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Bachelorarbeit, 2012
48 Seiten, Note: 2,00
1. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Definitionen
2.1.1. Akuter und chronischer Stress
2.1.2. Gesundheit
2.1.3. Somatoforme Störungen
2.1.4. Psychosomatik
2.2. Burnout
2.3. Überblick der Stressoren
2.3.1. Alltagsbelastungen
2.3.2. Eigene Gedanken und Bewertungen
2.3.3. Gesellschaftliche Anforderungen
2.4. Salutogenese-Modell
2.4.1. Gesundheit und Krankheit
2.4.2. Stressoren als generalisierte Widerstandsdefizite
2.4.3. Kohärenzgefühl
2.4.4. Wege zur erfolgreichen Bewältigung und Gesundheit
2.5. Stressentwicklung
2.5.1. Anforderungsübernahme
2.5.2. Bedrohung und Erfolgsdruck
2.5.3. Stressresistenz
2.6. Stressfolgen
2.6.1. Psychische Folgen
2.6.2. Psychosomatik
2.7. Bewältigung von Stress und psychosomatischen Beschwerden
2.7.1. Problemanalyse und Psychotherapie
2.7.2. Änderung der Verhaltensweisen
2.7.3. Sozialer Rückhalt als Mittel gegen Stress
2.7.4. Körperbezogene Therapie
2.8. Die Aufgaben der Sozialen Arbeit
3. Resümee
4. Literaturverzeichnis
In der heutigen Gesellschaft sind die Menschen vielen Reizen ausgesetzt und durch moderne Kommunikationsmittel ständig erreichbar und vernetzt. Zudem besteht ein hoher Leistungsdruck in der Erwerbsarbeit und in der Ausbildung. Diese und andere Stressauslöser können im Zusammenhang mit verschiedenen Faktoren über längere Zeit zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Chronischer Stress kann zu psychosomatischen Beschwerden und damit zu einer Verringerung der Lebensqualität beitragen. Folgende Fragestellung bildet deshalb die Basis dieser Bachelorarbeit: Wie wirkt sich chronischer Stress auf die psychosomatische Verfassung von Menschen aus und wie kann die Soziale Arbeit dem entgegenwirken?
Das Ziel, welches mit dieser Fragestellung verbunden ist, bezieht sich einerseits darauf die Auswirkungen von Stress aufzuzeigen und andererseits die Möglichkeiten der Sozialen Arbeit zu untersuchen, um Stress vorzubeugen und zu bewältigen. Die zentralen Bereiche dieser Arbeit liegen in der Beschreibung der verschiedenen Stressoren, dem Aufzeigen der Stressfolgen sowie der Bewältigungsmöglichkeiten und den Aufgaben der Sozialen Arbeit. Als Theoriemodell fungiert das Salutogenese Konzept von Aaron Antonovsky. Auch auf das Burnout wird in verkürzter Form Bezug genommen.
Die Gesundheit von Menschen hängt stark von deren Lebensbedingungen sowie von den sozialen Strukturen der Gesellschaft ab. Speziell Menschen in sozial benachteiligten Lebenslagen sind besonders gefährdet zu erkranken. Deshalb muss die Soziale Arbeit die Rahmenbedingungen jener Menschen verbessern und zu einer Steigerung der Lebensqualität beitragen. Dies erfordert eine soziale Unterstützung und Netzwerkarbeit, Empowerment, eine Gesundheitsbildung und Kompetenzentwicklung sowie eine unterstützende Gemeinwesenarbeit.
Die von chronischem Stress betroffenen Personen können auch von sich aus einiges zur Stressbewältigung beitragen, denn der Stress wird vielfach von den Menschen selbst verursacht. Stress entsteht nicht aufgrund einer Situation, sondern aufgrund der Gedanken über die jeweilige Situation. Es gilt sich diesen Gedanken bewusst zu werden und diese neu zu bewerten.
Die Bewältigungsmöglichkeiten bei chronischem Stress sind sehr vielfältig. In dieser Arbeit werden exemplarisch verschiedene Möglichkeiten dargestellt. Diese sind die Problemanalyse und Psychotherapie, das Erlernen neuer Verhaltensweisen, soziale Beziehungen als Mittel gegen Stress und die körperbezogene Therapie.
In the today's society the people are put out to many stimuli and they are constantly linked up and accessible by modern communicative devices. In addition, a high achievement pressure exists in the waged work and in the education. These and other stress triggers can lead in connection with different factors for longer time to health interferences. Chronic stress can contribute to psychosomatic discomfort and with it to a reduction of the quality of life. Therefore, the following question forms the base of this bachelor's work: How does chronic stress affect the psychosomatic constitution of people and how the social work can counteract against it?
The aim which is connected with this question refers on the one hand on the effects of stress to indicate and to examine, on the other hand, on the possibilities of the social work to prevent and manage stress. The central topics of this work are the description of the different stressors, indicating the stress consequences as well as the coping possibilities and the job of the social work. The Salutogenese model of Aaron Antonovsky acts as a theory model. Reference is made in shortened form also to the Burnout.
The health of people depends on their living conditions as well as on the social structures of the society. Especially people in socially underprivileged situations are to be fallen ill particularly threatened. Therefore, the social work has to improve the conditions of those people and contribute to an increase of the quality of life. This requires a social support and network work, Empowerment, a health education and competence development as well as a supporting community work.
The people affected by chronic stress can also contribute from themselves to the stress coping, because the stress is often caused by the people itself. Stress originates not on account of a situation, but on account of the thoughts about the respective situation. It is necessary to become conscious about these thoughts and to revalue them.
The coping possibilities with chronic stress are very varied. In this work are shown exemplarily different possibilities. These are the problem analysis and psychotherapy, learning new behaviour patterns, social relations as means against stress and the body-related therapy.
In der modernen Leistungsgesellschaft stellt Stress ein zunehmendes Problem dar. Die steigenden Anforderungen erstrecken sich über viele Bereiche des Lebens. Bereits in der Ausbildung werden hohe Anforderungen an die SchülerInnen und StudentInnen gestellt. Ebenso besteht ein großer Leistungsdruck in der Erwerbsarbeit. Es wird immer mehr in möglichst kurzer Zeit gefordert. Sind Menschen diesem Druck langfristig ausgesetzt, kann dies zu Erschöpfungszuständen führen. Die Zunahme der psychischen und psychosomatischen Erkrankungen macht deutlich, dass diesbezüglich ein dringender Handlungsbedarf besteht. Aus persönlichem Interesse an dieser aktuellen Problematik habe ich mich dazu entschlossen mich näher mit diesem Thema zu befassen.
Die Arbeit wird durch die Definitionen der zentralen Begriffe eingeleitet. Danach wird kurz die „Modeerkrankung“ des Burnouts aufgegriffen. Der Fokus dieser wissenschaftlichen Arbeit wird sich aber nicht auf das Burnout beziehen, sondern einen breiten Überblick der Psychosomatik bieten. Neben den verschiedenen Stressoren wird auch das Salutogenese-Modell nach Antonovsky betrachtet, welches als theoretisches Konzept fungiert. Im weiteren Verlauf wird durch die Punkte der Stressentwicklung und der Stressfolgen auf das zentrale Thema der Bewältigungsmöglichkeiten und Methoden hingearbeitet. Abschließend wird untersucht, wie die Soziale Arbeit dieser Stressentwicklung entgegen wirken kann.
Die Zielsetzung besteht einerseits darin die psychosomatischen Auswirkungen und die Folgen für den menschlichen Körper anzuführen und andererseits Methoden zur Bewältigung mit der Unterstützung der Sozialen Arbeit zu ergründen.
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit einem zunehmenden Problem der Gesellschaft, deren Strukturen die Menschen an den Rand der Erschöpfung bringen. Deshalb ist es besonders bedeutend sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen und zu recherchieren, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden kann.
Das Wort Stress stammt aus dem Englischen und bedeutet Druck, Belastung und Beanspruchung. Der Stressbegriff enthält mindestens drei Bedeutungen:
a) Stress als Stressor: Ein Stressor kann als Auslöser für Stress bezeichnet werden. Stressfaktoren können aus körperlichen, seelischen, geistigen, sozialen, sozialökonomischen und ökologischen Umständen entstehen.
b) Stress als spezifische psychologische und physiologische Reaktion: Stress ist die Reaktion des Körpers auf jede gestellte Anforderung. Stress ist eine normale und notwendige Reaktion: -> “Eustress“. Eine dauerhafte Überforderung oder langfristige Belastung ist jedoch gesundheitsschädlich: - “Distress“. In der Umgangssprache wird Stress meist in dieser negativen Form verstanden.
c) Stress als Transaktion zwischen Person und Umwelt: Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus stellt die Interaktion zwischen Person und Umwelt in den Vordergrund. Stress ist demnach das Ergebnis aus der Wechselwirkung zwischen Stressor und der betroffenen Person in einem situativen Kontext. Das heißt, derselbe Stressor kann individuell unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Diese sind abhängig von den Erbanlagen, den körperlichen Beeinträchtigungen, dem Alter, dem Geschlecht, der Persönlichkeitsstruktur, der Erziehung, der körperlichen und seelischen Belastbarkeit etc. Stress hängt von der subjektiven Bewertung ab, inwieweit das Auftreten eines Stressors eine persönliche Belastung darstellt. (Vgl. Morschitzky 2007, S. 242)
Akuter Stress wird als kurz andauernde Stresssituation bezeichnet, die sich aus einem Ereignis wie z.B. einer Prüfung, einem Todesfall oder aus Sportarten ergeben kann. Dabei wird Adrenalin ausgeschüttet, wodurch der Körper stark aktiviert wird. Nach Bewältigung der Situation beruhigt sich der Organismus wieder. Diese Reaktion stellt sicher, dass genügend Energie für die Bewältigung von Stresssituationen zur Verfügung steht. (Vgl. Stressfest o.J.)
Bei lang anhaltenden Stresssituationen kommt es zu einer übermäßigen Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Dieses Hormon führt zu einer Aktivierung des Stoffwechsels, was zu einer Dauerspannung des Körpers führen kann. Langfristige körperliche, geistige oder emotionale Überforderungen stören somit das natürliche Gleichgewicht und führen zur Beeinträchtigung der Gesundheit. (Vgl. Stressfest o.J.)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte Gesundheit 1946 als Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein auf das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Diese Definition wird jedoch vielfach kritisiert. Was unter vollkommenem Wohlbefinden verstanden wird, unterliegt immer einer subjektiven Auffassung. Zudem werden bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie Menschen mit Behinderung, von vornherein ausgeschlossen. Die Wissenschaft geht vielmehr von einem dynamischen Prozess aus, d.h., der Mensch ist nie ganz gesund, aber auch nie ganz krank. Es sind daher immer gesunde Anteile vorhanden, die gefördert werden können. (Vgl. Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport 2012, Definition)
1992 wurden die somatoformen Störungen in das internationale Diagnoseschema ICD-10 aufgenommen. Somatoforme Störungen sind chronifizierte körperliche Beschwerden, die nicht oder nur bedingt durch einen organischen Befund erklärt werden können. Der Terminus „somatoform“ stammt von einem griechischen und einem lateinischen Wortstamm ab. Er besagt, dass Störungen zunächst körperlich verursacht erscheinen, es aber nicht sind. Nach dem amerikanischen psychiatrischen Diagnoseschema DSM-IV sind somatoforme Störungen durch das Vorhandensein von körperlichen Symptomen charakterisiert, sie können jedoch weder organisch noch durch eine psychische Störung oder der Einwirkung von Substanzen (Suchtmittel) vollständig erklärt werden. (Vgl. Morschitzky 2007, S. 57 f)
Das biopsychosoziale-Modell geht davon aus, dass körperliche, psychische und soziale Prozesse immer miteinander in Beziehung stehen. In der Psychosomatik stehen diese Wechselwirkungen im Vordergrund, denn es genügt nicht nur die körperliche oder nur die psychische Seite zu betrachten, wenn psychosomatische Beschwerden vorliegen. Dieser Ansatz wird heute immer häufiger in der „ganzheitlichen“ Medizin angewendet. (Vgl. Netzwerk Psychosomatik 2012, Definition)
Der Begriff des Burnouts wird im Alltagsgebrauch vielfach im Zusammenhang mit Stress erwähnt. In den letzten Jahren war immer häufiger von Burnout die Rede, es kann gewissermaßen als „Modediagnose“ bezeichnet werden. Was wirklich unter Burnout zu verstehen ist und wo der Zusammenhang zum Stress besteht, wird in folgendem Abschnitt näher betrachtet.
In der ICD-10 wird das Burnout Syndrom (Erschöpfungssyndrom) unter Z73: „Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ eingeordnet. (Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt 2000, S. 343) Unter Z00-Z99 fallen Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen. (Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt 2000, S. 339) Somit gilt das Burnout Syndrom nicht als Krankheit, sondern als Problem der Lebensbewältigung.
Berufsgruppen in pädagogischen und psychosozialen Arbeitsfeldern sind besonders häufig von Burnout betroffen. Die Betroffenen fühlen sich gestresst, ausgebrannt und ohne Energie. Häufig kommt es in den Berufen der LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen etc. zu Konfliktsituationen und Enttäuschungen, was zu Resignation und Depression führen kann. (Vgl. Meyer 1991, Vorwort)
Neben intensivem Arbeitseinsatz kann auch das Missachten der eigenen Grenzen zu Burnout führen. Die Wahnsignale des Körpers wie häufige Erkältungen, Allergien, Verdauungsprobleme etc. werden oftmals nicht ernst genommen. Die Menschen stumpfen emotional ab, es berührt sie nichts mehr. Darunter leidet schließlich die Freude und Lust des Alltagslebens. (Vgl. Possnigg 2001, Symptomatik und Frühzeichen)
Folgende Punkte können die Entwicklung eines Burnouts begünstigen:
- Eigene Grenzen werden immer wieder überschritten, Rückschläge treffen tief in die Persönlichkeit, Misserfolge werden geleugnet.
- Das Gefühl sich durch Leistung zu definieren, andere nicht mitarbeiten zu lassen, die Unfähigkeit zu delegieren.
- Vernachlässigung eigener Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme, Pausen, Urlaub, Freunde, Familie, Hobbys etc.
- Das Arbeitsleben geht dem Privatleben vor. (Vgl. Possnigg 2001, Symptomatik und Frühzeichen)
Daraus resultierende Probleme:
- Alkohol, Drogen oder Internetsucht
- Angst vor Abweisung
- Unzureichende Erholung
- Antriebsschwäche, Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit etc. (Vgl. Possnigg 2001, Symptomatik und Frühzeichen)
Ähnlich wie bei anderen Leidenszuständen gibt es auch beim Burnout bestimmte Warnsignale und Vorstufen sowie verschiedene Ausprägungsgrade.
Als Vorstufen gelten: Extremes berufliches Engagement auch übergreifend in die Freizeit, Perfektionismus, beruflicher Erfolg als Anreiz, private Interessen geraten in den Hintergrund. (Vgl. Possnigg 2001, Krankmachende Mechanismen)
Warnsignale: Ein Gefühl der Leere und Unausgeglichenheit bei fehlender Beschäftigung, wenig Erholung, körperliche Symptome wie Magenkrankheiten bis hin zum Herzinfarkt. (Vgl. Possnigg 2001, Krankmachende Mechanismen)
Das Frühstadium: Häufige und schwere bisher ungewohnte Infekte und dadurch längere Krankenstände, Wirbelsäulenbeschwerden, das Gefühl der inneren Leere besteht auch in Zeiten der Aktivität, mitunter Einsatz von Rauschmitteln. (Vgl. Possnigg 2001, Krankmachende Mechanismen)
Fortgeschrittenes Stadium: Die Arbeit fällt schwerer, dadurch lässt die Arbeitsqualität nach, Lustlosigkeit bei Tätigkeiten, die mit Freude ausgeübt wurden, wenig Emotionen, Urlaub bringt nur eine kurzzeitige Erholung. (Vgl. Possnigg 2001, Krankmachende Mechanismen)
Burnout vollausgeprägt: Vielfach Gefühle von Resignation und Sinnlosigkeit, fast dauerhafte Frustration und Einsamkeit, die Gefühlswelt ist völlig abgestumpft, starke Abnahme der Leistungsfähigkeit, Süchte oder körperliche Leiden führen zu Arbeitslosigkeit oder Frühpension, für viele entsteht ein „Pensionsschock“ aufgrund der Fixierung auf die Arbeit. (Vgl. Possnigg 2001, Krankmachende Mechanismen)
Burnout Prävention: Der erste Schritt ist eine umfassende Situationsanalyse über belastende Umweltbedingungen, persönliche Bedürfnisse und Ziele sowie eigene Glaubensansätze und Denkmuster. Es gilt den eigenen Einsatz zu dosieren und nach individuellem Kräften-Reservoir zu handeln und die Selbsteinschätzung schonend danach anzupassen. Eine gesunde Lebensführung stellt ebenso einen wichtigen Bestandteil dar. Ausreichender Schlaf ist für die Regenerierung des Körpers unerlässlich und sollte nach individuellem Bedarf befriedigt werden. Zur gesunden Lebensführung zählen auch Behandlungsmaßnahmen wie Massagen oder medizinische Bäder sowie regelmäßige körperliche Aktivität und eine bewusste Ernährung. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken und die Ausübung von Hobbys können als Regenerationshilfe genutzt werden. Zudem sollten soziale Kontakte gepflegt werden, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Familie. Zwischenmenschliche Beziehungen schützen vor Burnout, können aber nur dann befriedigt werden, wenn noch kein dauerhafter Zustand von Überforderung und Stress gegeben ist. Werden die sozialen Kontakte vernachlässigt, kann dies zur Vereinsamung führen und es fehlt verstärkt der Mut sich auf Beziehungen einzulassen. (Vgl. Faust 2011, Das Burnout Syndrom und seine Folgen)
Behandlung und Therapie: Die oben beschriebenen Präventionsmöglichkeiten können zur Selbstbehandlung beitragen, auch wenn das Burnout Syndrom bereits voll ausgeprägt ist. Ergänzend dazu kann eine Verhaltenstherapie weiterhelfen. Dadurch kann die Energie durch eine Zeitplanung besser auf aktive und passive Phasen verteilt werden, die auch eingehalten werden müssen. In der Therapie können zudem entsprechende Verhaltensstrategien entwickelt werden. Das Ziel ist es, eine Veränderung der Lebensgewohnheiten und der Selbsteinschätzung auszulösen. Eine Behandlung mit Psychopharmaka kann begleitend zur Therapie angeordnet werden, jedoch nur unter Begleitung von ärztlichem Personal. Hierbei können psychotrope Pflanzenheilmittel wie das stimmungsstabilisierende Johanniskraut oder Baldrian angewendet werden, ebenso Neuroleptika und Antidepressiva. (Vgl. Faust 2011, Das Burnout Syndrom und seine Folgen)
Die Faktoren, die Stress verursachen können, sind sehr vielfältig. Vor allem gesellschaftliche Anforderungen, Alltagsbelastungen wie Familie und Beruf oder die eigenen Denkweisen und Einstellungen sind häufige Auslöser, die auch zu chronischem Stress führen können.
Unter Alltagsbelastungen fallen jene Situationen, denen wir beständig ausgesetzt sind. Diese beziehen sich hauptsächlich auf zwischenmenschliche Beziehungen, Familie, Ausbildung oder den Arbeitsalltag.
Der kurzzeitige Alltagsstress dauert oft nur wenige Minuten, hat aber eine größere Intensität wie lang anhaltender Stress. Kommt es in der Folge mehrmals täglich zu Stresssituationen, so beeinträchtigt dies die Lebensqualität und die körperlichen Vorgänge. (Vgl. Tausch 1999, S. 19)
Die Befürchtung ein gesetztes Ziel nicht rechtzeitig erreichen zu können führt zu einer gedanklichen Belastung. Die Bemühung möglichst viel in kurzer Zeit möglichst perfekt zu erledigen kann auf die Dauer nicht funktionieren. Der Körper befindet sich dadurch in einer dauerhaften Anspannung, die meist erst nach Beendigung der Stresssituation wahrgenommen wird. Werden diese oftmals utopischen Ziele nicht erreicht, fühlen sich die Menschen beeinträchtigt, weil sie ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnten. Häufig treten diese kurzen Belastungen auch im Berufsleben auf. Beispielsweise in der Gastronomie bei Personalmangel. Dies führt oftmals zu Überforderung und Versagens-Ängsten. (Vgl. Tausch 1999, S. 19 f)
Mehrstündige Stressbelastungen führen zu seelischem Druck, Unzufriedenheit, Spannungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm Beschwerden etc. Die Zustände der Erregung, Angst und Verletzbarkeit klingen nach mehreren Stunden wieder ab, können jedoch auch danach noch zu einer Schwächung des Körpers führen. Stressbelastungen können von außen, also von anderen Menschen ausgelöst werden oder von innen, durch die eigenen Anforderungen. Mehrstündige Stressbelastungen entstehen unter anderem durch:
- Auseinandersetzungen im Beruf, der Familie oder im Bekanntenkreis
- Arbeiten unter Zeitdruck
- Mit vielen Menschen eng zusammen sein zu müssen
- Ungewisse und unklare Situationen (Vgl. Tausch 1999, S. 20-23)
Diese Belastungen können über Tage, Wochen oder Monate bestehen. Dies führt zu innerem Druck und Anspannung. Angstvolle Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges bilden oftmals den Hintergrund des Stresserlebens. Lang andauernde Stressbelastungen am Arbeitsplatz führen häufig zu verminderter Produktivität, Unzufriedenheit, häufigen Krankenständen und Arbeitsplatzwechseln. Diese Umstände können das Privatleben stark beeinträchtigen. Auch Perfektionismus und die Einstellung alles selbst erledigen zu müssen führen zu Belastungen, die durch die Person selbst ausgelöst werden. Weitere länger dauernde Stressbelastungen sind:
- Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen
- Prüfungen bei SchülerInnen, Auszubildenden und StudentInnen
- Ereignisse mit ungewissem Ausgang
- Unklarheit über eine Diagnose oder die Möglichkeit einer ungewollten Schwangerschaft
- Verletzungen und Beleidigungen
- Schuldgefühle
- Finanzielle Sorgen etc. (Vgl. Tausch 1999, S. 23-26)
Dies sind Belastungen, die über Wochen, Monate oder Jahre bestehen. Es gibt kaum Situationen, die als stressfrei empfunden werden, Erholung und Abwechslung sind äußerst selten oder gar nicht vorhanden. Damit verbunden sind:
- Körperliche Beeinträchtigungen wie Muskelspannungen, Magen-Darm Störungen, Schlafstörungen
- geringe Anlässe die schon zu Spannungen führen
- der Organismus ist weniger leistungsfähig und die seelischen Fähigkeiten sind eingeschränkt
- Krankheiten wie Bluthochdruck, Magengeschwüre oder Herz-Kreislauf Erkrankungen werden gefördert oder aufrechterhalten
- Minderwertigkeitsgefühle, geringes Selbstvertrauen und Ängste
- starke Unzufriedenheit etc. (Vgl. Tausch 1999, S. 27 f)
Einschneidende Lebensveränderungen können Menschen über Monate oder Jahre hinweg intensiv belasten. Die Dauer ist davon abhängig, wie das Ereignis bewertet wird, von eigenen Einstellungen, von unterstützenden Mitmenschen und vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten. Einschneidende Lebensereignisse können sein:
- Tod des Partners/der Partnerin oder eines nahen Angehörigen
- Scheidung oder Trennung
- Schwere körperliche oder seelische Erkrankungen
- Verlust des Arbeitsplatzes
- Pensionierung etc. (Vgl. Tausch 1999, S. 30-33)
Viele Menschen glauben Gefühle, Wut, Ärger oder Enttäuschungen werden durch äußere Faktoren bestimmt und verursacht. Doch unsere Gefühle werden nicht von anderen Menschen geschaffen, sondern nur von uns selbst. Das heißt, welche Gefühle wir in einer Situation empfinden, hängt von der persönlichen Art ab auf ein Ereignis zu reagieren. Bewerten wir Ereignisse so, dass sie für unser Wohlbefinden bedrohlich sind und somit mit Nachteilen oder Schaden verbunden sind, spüren wir belastende Gefühle. (Vgl. Tausch 1999, S. 35 f)
„Stress ist die seelische (gefühlsmäßige) und körperliche Reaktion auf Ereignisse in der Umwelt und in uns selbst, die wir als bedrohlich, unser Wohlbefinden einschränkend bewerten-einschätzen.“ (Tausch 1999, S. 37)
Ändern sich Bewertungen und Gedanken zu einem Ereignis oder einer Person, ändern sich auch die damit verbundenen Gefühle. Die individuellen Bewertungen resultieren aus verschiedenen Ereignissen in der Vergangenheit. Gab es ungünstige Erfahrungen z.B. mit Tieren oder in der Schule, dann sind diese mit negativen Gefühlen verbunden und werden auch in der Gegenwart als Bedrohung wahrgenommen. Neue Erfahrungen mit der Umwelt können die bestehenden Bewertungen bestätigen, aber auch verändern. Kinder übernehmen zum Großteil die Bewertung von anderen, vor allem von den Eltern oder anderen Bezugspersonen wie LehrerInnen. (Vgl. Tausch 1999, S. 38 f)
Wir bewerten auch unsere Empfindungen, wie Stress-Gefühle, Angst oder Traurigkeit. Werden die Stress-Gefühle als unangenehm oder lästig empfunden, führt dies zu einer Verstärkung der negativen Gefühle. Werden die Stress-Gefühle hingegen als nicht angenehm, aber als vorübergehend und herausfordernd gesehen, dann verringern sich diese Stress Empfindungen. Die Gesamtbewertung unserer Person kann auch als Selbstbild bezeichnet werden. Bewerten sich Personen insgesamt ungünstig, fühlen sie sich niedergedrückt, was schließlich zu belastenden Gefühlen führt. Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ist unmittelbar mit dem Selbstbild verbunden und wirkt sich auf unser Verhalten in bestimmten Situationen aus. Wie sich Personen selbst bewerten, hängt auch davon ab, ob und wie Bewertungen von anderen Menschen angenommen werden oder ob oft Vergleiche mit anderen für die Selbstbewertung herangezogen werden. (Vgl. Tausch 1999, S. 41-44)
Bewertungen sind auch davon abhängig, ob sich der Körper in einem Zustand der Anspannung oder Entspannung befindet. Im angespannten Zustand fallen die Bewertungen der Gegenwart und Zukunft eher ungünstig aus. Die Ausrichtung auf das Bedrohliche war für unsere Vorfahren biologisch sinnvoll, um in Notsituationen kämpfen oder flüchten zu können. Im Entspannungszustand sind die Bewertungen dagegen günstig und positiv behaftet. Dieser Punkt ist ganz entscheidend für die Stress Bewältigung und Stress Verminderung. Auch Körpervorgänge beeinflussen unser Bewerten und Denken. Ein abweichender Stoffwechsel oder Mangelzustände können sich deutlich auf das seelische Wohlbefinden auswirken. (Vgl. Tausch 1999, S. 45 f)
Bewerten wir etwas als bedrohlich und unser Wohlbefinden einschränkend, wirkt sich dies nicht nur auf Gefühle aus, sondern auch auf Körpervorgänge. Typisch sind:
- Schnelleres Atmen
- Beschleunigung des Herzschlags
- Zittern
- Magen-Darm Beschwerden
- Schlaflosigkeit
- Erhöhung des Blutdrucks
- Erhöhte Spannung der Muskeln
- Veränderung des Immunsystems etc. (Vgl. Tausch 1999, S. 50)
Bei häufigen Stressbelastungen können sich chronische Beschwerden bilden. Dies wiederum führt zu Risikofaktoren z.B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Krebserkrankungen stellt Stress hingegen kein nachgewiesener Risikofaktor dar, der zur Krankheit beiträgt. Umgekehrt haben schwere körperliche Krankheiten sehr deutliche Stressbelastungen zur Folge. Schmerzen, die Einschränkung des Wohlbefindens und die Wahrscheinlichkeit des Sterbens stellen hohe Belastungsfaktoren dar. (Vgl. Tausch 1999, S. 61 f)
Ähnlich verhält es sich bei seelischen Erkrankungen. Diese sind von mehreren Faktoren abhängig. Psychologische Vorgänge, körperliche Vorgänge und Umweltbedingungen stehen zueinander in einer Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig. Stressbelastungen sind ein Teil der psychologischen Vorgänge. (Vgl. Tausch 1999, S. 63)
Auch hier ist es wieder entscheidend, wie eine Erkrankung bewertet wird. Wird eine Krankheit rein als Bedrohung gesehen oder kann damit auch eine Chance und eine positive Veränderung des Lebensstils verbunden werden.
Das Internet ist zu einem Mittel des Alltags geworden. Es dient nicht nur dem Austausch von Informationen, sondern es ist auch ein Suchtmittel, das es erlaubt persönliche Probleme zu verdrängen oder Warnhinweise des Körpers zu ignorieren. Viele Menschen nutzen neben dem Internet noch zahlreiche andere Möglichkeiten der „Ablenkung“ wie SMS, Fernsehen, E-Mails und Telefon. Steht das Internet oder andere Medien nicht mehr zur Verfügung, empfinden diese Menschen ein Gefühl der Leere oder fühlen sich gestresst. Diese neue Entwicklung fordert neue Wege des Stressmanagements, wie eingeplante Zeiten des geistigen Abschaltens oder Übungen der Stille. Viele Menschen können nicht mehr abschalten und gönnen sich keine Ruhepausen. Dieses „mediale Dauerfeuer“ erhöht die Ausschüttung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin, wodurch die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt wird. Dies kann in weiterer Folge zur Schädigung der Gesundheit, bis hin zum Burnout führen. (Vgl. Tellinger 2012, Stressbewältigung, soziales Umfeld und Internetgebrauch)
In der heutigen Gesellschaft sind wir einem ständigen Zeitdruck ausgesetzt. Alles sollte möglichst schnell und möglichst gut erledigt werden. Dieses „alltägliche“ Verhalten führt zu Stress. Der Trend geht deshalb in Richtung „Entschleunigung“, um dieser Schnelllebigkeit bewusst entgegenzusteuern.
Entschleunigung bedeutet, den schnelllebigen Alltag bewusster und langsamer zu gestalten. Folgende Punkte können dazu beitragen:
- Regelmäßige Pausenzeiten einhalten und Multitasking vermeiden
- Den Tag möglichst ohne Hektik beginnen
- Zeitfresser wie Internet oder häufige Telefonate enttarnen
- Wartezeiten bewusst nutzen um durchzuatmen und zu entspannen
- Langsam und mit Genuss essen
- Regelmäßige Entspannungspausen wie ein Spaziergang, joggen oder ein gemeinsames Abendessen mit der Familie
- Gezielt Abwechslung suchen, um aus der Routine auszubrechen
- Den Tag entspannt ausklingen lassen (Vgl. Ruhland o.J., Entschleunigung)
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Salutogenese Konzept nach Aaron Antonovsky. Das Konzept der Salutogenese orientiert sich an der Gesundheit des Menschen, im Gegensatz zur Pathogenese, die sich auf die Bewältigung von Krankheiten bezieht. In diesem Kapitel werden die beiden Ansätze gegenübergestellt, der Fokus bezieht sich jedoch auf das Salutogenese-Modell.
Salutogenese setzt sich aus „Salus“ (Unversehrtheit), und „Genese“ (Quelle/Entstehung), zusammen. Salutogenese kann demzufolge als Quelle der Unversehrtheit übersetzt werden. (Vgl. Salutogenese 2008)
Pathogenese setzt sich aus dem griechischen „Pathos“ (Leiden(-schaft), Sucht) und „Genesis“, (Entstehung, Schöpfung, Geburt) zusammen. Pathogenese kann demnach als Leidensentstehung übersetzt werden und beschreibt die Entstehung einer Krankheit. (Vgl. DocCheck Flexikon 2010, Pathogenese)
Antonovsky unterscheidet zwischen pathogenetischen und salutogenetischen Ansätzen. Die pathogene Orientierung geht von der Annahme aus, dass Krankheiten durch verschiedene Erreger ausgelöst werden. Im Gegensatz dazu versucht die Salutogenese Faktoren nachzugehen, die zu einer Bewegung in Richtung der Gesundheit beitragen. Am Beispiel Stress würde dies Folgendes bedeuten. Anstatt danach zu fragen, wie ein Stressor bewältigt werden kann, wird in der Salutogenese nach den Faktoren gefragt, die als Puffer wirken können, vor allem aber nach jenen, die direkt zur Gesundheit beitragen. Die Salutogenese versucht nach Stärken zu suchen und geht davon aus, dass selbst bei bestehenden Krankheiten oder Leidenszuständen immer auch ein gesunder Anteil vorhanden ist. (Vgl. Antonovsky 1997, S. 23-25)
Die Pathogenese bringt Stressoren mit bestimmten Risikofaktoren in Zusammenhang, die reduziert werden sollen. Damit verbunden ist die Ansicht, dass Stressoren immer etwas Schädliches darstellen. Salutogenetisches Denken ermöglicht die Untersuchung der Konsequenzen, der an den Organismus gestellten Anforderungen, auf die er keine automatische Reaktion hat. Ein hohes Ausmaß an Stressoren kann bei gleichzeitigem hohem Ausmaß an sozialer Unterstützung, gesundheitsfördernd sein. (Vgl. Antonovsky 1997, S. 26 f)
Antonovsky betont, dass es für die Diagnose entscheidend ist, die Geschichte einer Person zu betrachten und zu verstehen, anstatt der Erreger, die eine Krankheit ausgelöst haben. Die pathogenetische Orientierung bringt ForscherInnen, PraktikerInnen und PolitikerInnen dazu, sich auf spezifische diagnostizierte Krankheiten oder deren Prävention zu konzentrieren. Die Salutogenese versucht einen umfassenden Blick über die jeweilige Lebenssituation zu erhalten und den Menschen ganzheitlich zu betrachten. Eine Annäherung zum gesunden Pol wird angestrebt, unter Berücksichtigung der Ressourcen zur Bewältigung. Es müssen Quellen erschlossen werden, die eine aktive Anpassung des Organismus an seine Umgebung erleichtern. (Vgl. Antonovsky 1997, S. 27-30)
Ein Stressor kann als Merkmal definiert werden, das Lebenserfahrung in das System bringt, das durch Unter- und Überforderung und fehlender Teilhabe an Entscheidungsprozessen charakterisiert ist. Es können dabei drei Typen von Stressoren unterschieden werden:
- Chronische Stressoren,
- wichtige Lebensereignisse und
- akute tägliche Widrigkeiten. (Vgl. Antonovsky 1997, S. 44)
Diese drei Typen können nicht klar voneinander abgegrenzt werden und gehen ineinander über (siehe Punkt 2.3.). Stressoren werden in der Pathogenese als gesundheitsschädigend angenommen. Das Modell der Salutogenese geht von generalisierten Widerstandsressourcen aus, die entscheidend für die Fähigkeit einer Person sind, mit Anspannung umzugehen. (Vgl. Antonovsky 1997, S. 45)
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