Masterarbeit, 2023
118 Seiten, Note: 1,3
Um die Antizipation bereits im Jugendalter als eine (mögliche) Determinante sportlicher Leistung in der Talentsichtung von Nachwuchsfußballern identifizieren zu können, müssten deutliche Leistungsunterschiede zwischen definierten Leistungsgruppen von Nachwuchsfußballern festgestellt werden. Nur minimale Unterschiede oder ein uneinheitliches Bild der Leistungsfaktoren Antizipationskorrektheit und Antizipationsleistung reichen nicht aus, um die notwendige Trennschärfe dokumentieren zu können. Diese Trennschärfe sollte im Rahmen der Studie herausgearbeitet werden, in dem der Leistungsfaktor Antizipation im Vergleich zwischen den Leistungsgruppen Hobbyfußballer, DFB-Stützpunktspieler und NLZ-Spieler in der Altersklasse der 10- bis 13-Jährigen untersucht wurde.
Im Rahmen eines Leistungstests bekamen die Versuchsteilnehmer (n = 93) unter Laborbedingungen Filmsequenzen unter Verwendung des Temporal-Occlusion-Paradigmas präsentiert. Die Filmsequenzen im Point-Light-Display-Format zeigten eine 1-gegen-1-Situation im Fußball, in der aus Verteidigersicht vorhergesagt werden sollte, ob Angreifer rechts oder links vorbeigehen. Die Stimulussequenzen waren bewusst so kurzgehalten, dass eine Entscheidung nur über die Antizipation der Bewegungsausführung der Angreifer möglich war. Da die Mannschaftssportart Fußball durch viele komplexe Spielsituationen geprägt ist, wurde auch überprüft, inwiefern sich eine Erhöhung der Situationskomplexität auf die Antizipationsleistung auswirkt. Dazu wurden in randomisierter Form Stimulussequenzen mit und ohne Täuschungshandlungen präsentiert.
Hinsichtlich der Leistungsunterschiede der Gruppen konnte kein einheitliches Bild gezeichnet werden. Zwar konnte mit Blick auf die durchschnittliche Anzahl der korrekten Antizipationsentscheidungen eine signifikant bessere Leistung der Expertengruppe NLZ-Spieler gezeigt werden. Wenn zum Faktor Antizipationskorrektheit aber der Faktor Antizipationsschnelligkeit zum Produkt Antizipationsleistung hinzugerechnet wird, wurde in der Bewegungsausführung ohne Täuschungshandlung kein signifikanter Leistungsunterschied dokumentiert. Bei Bewegungen mit Täuschungshandlung war die Leistung der mittleren Leistungsgruppe DFB-Stützpunktspieler sogar signifikant höher als bei der Expertengruppe NLZ-Spieler. Daher fehlt es an der notwendigen Trennschärfe, um Antizipation bereits im Jugendalter als eine (mögliche) Determinante sportlicher Leistung in der Talentsichtung von Nachwuchsfußballern zu identifizieren.
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