Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Bachelorarbeit, 2022
54 Seiten, Note: 1,0
Medien / Kommunikation - Public Relations, Werbung, Marketing, Social Media
1 Einleitung
1.1 Ziel der Arbeit
1.2 Forschungsstand
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Jugend als Lebensphase
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Jugend
2.1.2 Adoleszenz
2.1.3 Pubertät
2.2 Jugendspezifische Entwicklung
2.2.1 Entwicklungsaufgaben, Identität und das Selbst
3 Der Körper im Jugendalter
3.1 Begriffsbestimmung Körperbild
3.2 Bedeutung des Körperbildes während der Jugend
3.3 Positives, neutrales, negatives Körperbild
3.4 Einflussfaktoren zur Entstehung eines negativen Körperbildes
3.4.1 Biologische Faktoren
3.4.2 Psychologische Faktoren
3.4.3 Soziokulturelle Faktoren
3.4.4 Schönheits-/Körperideale
3.4.5 Geschlechtsspezifische Differenzen
3.4.6 Eltern
3.4.7 Peers
4 Medien
4.1 Veränderung des Medienkonsums
4.2 Mediale Begriffsbestimmungen Social Media, Soziale Plattformen
5 Instagram
5.1 Begriffsbestimmung Instagram
5.2 Funktionen von Instagram
5.3 Nutzungsverhalten
5.4 Selbstdarstellung auf Instagram
6 Influencer als Vorbilder und Vergleichsobjekte für das Körperbild
6.1 Begriffsbestimmung und Ranking beliebter Influencer
6.2 Fitnessinfluencerin Pamela Reif
6.3 Influencer Marketing
6.4 Trends auf Instagram
7 Theorie der sozialen Vergleichsprozesse als Erklärungsansatz
7.1 Vergleichsrichtungen
7.1.1 Horizontaler Vergleich
7.1.2 Abwärtsgerichteter Vergleich
7.1.3 Aufwärtsgerichteter Vergleich
7.2 Auswirkungen des sozialen Vergleichens auf das Körperbild
8 Gegenbewegungen und deren Auswirkungen auf das Körperbild Jugendlicher
8.1 Body-Positivity und Body-Neutrality
9 Zusammenführung der Auswirkungen: Diskussion
10 Limitationen
11 Unterstützungsmöglichkeiten Jugendlicher
12 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abb. 1: Strukturierung des Gesamtkomplexes Körpererfahrung
Abb. 2: Einflussfaktoren Körperbildstörung
Abb. 3: Genutzte Online-Angebote
Abb. 4: Profilausschnitt Pamela Reif
Abb. 5: Nutzungsverhalten einzelner Social Media Angebote
Abb. 6: Die beliebtesten deutschen Instagram-Accounts
Abb. 7: Screenshot Likeometer
Abb. 8: Screenshot aus Instagram Profil von Pamela Reif
Abb. 9: Auswirkungen von Instagram und seinen Influencern auf das Körperbild
Gender Disclaimer
In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum als auch geschlechtsneutrale Sprache verwendet. Sämtliche Personen und Bezeichnungen beziehen sich gleichermaßen auf alle Geschlechter.
„Weder Denken noch Sprechen, weder Handeln noch Lernen können körperlos geschehen“ (Niekrenz & Witte, 2011, S. 7).
Niekrenz und Witte (2011) machen mit dieser Aussage die Relevanz des Körpers im Leben eines jeden Menschen deutlich. Insbesondere im Jugendalter, in dem die Frage nach der eigenen Identität und das Bewältigen diverser Entwicklungsaufgaben ansteht, gilt der Körper als wesentliches Medium, um sich auszudrücken (Siffert & Brändle, 2018, S. 36). Dabei stellt die Pubertät in Bezug auf den Körper eine äußerst kritische Phase dar. Jugendliche Körper verändern sich und diese Veränderungen müssen akzeptiert werden (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 1). Hierbei entdecken junge Menschen ihren Körper als optimier- und veränderbar (Schmincke, 2011, S. 152). Sie orientieren sich an Vorbildern und Idealen, um einen Eindruck darüber zu erhalten, was als schön wahrgenommen wird und damit Anerkennung impliziert. Neben den Eltern oder den Peers, erfolgt der Vergleich mit medialen Schönheitsidealen. In der gegenwärtigen Zeit rücken diesbezüglich die sozialen Medien in den Blick, denn heutzutage wachsen Jugendliche mit digitalen Technologien auf und werden dahingehend als Digital Natives betitelt (Böker, Demuth, Thannheiser & Werner, 2013, S. 100). Diese Bezeichnung macht deutlich, dass die sozialen Medien mittlerweile ein wesentlicher Begleiter Jugendlicher darstellen. In der JIM-Studie 2021 wurde herausgefunden, dass Instagram zu den am zweit häufigsten genutzten Online-Angeboten von Jugendlichen zählt (mpfs, 2021, S. 34). Damit erlangt Instagram einen hohen Stellenwert in der Lebenswelt vieler Jugendlicher und ist somit aus dem Alltag kaum wegzudenken. Basierend auf dem hohen Stellenwert der Plattform, werden Influencer als mögliche Vorbilder und Vergleichsobjekte zunehmend attraktiver.
Die Arbeit versucht die Relevanz des Körpers in der jugendspezifischen Lebensphase in Verbindung zu der sozialen Plattform Instagram zu bringen. Dabei wird überprüft, ob die Verwendung der Applikation Instagram Auswirkungen auf das jugendliche Körperbild hervorruft. Es wird nicht erzielt, Instagram in diesem Zusammenhang zu verurteilen, vielmehr geht es um eine Analyse von Instagram, Influencern sowie Trends und damit einhergehenden möglichen positiven als auch negativen Auswirkungen. Das Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist somit die Beantwortung folgender Forschungsfrage: „Inwiefern hat die Nutzung von Instagram und die Beeinflussung durch Influencer Auswirkungen auf das Körperbild von Jugendlichen?“. Um diese Frage zu beantworten, wird eine wissenschaftliche Literaturrecherche durchgeführt und bereits vorhandene Forschungsarbeiten dahingehend analysiert.
Für die Beantwortung der Forschungsfrage wurden sowohl nationale als auch internationale Studienund Literatur herangezogen. Aufgefallen ist, dass zahlreiche Studien zu traditionellen Medien, wie Magazinen oder Fernsehwerbung, und dem Einfluss auf das Körperbild existieren. Dieser Aspekt wird in der Arbeit nicht beachtet, vielmehr wird der Fokus auf die soziale Plattform Instagram gelenkt. Generell fiel auf, dass im Bereich der sozialen Medien bereits zahlreiche Studien existieren. Es stellte sich jedoch als schwierig heraus, nationale Studien zu finden, die alle Kriterien (Jugendalter, Körperbild, Instagram) erfüllten. Außerdem wurde festgestellt, dass weniger Studien zu Jungen im Zusammenhang zum Körperbild und Jugendalter auffindbar waren.Dennoch lässt sich das Thema als ein hoch aktuelles einordnen, da sowohldie soziale Plattform Instagram als auch der Körper im Jugendalter Phänomene darstellen, dessen Relevanz auch in Zukunft angenommen werden kann.
Zu Beginn erfolgen für die Arbeit relevante Begriffsbestimmungen. Diese Begrifflichkeiten stellen den Ausgangspunkt dar, um im Anschluss auf die jugendspezifische Entwicklung einzugehen. In diesem Zusammenhang wird die Bewältigung diverser Entwicklungsaufgaben, die Suche nach der Identität sowie dem Selbst thematisiert. In Kapitel 3 wird anschließend der Begriff des Körperbildes eingeführt und die Relevanz dessen in der Pubertät hervorgehoben. In diesem Zusammenhangwird auf die Entstehung des Körperbildes eingegangen und entscheidende Einflussfaktoren beschrieben, die die Entstehung eines negativen Körperbildes begünstigen. Die Medien lassen sich als einer der Einflussfaktoren benennen, weshalb an dieser Stelle der Fokus hin zur Thematik Medien gelenkt und das Nutzungsverhalten Jugendlicher beleuchtet wird. Im anschließenden Kapitel erfolgt die Einführung in die Applikation Instagram. Um die Verbindung zwischen jugendspezifischen Entwicklungsaufgaben und Instagram zu verdeutlichen, wird auf die Selbstdarstellung der Jugendlichen eingegangen. Da die Selbstdarstellung oftmals in Orientierung an Vorbilder erfolgen, wird das Phänomen der Influencer erläutert. Hier wird das exemplarisch ausgewählte Profil der Fitnessinfluencerin Pamela Reif und ihre Darstellung sowie Positionierung ihres Körperbildes analysiert. Des Weiteren wird auf vorherrschende und von Influencern präsentierte Trends (fitspiration, thinspiration) eingegangen, die das Schönheitsideal der Zeit verdeutlichen. Mithilfe der Theorie des „sozialen Vergleiches nach Leon Festinger kann der Zusammenhang zwischen Influencern und deren Einfluss auf Jugendliche und deren Körperbild erklärt werden. Im Anschluss werden Ergebnisse bestehender Forschungsarbeiten benannt und Auswirkungen des sozialen Vergleichens auf das Körperbild beschrieben. Ergänzend wird auf Gegenbewegungen innerhalb Instagrams eingegangen. Nachdem eine Zusammenführung der Auswirkungen erfolgt, werden Limitationen existierender Forschungen aufgeführt. Nachfolgend werden Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern und Lehrkräfte zur Prävention der Entstehung eines negativen Körperbildes benannt. Zuletzt schließt die Arbeit mit einem Fazit ab, woraufhin ein Ausblick folgt, welcher auf einen möglichen Forschungsbedarf verweist.
Das Leben eines jungen Menschen impliziert Herausforderungen wie unter anderem die Suche nach der eigenen Identität und dem Selbst und stellt diesbezüglich eine äußert besondere Lebensphase dar. Zu Beginn dieser Arbeit, besteht die Relevanz, einige fachliche Begriffe vorab zu definieren und zu erläutern, um ein tieferes Verständnis für die Thematik zu schaffen. Durch die Bestimmung der Begriffe wird der Lebensabschnitt Jugend sowie entwicklungsbedingte Anforderungen deutlich, welche die Bedeutsamkeit der Beschäftigung mit dem Körperbild im Jugendalter begründen.
Der Begriff derJugend lässt sich nicht einheitlich definieren. Deutliche Unterschiede werden mit Blick auf die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen kenntlich. Aus zivil- und strafrechtlichen Gründen versteht die Rechtswissenschaft die Jugend als einen Bereich zwischen dem vollendeten vierzehnten Lebensjahr und vor dem Beginn des achtzehnten Lebensjahres. In der Psychologie wirddie kognitive und emotionale Entwicklung betrachtet. In der Soziologie hingegen wird die Jugend als eine Lebensphase angesehen, in der ein Mensch weder Kind noch Erwachsener ist (Ecarius, 2011, S. 13). Dass unter anderem Unstimmigkeiten hinsichtlich der Altersangaben existieren, wird in verschiedenen Studien ersichtlich. Die Shell Studie (2019) betrachtet Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren (Albert, Hurrelmann & Quenzel, 2019), während sich die Jim Studie (2021) dahingegen auf Jugendliche mit einer Alterspanne zwischen zwölf und 19 Jahren bezieht (Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest, 2021, S. 2).
Ein Grund für die Uneinheitlichkeit der Definitionen liegt unter anderem in der Entstrukturierung. Die Merkmale, die eine bestimmte Lebensphase und damit die jungen Menschen zur Jugend ausmachten,verlierenaufgrund veränderter Lebensbedingungen an Einheitlichkeit und Struktur. Dadurch entstanden verschiedene „Jugenden“, die sich nicht mehr zu einer Einheit zusammenfassen ließen (Münchmeier, 1998, 106 f.).
Nach Hurrelmann (2007) muss die Lebensphase Jugend „[...] unter den heutigen historischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen in westlichen Gesellschaften als eine eigenständige Phase im Lebenslauf identifiziert werden. Sie hat ihren früheren Charakter als Übergangsphase vom Kind zum Erwachsenen verloren“ (S. 70).
Ein weiterer Terminus, der in der entwicklungspsychologischen und erziehungswissenschaftlichen Literatur verwendet wird, ist der Begriff der Adoleszenz (Horstkemper, 2013, S. 9). Dieser leitet sich von dem lateinischen Wort „adolescere“ ab und lässt sich mit den Worten „aufwachsen“ oder „heranwachsen“ übersetzen. Beschrieben wird der biologische, psychologische und soziale Prozess, der [...] u.a. die Integration in die Gesellschaft, eine selbstständige Lebensweise und die Identitätsentwicklung umfasst“ (Konrad & König, 2018, S. 2).Die Adoleszenz lässt sich in die frühe(ca. zehnbis 13 Jahre), mittlere (14 bis 16/17) und späte Adoleszenz (17 bis 20 Jahre) einteilen (Konrad & König, 2018, S. 3).
Ferner ist der Begriff der Pubertät abzugrenzen. Die Pubertät ist als Beginn und somit als Teil der frühen Adoleszenz anzusehen. Dabei bezieht sich die Pubertät ausschließlich auf die biologische Entwicklung. Sie entsteht auf der Basis von körperlichen und hormonbedingten Veränderungen und endet mit der vollständigen Geschlechtsreife der Jugendlichen (Konrad & König, 2018, S. 2).
Im Folgenden Abschnitt wird die jugendspezifische Entwicklung betrachtet. In dieser Hinsicht werden Begriffe, wie die der Identität und das Selbst erklärt sowie Entwicklungsaufgaben benannt.
Im Laufe des Lebens hat ein Mensch spezifische Anforderungen zu bewältigen. Die sogenannten Entwicklungsaufgaben sind ein von Havighurst im Jahr 1948 entwickeltes Konzept, welches in den 1950er Jahren erweitert wurde. Die Art der Entwicklungsaufgabe, welche ein Individuum zu bewältigen hat, hängt immer von der jeweiligen Lebensphase ab, in dersichdie Personzu dieser Zeit befindet(Quenzel, 2015, S. 28). Durch die Bewältigung der jeweiligen Aufgaben werden Fertigkeiten und Kompetenzen erworben, die für ein tolerables Leben in einer Gesellschaft benötigt werden (Oerter, 2008, S. 279).
Die genannten Entwicklungsaufgaben werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich ausgeführt. Basierend auf der klassischen psychoanalytischen Literatur (Anna Freud, Erik Erikson, Peter Blos und Moses Laufer), werden vier Entwicklungsaufgaben benannt, welche Jugendliche in der Adoleszenz zu bewältigen haben:
- „Die psychische Integration der Körperveränderungen der Pubertät in das eigene Selbstbild,
- die innere und äußere Ablösung vom Elternhaus und die damit verbundene Suche nach eigenen Ich-Idealen und Über-Ich-Inhalten,
- das Finden von außerfamiliären Liebesobjekten und schließlich
- die Entwicklung einer eigenen Identität “ (Bohleber & Leuzinger-Bohleber, 2013, S. 14).
Insbesondere die erst und zuletzt genannte Entwicklungsaufgabe sind für diese Arbeit von Relevanz. Die Fragen „Wer bin ich, was macht mich aus, wo will ich hin?“ sind jene, die sich Jugendliche auf der Suche nach ihrem Selbst sowie ihrer Identität stellen (Hannover, Wolter & Zander, 2018, S. 238). Um den Begriff der Identität zu definieren, wird aufErik H. Erikson verwiesen, welcher Identität als ,[...] das Bewusstsein, ein unverwechselbares Individuum mit einer eigenen Lebensgeschichte zu sein, in seinem Handeln eine gewisse Konsequenz zu zeigen und in der Auseinandersetzung mit Anderen eine Balance zwischen individuellen Ansprüchen und sozialen Erwartungen gefunden zu haben bezeichnet (Erikson, 1950, zitiert nach Abels, 2010, S. 258). Identitätsmerkmale sind Fähigkeiten, Ziele oder Persönlichkeitsmerkmale, mit denen sich eine Person definiert sowie interpretiert , und dahingehend weitaus mehr als nur ein Name, ein Geburtsdatum oder eine Körpergröße (Döring, 2003, S. 325). Identität wird heute als ein lebenslanger Prozess verstanden, bei welchem das Individuum versucht , die Erwartungen der Außenwelt mit den eigenen Ansichten, das Selbstbild mitdem Bild, das eine andere Person von einem Menschen hat, zu vereinen (Abels, 2010, S. 254 f.). Deutlich wird, dass es die „eine Identität nicht gibt. Vielmehr wird von der Existenz verschiedener Teil-Identitäten (zum Beispiel: GeschlechtsIdentität, sexuelle Identität, ...) ausgegangen (Döring, 2003, 325 f.).
Neben der Begrifflichkeit der Identität existiert der Begriff des Selbst. Dabei werden laut Döring (2003) Begriffe wie das Selbst oder die Identität oftmals unstimmig verwendet, was diese inhaltlich verschwimmen lässt (S. 326). Für Jugendliche stellt das Bewusstwerden über das eigene Selbst eine relevante Aufgabe dar. Auf der Suche nach dem Selbst und diesbezüglich nach Selbsterkenntnis, nutzt der Mensch verschiedene Wege, um Auskunft zu erlangen (Werth, 2020, S. 213). So spielt beispielsweise die Wahrnehmung durch andere eine ausschlaggebende Rolle (Abels, 2010, S. 254).Zudemerfolgt Selbsterkenntnis durch Introspektion, was das Nachdenken über sich selbstmeint. Diesstellt einebegrenzte und oft fehlerhafte Vorgehensweise dar. Auch mittels der Selbstwahrnehmung, welche die Selbstbeobachtung und den daraus folgenden Rückschluss auf Verhalten, Denken und Erleben impliziert, können Informationenüber einen Menschen selbstoffenbart werden.Die Entwicklung eines Selbstbildes ist somit auch durch die Innenperspektive möglich (Werth, 2020, S. 213).Auf der Suche nach sich selbststrebt der Mensch ein positives Selbstbild an 5 (Werth, 2020, S. 227). Ob sich dieses erreichen lässt, hängt unter anderem davon ab, wie die Bilder, die ein Mensch von sich hat, zusammenpassen. Higgins unterteilte das Selbst diesbezüglich in drei Teile: das Real-Selbst, das normative Selbst und das Ideal-Selbst. Das Real-Selbst (actual-self) beinhaltet die Sichtweise, die eine Person derzeit aufweist. Unter dem normativen Selbst (ought-self) hingegenwird die individuelle Wahrnehmung von Verpflichtungen und Aufgaben verstanden. Letztlich ist das Ideal-Selbst (ideal-self) zu benennen, was die eigenen Wünsche darstellt, und somit die Vorstellung, wie ein Mensch selbst sein möchte (Wechsler & Schütz, 2016, S. 3). Die subjektive Einschätzung einer Person wird demnach maßgeblich vom individuellen Idealbild beeinflusst (Siffert & Brändle, 2018, S. 37). Wie ein Mensch sich bewertet, hängt dementsprechend von der Diskrepanz ab, die das wahrgenommene Selbstbild zum Idealbild aufweist (Gartmann, 2008, S. 54).
In diesem Zusammenhang wird die Relevanz des Körpers für die Entstehung des Selbstbildes hervorgehoben. Denn auch das Körperbild, stellt einen wesentlichen Teil des Selbstbildes dar (Stronski, 2018, S. 26). Bei dem Körper und der Identität handelt es sich um keine unabhängigen Variablen. Wohingegen der Körper ein wesentliches Medium der Identität darstellt (Niekrenz & Witte, 2011, S. 7), mit dessen Hilfe Identität ausgedrückt und dargestellt werden kann (Siffert & Brändle, 2018, S. 36). Damit wird deutlich, dass der Körper eine entscheidende sowie bedeutsame Rolle für die Selbstfindung spielt. Die obig aufgeführten Fragen und Entwicklungsaufgaben, die sich den Jugendlichen in ihrer Lebensphase stellen, fungierten als Ausgangspunkt, um zu verstehen, weshalb die Auseinandersetzung mit dem Körper in dieser Lebensphase äußerst relevant ist.
In der Jahrhundertwende wurden erste Erkenntnisse über das Körperbild sowie das Körperschema erlangt. Dabei konnte bereits zu dieser Zeit keine eindeutige Abgrenzung dieser Begrifflichkeiten vollzogen werden (Lemche & Loew, 2009, S. 1). Weiterbestehend kann auch heutzutage bei der Bestimmung des Begriffes des Körperbildes eine terminologische Uneinheitlichkeit sowie eine Vielfalt an sich ähnelnden Begriffen festgestellt werden(Bielefeld, 1986, S. 5).Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Fokus auf das Körperbild (im englischen Sprachgebrauch „body image“) gelegt (Stronski, 2018, S. 26). Dabei wird sich an der Definition und dem Strukturmodell von Bielefeld (1986) orientiert.
Nach Bielefeld (1986) bildet die Körpererfahrung den Oberbegriff (siehe Abb. 1) und umfasst unbewusste, bewusste, kognitive sowie affektive Erfahrungen mit dem eigenen Körper, die der Mensch im Laufe seiner subjektiven und gesellschaftlichen Entwicklung sammelt. Dabei wird die Körpererfahrung in den neurophysiologischen Teilaspekt des Körperschemas (body scheme) sowie denphysiologisch-phänomenologischen Teilbereich des Körperbildes (body image) unterteilt (Bielefeld, 1986, S. 17). Wird mit dem Begriff des Körperschemas der Fokus auf die strukturelle und prozessbezogene Körperwahrnehmung gelegt (Fischer, 2019, S. 75), umfasst das Körperbild nach Bielefeld (1986) ,, [...] alle emotional-affektiven Leistungen des Individuums bezüglich des eigenen Körpers“ (S. 17).
In der nachfolgenden Abbildung(Abb.1) werden die drei Faktoren, das Körperbewusstsein, die Körperausgrenzung und die Körpereinstellung als Teil des Körperbildes, näher dargestellt (Bielefeld, 1986, S. 17).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Strukturierung des Gesamtkomplexes Körpererfahrung (in Anlehnung an Bielefeld, 1986, S. 16).
Laut Cash (2004) handelt es sich beim Körperbild um ein mehrdimensionales Konstrukt. Es schließt mit ein, wie der eigene Körper wahrgenommen wird, wie die Gefühle und die Gedanken gegenüber diesem sind und schließlich, wie dieser behandelt wird (S. 26). Indem das Subjekt ein Bild vom eigenen Körper entwickelt und diesen erkennt, erlebt und bewertet, entsteht ein Körperbild. Die Bewertung des Körpers ist dahingehend immer ein Zusammenspiel aus individuellen Faktoren sowie Einflüssen der Gesellschaft (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 1). Wie der Körper wahrgenommen wird, hängt neben den individuellen Erlebnissen und Erfahrungen zusätzlich vom psychischen Zustand der jeweiligen Person ab. Demzufolge stellt die Wahrnehmung des eigenen Körpers keineswegs eine objektive, sondern eine subjektive Situation dar (Fischer, 2019, S. 17 f.). Beim Körperbild handelt es sich um ein dynamisches Konstrukt, was sich individuell und ein Leben lang entwickelt (Stronski, 2018, S. 26).
Der Körper sowie Unzufriedenheit mit diesem spielt für Menschen unterschiedlichster Altersgruppen eine Rolle. Dennoch gilt die Adoleszenz als eine der kritischsten Phasen, wenn es um die Entwicklung des Körperbildes geht. Begründet werden kann dies durch die zahlreichen Veränderungen, die ein junger Mensch während der Zeit der Pubertät erlebt (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 1). Neben dem Längenwachstum des Körpers, wird häufig ein deutlicher Anstieg des Körpergewichtes wahrgenommen. Dieser ist durch eine Zunahme an Fettgewebe sowie Muskelmasse zu erklären. Neben dem Wachstum der Körperbeharrung werden die Jugendlichen mit dem Eintreten der ersten Menstruation sowie des ersten Samenergusses konfrontiert (Göppel, 2011, S. 23). Dabei müssen sie lernen mit diesen Veränderungen zurechtzukommen, indem sie, wie mit Blick auf die Entwicklungsaufgaben deutlich wurde, die Körperveränderungen in ihr Selbstbild integrieren (Bohleber & Leuzinger-Bohleber, 2013, S. 17). Fend (2003) beschreibt die Entwicklungsaufgabe, die sich den Jugendlichen in dieser speziellen Zeit stellt, mit den Worten „den Körper bewohnen lernen“ (S. 222). Dies ist keine leichte Aufgabe und impliziert oftmals Unsicherheiten in der Wahrnehmung der eigenen Köperform (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 1). Die Frage danach, ob die ersichtlichen Veränderungen normal sind oder nicht, beschäftigt Jugendliche daher umso mehr (Schmincke, 2011, S. 143). Sie entdecken den Körper als etwas Veränderbares und streben nach Optimierung. Die Hoffnung auf körperliche und sexuelle Attraktivität, soziale Anerkennung und Erfolg macht die Optimierung des Körpers erstrebenswert (Schmincke, 2011, S. 152). Letztlich wird nach einer positiven Selbstsicht und einem positiven Selbstbild gestrebt, wobei letzteres eines der stärksten Bedürfnisse des Menschen darstellt (Werth, Denzler & Mayer, 2020, S. 227). Die positive Selbstsicht wird auch in Bezug auf das eigene Körperbild angestrebt.
Ein positives Körperbild bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Person von ihren Mitmenschen als attraktiv angesehen wird (Siffert & Brändle, 2018, S. 40). Vielmehr impliziert es die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper. Der Körper wird unabhängig von Bewertungen der Umwelt akzeptiert und umsorgt(Schulte-Abel, Borrelli, Schär & Schneiter, 2013, S. 12). Dies wiederrum hat Einfluss auf die Identitätsentwicklung, die durch ein positives Körperbild gestärkt wird (Siffert & Brändle, 2018, S. 39). Wenn kein Einfluss auf das positive Selbstbild des Menschen feststellbar ist, wird von einem neutralen Körperbild gesprochen. Auch wenn keine vollständige Zufriedenheit gegenüber dem Körper vorliegt, hat dies keine negativen Auswirkungen auf das Selbstbild (Wertheim & Paxton, 2012, S. 187). Es gilt zu beachten, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers nicht mit der Realität und objektiven Maßstäben gleichzusetzen ist (Wertheim & Paxton, 2012, S. 187). Insbesondere der Lebensabschnitt des Jugendalters stellt eine sensible Zeit dar, die Störungen des Körperbildes fördert (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 4). Jugendliche nehmen sich zum Beispiel größer, kleiner, dicker oder dünner wahr, als sie es tatsächlich sind. Demgegenüber entwickeln sie selbstkritische Gedanken, wie den Gedanken zu dick, zu dünn oder nicht attraktiv genug zu sein. Zugleichentstehen Gefühle, wie Zufriedenheit oder Unzufriedenheit gegenüber dem eigenen Körper (Wertheim & Paxton, 2012, S. 187) oder einzelnen Körperteilen. Diese Gefühle führen dazu, dass sich bei einem negativen Körperbild die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper negativ auf das Selbstbild auswirkt (Schulte-Abel et al., 2013, S. 12 f.).
Zu einer Gefahr wird ein negatives Körperbild beispielsweise dann, wenn eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit feststellbar ist oder die Verhaltensweisen, um den Körper zu verändern, die Gesundheit gefährden (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S. 4). Exemplarisch hierfür kann die Essstörung Anorexia nervosa genannt werden, die durch starke Ängste vor einer Gewichtszunahme sowie einer gestörten Wahrnehmung des eigenen Körperbildes gekennzeichnet ist. Darüber hinaus bezeichnet Bulimia nervosa eine weitere Erkrankung, bei welcher Körperbildprobleme vorliegen, die Einfluss auf die Bewertung des Selbst haben (Tuschen-Caffier, 2015, 142).
Auch wenn ein positives Körperbild angestrebt wird, lässt sich dieses nicht immer erreichen. Folglich werden mögliche Einflussfaktoren benannt, die die Entstehung eines negativen Körperbildes begünstigen und somit dem Erreichen eines positiven Körperbildes entgegenwirken.
Basierend auf Beziehungserfahrungen sowie intrinsischen Faktoren, verändert sich das Körperbild im Laufe des Lebens (Küchenhoff & Agarwalla, 2013, S. 13 f.). Das biopsychosoziale Modell (siehe Abbildung 2) bietet ein mögliches Erklärungsmodell zur Entstehung eines negativen Körperbildes. Biologische, soziokulturelle, individuelle und psychologische Faktoren stehen in Verbindung und beeinflussen sich gegenseitig. Wirken mehrere dieser Faktoren auf das Individuum ein, kann das Entstehen einer Körperbildstörung begünstigt werden (Wertheim & Paxton, 2012, S. 188 f.). Die einzelnen Faktoren werden im Folgenden genauer erläutert und in einem Schaubild dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Einflussfaktoren Körperbildstörung (in Anlehnung an Wertheim & Paxton, 2012, S. 189).
Das individuelle Körperbild kann durch körperliche Krankheiten, wie Akne, Haarausfall oder krankheitsbedingten Gewichtsveränderungen, negativ beeinflusst werden. Biologische Eigenschaften, wie das Geschlecht, die Hautfarbe oder der Körperbau, die von der Norm sowie internalisierten Schönheitsidealen abweichen, stellen einen Ausgangspunkt für Störungen im Körperbild dar(Wertheim & Paxton, 2012, S. 188 f.). Wie bereits beschrieben, verändert sich der Körper in der Pubertät stetig. Junge Mädchen haben daher mit Gewichtsschwankungen und Rundungen an ihrem Körper zu kämpfen (Horstkemper & Wohne, 2013, S. 32), wohingegen Jungen oftmals positiv auf den Zuwachs an Muskeln reagieren (Boeger, 2010, S. 139). Dies hängt mit den gesellschaftlichen Idealen zusammen. Mit Blick auf die geschlechtsspezifischen Differenzen konnte festgestellt werden, dass Mädchen in der Pubertät mit ihren Körpern häufiger unzufrieden sind als Jungen(Ricciardelli & McCabe, 2001).
Nicht bei jedem Menschen entwickeln sich, trotz derselben Einflüsse, Probleme mit dem Körperbild. Begründet werden kann das durch individuelle Eigenschaften, die ein Individuum mehr oder weniger sensibel für gesellschaftliche Botschaften machen. Die individuellen Eigenschaften, die durch gegebene soziokulturelle Einflüsse zu einem negativen Körperbild führen können, sind Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus, ein bestimmtes Temperament sowie depressive Verstimmungen und letztlich ein geringes Selbstwertgefühl (Wertheim & Paxton, 2012, S. 191 f.). Dabei wird unter dem Begriff des Selbstwertgefühls die emotionale Bewertung des Selbst verstanden.Esbildet sich ausden verfügbaren Selbstbewertungen, die allerdings durch Fremdbewertungen mitbestimmt werden (Döring, 2003, S. 327). Wenn der Mensch sein körperliches Erscheinungsbild bewertet, kann das sowohl negativ als auch positiv ausfallen, was sich in der Einstellung gegenüber sich selbst widerspiegelt. Menschen verfolgen generell ein hohes und positives Selbstwertgefühl (Simon & Trötschel, 2007, S. 167). Das Erreichen eines hohen Selbstwertgefühls ist im Jugendalter besonders schwer, da ein Zusammenhang zwischen der Pubertät und dem Sinken des Selbstwertgefühls erkannt wurde, womit insbesondere Mädchen konfrontiert werden (King, 2011, S. 86). Neben den individuellen Faktoren, weisen kognitive Merkmale eine Verbindung zum Körperbild auf. Jugendliche mit aussehensbezogenen Denkmustern tendieren stärker dazu, gesellschaftliche Ideale zu verinnerlichen und sich mit anderen, angesichts ihres Körpers, zu vergleichen. Der Vergleich kann dann wiederum durch die Real-Idealbilddiskrepanz in einer körperlichen Unzufriedenheit resultieren (Wertheim & Paxton, 2012, S. 191 f.).
Des Weiteren weisen soziokulturelle Faktoren einen Einfluss auf das Körperbild auf. Soziokulturelle Trends, wie die Vorstellung, dass ein Körper gestalt- und veränderbar ist, wirken auf das Körperbild ein (Pöhlmann & Joraschky, 2006, S. 191). Eltern, Peers, Lehrkräfte oder Medien sind mit dafür verantwortlich, wie die Schönheitsvorstellungen Jugendlicher festgelegt werden. Sie nehmen Einfluss darauf, wie wichtig Jugendliche ihr Aussehen bewerten und tragen soziokulturelle Normen und Werte an die Heranwachsenden heran (Wertheim & Paxton, 2012, S. 190). Bevor die Instanzen Eltern, Peers und Medien genauer dargestellt werden, wird sich vorerst mit den westlichen Schönheitsidealen auseinandergesetzt.
Die Wahrnehmung des eigenen Körpers hängt mit den vorherrschenden Schönheitsidealen zusammen, welche sich im Laufe der Historie mehrfach verändert haben (Lay, 2012). Schönheit wird in Abhängigkeit der Gesellschaft, der zeitlichen Epoche und dem eignen Geschmack definiert (Filter & Reich, 2012, S. 13). Ideale zeichnen sich dadurch aus, dass diese nicht für alle Menschen zugänglich sind. Sie sind schwer erreichbar und exklusiv (Posch, 2009, S. 24). Zusätzlich können sie häufig als realitätsfern eingestuft werden (Schulte-Abel et al., 2013, S. 7). In der westlich orientierten Welt des 21. Jahrhunderts sind Jugendlichkeit, Fitness, Schlankheit und Authentizität Teil des Schönheitsideals (Posch, 2009, S. 85). In dieser Arbeit wird nicht auf Ideale wie ein symmetrisches Gesicht, Körperenthaarung oder gebräunte und glatte Hauteingegangen, sondern vor allem auf die Aspekte der Figur und des Gewichts geachtet. Dabei unterscheiden sich die Schönheitsideale im Hinblick auf das Geschlecht.
(Fell, 2014) macht den Unterschied zwischen dem weiblichen und männlichen Schönheitsideal mit folgenden Worten deutlich: „The grocery store checkout seems specifically designed to make you hate yourself. So many magazines on the shelves, so much focus on fixing our flaws. If you’re female, you’re too fat, and for the fellas, we’re not nearly buff enough. Have you noticed that for men it’s about adding, and for women subtracting?“
Anhand dieses Zitats wird kenntlich, dass bei Frauen ein schlanker Körper als erstrebenswert gilt. Männer hingegen sollen muskulös sein (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016, S.4). Eines der in der Vergangenheit existierenden weiblichen Schönheitsideale stellt unter anderem der Körper mit den Maßen 90-60-90 (Brust-, Taille-, Hüftumfang in Zentimetern) dar. Ein Körper mit diesen Angaben entspricht vielmehr einem Kinderkörper als dem einer realen Frau. Es besteht dementsprechend eine deutliche Kluft zwischen dem Ideal und der Realität(Posch, 2009, S. 24).Trotz alledem wird versucht dem Ideal nachzueifern und dieses zu erreichen, denn der Körper wird als etwas Veränderbares betrachtet, was optimiert und maximiert werden kann (Schmincke, 2011). Alsschön gilt das, was einen großen sozialen Nutzen in einer Gesellschaft verspricht (Posch, 2009, S. 24). Ist das Ziel eines schlanken und fitten Körpers erreicht, verspricht sich der westliche Mensch das Erlangen von Attraktivität, Erfolg und letztlich sozialer Anerkennung. Attraktiv zu sein liegt damit in der Hand des Menschen, der durch eigene körperliche Anstrengung und Selbstkontrolle, Einfluss auf den eigenen Erfolg und die Anerkennung nehmen kann (Schmincke, 2011, S. 152). Deutlich wird, dass der Körper im Zusammenhang mit Leistung steht und dazu dient, ein bestimmtes Image zu erreichen, was den gesellschaftlich vermittelten Idealbildern entspricht. Die Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes ist dementsprechend einem hohen Druck ausgesetzt. Eine Abweichung zwischen dem eigenen Körper und dem Schönheitsideal führt nicht selten zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Köper (Schulte-Abel et al., 2013, S. 7).In dieser Unzufriedenheit lassen sich erneut geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen. Für Frauen haben Schönheitsideale eine größere Relevanz. Sie bewerten ihre eigenen Körper kritischer und sehen Attraktivität als starkes Bedürfnis an. Des Weiteren ist bei Mädchen der Selbstwert stärker mit dem Aussehen verknüpft als bei Jungen (Boeger, 2010, S. 140 f.). Die präsentierten Schönheitsideale werden von den Eltern, Peers oder Medien in unterschiedlicher Weise an die Jugendlichen herangetragen.
Durch die Art der Interaktion von Eltern mit ihren Kindern wird Einfluss auf das Körperbild genommen. Einige Eltern animieren ihre Kinder zu Selbstakzeptanz, andere hingegen ermutigen zum Abnehmen. Eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper taucht unter anderem bei Mädchen auf, die von ihren Müttern zum Abnehmen angeregt werden. Begegnen die Eltern ihren Kindern täglich mit kritisierenden Kommentaren, kann sich das ebenfalls negativ auf das Körperbild auswirken (Wertheim & Paxton, 2012, S. 190 f.). Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schließen, dass die Eltern die Entstehung des Körperbildes ihrer Kinder mitbeeinflussen.
Im Jugendalter ist ein Rückgang des Einflusses durch die Sozialisationsinstanz Familie feststellbar. Vielmehr wird die Aufmerksamkeit auf die gleichaltrigen Peers gerichtet (Hurrelmann, 2007, S. 70). Zudem wird durch die Beziehung zu Gleichaltrigen die Identitätsentwicklung unterstützt, denn Jugendliche sind empfänglicher für Rückmeldungen ihrer Freunde als die ihrer Eltern (Ziegler, 2018, S. 12). Auch mit Blick auf den Körper lässt sich eine Relevanz der Peers feststellen.
Häufig sind in einer Freundesgruppe ähnliche Einstellungen gegenüber dem Körper, dem Gewicht, oder der Ernährung vorzufinden. Wird in einer Freundesgruppe verstärkt über die Themen Ernährung, Diäten oder Kleidung gesprochen, resultiert dies in einer „Kultur des Aussehens (Wertheim & Paxton, 2012, S. 191). Da sich der eigene Körper in der Adoleszenz verändert, nutzen Jugendliche die Peers zur Orientierung und Rückversicherung, um zu bestätigen, dass sie zur Norm gehören. Die Rückmeldung, die ein Individuum von Freunden erhält, wirkt sich auf die individuelle Einstellung gegenüber dem Körper aus (Ziegler, 2018, S. 11). Der Grund für den hohen Stellenwert der Peers liegt insbesondere in den Bedürfnissen der Zugehörigkeit und der Anerkennung sowie dem Grundbedürfnis nach Sicherheit, welches die Jugendlichen zu stillen versuchen (Jungbauer, 2017, S. 188).
Neben den gängigen Sozialisationsinstanzen wie Eltern, Peers und Schule, wurden die Medien eine weitere wichtige Instanz im Hinblick auf die Entwicklung Jugendlicher sowie für die Entstehung des Körperbildes. Mit der steigenden Bedeutsamkeit diverser Medien wanderte die Körperthematik aus dem privaten zusätzlich in das öffentliche Leben. Dies implizierte eine neue Bewertung der Bedeutung des Körpers, welcher zum „Leitmotiv in fast allen Lebenslagen“ (Fischer, 2019, S. 88) wurde. Die Medien überfluten die Jugendlichen mitidealisiertengesellschaftlichenSchönheitsidealenund vermitteln das Gefühl, dass jeder diese erreichen kann (Siffert & Brändle, 2018, S. 30). Hierbei gilt es zu erwähnen, dass durch die Medien Schönheitsideale wesentlich schneller und weitläufiger verbreitet werden (Posch, 2009, S. 24). Angesichts dessen ist esschwer sich diesen permanent präsentierten Idealen zu entziehen (Siffert & Brändle, 2018, S. 22).
[...]