Wissenschaftlicher Aufsatz, 2004
6 Seiten
Marianne Lehker
Lerninhalte sowie Lernweisen haben sich nicht nur historisch gewandelt, sondern unterscheiden sich auch in den verschiedenen Kulturen voneinander. Die Kenntnis solcher kultureller Unterschiede kann das Verständnis für das Lernverhalten ausländischer Schüler an deutschen Schulen verbessern, zur Reflexion über eigene historisch wie kulturell bedingte Unterrichtsinhalte und Lehr- und Lernweisen anregen sowie auf den eigenen Schreibunterricht befruchtend wirken. So plädiert Hornung (1997: 71) nach Versuchen mit drei verschiedenen methodisch-didaktischen Ansätzen dafür, beim Erlernen des Textschreibens eine Vielfalt von Lehrmethoden zu verwenden, um den individuellen Lernzugang und letztlich die Lernautonomie von Schreibern zu erhöhen.
„Zugänge zu Schreibprozessen, wie sie in fremden Schulsystemen üblich sind, bieten dem vorurteilsfreien Blick eine reiche Fundgrube zur Anregung der didaktischen Phantasie. Werden sie nicht einfach anekdotenhaft dem eigenen System eingepasst, sondern als didaktische Alternativen ernst genommen und praktiziert, bieten sie, das wäre die Hypothese, mehr Lernenden bessere Möglichkeiten, sich in der komplexen Welt des Schreibens von Texten zurechtzufinden.“ (72)
Aus diesen Gründen soll hier als Beispiel aus einer anderen Kultur über den Aufsatzunterricht in der Volksrepublik China berichtet werden.
Das chinesische Schulsystem folgt seit 1985 dem Schema 6-3-3-4. Das heißt, auf den obligatorischen Kindergartenbesuch, während dessen die Kinder bereits das Lesen und Schreiben erster Zeichen und Wörter in der lateinischen Umschrift Pin yin lernen, folgt in der Regel ab dem sechsten Lebensjahr der Besuch der sechsjährigen Grundschule gefolgt von der dreijährigen unteren Mittelschule. Anschließend kann die obere Mittelschule für drei Jahre besucht werden, bevor das normalerweise vierjährige Hochschulstudium begonnen werden kann. Der Übergang zwischen den einzelnen Stufen ist durch strenge Aufnahmeprüfungen geregelt. Zum Beispiel findet die Hochschulaufnahmeprüfung jeweils im Juli landesweit statt. 1994 nahmen gut 2,5 Millionen Bewerber an dieser mehrtägigen Prüfung teil. Demgegenüber standen 900.000 Studienplätze an circa 1.000 Hochschulen, die einem strengen Ranking unterliegen, zur Verfügung (Lehker 1997: 47).
Neben den allgemeinen Schulen existieren Schwerpunktschulen. Dieses sind Eliteeinrichtungen, die finanziell und personell besser ausgestattet sind und eine hohe Aufrückquote in die nächst höhere Schulkategorie aufweisen.
Für die ersten neun Schuljahre herrscht die allgemeine Schulpflicht, die aber vor allem auf dem Land nicht durchsetzbar ist. 1994 hatten 25,8%, bzw. davon abweichend angegeben 36,02% der chinesischen Gesamtbevölkerung eine neunjährige Schulbildung, 8,13% hatten die obere Mittelschule abgeschlossen und 2,05% wiesen ein mindestens zweijähriges Hochschulstudium vor (China aktuell 11/1994: 1120).
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