der Skelettmuskulatur korreliert positiv mit der VO2max und der mechanischen Leistung im Dauerleistungsbereich. Die VO2max gibt an, wie viel Milliliter Sauerstoff der Körper im Zustand der Ausbelastung maximal pro Minute verwerten kann. Größere Mengen an Mitochondrien sind dazu in der Lage, einen höheren Anteil an ATP durch die Oxidation von Nährstoffen wie Kohlenhydraten oder Fetten zu regenerieren (Ferrauti, 2020).
Bewegung, speziell Krafttraining, führt zu einem Zuwachs der Muskulatur und einem damit verbundene Kraftzuwachs, einer Erhöhung der Knochendichte sowie zu einer Verbesserung der inter- und intramuskulären Koordination. Dieser bringt nicht nur im Leistungsalter, sondern vor allem auch in höherem Lebensalter einige Vorteile mit sich. Längere Selbstständigkeit, Unfallprophylaxe und ein Zugewinn der Lebensqualität sind hierbei als zentrale Aspekte anzusehen. Die erhöhte Kraftfähigkeit der Muskeln wird im Wesentlichen durch Anpassungen des Nervensystems, der Muskulatur und des Stoffwechsels erzielt. Durch neuronale Anpassungen werden das Zusammenspiel der Skelettmuskulatur optimiert und die Muskelfasern eines Muskels weitgehend vollständig, gleichzeitig und mit hoher Frequenz aktiviert. Durch eine Umstrukturierung relevanter Zellbestandteile und einer vermehrten Einlagerung von Energieträgern wird der Energiestoffwechsel modifiziert. Demnach kommt es zu einer zunehmenden Einlagerung von energiereichen Substanzen wie dem Kreatinphosphat, dem Glykogen oder dem Adenosintriphosphat, welches bei der Kontraktion der Muskulatur eine wesentliche Rolle spielt (Pauls, 2014). Außerdem kommt es zu einem Dickenwachstum der Muskulatur, was als Muskelhypertrophie bezeichnet wird. Diese resultiert aus der Zunahme der Anzahl an Myofibrillen und deren Durchmesservergrößerung und wird bei einer Belastung von 75-80% der Maximalkraft vorrangig erzielt (Weineck, 2002).
Über das Wachstum der krafterzeugenden Proteinstrukturen hinaus kommt es in weiterer Folge auch zu einer Verdickung des Muskels durch eine Vermehrung des Sarkoplasmas. Dieses bezeichnet eine Flüssigkeit zwischen den Muskelfibrillen innerhalb der einzelnen Muskelfasern, welche durch den hohen Gehalt an Enzymen und gespeicherten Energieträgern gekennzeichnet ist. (Pauls, 2014). Nicht nur der aktive, sondern auch der passive Bewegungsapparat wird durch körperliche Aktivität positiv beeinflusst. Durch die erhöhte Belastung auf die Knochen, Knorpel, Sehnen und Bänder verändern sich diese Strukturen dahingehend, dass sie ebendiesen erhöhten Krafteinwirkungen standhalten können und so Verletzungen weitgehend unterbunden werden können. Regelmäßige Bewegung provoziert eine progressive Steigerung der Sehnen- und Bänderelastizität, wodurch etwaige Rupturen verhindert werden können. Druck-, Zug- und Scherbelastungen stellen die Gestaltungsgröße des Knochens dar, wobei die Muskulatur als lokaler Verursacher fungiert. Demzufolge existiert eine positive Korrelation zwischen der Skelettmuskelmasse und der Knochendichte, da eine kräftigere Muskulatur einen höheren Zugreiz über die Sehnen auf den Knochen ausübt und dieser mithilfe einer verstärkten Bildung von Osteoblasten reagiert (Gottlob, 2020).
Speziell Kinder und Jugendliche haben durch das schnelle Wachstum oft mit den physischen Veränderungen zu kämpfen. Körpergewicht und Größe beeinflussen die Statik und Dynamik des Körpers maßgeblich. Außerdem verkürzen Muskeln verstärkt, wodurch Haltungsschwächen auftreten können (Larsen et. al., 2010). Eine auftretende Fehlbelastung der Wirbelsäule über einen längeren Zeitraum führt zwangsläufig zu ebendieser Haltungsstörung. Wird diese ignoriert und nicht durch Gegenmaßnahmen versucht, die optimale Statik der Wirbelsäule wiederherzustellen, treten oft schmerzhafte Störungen auf. Eine Fehlhaltung ist an einer Abweichung der Wirbelsäule aus ihrer Mittelstellung und einer erhöhten Anspannung der Muskulatur erkennbar (Tilscher & Eder, 2007).
Auch Küster schreibt in einer 2004 veröffentlichten Studie, dass Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen aus Dysbalancen und einem Defizit der Rumpfkraft resultieren (Küster, 2004). Die Wirbelsäule spielt durch ihre zentrale Positionierung im Körper eine essenzielle Rolle beim Sport und ist vor allem im Kindes- und Jugendalter vermehrt verletzungsanfällig. Um den unterschiedlichsten Belastungen entgegenwirken zu können, sollte auch bei jungen Menschen die Rumpfstabilität gut ausgeprägt sein (Weineck, 2010). Fehlbelastungen und muskuläre Schwächen führen unter anderem zu einer Verformung der Wirbelsäule. Diese physiologischen Abweichungen treten in Form einer Lordose (Wirbelsäule krümmt sich nach vorne) oder einer Kyphose (Wirbelsäule krümmt sich nach hinten) auf. Ohne Gegenmaßnahmen führt die Lordose zu chronisch degenerativen Veränderungen der rückwärtigen Wirbelanteile (Spondylarthrose) und die Kyphose zu einem degenerativen Prozess der vorderen Wirbelanteile (Osteochondrose). Laterale Verformungen der Wirbelsäule werden als Skoliose bezeichnet (Kapinos et al., 2011). Diesen Haltungsschwächen kann im Kindes- und Jugendalter mit gezieltem Krafttraining noch gut entgegengewirkt werden, da es sich zu diesem Zeitpunkt meist um schlechte Angewohnheiten handelt. In diesem Kontext gilt zu beachten, dass Krafttraining im Kindesalter spielerisch gefördert werden sollte. Im Laufe der Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen kann ein inhaltlicher Wandel der Trainingsgestaltung vollzogen werden. Dabei werden diese spielerischen Elemente kontinuierlich durch gezielte und effektivere Übungen ersetzt, welche auch sportartspezifische Komponenten beinhalten. Erst ab der Pubertät sollten erstmals Kraftgeräte zum Einsatz kommen, wie es beim Erwachsenentraining der Fall ist. Da sich Kinder und Jugendliche generell in Physis und Psyche von Älteren unterschieden, sollte das Training dementsprechend adaptiert werden. Prädestiniert sind dafür kraftbetonte vielseitige und abwechslungsreiche Spiele oder auch Circuittraining (Menzi et al., 2007).
Laut Pauls (2014) wirkt sich moderates Krafttraining günstig auf die Gehirnleistungsfähigkeit aus. Neben einer verbesserten Blutversorgung des Gehirns sind auch positive Effekte auf das Wachstum von Nervenzellen und deren Verschaltung untereinander bekannt. Durch die Aktivität der Muskulatur wird der Nervenwachstumsfaktor BNDF ausgeschüttet, der den Aufbau neuer Nervenzellen im Gehirn fördert. Dieser Umstand kann im Alter einer Alzheimer-Erkrankung oder Demenz entgegenwirken. Eine erhöhte Leistungsfähigkeit spiegelt sich vor allem in den exekutiven Funktionen wider, welche beispielsweise beim Planen und Koordinieren von Handlungen, beim Multitasking und bei der Gedächtnisleistung eine zentrale Rolle einnehmen (Pauls, 2014).
Körperliche Ertüchtigung stellt gemäß den thematisierten positiven Auswirkungen eine essentielle Komponente für das körperliche Wohlbefinden sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen dar. Speziell für Personen, die an alters- oder ernährungsbedingen Gefäßerkrankungen wie beispielsweise Arteriosklerose oder diabetische Angiopathie leiden, aber auch bei Stoffwechselproblemen wie Diabetes ist regelmäßige Bewegung unumgänglich. Bewegung wirkt sich nicht nur positiv auf die Physis, sondern auch auf die Psyche aus.
Kausal interpretierbare generelle Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und psychischer Gesundheit lassen sich per se nicht ausfindig machen, wohl aber Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und spezifischen Parametern psychischer Gesundheit. Zu diesem Schluss kommen zahlreiche Reviews und Metaanalysen, welche zu dieser Thematik durchgeführt wurden. Eine weitere zentrale Erkenntnis betrifft die Wirkrichtung sportlicher Aktivitäten. Regelmäßige Bewegung verbessert einerseits negativ emotionale und psychische Zustände, andererseits werden positiv emotionale und psychische Parameter aufgebaut und stabilisiert (Güllich & Krüger, 2013).
Laut Morgan (1997) hat Bewegung eine präventive und rehabilitative Wirkung auf Angst, Depression, Stressresistenz, Stimmung und Wohlbefinden, Selbstkonzept und kognitive Funktionen. Die Ergebnisse einer Studie von Harvey et al. aus dem Jahr 2018 offenbaren in diesem Kontext, dass etwa 12% der Depressionen vermieden werden können, wenn mindestens eine Stunde Sport pro Woche betrieben wird. Menschen, die regelmäßig über einen längeren Zeitraum sportlich aktiv sind, erleben diesbezüglich positive Effekte auf die Stimmung, den Spannungszustand und die psychische Verfassung im Allgemeinen. Diese Wirkungen ergeben sich aus den unspezifischen Wirkfaktoren der Bewegung und aus sportartspezifischen neurobiologischen Veränderungen. Als unspezifische Wirkfaktoren werden beispielsweise die Verbesserung der körperlichen Gesundheit und das daraus resultierende psychische Wohlbefinden bezeichnet (Claussen et al., 2020). Ein moderates körperliches Training hat einen direkten Einfluss auf die Sekretion von Cortisol, welches zum Beispiel bei Stress und Depressionen erhöht ist. In der Regel wird dies von vielen Menschen als positiv wahrgenommen und zum Stressabbau genutzt. Weiters konnte die Auswirkung der körperlichen Aktivität auf Neurotransmitter wie Noradrenalin oder Serotonin bereits als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei depressiven Menschen genutzt werden (ebd.).
Ob Bewegung neben psychologischen Therapieformen und Pharmakotherapie als Therapiemittel für psychische Erkrankungen jeglicher Art fungieren kann, ist allerdings noch unklar. Wissenschaftlich begründete Handlungsempfehlungen an die klinische Praxis, durch körperliche Aktivität nennenswerten Einfluss auf die Rehabilitation von zum Beispiel Angst- oder Depressionspatienten zu nehmen, sind derzeit noch nicht vertreten. Ein wesentlicher Aspekt, welcher für die Therapie psychischer Erkrankungen mittels Bewegung spricht, sind die deutlich geringeren unerwünschten Nebenwirkungen, welche in den meisten Fällen bei Psychopharmaka auftreten. Eine erwünschte Nebenwirkung ist hingegen der Effekt einer regelmäßigen sportlichen Aktivität auf körperliche Gesundheitsparameter wie beispielsweise auf die Funktion des Herzkreislaufsystems, den Stoffwechsel oder den passiven Bewegungsapparat, welche häufig in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen stehen. Im Gegensatz zu einer medikamentösen Behandlung ist die Therapie mithilfe von Bewegung nicht zeitlich begrenzt, sondern kann ein Leben lang eingesetzt werden (Alfermann & Pfeffer, 2009).
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