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Magisterarbeit, 2016
113 Seiten, Note: 2
Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung
1. Einleitung
2. Zwischen italienischer Einigung und politischer Annäherung
2.1. Die Katzelmacher. Das Bild der Italiener und Italiens in Österreich
2.2. Die katholische Kirche im Trentino und Triest
2.3. Morte ai tedeschv. Das Bild der Österreicher in Italien
2.4. Das Risorgimento: Die Bewegung der italienischen Einheit und ihre Folgen
3. Die Italia Irredenta
3.1. Der italienische Irredentismus: Die politischen Anfänge und historischen Grundlagen der Italia Irredenta
3.2. Der Irredentismus und Österreich-Ungarn: Die nationalistischen Bestrebungen in Italien und ihre Rezeption durch die politischen Eliten der Habsburgermonarchie
3.3. Die Italia Irredenta
4. Der Dreibund und die Irredenta: Die Beziehungen zwischen Italien und Österreich während des Bündnisvertrages und der weiterhin vorherrschende Irredentismus
4.1. Grundlagen und erste Überlegungen für einen Bündnisvertrag: „Tunesische Ohrfeige“ und römische Frage
4.2. Der Dreibund und die italienische Politik: Innen- und außenpolitisches Kalkül der neuen Regierung Depretis am Vorabend des Dreibundes
4.3. Der Dreibund und die Irredenta: Die Rezeption der Irredenta in Österreich und Italien und der Beginn der Vertrags Verhandlungen
4.4. Dreibund und italienischer Irredentismus: Die ersten Jahre des Bündnisses und das Fortbestehen der Irredenta
4.5. Die neue Irredenta und der Fall Oberdank: Irredentistischer Terrorismus in Italien und Österreich, die reaktionären Maßnahmen der italienischen Regierung und die Hagiographie der irredentistischen „Märtyrer“
4.6. Politische und publizistische Maßnahmen: Die österreichische und italienische Innen- und Außenpolitik nach der Verhaftung Oberdans und weitere irredentistische Aktionen
4.7. Der endgültige Bruch der italienischen Regierung mit der Irredenta: Mancinis öffentliche Abrechnung mit dem Irredentismus und die Auswirkungen auf den Dreibund
5. Der Dreibund und die Irredenta nach 1883: „L’interesse e la grandezza del mio paese“
6. Fazit und Ausblick
7. Bibliographie
7.1 Sekundärliteratur
7.2 Primäre Quellen
9. Anhang
9.1. Abstract
9.2. Riassunto italiano (italienische Zusammenfassung)
Wie der Titel impliziert, liegt der Schwerpunkt dieser Diplomarbeit auf der Analyse des Verhältnisses zwischen Italien und der Habsburgermonarchie vor, während und kurz nach 1882. Im Zentrum der Analyse stehen demzufolge die politischen Ereignisse und Handlungen sowie die innen - und außenpolitischen Gegebenheiten am Vorabend des Dreibundvertrages und nach dessen Unterzeichnung. Das Verhältnis zwischen Italien und der Donaumonarchie, konkret zwischen Italien und Österreich, soll dabei im Hinblick auf die Italia Irredenta im speziellen und den Einfluss italienischer Nationalismen im allgemeinen chronologisch analysiert werden. Die Arbeit beginnt einleitend mit einem Überblick über politische und gesellschaftliche Diskrepanzen zwischen Österreich und Italien (Österreichern und Italienern) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Es wird eingegangen auf Katzlmacher (also das Bild der Italiener in Österreich), die katholische Kirche in Trient und Triest, das Bild der Österreicher in Italien und klarerweise auf das Risorgimento, als Antithese der österreichischen Politik und des habsburgischen Vielvölkerstaat, wie es Franco Valsecchi formuliert.1 Die Donaumonarchie bildete die Antithese zur nationalen These, die im Risorgimento vertreten wurde. Diese Diskrepanz bildet einen fundamentalen Aspekt dieser Arbeit. In einem zweiten Schritt wird dann die Genese der Italia Irredenta, sowie deren politischer Einfluss und Rezeption chronologisch skizziert. Der Irredentismus, dessen Bezeichnung Sergio Romano zufolge wohl von Wiener Zeitungen kreiert und verbreitet wurde, vertrat die Auffassung, dass die italienischen und unerlösten Gebiete (le terre irredente) unter habsburgischer Herrschaft, die Provinzen Trient und Triest, in einer Reconquista dem italienischen Staat einverleibt werden sollten. Weiter gefasst ließe sich der irredentistischen Bewegung auch das territoriale Interesse für Korsika, Tunesien, Nizza und Malta attestieren. Die Zurückgewinnung der unerlösten Gebiete bildete dabei in den Augen vieler einen wichtigen Beitrag zu den Lösungen aller Probleme, welche den jungen Staat betrafen: Korruption, administrative und bürokratische Ineffizienz, politische Instabilität, sowie moralischer und intellektueller Stillstand und Verfall. Der heilbringende Irredentismus hätte so die verlorengegangene Größe Italiens wiederherstellen sollen. Eine Einstellung und politische Überzeugung, die im Mai 1915 kulminierte und als eines der Motive zum Kriegseintritt Italiens führte.
Allerdings kann der offiziellen italienischen Außenpolitik keine generelle irredentistische Absicht unterstellt werden, zumal der Großteil der politischen Klasse überhaupt nicht irredentistisch war.2 Nichtsdestoweniger übte die irredentistische Ideologie und die ihr zuzuschreibenden Aktionen und Agitationen einen gewissen Einfluss auf das Verhältnis der beiden Bündnispartner und Nachbarn aus. Dieser Einfluss der Bewegung und Ideologie der Irredenta wird dann in einem dritten Schritt schließlich mit dem österreichisch-italienischen Verhältnis in Beziehung gebracht. Dieser Punkt bildet den Kem der Arbeit und hat zum Ziel die Fragen zu klären, inwieweit irredentistische Aversionen und Nationalismen im allgemeinen das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarn beeinflusst haben, was die politischen Folgen der Italia Irredenta waren und ob und wie der Abschluss des Dreibundes denen entgegengewirkt hat. Methodisch stützt sich die Arbeit sowohl auf die Konsultation sekundärer Literatur zu der Thematik als auch vereinzelt auf die Analyse primärer Quellen - diese reichen von kaiserlichen Korrespondenzen hin zu nationalistisch-irredentistischen Streitschriften jener Jahrzehnte, ebenso wie diplomatischem Schriftverkehr zwischen italienischen und österreichischen Botschaftern und ihren Regierungen. Die verwendete Literatur ist sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache verfasst. Vorwiegend stützt sich die Arbeit dabei auf die Texte von Marina Cattaruzza, Maria Garbari und Angelo Ara, um den italienischen Irredentismus zu bearbeiten, sowie auf das Werk von Holger Afflerbach, um die Thematik des Dreibundes im Hinblick auf die Italia Irredenta zu beschreiben. Um die soziokulturellen und politischen Rahmenbedingungen zufriedenstellend wiederzugeben, werden vor allem zitiert: Silvio Furlani, Adam Wandruszka, Johann Rainer, Leo Valiani und Claus Gatterer.
Dieses Kapitel thematisiert die angeblich tiefe Abneigung, die man in Österreich und Italien jeweils für den Nachbarn empfand, ebenso wie starke und starre politische und gesellschaftliche Diskrepanzen zwischen Österreich und Italien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Konkret geht es in diesem ersten Kapitel meiner Diplomarbeit nicht um den Dreibund und die politischen und diplomatischen Beziehungen zwischen Italien und Österreich. Auch soll die Italia irredenta, jene nationalistische Bewegung, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auftaucht und die Loslösung der „unerlösten Gebiete“, der terre irredente, fordert, nicht Teil dieses einleitenden Kapitels sein. Hier soll vielmehr auf die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten und Auffassungen der beiden Nachbarn und Bündnispartner eingegangen werden. Es soll aufgezeigt werden, wie man vor allem in den Grenzgebieten voneinander dachte und übereinander urteilte und welche Gegebenheiten und Maßnahmen diese Auffassungen beeinflussten. Dies ist notwendig, um ein Bild über den doch sehr schwierigen Beziehungsstatus der beiden Nachbarn Österreich und Italien zu erhalten und die in den späteren Kapiteln behandelten Vertragsverhandlungen, die Zeit während des Bündnisses und den Einfluss der Irredenta auf dieses, in einer komplexen Vielzahl an Schattierungen nachvollziehen zu können. Der Italia irredenta wird ebenso wie dem Dreibund eweils ein eigenes kürzeres Kapitel gewidmet, bis dann der Kem der Arbeit, nämlich der Einfluss der Irredenta auf den Dreibund und die daraus resultierenden Aspekte, wiederum in einem eigenständigen Kapitel besprochen werden.
Der Dreibund, welcher Italien und Österreich-Ungarn zu Vertragspartnern und Verbündeten machte, galt nicht nur den damaligen beteiligten Potentaten, Politikern, Diplomaten und Zeitgenossen als ein schieres Ding der Unmöglichkeit. Auch eine Reihe von Wissenschaftlern und Historikern, die sich intensiv mit den italienisch-österreichischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert auseinandergesetzt haben und dies immer noch tun, sind sich darüber einig, dass es wohl keine schlechteren Vertragspartner hätte geben können. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich eine konfliktreiche Beziehung am besten erklären lässt, wenn man nicht nur historische Hintergründe kennt, sondern auch jenes klischeebehaftete Gefiihl und Ressentiment, welches vor der Jahrhundertwende durch die Köpfe in Wien und Rom geisterte und die öffentliche Meinungen in beiden Monarchien auf das unvorteilhafteste kompromittierte. Bevor also auf den Dreibund als solchen, die italienisch-österreichischen Beziehungen im Allgemeinen und den Einfluss der Irredenta auf ebendiese im Speziellen eingegangen werden kann, soll diese Gefühlswelt der Vorurteile und Abneigungen einer Vielzahl von Italienern gegenüber der österreichischen Monarchie und ihren Untertanen, der Abneigung der Österreicher gegenüber den Italienern und deren Gründe zum Ausdruck gebracht werden. In politischen und gesellschaftlichen Sphären der Habsburgermonarchie war die Abneigung gegenüber den Nachbarn im Süden weit verbreitet. Man kann zwar im 18. Jahrhundert noch nicht von einem Italiener-Hass als sozialpsychologisches, österreichisches Phänomen sprechen, denn dazu waren wohl die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und menschlichen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn zu intensiv, es lassen sich dennoch genügend Beispiele für weit zurückreichende Vorurteile und Klischeevorstellungen anführen.3 So schrieb etwa Franz Stephan, der Gemahl Maria Theresias, an seinen Sohn Leopold, dass in Italien die Schmeichler besonders gefährlich seien. Franz Stephan bemüht hier - wie viele andere nach ihm auch - das Klischee von den schlauen, verschlagenen und unzuverlässigen Italienern, oder „Welschen“. Auf italienischer Seite war diese österreichische Einstellung wohl bekannt. So schreibt Francesco Maria Gianni, ein Mitarbeiter und Berater von Großherzog Peter Leopold der Toskana, am lö.März 1790 an Franz Stephan, dass er bei seiner Thronbesteigung große Schwierigkeiten zu erwarten habe, da er als italianisiert erscheinen werde, was auf Doppelmoral und Verschlagenheit hindeuten würde.4 Die Anschuldigungen richten sich also nicht bloß gegen die fremden Nachbarn im Süden, sondern auch gegen die eigenen, vermeintlich italianisierten Landsleute. So wird zum Beispiel Kaiser Franz II. im Jahre 1800, also acht Jahre nach seiner Thronbesteigung und 16 Jahre nach seiner Übersiedelung von Florenz nach Wien, in einer Tagebucheintragung von Graf Carl von Zinzendorf, seines Zeichens hoher Staatsbeamter, als Repräsentant der race italienne und des gouvernement italienne abgestempelt. Diese Salon-Aversion, schließlich scheint sie der Mode jener Jahrzehnte und den politischen Kreisen entsprochen zu haben, nimmt auch mehr als 60 Jahre später keinen Abbruch. Im Ministerratsprotokoll vom 12. November 1866 heißt es:
„Seine Majestät sprach den bestimmten Befehl aus, dass auf die entschiedenste Art dem Einfluss des in einigen Kronländern noch vorhandenen italienischen Elements entgegengetreten und durch geeignete Besetzung der Stellen von politischen Gerichtsbeamten, Lehrern, sowie durch den Einfluss der Presse in Südtirol, Dalmatien, dem Küstenland, auf die Germanisierung oder Slawisierung der betreffenden Landesteile je nach Umständen mit aller Energie und ohne alle Rücksicht hingearbeitet werde. Seine Majestät legt es allen Zentralstellen als strenge Pflicht auf, in diesem Sinn planmäßig vorzugehen. “5
Das italienische Element wird hier als Grund für Zwietracht und Ärgernis angeführt. Eine genauere Interpretation dieser Textstelle ist allerdings im Zusammenhang mit dieser Arbeit weniger angebracht, zumal Wandruszka ihr keine übermäßige Bedeutung für und Einfluss auf das diplomatische Verhältnis zwischen dem Königreich Italien und der Habsburgermonarchie zuspricht, da er meint, dass es „sich hier offensichtlich um einen spontanen, von keinem Ministerium veranlassten Einfall des Kaisers [Franz Josephs] handelt, entsprungen nicht aus politischer Überlegung, sondern aus einer momentanen Gefühlsreaktion.“6 Bemerkenswert ist die Aussage Wandruszkas insofern, als er von einer Gefühlsreaktion spricht, einer unüberlegten, spontanen Äußerung, die jegliches diplomatisches Taktgefühl vermissen lässt. Es ist dies eine Tatsache, die sich in den politischen Sphären jener Jahre immer wieder manifestieren und sich zu einem typischen Merkmal diplomatischer Auseinandersetzungen entwickeln wird. Nichtsdestoweniger ist und bleibt die oben zitierte Aussage von Kaiser Franz Joseph ein Zeugnis dafür, dass der Kaiser damals - am 3. Oktober 1866 wurde Venetien im Wiener Frieden nach dem Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg als italienischer Besitz bestätigt - keinerlei besondere Sympathien für die Italiener als Volk hegte und auch nicht aufbringen konnte. Adam Wandruszka zitiert Maximilian Harden, der in seinem Sammelwerk „Köpfe“ 1910 eben jene Mentalität der Habsburgermonarchie und ihrer Monarchen als „k.u.k. Katzelmacherstandpunkt“ bezeichnete, eine Mentalität, die durch Aussagen wie jene Franz Josephs somit auch von höchster Stelle nicht gemindert wurde.7
Die etymologische Erklärung des Begriffs der Katzelmacher gibt überdies eine Einsicht in eben jene in klischeebehafteten Schubladen denkende europäische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Das Wort bzw. der Spitzname für die italienischen Nachbarn ist nach Ansicht der Sprachwissenschaftler wahrscheinlich in Tirol aufgekommen und auf das tirolerische Wort gatzl, welches eine Schöpf-oder Maurerkelle bezeichnet, zurückzuführen. Das Wort gatzl stammt seinerseits wiederum von dem tridentinischen cazza oder cazzuola, ein Küchen- und Handwerkzeug, das aus dem bäuerlichen Haushalt nicht wegzudenken war. Die Gatzlmacher waren demnach all jene Leute, die aus dem Süden nach Tirol gekommen waren, um sich im reicheren Norden als Tagelöhner und Kesselflicker zu verdingen. Das in der Volksetymologie typische Phänomen der Verbindung von zwei ähnlichen Begriffen fuhrt Wandruszka als eine weitere Erklärung an. Er meint, dass mit Katzelmachern auch die Vorstellung von den Italienern als jene Leute postuliert wurde, die „bei Streit und Auseinandersetzungen, etwa im Wirtshaus, da sie der Sprache der Tiroler nicht mächtig waren, die >Katze< machten, d.h. die Verachtung und Geringschätzung ausdrückende Geste der geballten Faust mit dem zwischen Zeige- und Mittelfinger geschobenen Daumen.“8 Dieser Spitzname für die Italiener kam wohl bereits im 18. Jahrhundert auf und war vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich am stärksten verbreitet, während seit dem Zweiten Weltkrieg der Gebrauch desselben merklich abgenommen hat. Wandruszka geht davon aus, dass der Begriff wohl über das Militär den Eingang in die höchsten Kreise der Monarchie gefunden hat, wobei ihm nicht ausschließlich der Gebrauch in gehässiger und abschätziger Art und Weise attestiert werden darf. Aber dennoch wurde der Begriff im Allgemeinen in eben diesem pejorativen Sinn verwendet.9 10 Ein Beispiel dafür liefert der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der aus tiefster Überzeugung heraus einen sehr irrationalen Hass gegen die Italiener hegte. Er war, wie es Wandruszka treffend ausdrückt, ein „leidenschaftlicher Italienerhasser, oder, um im Jargon zu bleiben, ein Katzelmacherfresser.“ So schreibt er in einem Brief an seinen Vetter, den Kronprinzen Rudolf, vom 7. Februar 1888 von „den verflixten Kakatinos“, von „Salamistechern “ und ihrer „gemeinen servilen Kriecherei und Speichelleckerei. Und über den Erzherzog Franz Salvator schreibt er, dass sich „der Francesco, dieses Vieh in berechnender Weise wie alle Katzelmacher unter die Unterröcke (pfui Teufel) der Tant ‘ Marie Rainer verkrochen und so sein Ziel erreicht hat.“™ Natürlich kommt die Vermutung auf, dass es sich auch hier eventuell um eine, im jugendlichen Affekt geschriebene Nachricht handelt, doch entschuldigt dies keineswegs die Haltung des Thronfolgers, zumal ein Brief wohl nur sehr selten gänzlich unüberlegt verschickt wird und weil sich im letzten erhaltenen Brief Franz Ferdinands, 26 Jahre später, eine ganz ähnliche Formulierung findet. Der Brief stammt vom 12. April 1914. Die Nachricht ist also knapp drei Monate vor dem Attentat von Sarajevo verfasst worden und war für den Außenminister Graf Berthold bestimmt. Franz Ferdinand drückt in diesem Brief sein Bedauern darüber aus, dass sich Berthold in Abbazia mit dem italienischen Außenminister Marchese Sangiuliano treffen und abgeben müsse. So heißt es nämlich:
„Von ganzem Herzen bedauere ich es, dass Sie die schönen Ostertage mit diesem italienischen Seeräuber zubringen müssen!...Hoffentlich sind Sie sehr grantig und unausstehlich, wenn Sie dies überhaupt sein können, und machen dem verfluchten Katzelmacher begreiflich, er solle nicht mehr so frech sein und sich nicht mehr in unsere inneren Angelegenheit mischen, unsere Irrdentisten unterstützen, die italienische Universität anbefehlen und fort durch diesen frechen Avama Befehle erteilen, wie unsere südlichen Provinzen zu regieren sind.“n Dieser Auszug aus dem Brief gibt einen sehr guten Einblick in das gestörte Verhältnis und die einzelnen Probleme in der Beziehung zwischen Italien und Österreich: Vor allem die Universitätsfrage und die Irredentisten in den habsburgischen Ländern wirkten sich äußerst negativ auf die politischen Beziehungen aus. Obwohl die zitierte Quelle chronologisch nicht mehr in die in dieser Arbeit analysierte Zeit passt, wird deutlich, wie lange der Irredentismus seine Brisanz und Aktualität beibehielt beziehungsweise damals erst so richtig erhielt. Eine weitere Quelle, diesmal aus dem Jahre 1915 und von einem weniger berühmten Autor gibt ebenso einen Einblick in die politische Komponente der klischeehaften Geringschätzung des italienischen Nachbarn: Julius Patzelt, Journalist und Schriftsteller, 1864 in Böhmisch-Leipa geboren, veröffentlichte im Verlag der „Wiener Deutschen Korrespondenz“ die streitbare Schrift „Von Crispi bis Sonnino. Italien im Dreibund 1882-1915“ und beginnt bereits den zweiten Absatz in der für Pamphlete jener Jahre typischen rhetorischen Aggression, die vor allem den Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Mittelmächte verurteilen soll:
„Wie in der Geschichte keines anderen Landes haben in der Italiens heilloser Verrat und tückischer Mord ihre tiefen, blutigen Spuren eingegraben. Belastet mit allen Sünden des zusammenbrechenden römischen Weltreichs war das Land nicht erst unter den Stürmen der Völkerwanderung zum Schauplatze eines Völkerchaos geworden. Je mehr aber die Formen alter staatlicher Ordnung zerfielen, desto rascher sank es in den Zustand tiefster Barbarei zurück; was Chamberlain vom heutigen Italien sagt: „Schmutz, Unwissenheit, Lüge und Armut“ hatte auch für11 damals seine Geltung. Ein Völkerschutt, bar aller kulturellen und staatlichen Einheit, besaß, was zwischen dem Po und dem ewigen Schnee des Aetna bettelte, raubte, mordete und betrog, nicht die Kraft zu politischer Ordnung. Unordnung und Zügellosigkeit galten als Freiheit und unfruchtbar blieb auch, was Germanen an schöpferischen politischen Gedanken ins Land getragen hatten. Und doch war die germanische Welle nicht vergeblich über das Land geflutet. Ob auch das politische Reis, das Deutsche wie Normannen auf den italienischen Stamm pfropften, verdorrte, der Einschlag germanischer Kraft und Kultur war doch stark genug, um den Stem Italiens noch einmal in märchenhaftem Glanze über den ganzen Erdkreis leuchten zu lassen. Mit dem Ausgange der Hohenstaufen löste 1 2 sich die letzte große politische Organisation, die Italien erhalten hatte.“
Natürlich ist diesem Text nicht dieselbe Bedeutung zuzusprechen, wie den Briefen und Kommuniquees Franz Ferdinands, dennoch ist die vor allem auf rassistische und nationalistische Beleidigung ausgerichtete Quelle ein weiteres Indiz dafür, wie stark doch die österreichische Abneigung den Italienern gegenüber war. Als nämlich am 23. Mai 1915 Italien auf der Seite der Entente in den Krieg gegen Österreich eintrat, war die Empörung im deutschsprachigen Norden groß, zumal den Italienern auf Kosten der Habsburger von den Alliierten im Londoner Geheimvertrag das Trentino und Südtirol, das Kanaltal, das Isonzotal, Görz, Triest, Istrien und Teile Dalmatiens zugestanden wurden.12 13 Es war dies aus Sicht der Habsburger ein Verrat, aber doch eine gut begründete politische Entscheidung, welche den oben zitierten Text von Julius Patzelt besser verständlich macht. Die Abneigung gegenüber den Italienern war vor und nach dem Ersten Weltkrieg ebenso wie vor und während der Zeit des Dreibundes, und zwar in allen politischen und nicht politischen Kreisen der Habsburgermonarchie, existent - auch wenn nicht überall gleich stark. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass die Einstellung des österreichischen Thronfolgers nicht unbekannt blieb, und sie ihrerseits die öffentliche Meinung über die führenden Kreise von Diplomatie, Bürokratie und Militär beeinflusste. Neben der konsequenten Abneigung des Italieners als schleimige und verschlagene Person, sorgten zwei Aspekte der italienischen Innenpolitik bei den Habsburgem für weitere Entrüstung und dafür, dass habsburgische Medien, allen voran die „Österreichische Rundschau“ und die christlich-soziale „Reichspost“, die antiitalienische Werbetrommel rührten. Ein erster Grund war das in den Augen der Österreicher und ihrer monarchischen und politischen Führung antiklerikale und laizistische Italien, das als „Räuber des Kirchenstaates“ und „Kerkermeister des Papstes“ verurteilt wurde.14 Außerdem erschien Italien all jenen Kreisen in Bürokratie und Armee, denen der Kampf für die Erhaltung des Vielvölkerreiches überzeugte Pflicht war, als die vollendete Verkörperung des Nationalitätenprinzips. Risorgimento und italienischer Irredentismus waren in ihren Augen „die Bewegungen, die aus dem kunstvollen Bau der Habsburgermonarchie mit der Lombardei und Venetien die ersten Steine herausgebrochen hatten und die sich nun anschickten, trotz des Bündnisses durch die auf Trient, Triest und Dalmatien gerichteten Bestrebungen den ganzen Bau zum Einsturz zu bringen.“15 (Vorneweg soll noch klargestellt werden, dass wenn in dieser Arbeit von Irredenta und Irredentismus die Rede ist, ausschließlich der italienische Irredentismus gemeint ist und nicht analoge Bewegungen in anderen Ländern Europas.) Die Abneigung der Österreicher gegenüber den Italienern und ihren revolutionären und separatistischen Aspirationen bekommt außerdem eine politische Dimension, die, so meint Wandruszka, in den letzten Jahren der Monarchie geradezu eine Art von politischem Integrationsfaktor gewesen sei. Sprich, es trafen sich in dieser antiitalienischen Haltung sowohl Klerikale als auch Antiklerikale, Konservative und Liberale, österreichische Patrioten und Deutschnationale. Den Italiener als zoon politikon missachtete man, weil man wollte oder gar nicht anders konnte. Dennoch finden sich etliche Äußerungen einer merkwürdigen Schizophrenie, da man doch auch gewisse Sympathien für dieses Sonnenland im Süden hegte. Man liebt seine Natur, seine Kunstschätze und das romantische Leben des einfachen italienischen Volkes. Doch sobald der Italiener in der Politik tätig wird, gilt er, weil anders politisch geartet, als unzuverlässig, verschlagen und deshalb verachtenswert.16 Die oben erwähnte Problematik, die aus einer überwiegend antiklerikalen Haltung Italiens und den kirchenpolitischen Maßnahmen Österreich-Ungams in Trient und Triest, beziehungsweise dem jeweiligen Umland resultierte, soll hier zum besseren Verständnis in einem eigenen Unterkapitel untersucht werden.
Es sollen, wie bereits getan - und wie es im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch geschehen wird - nicht bloß die politischen Aversionen und gesellschaftlichen Diskrepanzen der führenden Schichten in Österreich und Italien aufgezeigt werden, sondern es sollen auch die Auffassungen der in den ländlichen und urbanen Sphären in Trient und Triest bestehenden Kirchengemeinden und der jeweils tätigen Bischöfe und des Klerus dieser beiden Kirchenprovinzen thematisiert werden. Im Trentino entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts parallel zu den Aktivitäten der Trientiner Nationalliberalen im Innsbrucker Landtag und im Wiener Reichsrat, die eine von Tirol unabhängige Verwaltung forderten, eine Bewegung, die sich die Verteidigung des italienischen nationalen Charakters der Region zum Ziel setzte. Von der sprachlich-kulturellen Ebene verschoben sich ihre Aktivitäten mehr und mehr auf eine politisch-irredentistische. Seit 1861 hatte diese Bewegung zum Ziel, das Trentino dem italienischen Königreich anzugliedem.17 Seit Erlassung der Staatsgrundgesetze vom 21. Dezember 1867 waren nationale Rechte auf sprachlicher und kultureller Ebene verfassungsmäßig garantiert. So heißt es in der Verfassung, dass „alle Volksstämme des Staates gleichberechtigt (seien) und jeder Volksstamm das unverletzliche Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität (habe).“18 Die irredentistische Forderung nach dem Anschluss des Trentino an Italien war aus Sicht der Donaumonarchie aber Hochverrat.
Was nun die katholische Kirche im Trentino betrifft, so bestritt sie den Wert der Nation an sich nicht. Auch die Führung der Kirchenprovinz Trient verstand unter Nation das Bewusstsein einer gemeinsamen Zugehörigkeit zu einem Volke mit seiner eigenen Sprache, Geschichte und Kultur. Die territorialen, geradezu irredentistischen Forderungen waren der Kirche jedoch fremd. Die kirchlichen Würdenträger in Trient, die Bischöfe Giovanni Nepomuceno Tschiderer (seine Amtszeit als Bischof dauerte von 1834-1860), Benedetto Riccabona (1861-1879), Gian Giacomo Della Bona (1879-1885) sowie Eugenio Carlo Valussi (1886-1903) waren während ihrer Amtszeit der Habsburgermonarchie treu und loyal ergeben. Benvenuti schreibt sogar von einem atteggiamento filoasburgico. (Weshalb sie sich nicht bloß um die Italiener in ihrer Diözese bemühten, sondern auch um die deutschsprachige Volksgruppe.) Die Masse der Bauern, auf die der Klerus einen starken Einfluss ausübte, war zudem in nationalen Fragen äußerst passiv. Die Trientiner Bauern zeichneten sich in der Regel „durch ruhigen Charakter , konservative Gesinnung und Respekt gegenüber den Autoritäten aus,...sie waren ein Ordnungsfaktor par excellence...gegenüber der nationalen Bewegung, die vor allem vom städtischen Bürgertum getragen wurde, hegten sie Misstrauen, jenes natürliche Misstrauen, welches die >kleinen Leute< immer und überall gegenüber den sogenannten >Herren< hegen.“19 20 Allerdings wurden nach dem Krieg von 1866, als das Trentino bei Österreich verblieben war, die nationale Stimmung und die irredentistischen Bewegungen bestimmender und man versuchte sich vor allem in der liberalen Presse Gehör zu verschaffen. So schreibt die Zeitung II Trentino einen Tag nach der Besetzung Roms am 20. September 1870:
„Gestern Abend ist unsere Stadtkapelle musizierend durch die Hauptstraßen unserer Stadt gezogen, umringt von zahlreichen Sturmlichtem und von einer unendlichen Menge von Menschen, die die Nachricht, die gestern Nachmittag telegraphisch bei uns eintraf und in einer entsprechenden Sonderausgabe unserer Zeitung verbreitet -worden -war, mit langen und -wiederholten Applausstürmen und Jubelrufen begeistert aufnahmen. Straßen und Plätze wurden spontan von bengalischen Feuern erhellt, die von langanhaltenden >es lebe Rom< - Rufen 90 begleitet wurden. “
Die Einnahme Roms durch italienische Truppen führte zu noch tieferen Gegensätzen zwischen Liberalen auf der einen Seite, die darin einen wichtigen Fortschritt im Prozess der nationalen Einigung sahen, und den Katholiken auf der anderen. Auf Anweisungen des Bischofs von Trient führten alle Pfarrer der Diözese sogar eine Sammlung von Protestunterschriften gegen die Besetzung Roms durch. Die katholische Kirche sah sich in Trient jedoch schweren Zeiten ausgesetzt: Nachdem am 10. August 1871 das österreichische Parlament und die Landtage aufgelöst wurden, wurden Neuwahlen ausgeschrieben. Im Trentino errangen die Liberalen in allen Städten, in den größeren Orten sowie in der Handelskammer einen klaren Wahlsieg.21
Die Beziehung zwischen der Institution Kirche und der Gesellschaft war im Triest der Habsburgerzeit indes noch komplexer: Die Gläubigen in Triest und in weiten Teilen Istriens gehörten nämlich drei verschiedenen Nationalitäten an. Die Italiener lebten vor allem in der Stadt Triest und in den Küstenstädten Istriens, sowie in den Stadtzentren der Orte im Landesinneren. Die Slowenen bevölkerten den Karst im unmittelbaren Hinterland Triests, die Vorstädte der Hauptstadt und den Norden Istriens, während im Landesinneren Istriens, vor allem in den ländlichen Gebieten, Kroaten lebten. Die Dynamik der fortschreitenden Verstädterung sorgte dafür, dass sich die soziokulturellen Spannungen aufluden, die sich dann auf das religiöse und kirchliche Leben auswirkten.22 Dieser religiösen Situation im Küstenland kam das langsame Wiedererstarken des Katholizismus hinzu, dem verschiedene Konfessionen, von den Orthodoxen hin zu den Protestanten und der jüdischen Gemeinde entgegenstanden. Auch wenn die Mehrheit der italienischen Bevölkerung der katholischen Kirche angehörte, nahm nur ein relativ kleiner Teil derselben am religiösen Leben aktiv teil. Diese religiöse Indifferenz war im Leben der Stadt ein seit einigen Jahrzehnten verbreitetes Phänomen. Das Hauptanliegen der kirchlichen Führung bestand darin, den lokalen politischen Instanzen deutlich zu machen, dass gerade die Kirche die Umstände eines sozialen und zivilisierten Lebens beeinflusste und regelte und die gesellschaftlichen Strukturen vor einem möglichen sozialen Umsturz schützte.23 Anders verhielt es sich mit der Beziehung der Kirche zu den slawischen Gläubigen: Die jahrhundertelange enge Bindung zwischen slowenischer und kroatischer Bevölkerung und dem katholischen Klerus blieb weiterhin bestehen, weshalb gleichzeitig die Verbindung zwischen nationaler Zugehörigkeit und katholischer Kirche eine unumstößliche Gegebenheit darstellte. Kirche und Pfarrer bildeten Großteils den Lebensmittelpunkt der Dorfbewohner - sowohl auf dem Karst, als auch im Landesinneren, was sich seit den Reformen des Josephinismus unter anderem in einer zunehmenden Alphabetisierung und einem fortschreitenden Bildungsniveau ausdrückte. Durch den Wirtschaftsaufschwung und der damit einhergehenden Verstädterung Triests stieg die Einwohnerzahl der Stadt von den 104.000 Menschen 1857 auf 224.000 im Jahr 1909. Die hohe Zahl an slowenischen und kroatischen Einwanderern führte zu nationalen Spannungen, zumal diese Einwanderer an ihrer eigenen Sprache und Identität mehr und mehr festhielten und sich nicht assimilieren ließen. „Es war schnell klar, dass das vorrangige Ziel der Kirche gegenüber den neuen Stadtbewohnern darin bestehen musste, bei diesen, entsprechend der ethnischen Zugehörigkeit und den religiösen Gebräuchen ihrer Herkunftsgebiete, die Anbindung an die Kirche zu erhalten.“24, analysiert Blasina. Und gerade an diesem Punkt wird es kritisch, denn man muss sich außerdem vor Augen halten, wie sehr die Wiener Regierung darauf ausgerichtet war, die Bindungen zwischen der katholischen Kirche und der slowenischen und kroatischen Bevölkerung zu begünstigen, um dadurch die südslawischen Völker enger an die Donaumonarchie zu binden. So wurden zum Beispiel mehrere slawische Bischöfe ernannt. Seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts waren nur noch Slowenen und Kroaten zu Bischöfen von Triest geweiht worden; eine der Tatsachen, die dazu führte, dass sich im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Beziehungen zwischen Kirche und der Stadtverwaltung in Triest zunehmend verschlechterte. Es ging, allgemein formuliert, um einen Kampf der Kirche gegen die nunmehr effektive Vorherrschaft der italienischen nationalliberalen Partei, die sich in ihren politischen Aktivitäten immer stärker auf den Schutz des italienischen Charakters der Stadt vor der „slawischen Gefahr“ konzentrierte.25 Zwar änderte die Wiener Regierung ihren Kurs gegenüber der Kirche, dem nationalliberalen Element allerdings, das sich nicht nur gegen die Slawen, sondern auch und vor allem gegen die Habsburger richtete, konnte sie nicht entscheidend entgegenwirken.
Vorneweg muss klar sein, dass die Aversionen innerhalb der Beziehungen der beiden Nachbarn nicht nur in einer österreichischen Abneigung gegenüber den Italienern bestand; es lässt sich durchaus auch eine tiefe Abneigung italienischer Couleur den Österreichern und dem Hause Habsburg gegenüber feststellen. Während der Österreicher den Italiener großteils einfach nur gering schätzte und verachtete, war man in Italien in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen von einem regelrechten und tiefsitzenden Hass gegen Österreich ergriffen. Sebastiano Vasalli hat im Bezug auf das Verhältnis zwischen Österreich und Italien einst überspitzt, aber doch einigermaßen historisch zutreffend formuliert: „Ciö ehe si confronta e si scontra, nella politica di qua, sono gli aspetti peggiori di due culture ehe da duemila anni non riescono a coesistere“ Er spricht von den jeweils schlimmsten Aspekten, die sich zwei Kulturen vorhalten, die (deswegen) seit mehr als 2000 Jahren nicht in der Lage seien, nebeneinander zu bestehen.26 Während man in Österreich das Klischee von den schlauen, verschlagenen und unzuverlässigen „Welschen“ bemühte, um eine gewisse Verachtung für die südlichen Nachbarn zu rechtfertigen, finden sich auf italienischer Seite die Auffassungen von den groben, gewalttätigen, anmaßenden und den stets saufenden Barbaren aus dem Norden. Verständlicherweise werden diese Klischeevorstellungen von den gemeinsamen politischen Ereignissen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und vom aufkeimenden Österreicher-Hass noch verstärkt. Risorgimento und Irredentismus forderten die morte ai tedeschi, welche primär den Österreichern galt.27
Zur besseren Verortung dieser antiösterreichischen Haltung sei ein kurzer chronologischer Überblick der österreichisch-italienischen Beziehung im Hinblick auf ihre Genese hier kurz wiedergegeben: Eine erste große Enttäuschung, welche die Intellektuellen Italiens hinnehmen mussten, war die Installation einer bereits bekannten Ordnung nach dem Sturz der napoleonischen Herrschaft; außer in Genua, das an Sardinien-Piemont, und Venedig, das mit Mailand vereinigt als Königreich Lombardo-Venetien an Österreich ging. Die „alten (neuen) Herren, Habsburger, Bourbonen und der Papst, waren prinzipiell für keine konstitutionellen und politischen Ordnungen zu haben.“28 Es bildeten sich im Aktionismus jener Zeit geheime Bünde, am bekanntesten sind wohl die Carbonari und die Giovine Italia, die als Umstürzler hart verfolgt wurden. Diese Bewegungen wollten vorrangig das Risorgimento, das Erwachen Italiens, das sich in der Beseitigung der jahrhundertelang andauernden Fremdherrschaften und der Schaffung eines einheitlichen Italiens ausdrückte. Skandiert wurde ein fuori gli stranieri, ein „Fremde-Raus“; dies galt vor allem auch für fremde Herrschaften, für Habsburger und Bourbonen. Natürlich wurden zahlreiche Aufstände gegen die reaktionäre Herrschaft vom österreichischen Militär niedergeworfen, und zwar nicht nur in Lombardo-Venetien, sondern auch im Königreich Neapel, im Kirchenstaat und im Piemont. Als es in Mailand, Venedig und Rom im Jahre 1848 zu - zunächst siegreichen - nationalen Revolutionen gekommen war, konnten diese erst im Folgejahr mit einem militärischen Großeinsatz niedergeschlagen werden.29 So blieb Radetzky in Italien, wo Karl Albert von Sardinien-Piemont versucht hatte, die Schwäche der Habsburger auszunutzen, siegreich.30 Und auch sonst ging man von österreichischer Seite aus sehr streng gegen jegliche Form von noch so unbedeutenden Zusammenkünften vor und verhängte fallweise sogar die Todesstrafe gegen revolutionäre Elemente. Klarerweise hat dieser reaktive Aktionismus von Seiten der Habsburger gegen die revoltierenden Gruppierungen den österreichischen Namen in Italien schwer belastet. Erschwerend kam dann außerdem hinzu, dass Österreich die Lombardei und Venetien nach den verlorenen Kriegen von 1859 und 1866 nicht direkt an die Italiener übergab, sondern nur indirekt über Frankreich. Eine Maßnahme, die den italienischen Nationalstolz zutiefst verletzte31 und den Hass auf Österreich noch steigerte. Bei vielen Menschen in Italien blieben die Österreicher, die immer wieder als schlecht und grausam hingestellt wurden, selbst während der Zeit des Dreibundes, das bedeutendste Feindbild. Denn obwohl die österreichische Herrschaft in Italien bereits 1866 endete, wurden schnell weitere „unerlöste Gebiete“, die sogenannten terre irredente, nämlich Trentino, Triest, Istrien und Dalmatien, zum Ziel italienisch-nationalistischer Propaganda, die sich zwangsläufig wieder gegen Österreich richten musste. Ebendiese hochbrisante politische Situation, das politische Bündnis des Dreibundes einerseits und die nationalistischen und antiösterreichischen Bestrebungen andererseits, soll in den folgenden Kapiteln im Mittelpunkt stehen.
Leo Valiani zitiert die Ansichten Giuseppe Gallavresis und sein Buch „Italia e Austria 1859- 1914“, erschienen 1922 in Mailand, wenn er von der publizistischen Tätigkeit in Italien spricht und meint, dass für viele die durch einen bewaffneten Konflikt stattfindende Befreiung des Trentinos, welches der Krieg von 1866 Österreich belassen hatte, „unvermeidlich und unumstößlich“ sei.32 Ebenso litten Gallavresi zufolge Triest und Istrien unter der österreichischen Herrschaft, zumal man die Italianität dieser Gebiete durch die von der Wiener Regierung geforderte Slawisierung schwer bedroht sah - eine konkrete Benachteiligung der Italiener ist allerdings zu bezweifeln. Vor allem die habsburgische Kirchenpolitik in den italienisch-slawischen Gebieten der Monarchie, auf die bereits ausführlich eingegangen worden ist, war für die italienische Führungsschicht und Öffentlichkeit in Triest, aber auch in Italien selbst, eine regelrechte Unverschämtheit und Grund für erneute Spannungen.
Klarerweise finden sich nicht nur deshalb neben den gemäßigten Texten publizistisch- historiographischer Natur auch jene, die sich einer nationalistischen Historiographie zuschreiben lassen. Das war in Österreich so, das war in Italien so. In Bezug auf Österreich- Ungarn wurde diese nationalistische Publizistik durch die Vertreter und Sympathisanten der Irredenta eingeleitet. Ein früher demokratischer Irredentismus, der in Italien hauptsächlich durch die Republikaner vertreten wurde, die von 1882 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sogar die Mehrheit in der Regierung bildeten, hatte seine glühendsten Vertreter in Trient in Cesare Battisti und in Triest im Schriftsteller Scipio Slataper. Der Tod von Battisti und Slataper im Krieg, dem „letzten Krieg des Risorgimento“, und vor allem die durch die Kontroversen der Friedensverträge entfesselte Woge des Nationalismus bewirkten, dass Irredentismus und Nationalismus zu einem Synonym verschmolzen, während sie vor 1914 noch bewusst getrennt wurden. Klarerweise ist in den Kriegs-und Nachkriegsschriften der nationalistischen Irredenta Österreich der totgeschworene Feind, und zwar wegen der, wie schon erwähnt, wiederholten Förderung der Slawen in Triest, Görz, Istrien und Dalmatien, worin - und das sei nochmals ausdrücklich erwähnt - eine tödliche Gefahr für den italienischen Charakter dieser Gebiete gesehen wurde.33 Autoren dieser irredentistischen Bewegungen waren unter anderem Augusto Sandonâ, Pietro Silva und Gioacchino Volpe. Das dominierende und bestimmende Element, das historiographische Leitmotiv, ist das nationale Thema, sowie die Interpretation des nationalen Problems, seiner Aspekte, seiner Entwicklung und seiner Bedeutung. Außerdem behandelt die italienische Historiographie das Spiel der Ideologien, die politische und soziale Evolution, sprich die innere Dialektik des Risorgimento. Österreich wird dabei als perfekte Antithese zum risorgimentalen Raum der italienischen Halbinsel verurteilt.34 Als Antithese zur nationalen These des Risorgimento bzw. der risorgimentalen Literaturschaffenden fungiert das Habsburgerreich in seiner Geisteshaltung und Struktur. Die Monarchie Österreich-Ungarn bildet den Widerpart zum Nationalitätenprinzip. Deshalb sah man Österreich in Italien als „Naturungeheuer“ dessen Existenz die Gesetze von Natur und Geschichte verletzte, so Valsecchi.35 Es sind dies natürlich klassische Thesen des Risorgimento, deren historische Gültigkeit mit Vorsicht zu behandeln ist. Ähnlich argumentierte Jahre zuvor auch Cesare Balbo: Bereits 1843 hatte der durchaus moderate Staatsmann aus dem Piemont formuliert, dass Österreich das am schwersten zu überwindende (aber auch einzige) Hindernis darstelle bei der Bildung einer politisch-nationalen Ordnung Italiens auf konföderativer Basis. Somit sah er in der Distanzierung Italiens von Österreich den Schlüssel für die Lösung des italienischen Problems. Im Allgemeinen wird Balbos These mit der orientalischen Frage und möglichen territorialen Änderungen auf dem Balkan zugunsten der Habsburgermonarchie zusammengefasst - diese Überlegung wird ausführlich in Kapitel 3.3 zur Genese der Italia Irredenta erläutert. Balbo geht es aber nicht bloß um eine simple italienische Kompensation im Falle eines österreichischen Landgewinnes am Balkan; seine Überlegung geht weiter und richtet sich erst in der Konsequenz gegen die Habsburgermonarchie: Sein Vorschlag geht nämlich aus der Annahme einer Krise und eines imminenten Zerfalls des Osmanischen Reiches hervor, was, laut Balbo, zu einer direkten Konfrontation zwischen den Habsburgem und dem russischen Zarenreich geführt hätte. Hierbei sei, so führte Balbo aus, allen europäischen Mächten (Italien eingeschlossen) daran gelegen, dass sich Österreich durchsetze. Die Donaumonarchie stellte nämlich für Balbo den Bewahrer der abendländischen, liberalen, lateinisch-germanischen und universalistisch-christlichen Kultur dar.36 Allen moderaten und weitsichtigen Ansätzen zum Trotz bleibt die territorialpolitische Forderung Balbos dennoch bestehen und findet umgehend Eingang in die Rhetorik des Risorgimento und später in jene des Irredentismus. Drastischere Thesen als Balbo im Hinblick auf die italienisch-österreichische Nachbarschaft formulierte hingegen Giuseppe Mazzini: Während Balbo nämlich eine schrittweise Distanzierung von den Habsburgem postulierte aber keineswegs eine Vernichtung des nördlichen Nachbarn, hat die wohl schillerndste Figur der italienischen Demokratie, die Habsburgermonarchie als den Erzfeind der Ideale des Risorgimento verurteilt, die da wären Freiheit, Nationalität, Demokratie und Fortschritt. Der Kampf gegen Österreich dürfe nicht in einer Los- und Erlösung der italienischen Bevölkerung auf österreichischem Boden zu Ende gehen, sondern müsse, so der Genueser weiter, in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Völkern innerhalb der Habsburgermonarchie zur Auflösung des multinationalen Staates führen und den Weg bereiten für das Nationalitätenprinzip in ganz Mittel- und Osteuropa.37 Die Ansichten Mazzinis teilte man in der breiten Öffentlichkeit Italiens vor und nach den Fünf Tagen von Mailand im Jahre 1848: Die Habsburgermonarchie negiere, so führt Leonardo Valsecchi weitere Thesen der risorgimentalen Geschichtsschreibung an, die unwiderstehliche Bestrebung der Völker, sie selbst zu sein, um ihre nationale Unabhängigkeit zu verwirklichen. Die österreichische Politik und das habsburgische Staatsgebilde, eine in den Augen der italienischen Schriftsteller und Publizisten nationalistischer Haltung künstliche Konstruktion, die sich auf Gewalt und Unterdrückung stützte, fungierte außerdem als Antithese des liberalen Prinzips, das mit dem nationalen untrennbar verbunden war. Während man in Italien die nationale Selbstbestimmung und Unabhängigkeit bestimmter Gebiete von der Habsburgermonarchie forderte, verfocht man in der Donaumonarchie den dynastischen Absolutismus. Die Habsburger galten in der italienischen Öffentlichkeit als Negation jeglichen Fortschritts, als die Erben einer dunklen, rückständigen Vergangenheit, die das Aufbegehren des neuen Europas, eines Europas der befreiten und auflebenden Völker, hemmte.38
Nun vertreten die italienischen Publizisten mehrere politische und ethische Auffassungen, denn auf die bis hierhin zitierte „schlachtfuhrende“ Geschichtsschreibung folgt die den Sieg feiernde. Sprich, auf jene Autoren, die mit der Kraft der Feder versucht haben, die politischen und konstitutionellen Verfehlungen der Habsburgermonarchie aufzuzeigen und Österreich- Ungarn rigoros und äußerst scharf zu kritisieren und zu verurteilen, folgten nun diejenigen, die an einem Sieg in der Geschichte festhielten und diesem Sieg, ihrem Sieg, ein ewiges Denkmal errichten wollten. Die Rede ist deshalb hier von der Generation jener Historiker, die an den Ereignissen des Risorgimento teilgenommen hat und in den Reihen und unter den Kommandos des konstitutionellen Lagers gekämpft hat. Piemontesen und Wahlpiemontesen, die nun eine Interpretation der Ereignisse skizzierten, und einerseits diesen formidablen Triumph der Einheit feierten, aber gleichzeitig in ihren Schriften auch den Erbfeind Österreich nicht aus den Augen ließen. Die Auffassung der meisten italienischen Intellektuellen und Literaturschaffenden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war demzufolge immer wieder mit einer lebendigen Aversion der Donaumonarchie gegenüber behaftet. Bei Autoren wie Luigi Zini, Vittorio Bersezio und Nicomede Bianchi wird die europäische Diplomatie der österreichischen Politik gegenübergestellt. Das österreichische Kaiserreich ist in allen Werken dieser Zeit Feind und Widerpart, dessen Schuld und Fehler man anklagt und dessen ungerechtes Handeln man versucht zu verurteilen: Laut Valsecchi hätten alle Handlungen Österreichs in den italienischen Publikationen bereits Verurteilung in sich getragen. So treffen diese Missbilligungen sowohl „Radetzkys eiserne Faust als auch Maximilians Schmeicheleien“.39 Erstere war in der italienischen Öffentlichkeit Ausdruck von Willkür und Gewalt, letztere ein Charakterzug von Schlauheit und Betrug. Von Österreich zeichnet man in Italien in Büchern und Zeitschriften ein sehr düsteres Bild. In der „Lotta politica in Italia“ bemüht so zum Beispiel Alfredo Oriani in den Urteilen, die er über Österreich-Ungarn fallt, die vielen Gemeinplätze der für das Risorgimento typischen Polemik: Franz Joseph sei ein stumpfsinniger Tyrann, die österreichische Verwaltung in der Lombardei trocken und pedantisch, die Außenpolitik zudem hochmütig und arrogant. Benedetto Croce zeichnet 1932 in seiner „Storia d‘Europa nel secolo decimonono” ein weitaus tiefsinnigeres Bild der destruktiven Rolle des Hauses Habsburg, zumal er den negativen Pol der Geschichte, die Kräfte, die sich der Freiheit entgegenstellen, die ihm zufolge doch den Gang der Geschichte ausmachten, in Österreich erkennt. Demzufolge sei die Bedingung eines freien Lebens und des bürgerlichen Fortschritts in allen Teilen Italiens die Abschüttelung der fremden und illiberalen österreichischen Herrschaft. Croces Österreich ist Valsecchi zufolge „ganz Hof, Heer und Bürokratie“, ein Österreich, das rückschrittlich und heuchlerisch ist. Dieses Österreich hätte nie als Modell und Vorbild für ganz Europa dienen können, zumal es seine Aufgabe, ein „Beispiel für Harmonie und Brüderlichkeit unter den drei Hauptrassen Europas, der lateinischen, der germanischen und der slawischen zu geben“40, nicht erfüllen könne. Als Feind der Freiheit konnte das Haus Habsburg zwangsläufig also keine fortschrittliche Aufgabe erfüllen, weshalb ihm als ein Hindernis der Freiheit bestimmt war, vom schicksalhaften Gang der Geschichte überrollt zu werden. „Sein Schicksal war die Auflösung, sein Fortschritt der Fortschritt seiner Auflösung“, so Croce.41 42
Im Standardwerk über das zerfallende Österreich-Ungarn „The dissolution of the Habsburg Monarchy“ nimmt Oskar Jaszi in gewisser Weise auch Bezug auf die Ansicht Croces, bezieht aber den Umgang Österreichs mit der Italia Irredenta in seine Analyse mit ein: Zunächst unterscheidet er zwischen einer Pseudo- und einer wahren Irredenta und rechnet die italienische Irredenta zusammen mit der rumänischen und jugoslawischen den wahren Irredentismen zu. Diese wahren Irredentismen bedeuteten „in the proper sense, the effort of a national minority to secede from community to the state and to unite -with another; to that of their co-nationals” f' 1 Dabei moniert er abschließend, und hier müssen wir uns unweigerlich an Croce erinnert fühlen, dass die österreichische Regierung anstatt einer bedingten, friedlichen Einigung mit Italien eine Katastrophenpolitik verfolgte, die zum Verlust der Häfen und Deutsch-Tirols führte. Laut Jaszi hätte Österreich eine enlightened policy verfolgen sollen, deren Weg so ausgesehen haben könnte:
„A really enlightened austrian policy therefore would have been a final conciliation with Italy by the cessation of its closed national settlements. As a recompense for this policy Austria could have easily obtained the agreement to declare the harbors of Trieste and Fiume free cities, porto franco, international centres for the trade. This solution would have been the most advantageous both for Austria and the Italian point of view because the “Hinterland” of these harbors was mostly Slaw and Magyar. This policy would have been without doubt a perfectly workable one if carried on tactfully with a prudent appreciation of the difficulties of the Italian policy.
An diesem Text interessieren uns weniger die politischen Maßnahmen, als vielmehr das aufgezeigte fehlende österreichische Taktgefühl in den politischen Auseinandersetzungen mit seinem südlichen Nachbarn. Natürlich kann Jâszi ebenso wenig wie Croces Werk als Werbetrommel für die antiösterreichische Gesinnung in Italien angesehen werden, aber dennoch geben beide gut die Gefühlswelt jener Jahrzehnte zum Ausdruck. Den weiter oben zitierten italienischen Historikern, Autoren und Publizisten, die der Generation des Risorgimento entstammen und den Konflikt mit Österreich teilweise sogar auf den Schlachtfeldern des Piemont ausgetragen haben, ist dafür umso mehr antiösterreichische Mobilmachung zuzuschreiben.
Nun waren das von Risorgimento und Irredenta vertretene Nationalitätenprinzip und die Italia Irredenta selbst wohl zwei der bedeutendsten Gründe für die sich verstärkenden Aggressionen zwischen Italien und der Habsburgermonarchie, wobei die offizielle italienische Außenpolitik diese überwand, indem Italien sich mit dem Deutschen Reich und Österreich- Ungarn zum Dreibund anschloss. Bevor nun allerdings auf den Dreibund an sich, seine diplomatischen Bestimmungen und die Hindernisse der Italia Irredenta eingegangen wird, wollen wir uns der Genese dieser im Fahrwasser des Risorgimento entstandenen Bewegung sowie ihrer nationalistischen Ideologie und ihren politischen Forderungen widmen.43
Es soll hier anhand von Claus Gatterers „Erbfeindschaft Italien-Österreich“ aus dem Jahre 1972 weniger ein Überblick über den chronologischen Ablauf des Risorgimento und die Zeit der Unitä d’Italia, sondern vielmehr über die wesentlichen ideologischen und politischen Aspekte gegeben werden, um den darauf aufbauenden Irredentismus verstehen zu können.
General Carl Möring, der sich 1866 als Militärkommissar für die Übergabe Venetiens an Italien in Venedig aufhielt, berichtet damals nach Wien:
„Selbst der kälteste Beobachter wird sich kein Hehl machen dürfen, dass der Antheil und Enthusiasmus der Bevölkerung (beim Einzug der italienischen Truppen) ein ungemein lebhafter...war. Ich fühle mich verpflichtet, den Eindruck...dahin auszusprechen, dass Italien den Willen und die Mittel besitzt, ein großer und mächtiger Staat zu werden. Boden, Klima und geographische Lage...verleihen ihm das durch die Gunst des Glückes gesteigerte Hochgefühl eines großen Berufes. Die Stimmung hiefür teilt die Bevölkerung, welche noch immer vom Partito d’Azione bearbeitet wird, der Hass, Misstrauen und Feindschaft gegen Österreich predigt, weil Italien nicht fertig sei, Trient, das Küstenland, Istrien und Dalmatien zu seiner Completirung fehlen.
Nach Carl Möring war das Risorgimento zudem „das interessanteste Thema der Politik unseres Jahrhunderts“. Das Risorgimento, die Auferstehung und Einigung der italienischen Nation, ein Prozess, der von 1820 bis zur Eroberung Roms 1870 andauerte, war nach Gatterer außerdem „in gewissem Sinne die Ankündigung der integralen Nationalisierung Mitteleuropas“.44 45 Das Risorgimento beginnt mit den ersten Verschwörungen der Carbonari gegen die nachnapoleonischen Regime und endet mit der Einnahme Roms durch die Truppen des ersten italienischen Königs Vittorio Emanuele II. Am Anfang dieses Prozesses ist Italien in acht Teilstaaten aufgesplittert, die in einem mehr oder weniger starken Abhängigkeitsverhältnis zu Österreich stehen. Am Ende des Risorgimento steht dann das geeinte Königreich Italien.46 Dieses Königreich sieht zunächst die Destra an der Macht, welche aber alsbald von der Sinistra im Parlament in der Führung des Staates abgelöst wird.47 Die verhältnismäßig homogene Führungsschicht Italiens, die sich aus Aristokraten und Großbürgerlichen zusammensetzte, bezog ihre Rechtfertigung aus der Beteiligung am Risorgimento. Diese Destra storica, die von Männern wie Camillo Cavour und Marco Minghetti geführt wurde, verlor jedoch zusehends ihre Macht. Abgelöst wurde sie 1876 von einer Koalition aus Linksliberalen, neuen Patrioten und Abgängern des rechten Flügels, die Reformen nicht abgeneigt waren. Namentlich zu nennen sind Agostino Depretis, Benedetto Cairoli, Francesco Crispi und Giovanni Giolitti. Der Schwerpunkt dieser neuen Koalition lag in mittelbürgerlichen Schichten, wobei der Anteil sozialer Aufsteiger sehr groß war. Bei der Sinistra trafen sich Industrielle ebenso wie Freiberufler und Landwirte.48 Sozialpoltisch ausgedrückt trat die Sinistra für eine geplante Gleichstellung der Bedingungen des Wohlstandes ein.49
Entscheidend für eine Auseinandersetzung mit dem politischen System in Italien in jenen Jahren ist jedoch, dass Vorherrschaft eines politischen Flügels nicht zwangsläufig den Ausschluss des anderen bedeutet. So haben beide ihre Daseinsberechtigung, egal wer gerade auf der politischen Bühne steht.50
De facto war dieses post-risorgimentale Italien nun ein durch diplomatisches Geschick und glückliche Kriege zum Königreich Italien erweitertes Sardinien-Piemont. Doch kann man laut Gatterer nicht unbedingt von Risorgimento sprechen, zumal nicht die Nation Staat geworden sei, sondern der Staat der Nation aufgezwungen und aufgedrängt worden sei. Gatterer zitiert den Föderalisten Giuseppe Ferrari, welcher 1861 im Parlament über die konstitutionalistische Formel des „Königs von Gottes Gnaden und durch den Willen der Nation“ verlauten lies:
„Dieser Wappenspruch sagt uns, dass Italien -weder erlöst noch erneuert ist, sondern dass es von Piemont erobert -worden ist. Piemont hat sich damit über alle anderen Gebiete gestellt. Danach sind nun nicht mehr die Lombarden, die Toskaner, die Parthenopäer, die Sizilianer Schöpfer und Werkmeister des neuen Königreiches; vielmehr wird Vittorio Emanuele alle anderen Regionen [...] dem alten Geist seiner Ahnen Untertan gemacht haben, jener Ahnen, die unsere Revolution bekämpft haben würden. “51
Den Fanatismus des Irredentismus wird man nicht begreifen können, wenn man nicht genau diese inneren Widersprüche aufzeigt, die, so Gatterer, das Risorgimento-Italien dem geeinten Italien vererbt hat. Auch lassen sich die nationalistische Rhetorik und späterer imperialistischer Größenwahn dadurch besser erklären.52 Der zentrale Widerspruch des Risorgimento sind die demokratische Substanz, deren Worte und Begriffe einerseits, sowie zuweilen konservative und reaktionäre Taten. In den Strukturen des neuen italienischen Staates setzten sich die Formen und Vorstellungen der Bewegung der Einheit fort. Die Vertreter des demokratischen Geistes der Einheitsbewegung werden geradezu hagiographisch verehrt. Die Legenden und Denkmäler des Risorgimento dienten demzufolge dazu, „Geist und Form, Demokratie und Monarchie, Republik und Krone, Föderalismus und Zentralismus, Gescheiterte und Gewinner miteinander auszusöhnen.“53 Durch diese Aussöhnung wurde nachträglich jene innere Einheit wiederhergestellt, welche das Risorgimento eigentlich nur nach außen vortäuschen konnte. Könighaus und Großbürgertum machten sich die Revolutionäre von einst nochmals zunutze. Die verbreiteten Legenden wurden automatisch zur politischen Norm. Mazzinianischer und garibaldinischer Patriotismus und Gehorsam wurden von allen Italienern gefordert. Somit wurde das Ideal des Risorgimento dem neuen Staat eigentlich als Unterwerfung einverleibt. Doch der Gegensatz zwischen Real- und Idealpolitik bleibt. Es kann behauptet werden, dass das eigentliche Ergebnis des Risorgimento zuallererst die wirtschaftliche Einigung war. Zwar mochte nach außen die nationale Einigung als der eigentliche Fortschritt des Risorgimento angesehen werden, doch die nationale Einigung blieb formal, da sie keineswegs integrierte, zumal breite Schichten der Nation, vor allem das gesamte agrarische und gewerbliche Proletariat, aus der politischen Mitbestimmung bewusst ausgeschlossen wurde. Um deshalb die gesamte Nation zumindest in den Idealen des Risorgimento zu vereinen, betrieb man im gesamten Land und alle sozialen Schichten durchdringend eine spektakuläre Produktion von „hagiographischen“ Schriften und Denkmälern. (Ein ähnliches Phänomen lässt sich später beim Märtyrerkult des Irredentismus erkennen.) Es wurde ein Bild dieses mutigen, selbstlosen Risorgimentopatrioten gezeichnet, wodurch man die Ziele des Risorgimento selbst postulierte. Dabei war jenes Ziel nicht einfach die Einigung Italiens, wie es die hagiographische und höfische Geschichtsschreibung jener Jahre darstellte. Das Ziel war weitaus komplexer. Es ging vorrangig um die Freiheit, es ging um die Vertreibung der inneren italienischen Tyrannen, die Beendigung der Fremdherrschaft, also die Beherrschung eines Volkes, Staates oder eines seiner Teilgebiete durch eine fremde Macht, also im Falle Italiens die Befreiung von Habsburgem und Bourbonen. Und es ging um die Befreiung des italienischen Volkes.54
Für diese Ziele opfern sich die Patrioten des Risorgimento im Bewusstsein, dass sie ihre Erreichung selbst nicht erleben werden. Sie geben ihr Leben in der Hoffnung hin, dass ihr Vorbild andere zu denselben Taten anspomen würde. Die dann tragischen Schicksale der Märtyrer „fesselten die Phantasien, rührten die Herzen, gewannen für Italien Sympathien im Ausland.“55 Mazzini, der ,Apostel der italienischen Einigung“, hatte ab 1831 alle risorgimentalen Aktionen inspiriert. Ein Italien, das den demokratisch-mazzinianischen Idealen entsprochen hätte, schien 1849, als Mazzini selbst in Rom residierte, in greifbarer Nähe. Doch nach der Vollendung der königlichen Einheit erkannte ihm die realpolitische Mehrheit sein Parlamentsmandat ab. Mazzini war 1857 wegen einer im Königreich Sardinien- Piemont angezettelten Verschwörung zum Tode verurteilt worden und deshalb als Parlamentarier untragbar. Garibaldi erging es ähnlich: Als er 1860 Sizilien und Süditalien eroberte, setzte Cavour, da er selbst unfähig war, in Neapel eine gemäßigte, dynastische Volkserhebung für den Anschluss an Piemont auszulösen, das piemontesische Heer gegen Garibaldis Rothemden in Marsch. Turin war zum Bürgerkrieg bereit, vor dem Garibaldi jedoch zurückschreckte. Er musste sich daher zwangsläufig unterwerfen, woraufhin Piemont den Süden Italiens annektierte. Garibaldi war in seiner patriotischen Autorität untergraben, im Parlament wurde ihm ein möglicher Protest gegen das Vorgehen Cavours untersagt. Das geeinte Italien nach 1865, nach der Übersiedelung der Hauptstadt von Turin nach Florenz, war in der Tat der administrativ und ökonomisch geeinte Staat der großbürgerlichen Minorität geworden. Doch ein Phänomen des Risorgimento blieb: Der Patriotismus war plötzlich unbequem geworden. Eine Tatsache, die dadurch verschärft wurde, dass sich die regierende Rechte in einer tiefen, vor allem sentimentalen Krise befand, da sie zwar einige politische und diplomatische Siege und achtbaren Landgewinn verbuchen konnte, aber keinen militärischen Sieg, der Italien als Großmacht ausgewiesen hätte. Während die Linke des Risorgimento das italienische Volk Dank dem patriotischen Opfermut ihrer Helden Mazzini und Garibaldi faszinierte, konnte die Rechte 1866 im preußisch-österreichischen Krieg, in dem Italien sich mit Berlin verbündet hatte, Venetien auf dem Umweg über Napoleon III von den Österreichern erhalten; doch waren tiefgreifende innenpolitische Folgen dadurch vorprogrammiert.56 Claus Gatterer zitiert Gaetano Salvemini, der über das Schicksalsjahr 1866 - in diesem Jahr konnte de facto kein militärischer Erfolg verbucht werden und dies quittierte man in Österreich sogar als „siegreiche Niederlage“ Italiens - und seine psychologischen Folgen folgendes schrieb:
„Man sah nur die unmittelbare Tatsache der militärischen Misserfolge, und diese -wirkten sich verheerend auf die gesamte spätere Geschichte Italiens aus. Man -wird diese Geschichte nie begreifen, -wenn man nicht jenen Minderwertigkeitskomplex im Auge behält, unter dem die Italiener seit 1866 ständig litten. Daher ihr an Besessenheit grenzender Drang nach militärischen Erfolgen; daher auch der übersteigerte Nationalismus, der in vergangener Größe Ersatz, Kompensation für den nicht vorhandenen gegenwärtigen Ruhm suchte. “57
Die historische Rechte hatte mit einem starken Minderwertigkeitskomplex zu kämpfen; allerdings hatte auch die Linke ihr Versagen zu überwinden, denn der politische und wirtschaftliche Sieg der Rechten war eine offensichtliche innenpolitische Niederlage der Linken. Nichtsdestotrotz bedeuteten die Erfolge der Linken - die da wären unbestreitbarer Patriotismus und politische Agitation - sowohl eine Faszination vor allem bei der intellektuellen Jugend, als auch politische Gefahr für die Rechte. Diese Gefahr wurde durch eine strikte Ideologisierung durch die regierende Rechte zu bannen versucht: Ungern gesehene und untragbar gewordene Patrioten des Risorgimento fielen einer damnatio memoriae anheim und gerieten in Vergessenheit, während Mazzini und Garibaldi in der offiziellen Historiographie zu Ministern und Adjutanten Cavours und des Königs verkamen.58 Außerdem zielte die Ideologisierung darauf ab, den historischen Feind des Risorgimento- Patrioten neu zu definieren: Nicht mehr die Fürsten, Könige, Systeme und politischen Strukturen auf dem italienischen Festland waren nun der Feind des Risorgimento, sondern einzig und allein Österreich und die Österreicher. Claus Gatterer geht noch darüber hinaus und meint, dass „es nicht lange dauerte und aus dem Erbfeind Österreich, der noch mit Habsburg, mit der Krone identifiziert werden konnte, wurden >Deutsche, Böhmen, Kroaten und Ungam<, die Völker also, nicht deren Institutionen.“59 Wir haben hier also wiederum ein Indiz dafür, wie vergiftet das Verhältnis zwischen Italien und Österreich war. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür, auf welch unstetem Untergrund die Verhandlungen der späten 70er Jahre und das Bündnis von 1882 stand. Will man nun die politischen und innenpolitischen Folgen des Risorgimento in seiner Fülle erkennen, so muss etwas noch ergänzend hinzugefugt werden: Italien hat, nach der heutigen allgemeinen Anerkennung der Historiker, vom Risorgimento zwar die formale, aber nicht die substantielle Einheit erhalten. Sprich soziale und geographische Randgruppen wurden bloß annektiert, aber bewusst nicht in den Staat integriert. Bauernbefreiung und Föderalisierung sind ausgeblieben. Die sozialen Spannungen und Gegensätze, die Italien im 20. Jahrhundert erschüttert haben und heute noch spürbar sind, „haben ihren Ursprung in eben diesen Unterlassungen des Risorgimento.“60 61 Gatterer zitiert zur besseren Veranschaulichung dieser inneren Zerrissenheit Italiens ein fiktiv-literarisches Beispiel, nämlich den „Gattopardo“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa aus dem Jahre 1958. Dort gesteht ein Oberst Piemont-Sardiniens dem Fürsten von Palma:
„Nie sind -wir so uneins gewesen als seit wir geeint sind... Mailand findet unsere Verwaltung der Österreichs unterlegen. Florenz hat Angst, man könnte ihm seine Kunstwerke forttragen. Neapel weint um die Industrien, die es verliert. Für den Augenblick wird von den Rothemden [...] nicht mehr gesprochen; aber man wird wieder von ihnen sprechen.
[...]
1 Franco Valsecchi, „Italien und Österreich 1815-1866 in der italienischen Geschichtsschreibung“, in: Jedlicka/Wandruszka (Hrsg.), Innsbruck-Venedig, Österreichisch-italienische Historikertreffen 1971 und 1972, VÖAW, Wien 1975, S.2
2 Sergio Romano, „L’irredentismo nella politica estera italiana“, in: Angelo Ara/Eberhard Kolb (Hrsg.) Regioni di frontiera nell’epoca dei nazionalismi. Alsazia e Lorena/Trento e Trieste. 1870-1914, Societâ editrice il Mulino, Bologna 1995
3 Adam Wandruszka, „Die neuere Geschichte Italiens in der österreichischen Historiographie“, 2002,
4 vgl. Wandruszka, S.25: ,Ferché passet per italianizzato e questo suona doppio e falace.“
5 Wandruszka, S.25
6 Wandruszka, ebd.
7 Wandruszka, ebd.
8 Wandruszka, S.25
9 Wandruszka, S.26
10 Wandruszka, ebd.
11 Wandruszka, S.27
12 Julius Patzelt, Von Crispi bis Sonnino. Italien im Dreibund 1882-1915, Verlag der Wiener Deutschen Korrespondenz, Wien 1915, S.3 f.
13 Johann Rainer, Zur Geschichte einer beziehungsreichen Nachbarschaft, in: Mazohl-Wallnig/Meriggi (Hrsg.), Österreichisches Italien-Italienisches Österreich? Interkulturelle Gemeinsamkeiten und nationale Differenzen vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, VÖAW, Wien 1999, S.23
14 Wandruszka, S.27
15 Wandruszka, ebd.
16 Wandruszka, ebd.
17 Sergio Benvenuti, „Die Trientiner Kirche und die nationale Frage 1870-1914“, 1998, S.153
18 Benvenuti, ebd.
19 Benvenuti, S.154
20 Benvenuti, ebd.
21 Benvenuti, S.156
22 Paolo Blasina, Die Kirche und die nationale Frage in den adriatischen Gebieten, in: Ara/Kolb (Hrsg.), Grenzregionen im Zeitalter der Nationalismen: Elsaß-Lothringen, Trient-Triest, 1870-1914, Duncker&Humblot, Berlin 1998, S.177
23 Blasina, S.178
24 Blasina, S.179
25 Blasina, S.180
26 Josef Berghold, „Das Österreicherbild und das Italienerbild. Die Volksgruppe-, Territorial- und Autonomiekonflikte im Tirolisch-Trentinischen Raum“, in: Mazohl-Wallnig, Meriggi (Hrsg.), Österreichisches Italien-Italienisches Österreich? Interkulturelle Gemeinsamkeiten und nationale Differenzen vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, VÖAW, Wien 1999, S.43
27 Wandruszka, S.23
28 Rainer, S.22
29 Rainer, ebd.
30 vgl. Karl Vocelka, Geschichte Österreichs. Kultur-Gesellschaft-Politik, 6. Auflage, Wilhelm Heyne Verlag, München 2000, S.203
31 Rainer, S.22
32 Leo Valiani, „Die italienisch-österreichischen Beziehungen von 1870 bis 1915 in der italienischen Historiographie“ in: Furlani/Wandruszka (Hrsg.), Österreich-Italien. Ein bilaterales Geschichtsbuch, öbv&hpt, Wien 2002, S.34
33 Valiani, S.38
34 Valsecchi, S.2
35 Valsecchi, S.22 f.
36 Angelo Ara, Fra Austria e Italia. Dalle Cinque Giomate alia questione alto-atesina, Del Bianco Editore, Udine 1987, S.155 f.
37 Ara, 1987, S.157 f.
38 Valsecchi, S.22
39 Valsecchi, S.22
40 vgl. Valsecchi, ebd.
41 Valsecchi, S.22 ff.
42 Rundei, S.163 f.
43 Rundei, S. 163
44 Claus Gatterer, Erbfeindschaft Italien-Österreich, Europaverlag, Wien, München, Zürich 1972, S.27
45 Gatterer, S.27
46 Gatterer, S.28
47 vgl. Norberte Bobbio, Destra e sinsitra. Ragioni e singificati di una distinzione politico, Donzelli editore, Rom 1994, S.45
48 Hartmut Ullrich, „Die italienischen Liberalen und die Probleme der Demokratisierung. 1876-1915“, in: Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft, Digi.Zeitschriften e.V., Göttingen, S.54 ff.
49 vgl. Raffaele De Mucci, „Spazio politico e struttura sociale nell’Italia di fine secolo“, in: Antiseri/Infantino (Hrsg.) Destra e Sinistra due parole ormai inutili, Rubbettino Editore, Rom 1999, S.29
50 vgl. Bobbio, S.45
51 Gatterer, S.28
52 Gatterer, ebd.
53 Gatterer, S.29
54 Gatterer, S.31
55 Gatterer, S.32
56 Gatterer, S.32 ff.
57 Gatterer, S.34
58 Gatterer, S.34
59 Gatterer, S.35
60 Gatterer, S.36
61 Gatterer, ebd.