Masterarbeit, 2024
173 Seiten, Note: 1,3
1 Einleitung und Problemstellung
1.1 Hintergrund und Relevanz des Themas
1.2 Zielsetzung und Forschungsfragen
1.3 Struktur der Arbeit und methodisches Vorgehen
2 Theoretischer Hintergrund und Bezugsrahmen
2.1 Datenrecherche und Suchbegriffe
2.2 Differenzierung zwischen Notfall-, Fehl-, und Bagatelleinsatz
2.3 Architektur der präklinischen Notfallversorgung im Gesundheitssystem
2.4 Inanspruchnahme des Rettungsdienstes durch die Bevölkerung
2.5 Gesundheitskompetenz der Bevölkerung
3 Methodik
3.1 Mixed-Methods-Studiendesign
3.2 Methode I: Qualitative Forschung - Fokusgruppeninterviews
3.3 Methodische Überleitung: Ableitung der zentralen Aussagen
3.4 Methode II: Quantitative Forschung - Analyse von Einsatzprotokollen
3.5 Ethische Standards und Datenschutz
4 Ergebnisse
4.1 Ergebnisse I: Qualitative Forschung - Fokusgruppeninterview
4.2 Abgeleiteten Aussagen aus den Fokusgruppeninterviews
4.3 Ergebnisse II: Quantitative Forschung - Analyse der Einsatzprotokolle
4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse
5 Diskussion
5.1 Diskussion der Ergebnisse
5.2 Diskussion des methodischen Vorgehens
6 Schlussfolgerungen
6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse und der Implikationen
6.2 Konklusion der Ergebnisse für die Praxis
6.3 Ausblick auf zukünftige Forschung
7 Literaturverzeichnis
8 Abbildungsverzeichnis
9 Tabellenverzeichnis
10 Abkürzungsverzeichnis
11 Anhang
11.1 Allgemeiner Anhang
11.2 Abgeleitete Aussagen aus den Interviews
11.3 Ableitung der zentralen Aussagen aus den Fokusgruppeninterviews
11.4 Tabellen und Abbildungen zur Veranschaulichung der Ergebnisse
12 Danksagung
Bundesweit steigen die Einsätze im öffentlichen Rettungsdienst an und der Fachkräftemangel nimmt gleichzeitig zu. Vielerorts können nicht mehr alle RTW besetzt werden. Die Hinweise mehren sich, dass die Versorgung großteils nicht bedarfsgerecht erfolgt. Beim Personal entstehen Unzufriedenheit und Frustration, sowie Burnout-Tendenzen lassen sich erkennen.
Mit dieser Studie soll eine Definition für Bagatelleinsätze im Kontext des Rettungsdienstes einer Großstadt erstellt werden. Die analysierten Daten sollen die rettungsdienstliche Inanspruchnahme charakterisieren und den Bedarf für weitere Versorgungsstrukturen belegen.
Hierzu wird eine Mixed-Methods-Studie im „exploratory sequential Design“ durchgeführt. Es wurden drei Fokusgruppeninterviews mit Leitstellendisponent:innen, Notfallsanitäter:innen und Rettungssanitäter:innen durchgeführt. Diese Daten wurden mittels MAXQDA transkribiert, einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz & Rädiker unterzogen, im Anschluss codiert und zwölf Aussagen abgeleitet worden. Diese wurden im Herbst 2023 in einer 7-wöchigen retroperspektivische Querschnittsstudie beurteilt und deskriptiv ausgewertet.
In den Fokusgruppeninterviews konnte eine mangelnde Gesundheitskompetenz als gesellschaftliche Veränderung identifiziert werden. Eine reduzierte Verantwortung für das eigene Handeln, eine gestiegene Anspruchshaltung sowie mangelnde Kenntnisse über das Gesundheitssystem und eine mangelnde Selbsthilfefähigkeit sind als Gründe für zahlreiche RTW Einsätze anzuführen. Als Kriterium eines Bagatelleinsatzes konnte eine fehlende Lebensgefahr bzw. nicht absehbare Folgeschäden, eine nicht erforderliche fachliche Einschätzung durch Notfallsanitäter:innen, nicht indizierte lebensrettende Maßnahmen und die nicht notwendige Technik eines RTW als Kriterien identifiziert werden. Die Bagatelleinsatzquote entspricht somit 36,4%. Der NACA Score I und II sind in 48,3 % der RTW Einsätze belegt. Zudem sind in 4,5 % invasive Maßnahmen notwendig und in 7,4 % ein Transport mit Sonder- und Wegerechten durchgeführt worden. Indes macht die Altersgruppe über 70 Jahre 40% aller Einsätze aus.
Aus der rein nichtärztlichen Sichtweise wird der Zeitpunkt des Patientenkontaktes betrachtet. Es lässt sich die Frage aufwerfen, ob dieser Ansatz und die vier Kriterien differenziert genug sind. Dennoch sind diese Eigenschaften greifbar und lassen sich per Telefon abfragen bzw. einschätzen und in anderen Trägerschaften auswerten. Diese Studie kann andere Zahlen bestätigen und offenbart eine Lücke in der prähospitalen Notfallversorgung.
Eine rettungsdienstliche Versorgung durch Notfallsanitäter:innen ist selten erforderlich. Es lässt sich dadurch schlussfolgern, dass es großteils zu einer Überversorgung kommt.
Nationwide, deployments in the public emergency services are increasing and the shortage of skilled workers is increasing at the same time. In many places it is no longer possible to staff all RTWs. There is increasing evidence that the supply is largely not meeting needs. Dissatisfaction and frustration arise among staff, and burnout tendencies can be identified.
This study aims to create a definition for minor operations in the context of the emergency services of a large city. The analyzed data is intended to characterize the use of emergency services and demonstrate the need for additional care structures.
For this purpose, a mixed-methods study will be carried out using an “exploratory sequential design”. Three focus group interviews were conducted with control center dispatchers, emergency paramedics and paramedics. This data was transcribed using MAXQDA, subjected to a structuring content analysis according to Kuckartz & Rädiker, then coded and twelve statements were derived. These were assessed and descriptively evaluated in a 7-week retrospective cross-sectional study in autumn 2023.
In the focus group interviews, a lack of health literacy was identified as a social change. Reduced responsibility for one's own actions, increased demands as well as a lack of knowledge about the health system and a lack of ability to help oneself can be cited as reasons for numerous RTW deployments. A lack of life-threatening or unforeseeable consequential damage, an unnecessary professional assessment by emergency paramedics, non-indicated life-saving measures and the unnecessary technique of RTW were identified as criteria for a minor operation. The trivial stake rate therefore corresponds to 36.4%. The NACA Score I and II are documented in 48.3% of the RTW missions. In addition, invasive measures were necessary in 4.5% and transport with special rights of way and rights of way was carried out in 7.4%. Meanwhile, the age group over 70 years old accounts for 40% of all deployments.
The time of patient contact is viewed from a purely non-medical perspective. The question can be raised as to whether this approach and the four criteria are differentiated enough. Nevertheless, these characteristics are tangible and can be queried or assessed over the phone and evaluated in other organizations. This study can confirm other figures and reveals a gap in prehospital emergency care.
Emergency medical care from emergency paramedics is rarely necessary. It can be concluded that there is largely an oversupply
„ Wer den Notfall nur in der Not ernst nimmt, der hat weder das Thema Gesundheit noch das Thema Selbstverantwortung verstanden. Rettung ist nicht nur die Aufgabe der Rettenden, sondern auch eine Leistung derjenigen, die im Ernstfall gerettet werden wollen.“
(Prof. Dr. Thomas Druyen, 2023)
In Deutschland wird ein umfangreiches und modernes Gesundheitssystem unterhalten und mit erheblichen finanziellen Mitteln subventioniert. Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen beliefen sich im Jahr 2022 auf 274,2 Milliarden Euro, die gesamten Aufwendungen sogar auf 498,1 Milliarden Euro, was zugleich 12,9 % des Bruttoinlandproduktes entspricht. Durch gezielte Steuerungen soll eine Über-, Unter- oder Fehlversorgung vermieden werden. Da die Strukturen des deutschen Gesundheitssystems komplex und schwer ersichtlich sind, ist teilweise eine entschlossenere bedarfsorientierte Steuerung unentbehrlich. Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht die individuell gestiegenen Leistungsausgaben. Die Abbildung 1 verdeutlicht die Entwicklung der letzten zwölf Jahre (Statista 2023; Gottfried 2023).
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (Gottfried 2023)
Für die medizinische Versorgung von Patient:innen (PAT) stehen in Deutschland vordergründig die niedergelassenen Fachärzt:innen mit ihren Praxen während der normalen Sprechzeiten zur Verfügung. Für die PAT, die außerhalb der regulären Sprechzeiten dringend ärztliche Hilfe benötigen, organisiert die kassenärztliche Bundesvereinigung die flächendeckende Vorhaltung von Bereitschaftspraxen sowie über die Telefonnummer 116117 den ärztlichen Bereitschaftsdienst, der ebenso Hausbesuche durchführt. Bei schweren Unfällen und Erkrankungen kann von den PAT die zentrale Notaufnahme der Krankenhäuser aufgesucht oder der Rettungsdienst (RD) über die Notrufnummer 112 angerufen werden. Die eigentliche Ausgestaltung der Notfallversorgung in Deutschland liegt im Verantwortungsbereich der sechzehn einzelnen Bundesländer und kann bis auf Kommunalebene variieren (Sieber et al. 2020, S. 490).
Die Ansprüche an den RD ändern sich aufgrund vieler verschiedener Motive und die Nutzung steigt bis zur Belastungsgrenze der einzelnen Mitarbeiter:innen (MA) und darüber hinaus. Während im Jahr 2005 in Deutschland knapp 8,4 Millionen Einsatzfahrten im RD zu verzeichnen waren, stieg die Anzahl bis zum Jahr 2013 um 50 % auf ca. 12,8 Millionen Einsatzfahrten. Mit einem Blick auf die Erkrankungs- und Verletzungsschwere ist davon auszugehen, dass sich dieser starke Anstieg in so kurzer Zeit nicht durch die Zunahme kritisch kranker bzw. verletzter PAT erklären lässt. Die vermehrte Inanspruchnahme könnte auch deshalb gestiegen sein, da alternative Versorgungssysteme im Bereich der niedergelassenen Fachärzte nicht mehr in dem Umfang wie früher zur Verfügung stehen (Gries et al. 2017, S. 309). Zudem setzt sich dieser Trend weiter fort. Bundesweit sind im öffentlichen RD in den Jahren 2016/2017 jährlich rund 13,9 Millionen Einsätze mit insgesamt 16,4 Millionen Einsatzfahrten durchgeführt worden. Dies entspricht nochmal ein Anstieg um 28,1 %. Die Einsatzrate beträgt damit rund 169 Einsätze pro 1.000 Einwohner und Jahr (Oeser und Gerhard 2019). Bereits 2018 kam der Sachverständigenrat in seinem Gutachten zur bedarfsgerechten Steuerung des Gesundheitssystems zu folgender Erkenntnis:
[…] im RD lassen sich stark steigende Inanspruchnahmen, zum Teil lange Wartezeiten sowie nicht selten auch eine Überlastung des Personals beobachten. Viele Hinweise legen nahe, dass die Versorgung nicht bedarfsgerecht erfolgt. Ambulant gut behandelbare Patienten nehmen vermehrt direkt den Rettungsdienst und die Kliniken in Anspruch und blockieren so mit vergleichsweise harmlose Beschwerden spezialisierte Behandlungskapazitäten (Sachverständigenrat 2018, S. 767).
Zu diesem Thema mehren sich die Stimmen in Fach- und Zeitschriftenartikel und berichten von einer Zunahme an Bagatelleinsätzen im RD. Unter dem Titel „Rettungsdienst in Hessen zu Tausenden Bagatelleinsätzen gerufen“ veröffentlicht das Ärzteblatt einen Fachartikel. Darin wird berichtet, dass der RD in Hessen im vergangenen Jahr zu 86.000 Bagatelleinsätzen alarmiert wurden. Gleichzeitig sei die Anzahl der lebensbedrohlichen Notfälle im RD um 22 % auf 67.000 Einsätze gestiegen. Hessens Sozialminister Klose verdeutlicht: „Durch unnötige Notrufe und die damit verbundenen Einsätze würden die zentralen Leitstellen, die RD und die Notaufnahmen der Kliniken unnötig zusätzlich belastet und so wertvolle Ressourcen gebunden, die für lebensbedrohliche Situationen dringender benötigt würden“ (Schmedt und Welte 2023). Die demografische Veränderung und die positive Beschäftigungsentwicklung im deutschen RD haben den Blick der Personalverantwortlichen zunehmend auf den derzeitigen und zukünftigen Fachkräftemangel gelenkt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass derzeit vielerorts qualifiziertes Personal gesucht wird. Die dennoch anfallende Arbeit, sprich die Besetzung von Rettungsmitteln, muss durch das vorhandene Personal aufgefangen werden oder Rettungsmittel müssen stehen bleiben (Bundesärztekammer 2022). Dem seit Jahren anhaltenden Anstieg der Einsatzzahlen im Bereich des RD kann perspektivisch nicht weiter durch die reine Ausweitung der Vorhaltung an Rettungswagen (RTW) begegnet werden. Eine Zunahme des Fachkräftemangels und eine Zunahme der Unzufriedenheit bei den Notfallsanitäter:innen (NFS) und sogar bereits bei den Auszubildenden konnte durch eine Studie der DGRe aus dem Jahr 2019/2020 dargelegt werden. In einer Onlinebefragung mit 30 % aller deutschen Auszubildenden der NFS gaben fast 50 % an, nicht länger als zehn Jahre als NFS arbeiten zu wollen (Hofmann und Macke 2020). Zudem wurden mittels eines Onlinefragebogens 1.082 Mitarbeitende im RD zu dem Thema Arbeitszufriedenheit und Burnout in der präklinischen Notfallversorgung befragt. Bei 26,2 % der Teilnehmenden zeigten sich auffällig hohe Burnout-Werte im Bereich der emotionalen Erschöpfung, weitere 40 % wiesen einen hohen Wert bei der Depersonalisierung auf. Diese Studie hat eine deutliche Unzufriedenheit bei den Mitarbeitenden aufgezeigt und einen Zusammenhang zwischen der Arbeitszufriedenheit und dem individuellen Erleben von Burnout nachgewiesen. Zugleich verlassen die MA frustriert den RD (Roth et al. 2022, S. 561–568).
Als Zwischenfazit kann hervorgehoben werden, dass die Einsatzzahlen steigen, immer mehr Rettungsmittel in den Dienst genommen werden müssen und gleichzeitig händeringend vielerorts Fachpersonal gesucht wird. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass ein Großteil der Auszubildenden plant, nicht länger als zehn Jahre im Beruf zu bleiben. Daher ist es fraglich, ob der RD in Deutschland zukunftsfähig aufgestellt ist und ob schwere Erkrankungen der PAT proportional mit den steigenden Einsatzzahlen zunehmen. Dazu gibt es bislang keine reliablen Studien. Ein präventiver Ansatz und weitere Versorgungsstrukturen könnten hingegen zeitnah zur Entspannung des RD beitragen und ein großes Entlastungspotential freisetzen.
An diesem Punkt setzt die vorliegende wissenschaftliche Studie an. Das Bestreben liegt auf der Organisationsebene im Kontext des strategischen Managements sowie der prähospitalen Versorgungsforschung. Mit den analysierten Daten soll der Bedarf für weitere Versorgungsstufen in einem neuen Versorgungssystem ermittelt und sowohl qualitativ als auch quantitativ erhoben werden. Das hier vorgestellte Forschungsprojekt hat zum Ziel, eine Definition für Bagatelleinsätze im RD zu erstellen, die Notfallsituationen im RD aus einer detaillierten Perspektive zu charakterisieren und nach Relevanz zu priorisieren. Mit Hilfe von neuen innovativen und zukunftsfähigen Ansätzen im Karriereverlauf, wie z. B. den Gemeindenotfallsanitäter:innen (GNFS), soll die Attraktivität gesteigert und neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden. Insbesondere in diesen Funktionen werden erfahrene NFS benötigt. Damit die neuen Herausforderungen nicht mit alten Lösungsansätzen angegangen werden, sind innovative Ideen gefragt. Demzufolge werden die folgenden Forschungsfragen abgeleitet:
1. Was ist ein Bagatelleinsatz und wie wird er von einem Notfalleinsatz definitorisch abgegrenzt?
2. Wie charakterisiert sich die rettungsdienstliche Inanspruchnahme vom Notrufeingang, über die Alarmierung, bis hin zur Versorgung durch die NFS und Notärzt:innen (NÄ)?
3. Wie hoch ist der Prozentsatz an Einsätzen im Untersuchungszeitraum, die nach den genannten Kriterien als „indiziert“ bzw. „nicht indiziert“ eingestuft werden?
Diese Ansätze sollen einen Part zur Umgestaltung und Verbesserung des RD unter den Rahmenbedingungen weiterhin steigender Einsatzzahlen liefern. Mit dieser Masterarbeit soll eine erstmalige Datengrundlage im Rahmen einer Vollerhebung über einen bearbeitbaren Zeitraum durchgeführt werden, um den Bedarf von alternativen Versorgungsstrukturen im RD zu ermitteln. Die erste Forschungsfrage soll daher primär eine Definition ermöglichen und minderprioritäre Einsätze im RD von den klassischen Notfalleinsätzen abgrenzen. Mit der zweiten Forschungsfrage soll ein Überblick über die tatsächlichen Einsätze ermöglicht werden. Diese Frage wird in die Unterkategorien Notrufeingang, Alarmierung und Versorgung unterteilt. Unter der ersten Unterkategorie stellen sich die folgenden Fragen auf: Wann wird der Notruf 112 gewählt? Wer sind die Meldenden? Wo sind die Einsatzorte? Welche Diagnosen führen zu Einsätzen des RD? Wie lange bestehen die Symptome bis zum Tätigen des Notrufs? Bei der zweiten Unterkategorie wird die Alarmierung betrachtet: Welche Einsatzstichwörter werden von den Leitstellendisponent:innen (LD) gewählt? Welche Rettungsmittel werden zur Hilfe entsandt? Mit der dritten Unterkategorie soll die Versorgung durch die NFS und NÄ dargestellt werden. Auf folgende Fragen wird der Schwerpunkt gelegt: Welchen NACA-Score haben die PAT? Wie ist die Numerische Rating-Schmerzskala (NRS) eingeteilt? Wie oft werden invasive Maßnahmen durch die NFS durchgeführt? Wie oft bleibt es bei einer ambulanten Versorgung? Die dritte Forschungsfrage hat das Ziel, die Antworten von beiden vorherigen Forschungsfragen miteinander zu kombinieren. Wie hoch ist die Bagatelleinsatzquote insgesamt? Spielt das Alter bei den Bagatelleinsätzen eine Rolle? Welche Relevanz hat die Sprachbarriere beim Auftreten von Bagatelleinsätzen? Wie hoch ist die Bagatelleinsatzquote bei Einsätzen im Altenheim? Mit dieser Auswertung könnten perspektivisch anfallende Einsätze nach Dringlichkeit auf mehrere Einsatzkräfte verteilt werden, ohne dass es zu einer Minderung der Versorgungsleistung bei den PAT oder gar zu einer Gefährdung der Patientensicherheit kommt. Hiermit sollen die Forschungslücken im Bereich der prähospitalen Versorgungsforschung aufgegriffen und mit den wenigen deutschlandweiten Pilotprojekten verknüpft werden, die zu einer Entlastung beitragen sollen. Zudem soll im Bereich der prähospitalen Bagatelleinsätze aus den subjektiven Gefühlen und Einschätzungen eine validierte Antwort geliefert werden.
Diese Abschlussarbeit dient als Qualifizierungsnachweis des Masterstudienganges „MBA im Sozial und Gesundheitswesen“. Im ersten Kapitel wird zum Thema hingeführt und die Problemstellung erläutert. Darauffolgend wird das Ziel der Arbeit erläutert und die drei durch die Studie leitenden Forschungsfragen beschrieben und konkretisiert. Im Anschluss erfolgt nach einer begründeten Datenrecherche die Darlegung des theoretischen Hintergrundes und die Setzung des Bezugsrahmens. Hier werden zentrale Begriffe wie „GK der Bevölkerung“ und „Notfall- und Fehleinsatz“ für diese Arbeit definiert und voneinander abgegrenzt. Daran angelehnt erfolgt anhand der bisherigen Datenlage eine erste Trennlinie zu Bagatelleinsätzen im RD. Weitergehend wird die Notfallversorgung im Gesundheitssystem beschrieben und in die drei Versorgungssektoren RD, zentrale Notaufnahme und ärztlicher Bereitschaftsdienst gegliedert. Die zentrale Betrachtung dieser Arbeit liegt auf dem RD. Anhand dessen wird die Inanspruchnahme durch die Bevölkerung mit Einsatzzahlen belegt, sowie die Entwicklung des Einsatzspektrums und den veränderten Anforderungen an das System der Notfallversorgung dargelegt. Anschließend erfolgt im dritten Kapitel die Vorstellung des Mixed-Methods-Designs und darauf das Vorgehen und die jeweilige Begründung der Fokusgruppeninterviews und der Auswertung der Einsatzprotokolle. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse anhand der Forschungsfragen und dem jeweiligen methodischen Vorgehen erläutert. Danach wird im fünften Kapitel die Diskussion der Arbeit durchgeführt. Dabei werden die Studienergebnisse der bisherigen Forschung gegenübergestellt und erörtert. Folgend gilt es die Forschungsfragen zu beantworten und das methodische Vorgehen kritisch zu reflektieren. Die Schlussfolgerungen fassen die Ergebnisse zusammen und geben Hinweise für die zukünftige Forschung.
Wie im Kapitel 1.1 dargestellt, ist davon auszugehen, dass die Relevanz und Bedeutung aufgrund der weiter steigenden Einsatzzahlen im RD zunehmen. Die Gesundheitsausgaben steigen jährlich an und es entstehen seit längerem öffentliche Diskussionen über die tatsächlichen Aufgaben und die Wirtschaftlichkeit des RD. In mehreren Fachartikeln wird über eine Zunahme an Bagatelleinsätze im RD berichtet und versucht, die Hintergründe darzulegen. Im folgenden Kapitel liegen die Schwerpunkte auf der Darstellung der GK in Bezug zur Krankheitsbewältigung und Versorgung. Im Anschluss erfolgt die Differenzierung zwischen Notfall- und Fehleinsätzen und gleichzeitig wird dargelegt, wie sich die Definition von Bagatelleinsätzen im RD darstellt. Nachdem die Gliederung der Notfallversorgung aufgegriffen wurde, liegt der nachfolgende Schwerpunkt auf der Inanspruchnahme des RD.
Die Recherche inkl. dem PRISMA Schema befindet sich im Anhang A auf den Seiten 103 -104.
In dem vorliegenden Kapitel werden anhand der gegebenen Datenlage die aktuell geltenden Definitionen für den Notfall- und Fehleinsatz in Abgrenzung zum Bagatelleinsatz zusammengefasst und abstrahiert. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) wird der RD in dem Gesetz über den RD sowie die Notfallrettung und den Krankentransport durch Unternehmer (RettG NRW) geregelt. Es regelt insbesondere die Notfallrettung und den Krankentransport. Die Aufgaben der Notfallrettung werden wie folgt definiert:
Die Notfallrettung hat die Aufgabe, bei Notfallpatientinnen und Notfallpatienten lebensrettende Maßnahmen am Notfallort durchzuführen, deren Transportfähigkeit herzustellen und sie unter Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit und Vermeidung weiterer Schäden mit Notarzt- oder Rettungswagen oder Luftfahrzeugen in ein für die weitere Versorgung geeignetes Krankenhaus zu befördern (§ 2 Abs. 2).
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages schließt sich inhaltlich dieser Definition an und ergänzt an dieser Stelle, was unter Notfallpatient:innen zu verstehen ist. Demnach sind dies Personen, die sich in akuter Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind (Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages 2022, S. 5). Aus diesen Definitionen lässt sich bereits erkennen, welche Aufgaben der Gesetzgeber an die rettungsdienstliche Notfallversorgung übertragen hat. Es geht hierbei primär um das Durchführen lebensrettender Maßnahmen bei Notfallpatient:innen, die für die NFS im Pyramidenprozess festgelegt und in den gültigen Standardarbeitsanweisungen und Behandlungspfaden beschrieben werden. Die NFS sollen so eine nicht vorhandene Transportfähigkeit erkennen und wiederherstellen. Im Anschluss soll der Transport in ein Krankenhaus so durchgeführt werden, dass es zu keinen weiteren Schäden bei den PAT kommt. Nach der DIN 13050 nähert sich der Begriff Notfall dem Bezug zum RD an, da es als ein Ereignis gesehen wird, in dem unverzüglich Maßnahmen der Notfallrettung erforderlich sind. Es ist demnach ein „plötzlich eingetretenes Ereignis, das eine unmittelbare Gefahr für Leben und/ oder Gesundheit des PAT bedeutet, wobei die vitalen Funktionen durch Verletzung oder akute Erkrankung bedroht, gestört oder ausgefallen sind“ (Deutsches Institut für Normung 2021).
Als Notfallsituation wird in der Alltagssprache ein Umstand beschrieben, in der dringend Hilfe benötigt wird. Folglich geht es um eine von den betroffenen Personen oder deren Umfeld subjektiv empfundene Situation, die eine objektive Bewertung schwierig gestalten lässt. Es kann daher unter einem rettungsdienstlichen Notfall verstanden werden, dass sich eine Person in einer vorher nicht absehbaren subjektiven oder objektiven Zwangslange mit medizinischen Komponenten befindet, aus derer sie glaubt sich nicht selber befreien zu können. Der RD wird daher zu Situationen hinzugezogen, die nicht zwingend einer medizinischen Sichtweise entsprechen muss. Laien fällt es schwer, insbesondere in außergewöhnlichen Situationen, Fachbegriffe präzise zu nutzen. Unbekannte und plötzlich auftretende Störungen in der Gesundheit werden als Notfall empfunden, wenn die Fähigkeit zur Selbsthilfe nicht mehr ausreicht. Zudem findet der Begriff „Notfall“ eine inflationäre Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch (Prescher et al. 2023, S. 46–50; Mills et al. 2022, S. 327–330).
Der Begriff des Fehleinsatzes ist bislang unspezifischer. Bis heute existiert im RD keine einheitlich genutzte Begriffsdefinition. Der Ausschuss Rettungswesen hat sich bei einer der ersten Sitzungen im Jahr 2005 darüber verständigt, dass ein Fehleinsatz dann vorliegt, wenn ein PAT am Einsatzort nicht angetroffen werden kann (Breuer und Dahmen 2023, S. 1). Zu dem Begriff Bagatelleinsatz gibt es keine Definition sowie keinen publizierten Definitionsansatz im Bezug zum RD. In einem Beitrag von Sefrin aus dem Jahr 2013 wird in Abgrenzung zum Notfall von einem Akutfall gesprochen. In Anlehnung an die Bundesärztekammer wird hierbei ebenfalls von einer Notfallsituation ausgegangen. Es unterscheidet sich aber in der Tatsache, dass es sich bei einem Akutfall um ein akut entstehendes, lokalisiertes, pathologisches Geschehen handelt, bei dem keine vitale Bedrohung vorliegt. Als Beispiele wird hierzu eine Aggravation oder Dekompensation eines chronischen Geschehens angeführt. Hierbei suchen die PAT ärztliche Hilfe außerhalb der regulären Sprechstunden auf (Scholz 2013, S. 46). Die eigentliche Einschätzung nach der Dringlichkeit obliegt im Falle eines Notrufs den LD. Sie müssen zwischen Notfallsituation und Akutfall differenzieren, eine möglichst objektive Einschätzung über den Bedrohungsgrad der vermeintlichen „Bagatelle“ vornehmen und über das weitere Procedere entscheiden. In diesem Zusammenhang der Einsätze mit einem niedrigen Bedrohungsgrad wird in der aktuellen Situation auch von „Low-Code-Notfällen“ gesprochen. Hierunter werden entzündliche Atemwegserkrankungen wie Erkältung, Grippe, Pneumonien oder auch die Coronainfektion verstanden. Dabei sind insbesondere die Symptome Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Husten, Schnupfen sowie Hals- und Schluckbeschwerden ohne akute Dyspnoe bzw. Zyanose führend (Sudowe 2022, S. 54–57). Insbesondere in den letzten Monaten wurde von den Medien über eine zunehmende Steigerung der Notruf- und Einsatzzahlen und eine erhöhte Auslastung im RD berichtet. Dabei wird vermehrt eine unsachliche Darstellung und Diskussion geführt, in der Begrifflichkeiten vermischt und nicht einheitlich spezifizierte Begrifflichkeiten verwendet werden. Der Begriff des Bagatelleinsatzes wird dabei zunehmend verwendet (Grysczyk 2023; Leytz 2023; Holzner 2023; Bundesärztekammer 2023; Medova 2023; Pogner 2023). Dabei wird die rettungsdienstliche Notfallversorgung als „Wachstumsbranche“ gesehen, die sich seit Jahren fortsetzt und schwer zu kontrollieren ist.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es für die Begriffe Notfallpatient:innen und Notfallsituation anerkannte Definitionen gibt, bei der die Schwerpunkte in der objektiven Lebensgefahr und dem Herstellen einer Transportfähigkeit liegen. Wenn der Begriff definitorisch zerlegt und sich auf „Notfall“ konzentriert wird, ist die Definition aus der DIN 13050 unausweichlich. Es geht um eine gewisse Plötzlichkeit und um eine unmittelbare Lebensgefahr, die durch Verletzung oder Erkrankung ausgelöst werden kann. Weitere Definitionsansätze, die eine Notfallsituation von Fehleinsätzen oder Low-Code-Notfällen abgrenzen, gestalten sich spärlich, ein Definitionsansatz für Bagatelleinsätze im RD fehlt zudem. Dennoch wird in Publikationen bzw. Presseartikeln der Begriff „Bagatelleinsatz“ genannt. Weiterhin kann aus unterschiedlichen Gründen, die in den nachfolgenden Kapiteln näher herausgestellt werden, eine Zunahme an Einsätzen festgestellt werden, deren Ursachen ebenfalls nicht eindeutig geklärt sind.
Die prähospitale Versorgung ist als ein gewachsenes System bekannt, das sich aus einer ärztlichen und nichtärztlichen Notfallversorgung zusammensetzt. So etablierte sich ab den 1950er Jahren zunehmend ein System, das an die Weimarer Zeit angelehnt war. Das vordergründige Ziel war es, den Krankentransport zu stellen und PAT schnellstmöglich zu einem Arzt bzw. einer Ärztin zu transportieren. Erst durch gesellschaftliche, technische und medizinische Veränderungen in den 1960er Jahren etablierte sich allmählich ein RD, so wie er heute bekannt ist. Der tragische Unfalltod im Jahre 1969 von dem damals 8-jährigen Björn Steiger war zudem ein zentrales Schlüsselereignis. Obwohl seine unfallbedingten Verletzungen in der Summe nicht so schwer waren, führte die lange Wartezeit auf den RD dazu, dass Björn Steiger auf dem Weg in das Krankenhaus verstarb. Vor allem die medizinische Entwicklung und das späte Eintreffen der Rettungskräfte zeigten damals schon eindeutig, dass die Zeit der entscheidende Faktor in der Notfallmedizin ist und über Leben und Tod entscheidet (Pfütsch 2020, S. 7–9; Lechleuthner 2019, S. 136–137).
Das prähospitale Rettungswesen in Deutschland ist eine öffentliche Aufgabe der organisierten nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und der staatlichen Daseinsvorsorge. Es gilt dabei als eines der modernsten und effektivsten seiner Art, das sich konstant weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Bevölkerung anpasst. Nach dem heutigen Begriffsverständnis wird unter der Notfallversorgung nicht nur die eigentliche Notfallmedizin in den Krankenhäusern verstanden, sondern ebenso die umfassende gesundheitliche Notfallversorgung von PAT außerhalb der Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzt:innen. Die Begriffsbestimmung löst sich somit von dem allgemeinen Verständnis, wonach die Notfallversorgung ausschließlich für akute und schwerwiegende Notfälle vorgesehen ist. Es geht darüber hinaus auch um pflegerische und sozial-/psychiatrische Versorgungsprobleme von PAT (Krafft et al. 2022, S. 38–39). Daher gliedert sich die Notfallversorgung in drei Versorgungssektoren:
1. Der Rettungsdienst für die unmittelbare, prähospitale Ersteinschätzung und Notfallversorgung mit den integrierten Leitstellen für Feuerwehr, RD und den qualifizierten Krankentransport unter der Notrufnummer 112. Der präklinische RD ist somit ein fester Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung.
2. Die zentralen Notaufnahmen der Krankenhäuser.
3. Den ärztlichen Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Vertragsärzt:innen zur Akutversorgung von nicht lebensbedrohlichen und/oder zeitkritischen Gesundheitsproblemen außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten und die Notfallpraxen.
Der Rettungsdienst übernimmt primär die Aufgabe der Notfallversorgung. Die Organisation und Verantwortung obliegt den jeweiligen Kommunen auf Grundlage der jeweiligen Landesrettungsgesetze. In den zentralen Notaufnahmen findet die Übernahme von medizinischen Notfällen statt. Die PAT werden entweder vom RD zur weiteren medizinischen Versorgung dorthin transportiert, oder die PAT begeben sich eigenständig in die zentralen Notaufnahmen. Die Organisation der Krankenhäuser und der zentralen Notaufnahmen liegt in der Verantwortung und Zuständigkeit der Bundesländer. Als dritte Säule der Notfallversorgung stellen die Vertragsärzt:innen die ambulante Versorgung von akuten, nicht lebensbedrohlichen Notfällen sicher. Wird die Notfallversorgung außerhalb der regulären Praxissprechzeiten der niedergelassenen Ärzt:innen in Anspruch genommen, handelt es sich um den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst . Diese Versorgung wird in Notdienstpraxen angeboten, die sich meist in räumlicher Nähe zu einem Krankenhaus mit einer zentralen Notaufnahme befinden. Zudem führen die Ärzt:innen einen Fahrdienst durch, um die PAT besuchen zu können, die aus medizinischen Gründen nicht in eine Notdienstpraxis kommen können. Für die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung mit den vertragsärztlichen Bereitschaftsdiensten sind die Kassenärztlichen Vereinigungen betraut (Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages 2022, S. 5–7). Derzeit haben die PAT das alleinige Wahlrecht, ob sie mit ihren Beschwerden die hausärztliche Versorgung oder eine bzw. mehrere Versorgungssektoren der Notfallversorgung in Anspruch nehmen. Dies wird unter Expertensicht zunehmend kritisiert und eine unzureichende GK der Bevölkerung bemängelt. Aufgrund von einer hohen Anzahl an Fehlinanspruchnahmen kommt es zu überlasteten RD und zu überfüllten zentralen Notaufnahmen in den Krankenhäusern (Krafft et al. 2022, S. 38–40; Pitz und Hartweg 2019, S. 395–396). Auch heute sind die zentralen Aufgaben der gemeinsamen Notfallrettung die Durchführung lebensrettender Maßnahmen am Notfall- bzw. Unfallort, die Sicherstellung der Transportfähigkeit und das Zuführen in ein geeignetes Krankenhaus zur ärztlichen Weiterversorgung. Das oberste Ziel ist dabei die eigentliche Lebensrettung und die Abwendung von schweren gesundheitlichen Schäden durch eine schnellstmögliche und fachlich hochqualitative medizinische Versorgung (Bschor 2023, S. 7–9; Krafft et al. 2022; Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW, § 2). Dabei befindet sich der Aufgabenbereich des RD im stetigen Wandel. Nicht zuletzt durch die Einführung des Berufs der NFS als höchste nichtärztliche Qualifikation im RD und die Weiterentwicklung der medizintechnischen Ausstattung ist eine verstärkte notfallmedizinische Behandlung bereits am Notfall- bzw. Unfallort möglich. Gleichzeitig sorgt der qualifizierte Krankentransport dafür, dass Erkrankte, Verletzte oder sonstige hilfsbedürftige Personen mit Hilfe von geschultem nichtärztlichen Personal betreut und versorgt werden, bevor ein Transport in ein Krankenhaus anschließt (Krafft et al. 2022, S. 22). Der RD agiert hierbei zunehmend nicht mehr nur als reiner Leistungserbringer einer Transportleistung gem. § 60 Abs. 1 SGB V, sondern vielfach übernehmen die NFS die eigenverantwortliche Durchführung von heilkundlichen Notfallmaßnahmen, die im Bereich der Notfallversorgung ansonsten nahezu ausschließlich Ärzt:innen vorbehalten sind, um eine sofortige medizinische Versorgung im präklinischen Bereich durchzuführen. Im Rahmen dieses Entstehungsprozesses sind im Jahr 2014 jeweils ein Medikamenten- und ein Maßnahmenkatalog entstanden, die für die Ausbildung von NFS bis heute bindenden Charakter annehmen, sowie gleichzeitig den Mindeststandard für die Berufsausbildung darstellen. An dieser Stelle wird auf den Anhang B und C auf den Seiten 105 - 106 verwiesen. Die Ausstattung der RTW Typ C ist in der EN 1789:2020 genormt, auf eine detaillierte Betrachtung wird verzichtet.
Da dem RD dieses Aufgabenspektrum der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr zugesprochen wird, fällt die Hoheit über die gesetzliche Organisation und Planungsgrundlagen sowie die Finanzierung in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer (Pitz und Hartweg 2019, S. 398–399). In dem Eckpunktepapier zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung in der Prähospitalphase und der Klinik wurde als Kernaussage herausgestellt, dass die Leitstellen der Feuerwehr und des RD die zentrale Bedeutung in der Disposition geeigneter Einsatzmittel sein müssen. Sie sorgen zum einen für die Disposition geeigneter Einsatzmittel und können zudem für eine Verkürzung des therapiefreien Intervalls bei einem Herzkreislaufstillstand sorgen. Um diese Bandbreite der Anrufer:innen als Gatekeeper adäquat versorgen zu können, bedarf es, die drei Versorgungssektoren der Notfallversorgung einheitlich zu koordinieren und abzustimmen (Fischer et al. 2016).
In dem vorliegenden Kapitel soll die eigentliche Problemstellung aus dem Kapitel 1.2 weiter dargelegt werden. Daher liegt der Schwerpunkt in diesem Kapitel auf der Entwicklung der Einsatzzahlen und des Einsatzspektrums. Neben der Darstellung von Zahlen, Daten und Fakten sollen beeinflussende Faktoren dargestellt werden. Weitergehend ist in Bezug zu den Forschungsfragen spannend, welche Unterschiede es zwischen Einsätzen mit und ohne Transport gibt und wie die Situation bei der Versorgung durch NÄ aussieht. Der weitere Schwerpunkt liegt auf den veränderten Anforderungen und wie sich die GK der Bevölkerung darstellt sowie die systemische Reaktion auf dieses Phänomen.
Entwicklung der Einsatzzahlen im RD
Für die allgemeine Versorgung von Notfallpatient:innen stehen die niedergelassenen Ärzt:innen, der ärztliche Bereitschaftsdienst und der RD mit seiner Notfallversorgung und dem Krankentransport zur Verfügung. Die Daten der jeweiligen Sektoren werden dabei separat erfasst, mit einer unterschiedlichen Intensität und Detailtiefe ausgewertet und publiziert. Da die Ausgestaltung des RD in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer liegt, variiert diese Datensammlung (Sieber et al. 2020, S. 490–491).
Zu Beginn soll die Entwicklung der rettungsdienstlichen Notfalleinsätze aus Bayern anhand von Fakten dargestellt werden. Da Bayer als ein Bundesland von wenigen, einen ausführlichen Jahresbericht erstellt, soll die Abbildung 2 hier die Nachvollziehbarkeit und die grafische Untermauerung schaffen.
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Abbildung 2: Entwicklung der Notfalleinsätze nach Rettungsmitteltyp (Prückner 2022, S. 59)
Während 2012 in Bayern insgesamt 831.900 Notfalleinsätze mit einem RTW dokumentiert wurden, waren es 2021 bereits 1.132.400 Einsätze. In diesem Zeitraum kam es somit zu einer Steigerung um 300.500 Notfallereignisse, was einer Steigerung von 36 % entspricht. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Notfalleinsätze mit einer ärztlichen Beteiligung um 10 %. Im gleichen Zeitraum wird die Entwicklung der Notfalleinsätze von RTW mit und ohne Patiententransport dargestellt. Zu den eigentlichen Zahlen wird die daraus resultierende Transportquote bei Notfalleinsätzen mit RTW betrachtet. Während die Transportquote in dem 5-jährigen Zeitraum von 2012 bis 2016 noch bei 73 % bzw. 74 % lag, fiel sie in den darauffolgenden fünf Jahren bis auf 67 %. Die Abbildung 3 verdeutlicht diese Entwicklung.
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Abbildung 3: Notfalleinsätze von RTW mit und ohne Patiententransport (Prückner 2022, S. 62)
Im Bundesland Bayern lässt sich somit eine stetige Zunahme an Einsätzen verzeichnen, gleichzeitig sinkt die Transportquote auf 67 % (Prückner, S. 56–62). Neben der Anzahl der Transportleistungen sind folglich ebenfalls die Auslagen für die reinen Fahrtkosten gestiegen. Unter gewissen Voraussetzungen haben die PAT ein Anrecht auf Beförderungsleistungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Hierzu veröffentlicht die Kassenärztliche Bundesvereinigung regelmäßig aktuelle Zahlen.
An dieser Stelle soll in Bezug zum Forschungsansatz ausschließlich die Kostenentwicklung für die RTW herausgestellt. Die Ausgaben der GKV für die Fahrkosten der RTW sind insgesamt um 200 % von 1,54 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 3,53 Mrd. Euro im Jahr 2021 gestiegen.
Der Anteil der Kosten für RTW an den Fahrtkosten insgesamt betrug folglich im Jahr 2012 noch 38 % und stieg im Jahr 2021 auf 47 % an (Stockleben et al. 2023). Vergleiche dazu die nachfolgende Abbildung 4, die den rasanten Anstieg der Ausgaben grafisch herausarbeitet.
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Abbildung 4: Ausgaben GKV in Mrd. Euro RTW, 2021 (Stockleben et al. 2023)
Nach der Darstellung der Anzahl an Transporten und Kosten sollen nachfolgend die Gründe der Inanspruchnahme herausgearbeitet werden. Steigende Notrufzahlen und eine Zunahme an der Inanspruchnahme der notfallmedizinischen Versorgungsstruktur sind Gegenstand intensiver und emotionaler Debatten. Hierzu werden erste Ansätze aus der Forschung dargestellt, warum die Bevölkerung den Notruf wählt und um Hilfe durch den RD bittet.
Entwicklung des Einsatzspektrums im RD
Um den Unterpunkt der Entwicklung des Einsatzspektrums zu beleuchten und Fakten darzustellen, wurde sich für eine Studie entschieden. Im Vordergrund stehen Befragte, die sich zu ihren Kenntnissen in Notfallsituationen äußern und wie sie Symptome einschätzen.
In Zusammenarbeit mit Infratest dimap wurde eine Telefonumfrage nach einem Random-digital-dialing-Verfahren durchgeführt. Hierzu wurden 1.002 Personen in Berlin befragt, wie ihre Kenntnisse zum Notruf 112 sind. Auf die Frage „wann der Notruf 112 gewählt werden solle“ konnten 91 % (95 %-KI 89,1 %–92,9 %) der telefonisch Befragten angeben, dass sie den Notruf 112 bei einer lebensbedrohlichen medizinischen Situation wählen würden. Überraschend ist in der Studie, dass 37 % (95 %-KI 34 %–40 %) den Notruf 112 bei akuten gesundheitlichen Problemen anrufen, auch wenn diese nicht lebensbedrohlich sind. 13 % (95 %-KI 10,5 %–15,2 %) teilten mit, dass sie den Notruf ebenfalls bei nicht akuten gesundheitlichen Beschwerden außerhalb der Öffnungszeiten von Arztpraxen wählen. Weitere spannende Aussagen konnten gewonnen werden, als noch tiefer in die Problematik eingestiegen wurde. Insgesamt erklärten 33 % (95 %-KI 30 %–36 %), „dass sie wie andere Menschen Steuern zahlen würden, daher dürfe man auch mal die 112 anrufen, wenn man ein akutes Problem hat“. Bei einer weiteren Frage stimmten 26 % (95 %-KI 23,3 %–28,7 %) der Interviewten in dem Sinne zu, dass, „der Hausarzt am Wochenende zu hat, Taxen teuer seien und man im Krankenhaus lange warten müsse, der RD jedoch immer erreichbar sei, was auch schneller gehen würde“. Die Altersgruppe 65 Jahre unterstützt diese Aussage zu 36 % (95 %-KI 29,4 %–42,6 %) (Dahmen et al. 2021, S. 3–7). Lechleuthner betont an dieser Stelle, dass Einsätze ohne konkrete Abwehr von Lebensgefahr oder schweren gesundheitlichen Schäden durch Erkrankung oder Verletzung zunehmend hinterfragt werden und ob sie nicht eher in die Zuständigkeit anderer Akteure im Gesundheitswesen fallen (Lechleuthner 2019).
Als Zwischenfazit aus der Studie soll festgehalten werden, dass es offensichtlich objektivierbare Unterschiede zwischen der gesetzlichen Definition und den Aufgaben des RD in Verbindung mit dem subjektiven Hilfebedürfnis und den Erwartungen der Bevölkerung gibt.
Veränderte Anforderungen an den Rettungsdienst
In diesem Unterkapitel werden zwei Schwerpunkte betrachtet: zum einen die Anzahl und die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in Deutschland und welche gesundheitlichen Gründe zu einer präklinischen Notfallversorgung führen.
Die allgemeine Lebenserwartung in Deutschland steigt zunehmend an und damit rückt das Thema Pflege immer weiter in den Mittelpunkt. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben und dauerhaft einer Hilfe bedürfen, liegt derzeit bei mehr als fünf Millionen pflegebedürftige Menschen. Knapp vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause von Angehörigen und ambulanten Pflegediensten versorgt. Knapp ein Fünftel der Pflegebedürftigen werden vollstationär in Pflegeheimen versorgt. Eine erste Prognose geht von einer moderaten demografischen Entwicklung aus, sodass die Pflegequote in den kommenden Jahrzehnten langsam steigen wird. Dennoch wird bis 2070 von sieben Millionen pflegebedürftigen Menschen ausgegangen (Statistisches Bundesamt 2023). Vergleiche dazu die Tendenz der Pflegebedürftigen in der Abbildung 5.
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Abbildung 5: Pflegebedürftige von 2021 bis 2070 (Statistisches Bundesamt 2023)
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die 16.100 Pflegeheime einen relevanten Anteil an den Einsätzen im RD haben. Die Bewohner:innen werden zudem doppelt so häufig hospitalisiert wie nicht institutionalisierte Gleichaltrige. Dies hat zur Folge, dass die pflegerische Versorgung unterbrochen wird und die Wahrscheinlichkeit negativer Begleiterscheinungen bis hin zu einer erhöhten Morbidität zunimmt. Zudem werden zahlreiche Rettungsdiensteinsätze aus Pflegeheimen als vermeidbar eingestuft. Als Ursache werden Personalmangel, mangelndes Wissen und eine fehlende Umsetzung von Advance Care Planning sowie eine eingeschränkte Erreichbarkeit der Hausärzt:innen benannt. Ebenso deuten die Ergebnisse aus der Studie darauf hin, dass Rettungsdiensteinsätze durch längere Wartezeiten bei der Kontaktaufnahme zum ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgelöst werden (Poeck et al. 2021, S. 142–147). Aus rettungsdienstlicher Sicht wächst der Druck auf die Notfallversorgung zunehmend und mangels Alternativen werden geriatrische PAT vielfach ohne akuten medizinischen Grund bzw. Handlungsbedarf in eine zentrale Notaufnahme transportiert. Sozioemotionale Faktoren spielen hierbei immer mehr eine Rolle. Die Besatzungen der RTW werden somit häufiger mit multimorbiden PAT konfrontiert, die seit langem chronisch erkrankt sind. Neben den medizinischen Problemen treten zunehmend typische altersassoziierte Herausforderungen wie Pflege-, Unterstützungs- und Betreuungsbedarf auf. Ersten vorsichtigen Schätzungen zufolge erfüllt knapp ein Drittel der Einsätze nicht den Kriterien eines gerechtfertigten Notfalleinsatzes. Die NFS haben in den Situationen ein reduziertes Wirksamkeitserleben und dies stellt zugleich einen zentralen Faktor in der eigentlichen Arbeitsbelastung dar. Dies kann zu einem Burnout bzw. Boreout führen. Im Rahmen einer Studie wurde eine Kooperation zwischen dem RD und einer kommunalen Altenpflege untersucht. Jeder zweite Notfall konnte so zu Hause bleiben und an das Hilfeangebot vermittelt werden (Schönemann-Gieck et al. 2023, S. 2–4).
Demzufolge wird derzeit ebenfalls über einen vorbeugenden RD diskutiert, um insbesondere niedrigprioritären Hilfeersuchen bedarfsgerecht begegnen zu können. In Köln lag dieser Anteil zuletzt bei 60 %. Daher wird sich das Aufgabenspektrum in den nächsten Jahren weiter verändern und aufgrund eines Mangels an Alternativen wird die Zuständigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen. Obwohl präventive Ansätze in der Notfallrettung bislang nicht rechtlich in den Landesrettungsgesetzen verankert sind, zeigt eine Tendenz diese Notwendigkeit auf. Der Bevölkerung scheint es sichtlich schwer zu fallen, medizinische Hilfeersuchen in ihrer Bedeutung und Gefährlichkeit einzuschätzen. In Bezug auf dieses Verhalten scheint eine mangelnde GK von großer Bedeutung zu sein (Breuer et al. 2023, S. 1–3). Das Pilotprojekt „Gemeindenotfallsanitäter_In“, das seit 2019 führend in Oldenburg erforscht wird, bietet auf das Phänomen der sich verändernden Hilfeersuchen eine bedarfsgerechte Systemantwort. Die GNFS sind bei nichtlebensbedrohlichen Einsätzen als medizinischer Wegweiser und Auge der Leitstelle zu sehen. Dazu werden sie ausschließlich von den Leitstellen alarmiert und sind ein Einsatzmittel zur Entlastung des Gesamtsystems. Eine Untersuchung des Pilotprojekts konnte aufzeigen, dass das Konzept von den GNFS als positiv erachtet wird. Im Jahr 2019 wurden alle 3.577 Einsatzprotokolle ausgewertet. Bei 2.186 (61,1 %) wurde die Behandlungspriorität 0 angekreuzt, es war folglich keine dringliche Behandlung erforderlich. Am häufigsten wurde eine Beratung durchgeführt (n = 3109, 84 %), Maßnahmen wie Anamnese, Diagnostik und Monitoring beschrieben (n = 1512, 40,8 %), sowie Medikamente verabreicht (n = 654, 17,7 %). Durch den Einsatz der GNFS benötigten 2.134 PAT (59 %) keinen Transport in ein Krankenhaus. Bei 511 PAT wurde ein RTW nachgefordert (14,1 %).
Es wurde herausgestellt, dass die Möglichkeit der Versorgung von PAT ohne Zeitdruck zur Zufriedenheit aller beiträgt. 14 % aller Einsätze fanden in Pflegeheimen statt. Auch hier wurden am häufigsten Beratungen durchgeführt (79,4 %). Als Maßnahmen stand die Versorgung oder der Wechsel von Dauerkathetern (33 %) und eine Wundversorgung (6,4 %) im Vordergrund. In 16 % der Fälle wurde ein kassenärztlicher Notdienst hinzugezogen (Seeger et al. 2021, S. 197–198; Sommer et al. 2022, S. 2–4; Seeger et al. 2022, S. 543–545).
Aus den genannten Gründen führt die Regierungskommission in ihrer neunten Stellungnahme zur Reform der Notfall- und Akutversorgung auf, dass das primäre Ziel in der Zukunft eine „transparente, qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte patientenzentrierte präklinische Notfallversorgung nach bundesweit vergleichbaren Vorgaben“ sein muss, um die Qualität und die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Dementsprechend ist es von großer Bedeutung, die PAT in einem Notfall zu unterstützen (Bschor 2023).
Maßgeblich wird unter der GK das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit verstanden, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu beurteilen und zu nutzen. Eine Studie von der Universität Bielefeld zu jener GK der deutschen Bevölkerung wurde aus Mitteln des Bundesministeriums der Justiz und Verbraucherschutz gefördert. Mehr als die Hälfte der Deutschen empfindet es als große Herausforderung mit gesundheitlichen Informationen umzugehen und gesundheitliche Belastungen, sowie Herausforderungen zu bewältigen. Im Weiteren wird unter einer eingeschränkten GK verstanden, dass größere Orientierungsschwierigkeiten im Gesundheitssystem vorhanden sind und oft nicht eindeutig ist, an wen sich bei gesundheitlichen Problemen gewandt werden kann. Weitergehend nehmen diese Menschen häufiger den Notdienst in Anspruch und werden häufiger in ein Krankenhaus eingewiesen. Es konnten sogar Parallelen bei Menschen mit einer geringen GK und einem schlechten Gesundheitszustand gefunden werden. Auffällig war, dass Menschen mit einem geringen Bildungsniveau, einem niedrigen Sozialstatus, im höheren Alter und mit chronischen Krankheiten über eine vergleichsweise eingeschränktere GK verfügen (Schaeffer et al. 2016, S. 5–7).
Das empirische Wissen der GK der Bevölkerung in Deutschland ist überschaubar. Dennoch kommen die Forscher:innen zu der Aussage, dass 58,8 % der Deutschen bei sinkender Tendenz in den letzten fünf Jahre über eine eingeschränkte GK verfügen. Wird die GK in den Bevölkerungsgruppen nach Bildung, Sozialstatus, Alter, chronischer Erkrankungen, Migrationshintergrund und Geschlecht differenziert, werden große Unterschiede sichtbar. Insbesondere bei Personen mit einem geringen Bildungsniveau ist der Anteil derjenigen mit einer geringen GK deutlich erhöht und der Zusammenhang dramatisch. Ein ähnliches Muster lässt sich bei dem Sozialstatus erkennen. Auch hier wird deutlich, dass sieben von zehn Deutsche mit einem niedrigen Sozialstatus eine geringe GK aufweisen. Ebenso ist ersichtlich, dass Personen im höheren Lebensalter zu den besonders vulnerablen Gruppen zählen, die zum Teil große Schwierigkeiten haben. Um dem roten Faden dieser Arbeit zu folgen, soll separat herausgestellt werden, wie sich die allgemeine GK nach Bevölkerungsgruppen differenziert. Insbesondere die Krankheitsbewältigung/Versorgung nach Bevölkerungsgruppen soll dargestellt und eine theoretische Grundlage geschaffen werden. Daher erfolgt in der nachfolgenden Abbildung 6 die detaillierte Betrachtung der GK der Bevölkerung erneut differenziert nach Bildung, Sozialstatus, Alter, chronische Erkrankungen, Migrationshintergrund und Geschlecht.
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Abbildung 6: Gesundheitskompetenz nach Bevölkerungsgruppen (Schaeffer et al. 2021, S. 23)
Nachfolgend wird die GK auf den Bereich der Krankheitsbewältigung konkretisiert.. An dieser Stelle soll zudem die Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahren betrachtet werden, die im Vergleich zu den Bevölkerungsgruppen im mittleren Alter mit einer geringen GK hervorsticht. Auch hier zeigen sich Parallelen zu der grafischen Darstellung aus der Abbildung 6. Die nun folgende Abbildung 7 stellt die jeweiligen Merkmalsausprägungen in Abhängigkeit dar.
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Abbildung 7: Gesundheitskompetenz im Bereich Krankheitsbewältigung/Versorgung nach Bevölkerungsgruppen (Schaeffer et al. 2021, S. 34)
Die anschließende Abbildung 8 dient einer detaillierten Veranschaulichung und stellt die Fakten der Abbildungen 6 und 7 näher dar. Sie visualisiert die einzelnen Einschätzungen konkret anhand der einzelnen Fragen. Im Verlauf der Linien lässt sich erkennen, dass insbesondere Personen mit einer niedrigen Bildung, Personen mit niedrigem Sozialstatus und Menschen im höheren Alter die an sie gestellten Anforderungen im Bereich der Krankheitsbewältigung und Versorgung als schwierig bzw. sehr schwierig empfinden. Das Beurteilen der Vertrauenswürdigkeit von Informationen zu Krankheiten in den Medien oder das Beurteilen von den Vor- und Nachteilen verschiedener Behandlungsmöglichkeiten stellt für 70 % bis 80 % der Bevölkerungsgruppen eine hohe bis sehr hohe Herausforderung dar. Hingegen ist es nur für knapp 7 % schwierig bzw. sehr schwierig einen RTW zu rufen, was in der Abbildung 8 vorgestellt wird.
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Abbildung 8: Gesundheitskompetenz nach Einzelfragen im Bereich Krankheitsbewältigung/Versorgung und ausgewählten Bevölkerungsgruppen (Schaeffer et al. 2021, S. 34)
Aus der hier dargestellten Studie zur GK der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona-Pandemie lässt sich zusammenfassen, dass es in den fünf Bevölkerungsgruppen mit einem niedrigen Bildungsniveau, einem niedrigen Sozialstatus, ältere Personen über 65 Jahre, chronisch Vorerkrankte und Personen mit einem Migrationshintergrund eine hohe Anzahl von Personen gibt, die jeweils eine geringe GK vorweisen können.
Nach der vorangegangenen Vorstellung der Problemstellung und der individuellen theoretischen Aspekte folgt der empirische Teil dieser Masterarbeit. Anhand von diesem Kapitel wird die Methodik erläutert, die diesem Forschungsvorhaben zugrunde liegt. Diese qualifizierende Arbeit verfolgt eine Mixed-Methods-Argumentation, zielt auf die strategische Kombination qualitativer und quantitativer Forschung ab und erfolgt dementsprechend paradigmenübergreifend. Zu Beginn wird im Kapitel 3.1 das Mixed-Methods-Studiendesign im Exploratory-sequential-Design beschrieben. Folgend befasst sich das Kapitel 3.2 mit dem methodischen Ansatz der qualitativen Fokusgruppeninterviews und legt das wissenschaftliche Vorgehen dar. Darauffolgend dient das Kapitel 3.3 dazu, eine harmonische Überleitung zwischen den methodischen Ansätzen im Mixed-Methods-Studiendesign herzustellen und eine inhaltliche Verbindung eintreten zu lassen. Im Kapitel 3.4 wird die quantitative Datenerhebung der Rettungsdienstprotokolle gezeichnet. Da das Einhalten ethischer Standards sowie die Anonymisierung eine entscheidende Bedeutung erhält, wird diesen Ausführungen das Kapitel 3.5 gewidmet.
Das gesamte Forschungsvorhaben ist von Beginn an als besonders umfassend und tiefgründig anzusehen. Zudem ergab die Recherche keine vergleichbaren Publikationen oder Ansätze, die in die hier vorliegende Masterarbeit hätten mitaufgenommen werden können. Hinzu kommt ein Forschungsansatz in der facettenreichen rettungsdienstlichen Notfallversorgung der Bevölkerung. Daher muss sie dem Qualitätsgebot gerecht werden, einem ethisch-moralischen Anspruch und einer kritischen Prüfung standhalten zu können sowie valide Ergebnisse zu erzielt. Der Grundsatz bei der Studie lautet, dass das Studiendesign transparent, nachvollziehbar und logisch aufgebaut ist (Blümle et al. 2014, S. 495–497). Entscheidend ist an dieser Stelle die konsequente Verfolgung des Forschungsziels mit der Verknüpfung verschiedener Methoden zur Erhöhung der Aussagekraft und Reduzierung der jeweiligen Nachteile der anderen Methode. Charakteristisch für den Mixed-Methods-Ansatz ist die Methodenkombination aus qualitativer und quantitativer Forschung, der Methodologie und der Kopplung wissenschaftlicher Paradigmen (Döring und Bortz 2016, S. 26–27). Hierfür wird das Projekt entsprechend von Beginn an als Mixed-Methods-Untersuchung nach Creswell et al. (2004) konzeptualisiert. Dadurch wird der Beantwortung der Forschungsfragen nachgegangen, eine Definition von Bagatelleinsätzen zu erstellen, die rettungsdienstliche Inanspruchnahme zu charakterisieren und indizierte bzw. nicht indizierte Einsätze zu klassifizieren. Kuckartz (2014) versteht unter einem Mixed-Methods-Ansatz:
die Kombination und Integration von qualitativen und quantitativen Methoden im Rahmen des gleichen Forschungsprojekts […]. Es handelt sich um eine Forschung, in der die Forschende im Rahmen von ein- oder mehrphasig angelegten Designs sowohl qualitative als auch quantitative Daten sammeln. Die Integration beider Methodenstränge, d.h. von Daten, Ergebnissen und Schlussfolgerungen, erfolgt je nach Design in der Schlussphase des Forschungsprojektes oder bereits in früheren Projektphasen (S. 33).
Die Methodentriangulation des mehrphasig angelegten prospektiven Forschungsdesigns dieser Masterarbeit soll Resultate generieren, um weiterführende Einblicke in das Untersuchungsphänomen zu erhalten. Die Forschung in dieser Arbeit ist als „exploratory sequential design“ aufgebaut (Fetters et al. 2013, S. 2136). Charakteristisch hierfür ist die Zwei-Phasen-Abfolge im gesamten Forschungsprojekt, in der gleichgestellt zuerst eine qualitative und im Anschluss eine quantitative Untersuchung durchgeführt wird. Dementsprechend ist das Studiendesign als sequenzielle Mehrmethodenstudie gemäß dem Vorstudienmodell aufgebaut (Brandenburg et al. 2023, S. 130–131). Das Forschungsdesign ist als Grundlagenforschung „basic research“ anzusehen. Als Ausgangspunkt in dieser Studie dient eine qualitative Untersuchung mittels mehrerer Fokusgruppeninterviews, um sich der Problematik in der Notfallversorgung thematisch zu nähern. Trennscharf werden aus den Fokusgruppeninterviews die zentralen Aussagen der Teilnehmenden herausgearbeitet, die die beiden gleichgewichtigen Forschungsprojekte methodisch miteinander verzahnen. Im quantitativen Forschungsteil schließt eine differenzierte Auswertung von Einsatzprotokollen und den zentralen Aussagen an. Die jeweiligen Daten werden zunächst gesondert und später im Zusammenhang und in Verbindung mit dem theoretischen Hintergrund dargestellt. Aus den jeweils gewonnenen Daten und Erklärungen werden die zentralen Erkenntnisgewinne abgeleitet. Die Kombination von Methoden, Daten und Ergebnissen erfolgt mit dem Ziel des erstmaligen Erkenntnisgewinns. Zugleich sollen die Ergebnisse aus den Fokusgruppeninterviews in dem quantitativen Methodenteil quantifiziert werden, um abschließend eine fundierte Datenbasis liefern zu können. Beide Forschungsansätze haben dabei ihre individuelle Besonderheit und erhalten daher zu jeder Zeit einen gleichberechtigten Stellenwert eingeräumt (Flick 2011, S. 91–96; Lüdemann und Otto 2019, S. 121–124).
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde sich als erster Forschungsansatz innerhalb des Mixed-Methods-Ansatz für die Methode der Fokusgruppeninterviews entschieden. Das liegt an der Tatsache, dass, wie bereits im Kapitel 3.1 dargelegt, die ontologische Datenlage eher als unzureichend anzusehen ist. Nachfolgend wird die Forschungsmethode dargelegt.
Das ausgeführte Sample zu der qualitativen Forschungsmethode befindet sich in Absprache im Anhang D auf den Seiten 107 - 108.
Nachdem es im vorherigen Kapitel um das Studiendesign der qualitativen Methode ging, folgt nun die Entwicklung des Interviewleitfadens als elementarer Zwischenschritt, um fundierte Ergebnisse erzielen zu können. Aufgrund des bekannten Dilemmas zwischen Offenheit und Gliederung bei strukturierten Interviews ist bei der Erstellung des Leitfadens ein besonderes Augenmerk auf einen roten Faden gelegt worden. Sowohl der Stil und die konkrete Formulierung der Leitfragen, als auch das spätere Anwenden der Leitfragen in den Interviewsituationen wird daher separat dargelegt (Kruse 2015, S. 211). Zur Erhebung der qualitativen Primärdaten mittels halbstrukturierter Fokusgruppeninterviews ist somit ein Interviewleitfaden mit der SPSS-Methode nach (Helfferich) erstellt worden. Dieser charakterisiert sich durch eine im Vorfeld festgelegte Reihenfolge von begründeten Fragen, um innerhalb der Interviews eine logische und nachvollziehbare Orientierung der Interviews zu gewährleisten.
Der Interviewleitfaden richtet sich an nichtärztliches Personal im RD der beschriebenen Großstadt und gliedert sich in die sechs Hauptaspekte, Einführung, Einstieg, Hauptteil I & II, Rückblick sowie den Ausblick. Bei der Einführung stand primär im Vordergrund, dass die TN in das eigentliche Thema eingeführt und die Ziele dargelegt werden. Als Hauptziele der Interviews wurden definiert, die Einstellungen und die Meinungen der Gruppen zu der aktuellen Situation und den Entwicklungen im RD einzufangen und den Bedarf für weitere rettungsdienstliche Versorgungsstrukturen zu ermitteln. Darüber hinaus galt es, Nachweise aufzubringen, in denen die Kompetenzen der NFS tatsächlich erforderlich waren und eine Verknüpfung der Notrufbearbeitung mit dem Rettungsdiensteinsatz herzustellen. Zum Abschluss der Einführung wurde vereinbart, die Gesprächsteilnehmenden ausreden zu lassen und sich Notizen zu machen, um Gedanken nicht zu verlieren. Der Themenblock „Einstieg“ war als Vorstellungsrunde geplant und diente dazu, dass sich die TN kennenlernten und die darauffolgenden Aussagen besser einsortieren konnten. Im „Hauptteil“ wurde mit einer offenen Erzählaufforderung begonnen, um das eigentliche Themenfeld zu eröffnen und den TN die Möglichkeit zu geben, die eigenen Sichtweisen, Perspektiven und Relevanzsetzungen zu explizieren (Kruse 2015, S. 212–213). Im Anschluss galt es geeignete Fragen zu formulieren, um relevante Antworten auf die Forschungsfragen zu generieren und einen roten Faden auf mehreren Ebenen sichtbar werden zu lassen. Hierzu wurden primär offene und direkte Fragen formuliert. Vor dem Hintergrund der Probleme des Fremdverstehens und der Indexikalität ist zur Entwicklung des Interviewleitfadens das methodische SPSS-Verfahren nach Helferich herangezogen worden. Es dient der Vergegenwärtigung und dem Explizieren des eigenen theoretischen Wissens und den Erfahrungen sowie der impliziten Spannung an die von den Interviewten zu produzierenden Erzählungen. Nach einer Sichtung der aktuellen Datenlage wurden im ersten Schritt alle Fragen gesammelt, die in einem Zusammenhang zu Bagatelleinsätzen im RD stehen. Dieser Schritt des Brainstormings wurde mit zwei NFS aus dem nahen Umfeld kritisch betrachtet, ergänzt sowie verifiziert. Als Zwischenergebnis sind so 153 Fragen, Aussagen und Stichworte generiert worden. Darauffolgend wurden diese Fragen nach den Faktenfragen, der Eignung und den impliziten Erwartungen reduziert und strukturiert. In einem weiteren Schritt wurden die noch vorhandenen Fragen hinsichtlich des zu erwartenden Erkenntnisgewinns bzw. der Wahrscheinlichkeit zum Widerspruch zu bekannten Thesen gefiltert. Im dritten Schritt wurden die verbliebenen 17 Fragen und Stichworte nach inhaltlichen Aspekten sortiert und in die vier Kategorien GK der Bevölkerung, Bagatelleinsätze im RD, charakteristische Eigenschaften von Notfalleinsätzen und weitere Versorgungsstufen eingeordnet. Im vierten Schritt wurden die Ergebnisse subsumiert und zu jeder Kategorie eine bzw. zwei Fragen formuliert und in dem Interviewleitfaden zusammengefasst. Ergänzt wurden diese fünf allgemeinen Fragen von jeweils einer spezifischen Frage für jede Berufsgruppe (Helfferich 2009, S. 182–189). Ergänzend hierzu wurden insgesamt drei Einsätze eingefasst, die der Autor kurz zuvor erlebt hatte und um Einschätzung gebeten, ob es ein Bagatelleinsatz war oder nicht.
Im fünften Hauptaspekt stand der Rückblick und die Zusammenfassung des Interviews im Vordergrund. Der sechste Hauptaspekt galt dem Ausblick über die Auswertung und die Bekanntgabe der Endergebnisse der Studie. Das nachfolgende Unterkapitel stellt die Auswahl der TN transparent dar und legt die Herausforderungen der Auslese offen. Der Interviewleitfaden befindet sich im Anhang E auf den Seiten 109 - 112.
Wie im vorherigen Kapitel bereits kurz angerissen, richtet sich diese Forschungsarbeit primär an das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal im RD der Großstadt in NRW. Die Fokusgruppen sollen jeweils sechs TN umfassen. Die Besetzung gliedert sich wie folgt:
- Zwei LD, die fest in der Leitstelle arbeiten.
- Zwei Transportführer:innen, die regelmäßig auf dem RTW fahren.
- Zwei RS, die regelmäßig auf dem RTW fahren.
Folgende Einschlusskriterien wurden definiert:
- LD mit der Qualifikation NFS
- NFS mit mindestens einjähriger Berufserfahrung
- RS mit mindestens einjähriger Berufserfahrung
- Personal von Feuerwehr und der vier Hilfsorganisationen
Folgende Ausschlusskriterien wurden festgelegt:
- Feuerwehrbeamt:innen der Laufbahngruppe 2.1 und 2.2
- NÄ
- Personal, das seit mindestens drei Monaten abwesend ist
Mit dieser Auswahl wurde dem Kriterium Rechnung getragen, durch den Einbezug von Personen mit unterschiedlichen Berufsqualifikationen verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen (vgl. Kapitel 2.3).
Nachdem die Ein- und Ausschlusskriterien transparent und nachvollziehbar festgelegt wurden, galt es weitere Absprachen mit unterschiedlichen Führungsebenen und Mitarbeitervertretungen zu treffen. Im Anschluss wurde jeweils eine E-Mail an die Amtsleitung, den ÄLRD, den PR und die gesamte Belegschaft verfasst, in der die Hintergründe und Ziele der wissenschaftlichen Studie beschrieben und um freiwillige Teilnahme an den Fokusgruppeninterviews gebeten wurde (siehe dazu die Anhänge F und G auf den Seiten 113 - 121 ). Hierzu wurden drei Termine vom Autor vorgegeben. Mehrfachnennungen der Teilnehmenden bei den Terminen waren möglich. Als Ort der Interviews konnte ein Besprechungsraum an einer Feuer- und Rettungswache reserviert werden. Als Zeitrahmen wurden 90 bis 120 Minuten vorgesehen. Die abschließenden Rückmeldungen waren innerhalb von sieben Tagen per E-Mail erbeten. Fünf Kolleg:innen haben zusätzlich das Angebot genutzt und vorher Fragen zum Thema und zum Ablauf gestellt. Später haben alle ihre Bereitschaft erklärt. Um möglichst vielen Kolleg:innen die potentielle Teilnahme zu ermöglichen, wurde ein initial niedriger Schwellenwert festgelegt, um die Vielfalt in der Evidenz zu maximieren. Im Anschluss wurden in insgesamt zwölf Einzelterminen den Kolleg:innen auf den Rettungswachen die eigentliche Problemstellung, das Forschungsvorhaben, die Ziele und die freiwillige Möglichkeit zur Teilnahme an Fokusgruppeninterviews zusätzlich zur vorab versandten E-Mail erklärt. Es war sowohl Personal anwesend, das sich im Dienst befand als auch Kolleg:innen, die in ihrer Freizeit dazu kamen. Somit konnten 183 Kolleg:innen vor Studienbeginn direkt informiert und Fragen beantwortet werden. Vor jedem Interviewtermin wurde dasselbe Schaubild auf einem Whiteboard vorbereitet, um den roten Faden und die Einheitlichkeit zu gewährleisten. Bevor es in die eigentliche Forschung ging, wurden nacheinander insgesamt drei Pretests durchgeführt, um jede intendierte Zielgruppe repräsentativ zu erfassen. Dabei ergibt sich die Notwendigkeit zu Pretests bereits aus dem Nachweis der Qualitätssicherung des Erhebungsinstruments. Das Ziel ist hierbei, die Formulierung der Fragen auf Verständlichkeit und Plausibilität zu testen und zu überprüfen, ob mit den geführten Interviews die Forschungsfragen beantwortet werden können. Gleichzeitig kann getestet werden, ob sich die Fragen im Gesamtkontext bereits eigenständig beantworten. Damit sollen sich bereits im Vorfeld Mängel in dem Interviewleitfaden reduzieren. Als weiterer positiver Nebeneffekt wurde das eigene Rollenverständnis des Moderators geschärft sowie die Organisation und Logistik überprüft. Demzufolge wurde zu jeder Untersuchungsgruppe aus dem persönlichen Umfeld des Moderators ein freiwilliger Proband befragt. Mit den Probanden wurde vereinbart, dass sie für einen weiteren Pretest der aus den Fokusgruppeninterviews abgeleiteten Aussagen ebenfalls zur Verfügung stehen (Baur und Blasius 2019, S. 349).
Ursprünglich waren zwei Fokusgruppeninterviews mit jeweils zwei LD, zwei NFS und zwei RS geplant. Aufgrund der Tatsache, dass insgesamt 44 TN ihre Bereitschaft zur Teilnahme signalisierten und nach einer ersten Vorsichtung klar war, dass mindestens 75 % der TN primär berücksichtigt werden können, wurde der dritte Termin ebenfalls für ein Interview geplant. Somit vergrößerte sich die Anzahl der TN von 12 auf 18, was sich schlussfolgernd positiv auf die Gütekriterien auswirkt. Diese werden im nachfolgenden Kapitel 3.2.6 detailliert beschrieben.
Die Merkmale der Teilnehmer:innen befinden sich in Absprache im Anhang H auf S 122.
Um die Gültigkeit der qualitativen Analyseergebnisse zu sichern und die Qualität zu unterstreichen, sind das Sample im Kapitel 3.2.1 und die eigentliche Vorgehensweise der Datenerhebung im vorherigen Kapitel 3.2.4 transparent dargelegt worden.
In Anlehnung an die allgemeinen Gütekriterien des Mixed-Methods-Ansatzes sollen nun die qualitativen Gütekriterien in Bezug auf diese Forschungsmethode erörtert werden. Bei der Beantwortung der Forschungsfragen unterliegt eine Studie stets dem grundsätzlichen Risiko, dass sie Fehlern und einer Subjektivität der TN ausgesetzt ist. Die Checklisten der sieben Kernkriterien zur Beurteilung der Qualität qualitativer Studien nach Döring und Bortz aus dem Jahr 2016 sind als Grundlage zur Qualitätsbeurteilung herangezogen worden (Kuckartz und Rädiker 2022, S. 234–235). Eine essentielle Eigenschaft der Forschung ist die transparente Darlegung der Kernkriterien zur Bewertung der qualitativen Forschung. Döring und Bortz haben die sieben Kriterien nach Steinke aufgegriffen und überarbeitet. Anhand der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit, der Indikation, der empirischen Verankerung, der Limitation, der reflektierten Subjektivität, der Kohärenz und der Relevanz sollen die Gütekriterien an die qualitative Forschungsmethode erörtert werden (Döring und Bortz 2016, S. 111–113).
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit
Um darzulegen, dass Außenstehende den gesamten qualitativen Forschungsprozess nachvollziehen können, stand von Beginn an eine umfassende Dokumentation im Vordergrund. Dazu wurde ein handschriftliches Tagebuch angelegt, das die einzelnen Arbeitsprozesse transparent darlegt. Als Erhebungsmethode wurde sich in Absprache mit der Erstbetreuerin für einen induktiven Forschungsansatz entschieden und die Methode der Fokusgruppeninterviews ausgewählt. Ausschlaggebend hierzu war das erstmalige Aufstellen einer Definition zu Bagatelleinsätzen im Kontext des RD und der detaillierten Charakterisierung von der rettungsdienstlichen Inanspruchnahme im Untersuchungszeitraum. Bei der Transkription wurden die Regeln nach Rädiker und Kuckartz eingehalten und mittels MAXQDA in der Version 22.8.0 unterstützt. Hierbei wurde wörtlich transkribiert, bei einer Person ein vorhandener Dialekt in Hochdeutsch übersetzt und die Teilnehmenden mit B1 bis B18 pseudoanonymisiert. Als Auswertungsmethode wurde die qualitativ inhaltlich strukturierende Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker angewandt. Hierbei wurde auf die Einhaltung der sieben Schritte im Ablauf der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse im Bezug zu den jeweiligen Forschungsfragen geachtet. Kritisch zu erwähnen gilt an dieser Stelle bereits, dass die Transkription und die Inhaltsanalyse ausschließlich vom Autor dieser Studie durchgeführt wurden und so eine Limitation darstellen. Im Kapitel 5.2.2 ab der Seite 85 wird dies näher erläutert und bewertet.
Indikation
Um sich den Fragestellungen dieser Masterarbeit angemessen zu widmen, war es notwendig, eine qualitative Methode zu wählen, bei der die Analyse einer Vielzahl von Kolleg:innen aus dem RD im Vordergrund stand, die in der Großstadt fahren. Somit wurde der Ansatz verfolgt, eine eigene Definition zu finden, woraus sich später Anpassungen im RD ableiten lassen könnten. In drei Pretests mit ausgewählten Personen aus dem Bekanntenkreis wurde der Interviewleitfaden überprüft und das Vorgehen besprochen. In den drei Hauptinterviews ging es mit jeweils sechs Teilnehmenden, die zugleich alle nichtärztliche Rollen im RD abbilden, darum, mittels Interviewleitfaden Standpunkte auszutauschen. Weiter konnten Unstimmigkeiten diskutiert und anhand von drei Einsatzbeispielen die zuvor genannten definitorischen Eigenschaften reflektiert und angewendet werden. Weiter gelang es mit der Methode der Fokusgruppeninterviews tiefergehende Hintergründe zu erfahren und mit gezielten Nachfragen weiteres Wissen zu explorieren. Diese methodische Einzelentscheidung bewährte sich, um die Glaubwürdigkeit der vorher genannten Punkte im Gespräch validieren zu können.
Empirische Verankerung
Bei der empirischen Verankerung soll der Zusammenhang zwischen Theorie und Empirie berücksichtigt werden. Die qualitativen Daten werden an dieser Stelle bewusst zur Generierung von neuem Wissen und zur Überprüfung der Theorie verwendet (Breuer und Reichertz 2001, S. 5–7). Hierbei lässt sich gut abbilden, dass in der Literatur (Pogner 2023; Medova 2023; Breuer und Dahmen 2023; Bock 2022; Grysczyk 2023) bereits vielfach der Begriff Bagatelleinsatz im Kontext des RD genutzt wird, es aber keine klare Abgrenzung zu einem Notfalleinsatz gibt. Unter der Prämisse von Fokusgruppeninterviews werden im Verlauf Theorien aufgestellt. Anhand der codierten Kriterien sind aus den Interviews Aussagen abgeleitet worden, die das spezifische Bindeglied zwischen der qualitativen und der quantitativen Methodik darstellen. Diese Aussagen werden im Anschluss in einer retrospektiven Querschnittsstudie überprüft und ausgewertet.
Limitation
Aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine Abschlussarbeit handelt, sind einige Limitationen unumgänglich. So stehen primär als limitierender Faktor die Bearbeitungszeit, der Umfang der Darstellung und der Aspekt im Vordergrund, dass diese Ausarbeitung als Einzelarbeit vorgegeben und bewertet wird. Daher lässt sich festhalten, dass die neuen Erkenntnisse sich auf die Ansichten des nichtärztlichen Personals beziehen. Zudem geht es ausschließlich um die Bewertung der PAT zu dem Kontaktzeitpunkt mit dem RD. Gleichwohl soll betont werden, dass die eigene Haltung während der Bewertung der Daten nicht auf diese übertragen wird.
Reflektierte Subjektivität
Unter reflektierter Subjektivität wird verstanden, wie die eigene subjektive Position innerhalb der qualitativen Forschung reflektiert wird. Das Forschungsinteresse ist aus der eigenen Rolle als NFS entstanden und hat sich in konkretisierenden Absprachen mit dem Abteilungsleiter ergänzt. Daher ist anzumerken, dass viele Rückmeldungen der Interviewteilnehmenden selber gemacht wurden. Das unterstreicht die Aussagen der Interviewteilnehmenden, lässt aber zugleich anmuten, dass die Subjektivität verloren geht. Daher wird die Studie eng von der Erst- sowie Zweitbetreuerin begleitet, die zugleich regelmäßig Zwischenergebnisse als Update erhalten und so die einzelnen Schritte nachvollziehbar begleitet werden. Zudem wird darauf geachtet, dass die Offenheit des Forschenden im Vordergrund steht und mittels Tagebuch festgehalten wird. Hier kann betont werden, dass die Notwendigkeit der Forschung ein hohes Niveau an die eigene Haltung, die wissenschaftliche Herangehensweise und Expertise stellt.
Kohärenz
Die Kohärenz der Daten ist ein zentrales Gütekriterium, insbesondere bei Fokusgruppeninterviews in der qualitativen Forschung. Sie beziehen sich auf die Konsistenz, den Zusammenhang und die Stimmigkeit der gesammelten Daten sowie deren Interpretation. Hier sind einige Aspekte, die die Kohärenz bei Fokusgruppeninterviews beeinflussen:
Bei der internen Konsistenz ist es wichtig, dass die Aussagen innerhalb der Fokusgruppe konsistent sind, ohne Widersprüche oder stark abweichende Meinungen. Die thematische Kohärenz sorgt dafür, dass sich die Diskussionen innerhalb der Fokusgruppeninterviews um das vorab definierte Forschungsthema drehen. Zudem ist die Übereinstimmung mit anderen Datenquellen ebenso relevant. Die Daten aus den Fokusgruppen sollten mit anderen bereits existierenden Informationen oder Datenquellen im Einklang stehen, um ihre Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit zu stärken. Dies kann beispielsweise durch Vergleiche mit Ergebnissen aus anderen Studien oder offiziellen Statistiken erfolgen. Auch die Analyse und Interpretation der Daten sollte kohärent und nachvollziehbar sein. Es ist wichtig, dass die gewonnenen Erkenntnisse logisch auf den Daten basieren und nicht durch subjektive Interpretationen verzerrt werden. Die gesamte Dokumentation sollte nachvollziehbar und transparent erfolgen. Der Forschende hat zudem darauf zu achten, dass die Reflexion über die eigene Rolle und Position innerhalb des Forschungsprozesses gewährleistet bleibt. Die Sicherstellung der Kohärenz der Daten ist von entscheidender Bedeutung, um zuverlässige und aussagekräftige Erkenntnisse aus Fokusgruppeninterviews zu gewinnen. Sie trägt dazu bei, die Validität und Glaubwürdigkeit der Forschungsergebnisse zu stärken und eine solide Basis für weiterführende Analysen und Schlussfolgerungen zu schaffen.
Relevanz
Wie bereits ausgeführt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine vergleichende Arbeit bekannt. Zudem existiert kein einheitlicher Definitionsversuch zu Bagatelleinsätzen im RD. Um das Phänomen der Überlastung und der zunehmenden Inanspruchnahme verstehen und deuten zu können, ist dies ein entscheidender Schritt in der Forschung und daher von repräsentativer Relevanz. Zudem soll mit der zweiten Forschungsfrage die aus den Interviews entstandene Definition auf die entscheidenden Eigenschaften hin überprüft und die qualitativen Ergebnisse bestätigt oder widerlegt werden. Es lässt sich rückblickend zu den allgemeinen Gütekriterien des qualitativen Ansatzes der Unabhängigkeit innerhalb des Analyseverfahrens, der Genauigkeit und Verlässlichkeit sowie der eigentlichen Eignung der qualitativen Forschung festhalten, dass es eine tiefgründige Differenzierung der qualitativen und quantitativen Gütekriterien bedarf, die eine externe Prüfung standhält. Nur so lässt sich im Rahmen der rettungsdienstlichen Versorgungsforschung eine authentische Datenbasis schaffen, worauf aufgebaut werden kann. Nachfolgend wird auf die eigentliche Datenanalyse eingegangen und die induktive Herangehensweise beschrieben.
Zu Beginn soll an dieser Stelle der Prozess der Transkription der Audiodateien beschrieben werden. Hierfür wurde der Transkriptionsmodus der MAXQDA Software genutzt. Neben der wörtlichen Transkription sind vorhandene Dialekte in Hochdeutsch übersetzt und die Sprache und Interpunktion leicht geglättet worden (Rädiker und Kuckartz 2019, S. 44-48). Unter der Datenanalyse wird der Prozess der Prüfung, Bereinigung, Umwandlung und das in Bezug zueinander setzen von Daten verstanden. Das Ziel ist hierbei, nützliche Informationen zu entdecken, Schlussfolgerungen zu ziehen und die Forschungsfragen beantworten zu können. Das generierte Datenmaterial wird im darauffolgenden Schritt nach festgelegten Transkriptionsregeln transkribiert. Die Transkription erfolgt vollständig und wörtlich. Dabei wurden vorhandene Namen anonymisiert bzw. pseudoanonymisiert. Die Analyse erfolgte als inhaltlich strukturierte Inhaltsanalyse mit den sieben Phasen nach (Kuckartz und Rädiker 2022). Diese werden im Folgenden anhand der Abbildung 9 auf den eigentlichen Analyseprozess transferiert.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Ablauf der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse in sieben Phasen (ebd., S. 132)
Phase 1: Initiierende Textarbeit
In der eigentlichen Textarbeit wurden die Transkripte systematisch durchgearbeitet, besonders bedeutsam Textpassagen markiert, Memos und Kurzbezeichnungen geschrieben und Case Summarys in Anlehnung an die Forschungsfragen erstellt. Es stand hier im Vordergrund, das alles Relevante und Auffällige festgehalten wird, um die analytische Sichtweise zu schärfen (ebd., S.118-119).
Phase 2: Hauptkategorien entwickeln
Die zweite Phase galt der inhaltlichen Strukturierung mit dem Erstellen von Haupt- und Subkategorien. Aus den drei Forschungsfragen und den Transkripten wurden zunächst die inhaltlich leitenden Themenbereiche abgebildet. Diese waren die vier Kategorien Definition, GK, Rettungsfachpersonal und Herausforderungen. Im Anschluss erfolgte mit dem ersten Fokusgruppeninterview ein Probedurchlauf.
Phase 3: Daten mit Hauptkategorien entwickeln
Danach wurde mit dem Text gearbeitet und die weiteren Kategorien aus dem Text herausgearbeitet. Dafür wurde der erste Codierprozess so gestaltet, dass das gesamte Interviewmaterial sequentiell durchgearbeitet wurde. Bei jedem Satz stand im Sinne der Hermeneutik im Vordergrund, welche Kategorie angesprochen wird. Wenige unbedeutende inhaltliche Ausschweifungen und Nebengespräche wurden im Codierprozess nicht berücksichtigt. Hingegen gab es mehrfach die Notwendigkeit, dass ein Satz zeitgleich in mehrere Kategorien bzw. daraus resultierende Subkategorien eingeteilt wurde.
Phase 4: Induktive Subkategorien bilden
In der vierten Phase erfolgt eine weitere Ausdifferenzierung anhand thematischer Kategorien. Um möglichst nah an den Formulierungen zu bleiben, wurden die Fokusgruppeninterviews nacheinander betrachtet und sich Zeit genommen, um die eigentlichen situativen Sichtweisen zu verstehen. Da die qualitative Inhaltsanalyse im Zeitraum Ende August bis Anfang September 2023 durchgeführt wurde, bestand noch die Nähe und Vertrautheit zu den Daten. Hilfreich war hierbei, dass die Transkripte ausgedruckt vorlagen und mit Memos und Notizen aus der Phase 1 versehen waren. Aus diesen wurden neue Subkategorien gebildet. Hierbei ist aufgefallen, dass die zunächst gebildeten Hauptkategorien nicht ausreichend waren und weitere Hauptkategorien benötigt wurden. Zu den Hauptkategorien Definition, GK, Rettungsfachpersonal und Herausforderungen wurden die Kategorien Leitstelle, Krankenkassen und Kassenärztlicher Notdienst hinzugefügt.
Phase 5: Daten mit Subkategorien codieren
Nach der Dimensionalisierung wurde ein zweiter Codierprozess durchgeführt, bei dem die ausgeführten Kategorien den bisher codierten Textstellen der Hauptkategorien zugeordnet werden. Hier wird das gesamte Material ein zweites Mal codiert. An dieser Stelle fiel auf, dass einige Umformulierungen der Haupt- und Subkategorien notwendig wurden. Auf den Zwischenschritt der Erstellung von thematischen Summarys wurde an dieser Stelle verzichtet.
Phase 6: Einfache und komplexe Analyse
Im vorletzten Schritt und an den zweiten Codierprozess anknüpfend, wurden komplexe kategorienbasierte Analysen durchgeführt und eine Ergebnispräsentation mit MAXQDA entlang der Hauptkategorien GK, Definition des Bagatelleinsatzes, Leitstelle, Rettungsdienstpersonal und Herausforderungen visuell vorbereitet. In Anlehnung an die drei Forschungsfragen sind so insgesamt fünf Mind-Maps zur übersichtlichen Darstellung der thematischen Schwerpunkte der Fokusgruppeninterviews erstellt worden. Hierzu wird ein Analyseplan benutzt. Dabei werden entlang der Hauptkategorien, zwischen den Subkategorien einer Hauptgruppe und der Analyse von paarweisen Zusammenhängen Beziehungen zueinander ergründet und belegt.
Phase 7: Ergebnisse verschriftlichen
Im Ergebnisteil werden die kategorienbasierten Analysen grafisch und in der logischen Reihenfolge der Forschungsfragen aus dem Kapitel 1.2 aufgegriffen. Dabei werden die inhaltlichen Ergebnisse dargestellt und die einzelnen Punkte näher mit Zitaten erläutert und mit den Memos sowie einzelnen Satzbausteinen zusammengeführt (ebd., S. 132–156).
Abschließend soll an dieser Stelle zusammengefasst werden, dass zu dem qualitativen Methodenteil, insbesondere das Studiendesign, die Entwicklung des Interviewleitfadens, die Auswahl der Studienteilnehmer:innen, die eigentliche Datenerhebung, die Gütekriterien und die Datenanalyse hergeleitet und argumentativ dargelegt wurden.
In den vorherigen Kapiteln wurde der Ansatz der Fokusgruppeninterviews transparent beschrieben sowie anhand wissenschaftlicher Kriterien dargelegt. Das folgende Unterkapitel dient dazu, die methodische Ableitung der zentralen Aussagen zu begründen. Dieser Schritt ist essentiell, um die beiden methodischen Ansätze im Mixed-Methods-Studiendesign effektiv und nachvollziehbar miteinander zu verzahnen. Das Forschungsziel im nächsten Abschnitt stellt die Überprüfung des Definitionsansatzes der Interviewteilnehmenden in der Praxis dar. Dafür wurden vordergründig die zentralen und bedeutsamsten Erkenntnisse aus den Fokusgruppeninterviews in Anlehnung an die zu beantworteten Forschungsfragen aus dem Codesystem von MAXQDA gezogen. Hierbei galt es ein Gleichgewicht zwischen Aussagekraft und einem bearbeitbaren Mehraufwand im insgesamt 7-wöchigen Testzeitraum für die Besatzungen auf den Rettungsmitteln zu erstellen.
In einer Tabelle wurden deduktiv anhand der MAXQDA Hauptkriterien zwölf Aussagen abgeleitet und ein Bezug zu den Äußerungen aus den jeweiligen Interviews bewiesen und dargestellt. Die zentralen Themen sind (1) Alarmierungsgrund, (2) Hauptsymptom, (3) Lebensgefahr, (4) fachliche Einschätzung, (5) lebensrettende Maßnahmen, (6) technische Ausstattung eines RTW, (7) Sprachbarriere, (8) mangelnde GK, (9) Pflegeproblem, (10) sozial-/psychiatrische Erkrankung, (11) Meldebild entsprach Alarmierung und (12) Einsatz war nicht indiziert. Diese zwölf Aussagen wurden als Pflichtfelder an die digitale Einsatzdokumentation angehangen. Die Tabellen, die einen Zusammenhang zwischen den Aussagen, den Interviews und den Forschungsfragen herstellen, befinden sich im Anhang K auf der Seite 139, bzw. detailliert im Kapitel 11.2 auf den Seiten 143 bis 145.
Um die drei Forschungsfragen begründet und argumentativ überprüft zu beantworten, wurde sich als zweiter Forschungsansatz innerhalb des Mixed-Methods-Ansatz für die Überprüfung von Rettungsdienstprotokollen entschieden. Die quantitative Auswertung dieser Einsatzprotokolle erfolgt aus zwei Blickwinkeln. Das Vorgehen wird im folgenden Kapitel 3.4.1 erklärt.
Das Sample befindet sich in Absprache im Anhang L auf den Seiten 140 bis 141.
Die quantitative Datenerhebung erfolgt mittels digital gespeicherten Rettungsdienstprotokollen mit der Software „Pulsation“ der Firma „pulsation IT GmbH“ aus Berlin. Unter „Dynamische Felder“ eines jeden Einsatzprotokolls werden die aus den Fokusgruppeninterviews gewonnenen Aussagen aufgeführt. Zu Beginn ist ein 3-tägiger Testzeitraum eingeplant und die zwölf abgeleiteten Aussagen dazu am Vormittag des ersten Tages als Pflichtfeld einprogrammiert worden. Von diesem Zeitpunkt an musste zu jedem Einsatz eines RTW, eines NEF und eines KTW die zusätzliche Einschätzung vorgenommen werden. Bei den hier genannten KTW-Einsätzen gab es die Besonderheit, dass aufgrund eines Mangels an NFS an vereinzelten Tagen ein RTW mit zwei RS besetzt und daher als KTW disponiert wurde. Die restlichen KTW-Einsätze sind nicht Bestandteil der Studie.
Die eigentliche Datenerhebung erfolgte als Vollerhebung in einem 7-wöchigen Untersuchungszeitraum im Herbst 2023. In dem beschriebenen Zeitraum der Datenerhebung werden die Rettungsdiensteinsätze im gesamten Stadtgebiet gesammelt und analysiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob die RTW Besatzungen von der Feuerwehr, einer der am RD beteiligten Hilfsorganisationen oder von privaten Firmen gestellt werden. Im Vorfeld sind die Kolleg:innen, wie bereits im Kapitel 3.2.4 beschrieben, während der zwölf Einzeltermine gebeten worden, die Aussagen im Anhang der Rettungsdienstprotokolle vertrauenswürdig und zuverlässig zu beantworten. Diese zwölf Aussagen müssen ausgefüllt werden, da sich der Einsatz ansonsten nicht abschließen und auf den zentralen Datenserver hochladen lässt. Als Erhebungsverfahren wurde sich für die Likert-Skala entschieden. Von den Besatzungen wird jede Aussage mit einer 6-stufigen Likert-Skala eingeschätzt und dadurch die jeweilige Merkmalsausprägung zu jedem Einsatz definiert. Gleichzeitig soll die Akquieszenz identifiziert und kontrolliert werden. Die Skala ist daher so konstruiert, dass die Hälfte der Items in positiver und die andere Hälfte in eine negative Richtung formuliert sind. Es bildet sich somit jeweils eine Aussage und ihr Gegenteil ab. Zudem kann bei einem Ausdruck von Satisficing die Tendenz zur Mitte einer Antwortskala sein. Um diese Tendenz und das weniger gründliche Beantworten auszublenden, wird keine Mittelkategorie bei der Datenerhebung angeboten (Bogner und Landrock 2015, S. 2–4). Zur Auswahl stehen die drei zustimmenden Möglichkeiten “Stimme voll und ganz zu“, „Stimme zu“ und „Stimme eher zu“. Eine ablehnende Haltung zur Aussage lässt sich mit den Antwortoptionen „Stimme eher nicht zu“, Stimme nicht zu“ und „Stimme ganz und gar nicht zu“ abbilden. Aufgrund der Besonderheiten im RD und nach Rücksprache mit dem ÄLRD wurde das Feld „Keine Aussage möglich“ eingefügt, da insbesondere bei bewusstlosen oder schwerverletzten PAT nicht immer eine eindeutige Einschätzung vorgenommen werden kann. Gleichzeitig wird so versucht, dem Response-Bias entgegen zu wirken. Klassische Fehleinsätze, wie Abbestellungen durch die Leitstelle, Bereitstellung Feuerwehreinsatz und Situationen, wo keine PAT vorgefunden wurde, werden in der Datenerhebung separat ausgewiesen. Da die Beantwortung in dem Einsatzprotokoll erfolgt, kann es nicht zu Verwechslungen kommen. Während der Zeit erfolgt eine intensive Betreuung und Aufklärung des Projektes durch den Autor, indem alle Rettungswachen regelmäßig angefahren werden und der Kontakt zu den Kolleg:innen gesucht wird, um die Relevanz und Bedeutung der Studie hervorzuheben und zuverlässige Rückmeldungen zu generieren.
Die eigentliche Datenbeschaffung der Einsatzprotokolle war bereits zu Beginn der Studie abgesprochen und stellte aufgrund der digitalen Dokumentation mit dem Programm „Pulsation“ sowie der dazugehörigen Bearbeitungs- und Auswertesoftware keine Herausforderung dar. Die eigentliche Kategorieneinteilung ergibt sich aus den zu beantwortenden Feldern in der digitalen Dokumentation der Einsätze und der bereits dargelegten Aussagen. Die Ausgabe der Daten erfolgte im Excel-Format. Die Aufbereitung der quantitativen Daten war eine besonderes Hindernis. Die Angaben in den Spalten der abgeleiteten Aussagen passten inhaltlich zum Einsatz und zu den allgemeinen Angaben, sie wurden jedoch nicht thematisch untereinander geordnet dargestellt. Daher musste mittels JavaScipt die Darstellung der Daten neu sortiert werden, um eine strukturierte Datenanalyse zu ermöglichen. Dabei wurden die Daten auf fehlerhafte Eingaben und Vollständigkeit geprüft.
Nachdem das Sample und die Datenerhebung beschrieben wurden, soll nun auf die allgemein gültigen Gütekriterien der quantitativen Forschung, angelehnt an diese Studie, erläutert werden. Hiermit soll eine fehlerfreie Datenerhebung und eine angemessene Interpretation der Ergebnisse ermöglicht werden.
Die allgemeine quantitative Forschung ist grundsätzlich explanativ, deskriptiv und deduktiv ausgerichtet, um Hypothesen, Theorien, Quantifizierungen und Verallgemeinerungen zu überprüfen. Die eigentlichen Stärken sind somit die Objektivität, die Nachvollziehbarkeit, die Vergleichbarkeit und die Glaubwürdigkeit von Studien und deren Ergebnissen. Da auch in dieser Studie eine Generalisierbarkeit und Prognostizierbarkeit der Ergebnisse ermöglicht werden soll, sind mehrere Gütekriterien zu berücksichtigen (Boßow-Thies und Krol 2022, S. 13–14). Dabei werden nachfolgend die Objektivität, die Reliabilität und die Validität als Gütekriterien der Messung und die externe und interne Validität beschrieben.
Objektivität
Die Studie ist an sich der Interpretationsobjektivität ausgesetzt, da dies eine Abschlussarbeit darstellt und als Einzelleistung angesehen wird. Daher wird sich im Nachgang darauf konzentriert, die Daten sachlich und präzise darzulegen. Anders ist die Durchführungsobjektivität zu sehen, da durch die standardisierten Rettungsdienstprotokolle und die abgeleiteten Aussagen alle Befragten identisch formulierte Aussagen erhalten. Einzig der Ort der Dokumentation, die allgemeinen Angaben und die Einschätzung der abgeleiteten Aussagen sind nicht beeinflussbar. Im Rahmen der Auswertungsobjektivität, sprich die intersubjektive Nachvollziehbarkeit, wird besonderen Wert gelegt und da die Daten für die Aufbereitung in Excel modifiziert wurden. Fehlende Daten werden später separat ausgewiesen und weisen unterschiedlichste Gründe aus dem Alltag auf (Baur und Blasius 2019, S. 489–492).
Reliabilität
Die Reliabilität einer Studie bezieht sich auf ihre Konsistenz und die Fähigkeit, reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, was in diesem Zusammenhang berücksichtigt wurde. Während des Verlaufs der Studie kann sich die Qualität der Untersuchung verändern, was zu Messdifferenzen und potenziellen Verzerrungen der Ergebnisse führen kann. Daher wurde ein Testzeitraum eingeführt, um die Fragestellungen zu überprüfen und Anpassungen vorzunehmen. Die Datenauswertung erfolgte mithilfe von Excel. Um Mess- und Auswertefehler zu minimieren, wurden in einer Tabelle Gegenberechnungen durchgeführt und dokumentiert. Diese Gegenberechnungen wurden von einer externen Fachkraft im Bereich des Studienfachs durchgeführt (Döring und Bortz 2016, S. 346). Gleichzeitig war es wichtig, die Stabilität und Verlässlichkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, sodass bei mehreren Messungen unter identischen Bedingungen dieselben Resultate erzielt wurden. Die eigentlichen Messungen wurden automatisch in Excel durchgeführt. Zur umfassenden Definition wurden zudem Daten aus der qualitativen Methode mit denen der quantitativen Methode abgeglichen (Haring 2019, S. 111).
Interne Validität
Die interne Validität betrifft die Präzision und Verlässlichkeit der Schlussfolgerungen, die aus den gesammelten Daten gezogen werden, speziell im Kontext der Forschungsfrage. In der Auswertung von Einsatzprotokollen im RD einer Großstadt sind Aspekte wie Datenkonsistenz, Repräsentativität der Stichprobe und die Kontrolle von Störfaktoren von grundlegender Bedeutung. Zudem spielt die Gültigkeit der Interpretation eine wichtige Rolle.
Externe Validität
Die externe Validität bezieht sich darauf, ob die Ergebnisse auf andere Zeitabschnitte übertragen werden können, um Rückschlüsse auf ein ganzes Jahr zu ermöglichen. Dies ist insbesondere bedeutend bei der Einführung zusätzlicher Versorgungsstrukturen in der prähospitalen Notfallversorgung einer Großstadt in NRW. Ursprünglich war geplant, den Untersuchungszeitraum auf 28 Tage zu beschränken. In Absprache wurde dieser Zeitraum jedoch auf 49 Tage erweitert, Dadurch konnten sämtliche zeitlichen Möglichkeiten einer Masterarbeit mit einer Querschnittsstudie im Mixed-Methods-Design optimal genutzt werden (vgl. Döring und Bortz, 2016, S. 95).
Diese Gütekriterien, implementiert und diskutiert im Kontext dieser Studie, stellen sicher, dass die erhobenen Daten akkurat sind und die Interpretation der Ergebnisse angemessen erfolgt. Im nachfolgenden Unterkapitel wird die eigentliche Datenanalyse beschrieben und die Auswertung vorgenommen.
Nach Abschluss der Datenerhebung und der -aufbereitung stand in dieser Studie die Datenanalyse der multivarianten Merkmalsverteilungen mittels deskriptivstatistischen Verfahren an. Alle eingeschlossenen Fälle wurden hinsichtlich der Definition der Bagatelleinsätze und zur charakteristischen Eigenschaft dieser im Kontext des RD untersucht. Mit Hilfe der Deskriptivstatistik werden die Daten analysiert und grafisch dargestellt, um im Anschluss die Forschungsfragen beantworten zu können. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 6.584 Einsätze bzw. Datensätze mit jeweils 35 Angaben erfasst, um die Theoriebildung voranzubringen. Diese Stichprobenbeschreibung soll Hinweise zu einem erstmaligen Definitionsansatz liefern und sich der Thematik der Bagatelleinsätze im RD annähern. Zudem soll die charakteristische Inanspruchnahme der Einsätze von der Alarmierung bis zur Versorgung und dem Transport ausgewertet werden. Darüber hinaus werden die quantitativen Daten auf die indizierten bzw. nicht indizierten Einsätze hin überprüft. Hierbei werden die Ergebnisse aus der Excel-Tabelle übernommen, in Textform beschrieben und grafisch dargestellt (Döring und Bortz 2016, S. 612–614). Im Anschluss werden die Zusammenhänge analysiert und bewertet. Die gesamte Studie unterliegt den obligaten ethischen und datenschutzrechtlichen Standards, die im folgenden Kapitel dargelegt werden.
Nach der vorangegangenen Darlegung der methodischen Untersuchung soll nun auf die ethischen und datenschutzrechtlichen Standards in der Forschung eingegangen werden, die sich auf beide Anteile der Datenerhebung beziehen.
Ethische Standards
Auch wenn ein ethisch verantwortungsvoller Umgang mit den Untersuchungspersonen und dem gesammelten Datenmaterial selbstverständlich erscheint, so gilt es transparent und fehlerfrei darzulegen sowie das eigene Vorgehen im Vorfeld zu planen und zu reflektieren. In Anlehnung an den Ethikkodex Pflegeforschung wurde diese Abschlussarbeit durchgeführt und eine ethische Beratung in der ersten Abstimmung mit der Erstbetreuerin vorgenommen (Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. 2016). Insbesondere die Bereiche Freiwilligkeit und informierte Einwilligung, der Schutz vor Beeinträchtigung und Schädigung sowie die Anonymisierung und Vertraulichkeit der Daten gilt es gesondert darzulegen. Auch der Schutz der Menschenwürde, der Menschenrechte, der Persönlichkeitsrechte und der Integrität der Untersuchungspersonen werden besonders geachtet. Alle Untersuchungsteilnehmenden haben sich freiwillig an der qualitativen Studie beteiligt. Zuvor wurden sie über die Studie persönlich und per E-Mail aufgeklärt und es wurde vorab ihre schriftliche Einwilligungserklärung eingeholt (siehe Anhang I auf den Seiten 123 bis 124) . Hierfür wurden jeweils zwei Vorlagen der Fliedner Fachhochschule verwendet und in Absprache mit der Erstbetreuerin auf die Belange der Studie angeglichen. Dabei sind die Ethikrichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie berücksichtigt worden. Auch wenn es sich hierbei um eine „No Risk Research“ handelt, sind alle Teilnehmenden umfangreich über das Forschungsprojekt, das eigentliche Ziel, den Ablauf eines Fokusgruppeninterviews und über den Umgang mit den Daten aufgeklärt worden. Ergänzend wurde vorab dargelegt, was mit den Ergebnissen geschehen soll. Die eigentliche Einwilligungserklärung der Proband:innen enthielt den Titel, die Namen der verantwortlichen Personen und eine Erklärung darüber, dass ausreichend Zeit bestand, sich vorab über das Projekt zu informieren und freiwillig teilzunehmen. Die Einwilligung kann ohne Angaben von Gründen zu jeder Zeit zurückgezogen werden. Eine Kopie wurde ausgehändigt. Zwischen dem Forschenden und den TN bestand zu keinem Zeitpunkt ein Abhängigkeitsverhältnis. Eine Aufwandsentschädigung wurde nicht gezahlt. Aufgrund der Einhaltung aller beschriebenen Tatsachen wurde in Absprache mit der Erstbetreuerin auf ein Votum einer Ethik-Kommission verzichtet. Dies war aus zeitlichen Gründe nicht möglich, zudem wurden ausschließlich Expert:innen, die nicht als vulnerable Gruppe anzusehen sind, befragt. Die quantitativen Daten wurden anonym in eine Excel-Tabelle übertragen.
Datenschutz
Für die Datenerhebung und den Umgang mit den Daten wurden die Regeln der EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO, Verordnung (EU)2016/679) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) berücksichtigt. Vor Beginn der Audioaufzeichnung wurde mittels Briefing erklärt, wie mit den Tonbandaufnahmen umgegangen und der Schutz der Privatsphäre gewährleistet wird. Der Studienleiter war neben den sechs TN der Einzige, der bei den Interviews zugegen war und sich im Nachgang die Interviews noch einmal angehört hat. Nach Abschluss der Transkription sind alle Tonbandaufnahmen auf beiden Aufnahmegeräten umgehend gelöscht worden. Um die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte der Studienteilnehmenden zu wahren, wurden die Rohdaten erneut gesichtet und alle persönlichen Daten anonymisiert bzw. durch den Studiengangsleiter und Autor pseudoanonymisiert. Die Rohdaten und die Liste zur Pseudoanonymisierung sind auf einem passwortgesicherten USB-Stick gespeichert, der sich wiederum in einem Sicherheitsschrank der Klasse I nach EN 1143-1 befindet. Nach Abschluss der Bewertung werden diese Rohdaten vollständig gelöscht (Döring und Bortz 2016, S. 123–125). Im quantitativen Forschungsteil wurden ausschließlich Daten zu den Einsätzen erhoben, die keine direkten Rückschlüsse auf Personen, vulnerable Gruppen oder Kulturkreise zulassen. Es wurden dazu keine Notrufe abgehört oder Daten von den PAT bzw. den Besatzungen erhoben oder ausgewertet. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, ausschließlich die tatsächlich notwendigen Daten zur Beantwortung der Forschungsfragen zu erheben.
In Kapitel 4.1 werden die Ergebnisse aus der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker berichtet. In diesem Unterkapitel wird ein narrativer Stil verwendet und die Ergebnisse anhand der Kategorien aus dem Codiersystem deskriptiv dargelegt. Die Tabelle mit den fünf Haupt- und weiteren Unterkategorien befindet sich im Anhang J auf den Seiten 125 - 138.
Im nachfolgenden Kapitel werden die Ergebnisse aus den drei qualitativen Fokusgruppeninterviews im Sinne einer konstruktivistischen Bewertung und anhand des abgeleiteten Kategorienschemas aus MAXQDA analysiert und strukturiert dargestellt. Die Oberkategorien lauten „Definitionen“, „mangelnde GK als gesellschaftliche Veränderung“, „die Leitstelle“, „das Rettungsfachpersonal“ und „Herausforderungen“. Siehe dazu Anhang K auf der Seite 139.
Nachdem beim theoretischen Hintergrund im Kapitel 2.4 bereits gezeigt werden konnte, dass es keine einheitliche Definition zu dem Begriff Bagatelleinsatz im Kontext des RD gibt, soll versucht werden, diese Forschungslücke hiermit zu schließen. Anhand des Interviewleitfadens ist ersichtlich, dass ein Schwerpunkt der Fokusgruppeninterviews auf der Beantwortung der ersten Forschungsfrage liegt und gleichzeitig im MAXQDA die erste Kategorie darstellt. Daher sollen diese Ergebnisse primär den klassischen Notfalleinsatz definitorisch noch einmal zusammenfassen und im Anschluss mit der eigentlichen Definition abgeglichen werden. Darüber hinaus wird eine Abgrenzung zu Einsätzen ohne erkennbare Notwendigkeit erstellt, die im weiteren als Bagatelleinsätze bezeichnet werden.
Die Expert:innen aus den Fokusgruppeninterviews sind sich interviewübergreifend einig, was unter einem Notfall bzw. Notfalleinsatz zu verstehen ist. Auf die Frage, was die Expert:innen darunter verstehen, wird im ersten Interview deutlich hervorgehoben, dass es um eine lebensbedrohliche Situation geht. Konkret wird dazu genannt: „Es ist ein Notfall, wenn Leib und Leben bedroht sind“ (B1, #00:36:11-0#). Oder aber: „Wenn wir nicht kommen, schafft er es nicht“ (B2, #00:36:18-0#). In der weiteren Diskussion wird ergänzt: „Oder er hat körperliche Schäden. Er muss nicht versterben“ (B1, #00:36:18-4#). Ein RS pflichtet dem bei und gibt darauf als Antwort: „Ja. Körperliche Schäden, wie ein Schlaganfall, reichen auch. Du hast Recht“ (B3, #00:36:18-4#). Im dritten Interview geht es in Anlehnung des Interviewleitfadens ebenfalls um die definitorische Abgrenzung. Ein RS äußert im dritten Interview seine Gedanken dazu und verweist auf die Begriffsdefinition im RettG NRW: „Aber das Rettungsdienstgesetz NRW hat das eigentlich sehr klar definiert, wer ein/e Notfallpatient:in ist. Und wenn du diese Definition nicht erfüllst, dann bist du kein/e Notfallpatient:in. Da steht drin, Lebensgefahr, rapide Verschlechterung des Zustandes, Gefährdung, dass irgendwelche Funktionen hinter nicht mehr so beibehalten sind. So kannst du das daraus lesen. Das ist etwas für den RD, alles andere nicht“ (B7, #01:06:41-4#). In einer Gruppendiskussion und im regen Austausch ergänzt der LD thematisch folgendes:
Der PAT, der das Wissen eines NFS zum Einschätzen oder auch zur Versorgung, und die Gerätschaften, also das medizinische Equipment, was wir auf einem RTW mit uns führen, benötigt, ist für mich der Notfall. […] Aber für mich liegt die Grenze da, wo ich das fachliche Wissen des NFS benötige (B11, #01:19:57-3#).
Insofern haben die Interviewteilnehmenden dargestellt, dass ein Notfall vorliegt, wenn akute Lebensgefahr besteht oder mögliche Folgeschäden aus einer Situation die Gesundheit der PAT bedrohen und die fachliche Einschätzung der NFS notwendig ist. Anhand der ersten Forschungsfrage und in Abgrenzung zu einer Notfallsituation soll beantwortet werden, was unter einem Bagatelleinsatz im Kontext des RD zu verstehen ist. Der NFS und Praxisanleiter im ersten Interview sieht dies folgendermaßen:
Für mich ist ein Bagatelleinsatz ein Einsatz, bei dem der NFS nicht tätig wird. Er verabreicht keine Medikamente und braucht nicht zu therapieren. Das ist zum Beispiel der Fall, bei einer Erkältung, einer Grippe oder bei jemandem, der seit zwei Wochen Rückenschmerzen hat, weil er sich auf der Arbeit verhoben hat. Er schafft das noch einen Tag länger. Er schafft das auch 15 Tage, statt 14 Tage. Es betrifft alles, was die Leute selbst erledigen könnten. Diejenigen, die nicht mehr gehfähig sind, könnte man mit dem KTW transportieren (B1, #00:31:08-4#).
An dieser Stelle folgt bereits ein Hinweis, was die NFS bei einem Bagatelleinsatz nicht tun. Der Interviewteilnehmer B6 sieht das ähnlich und äußert sich wie folgt: „Ja, es geht in die Richtung, was Ben gesagt hat. Es ist dann der Fall, wenn der NFS weder mit der fachlichen Expertise, seiner Einschätzung, noch handwerklich tätig werden muss“ (#00:40:41-3#). Somit stellt sich zunehmend ein Bild von einem Bagatelleinsatz in Abgrenzung zu einem Notfalleinsatz dar. Als Reaktion auf diese Sichtweise stimmt B5 indirekt zu und ergänzt: „Man könnte sagen, dass es ein Einsatz ist, bei dem kein Material und kein Wissen gebraucht werden“ (#00:40:41-5#). Im zweiten Interview stellt ein Teilnehmer erstmalig hervor, dass das reine Verständnis eines Bagatelleinsatzes nichts mit dem Transport der PAT zu tun hat. Konkret sagt er dazu: „Es geht nicht immer primär um den Transport bei den Bagatelleinsätzen, sondern auch darum, dass das Krankheitsbild das überhaupt nicht hergibt, dass man den in eine Notaufnahme bringt.“ (B14, #01:14:54-2#). Der Teilnehmer verdeutlicht somit, dass die fachliche Einschätzung und Anamneseerhebung vor Ort ausreichen, damit ein Einsatz nicht als Bagatelleinsatz gesehen werden kann. Auch im dritten Interview lässt sich die Tendenz aus dem zweiten Interview wiederfinden und es sticht ein entscheidender Punkt hervor: „Eine Bagatelle ist eine Bagatelle, wenn wir uns sicher sind, dass wir das Notfalltechnische, was wir präklinisch feststellen können, auch ausgeschlossen haben“ (B10, #02:14:05-9#). Hierbei gibt der Befragte einen entscheidenden Hinweis dafür, dass pauschal keine Antwort darauf gegeben werden kann, ob es ein Bagatelleinsatz ist oder nicht – zu diffizil sei die jeweilige Situation. Ein Zwischenfazit verdeutlicht den Anspruch an eine allgemeingültige Definition: „Eine ganz allgemeine Definition wird man nicht hinkriegen“ (B16, #00:59:37-9#). Dennoch ist es der Anspruch an die Thematik, sich dieser Forschungslücke zu nähern, Eigenschaften von Bagatelleinsätzen zu erforschen und im quantitativen Teil dieser Masterarbeit auf Plausibilität zu prüfen. Mit Hilfe von weiteren Meldebildern soll ein Verständnis für Bagatelleinsätze geschaffen werden. Vielfach wird folgendes genannt: „Für einen Notsanitäter ist ein betrunkener Jugendlicher eine Unterfordern“ (B18, #01:01:51-5#). Mehrere Konversationen legen den Schwerpunkt auf Alkoholintoxikation, was vielfach als Meldebild aufgeführt wird. Die Expert:innen sind sich einig, dass viele PAT mit einer reinen Alkoholintoxikation als Bagatelle zu sehen sind. Ein weiteres Beispiel beschreiben die einzigartigen Meldebilder und Situationen, zu denen der RD alarmiert wird: „Wir hatten bei uns in der Gruppe eine ganze Zeit lang diese abfotografierten Meldebilder, zum Beispiel Sekundenkleber-Tube am Finger festgeklebt. Das ist eindeutig eine Bagatelle. Die wollte nachts um 3:00 Uhr basteln. Das sind Geschichten, aber so war das Meldebild, Sekundenkleber-Tube an Finger festgeklebt“ (B4, #01:02:40-7#). Solche Meldebilder lassen sich schwer statistisch erfassen, machen aber nach Aussage der TN subjektiv einen nicht unerheblichen Anteil der Einsätze im RD aus.
Im dritten Interview liegt der inhaltlich passende Schwerpunkt bei einer einfachen Extremitätenfraktur. Dieses Meldebild zählt gleichfalls zu den häufigeren Meldebildern. Dazu wird erwähnt: „Ja, aber sobald es an das Reponieren geht, weil der Arm komplett durch ist, verstehe ich, dass da ein NFS hinsollte. Aber solange der einfach nur schmerzfrei gehalten, in eine schmerzfreie Lage verpackt werden soll. Etwas anderes mache ich mit denen auch nicht, solange er mir nicht sagt, ich habe einen NRS von sechs. Und alles, was da drunter ist, würde ich als Bagatelle sehen“ (B11, #01:22:43-2#). In Anlehnung an das erste Interview und die Aussagen von NFS und Praxisanleiter B1 soll der zeitliche Aspekt erneut aufgegriffen werden, da er bedeutend in der objektiven Wahrnehmung von Symptomen sein könnte. So ist ein direkter Zusammenhang zwischen Bagatelleinsätzen und Symptomdauer zu erkennen: „Wenn ich dieselbe Symptomatik seit zwei, drei Tagen habe, dann ist das für mich ein Bagatelleinsatz“ (B13, #00:49:00-2#). Daraufhin ergänzt B18: „Oder wenn sie anrufen und sagen, die Kopfschmerzen sind ganz schlimm. Die habe ich schon seit drei Tagen" (#00:50:36-3#). Nach einem intensiven Austausch innerhalb der Fokusgruppe um die Notwendigkeit und die Symptome wird versucht, den Zeitraum der Symptomdauer näher zu konkretisieren, um die Notwendigkeit einer invasiven Therapie greifbar zu machen: „Der Bagatelleinsatz ist ein Einsatz, bei dem ich keine für mich explizite Maßnahmen, die mich gegenüber dem Laien abheben, treffen muss. Und Probleme, die länger als sechs Stunden bestehen“ (B12, #01:11:01-0#). Es wird somit deutlich, dass sich Symptome und Krankheitsbilder mit einer gewissen Symptomdauer herauskristallisieren, zu denen eine Aussage in Abhängigkeit von der Dringlichkeit des medizinischen Intervenierens eines NFSs bzw. einer NFS getroffen werden kann. Der LD und NFS B9 fasst die Interviews zusammen und bringt die zentralen Aspekte auf den Punkt:
Bagatelleinsätze oder Patienten, die unter den Bereich Bagatelle fallen, denen fehlt die absolut dringliche Behandlungswürdigkeit ihres Krankheitsbildes in einem Krankenhaus, welcher ohne Aufschub zu gewähren ist. […] es muss in dem Moment eine Gefahr für Leib und Leben oder für die Aufrechterhaltung des eigentlichen Patientenzustandes bestehen. Wenn das nicht gegeben ist, dann ist das eine Bagatelle. [...] Oder sein Zustand hat sich danach so schwerwiegend weiterentwickelt, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist. […] Das heißt nicht, dass diesen Menschen nicht das Gesundheitswesen und kein Krankenhaus zusteht. Aber der RD steht ihnen nicht zu (#01:05:19-0#).
Somit kann an dieser Stelle zusammenfassend dargelegt werden, dass ein Notfall bzw. Notfalleinsatz sich eindeutig aus den allgemein gültigen Definitionen des RettG NRW und aus dem eigentlichen Verständnis des RD ergeben. Wenn Leib und Leben zeitkritisch bedroht sind, es sich somit um eine akute und lebensbedrohliche Situation handelt oder Folgeschäden ohne notfallmedizinisches Eingreifen zu erwarten sind, ist der Einsatz als Notfalleinsatz einzuordnen. Die spezifische Abgrenzung zum Notfalleinsatz soll in diesem Kontext der Bagatelleinsatz darstellen. Aus den Interviews geht hervor, dass eine eindeutige und für alle Einsatzsituationen pauschal zutreffende Definition aufgrund der hohen Tragweite im ersten qualitativen Ansatz eine große Herausforderung darstellt. Dennoch zeichnet sich eine deutliche Tendenz bei fehlender Lebensgefahr, fehlender Notwendigkeit einer fachlichen Einschätzung durch einen NFS oder einer NFS und bei fehlender Dringlichkeit bei der Durchführung der invasiven und lebensrettenden Maßnahmen der NFS ab. Zudem wird der zeitliche Faktor in den Interviews kritisch abgewogen und eine zeitliche Grenze von sechs Stunden genannt.
Als zweite Kategorie entstand über alle Fokusgruppeninterviews hinweg der Schwerpunkt mangelnde GK. Im Kapitel 2.2 wurde bereits dargelegt, was unter GK zu verstehen ist, und die thematische Bedeutung hervorgehoben. Es mehrten sich die Angaben zu dem Punkt der Übernahme von Verantwortung. Hierunter wird die reduzierte Verantwortung für das eigene Handeln zusammengefasst. Im Anschluss folgt der soziale Status, bei dem als thematischer Schwerpunkt einzig die Sprachproblematik bei einem Notruf herausgearbeitet wird. Danach werden eine veränderte Anspruchshaltung und das Gefühl, ausgenutzt, thematisiert und mit Zitaten beschrieben. Im Anschluss folgen die mangelnden Kenntnisse im Gesundheitswesen.
Reduzierte Verantwortung für das eigene Handeln
Vielfach wird in den Interviews davon berichtet und mit Beispielen untermauert, dass es das gesellschaftliche Problem gibt, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und Gefahren zuverlässig einzuschätzen. Gleichzeitig ist genau das die eigentliche Aufgabe. In einer potentiellen Überforderungssituation soll die Bevölkerung den richtigen Ansprechpartner bzw. die richtige Ansprechpartnerin im Gesundheitssystem finden. Häufig landen solche Anrufe über den Notruf 112 in der Leitstelle. So wird im zweiten Interview berichtet: „Ja, das ist definitiv ein Problem. [...] Ein 17-Jähriger hatte Bauchschmerzen. Wir kommen da hin. Das ist ein gut situiertes Einfamilienhaus. [...] Ich komme herein und sehe den Sohn auf der Couch sitzen, während er mit seinem Handy spielt. ‚Warum sind wir hier?‘ ‚Der hat seit zwei Stunden Bauchschmerzen‘“ (B17, #00:32:40-9#). Im ersten Interview wird von solchen Fällen ebenso berichtet und geschlussfolgert:
Es ist ein Problem, dass die Leute keine Verantwortung für sich selbst mehr übernehmen. [...] Einige davon bekommen Kinder und rufen an, weil das Kind seit sechs Stunden schreit. Dann fährst du mit dem RTW und Blaulicht dorthin und fragst: ‚Haben Sie Ihr Kind gefüttert? Wann haben Sie es das letzte Mal gefüttert?‘ ‚Das ist sechs oder acht Stunden her.‘ ‚Versuchen Sie es damit.‘ Sie können keine Verantwortung für sich übernehmen und müssen Verantwortung für ein Kind übernehmen (B2, #00:19:22-3#).
Auf eine inhaltliche Nachfrage wird erwidert: „Wir hatten es schon, dass die Leute hilflos sind und keine Verantwortung übernehmen wollen. Auf der anderen Seite sollen sie ihre Symptome zuverlässig einschätzen können und sagen, ob das lebensbedrohlich ist [...] Dann fragen sie wahrscheinlich noch Google, oder?“ (I, #00:25:18-6#). Daraufhin kommen die Antworten: „Das ist das Allerschlimmste“ (B3, #00:25:18-6#) und „Googeln ist immer gut. Entweder nix oder bald verstorben“ (B5, #00:25:18-6#). Hieraus ergeht eine Diskrepanz zwischen dem subjektiven Hilfebedürfnis und der tatsächlichen Notwendigkeit des Eingreifens des RD. Nach diesen Erzählungen bringt der RS B14 es auf den Punkt: „Ja, aber das ist nicht nur beim RD, sondern bei allen Dingen so. Keiner möchte mehr Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen, und gibt gerne alles ab, sei es die Erziehung der Kinder oder die körperliche Gesundheit. Es ist immer jemand anderes dafür verantwortlich außer man selbst“ (#00:23:53-5#). Daher liegt der Wunsch der Interviewteilnehmenden nahe: „Aufklärung der Bevölkerung ist ein wesentlicher Bestandteil, der uns allen die Arbeit deutlich erleichtern würde. Den Kollegen in der Leitstelle und uns auf der Straße“ (B3, #00:25:18-6#). An dieser Stelle soll ebenso nach den Gründen gesucht werden, warum die Anrufenden Probleme mit der Verantwortung haben könnten. Unter anderem wird genannt, dass die Erziehung fehlt: „Als ich mir als Kind einmal meine Hand gebrochen [...] hatte, hat mein Vater mich ins Krankenhaus in die Notaufnahme gefahren. Heutzutage stürzt das Kind und schürft sich das Knie auf, und die Eltern denken, ihr Kind sei in Gefahr, und rufen den RD“ (B14, #00:24:35-4#). Einen weiteren Grund können Angehörige darstellen: „Dass die Leute keine Eigenverantwortung mehr übernehmen und nicht nachdenken wollen. […] Was ich im RD auch sehr, sehr ärgerlich finde, ist, wenn der PAT gar keinen RTW will, aber die Angehörigen. Die können es nicht verantworten, weil er schon seit einer Woche Durchfall und drei Kilo abgenommen hat. Der muss ins Krankenhaus“. Als weiteres Beispiel kann angeführt werden: „Die schwangere Tochter, der die Fruchtblase geplatzt ist, die der Ehemann ins Krankenhaus fahren wollte, hat Schmerzen. ‚Das kann ich nicht verantworten‘“ (B13, #00:31:29-9#). Als dritten Grund lässt sich das Personal, das mit der Erziehung oder Pflege beauftragt wird, herausstellen: „In einem Kindergarten ist ein Kind sitzend vom Stuhl gefallen. Da sind wir mit dem RTW hingefahren, weil die Erzieherin gesagt hat: ‚Uns wurde gesagt, wir müssen den RD rufen‘“ (B17, #00:34:26-4#). Ein ähnliches Phänomen lässt sich in Alten- und Pflegeheimen beobachten. In den drei Fokusgruppeninterviews wird vermehrt von einfachen Stürzen als Alarmierungsursache berichtet: „Bei denen ist es ganz oft so. Die kriegen das auch selbst mit, dass nichts ist. Die Heimleitung sagt, es muss in Krankenhaus gefahren werden zur Kontrolle. Gerade beim Demenzpatienten kann alles passieren. Wenn der stürzt, hat er eine Einblutung. Die sagen, schicke einen Krankenwagen“ (B18, #01:11:23-0#). Somit kann geschlussfolgert werden, dass die Gründe der Verantwortungslosigkeit tiefgründig sind: „Das eigentliche Problem anzugehen, der Bevölkerung wieder Verantwortung dafür beizubringen, wird zehn oder zwanzig Jahre dauern“ (B11, #01:27:24-4#). Daher bedarf es kurzfristig Ansätze, um diesem Phänomen entgegenzuwirken: „[...] man merkt, dass viele Einsätze daraus resultieren, dass irgendwer die Verantwortung an irgendwen abgeben möchte. Der Anrufer an die Leitstelle, und dementsprechend muss die Leitstelle uns dann schicken“ (B12 #00:09:45-2#). Der NFS pointiert die Lage wie folgt: „Mittlerweile ist die 112 und die 110 das Heilmittel für verschiedene Institutionen, Hausarztpraxen und hier niedergelassene Ärzte. Wir sind das Komfort-Taxi für deren Patienten“ (B15, #00:28:32-8#).
Anspruchshaltung
Alle Interviewteilnehmenden waren sich einig, dass das Anspruchsdenken der Bevölkerung gegenüber dem RD gestiegen ist. So heißt es auf die erste Frage aus dem Interviewleitfaden dazu, wie sich der RD in den vergangenen Jahren entwickelt hat: „Der Anspruch wird höher“ (B5, #00:03:50-3#) und darauf folgt die Zustimmung „Genau. Das Anspruchsdenken der Leute ist höher" (B2, #00:03:50-3#). Der NFS B5 fasst dies von zwei Seiten betrachtet zusammen: „Das Anspruchsdenken auch, aber der Anspruch an den NFS ist auch höher als früher. Früher hieß es nur: ‚Steigen Sie bitte ein und dann fahren wir los.‘ Heute ist es mit dem medizinischen Fortschritt anders“ (B5, #00:04:20-4#). Dies wird nochmal verdeutlicht: „Die Ärzte erwarten von uns qualifizierte Übergaben. Die Ärzte und Pfleger erwarten von uns, dass wir qualifizierte Vorarbeit nach Schemen geleistet haben. Es wird gezielt bei gewissen Krankheitsbildern nach Informationen gefragt, [...] Es ist nicht mehr dieser Punkt: "Oh mein Gott, ihr habt Medikamente gegeben. Wie könnt ihr nur?" (B15, #00:05:24-7#). Der NFS führt weiter aus:
Früher haben die Leute sich tausendmal entschuldigt, wenn sie den RTW gerufen haben, [...]. Man musste die Leute erst einmal beruhigen: "Es war völlig gerechtfertigt, dass Sie uns gerufen haben. [...] Heute wird man mit einer Selbstverständlichkeit empfangen so nach dem Motto: "Da steht die Tasche. Könnten Sie die bitte schon einmal hinuntertragen? Ich komme gleich nach“ (ebd.).
Dazu passt das Beispiel des RS B8. Er berichtet von einer Situation, in der er mit einem NFS und dem RTW vor Ort war und zu hören bekam: „Da stehen die Koffer und ich möchte nur gefahren werden. Und ich bin in Behandlung bei dem [...] Professor. Und ich möchte dahin“ (B8 #00:31:53-9#). Neben dem eigentlichen Zuspruch bei dem gestiegenen Anspruchsdenken seitens der Bevölkerung lässt sich die Frage aufwerfen, in welche Richtung das erhöhte Anspruchsdenken abzielt. „Die haben einen viel höheren Anspruch an uns, was wir können, leisten und tun müssen. Aber auch den Anspruch, dass wir ihren gebrochenen Zehennagel versorgen und ein fahrendes Krankenhaus oder fahrende Allgemeinmediziner sind“ (B11, #00:19:41-5#). Es wird deutlich, dass die Anspruchshaltung an den RD gestiegen ist und zugleich aufgrund der verhältnismäßig neuen Ausbildung zum/r NFS ebenfalls versucht wird, eine neue Behandlungsqualität an die PAT weiterzutragen. Auf der anderen Seite ist unklar, ob die PAT dies vermehrt benötigen. Als Begründung, warum bei Einsätzen ohne objektiv erkennbarem Grund der RD gerufen wurde, wird angegeben: „[...] zum Hausarzt habe man keine Lust, er ist im Urlaub, ging nicht, man konnte sich keinen Ersatz suchen oder es ist wieder Mittwochnachmittag“ (B16, #00:51:07-0#). Zugleich warten Beschwerdebilder auf die Kolleg:innen, „die schon mehrere Tage oder Wochen anhalten. Bei denen man allein von der Schilderung des PAT, ohne dass man irgendwelche Werte erhoben hat, darauf schließen kann [...]. Wie ist das mit einer Rücksprache mit dem Hausarzt?“ (B8, #01:03:05-1#). Als weiteres Beispiel wird angeführt, dass auch bei absolut offensichtlich unnötigen Meldebildern der RD um Hilfe gebeten wird: „Es war ein Zigarettenfilter im Ohr. Wo ist die medizinische Indikation für einen RTW, zu einem 16-jährigen Mädchen zu fahren, das auf der Couch sitzt und einen Zigarettenfilter im Ohr hat? [...] Ich habe nicht gefragt warum, weil ich glaube, dass die Antwort enttäuscht“ (B5, #00:19:22-3#). Zugleich scheuen sich die PAT nicht, mit den NFS zu diskutieren und deren fachliche Meinung in Frage zu stellen:
Gerade bei der Geschichte mit Transportpflicht oder dem Zu-Hause-lassen merkt man, wie routiniert der Kollege ist. [...] Dann gibt es die Leute, die eher unsicher sind und lieber transportieren. Oder aber Leute, die sagen: ‚Ich habe keinen Bock, den mitzunehmen, weil das im Prinzip nichts für das Krankenhaus ist.‘ Der PAT sieht das aber selber anders. Da gibt es die Leute, die eine Riesendiskussion mit den PAT anfangen, wo es einfacher ist, den dann doch einfach einzupacken, um dieser Diskussion aus dem Weg zu gehen und den ins Krankenhaus zu fahren (B8, #00:30:14-1#).
Zudem denken viele, „dass der RD kommt, die Wunderpille gibt, und dann ist alles gut. [...] Die zerreden das so lange, bis du nachgibst [...] Die haben für sich selbst eine sehr große Erwartungshaltung an ihre Gesundheit, [...]“ (B18 #00:26:02-2#). Auch an dieser Stelle soll kurz zusammengefasst werden, dass eine Entwicklung im Anspruchsdenken an den RD allgemein und den NFS im Speziellen sichtbar wird. Während der RD offensichtlich Aufgaben übernimmt, wofür er nicht gedacht ist, so ist zugleich die Erwartungshaltung an die NFS, eine notfallmedizinische Behandlung inkl. Gabe von Medikamenten eigenverantwortlich vorzunehmen.
Ausnutzen von Dienstleistern
Neben dem erhöhten Anspruchsdenken an den RD liegt es nahe, dass sich die Dienstleister von der Bevölkerung ausgenutzt fühlen. Daher gibt es eine thematische Überschneidung zwischen einem erhöhtem Anspruchsdenken und dem Ausnutzen von Dienstleistern. So wird in dem ersten Interview berichtet, das die Angehörigen von Pflegebedürftigen anrufen und sagen: „Ich habe keine Lust auf meinen Papa. Er soll in das Krankenhaus für vier oder fünf Tage. Da soll er bewacht werden. Da habe ich wenigstens fünf Tage Ruhe. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich meinen Vater so abschieben würde“ (B2, #00:20:18-2#).
Eine ähnliche Situation, die dieses Ausnutzen verdeutlicht, muss der Kollege von der Leitstelle erleben: „Als ich bei dem Typen in XX war, wo der Vater geblutet hat, habe ich gefragt: ‚Warum fahren Sie den Vater nicht selbst?‘ „Komm einmal mit. Schau mal, das ist ein ganz neuer Mercedes mit Ledersitzen.‘ Da hast du so eine Antwort“ (B18, #00:32:53-9#).
Zudem hält sich offensichtlich nach wie vor das Gerücht, wenn eine Person mit dem RTW in ein Krankenhaus transportiert wird, dass diese dann schneller vom Arzt bzw. der Ärztin untersucht wird: „Oder sie sagen klipp und klar, dass sie fünf Wochen auf einen MRT-Termin warten müssen und lieber in das Krankenhaus gehen. Da bekomme ich einen Termin. Das ist die falsche Annahme. Wie oft bekommst du die Aussage: ‚Mit Ihnen komme ich schneller dran.‘ Sie wissen das nicht“ (B2, #00:17:27-9#). So wird von einem Genrationsproblem berichtet: „Vor allem die jüngere Generation ist da ganz weit vorne. Wenn lau, dann ja. [...] Das ist günstiger als jedes Taxi, denn es zahlt die Krankenkasse. Und witzigerweise gesunden Leute plötzlich, sobald man die über eine Kostenübernahme eines RTW-Transports aufklärt“ (B10, #00:38:44-3#). Als weiteres Beispiel soll an dieser Stelle eine Dame genannt werden, die sich bei dem kassenärztlichen Notdienst telefonisch vorstellte und Optimierungsdarf äußerte: „Die Dame mit ihrem chronischen Drehschwindel wollte nur etwas gegen Übelkeit haben und der kassenärztliche Notdienst hat gesagt, sie solle den RD rufen. Wir sind hingefahren. Die Dame wollte nicht ins Krankenhaus, sondern nur etwas gegen Übelkeit haben“ (B16 #01:01:46-8#). Es ist offensichtlich, dass solche Situationen nicht spurlos an den Besatzungen der RTW vorbei gehen. Der RS führt dazu aus: „Bei Schul- und Sportverletzungen bin ich generell genervt. Du fährst zum Fußballplatz. Da ist wieder F-Jugend Fußball. Dann hängen da 500 Eltern auf den Tribünen und 2.000 Auto stehen davor, weil jeder mit seinem eigenen gekommen ist. Dann hast du da einen Typen: ‚Ja, es geht um mich.‘ Warum? Mit so etwas ist man früher mit dem Auto gefahren“ (B15, #01:07:06-1#). Als weitere Situation, bei der sich die Besatzung ausgenutzt gefühlt hat, soll eine Verlegung in ein Krankenhaus dargestellt werden. Bei der Alarmierung hieß es, dass der RTW ein EKG und einen Perfusor mitbringen soll:
Du nimmst es mit, kommst in das Patientenzimmer herein. Da ist nichts dran. Da ist kein Monitor und kein Perfusor. Du fragst: „Wo ist die Perfusorspritze? Ich hätte ihm einen Perfusorsonde fertig gemacht.“ „Nein, er hat nichts.“ „Wann habt ihr es abgenommen?“ „Das ist schon seit drei Tagen ab.“ Dann fragst du oben nach. Da wird explizit gesagt, dass es mit Perfusor ist. Da ist die Frage, warum“ (B1, #00:52:24-3#).
Jetzt könnte davon ausgegangen werden, dass dies ein Einzelfall sei. Dem sei jedoch nicht so: „Das haben wir häufig. Sie fordern immer mit Monitor an und sie haben nichts“ (B5, #00:52:24-3#). Im weiteren Verlauf kommt zur Sprache, dass die Anzahl an Verlegungen zwischen den Krankenhäusern bereits jetzt zugenommen hat: „Fahr einmal Wache XX. Weißt du, wie viele Verlegungsfahrten du da machst? Da bist du ein Verlegungstaxi“ (B4, #00:52:24-3#). Eine konkrete Antwort auf die Frage lässt sich aus den Interviews nicht ableiten. In die gleiche emotionale Richtung geht die Aussage vom NFS B1: „Wenn du schon achtmal bei Unsinn warst, und dann veralbert dich um 23:00 Uhr noch eine Fachrichtung, also eine Klinik, die weiß, wie es läuft. Irgendwann hört es auf“ (#00:52:24-3#). Aus einem erhöhten Anspruchsdenken sowie dem subjektiven Gefühl, gerade bewusst ausgenutzt zu werden und der Situation aus verschiedenen Gründen hilflos gegenüber zu stehen, verändert sich die Gefühlslage bei den Besatzungen auf den RTW.
Mangelnde Kenntnisse
Ein wesentlicher Punkt in allen Interviews ist die mangelnde Kenntnis der Bevölkerung. „Ein Pfeiler des Bagatelleinsatzes ist der Anrufer. Die Leute wissen nicht, was ein hausärztlicher Notdienst ist, was ein Hausnotruf ist und, womit ich zum Hausarzt gehe. Das wissen sie nicht“ (B5, #00:16:52-9#). Gleichwohl wird davon berichtet, „[...] ,dass sie einen RTW wollen, und zwar am besten mit einem Arzt. [...]. Das ist die Unwissenheit. [...] Sie wollen meistens einen Arzt haben und zu Hause bleiben. Arzt, zu Hause, Spritze und dann ist es wieder gut. Das ist häufig so“ (B6, #00:20:49-9#). Diese Aussage kann bekräftigt werden: „Da bekommst du fast immer zu hören: ‚Geben Sie mir eine Tablette oder eine Spritze und fahren Sie dann wieder‘ (B3, #00:21:38-9#). Auch scheint in den letzten Jahren vermehrt Wissen nicht weitergegeben worden oder verloren gegangen zu sein. Es überrascht, in dem ersten Interview zu hören: „Viele denken, dass sie mit dem PKW nicht in das Krankenhaus fahren dürfen“ (B6, #01:07:31-9#) oder „Es hat eine Mutter angerufen, weil ihr 16-jähriger Sohn seit morgens Übelkeit und Durchfall hatte. Welcher normale Mensch hat das nicht einmal gehabt? Sie hat gesagt: ‚Ich würde damit zum Hausarzt gehen. Er hat aber geschlossen.‘ Was ist damit, zu einem Vertretungsarzt zu gehen?“ (B1, #00:28:58-6#). Darauf folgte die Antwort: „Er hat keinen Termin frei. Ich sage: ‚Was ist mit Hausmittelchen?‘“ (B1, #00:28:58-8#).
In der Runde wird dazu klar Stellung bezogen: „Das ist das Problem. Du kannst dem Kind den RTW nicht verweigern, weil die Eltern dumm sind“ (B3, #00:47:00-1#). In dem Zusammenhang wird auf die Begrifflichkeit verwiesen: „Sage nicht dumm, sage unwissend“ (B5, #01:00:27-3#). An diesem Punkt lässt sich eine hoch emotionale Diskussion zwischen den Interviewteilnehmenden erkennen, da auf der einen Seite die RTW mit Sonder- und Wegerechte (SoSi) zu den PAT ausrücken, allerdings dann vor Ort eine hausärztliche Beratung durchführen.
Sozialer Status
Der soziale Status ist ein brisantes Thema und spielt in den Fokusgruppen eine hohe Priorität, sodass an dieser Stelle nicht darauf verzichtet werden kann. Das Ziel ist hierbei, Felder zu identifizieren und Lösungswege zu entwickeln. Bedeutend ist in dem Zusammenhang eine sprachliche Barriere, auf die sich an dieser Stelle beschränkt wird. So wird konstatiert: „Die Sprachbarriere existiert seit 20 Jahren im RD. Da hat sich nicht viel verschlimmert. Wir haben mehr dazubekommen von denen, die uns nicht verstehen, aber wie schon gesagt, die leben 10, 20, 30 Jahre hier und reden kein Wort Deutsch“ (B15, #00:29:34-4#). Das Thema Kommunikation nimmt an Bedeutung zu, da es augenscheinlich vermehrt zu Sprachproblemen kommt: „Die Sprachbarriere häuft sich. Die Menschen sprechen Russisch und Ukrainisch“ (B2, #00:49:53-8#). Das hat zur Folge, dass die LD ein Hilfeersuchen über den Notruf 112 erhalten, sich aber nicht eindeutig mit dem Gegenüber verständigen können. Das Ergebnis daraus lässt sich direkt ableiten: „Das ist schwierig. Sie sprechen kein Englisch. Dann schickst du lieber einen RTW mit Blaulicht hin“ (B6, #00:49:53-8#). Der NFS B2, der gelegentlich in der Leitstelle aushilft, stimmt dem zu: „Wenn sie Englisch sprechen, sprechen sie meistens so schlecht Englisch, dass du es nicht verstehst. Dann machst du es eher so, dass wir erstmal jemanden hinschicken“ (#00:52:24-3#). Im dritten Interview stellt die sprachliche Barriere zwischen dem Hilfeersuchen und dem LD ebenfalls eine relevante Hürde dar. Aus Leitstellensicht wird das erste Interview wie folgt ergänzt:
Sprachproblem gibt es auf jeden Fall. Ich glaube, wir schicken bei Sprachproblemen in 99 Prozent der Fälle einen hin, weil wir es nicht ausschließen können. [...] Das Problem mit den ‚Bubbeln‘ ist, wenn die da drin leben und kein Deutsch können. [...] Und dann musst du jemanden schicken (B11, #00:54:54-5#).
Diese Thematik ist bereits im ersten Fokusgruppeninterview hoch aktuell, daher soll sie weiter vertieft werden. Der Autor und Moderator des Interviews fragt dazu nach: „Würdet ihr sagen, dass es Tendenzen gibt, was Bagatelleinsätze angeht, in Kombination mit dem sozialen Status?“ (I, #01:03:35-6#). Darauf wird geantwortet: „Es geht um Status und Bildungsniveau, was fast immer einhergeht.“ (B1, #01:05:15-6#).
Es entsteht eine angeregte Diskussion mit dem Einwand: „Können wir das an der Bildung festmachen, obwohl der RD nicht Teil der Bildung ist? Auf welcher Schule bekommt man das beigebracht?“ (B5, #01:05:15-6#). Neben einer Zustimmung zu diesem Einwand konkretisiert B1 folgende Aussage und mutmaßt: „Sie haben den Führerschein gemacht. Vielleicht haben die Leute aus den niedrigeren Bildungsschichten kein Geld für den Führerschein. Sie haben keinen Erste-Hilfe-Kurs“ (B1, #01:05:15-6#). Der soziale Status, mit einer reinen Beschränkung auf die Sprachbarriere, stellt an dieser Stelle zusammenfassend für die LD eine große Herausforderung dar. Ein Hilfeersuchen mit einer erheblichen Sprachbarriere über die Notrufleitung 112 sollte schnell und professionell abgearbeitet werden, ohne wertvolle Zeit bei einem lebensbedrohlichen Notfall zu verlieren. Die Aussage der LD, dass sie bei einer erheblichen Sprachbarriere zur Vorsicht einen RTW mit SoSi alarmieren, lässt die Hypothese zu, dass die Sprachbarriere ein Trigger für Bagatelleinsätze sein könnte.
In diesem Kapitel wird die Kategorie Leitstelle mit den Unterkategorien Verhalten der Anrufer und der LD als weitere Unterkategorie betrachtet.
Verhalten der Anrufer
In allen drei Fokusgruppeninterviews kam heraus, dass die Alten- und Pflegeheime auf der einen Seite eine bedeutsame Rolle im Versorgungssystem einnehmen, zugleich aber auch für eine nicht unerhebliche Anzahl an Bagatelleinsätzen verantwortlich sein könnten. So wird im ersten Interview herausgestellt: „In jedem Pflegeheim rufen sie die 112 an. Ich kenne kaum welche, die gesagt haben, dass sie erstmal den KTW angerufen haben“ (B5, #00:16:21-8#). Der Interviewteilnehmer B6, der die Leitstelle im ersten Interview vertritt, stimmt dem inhaltlich zu: „Es ist so, dass sie bei uns anrufen und sagen: ‚Ich bin alleine hier und kann nicht auf alle aufpassen. Er braucht eine Überwachung.‘ Wenn das nicht geht, schicken wir bei solchen Sachen, wie angehender Sepsis, einen RTW dorthin“ (#01:42:13-7#). Der NFS B2 ergänzt darauf: „Es ist so bei der Kurzzeitpflege, dass die Pfleger abends oft alleine sind. Sobald sie eine kleine Symptomatik haben, machen die Pfleger vor Ort sich Sorgen. Sie denken sich, dass sie nicht alle zehn Minuten hineingehen können und sehen, ob es ihm gut geht“ (#01:42:13-7#). In dem Zusammenhang wird interviewübergreifend ergänzt: „Das sind richtige Klassiker: ‚Ich kenne ihn nicht oder Schichtwechsel. Ich bin gerade erst neu gekommen. Ich weiß nicht, was mit dem PAT ist‘“ (B8, #02:29:13-5#). Daraufhin konkretisiert der LD und NFS B9: „Da muss man die Ausbildung der Pflegerinnen hinterfragen“ (#02:28:43-6#). Es wird deutlich, dass eine hohe Unzufriedenheit bei den Interviewteilnehmenden herrscht, als es um das Thema der Erwartungshaltung der Alten- und Pflegekräfte an den RD geht. An dieser Stelle soll bereits auf die Ergebnisse der quantitativen Analyse verwiesen werden, da dieser offensichtlichen Problematik weiter nachgegangen wird. Auch im privaten Umfeld scheinen pflegebedürftige PAT eine gewisse Rolle für Bagatelleinsätze einzunehmen. So wird im ersten Interview das Beispiel angebracht: „Was ein häufiger Bagatelleinsatz ist, ist, wenn das ein Pflegeproblem ist. Es ist ein Pflegeproblem, statt eines medizinischen Problems“ (B5, #00:52:24-3#).
Auf Nachfrage, wie oft dies tatsächlich ist, konkretisiert B5: „Es sind keine Angehörigen da. Der PAT ist allein zu Hause, kommt Zuhause nicht zurecht und kommt nicht aus dem Bett. Seine Vitalzeichen sind stabil, aber man muss einmal zur Toilette gehen oder etwas essen“ (#00:52:24-4#). Daraufhin wird eine Situation geschildert, die ebenfalls für Aufsehen sorgt: „An Feiertagen kommt das häufig vor, und zwar um Weihnachten herum, wenn die Leute sie abschieben wollen“ (B4, #00:52:24-3#). Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, welche Erwartungshaltung die Anrufer an den Rettungsdient haben, so der Moderator: „Habt ihr es in der Leitstelle häufiger, dass private Anrufer, die medizinisch nicht vorbelastet sind, genau wissen, was sie haben wollen und sagen: ‚Lieber Feuerwehrmann, schicke mir einen RTW*? Seid ihr mit dieser Erwartungshaltung konfrontiert?“ Diese Nachfrage war direkt an B6 gerichtet, der im ersten Interview die Leitstelle vertritt. Er antwortet auf die Frage mit: „Ja, sie sagen immer, dass sie einen RTW wollen, und zwar am besten mit einem Arzt. Sie sagen meistens, dass sie einen Arzt haben wollen. Das ist die Unwissenheit. [...] Sie wollen meistens einen Arzt haben und zu Hause bleiben. Arzt, zu Hause, Spritze und dann ist es wieder gut. Das ist häufig so“ (#00:20:49-9#). Als zusätzliches Beispiel der Notrufeingänge soll eine Aussage exemplarisch herausgestellt werden. So führt der NFS B5 weitere Meldebilder an: „Ich habe ein paar Beispiele aus den Freitexten, die ich mir abfotografiere. Angstzustände nach Grippostad-C-Einnahme. Kind, vier Jahre, lässt sich nicht beruhigen, Eltern überfordert, Obdachloser im Bikini“ (#01:58:38-6#). Hierbei kann resümiert werden, dass es eine Vielzahl von Hilfeersuchen über die 112 gibt, die auf den ersten Blick nicht dem RD zugeordnet werden. Dennoch fährt zu diesen Meldebildern ein RTW hin und schaut sich den Sachverhalt jeweils an. Zugleich wird ein weiteres Problemfeld von einem der Teilnehmenden eröffnet, wo er aus der Sicht eines PAT berichtet. Er erzählt von einer Situation, in der er sich „hundselend“ gefühlt hat und von Fieber geplagt war. Zu dem Zeitpunkt konnte er weder stehen, liegen noch schlafen: „Da habe ich den kassenärztlichen Notdienst angerufen, weil es abends war und alle Hausärzte geschlossen hatten. Ich habe eine Stunde in dieser Warteschleife gehangen, und dann sagt der mir nach einem zweiminütigen Gespräch, es wäre wohl eine Grippe und ich solle mich ins Bett legen. Da müsse er nicht vorbeikommen“ (B15, #01:03:55-8#). Ein Hausarzt verordnete am nächsten Tag ein Antibiotikum. Auf den Einwand eines Teilnehmers „Für mich ist das eine Bagatelle“ (B14, #01:03:57-5#), erwidert der Betroffene „Ja, aber jeder andere hätte wahrscheinlich den RTW gerufen, wenn er den kassenärztlichen Notdienst nicht erreicht hätte. [...] Wir sind immer erreichbar. Wir sind auch sofort erreichbar. Da sitzt du nicht 60 Minuten oder länger in dieser Warteschleife, die dir auch noch suggeriert: ‚Wenn es ein Notfall ist, rufen Sie die 112.‘ Jetzt definiere für einen Laien einmal einen Notfall“ (B15, #01:04:22-9#). Dieses Beispiel soll an dieser Stelle die Sichtweise von PAT darstellen, die in einer Situation Schmerzen und Fieber haben und trotz langer Wartezeit beim kassenärztlichen Notdienst keine Hilfe erhalten.
Leitstellendisponent:innen
In diesem Unterpunkt wird die Sichtweise der LD dargestellt und die alleinige Qualifikation als RS thematisiert. Die Disponent:innen nehmen einen Notruf entgegen, fassen das Meldebild in kurze Stichworte zusammen und müssen sich dann für ein Einsatzstichwort entscheiden. Diese Stichwörter sind vom ÄLRD im Vorfeld festgelegt worden. Hinter jedem dieser Stichwörter befindet sich ein Einsatzmittel, wie ein RTW oder NEF. Dazu führt der LD und NFS B6 aus:
Wir haben festgelegte Meldebilder. Die Meldung auf dem Pager "Atmung akut zunehmend" haben wir nicht neu hineingeschrieben. Das sind festgelegte Blöcke. Das finden wir oben alle nicht gut. Am liebsten hätten wir "unklar internistisch", "unklar neurologisch, chirurgisch", et cetera. Dann hast du fünf oder sechs feste Meldebilder. Den Rest schreibst du in Freitext hinein oder machst es über Funk. Es ist so, dass du irgendein Meldebild suchst, bis du das passende gefunden hast. Da steht dann "akut zunehmend" darauf, obwohl es vielleicht nicht akut zunehmend ist, sondern nur Luftnot. Du willst trotzdem R11 daraus machen. Das System oben ist wie ein Spiel (#00:11:14-5#).
Auf die Anmerkung von B5 „Da kommst du nicht mehr heraus“ (#00:12:29-8#), ergänzt B6 „Ich kann es herunterstufen. Viele machen das. Es ist eine Grauzone. Ein anderer sagt: ‚Nein, wenn das ein R11 ist, schicke ich lieber einen R11 vor.‘ Das ist das Problem“ (00:12:30-5#). Dieser Einblick in den Ablauf verdeutlicht die Herausforderungen der LD, sich an die Vorgaben zu halten, aber zugleich die anspruchsvollen Meldebilder passend zu bearbeiten. Es scheint eine Diskrepanz zwischen den Wünschen der LD und der angedachten technischen Unterstützung vorzuliegen. So bringt der NFS B1 die Problematik anhand eines konkreten Beispiels aus einer Schulung auf den Punkt: „Das hatten wir in der RDF, […] Da haben sie die strukturierte Notrufabfrage gemacht. Bei ‚Schmerzen stark‘ ist das automatisch ein R11. Da kommt ein NEF mit“ (#00:12:46-7#). Nach einer kurzen Diskussion ergänzt B1: „Genau. Das ist ein Vorschlag, aber der schlägt das direkt vor. Dann klickt er ‚seit mehreren Tagen‘ an und dann ändert sich das nicht. Auch, wenn es nur ein Vorschlag ist, aber für mich persönlich ist die Auffassung, wenn jemand anruft und sagt, er hat seit mehreren Tagen starke Schmerzen“ (#00:13:05-1#). Es stellt sich entsprechend eine Diskrepanz zwischen der strukturierten Notrufabfrage und dem Wunsch der LD dar. Wenn die technische Unterstützung der strukturierten Notrufabfrage zu der Entscheidung gelangt, ein höherwertiges Rettungsmittel, in dem Fall das NEF, mitzuschicken und der LD dies anders sieht, ergibt sich eine Unsicherheit. Es gibt LD, die von diesem Hinweis abweichen und die NÄ nicht mitschicken. Dabei befinden sie sich in einer Grauzone. Andere LD halten sich an den Hinweis und schicken pauschal alle vorgeschlagenen Rettungsmittel. Eine verpflichtende Nutzung der strukturierten Notrufabfrage steht kurz bevor. Gleichzeitig wird aufgrund von Personalmangel die rettungsdienstliche Mindestqualifikation in der Leitstelle vom NFS auf RS gesenkt: „Die Frage war in den letzten Jahren, wie wir mehr Personal da oben hineinbekommen. Was machen sie? Sie schrauben die Qualifikation herunter. [...] Du musst nicht zwingend NFS sein. [...] Ich finde, das sind die entscheidenden Dinge“ (B6, #01:15:15-3#). Dementsprechend wird das Thema in den Interviews mehrfach diskutiert. So gibt der LD zu bedenken:
Du merkst sofort, wenn du oben jemanden sitzen hast, der lange als NFS gefahren ist. Er stellt sich die Situation vor Ort, im Wohnzimmer, vor. [...] Das ist für jemanden, der, ganz wertfrei, nur Sanitäter ist und nur zwei Jahre, zweimal im Monat, gefahren ist, schwieriger. Die haben keine Chance, dass die Qualität immer gleich ist, [...]. Du brauchst Feingefühl und Vorstellungskraft. [...] Das ist der Hintergrund, aber das geht nach hinten los (B6 #00:14:18-8#).
Zugleich besteht der Wunsch seitens der Leitstelle, präferiert mit NFS in der Leitstelle zusammenzuarbeiten: „Die Leitstelle lebt zu 98 Prozent wirklich von der Erfahrung. Ich bin jetzt nicht dagegen, aber wenn die RS jetzt B3 machen, finde ich das persönlich doof, weil ich lieber einen NFS da oben sitzen habe, der mehr Erfahrung hat“ (B18, #01:20:00-2#). So kommt der NFS einer Hilfsorganisation zu dem Schluss: „Ich habe vor fünf Jahren, meinem Bruder den Satz gesagt, dass da oben die besten sitzen müssen und nicht die, die gerade Zeit haben“ (B5, #01:13:52-0#). Um dem stetigen Anspruchsdenken gewappnet zu sein, wünscht sich die Leitstelle daher: „Wir müssten uns verbessern. Wir müssen besser ausgebildet und geschult werden“ (B6, #01:58:22-8#). Dieser Wunsch wird umso verständlicher, wenn von rechtlichen und persönlichen Unsicherheiten gesprochen wird. Dementsprechend heißt es: „Dann hast du Disponenten, die schicken einen und sich nicht angreifbar machen“ (B18, #00:55:22-1#). So wird von sogenannten „Frequent Usern“ gesprochen, die regelmäßig den Notruf wählen, da das Leitstellensystem die Telefonnummern speichert und die LD sehen, wie oft mit dieser Telefonnummer bereits angerufen wurde. Daraus entsteht die Einstellung: „Es gibt viele andere Kollegen, die völlig zu Recht sagen, dass sie einen RTW hinschicken, obwohl sie wissen, dass es nicht nötig ist. Einer geht schwarz und weiß vor und ein anderer bewegt sich in einer Grauzone. Die Grauzone ist gefährlich“ (B2, #00:09:48-5#). Aufgrund dieser unterschiedlichen Qualifikationen und Herangehensweisen erscheint es logisch, dass sich vermehrt Anrufer:innen beschweren und drohen, ‚Ich zeige Sie an‘. „Weißt du, was mich immer ärgert, wenn ich so etwas habe? [...] Diese Mehrarbeit nervt mich. Dann schicke ich lieber etwas und muss die Mehrarbeit nicht machen“ (B18, #01:30:44-1). Die dargestellten Ergebnisse rechtfertigen daher den Wunsch nach mehr Rückendeckung hinsichtlich der Entscheidungen, die von den Kolleg:innen getroffen werden. Früher wurden Anrufe häufiger gefiltert und PAT gesagt, dass sie keinen Transport mit dem RTW benötigen. Aus den Beschwerden, berechtigt oder nicht, lässt sich an dieser Stelle nicht objektiv ableiten, ob sich Einstellungen geändert haben. „[...] wenn jemand anruft und sagt, er möchte jemanden haben, dann bekommt er auch jemanden. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Disponenten nicht abfragen und differenzieren oder filtern können, sondern auch, dass da jemand hinter stehen muss und unseren Disponenten vertrauen. Die lehnen nur jemanden ab, wenn sie sich zu 100 Prozent sicher sind, dass das nichts ist. Sobald da nur ein Prozent Wahrscheinlichkeit besteht, dass da irgendwas sein könnte, schicken die jemanden. Aber es gibt die Anrufe, wo man schon weiß, dass das nichts ist. [...] Die Anspruchshaltung der Bevölkerung ist gestiegen“ (B11, #00:19:41-5#). Als Zwischenfazit kann an dieser Stelle betont werden, dass die Unterkategorien reduzierte Verantwortung für das eigene Handeln und ein erhöhtes Anspruchsdenken bei mangelndem Wissen seitens der Meldenden einen großen Einfluss auf die LD haben.
Nachdem in den vorherigen Kapitel die mangelnde GK der Bevölkerung und deren Einfluss auf die Handlungsweisen und Gefühlslagen der LD transferiert werden konnte, stehen nun die NFS und RS im Mittelpunkt der Betrachtung.
Notfallsanitäter:innen
In der Versorgung durch die NFS zeigen sich zum Teil erhebliche Unterschiede. Die unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen bei den invasiven Maßnahmen und der Medikamentengabe stellen im folgenden Unterabschnitt den Schwerpunkt der dringlichen Intervention der NFS dar. Die erste Frage des Autors und Moderators an die RS lautete: „Ihr habt den Riesenvorteil, dass ihr immer mit anderen NotSans, anderen Transportführern fahrt, [...] Wie seht ihr das mit dieser Transportpflicht, Behandlungspflicht?“ (I, #00:24:19-1#). Eine erste Antwort darauf stellt direkt zu Beginn des Interviews die emotionale Bandbreite des Themas dar, dass es große Unterschiede bei den NFS gibt und sie teilweise schon aus ungeklärten Gründen gereizt zum Dienst erscheinen. Besonders irritierend wird es, wenn: „[…] derjenige, mit dem du dahinfährst, schon auf dem Weg dorthin sagt, dass der nicht transportiert wird“ (B7, #00:26:16-7#). Zudem weist er ergänzend auf die Problematik mit dem Transport ohne medizinischen Grund hin: „Und auf der anderen Seite hast du dann wiederum Kollegen, wo du weißt, der wird den definitiv mitnehmen, auch wenn der gar nichts hat. Hauptsache, der hat ein reines Gewissen“ (ebd). Mit diesem Einstieg in das Interview werden die Brisanz und die Aktualität der Thematik deutlich. Im zweiten Interview folgt die nächste interessante Frage eines NFSs: „Hand aufs Herz, wie oft habt ihr denn schon Medikamente gegeben auf das Jahr gesehen? Wenn es hochkommt, ist das bei mir zehn Mal, wenn überhaupt“ (B16, #00:18:19-6#). Die darauffolgenden Antworten sind ebenfalls ernüchternd: „Minimal. Ich gebe sehr, sehr selten Medikamente“ (B13, #00:18:25-9#). Der Fragesteller erläutert daraufhin: „Ich gebe wirklich sehr, sehr selten Medikamente“ (B16, #00:18:27-7#). Diese Stellungnahmen irritieren und werfen seitens eines RSs die Frage auf: „Warum machst du denn die Kompetenzen nicht? Weil der das nicht verdient hat, weil es Nasenbluten ist, weil er nur ein Taxi will, oder weil es ein Notfall war, aber ein NÄ dabei war?“ (B17, #00:18:49-0#). Ein zweiter NFS bringt sich in das Gespräch ein und verdeutlicht hierbei: „Meistens ist der NÄ dabei. Ich überlege gerade. Einmal habe ich vernebelt wegen Luftnot als Notsanitäter-Kompetenz, Schmerztherapie mit kurzer Begrüßung vom Arzt zum Zugang legen. Das hätte ich aber sonst ganz alleine gemacht. Zweimal wollte ich den Blutdruck senken, aber laut der Checklisten musst du zwei Kriterien erfüllen, und die hatte nur einen hohen Blutdruck, aber sonst gar nichts“ (B13, #00:19:27-7#). Zudem wirft B18 aus Sicht eines LD und NFS zugleich ein: „Du hast außerdem immer im Hinterkopf, du bist schnell in der Klinik hier“ (#00:19:32-5#). Eine weitere Aussage bringt hingegen die Sichtweise der PAT ein und gibt zu bedenken: „Im Krankenhaus beschwert er sich dann über die massiven Schmerzen, die er noch Tage später dadurch hatte. Damit bringe ich unter Umständen auch Klinikärzte in eine unangenehme Lage. Die reden dann den PAT noch ein, der RD habe die Angelegenheit vermasselt“ (#00:20:42-3#). Gleichzeitig soll kritisch angemerkt werden, dass „einige Transportführer, die NFS sind, sagen ganz klar, das ist nicht meine Gehaltsklasse. Was ist, wenn es irgendwelche Probleme oder Kontraindikationen gibt?“ (B14, #00:23:29-7#). Als Zwischenfazit soll hier dargelegt werden, dass die NFS offensichtlich selten die erlernten Medikamente eigenverantwortlich verabreichen. Eine mögliche Antwort darauf könnte sein, dass ein NÄ bzw. eine Notärztin direkt mit vor Ort ist und die Medikamentengabe verantwortet oder die PAT notfallmäßig keine Medikamente vom RD benötigen. Dieser Kontext wirft weitere Frage auf: Führen die NFS tatsächlich so selten die erlernten Kompetenzen durch? Wenn dem so ist, was sind die Gründe dafür? Die NFS haben in ihrer Ausbildung umfangreiche Kompetenzen und Befugnisse erlernt, die sie eigenverantwortlich durchführen dürfen, und haben zudem rechtliche Rückendeckung. Besteht bei den PAT, die sich notfallmäßig an den RD wenden, keine Indikation für NFS, oder übernehmen nachgeforderte NÄ die Dokumentation bzw. Behandlung? Oder aber führen die NFS diese Maßnahmen trotz Notwendigkeit nicht durch? Eine erste Antwort auf den Fragenkomplex könnte sein: „Bei den Notkompetenzen, die wir nutzen, ist die Herstellung der Transportfähigkeit das Problem. Deswegen machen wir unter anderem auch Analgesie, damit die PAT transportfähig werden“ (B15, #00:21:28-3#). Für die These, dass bei den PAT keine Notwendigkeit einer invasiven Therapie besteht, aber zeitgleich ein Transport in ein Krankenhaus gewünscht wird, kann folgende Aussage von B12 herangezogen werden: „Viele Kollegen resignieren inzwischen und sagen sich, warum sollen sie diskutieren. Einladen und fahren. Natürlich, ich sehe das genau wie du. Das ist der völlig falsche Weg. Aber ich kann auch die Kollegen verstehen, [...]“ (B12, #00:33:47-5#). Oder ist die rechtliche Herausforderung so hoch, dass den NFS die medikamentöse Therapie untersagt ist? Dagegen stehen die Aussagen, dass viele PAT vom RD ausschließlich ambulant versorgt werden. Die Ausführungen dazu lauten: „Ich habe es einmal geschafft bei einer Schicht von neun Fahrten, sieben zu Hause zu lassen. Sie hatten in meinen Augen nichts“ (B2, #01:29:36-2#). Dazu passt die Aussage: „Ja. Du bist psychosoziale Betreuung, Sozialhilfe, RD und Hausarzt“ (B1, #00:15:52-7#). Ein weiterer NFS bringt zur Sprache: „Genau. Der NFS diagnostiziert in dem Moment, dass es nichts ist, wovon der PAT in den nächsten Stunden sterben würde“ (B5, #00:33:14-9#). Eine ambulante Behandlung und ein gleichzeitiges Durchführen invasiver Maßnahmen bzw. eine Gabe von Medikamenten schließt sich aufgrund der gesetzlichen Regelung bereits im Ansatz aus. Auf die Frage, wie viele ambulante Versorgungen es gibt, wird geschätzt: „Es sind mehr als 50 Prozent. Wir haben vorsorglich Anlass 21 oder 20, oft an einem Tag. Das muss man sagen“ (B6, #00:44:00-7#). Eine weitere mögliche Konkretisierung stellt einen Zusammenhang zwischen einer ambulanten Versorgung durch die Besatzungen der RTW und den Stadtteilen her: „Der Stadtteil macht es aus“ (B4, #00:44:00-7#).
Rettungssanitäter:innen
Eine zentrale Rolle als Entlastung im Gesamtsystem könnten die RS übernehmen. Auf die Frage, ob sie sich einen Großteil der Einsätze ohne Anwesenheit von NFS zutrauen würden (I, #01:16:21-4#), wird geantwortet: „Ja. Einen Großteil der Fahrten würde ich mir auf jeden Fall zutrauen“ (B8, #01:16:53-6#). Ein LD ergänzt: „Ein Rettungshelfer reicht aus“ (B9, #01:18:18-7#). Es wird deutlich, dass RS vor Ort eine kritische ABCDE-Problematik erkennen und beurteilen müssen, ob die PAT alleine versorgt werden können (B10, #01:20:10-5#).
Dieses Unterkapitel soll die Rolle der NFS und RS darlegen. Zudem werfen Meldebilder, wie Angstzustände nach einer Grippostad-C-Einnahme, überforderte Eltern oder ein Obdachloser im Bikini die Frage nach der Notwendigkeit einer rettungsdienstlichen Intervention auf. Daher ist die Frage naheliegend, welche Erwartungshaltung die Anrufer:innen an den RD in den konkreten Situationen tatsächlich haben. Im Rahmen der rettungsdienstlichen Versorgung werden von den NFS selten invasive Maßnahmen eigenverantwortlich durchgeführt. Als Gründe werden hier angegeben, dass die NÄ bereits vor Ort sind oder die Wege in das nächste Krankhaus kurz sind. Dabei sollte gleichfalls die Patientensicht bedacht werden. Zudem kann spätestens im Krankenhaus die Frage aufkommen, warum eine invasive Maßnahme unterlassen wurde bzw. Notfallmedikamente nicht verabreicht wurden.
Im folgenden Unterkapitel sollen die zukünftigen Herausforderungen anhand der Aussagen dargelegt werden. Insbesondere werden hier steigenden Einsatzzahlen, der demografische Wandel, eine Hilflosigkeit und die mangelnden Routinen als Herausforderung beschrieben.
Steigende Einsatzzahlen
In den letzten Jahren hat sich das Einsatzaufkommen spürbar verändert und die Fahrten haben zugenommen. Parallel dazu hat sich die Medizin- und Fahrzeugtechnik weiterentwickelt. Dennoch scheint es eine Diskrepanz zu geben: „Wir haben massiv aufgerüstet, was die Mittel angeht, wie wir PAT versorgen können, aber das Patientenklientel ist nicht mitgewachsen“ (B9, #00:06:00-3#). Die eigentlichen Fahrten haben sich zahlenmäßig so entwickelt, dass es wunderlich ist, wenn in einer Schicht die Fahrten nicht zweistellig sind (B4, #00:03:21-4#). Zugleich ist der subjektive Eindruck: „Du bist ein Taxi. Du bist alles“ (B1, #00:15:52-7#).
Demografische Wandel
So zeichnet sich eine zukünftige Herausforderung in der Zusammenarbeit und Vernetzung der einzelnen Versorgungsstrukturen ab. Ein RTW ist als Notfalleinsatz alarmiert worden und traf eine ältere Dame an, die nicht Wasser lassen konnte: „Das wäre sehr gut gewesen, hätten wir da schon den Telenotarzt gehabt, der dann zum kassenärztlichen Notdienst verbunden hätte und sie das Arztgespräch gehabt hätte. Die Ärzte vom kassenärztlichen Notdienst winden sich furchtbar heraus im Moment“ (B17 #00:45:20-7#). In diesem Gesamtkontext wird vom Autor die Nachfrage aufgeworfen, ob es bei einer Seniorität ab 65 Jahren vermehrt zu Bagatelleinsätzen kommt und NFS nicht erforderlich ist: „Ja, gerade wenn sie einsam sind. Ich hatte diese Fälle schon mehrfach. [...] Da merkst du sofort, dass du hier nicht hauptsächlich bist, weil es ihnen schlecht geht, sondern, weil sie jemanden zum Reden haben wollten“ (B4, #00:59:02-0#). Zudem wird berichtet, dass die Sturzereignisse im häuslichen Umfeld zunehmen. Dies lässt sich darauf zurückschließen: „[...] viele sind alleine zu Hause und wollen keine Pflege haben. Das ist eine andere Generation. Sie wollen nicht in das Krankenhaus. Sie wollen keine Pflege und rufen an. Sie wollen, dass jemand vorbeikommt, sie ins Bett trägt und, dass wir dann wieder fahren“ (B6, #00:59:27-5#).
Hilflosigkeit
Neben den Herausforderungen, die sich aufgrund des demografischen Wandels ergeben und zu bewältigen sind, führt eine zunehmende Hilflosigkeit von Hausärzt:innen zu einem veränderten Anspruch: „Es sind nicht nur hilflose Bürger, die anrufen. Mittlerweile sind es immer mehr Hausärzte, die anrufen und sagen, dass sie nicht mehr weiterkommen und keine Diagnose stellen können. Der RD muss unterstützen und das Problem beheben. Aktuell kommt es mir so vor, als wären wir die Problemlöser auf der Straße“ (B1, #00:04:20-4#). An dieser Stelle könnte nach den Gründen für eine derartige Entwicklung gefragt werden, jedoch geht dies weit über die Fragestellung dieser Arbeit hinaus. Gleichwohl führen die Entwicklung und die daraus resultierenden Herausforderungen zu einer veränderten Handlungskompetenz.
Mangelnde Routine
Aufgrund einer fehlenden Notwendigkeit bei der Durchführung von invasiven Maßnahmen und der eigenverantwortlichen Gabe von Medikamenten sinkt die Routine und Handlungssicherheit bei den Einsätzen: „Umso mehr Bagatelleinsätze wir fahren, umso weniger Routine haben wir in den eigentlichen Maßnahmen und den Sachen. Sanis wie Notfallsanis, wie aber auch der Disponent oben. Umso mehr Mist wir abfragen, umso mehr sinkt auch unsere Routine, unsere Erfahrung“ (B11, #00:19:41-5#). Daher wird an dieser Stelle nachdrücklich die sich entwickelnde Resignation der NFS und RS hervorgehoben: „Im Endeffekt sehen die sich sehr häufig als echt teure Taxiunternehmen. Das hat sich in den letzten zehn Jahren massiv entwickelt, [...], wo man einfach nur noch resigniert und sagt, dass sie einsteigen sollen und ich sie fahre, wohin sie wollen“ (B9, #00:47:49-4#).
Die aktuell und sich zukünftig noch weiter entwickelnden Herausforderungen im RD sind vielschichtig und können an dieser Stelle nur anhand der Fokusgruppeninterviews exemplarisch dargestellt und belegt werden. Es konnte gezeigt werden, dass die Zunahme der Einsatzfahrten, die Seniorität der PAT und ein gestiegenes Anspruchsdenken zu einer sich verändernden Arbeitsumgebung führen. Unterdessen wird die mangelnde Routine beim Durchführen von heilkundlichen Maßnahmen beklagt, die zum Teil bereits jetzt zu Resignation bei den Besatzungen führt und diese sich ausschließlich als teure Taxiunternehmen missbraucht sehen.
An dieser Stelle sollen die zentralsten Ergebnisse aus der qualitativen Forschung kurz und prägnant zusammengefasst werden. In den Interviews kam deutlich heraus, dass der Notfalleinsatz mit den Begriffen „lebensbedrohliche Situation“, „akute Lebensgefahr“, oder „körperliche Schäden“ einhergeht. Unter einem Bagatelleinsatz verstehen die Interviewteilnehmenden:
1. Fehlende Lebensgefahr bzw. Folgeschäden sind für die PAT nicht zu erwarten.
2. Keine fachliche Einschätzung eines NFSs bzw. einer NFS notwendig.
3. Fehlende Notwendigkeit für lebensrettende Maßnahmen.
4. Die Technik bzw. Ausstattung des RTW ist nicht notwendig.
Hinsichtlich des Symptombeginns, der zu dem Notruf geführt hat, waren sich die TN nicht einig. Hier reichten die Antworten von länger als sechs Stunden oder seit mehreren Tagen. Als das zentrale Kriterium für die Zunahme der Einsätze wird die mangelnde GK der Bevölkerung gesehen. Dabei wird insbesondere eine geringe Motivation zur Übernahme von Verantwortung mit einem gleichzeitig gestiegenen Anspruchsdenken deutlich. So nehmen Anrufe aus den Pflegeheimen und Meldebilder ohne offensichtlichen Interventionsgrund zu, die keine notfallmedizinische Versorgung durch den RD benötigen. Aufgrund der Entwicklung innerhalb der Bevölkerung wird zudem Unsicherheit bei den LD und den NFS sichtbar. Eine Diskrepanz zwischen dem Bedarf einer rettungsdienstlichen Versorgung und einem anschließendem Transport sowie dem Patientenwunsch können herausgestellt werden. Dies führt zu Demotivation und Resignation sowie einem Routinemangel bei den Kompetenzen der NFS.
Nachdem die qualitative Forschung abgeschlossen war, wurde die Schnittstelle zwischen den Fokusgruppeninterviews und der quantitativen Forschung erstellt. Es ist zu Beginn keine maximale Anzahl an Aussagen festgelegt worden. Dennoch war es ein Kriterium, dass die Aussagen bei der Anzahl an Einsätzen im Untersuchungszeitraum von den Besatzungen bearbeitbar bleiben sollen. Ein zeitlicher Verzug beim Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft soll verhindert werden. Aus dem Codiersystem in MAXQDA wurden die zentralsten Kategorien bzw. Unterkategorien identifiziert und in der logischen Reihenfolge des Einsatzablaufes geordnet. Somit wurden zwölf Aussagen mit Themenschwerpunkten herausgestellt: 1. Hauptsymptom, 2. Symptombeginn, 3. Lebensgefahr bzw. Folgeschäden, 4. fachliche Einschätzung, 5. lebensrettende Maßnahmen, 6. technische Ausstattung RTW, 7. Sprachbarriere, 8. Gesundheitskompetenz, 9. Pflegeproblem, 10. Sozial-, psychiatrische Erkrankung, 11. Meldebild entsprach der Alarmierung und 12. der Einsatz war nicht indiziert. Die Darstellung der Aussagen in Bezug zu den konkreten Erwähnungen aus den Interviews und den Forschungsfragen ist ein zentraler Aspekt und im Kapitel 11.2 auf den Seiten 143 bis 145 in den Rohdateien und exklusiv für diese Abschlussarbeit nochmal aufbereitet im Anhang 11.3 auf den Seiten 146 bis 148 dargestellt. Ebenso findet sich dort bei nicht ganz eindeutigen Aussagen ein Informationsfeld, das den Kolleg:innen bei der Beantwortung zum besseren Verständnis angezeigt worden ist. Auf eine erneute Darstellung des Erhebungsverfahrens wird an dieser Stelle verzichtet und auf das Kapitel 3.4.2 verwiesen.
Nachdem in den vorherigen Kapiteln die qualitative Forschung und die Verknüpfung zwischen beiden Forschungsansätzen dargelegt wurde, liegt das Ziel in diesem Kapitel auf der Präsentation der quantitativen Ergebnisse. In dem Untersuchungszeitraum sind von jedem Rettungsmittel zu jedem Einsatz neben der eigentlichen Einsatzdokumentation die abgeleiteten Aussagen bewertet worden. 6.584 Einsätze konnten primär in die Analyse aufgenommen werden. 141 Einsätze sind zwar mit einem RTW gefahren worden, aufgrund von einem tagesaktuellen Mangel an NFS wurden diese Fahrzeuge jedoch nur mit zwei RS besetzt und liefen mit einer Funkkennung als Krankentransportwagen (KTW). Vier Einsätze wurden mit einem Intensiv-rettungswagen (ITW) gefahren und zwei Einsätze sind im Rahmen einer Sonderveranstaltung angelegt worden. Diese 147 Einsätze werden ausgeschlossen, da diese Einsätze dem öffentlichen RD nicht eindeutig zugeordnet werden können. Somit verbleiben 5.134 RTW Einsätze, wovon 3.835 Einsätze ohne ärztliche Beteiligung abgearbeitet worden sind. Dementsprechend sind in dem Zeitraum 1.303 NEF-Einsätze disponiert worden. Davon sind 1.130 Einsätze als reine Einsätze im RD zu betrachten, während bei 173 Einsätzen die Versorgung im Rahmen einer technischen Hilfeleistung oder eines Brandereignisses im Vordergrund stand.
Aus den Rettungsdiensteinsätzen ergeben sich 22 allgemeine Angaben zu den Einsätzen, den PAT und den zwölf abgeleiteten Aussagen und diese sind in einer Tabelle zusammengefasst worden. Sie dienen als Grundlage der deskriptiven Statistik. Anhand der Forschungsfragen wird durch dieses Kapitel geleitet und diese zugleich mit den quantitativen Daten beantwortet.
Mit Hilfe der Ergebnisse aus den Fokusgruppeninterviews ist dargelegt worden, dass aus nichtärztlicher Sicht vier fehlende Eigenschaften einen Bagatelleinsatz im Kontext des RD definieren. Dies sind: die fehlende Lebensgefahr bzw. Folgeschäden sind für die PAT nicht zu erwarten, eine fachliche Einschätzung der NFS ist nicht erforderlich und es liegt keine Notwendigkeit vor, dass lebensrettende Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Zudem ist die Technik bzw. Ausstattung eines RTW nicht notwendig. Anhand dieser Kriterien werden in diesem Unterkapitel die Einsatzdaten der RTW separat dargestellt. Hierzu werden sowohl die Gesamteinsätze der RTW betrachtet als auch die RTW Einsätze ohne SoSi, die RTW Einsätze mit SoSi und die RTW Einsätze mit Beteiligung der NÄ. Die Ergebnisse werden jeweils separat in einer Tabelle dargestellt und anschließend erörtert. Eine erste Übersicht soll die kumulierte Bewertungstendenz der vier Eigenschaften über alle 5.134 RTW Einsätze liefern. Die Abbildung 10 stellt hierzu einen Gesamtkontext der Zahlen her.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Kumulierte Darstellung der Bewertungen nach der Definition von Bagatelleinsätzen
Insbesondere die als nicht notwendig dargestellten Bewertungen werden hier aufgeschlüsselt und grafisch dargestellt. Bei einer ersten Betrachtung fällt bereits auf, dass die Besatzungen den abgeleiteten Aussagen bei einer Mehrzahl der RTW Einsätze nicht zustimmen konnten. Insgesamt sind 2.748 Bewertungen bei „Stimme eher nicht zu“, 2.995 Bewertungen bei „Stimme nicht zu“ und 4.570 Bewertungen bei „Stimme ganz und gar nicht zu“ herauszustellen. Diesen 10.313 Bewertungen stehen 9.068 Bewertungen gegenüber, bei denen die Notwendigkeit bzw. das Vorliegen einer Eigenschaft zugestimmt wird. Bei 977 Einsätzen ist keine Aussage möglich gewesen, bei 178 RTW Einsätzen erfolgte keine Bewertung. Der Schwerpunkt liegt auf den RTW Einsätzen ohne und mit SoSi, hingegen ohne notärztliche Beteiligung. Als erstes Kriterium werden die Lebensgefahr bzw. drohende Folgeschäden in die Auswertung mit aufgenommen. Hierbei fällt auf, dass die Besatzungen der RTW insbesondere bei den Einsätzen ohne SoSi zu 65,4 % (n = 443) bzw. 61,7 % (n = 1.819) bei den Einsätzen mit SoSi eine Lebensgefahr bzw. drohende Folgeschäden in differenzierter Bewertung nicht erkennen können. 75 % der Bewertungen bei den Einsätzen ohne SoSi und 64 % der Bewertungen bei den Einsätzen mit SoSi haben „Stimme ganz und gar nicht zu“ bzw. „Stimme nicht zu“ angegeben. Bei den RTW Einsätzen mit notärztlicher Beteiligung liegt der Gesamtwert einer nicht zustimmenden Haltung bei 26,37 % (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Lebensgefahr/ drohende Folgeschäden bei RTW Einsätzen (eigene Darstellung)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Eine weiterführende Darstellung der Ergebnisse mit Tabellen und Abbildungen erfolgt im Kapitel 11.4 ab Seite 149.
Eine ähnliche Betrachtung wird der Bewertung der unumgänglichen fachlichen Einschätzung zu Grunde gelegt. Bei insgesamt 677 Einsätzen ohne SoSi sehen die Besatzungen bei 62,5 % (n = 423) keine dringende fachliche Einschätzung der NFS als notwendig an. Von den 2.946 Einsätzen mit SoSi wird bei 46,5 % (n = 1.369) keine fachliche Einschätzung der NFS als erforderlich bewertet. Auch hier stimmen knapp 75 % der Einsätze ohne SoSi und 61 % der Einsätze mit SoSi „ganz und gar nicht zu“ bzw. „nicht zu“, dass eine fachliche Einschätzung durch eine/n NFS nicht erforderlich war. Die Tabelle 2 veranschaulicht die Ergebnisse im Nachgang.
Tabelle 2: Fachliche Einschätzung bei RTW Einsätzen unumgänglich (eigene Darstellung)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Die Ergebnisse werden noch deutlicher, wenn es um die Erfordernis geht, ob die NFS bei den PAT lebensrettende Maßnahmen durchführen müssen. Bei 81,2 % (n = 550) aller RTW Einsätze ohne SoSi und 76,5 % (n = 2.253) aller RTW Einsätze mit SoSi sind keine lebensrettenden Maßnahmen nach dem Pyramidenprozess durchgeführt worden. Dazu zählt auch, dass keinerlei Medikamente verabreicht worden sind. Besonders darzustellen ist auch hier, dass die Mehrheit von 90 % (n = 315) bei den RTW Einsätzen ohne SoSi und 87 % (n = 891) bei den RTW Einsätzen mit SoSi einer Erfordernis ganz und gar nicht bzw. nicht zustimmen können. Bei den 1.130 RTW Einsätzen mit einer notärztlichen Beteiligung sind bei 43,5 % (n = 491) keine invasiven, lebensrettenden Maßnahmen durch die NFS notwendig gewesen. Die Tabelle 3 liefert hierzu weitere Erkenntnisse und stellt ebenfalls die zustimmenden Bewertungen gegenüber.
Tabelle 3: Lebensrettende Maßnahmen bei den RTW Einsätzen notwendig (eigene Darstellung)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Das vierte und letzte Kriterium, woran die Bagatelleinsatzquote im Nachgang definiert werden kann, ist die Technik bzw. Ausstattung eines RTW . Nach dem Grundsatz dieses Unterkapitels erfolgt auch hier die Betrachtung der spezifischen Ablehnungen. Die Besatzungen konnten der Aussage in ihrer unterschiedlichen Stärke nicht zustimmen. Bei den RTW Einsätzen ohne SoSi waren bei 62,6 % (n = 424) weder die Technik noch die spezifische Ausstattung eines RTW erforderlich. Bei den RTW Einsätzen mit SoSi waren es immerhin noch 51,3 % (n = 1.511). Die Besatzungen bewerteten die RTW Einsätze ohne SoSi bzw. mit SoSi zu 82 % (n = 348) und die RTW Einsätze mit SoSi zu 72 % (n = 1.094) mit „Stimme ganz und gar nicht zu“ bzw. „Stimme nicht zu“. Bei den notärztlich begleiteten Behandlungen und Transporten ist bei 16,3 % (n = 184) die Technik bzw. Ausstattung eines RTW in der unterschiedlichen Bewertungstiefe nicht notwendig. Die Tabelle 4 schließt die einzelne Darstellung der Ergebnisse ab und dient erneut der Übersichtlichkeit und Gegenüberstellung.
Tabelle 4: Technik/Ausstattung RTW bei den RTW Einsätzen erforderlich (eigene Darstellung)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Als Zwischenfazit kann festgehalten werden, dass die quantitativen Ergebnisse der ersten Forschungsfrage eindrücklich sind und insbesondere bei den RTW Einsätzen ohne notärztliche Beteiligung überwiegend keine Lebensgefahr vorliegt und keine fachliche Einschätzung der NFS vor Ort notwendig ist. Zudem sind zu einem großen Teil keine lebensrettenden Maßnahmen und die Technik bzw. Ausstattung eines RTW tatsächlich erforderlich. Anders sieht es bei den RTW Einsätzen mit einer notärztlichen Anwesenheit aus. Hier besteht bei einem Großteil der Einsätze eine Lebensgefahr bzw. sind Folgeschäden zu erwarten. Auch ist bei einer Mehrzahl dieser Einsätze die fachliche Expertise der NFS unerlässlich. Bei knapp der Hälfte der PAT waren lebensrettende Maßnahmen notwendig und bei knapp Dreiviertel der RTW Einsätze mit notärztlicher Anwesenheit der RTW an sich notwendig.
Dieses Unterkapitel wird in Anlehnung an die zweite Forschungsfrage in die drei Schwerpunkte Notrufeingang, Alarmierung und Versorgung durch die NFS und NÄ gegliedert und miteinander verglichen. Die 5.134 RTW Einsätze werden in den folgenden Abbildungen blau und die 1.315 NEF-Einsätze inkl. der Einsätze mit der Feuerwehr orange dargestellt.
1. Notrufeingang
Es wird ein Überblick gegeben, wann die Notrufe in der Leitstelle eingehen, wo die Einsatzorte liegen, um welche PAT es sich handelt und welche Symptome im Nachgang zu einer Alarmierung des RD führen. Die Notrufe werden über den siebenwöchigen Untersuchungszeitraum anhand der Wochentage zusammengefasst und dargestellt.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit zu den Wochentagen
Es sticht bei der Auswertung der Dienstag mit 803 RTW Einsätzen als einsatzstärkster Wochentag heraus. Zudem liegt die Quote mit Beteiligung der NÄ bei 29 % (n = 233) aller Einsätze. Dicht gefolgt liegt der Mittwoch mit 788 RTW Einsätzen auf dem zweiten Rang, während die Quote der NÄ mit 24,4 % (n = 192) im Mittelfeld liegt. Auf dem dritten Platz folgt der Donnerstag mit 779 RTW Einsätzen und einer Quote der NÄ von 27,6 %. Der Wochentag mit den wenigsten RTW Einsätzen i ist der Sonntag mit 623 Einsätzen und einer Quote der NÄ von 24,9 % (n = 155). Weitere Details dazu sind dem Kapitel 11.4 auf Seite 154 zu entnehmen.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit zu den Uhrzeiten
Während die Uhrzeit zwischen 01:00 Uhr und 06:00 Uhr mit einer kumulierten Einsatzhäufigkeit von 88 bis 96 RTW Einsätzen bzw. 20 bis 28 NEF-Einsätzen im Untersuchungszeitraum als verhältnismäßig ruhig betrachtet werden kann, ändert sich der Bedarf anschließend deutlich. Im Zeitraum von 05:00 Uhr bis 06:00 Uhr sind 90 RTW Einsätze dokumentiert, während es im Zeitraum von 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr zu einer Tagespitze mit 333 RTW Einsätzen kommt. Somit steigt die Einsatzfrequenz in Abhängigkeit um das 3,7-fache. Darauf fällt die Einsatzfrequenz bis 18:00 Uhr. Im Zeitraum von 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr folgt nochmals ein kurzer Anstieg um 7,9 % (n = 22) auf 300 Einsätze. Bis 00:00 Uhr fällt die Einsatzfrequenz auf 150 kumulierte RTW Einsätze. Die Quote der NÄ ist im Zeitraum von 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr mit 31,8 % (n = 101) auf dem Höhepunkt, gefolgt von morgens 05:00 Uhr bis 06:00 Uhr mit 31,1 % (n = 28) und morgens zwischen 08:00 und 09:00 Uhr mit 30,6 % (n = 71). Weitere Details sind dem Kapitel 11.4 ab Seite 155 zu erkennen.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit vom Einsatzort
An dieser Stelle überrascht es wenig, dass mit 42 % (n = 2.193) die meisten RTW Einsätze im häuslichen Umfeld entstehen. Der öffentliche Raum folgt darauf mit 18,9 % (n = 974), darunter sind alle öffentlichen Plätze, Geschäfte und Einrichtungen zu verstehen. Von den 702 RTW Einsätzen, die hier als undefinierte Einsätze beschrieben werden, sind 190 als klassischer Fehleinsatz zu sehen, da es sich ausschließlich um eine Bereitstellung bei einem Feuerwehreinsatz handelte. 487 RTW Einsätze sind als klassische Rettungsdiensteinsätze gelaufen. Davon wiederum fehlt bei 299 Einsätzen jegliche Angabe, hingegen steht bei der Differenz (n = 188) ein Transportziel. Wenn die 299 Einsätze differenziert betrachtet werden, gliedert sich der Tarifschlüssel in 15 RTW Einsätze, in denen ein anderes Rettungsmittel transportiert hat, bei zwölf RTW Einsätzen konnte niemand angetroffen werden, bei zwei Einsätzen verweigerten die PAT den Transport, bei 13 RTW Einsätzen wurde die PAT transportiert. Weitere vier PAT benötigten keinen Transport in eine weitere Versorgungsstruktur. Somit verbleiben 253 RTW Einsätze, zu denen sich keine weiteren Angaben finden lassen. Aufgrund dieser schwierigen Differenzierung und dem hohen Anspruch an die Anonymisierung werden somit alle 702 Einsätze als Fehleinsatz zusammengefasst, da ein Rettungsmittel definitiv alarmiert wurde. Die Abbildung 11 dient der Übersichtlichkeit in Relation zu den Ergebnissen.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Einsatzorte der RTW und NEF Einsätze
Die Krankenhäuser stellen mit 7,9 % (n = 408), die Altenheime mit 6,6 %(n = 341) und die Arztpraxen mit 2,8 % (n = 146) einen eher geringen Anteil der gesamten RTW Einsätze dar. Wird hingegen die Quote der NÄ betrachtet, kann eine Quote der NÄ in der eigene Wohnung in Höhe von 25,8% (n = 565) errechnet werden. Es sticht hingegen beachtenswert heraus, dass die Quote der NÄ in den Arztpraxen bei 38,4 % (n = 56) liegt und somit knapp 50% höher als in den eigenen Wohnungen.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter
Bei der Geschlechterverteilung ist es annähernd identisch. Es wurde bei 44,7 % (n = 2297) der RTW Einsätze das männliche Geschlecht und bei 43,7 % (n = 2246) das weibliche Geschlecht angegeben. Divers wurde bei sechs RTW Einsätzen angegeben, bei 71 Einsätzen konnte kein Geschlecht bestimmt werden. Auffällig hingegen ist, dass die Beteiligungsquote der NÄ bei den Männern um 15,8 % (n = 641) höher liegt als im direkten Vergleich zu den Frauen (n = 542). Weiterhin sticht bei der Altersverteilung hervor, dass die Altersgruppe der 80- bis 89-jährigen PAT mit 20,1 % (n = 1034) einen erheblichen Anteil an den RTW Einsätzen ausmacht. Als zweithäufigste Altersgruppe ist die Gruppe der 70- bis 79-jähigen PAT mit 13,1 % (n = 670) dokumentiert. Mit der Altersgruppe der 90-Jährigen und älter (6,1 %, n = 313) macht die Seniorität ab 70 Jahren somit fast 40 % der gesamten PAT aus. Die höchste Quote der NÄ ergibt sich mit 31,3 % (n = 210) in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen. Gleichzeitig liegt die Quote der NÄ bei der Altersgruppe der 80 bis 89-Jährigen im Mittelfeld (26 %). Weitere Informationen sind im Kapitel 11.4 auf Seite 160 zu finden.
2. Alarmierung
Nach dem Notrufeingang folgt die eigentliche Alarmierung durch die LD. Dazu wird ein Einsatzstichwort ausgewählt und ein oder mehrere Rettungsmittel disponiert und alarmiert. Im Untersuchungszeitraum sind 70 verschiedene Einsatzstichwörter ausgesucht und insgesamt 6.584 Einsatzmittel disponiert und alarmiert worden.
Einsatzstichwörter
Das Einsatzstichwort mit der höchsten Häufigkeit im RD ist der RTW Einsatz mit SoSi 42,23 % (n = 2.781). Der RTW Einsatz ohne SoSi stellt mit 10,6 % (n = 698) der Einsätze im Untersuchungszeitraum ebenfalls einen relevanten Anteil an der Gesamtzahl dar. Zudem sind 1.303 Notarzteinsätze disponiert und alarmiert worden
Einsatzmittel
Die Einsatzfrequenz bei den RTW, die 24 Stunden und 365 Tage im Jahr besetzt sein sollten, liegt im Untersuchungszeitraum zwischen 224 und 425 Einsätzen. Es fällt auf, dass die RTW in der Innenstadt eine höhere Einsatzfrequenz aufweisen als auf anderen Rettungswachen. Die NEF in einer 24/7-Besetzung haben eine Einsatzhäufigkeit von 295 bis 356 Einsätzen.
3. Versorgung
Im Nachgang folgt die Versorgung der PAT. Hier liegen die Schwerpunkte auf der Darstellung der Symptome, der Einsatzzahlen in Abhängigkeit vom NACA-Score, von der Numerischen Rating-Skala (NRS) sowie der Einsatzzahlen in Abhängigkeit der durchgeführten invasiven Maßnahmen der NFS, den Zahlen einer ambulanten Versorgung und dem Transport mit SoSi in ein Krankenhaus. Die Anzahl der RTW Einsätze mit SoSi beträgt 2.946, der RTW Einsätze ohne SoSi 677 und die notärztlich begleiteten Rettungsdiensteinsätze belaufen sich auf 1.310.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit von Symptomen
Die mit Abstand größte Gruppe der Symptome stellt die „Unklare Erkrankung“ mit 25 % (n = 1283) aller RTW Einsätze dar. Darauf folgen verschiedene Trauma mit 16,9 % (n = 870) und Fehleinsätze mit 16,9 % (n = 502), die sich beispielhaft aus der Bereitstellung für FW-Einsätze, Abbruch auf der Anfahrt, der/die PAT hat sich entfernt oder möchte keine Hilfe zusammensetzen. Neurologische Defizite sind mit 8,6 % (n = 444) das vierthäufigste Symptom, das zu einem RTW Einsatz führt. Die Beteiligungsquote der NÄ liegt bei den Brustschmerzen bei 72,9 % (n = 62), gefolgt von Atemnot/ Luftbeschwerden mit 44,7 % (n = 190). Rhythmusstörungen machen mit 40,8 % (n = 62), gefolgt von den neurologischen Defiziten mit 39,0 % (n = 190) die dritt- bzw. vierthäufigste notärztliche Beteiligungsquote aus. Weitere Details dazu sind dem Kapitel 11.4 auf Seite 163 zu identifizieren.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit vom NACA-Score
Die Darstellung des 7-stufigen NACA-Scores erfolgt an die Differenzierung zwischen den RTW Einsätzen ohne SoSi (R0) (n = 677) bzw. mit SoSi (R10) (n = 2946) und RTW Einsätze mit gleichzeitiger Behandlung durch die NÄ (R11) (n = 1130). Der NACA-Score II – leichte Störungen zählt mit 28,7 % (n = 846) innerhalb der Einsätze mit SoSi zu den häufigsten Anlässen. Darauf folgt der NACA-Score III – mäßige Störungen mit 26,3 % (n = 775), die in der Regel einen stationären Aufenthalt notwendig erscheinen lassen. Die Stufe mit der minimalsten gesundheitlichen Einschränkung, der NACA-Score I – geringe Störung, macht bei den RTW Einsätzen mit SoSi 19,6 % (n = 576) aus. Die Abbildung 12 verdeutlicht die Tendenz über alle RTW und NEF Einsätze im RD hinweg.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: NACA Score der RTW und NEF Einsätze
Somit ergeben die Kategorien I und II zusammen 48,3 % der RTW Einsätze mit SoSi, wo eine ambulante ärztliche Abklärung ausreicht. Bei den RTW Einsätzen ohne SoSi machen die NACA-Score I und II zusammen 41,4 % (n = 280) aus. Aus ärztlicher Sicht entsprechen die Notarzteinsätze mit den NACA-Score I und II zusammen 16,8 % (n = 190). Der NACA Score III – mäßige Störung führt dabei das Score-System mit 36,9 % (n = 417) an. Bei 26,46 % (n = 299) identifizieren die Ärzt:innen den NACA-Score IV - drohende Lebensgefahr und bei 13,6 % (n = 154) liegt nach deren Einschätzung ein NACA-Score V - akute Lebensgefahr vor. Bei 101 leblos ausgefundenen Notfallpatient:innen konnte elf Mal eine Rückkehr des Spontankreislaufs nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand (ROSC) erzielt werden. Bei 111 Notarzteinsätzen fehlt eine Angabe zum NACA-Score.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit vom NRS
Das Thema Schmerzen und Analgesie bei den PAT ist in den Interviews sehr präsent gewesen. Den NFS stehen nach dem Pyramidenprozess umfangreiche Möglichkeiten zu, um bei den PAT eine Analgesie durchzuführen. Nach Auswertung der 2.946 RTW Einsätze mit SoSi haben die NFS in 5,6 % (n = 166) einen behandlungsbedürftigen Schmerzzustand ≥ 6 dokumentiert. Zudem fällt auf, dass die NRS-Kategorien 4 und 5 zusammen 8,8 % (n = 258) aller Einsätze ergeben. Wenn ausschließlich die RTW Einsätze ohne SoSi betrachtet werden, so sind von den NFS immerhin noch 0,8 % (n = 23) PAT dokumentiert, die einen NRS ≥ 6 präsentieren.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit von invasiven Maßnahmen der NFS
Unter dem Begriff der „Notkompetenz“ wird verstanden, dass die NFS eigenverantwortlich erlernte invasive Maßnahmen durchführen oder Medikamente verabreichen, wofür sie befähigt sind. Anhand der Zahlen der RTW Einsätze mit und ohne SoSi (n = 3.623) ist deutlich zu beobachten, dass solche Maßnahmen in 4,5 % (n = 162) aller RTW Einsätze eigenverantwortlich durchgeführt und festgehalten werden.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit einer ambulanten Versorgung bzw. weiterer Transport
Nicht jeder Einsatz mit Patientenkontakt führt auch direkt zu einem Transport in eine ärztliche Weiterbehandlung in einer zentralen Notaufnahme. Anhand der Zahlen aus dem Untersuchungszeitraum wird dargestellt, dass bei den RTW Einsätzen mit SoSi (n=2946) in 1,6 % (n=47) der Fälle die PAT einen Transport in ein Krankenhaus verweigert haben. Weitere 6,6 % (n=194) der RTW Einsätze mit SoSi sind als ambulante Versorgung ohne Notwendigkeit eines Transportes dokumentiert. Bei den Einsätzen ohne SoSi (n=677) verweigerten 0,7 % (n=5) der PAT den Transport, während bei 3,2 % (n=22) keine weitere Versorgung in einem Krankenhaus notwendig erschien. Somit kam es bei 7,4 % aller RTW Einsätze ohne notärztliche Beteiligung zu einer ambulanten Versorgung.
Einsatzzahlen in Abhängigkeit vom Transport mit SR in ein Krankenhaus
Hierbei wird der Transport von PAT verstanden, die mit einem RTW und SoSi in eine Krankenhaus zur ärztlichen Weiterbehandlung transportiert werden. Betrachtet man die RTW Einsätze mit und ohne SoSi, sowie die ärztlich begleiteten RTW Einsätze (n=4753), so wurde in 8,1 % (n=383) der Fälle Sonder- und Wegerechte in Anspruch genommen.
Für die Berechnung der Bagatelleinsatzquote aller RTW Einsätze inkl. notärztliche Beteiligung stellen 5132 Einsätze die erste Berechnungsgrundlage dar. Nach den vier bereits genannten und beschrieben Kriterien aus dem Unterkapitel 4.3.1 und der Auswahl der drei ablehnenden Aussagen in der Likert Skala (stimme voll und ganz nicht zu, stimme nicht zu, stimme eher nicht zu) bleiben zur schlussendlichen Berechnung 1453 RTW Einsätze bestehen. Somit ergibt die Berechnung aller RTW Einsätze eine Bagatelleinsatzquote von 28,3 % (n=1453), die anhand der genannten Kriterien aus den Fokusgruppeninterviews als nicht indiziert anzusehen sind. Wenn man nun die RTW Einsätze ausschließt, in denen es eine notärztliche Beteiligung gab, stellen 3979 Einsätze die zweite Berechnungsgrundlage dar. Nach einer erneuten Auswahl der o.g. Kriterien kommen 1372 RTW Einsätze zum Vorschein, die die Kriterien des Bagatelleinsatzes erfüllen. Somit steigt die Bagatelleinsatzquote um 6,2 % auf 34,5 %. Das entspricht einem Durchschnitt von 28 Bagatelleinsätzen pro Tag, die von den RTW übernommen werden. Hochgerechnet fallen somit 10.220 Bagatelleinsätze/ Jahr an.
Eine weitere Unterteilung soll nochmal Klarheit schaffen und eine Gliederung der reinen Rettungsdiensteinsätze ohne ärztliche Beteiligung in die Alarmierung mit bzw. ohne SoSi beschreiben. Bei den RTW Einsätzen mit SoSi (n=2946) ergab die Berechnung, dass 1006 Einsätze von den NFS bzw. den Besatzungen als nicht indiziert herausgestellt werden. Dies entspricht eine Bagatelleinsatzquote von 34,2 % . In diesem Kontext abschließend sind noch die RTW Einsätze ohne SoSi (n=677) zu betrachten. Die Analyse ergibt, dass 311 Einsätze als Bagatelleinsatz zu identifizieren sind. Dies entspricht eine Bagatelleinsatzquote von 45,9 % bei den RTW Einsätzen ohne SoSi. Eine Konkretisierung soll die Tiefe und den Hintergrund zu den Bagatelleinsatzquoten liefern. Gibt es Auffälligkeiten bei den Wochentagen bzw. den Uhrzeiten? Wo finden die Bagatelleinsätze statt? Welche Symptome stehen im Vordergrund?
Wochentag und Uhrzeit
Im 7-wöchigen Untersuchungszeitraum fällt bei der Betrachtung der Wochentage auf, dass es die meisten Bagatelleinsätzen der RTW ohne SoSi am Mittwoch mit 18,5 % (n=58) und dem Freitag mit 16,0 % (n=50) gibt. Danach schließt der Donnerstag mit 15,7 % (n=49) an. Bei den Bagatelleinsätze der RTW mit SoSi fallen die meisten Fahrten am Freitag mit 17,0 % (n=162), gefolgt von dem Samstag mit 16,1 % (n=162) und dem Dienstag mit 15,6 % (n=157) an. Bei den Uhrzeiten fällt auf, dass die Bagatelleinsätze der RTW mit SoSi in dem Zeitfenster von 11:00 Uhr bis 12:00 Uhr (n=38) im Vergleich zu der Zeit von 09:00 Uhr bis 10:00 Uhr (n=59) um 35 % zurückgehen. Danach setzt erneut ein Anstieg der Zahlen bis 64 RTW Einsätzen im Zeitfenster von 15:00 bis 16:00 Uhr ein. Als Vergleich zu den beiden Kurven wurden die gesamten Bagatelleinsätze (RTW mit und ohne SoSi) in den Altenheimen betrachtet. Hierbei deuten die Zahlen darauf hin, dass es morgens von 08:00 Uhr bis 09:00 Uhr (n=10) und von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr (n= konstant bei 10). Weitere Details dazu sind dem Kapitel 11.4 ab Seite 153 zu entnehmen.
Symptome
Bei insgesamt 454 Bagatelleinsätzen wird eine unklare Erkrankung von den NFS als „Hauptsymptom“ angegeben. Ausgehend von den 1319 Bagatelleinsätzen im RD ist prähospital demnach bei mehr als 34,0 % der PAT keine eindeutigen Diagnose zu stellen, dennoch können sie als Bagatelleinsatz definiert werden. Traumatologische Anlässe stellen bei 24,0 % (n=317) Bagatelleinsätzen den Anlass einer Alarmierung dar. Die nachfolgende Abbildung 13 verdeutlicht die Symptome sortiert nach Häufigkeit und Differenzierung zwischen RTW Einsätzen mit bzw. ohne SoSi.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13: Symptome der analysierten Bagatelleinsätze
Eigenschaften der Bagatelleinsätze
Ausgehend von allen Bagatelleinsätzen aus dem Untersuchungszeitraum soll nun eine erste Betrachtung und weitere Hintergründe der eigentlichen Bagatelleinsatzquote klassifiziert werden. Bei der Sprachbarriere haben die NFS bei 15,4 % (n=203) der PAT ein Hindernis gesehen. Besonders zu erwähnen gilt hierbei, dass insbesondere zwei der 17 RTW in der Innenstadt mit dem Phänomen zu tun haben 23,8 % (n=48). Hingegen sind die Rückmeldungen, ob eine mangelhafte GK bei den PAT vorliegt, eindeutiger. Bei 39,1 % (n=516) der Bagatelleinsätze im Untersuchungszeitraum haben die NFS die Aussage mit einer differenzierten Zustimmungsquote bestätigt. Die Pflegeprobleme haben wiederum nur bei 17,4 % (n=230) der Bagatelleinsätzen einen relativen Anteil. Auffällig ist aber, dass 8,3 % aller Pflegeprobleme in einem Alten- und Pflegeheim dokumentiert sind. Ähnlich sieht es bei den sozial/-psychiatrischen Problemen aus, worunter alle psychiatrischen Grunderkrankungen wie akute Psychose, Schizophrenie oder Suizidandrohungen zählen. In 17,9 % der Bagatelleinsätze (n=232) liegt ein derartiges Problem im Vordergrund und stellt den Alarmierungsgrund für den RD dar. Auch hier stehen, wie bei der Sprachbarriere, die beiden RTW in der Innenstadt im Fokus. Zusammen berichten sie von 23,7 % aller Einsätze (n=55) mit einem sozialpsychiatrischen Problem. Die Tabelle 5 stellt die genannten Kriterien der Bagatelleinsätze anschaulich gegenüber.
Tabelle 5: Eigenschaften der Bagatelleinsätze (eigene Darstellung)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Meldebild entsprach Alarmierung
Zum Abschluss dieser Analyse sollen die Rückmeldungen der NFS in den Vordergrund rücken, bei denen es um die subjektive Bewertung geht, ob die Meldung bei Alarmierung mit der vorgefundenen Situation am Einsatzort identisch gewesen ist. Bei den Bagatelleinsätzen ohne SoSi (n=1006) ist positiv anzumerken, dass in 68,9 % (n=693) das Meldebild der Leitstelle mit der vorgefunden Situation übereinstimmte . Bei den Bagatelleinsätzen ohne SoSi (n=311) stieg der Prozentsatz sogar auf 81,8 % (n=256).
Die quantitative Forschung hatte sich zum Ziel gesetzt, die aus den Fokusgruppeninterviews analysierten und abgeleiteten Aussagen über sieben Wochen in der Einsatzpraxis zu überprüfen. Primär gelang es dadurch, insgesamt 6584 Einsätze in die statistische Auswertung aufzunehmen. Die 17 RTW haben in dem Untersuchungszeitraum insgesamt 5134 RTW Einsätze gefahren, wovon 4753 Einsätze als reine Rettungsdiensteinsätze gewertet werden können. Diese 4753 Einsätze unterteilen sich in 2946 RTW Einsätze mit SoSi , in 1149 RTW Einsätze mit notärztlicher Behandlung und Einsatz eines NEF, sowie in 677 RTW- Einsätze ohne SoSi. In 61,7 % aller RTW Einsätze mit SoSi und in 65,4 % aller Fälle ohne SoSi liegt mit einer unterschiedlichen Zustimmungsrate keine Lebensgefahr vor, oder Folgeschäden sind zu erwarten. Die fachliche Einschätzung von NFS liegt dagegen nicht gleich auf. In 46,5 % der Einsätze mit SoSi und in 62,5 % aller Fälle ohne SoSi ist die fachliche Einschätzung von NFS nicht erforderlich. Deutlicher sieht es bei der Frage aus, ob lebensrettende Maßnahmen durch die NFS erforderlich sind. In 76,5 % der RTW Einsätze mit SoSi und in 81,2 % aller Fälle ohne SoSi sind diese Maßnahmen nicht notwendig und wurden dementsprechend auch nicht durchgeführt. Bei der Bewertung, ob die Technik bzw. Ausstattung der RTW notwendig ist, sind bei 51,3 % der RTW Einsätze mit und bei 62.6 % der RTW Einsätze ohne SoSi die technischen Komponenten eines RTW nicht benötigt worden.
Während der Dienstag als einsatzreichster Wochentag hervorsticht, kommt es insbesondere in den Zeiten von 9 bis 19 Uhr zu zahlreichen Paralleleinsätzen im Stadtgebiet. Diese Zeit ist die höchst frequentierteste Zeit am Tag. Die Auswertung hat zudem ergeben, dass das häusliche Umfeld in 42,0 % aller Fälle den Einsatzort darstellt und nach Abschluss der Untersuchung durch die NFS die „unklare Erkrankung“ mit 1283 Einsätzen das häufigste Symptom bzw. Meldebild darstellt, gefolgt von Traumata und den klassischen Fehleinsätzen.
Auch die eigentliche Schwere der Erkrankungen wurde untersucht und anhand des NACA-Scores ausgewertet. So konnte festgestellt werden, dass der NACA-Score I und II bei den 2946 RTW Einsätzen mit SoSi kumuliert 48,3 % beträgt. Die Notärzt:innen haben im selben Zeitraum ihre 1149 Einsätze zu 14,4 % (n=165) den NACA-Score I und II zugeteilt. Hierauf folgend wird die eigentliche Bagatelleinsatzquote betrachtet. Anhand der vier genannten Kriterien, die einen Bagatelleinsatz im RD aus nichtärztlicher Sicht während der Anwesenheit bzw. Behandlung durch die NFS definieren, konnten 1319 RTW Einsätze ohne notärztliche Beteiligung als Bagatelleinsatz identifiziert werden. Daraus ergibt sich eine Bagatelleinsatzquote von 36,4 %. Während bei 3 von 4 Einsätzen weder eine Sprachbarriere, Pflegeproblem oder ein sozialpsychiatrisches Problem vorlag, weisen die Zahlen bei der mangelnden GK in eine andere Richtung hin. Bei knapp 40,0 % der Bagatelleinsätze konnte durch die NFS eine mangelhafte GK erkannt werden, indem beim Verständnis von Gesundheitsinformationen oder der Krankheitsbewältigung erhebliche Missstände offengelegt worden sind.
In der nachfolgenden Tabelle 6 werden die Ergebnisse aus dieser Mixed-Methods-Stude übersichtlich dargestellt. Die Ergebnisse der Fokusgruppeninterviews werden anhand der induktiv entwickelten Kategorien aufgezeigt. Die Ergebnisse der Einsatzprotokolle werden an die Forschungsfragen angelehnt offengelegt.
Tabelle 6: Zusammenfassung der Ergebnisse
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Rückblickend auf das vorherige Kapitel dieser Mixed-Methods-Studie konnten die Ergebnisse deskriptiv dargestellt werden. Es wird nun die eigentliche Interpretation der wichtigsten Erkenntnisse angeschlossen. Diese Erkenntnisse werden vor dem Hintergrund des theoretischen Hintergrundes und der aktuellen Forschungsergebnisse interpretiert, in die Literatur eingeordnet und zugleich logisch beurteilt. Gleichzeitig steht in diesem Kapitel die kritische Reflektion der Ergebnisse im Vordergrund. Am Schluss erfolgt eine angemessene Würdigung der Limitationen dieser Abschlussarbeit.
Zu Beginn dieses Unterkapitels werden die Ergebnisse an die Forschungsfragen angelehnt interpretiert, diskutiert und in den Gesamtzusammenhang der Abschlussarbeit gesetzt.
Die zentrale Herausforderung in dieser Studie war, Notfalleinsätze von der Definition für Bagatelleinsätzen im Kontext des RD abzugrenzen. Während es für die Begriffe Notfall und Notfallpatient:in jeweils eine allgemeingültige Definition gibt, sieht es bei Bagatelleinsätzen im Kontext des RD anders aus.
Die Interviewteilnehmer:innen haben sich in allen Gesprächen klar zu dem Begriff Notfall bzw. Notfalleinsatz positioniert und gaben an, dass ein Notfall eine Situation ist: „[...], wenn wir nicht kommen, schafft er es nicht“ (B2, #00:36:18-0#), oder die PAT werden körperliche Schäden davontragen werden (B1, #00:36:18-4#). Im dritten Interview hat der RS B7 auf das RettG NRW verwiesen. Darin heißt es: „Die Notfallrettung hat die Aufgabe, bei Notfallpatient:innen lebensrettende Maßnahmen am Notfallort durchzuführen, deren Transportfähigkeit herzustellen und sie unter Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit [...] zu befördern“ (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW). Es kann somit herausgestellt werden, dass die Meinungen der Interviewteilnehmer:innen mit der gesetzlichen Definition übereinstimmen und diese sogar fast auswendig wiedergeben können. Zugleich überraschen diese ähnlichen Aussagen wenig, da ein Großteil der jeweiligen Ausbildung darauf abzielt, Notfälle der unterschiedlichsten Art zu begegnen und Notfallpatient:innen zu versorgen.
Eine Definition für Bagatelleinsätze konnte dagegen nicht so einfach hergeleitet werden, da eine allgemeingültige Definition für Bagatelleinsätze im Kontext des RD nicht existiert. In der wenig vorhandenen Theorie werden Akutfälle, oder auch Notfallsituationen genannt, laut Bundesärztekammer als ein akut entstandenes Geschehen ohne vitale Bedrohung beschrieben. Als Beispiel hierzu sei eine Dekompensation eines chronischen Leidens angeführt (Sefrin et al. 2015, 46). Ebenso wird in der Literatur von „Low-Code-Notfällen“ gesprochen, worunter Grippesymptome wie Husten, Schnupfen, Fieber, aber auch Kopf- und Gliederschmerzen verstanden werden (Sudowe 2022, S. 54–57). Die in der Theorie beschriebenen Unterscheidungen sind in Abgrenzung zum Notfall doch recht unspezifisch und unkonkret. Erst kurz aufgetretene Symptome, die eine örtliche oder allgemeine Schädigung verursachen, sind von einem lebensbedrohlichen Notfall doch schwer zu differenzieren. Die Studie hat zudem gezeigt, dass 55,0 % aller RTW Einsätze eine Symptomdauer von weniger als 6 Stunden aufweisen. Zudem liegt es nach Sefrin et al. im Ermessen der PAT oder deren Angehörigen, zu unterscheiden, ob bei ihnen ein Notfall, oder ein Akutfall vorliegt. Genau hier stehen die Ergebnisse der Studie aufgrund der hohen Anzahl an RTW Einsätzen ohne vorliegende Notwendigkeit erneut entgegen. Auch kann die begriffliche Unterscheidung zwischen dem Notfall und der Notfallsituation nicht nur beim Laien schnell zu Verwechslungen führen.
In der Aufführung der „Low-Code-Einsätze“ sind nahezu ausschließlich Grippe- und Erkältungssymptome aufgezählt. Diese sollten in der Regel gar nicht zu einer Alarmierung des RD führen. Weiter fehlen hierbei die messbaren Größen und der Einbezug der NFS, die bei einem RTW Einsatz doch eine essentielle Rolle beim Einschätzen der Situation und medizinischen Versorgung einnehmen. Gleichwohl soll an dieser Stelle betont werden, dass die NFS auf die RS als Team angewiesen sind. Demzufolge sind diese Begrifflichkeiten aus Sicht des Autors nicht geeignet, um eine Abgrenzung zum Notfall darzustellen.
In den Interviews war es für alle Interviewteilnehmer:innen eine neue Situation und besondere Herausforderung, eine Begrifflichkeit im Gegensatz zum Notfall greifbar zu machen und eine Definition bzw. Eigenschaften und Kriterien zu kreieren. Anhand der Aussagen konnten dann aber vier zentrale Hauptkriterien herausgearbeitet werden, die einen Bagatelleinsatz ausmachen. Bei den Aussagen lässt sich kritisch anmerken, dass die Lebensgefahr bzw. die Folgeschäden und die lebensrettenden Maßnahmen dem Gegenteil der Aufgabenbeschreibungen des RD nach §2 RettG NRW entsprechen (B1, #00:36:11-0#; B2, #00:36:18-4#). Es lässt sich daher die Frage aufwerfen, ob diese nichtärztliche Sichtweise differenziert genug ist und tatsächlich zwei der vier Hauptkriterien ausmacht. Auch wenn eine Lebensgefahr nicht immer zu 100 % sicher eingeschätzt werden kann, so stellt das Erkennen einer Lebensgefahr doch die zentrale Kernaufgabe des RD dar und sollte zutreffend erkannt werden.
Ergänzt wird die weitere Bewertung um die fachliche Einschätzung der NFS und die technische Komponente bzw. Ausstattung eines RTW (B11, #01:19:57-3#; B6, #00:40:41-3#).
Aus der sich hier eröffneten Forschungslücke entsteht die Chance, diese vier Eigenschaften in der Einsatzpraxis zu überprüfen. Eine offensichtliche Lebensgefahr bzw. drohende Folgeschäden lagen in über 62,0 % der RTW Einsätze ohne notärztliche Beteiligung nicht vor, lebensrettende Maßnahmen wurden in knapp mehr als 77,0 % als nicht indiziert angesehen. Die fachliche Einschätzung und die technische Komponente sind in gut 50,0 % jeweils nicht erforderlich. Sobald ein Kriterium erforderlich ist, ist es in der retrospektiven Betrachtung kein Bagatelleinsatz mehr. Mit zielgerichteten Überlegungen der LD und definierten Nachfragen an den Anrufer könnten Bagatelleinsätze identifiziert und in einer sich weiterentwickelnden Notfallversorgung ziel- und bedarfsgerecht disponiert werden.
Um die Forschungsfrage zu beantworten, sollte ermittelt werden, wie sich die Inanspruchnahme des RD in der Großstadt in NRW charakterisiert.
Bei der theoretischen Abhandlung konnte anhand der Zahlen aus dem Bundesland Bayern offen und transparent dargelegt werden, dass die Einsatzzahlen in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 3,6 % pro Jahr gestiegen sind. Dieser Mittelwert kam unter der Berücksichtigung eines zu beobachteten Rückgangs der Einsatzzahlen in der Coronapandemie zustande (Prückner, S. 56–62). Es lässt sich also vermuten, dass die Einsatzzahlen ohne die Coronapandemie durchgehend gestiegen wären.
Den hohen Einsatzzahlen geschuldet, stiegen in den vergangen Jahren ebenso die finanziellen Belastungen für die gesetzlichen Krankenversicherungen allein für die RTW um 200 %, die mittlerweile 47,0 % der gesamten Fahrtkosten ausmachen (Stockleben et al. 2023). In den Interviews wurde nach Gründen für eine derartige Entwicklung gesucht. Die Interviewteilnehmer:innen stellten insbesondere die mangelnde GK als gesellschaftliche Veränderung hervor. Es fällt der Bevölkerung zunehmend schwer, für sich oder Andere Verantwortung in Gesundheitsfragen zu übernehmen. Diese Überforderungssituation in jeglichen Lebenslagen führen häufig zu Einsätzen außerhalb der primären Zuständigkeit des regulären RD. So wurde von einem Kind in einem Einfamilienhaus mit Bauchschmerzen berichtet, der auf der Couch saß und am Handy spielte, oder von einem Kind, das seit 6 Stunden weinte (B17, #00:32:40-9#; B2, #00:19:22-3#). Mehrfach wurde zudem von RTW Einsätzen berichtet, bei denen Angehörige für PAT einen RTW gerufen haben, obwohl die PAT dies nicht wollten. Als Begründung gaben sie an, diese Situation nicht verantworten zu können (B14, #00:23:53-5#; B13, #00:31:29-9#). Diese Entwicklung lässt an dieser Stelle die Annahme zu, dass sich Situationen auch über einen längeren Zeitraum entwickeln und irgendwann der Punkt eintritt, dass sich Menschen nicht mehr anders zu helfen wissen, als den RD zu rufen.
In dem 7-wöchigen Untersuchungszeitraum sind die RTW zu 5132 Einsätzen alarmiert worden. Dabei kristallisierte sich als einsatzstärkster Tag der Dienstag (n=803), gefolgt von dem Mittwoch (n=788), heraus. Die Einsatzpeak im Untersuchungszeitraum ist zwischen 10:00 Uhr und 11.00 Uhr mit 333 RTW Einsätzen im RD. Bei einer näheren Betrachtung fällt insbesondere auf, dass die Spitzenwerte mittwochs zwischen 09:00 Uhr und 11:00 Uhr, sowie donnerstags von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr und freitags von 09:00 Uhr bis 10:00 liegen, obwohl die Haus- und Fachärzte in diesen Zeiten ihre Praxen geöffnet haben. Entgegen der ursprünglichen Erwartung ist der Mittwochnachmittag zwischen 12:00 Uhr und 16:00 Uhr keine hochfrequente Phase im RD, sondern liegt mit 38 bis 51 RTW Einsätzen im mittleren Bereich. Diese Ergebnisse überraschen. Die höchste Einsatzbelastung im RD ist während der Öffnungszeiten der niedergelassenen Ärzt:innen. Zugleich steigen die Einsatzzahlen am Mittwochnachmittag nicht, wenn die Praxen geschlossen haben.
Die Studie hat sich auch mit allgemeinen Details zu allen Einsätzen beschäftigt und u.a. auch den NACA-Score statistisch erhoben. Auch wenn der NACA-Score an sich sehr subjektiv ist und heutzutage eher nur eine begrenzte Aussagekraft hat, so ist es doch ein Pflichtfeld bei der Dokumentation. Diese Betrachtung wird als ein weiterer Baustein gewertet und kann zusätzliche Anhaltspunkt liefern, welche Schwere der Meldebilder bei den PAT vorliegt. Hierbei werden die gesamten Einsätze in Höhe von 5132 Einsätzen nochmal nach den RTW Einsätzen ohne SoSi (n=677), RTW Einsätze mit SoSi (n=2946) und RTW Einsätze mit notärztlicher Beteiligung (n=1130) klassifiziert. Bei 379 RTW Einsätzen fehlt eine eindeutige Rückmeldung und diese werden ausgeschlossen. Somit können von den RTW Einsätzen ohne SoSi ganze 41,0 % (n=280) und von den RTW Einsätzen mit SoSi sogar 48,3 % (n=1422) in die NACA-Score I – geringe Störung und Score II – leichte Störung zugeordnet worden. Die Notärzte haben ihre Einsätze zu 14,4 % (n=165) den NACA Score I und II zugeordnet. Weitere 36,9 % (n=417) stellen den NACA III dar. An dieser Stelle wird zur Verdeutlichung auf die Abbildung 12 auf Seite 66 verwiesen. Es lässt sich somit die Annahme der Interviewteilnehmer bekräftigen, dass ein Großteil der Einsätze einem leichten Meldebild zuzuordnen ist.
Indes fällt auf, dass die Altersgruppe ab 70 Jahren bei den RTW Einsätzen knapp 40,0 % aller PAT ausmacht. Die Altersgruppe der 80 bis 89-jährigen (n=1034) macht dabei den größten Anteil aus und stellt die gleiche Anzahl der PAT wie die Altersgruppen der 20 bis 49-jährigen. Die Gründe dafür könnten eine unsichere Gangart und Immobilität sowie zumeist mehrere seit längerem bestehende Vorerkrankungen sein. Zudem wurde in den Fokusgruppeninterviews von einer Zunahme an einfachen Stürzen im häuslichen Umfeld und insbesondere in Alten- und Pflegeheimen berichtet (B18, #01:11:23-0#). Dies konnte in der Auswertung der Einsatzprotokolle bestätigt werden. Gleichwohl fällt auf, dass unklare Symptome 25,0 % (n=1283) aller RTW Einsätze ausmachen. Ebenso präsentieren sich die traumatologischen Notfälle mit 16,9 % der Einsätze. In Kombination mit einer geringeren Bereitschaft, Verantwortung bei medizinischen Fragen zu übernehmen, führt dies folglich zu einer Alarmierung des RD. (Vergleiche hierzu die Abbildung 13 auf Seite 69). Auch könnte eine Vereinsamung dazu beitragen, dass es vermehrt zu RTW Einsätze kommt: „Sturzereignisse sind häufig. Viele sind alleine zu Hause und wollen keine Pflege haben. Das ist eine andere Generation. […] Sie wollen, dass jemand vorbeikommt, sie ins Bett trägt und, dass wir dann wieder fahren“ (B6, #00:59:27-5#). Diese Zahlen und Aussagen sind aufgrund des demografischen Wandels wenig verwunderlich und überraschen nicht. Gleichwohl wird berichtet, dass das Anspruchsdenken der Bevölkerung steigt. Es lässt sich täglich im Einsatzgeschehen beobachten, dass der RD der Problemlöser und Unterstützer in medizinischen Situationen für die Bevölkerung, aber auch für Alten- und Pflegeheime, Arztpraxen und Krankenhäuser darstellt (B2, #00:03:50-3#; B1, #00:04:20-4#). Diese haben im Untersuchungszeitraum zusammen 895 mal um Unterstützung durch den RTW gebeten. Arztpraxen machen hierbei 146 RTW Einsätze aus. Besonders auffällig ist dabei, dass die Arztpraxen in 38,4 % (n=56) zugleich NÄ mit einem NEF dazu bestellt haben (siehe hierzu die Abbildung 11 auf Seite 64). In den Arztpraxen fallen hochgerechnet somit fast 400 Notarzteinsätze im Jahr an. Die Beteiligungsquote der NÄ in der eigenen Wohnung liegt währenddessen bei 29,4 %. An dieser Stelle lässt sich die Frage aufwerfen, weshalb die Hausärzte bei der Behandlung so oft einen weiteren Arzt zur Versorgung benötigen. Hier könnte ein Ansatzpunkt sein, Notarzteinsätze ohne Einschränkung in der medizinischen Versorgung zu reduzieren.
Zudem spricht für eine niedrige Priorität der RTW Einsätze in dem Gesamtkontext, dass die NFS in 4,5 % aller Einsätze eigenverantwortlich heilkundliche Maßnahmen durchgeführt haben. Ein weiteres Indiz in der Argumentationskette, was zugleich die Inanspruchnahme charakterisiert, spiegelt die ambulante Abklärung wider. In 7,4 % aller RTW Einsätze ohne notärztliche Beteiligung (n=241) hat eine Abklärung durch die NFS vor Ort ausgereicht. Als letztes Indiz wird die Notwendigkeit von SoSi auf dem Transportweg ins Krankenhaus angebracht. Bei 8,1 % aller RTW Einsätze (n=383) wird auf dem Transport ins Krankenhaus SoSi benötigt.
Aus den Ergebnissen der qualitativen und quantitativen Forschung kann geschlossen werden, dass ein Großteil der PAT keine notfallmäßige Behandlung benötigt. Daher steht die hohe Beteiligungsquote der NÄ in den Arztpraxen im konsequenten Widerspruch zu den restlichen Resultaten. Es liegt somit auf der Hand, dass es einen Unterschied zwischen einem subjektiven Hilfebedürfnis durch den RD und der tatsächlichen Notwendigkeit gibt. Somit lassen sich auch die exponentiell steigenden RTW Einsätze und die dadurch entstehenden hohen Kosten zwar ableiten, aber die Notwendigkeit nicht begründen. Das Gegenteil deutet darauf hin, dass vielfach Ressourcen nicht bedarfsgerecht entsandt werden.
Dennoch muss an dieser Stelle ebenso die Frage aufgeworfen werden, warum, wenn die NFS vier von zehn PAT den NACA-Scores I bzw. II zugeordnet haben, die LD überhaupt einen RTW entsenden. Vornehmlich liegt dies an der Ursache der zahlreichen Anrufer:innen, die sich mit ihrem Hilfebedürfnis an den RD wenden. So rufen die Alten- und Pflegeheime bei einfachen Meldebildern direkt den Notruf 112, da sie keine Kapazitäten haben, regelmäßig nach einem Bewohner zu sehen, und keine andere Möglichkeit im Versorgungssystem sehen (B6, #01:42:13-7#). Dies kann daran liegen, dass sie diese nicht kennen, oder dass es tatsächlich keine andere Option gibt, als den RD zu rufen und den PAT in die zentrale Notaufnahme eines Krankenhaus zu transportieren. Diese Problematik mit Pflegebedürftigen scheint sich auch im privaten Umfeld abzuzeichnen, weshalb selbst bei Pflegeproblemen der RD alarmiert wird. Die Auswertung der Einsatzprotokolle hat ergeben, dass in 13,4 % (n=154) der Bagatelleinsätze im RD ein Pflegeproblem vorliegt. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 1147 Bagatelleinsätze, in denen ein Pflegeproblem führend erscheint. Da NFS keine ausgebildeten Pflegefachleute sind und in einem RTW dafür auch keine großartige Ausrüstung vorhanden ist, wird die Frage, ob eine anderweitige Versorgungsstruktur bei diesen Einsätzen nicht eher unterstützen kann, zum Diskussionspunkt. In einem ähnlichen Prozentsatz liegt bei den reinen RD Einsätzen mit 12,8 % (n=147) ein sozialpsychiatrisches Problem vor.
Zum Schluss soll in diesem Unterkapitel der Diskussion die Transportrate aller RTW Einsätze (n=5135) betrachtet werden. 3892 PAT sind mit einem RTW in ein Krankenhaus transportiert worden, dies entspricht 75,8 %. Bei insgesamt 9,3 % (n=475) Einsatzanlässen reichte eine ambulante Abklärung durch die NFS. Im Kontext des NACA-Score lässt sich diskutieren, warum so viele PAT in eine zentrale Notaufnahme transportiert werden. Dies könnte an der mangelnden GK der Bevölkerung liegen. Schaeffer et al. fanden dazu 2021 heraus, dass 58,8 % der Gesamtbevölkerung eine geringe GK besitzen. Bei mindestens einer chronischen Erkrankung bzw. einem Alter ab 65 Jahren steig der Wert der GK auf 62,3 % bzw. 65,1 % an. In der Untergliederung im Bereich der Krankheitsbewältigung bzw. der Versorgung präsentierte sich die Gruppe der mit mindestens einer chronisches Vorerkrankung mit 49,1 % aller Befragten. Ein ähnliches Bild gab die Gruppe ab 65 Jahren ab. Hier konnten 51,5 % der Befragten eine geringe GK bescheinigt werden. Als Bsp. sei hierbei angegeben, dass 4 von 10 Befragten in beiden Gruppen es schwierig bzw. sehr schwierig sehen, Informationen dazu zu verstehen, was in einem Notfall zu tun ist. Daher verwundert es nicht, dass es für 90 % keine Hindernis darstellt, den Notruf zu wählen (ebd., S.34). Aus den Fokusgruppeninterviews heraus kann insbesondere die mangelnde Kenntnis der Bevölkerung belegt werden. So gibt einer der NFS an: „Ein Pfeiler des Bagatelleinsatzes ist der Anrufer. Die Leute wissen nicht, was ein hausärztlicher Notdienst ist, was ein Hausnotruf ist und, womit ich zum Hausarzt gehe. Das wissen sie nicht“ (B5, #00:16:52-9#). Es gibt hingegen auch PAT, die anscheinend ganz bewusst ein System in Anspruch ausnutzen. Die Leidtragenden sind dabei die RTW Besatzungen, die zentrale Notaufnahme und die Gesellschaft selber, die mit ihren Versicherungsbeiträgen einen Großteil der gesetzlichen Krankenversicherer finanziert. Die PAT äußern sich eindeutig: „Sie sagen klipp und klar, dass sie fünf Wochen auf einen MRT-Termin warten müssen und lieber in das Krankenhaus gehen. Da bekomme ich einen Termin. […] ‚Mit Ihnen komme ich schneller dran.‘ Sie wissen das nicht. (B2, #00:17:27-9#). Zudem scheint dieses Problem nicht nur auf die Bevölkerung begrenzt, sondern auch Fachkräfte im Gesundheitswesen nutzen das System auf Kosten anderer aus: „ Auch in der Arztpraxis rufen sie den RTW an, weil sie ein volles Wartezimmer haben. Da sitzen 10.000 Leute. Sie brauchen den Behandlungsraum. Dann rufe ich keinen KTW an, der drei Stunden braucht. Das ist so. Der Mann muss aus dem Zimmer heraus (B5, #00:17:29-0#). Es sind somit häufig keine echten und kritischen medizinischen Probleme, die zu einer Alarmierung des RD führen. Vielfach handelt es sich um einfache bzw. teilweise auch unklare Beschwerdebilder, die dann darauf von den NFS und NÄ als geringe oder leichte Störung eingestuft werden. Zudem hat jede/r fünfte PAT (n=1076) die Symptome seit 6 Stunden oder länger. Jede/r siebte PAT kann die Symptomdauer nicht genau angeben. Zudem offenbaren die wenigen dokumentierten Notkompetenzen und die geringe Anzahl der Transporte mit SoSi in die zentrale Notaufnahme eine geringe Behandlungspriorität.
An dieser Stelle soll nochmals der Frage nachgegangen werden, warum so viele PAT in eine zentrale Notaufnahme transportiert werden. Dabei wechselt die Blickrichtung von den PAT zu den LD und den NFS. Ein weiterer Grund in der konstanten Steigerung der Einsatzzahlen für die RTW könnte auch an den Leitstellen bzw. den Disponent:innen selber liegen. Aus den Fokusgruppeninterviews konnte das Ergebnis abgeleitet werden, dass die LD teilweise große Probleme mit den festgelegten Meldebildern und der strukturierten Notrufabfrage haben. Es existiert eine Spannung zwischen dem, was sie sich als Hilfsmittel wünschen und dem, was sie zur Verfügung haben. Zugleich befürchten sie: „Das System oben ist wie ein Spiel. Es wird noch schlimmer. Mit der strukturierten Notrufabfrage wird es immer digitaler und statischer. Du kannst nicht mehr in die Grauzone hinein. Aktuell kannst du noch ein bisschen selbst entscheiden“ (B2, #00:11:14-5#). Zudem wird berichtete: „Ich kann es herunterstufen. Viele machen das. Es ist eine Grauzone. Ein anderer sagt: "Nein, wenn das ein R11 ist, schicke ich lieber einen R11 vor." Das ist das Problem. (B6, #00:12:30-5#). Hierbei wird offenkundig darüber gesprochen, dass es die LD aus Angst vor Beschwerden und daraus resultierenden Rechtfertigungen Überwindung kostet, von festgelegten Meldebildern abzuweichen. Umso wichtiger erscheint es, dass die LD alle eine Qualifikation als NFS haben und an einem regelmäßigen Erfahrungstausch teilnehmen können. Zudem sind sie sich unsicher, ob sie das überhaupt dürfen und so gewollt ist. Diese unsichere Haltung trifft auf Anrufer:innen mit einem erhöhten Anspruchsdenken und einer geringen Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen sowie einer geringen GK. Selbst bei offensichtlichen Kleinigkeiten wird den Notruf gewählt, oder Anrufer:innen lassen durchsichtig erkennen, dass sie das Gesundheitssystem aus Bequemlichkeit in Anspruch nehmen wollen. Diese Diskrepanz scheint bei den Notrufen regelmäßig vorzuliegen und wird sich aus Sicht der LD noch weiter verschärfen, sobald die strukturierte Notrufabfrage in ihrer jetzigen Form verpflichtend eingeführt wird. Deren Befürchtung ist es, dass es zu noch mehr RTW und NEF-Einsätzen kommen wird.
Darüber hinaus scheint auch bei den NFS eine fachliche bzw. rechtliche Unsicherheit vorzuliegen. Eine mögliche Erklärung könnte vom NFS B12 kommen: „Woher dieses Gedankengut Transportpflicht resultiert, kann ich mir sehr gut vorstellen. Und zwar kann selbst der Arzt präklinisch nichts abschließend diagnostizieren, nichts therapieren und schon gar keine Erkrankung ausschließen“ (B12, #00:22:56-5#). Gleichzeitig könnte das Motiv auch durch die Ernüchterung der NFS begründet sein, sodass man den Weg des geringsten Widerstands bevorzugt und sich dem Gesamtsystem anpasst. Die NFS sind teilweise bei Beginn des Dienstes bereits gereizt und fühlen sich aufgrund offensichtlicher Bagatellen bereits bei der Alarmierung zusätzlich provoziert. Dies mündet in Resignation und Transporte von PAT ohne tatsächliche Notwendigkeit in die zentralen Notaufnahmen. Zuletzt haben Krafft et al. 2022 belegen können, dass es aufgrund einer hohen Anzahl an Fehlinanspruchnahmen zu überlasteten RD und zentralen Notaufnahmen in den Krankenhäusern kommt (Krafft et al. 2022, S. 38–40).
Anhand der Ergebnisse dieser Studie erhärtet sich der Verdacht, dass die RD somit ein Teil des Problems sein könnten, wenn sie offensichtliche Bagatelleinsätze in die zentralen Notaufnahmen durchführen. So konnte der Sachverständigenrat bereits darlegen, dass prinzipiell ambulant gut behandelbare PAT mit ungefährlichen Symptomen direkt den RD bzw. die zentralen Notaufnahmen in Anspruch nehmen. Dadurch werden teils hoch spezialisierte Behandlungskapazitäten auf unnötige Weise gebunden (Sachverständigenrat 2018, S. 767). Daraus kann sich schlussfolgern lassen, dass es großteils zu eine Überversorgung der PAT kommt und eine nicht bedarfsgerechte Fehlsteuerung in der präklinischen Notfallversorgung vorliegt.
In dem vorherigen Kapitel wurde dargestellt, dass die rettungsdienstliche Versorgung durch die NFS nur selten benötigt wird. Dieser Ansatz soll im Kontext der dritten Forschungsfrage weiter konkretisiert und mit Zahlen belegt werden. Nicht indizierte Einsätze werden zunehmend zu einer Herausforderung in der Versorgung. So konnten Dahmen et al. herausfinden, dass 37 % aller Befragten den Notruf auch wählen würden, wenn es um akute, aber nicht lebensbedrohliche Probleme geht. Zudem würden 26 % den Notruf wählen, wenn der Hausarzt abends oder am Wochenende geschlossen hat, das Taxi teuer sei und man im Krankenhaus lange warten würde. In der Altersgruppe über 65 Jahren stimmten gar 36 % dieser Aussage zu (Dahmen et al. 2021, S. 3–7). Betrachtet man nur diese Einstellungen und stellt sie in den Kontext eines konstanten Anstiegs der Pflegebedürftigen bis 2070, kann man sogar von einer Zunahme an Bagatelleinsätzen ausgehen (Statistisches Bundesamt 2023).
In dem 7-wöchigen Studienzeitraum konnten primär 5132 RTW Einsätze in die Analyse eingeschlossen werden. Diese Einsätze zeichnet aus, dass diese teilweise mit notärztlicher Beteiligung absolviert wurden auch es sich auch um einen FW-Einsatz im abwehrenden Brandschutz bzw. der technischen Hilfeleistung handeln kann. Somit wird erstmal eine Bagatelleinsatzquote aller RTW Einsätze im Untersuchungszeitraum dargelegt. Die vier Aussagen zu Lebensgefahr, fachlicher Einschätzung, lebensrettende Maßnahmen und Notwendigkeit der Ausstattung bzw. Technik wurden als Filter nacheinander eingesetzt. In die Berechnung der Bagatelleinsatzquote wurden alle drei ablehnenden Bewertungen der Likert-Skala kumuliert. Somit ergibt sich anhand dieser Parameter eine Bagatelleinsatzquote von 28,3 % (n=1453). Betrachtet man hingegen nur die Bagatelleinsatzquote der RTW Einsätze mit SoSi , so ergibt sich bei 2946 Einsätzen eine Bagatelleinsatzquote von 34,2 % (n=1006). Zieht man hingegen ausschließlich die RTW Einsätze ohne SoSi heran, so ergibt die Berechnung eine Bagatelleinsatzquote von 45,9 % (n=313) . Somit wird deutlich, dass die Bagatelleinsatzquote nach der aus den Fokusgruppeninterviews abgeleiteten Definition zwischen 28,3 % und 45,9 % liegt. Der ausschlaggebende Punkt ist die Betrachtungsweise dieses hoch zusammenhängenden und unterschiedlichen Themenkomplexes.
Als Wochentage mit den meisten Bagatelleinsätzen gehen der Freitag (n=171) und der Samstag (n=162) hervor. Dies könnte daran liegen, dass die Praxen der Haus- und Fachärzte geschlossen sind. Auch der Mittwoch präsentiert sich als Schwerpunkt. Bei den RTW Einsätzen ohne SoSi führt der Mittwoch die Liste mit 58 Bagatelleinsätzen im Untersuchungszeitraum an. Auch hier wäre eine Erklärung dafür, dass am Nachmittag die Praxen geschlossen haben und es den Anrufern an Alternativen zum RD mangelt. Im Tagesverlauf stellen sich der Vormittag zwischen 09:00 Uhr und 10:00 Uhr (n=59), sowie der Nachmittag und der frühe Abend als Einsatzschwerpunkte dar. Verwunderlich ist an der Stelle, dass komplett entgegen zum Gesamtverlauf der Einsätze die Bagatelleinsätze zwischen 11:00 Uhr und 12:00 Uhr kurzzeitig rapide zurück gehen (n=38) und in den Stunden darauf von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr erneut bis zum Scheitelpunkt (n=64) ansteigen.
Die Untersuchung hat damit gezeigt, dass durchschnittlich 188 Bagatelleinsätze pro Woche anfallen. Auf das Jahr hochgerechnet sind dies 9798 Bagatelleinsätze in der Großstadt von NRW. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass in der Zeit von 07:00 Uhr bis 19:00 Uhr 61,3 % der Bagatelleinsätze anfallen. Somit wäre das auch ein bevorzugter Zeitrahmen, wenn man weitere Versorgungsstrukturen, wie z.B. den GemeindeNFS bzw. die GNFS einführen würde. Würde man diese beiden Zahlen miteinander kombinieren, könnten tagsüber 6000 potentielle Bagatelleinsätze von GemeindeNFS abgearbeitet werden können und zu einer spürbaren Entlastung der bisherigen RTW Ressourcen beitragen. Dies hat dann zwangläufig positive Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von RTW bei lebensbedrohlichen Situationen.
Darüber hinaus hätte dies auch einen großen Benefit auf die Alten- und Pflegeheime, da bereits seit 2 Jahren bekannt ist, dass dort zahlreiche Rettungsdiensteinsätze als vermeidbar eingestuft werden. Mit Hilfe der GemeindeNFS könnte so die hohe Hospitalisierungsrate reduziert und die Mortalitätsrate gesenkt werden (Poeck et al. 2021, S. 142–147).
Hingegen bedarf es auch einer großangelegten Aufklärung der Bevölkerung, welche Versorgungsstufen wann und wie zu erreichen sind.
Aufgrund dieser Anspruchshaltung, die in der vorliegenden Arbeit bereits thematisch bearbeitet wurde, fühlen sich die Besatzungen mittlerweile auch ausgenutzt, wenn es darum geht, dass Pflegebedürftige von ihren Angehörigen abgeschoben werden (B2, #00:20:18-2#), oder Krankenhäuser explizit den RTW mit Überwachung für eine Verlegung bestellen, obwohl diese seit Tagen nicht mehr notwendig ist. Der argumentative Hintergrund ist dabei die schnelle Verfügbarkeit im Gegensatz zu dem Krankentransport (B1, #00:52:24-3#). Ebenso führt Unwissenheit häufig zu einem RTW Einsatz, wenn die PAT sagen: „Geben Sie mir eine Tablette oder eine Spritze und fahren Sie dann wieder“ (B3, #00:21:38-9#). All diese Situationen sind die notwendigen empirischen Grundlagen und Rückmeldungen der NFS.
Die Studie konnte die dritte Forschungsfrage beantworten und zugleich aufdecken, dass eine pauschale Antwort zu der Bagatelleinsatzquote zu singulär betrachtet ist. Diese Zahlen bestätigen, dass es eine Notwendigkeit gibt, weitere Versorgungsstrukturen wie z.B. die GNFS in das Gesamtsystem zu implementieren und von den Ergebnisse aus Oldenburg zu profitieren.
Mit diesem Unterkapitel soll die Bedeutung für die Praxis hervorgehoben werden und einer weiteren wissenschaftlichen Theoriebildung dienen.
Definition Bagatelleinsatz und deren Bedeutung
Nachdem die Begrifflichkeit Bagatelleinsatz im RD definiert und mit vier zentralen Kriterien versorgt wurde, war eine Erhebung in der Praxis möglich. Es lässt sich an dieser Stelle empfehlen, die vier zentralen Kriterien in die Einsatzdokumentation aufzunehmen und im Nachgang einer statistischen Auswertung zu unterziehen. Mit Hilfe konkreter Daten lässt sich eine Bagatelleinsatzquote erheben, um daraus die Notwendigkeit zur Implementierung weiterer Versorgungsstrukturen ableiten zu können.
Inanspruchnahme der rettungsdienstlichen Versorgung
Es verdichten sich die Hinweise, dass die Bevölkerung zu einem großen Teil eine niedrige GK aufweist. Aufgrund eines reduzierten Verantwortungsbewusstseins für sich selbst und andere in medizinischen Fragen, einem gestiegenen Anspruchsdenken und Unkenntnis bei medizinischen Angelegenheiten scheint es der Bevölkerung zunehmend schwer zu fallen, Symptome nach Bedeutung und Gefährlichkeit einzuschätzen. Dieser Entwicklung sollte begegnet werden, indem weitere Versorgungsstrukturen im RD wie die GNFS etabliert werden, um dem steigenden Bedarf der Beratung, Unterstützung und multidimensionalen Hilfestellung gerecht zu werden. Aufgrund steigender GKV-Ausgaben entsteht ein immer größer werdender Spagat zwischen kostspieliger Vorhaltung und tatsächlicher Notwendigkeit.
Getriggert vom Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel wird an dieser Stelle empfohlen, der steigenden Anzahl an Einsätzen nicht mit noch mehr RTW zu begegnen und die Problemlösung in die zentralen Notaufnahmen zu verschieben. Ein zentraler Punkt ist die Leitstelle, die mit gut ausgebildeten LD die Entscheidung über die weitere Versorgung und Hilfestellung entscheidet. Die Zahlen belegen, dass ein Großteil der alarmierten Meldebilder mit der tatsächlich vorgefunden Einsatzstelle übereinstimmen. Zudem sollte den LD ein regelmäßiger Austausch und Einsatzdienst auf den Rettungswachen ermöglicht werden, um regelmäßig Erfahrung sammeln zu können. Eine Qualifikation als NFS sollte daher obligat sein.
Bagatelleinsatzquote
In letzter Zeit ist die Begrifflichkeit der Bagatelleinsätze in den Medien vermehrt genutzt worden, ohne eine haltbare Definition vorweisen zu können. Anhand dieser Studienergebnisse sind 34 % aller RTW Einsätze mit SoSi und 46 % aller RTW Einsätze ohne SoSi als Bagatelleinsatz einzuordnen. Eine evidenzbasierte Bagatelleinsatzquote sollte der Ausgangspunkt einer jeden Weiterentwicklung im RD sein.
Zum Abschluss der Diskussion sollen die Limitationen dieser Studie offengelegt werden. Hier werden die Schwächen und Stärken dieser Arbeit reflektiert.
Darüber hinaus soll das methodische Vorgehen in der eigenen empirischen Arbeit kritisch reflektiert werden. Diese Betrachtung des methodischen Vorgehens ist unter der Bewertung sowohl der qualitativen Gütekriterien nach (Döring und Bortz 2016) als auch der Gütekriterien der quantitativen Forschung als Qualitätsmerkmal entscheidend, um die Schwächen und Stärken der Forschungsmethodik aufzuzeigen. Hier werden nun die Aspekte angeführt, die bei der kritischen Betrachtung eines solchen methodischen Vorgehens berücksichtigt werden können:
Konsistenz der Datenanalyse (qualitative Gütekriterien): Es ist wichtig zu überprüfen, ob die angewandten Analysemethoden der qualitativen Daten konsistent waren und ob die daraus resultierenden Konsequenzen Interpretationen schlüssig und fundiert sind. Kritisch ist zu hinterfragen, ob alternative Analyseansätze berücksichtigt oder mögliche Fehlerquellen in der Analyse identifiziert wurden.
Transparenz des Forschungsprozesses (qualitative Gütekriterien): Wie transparent war der Forschungsprozess insgesamt? War die Vorgehensweise bei der Datenerhebung, -analyse und Interpretation detailliert dokumentiert und für andere Forschende nachvollziehbar?
Objektivität der Messungen (quantitative Gütekriterien): Bei der Anwendung quantitativer Methoden ist es wichtig zu überprüfen, ob die Messinstrumente objektiv und zuverlässig waren, um valide Daten zu erfassen. Gibt es potenzielle Einflussfaktoren, die die Objektivität der Messungen beeinträchtigen könnten?
Reliabilität der Daten (quantitative Gütekriterien): Inwiefern kann die Stabilität und Konsistenz der erhobenen Daten gewährleistet werden? Gibt es mögliche Fehlerquellen oder Variationen, die die Zuverlässigkeit der Ergebnisse beeinflussen könnten?
Die kritische Reflexion dieser Aspekte trägt dazu bei, die Qualität der Forschungsmethodik zu verbessern und potenzielle Einschränkungen oder Unklarheiten in der Studie zu identifizieren, was letztlich zu einer fundierten und überzeugenden wissenschaftlichen Arbeit führt.
Eine Limitation dieser Arbeit ist zum einen der für dieses Projekt begrenzte Umfang mit maximal 80 Seiten und zugleich auch der zeitliche Rahmen dieser Abschlussarbeit. Mit der Entscheidung, die Fokusgruppeninterviews von zwei auf drei zu erweitern, ist der zeitliche Aufwand nochmal gestiegen. Zudem stellten die sechs Monate Bearbeitungszeit eine Herausforderung in der Bearbeitung dar. Es soll daher beachtet werden, dass einige Punkte im Ergebnisteil und in der Diskussion nicht so in der Tiefe beleuchtet werden konnten, wie es eigentlich vom Autor gewünscht und gerne umgesetzt worden wäre. Als eine weitere Problematik in dieser Studie soll angeführt werden, dass zu dem Thema ein Mangel an aktueller deutschsprachiger Literatur vorliegt, der das Thema der Bagatelleinsätze im deutschen RD behandelt. Auch konnten bislang keine renommierten Studien oder Fachpublikationen im Rahmen der Datenrecherche gefunden werden, worauf diese Studie hätte aufbauen können. Als eine weitere Restriktion kann gesehen werden, dass aufgrund der hohen Anforderungen an den Datenschutz ein Mithören der Notrufe nicht möglich war und die Definition der Bagatelleinsätze im Kontext der Bagatelleinsätze sich aus lediglich drei Fokusgruppeninterviews mit 18 Interviewteilnehmer:innen realisieren ließ. Darüber hinaus konnte erst beim dritten Fokusgruppeninterview festgestellt werden, dass das dritte Einsatzbeispiel nicht zum Ziel führte, da die Interviewteilnehmer:innen direkt darauf gekommen sind, dass dabei ein lebensbedrohlicher Notfall vorgelegen hat. Eine der maßgeblichen Restriktionen dieser Forschungsmethode ist die Interpretation des Forschers im Codierprozess und beim Interpretieren der Ergebnisse. Zudem war der Forscher auch der Interviewer, sodass ihm eine wesentliche Doppelrolle zukam. Es lag an ihm, keinen negativen Einfluss auf den Verlauf auszuüben und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass dominierende Teilnehmer:innen andere Teilnehmer:innen nicht unterdrücken bzw. nicht zu Wort kommen lassen. Zudem war eine Verzerrung der Ergebnisse möglich, wenn sich nur Fokusgruppen-Teilnehmer:innen meldeten, die mal Dampf ablassen möchten. Dementsprechend galt es, die genannten Punkte zu berücksichtigen. Diesbezüglich sind aus den drei Interviews hauptsächlich zwölf abgeleitete Aussagen für die quantitativen Methode gewonnen worden. Dabei wurde die zwölfte Aussage, in der die NFS und NÄ die Notwendigkeit des RTW bzw. NEF-Einsatzes bewertet haben, als verneinte Aussage vorgegeben. Die Ergebnisauswertung ergab dabei deutliche Ungereimtheiten im Bezug zu den restlichen Aussagen. Es kann an dieser Stelle angenommen werden, dass mehrere NFS und NFS die verneinte Formulierung überlesen haben. Als Kritikpunkt lässt sich daher offerieren, dass verneinte Aussagen im Vorfeld nicht angekündigt worden sind und ausschließlich die zwölfte Aussage verneint war. In der quantitativen Forschung ließ sich darüber hinaus aufgrund von technischen Hürden nicht genau herausfinden, welche tatsächlichen invasiven Maßnahmen und Medikamente durchgeführt bzw. verabreicht worden sind.
Neben den Schwächen soll auch auf die Stärken dieser Arbeit eingegangen werden. Im Rahmen der Literaturrecherche wurde eine 2-malige und insgesamt 3-stufige Literaturrecherche durchgeführt und die Literatur der letzten acht Jahre berücksichtigt. Als zentrale Stärke wird hier das Exploratory-sequential-Design betont. Aufgrund der sich aufbauenden Forschungsmethoden und einer schlüssigen und nachvollziehbaren Verzahnung dieser wissenschaftlichen Vorgehensweisen ergibt sich die Standfestigkeit und transparente Nachvollziehbarkeit der Herleitungen. Bei den Fokusgruppeninterviews stand ausschließlich die nichtärztliche Sicht im Vordergrund. Daher sind die Interviews mit LD, NFS und RS besetzt worden. Die LD haben zudem alle die rettungsdienstliche Qualifikation als NFS vorweisen können. Weiter war es im Vorfeld von großer Bedeutung, für eine transparente Aufklärung der gesamten Belegschaft zu sorgen. Daher wurde Vorabinformationen per E-Mail verschickt und ausgelegt. Zudem wurde bei insgesamt zwölf Präsenzterminen die Hintergründe und Bedeutung erläutert und gleichzeitig für die freiwillige Teilnahme an den Fokusgruppeninterviews geworben. Dieses Vorgehen zahlte sich aus, da schlussendlich die TN ausgelost wurden und sich selbst zwei kurzfristige Krankheitsausfälle mit gleichen Qualifikationen kompensieren ließen Um eine größtmögliche Plausibilität und die Beantwortung der Forschungsfragen zu gewährleisten, ist der Interviewleitfaden mit drei Pretests mit jeweils einem LD, einem NFS und einem RS aus dem befreundetem Umfeld getestet worden. Der Vorteil in dem freundschaftlichen Verhältnis gestaltetet sich in der niedrigen Hemmnis, auf Ungereimtheiten direkt hinweisen zu können. Zudem konnte mit den Pretests eine eigene Rollenprofession als Moderator entwickelt werden. Mit diesem Vorgehen konnte der analytische Verstand geschärft und eine Scheu vor der Aufgabe abgelegt werden. Als Interviewmethode wurde bewusst das halbstrukturierte Interview angewandt, um Redeprozesse zu fördern, tiefgründige Meinungen zu generieren, sowie tiefe Werte und Überzeugungen herauszufinden. Aus eigener Sicht hat die Bearbeitung der Mixed-Methods-Studie dazu beigetragen, sich persönlich und methodisch weiterzuentwickeln und wissenschaftliche Kompetenzen zu entwickeln.
Bei der kritischen Betrachtung eines methodischen Vorgehens in einer Masterarbeit mit einem Exploratory-Sequential-Design ist es wichtig, nicht nur die Anwendung der qualitativen und quantitativen Gütekriterien zu untersuchen, sondern auch auf potenzielle Synergien oder Inkonsistenzen zwischen beiden Ansätzen zu achten. Es galt zu prüfen, ob die Kriterien aus beiden Forschungsperspektiven konsistent angewendet wurden und wie diese zusammengeführt wurden, um eine robuste Methodik für die Forschung zu gewährleisten.
Die demografische Veränderung und die gute Beschäftigungsentwicklung den Blick der Personalverantwortlichen zunehmend auf den derzeitigen und zukünftigen Fachkräftemangel gelenkt. Es gestaltet sich zunehmend schwierig, die RTW zuverlässig zu besetzen.
In der Zusammenfassung liefert die Masterarbeit einen umfassenden Überblick über Bagatelleinsätze im RD und deren weitreichenden Auswirkungen auf das Gesundheitssystem sowie gesellschaftliche Trends. Die Definition von Bagatelleinsätzen im RD wird klar dargestellt und bezieht sich an dieser Stelle auf das Kapitel: Es handelt sich um medizinische Situationen ohne unmittelbare Lebensgefahr oder erhebliche Folgeschäden, die keine umfassende technische Ausstattung eines RTWs erfordern und für die keine lebensrettenden Maßnahmen indiziert sind. Diese Ereignisse erfordern eine weniger komplexe medizinische Intervention und können außerhalb des RD behandelt oder beraten werden. Die Analyse belegt, dass mangelnde GK eine gesellschaftliche Veränderung darstellt, die zu einem reduzierten Verantwortungsbewusstsein für das eigenes Handeln, einer gesteigerten Anspruchshaltung und Ausnutzen von Dienstleistungen führt. Ebenso werden mangelndes Wissen, sozialer Status und das Verhalten von Anrufern als Einflussfaktoren identifiziert, die zu Bagatelleinsätzen beitragen. Die Untersuchung des Verhaltens von LD und des Rettungsfachpersonals zeigt Herausforderungen im Umgang mit festgelegten Meldebildern, rechtlichen Unsicherheiten sowie emotionalen Belastungen bei der Behandlung von Bagatelleinsätzen auf. Die Herausforderungen im RD werden konkretisiert und steigen durch fortschreitende Einsatzzahlen, die den demografischen Wandel, Hilflosigkeit und eine mangelnder Routine an heilkundlichen Maßnahmen verdeutlichen. Diese Aspekte haben Auswirkungen auf die Qualität der medizinischen Versorgung und die Arbeitsbelastung des Rettungspersonals.
Die Studie liefert darüber hinaus quantitative Daten zur Charakterisierung und Häufigkeit von Bagatelleinsätzen sowie deren Alarmierung, Versorgung und Diagnosen. Insbesondere wird herausgestellt, dass ein erheblicher Anteil der Einsätze Bagatelleinsätze darstellen, die keine notärztliche Beteiligung erfordern. Aufgrund einer konstant weiter steigenden Anzahl an Pflegebedürftigen kann davon ausgegangen werden, dass sich in den kommenden Jahren kein Gegentrend abzeichnen wird. Schon jetzt ist jeder 4. PAT, zu dem ein RTW alarmiert wird, älter als 80 Jahre. Gerade diese Altersgruppe präsentiert zumeist eine Vielzahl an Vorerkrankungen und ist von chronischem Leiden geplagt. Zudem wird im Bundesland Bayern quasi seit 2014 durchgängig eine konstant sinkende Transportquote identifiziert. Daher wird die Notwendigkeit immer deutlicher, weitere Versorgungsstufen zu etablieren, die von der Leitstelle disponiert werden können. Die GNFS können hier den Anfang darstellen.
Insgesamt verdeutlicht die vorliegende Masterarbeit die Komplexität und Vielschichtigkeit von Bagatelleinsätzen im RD, indem sie verschiedene Perspektiven, Einflussfaktoren und quantitative Daten zur Untermauerung der Analyse heranzieht.
Aus den Ergebnissen dieser Abschlussarbeit können mehrere praxisrelevante Implikationen hergeleitet werden, die den Umgang mit Bagatelleinsätzen im RD sowie die allgemeine Notfallversorgung betreffen:
Klarheit in der Definition von Bagatelleinsätzen
Eine eindeutige Definition von Bagatelleinsätzen ist wichtig, um eine praxisrelevante Abgrenzung von Notfällen zu gewährleisten. Dies könnte dazu beitragen, die Arbeitsbelastungen im RD zu reduzieren und zu einer bedarfsgerechteren Notfallversorgung führen.
Gesundheitskompetenz fördern
Es sind Maßnahmen zur Verbesserung der GK der Bevölkerung erforderlich, um ein besseres Verständnis für die Dringlichkeit medizinischer Versorgung zu schaffen und die Anforderungen an den RD zu reduzieren. Dadurch kann sich der RD stärker auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren.
Effektive Kommunikation und Entscheidungsfindung
Es ist wichtig, die Kommunikation zwischen Notrufenden, LD und dem Rettungsfachpersonal zu verbessern, um angemessene und effiziente Reaktionen auf Bagatelleinsätze sicherzustellen. Dies könnte durch qualifizierte Aus- und Weiterbildungen und klare Handlungsrichtlinien erreicht werden
Weiterbildung und Unterstützung des Personals
Es ist wesentlich, dass das Rettungsfachpersonal und insbesondere die NFS regelmäßig weitergebildet und unterstützt werden, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen und den Umgang mit Bagatelleinsätzen. Dies könnte helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und die Qualität der Versorgung zu verbessern.
Ausbau alternativer Versorgungsstrukturen
Die Schaffung alternativer Versorgungsmöglichkeiten außerhalb des RD für Bagatelleinsätze könnte die Belastung des Systems verringern, die zentralen Notaufnahmen entlasten und wahrscheinlich sogar Kosten einsparen. Hierbei könnten beispielsweise spezialisierte Beratungsstellen, der kassenärztliche Bereitschaftsdienst oder mobile Pflegedienste einbezogen werden. Eine enge Vernetzung aller Versorgungsstrukturen unter Federführung einer zentralen Gesundheitsleitstelle kann empfohlen werden.
Verbesserung der Alarmierung und Einsatzsteuerung
Eine verbesserte Software- oder KI gestützte Einsatzsteuerung könnte dazu beitragen, Bagatelleinsätze besser zu erkennen und Ressourcen effizienter zu nutzen. Dies könnte auch die Auslastung der Rettungsfahrzeuge und des Personals optimieren.
Förderung präventiver Maßnahmen
Angesichts demografischer Veränderungen und vermehrter Sturzereignisse im häuslichen Umfeld ist eine verstärkte Präventionsarbeit erforderlich, um Bagatelleinsätze zu reduzieren. Dies könnte durch Aufklärungskampagnen, Sicherheitschecks oder die Unterstützung einsamer älterer Menschen erfolgen. Somit lässt sich zusammenfassen, dass die Identifikation von Bagatelleinsätzen sowie die Implementierung geeigneter Maßnahmen zur Reduzierung dieser Einsätze zu einer zielgerichteteren Nutzung von Rettungsdienstressourcen führen und die Qualität der Notfallversorgung insgesamt verbessern können.
Die vorliegenden Ergebnisse bieten einen Einblick in die Dynamik von Bagatelleinsätzen im RD und liefern zahlreiche Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsbemühungen:
Ursachenforschung für gesellschaftliche Veränderungen
Weitere Forschung könnte sich darauf konzentrieren, die tieferen Ursachen für die gesellschaftlichen Veränderungen, wie mangelnde GK und gestiegene Anspruchshaltung, zu untersuchen. Dies könnte zur Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Verbesserung dieser Aspekte führen.
Analyse des Verhaltens von Anrufer:innen und Leitstellendisponent:innen
Eine bekanntere Analyse des Verhaltens von Anrufer:innen und LD könnte zu einem besseren Verständnis von Entscheidungsprozessen und Kommunikationsmustern führen, was wiederum zur Entwicklung von Schulungsprogrammen und Richtlinien beitragen könnte.
Fokus auf das Rettungsfachpersonal
Zukünftige Forschung könnte sich intensiver mit den Belastungen und Bedürfnissen des Rettungsfachpersonals auseinandersetzen, um Strategien zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Unterstützung zu realisieren.
Entwicklung präventiver Maßnahmen
Eine vertiefte Forschung zur Prävention von Bagatelleinsätzen, insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel und Sturzereignisse im häuslichen Umfeld, könnte zur Entwicklung gezielter Präventionsprogramme und Unterstützungsmechanismen führen.
Optimierung der Alarmierung und Einsatzsteuerung
Forschungsbemühungen könnten sich darauf konzentrieren, wie Alarmierungssysteme und die Einsatzsteuerung verbessert werden können, um eine effizientere Zuweisung von Rettungsdienstressourcen zu erreichen und Bagatelleinsätze zu reduzieren.
Validierung der Definition von Bagatelleinsätzen
Mit der erstellten Definition von Bagatelleinsätzen lassen sich zukünftig Bagatelleinsätze im RD identifizieren und statistisch erheben:
· „Bagatelleinsätze im Rettungsdienst beziehen sich auf medizinische Situationen, bei denen keine unmittelbare Lebensgefahr besteht oder erhebliche Folgeschäden für Patient:innen zu erwarten sind und in denen lebensrettende Maßnahmen nicht indiziert sind. Daher verlangen diese Situationen keine Interventionen oder Einschätzungen durch Notfallsanitäter:innen und bedürfen nicht die umfassende technische Ausstattung eines Rettungswagens“ (Jünger 2023).
Die vorliegende Definition kann weiter validiert und verfeinert werden, um eine genauere Abgrenzung von Bagatelleinsätzen zu ermöglichen und somit eine standardisierte Klassifizierung dieser Einsätze zu schaffen.
Langzeitstudien zur Veränderung der Bagatelleinsatzrate
Längsschnittstudien könnten die Veränderungen der Bagatelleinsatzrate im Laufe der Zeit analysieren und mögliche Trends aufzeigen, die dadurch eine Anpassung der Strategien zur Notfallversorgung ermöglichen würden. Ebenso würde es sich anbieten, eine vergleichbare Studie in einer anderen Großstadt in NRW oder Landkreis durchzuführen, um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können.
Somit lässt sich resümieren, dass die fortlaufende Forschung in diesen Bereichen dazu beitragen könnte, die Effektivität der Notfallversorgung zu verbessern und die Arbeitsbedingungen im RD zu optimieren. Die Ressourcen sollten effizienter und bedarfsgerechter eingesetzt werden, ohne die Patientensicherheit im Vergleich zur jetzigen Situation zu gefährden.
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Voigt, Marcel (2020): Wissenschaftliches Arbeiten. Der kompakte Praxisguide für Studenten. [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: Williams & Brown.
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Abbildung 1: Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung
Abbildung 2: Entwicklung der Notfalleinsätze nach Rettungsmitteltyp
Abbildung 3: Notfalleinsätze von RTW mit und ohne Patiententransport
Abbildung 4: Ausgaben GKV in Mrd. Euro RTW
Abbildung 5: Pflegebedürftige von 2021 bis 2070
Abbildung 6: Gesundheitskompetenz nach Bevölkerungsgruppen
Abbildung 7: Gesundheitskompetenz im Bereich Krankheitsbewältigung/ Versorgung nach Bevölkerungsgruppe
Abbildung 8: Gesundheitskompetenz nach Einzelfragen im Bereich Krankheitsbewältigung/ Versorgung& ausgewählten Bevölkerungsgruppen
Abbildung 9: Ablauf der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse in sieben Phasen nach Kuckartz und Rädiker
Abbildung 10: Kumulierte Darstellung der Bewertungen nach der Definition von Bagatelleinsätzen
Abbildung 11: Einsatzorte der RTW und NEF Einsätze
Abbildung 12: NACA-Score der RTW und NEF Einsätze
Abbildung 13: Symptome der analysierten Bagatelleinsätze
Tabelle 1: Lebensgefahr/ drohende Folgeschäden bei RTW Einsätzen
Tabelle 2: Fachliche Einschätzung bei RTW Einsätzen
Tabelle 3: Lebensrettende Maßnahmen bei den RTW Einsätzen
Tabelle 4: Technik/ Ausstattung RTW bei den RTW Einsätzen
Tabelle 5: Eigenschaften der Bagatelleinsätze
Tabelle 6: Zusammenfassung der Ergebnisse
Abs. Absatz
ACS Akutes Koronarsyndrom
ÄLRD Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
AZ Allgemeinzustand
B1-18 Pseudoanonysierte Abkürzung für einen Befragten
BÄK Bundesärztekammer
BDSG Bundesdatenschutzgesetz
BQ Bagatelleinsatzquote
BTM Betäubungsmittel
COPD Chronic obstructive pulmonary disease
CPAP Continuous positive airway pressure
DGN Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V.
DIN Deutsches Institut für Normung
Dr. Doktor
DSG Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Ebd. ebenda
EKG Elektrokardiogramm
EN Europäische Norm
ERC European Research Council
Et al. Und andere
EU Europäische Union
EU-DSGVO Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union
GCS Glascow-Coma-Scale
GK Gesundheitskompetenz
GKV Gesetzlichen Krankenversicherungen
GNFS Gemeindenotfallsanitäter
i.o. intraossär
i.v. intravenös
ITW Intensivtransportwagen
KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung
KI Konfidenzintervall
KTW Krankentransportwagen
LD Leitstellendisponent:innen
MA Mitarbeiter:innen
MAXQDA MAXQDA ist eine Software der Firma VERBI zur computergestützten und optimierten qualitativen Daten- und Textanalyse
MBA Master of Business Administration
Mrd. Milliarden
N Anzahl
NACA Der NACA-Score ist ein etabliertes Score System zur Einordnung der Erkrankungs- und Verletzungsschwere von Patienten in der Präklinik (Schlechtriemen et al. 2005)
NÄ Notärzt:innen
NEF Notarzteinsatzfahrzeug
NFS Notfallsanitäter:innen
NotSan-APrV NFS Ausbildungs- und Prüfungsordnung
NotSanG Notfallsanitätergesetz
NRS Numerische Rating-Schmerzskala
NRW Nordrhein-Westfalen
PAT Patient:innen
PR Personalrat
PRISMA Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses
Prof. Professor
R0 RTW Einsatz ohne Sondersignal
R10/ R10G/ R1/ R01 RTW Einsatz mit Sondersignal
R11/ R11G/ R2/ R21/ R31 RTW Einsatz mit notärztlicher Beteiligung
RA Rettungsassistent:innen
RD Rettungsdienst
RDF Rettungsdienstfortbildung
RettG NRW Gesetz über den Rettungsdienst sowie die Notfallrettung und den Krankentransport durch Unternehmer
ROSC Return of spontaneous circulation
RS Rettungssanitäter:innen
RTW RTW
S. Seite
SGB Sozialgesetzbuch
SGL Sachgebietsleiter
SoSi Sondersignal (Blaulicht und Martinshorn)
SVR Sachverständigenrat
TN Teilnehmer:innen
USB Universal Serial Bus
VEL Vollelektrolytelösung
Z.B. Zum Beispiel
Anhang A: Datenrecherche und PRISMA Schema
Anhang B: Maßnahmenkatalog der NFS vom Bundesverband der ÄLRD
Anhang C: Medikamentenkatalog der NFS vom Bundesverband der ÄLRD
Anhang D: Sample qualitative Studie
Anhang E: Interviewleitfaden
Anhang F: Informationsmail an den ÄLRD, die Amtsleitung, den SGL RettG und den PR
Anhang G: E-Mail an die Belegschaft zur Vorabinformation
Anhang H: Merkmale der Interviewteilnehmer:innen
Anhang I: Einwilligungserklärung der Interviewteilnehmenden
Anhang J: Lister der Codes aus den Fokusgruppeninterviews
Anhang K: Kategoriensystem der abgeleiteten Aussagen
Anhang L: Sample quantitative Studie
Anhang M: NACA Score
Anhang A: Datenrecherche
Im Sommer 2023 wurde eine strukturierte Sichtung über die aktuelle Literatur der letzten acht Jahre vorgenommen. Um die Reliabilität zu unterstreichen, wurde die Recherchestrategie im Herbst 2023 ein weiteres Mal durchgeführt. Aufgrund der Reproduktion der Datenlage konnte veranschaulicht werden, dass das methodische Vorgehen sich als belastbar und valide herausstellt. Als spezifischer Suchbeginn wurde die Veröffentlichung des Eckpunktepapier 2016 zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung in der Prähospitalphase und in der Klinik am 07.07.2016 definiert. Hierbei wurden erneut bedeutende Rahmenbedingungen und Ziele in der rettungsdienstlichen Notfallversorgung definiert, die die zukünftige Grundlage für die Strukturanforderungen und Planung darstellen. Am Konsensus beteiligten sich 30 Fachgesellschaften, Institutionen und Organisationen. Daher ist das Eckpunktepapier neben der Einführung der NFS im Jahr 2014 aus Sicht des Autors als wegweisende Empfehlungen in der rettungsdienstlichen Versorgungsforschung zu sehen. Unter Berücksichtigung der Forschungsfragen, die als roter Faden durch diese Arbeit führen, ging es bei der Suche um die drei zentralen Fragen: Gibt es eine Definition für Bagatelleinsätze im RD und wenn ja wie lautet diese, inwieweit kann die Studienlage die charakteristische Inanspruchnahme der Versorgung darstellen und wie ist das Verhältnis zwischen indizierten und nicht indizierten Einsätzen im RD. Das Ziel der Onlinerecherche und der Aufarbeitung war es, den aktuellen Stand der Wissenschaft basierend auf grundlegender und aktueller Studien zu erfassen und chronologisch darzustellen. Der Autor führte zu diesem Zweck insgesamt zwei Mal eine dreistufige Recherche von nationaler Literatur durch, die sich in eine Vorabsuche zur groben Übersicht, eine Hauptsuche in den Datenbanken und einer händischen Suche bei Google Scholar unterteilte, um blinde Flecken identifizieren zu können. In diesem Zusammenhang wurde sich für die systematische Literaturrecherche in Fachdatenbanken nach Nordhausen und Hirt entschieden (Nordhausen und Hirt 2020). Die Datenbanken Pubmed, SpringerLink und CINAHL wurden vom Autor festgelegt. Zum Zweck der Datenrecherche wurden insgesamt zehn Suchbegriffe in deutscher Sprache festgelegt. Das vordergründige Ziel war hierbei, die Begriffe aus dem Titel und den Forschungsfragen „Rettungsdienstliche Patientenversorgung“, „Bagatelleinsatz“, „minderprioritäre Einsätze“ und „rettungsdienstliche Inanspruchnahme“ festgelegt. Ergänzt wurden die Begriffe um „Notfall- und Akutversorgung“, „Leitstelle“, „Gemeindenotfallsanitäter“, „Gesundheitskompetenz“, „Einsatzzahlen“ und „Rettungsdienstmanagement“. Bei der Literaturrecherche wurde mit den Booleschen Operatoren „AND“, „OR“ und „NOT“ gearbeitet. Auf der nächsten Seite ist dazu die Datenrecherche mittels Prisma Flow Diagramm nach Moher aus 2009 dargestellt.
Prisma Flow Diagramm nach (Moher et al. 2009)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Anhang B: Maßnahmenkatalog der NFS
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Anhang C: Medikamentenkatalog der NFS
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Anhang D: Sample qualitative Studie (Fokusgruppeninterviews)
In der vorliegenden explorativen Masterarbeit werden zu Beginn der Untersuchung Fokusgruppeninterviews durchgeführt, da diese als eine Methode der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Forschens gelten. Die Methode eignet sich insbesondere dafür, die unterschiedlichen Standpunkte der befragten Personen darzulegen, gegeneinander abzuwägen und Hintergründe sowie unbekannte Sachverhalte zu untersuchen. Hierbei sollen Diskussionen provoziert und Gruppenmeinungen generiert werden (Baur und Blasius 2019, S. 22). Durch eine gut vorbereitete und gezielte Reflexion der Teilnehmer:innen (TN) lässt sich transformatives Wissen generieren (Bär et al. 2020, S. 213). Hoffmann et al. definieren 2022 den Ansatz wie folgt:
Unter dieser Prämisse werden Fokusgruppen als Instrument verstanden, um einen dynamischen, sozialen Prozess zu erzeugen, durch den die Teilnehmenden gemeinsam Meinungen, Verständnisse oder Überzeugungen in Bezug auf einen Sachverhalt kollektiv herstellen können. Die Information, die aus dieser Art Fokusgruppe gewonnen werden kann, wird aufgrund der Erzählungen, der Ideen, Meinungen, Erfahrungen und berichteten Handlungen der Teilnehmenden konstruiert (Hoffmann et al. 2022, S. 67).
Der induktive Ansatz der Fokusgruppen wurde darauf aufbauend gewählt, da die Teilnehmenden in einem halbstrukturierten Interview zur transferorientierten rettungsdienstlichen Versorgungsforschung in ihrer Stadt gemeinsam befragt und die Antworten ausgewertet werden können. Nach eigenen Recherchen gibt es zudem national hierzu keine vergleichbaren Daten, somit soll erstmalig eine Evidenz belegt werden. In dem Diskurs mit einer überschaubaren Anzahl von Gruppenmitgliedern entstehen neue Gedankenansätze, sodass der Erkenntnisgewinn aus mehreren Perspektiven in den Fokus rückt. Die Berufsqualifikationen NFS und RS sollen mit der Sicht aus der Leitstelle hierbei persönliche Beiträge und intensive Diskussionen aus unterschiedlichen Perspektiven forcieren und das kritische Bewusstsein fördern. Die Heterogenität in der Qualifikation soll einen gruppendynamischen Effekt bewirken und eine Vielfalt an Meinungen und Ansichten gegenüberstellen. Die große Flexibilität der Methode, eine ausgewogene Kosten-Nutzen-Relation und ein Spektrum an Funktionen als erste Forschungsphase bei einer geringen Datenlage lässt die Methode für die Versorgungsforschung im RD als geeignet erscheinen. Die ungezwungene Atmosphäre soll zu ehrlichen Antworten führen und Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite in den Vordergrund der Fokusgruppeninterviews stellen. Weiter ist es zentral, gezielte Reize in den Gesprächsablauf einzubauen (Bär et al., 2020, S. 227– 228; Mayerhofer, 2007, S. 479–487). Das Ziel qualitativer Interviews im Allgemeinen ist es, so offen und transparent wie möglich und so strukturiert wie nötig die eigentliche Interviewkommunikation zu gestalten (Helfferich 2009, S. 179–181). Fokusgruppendiskussionen sind die am besten geeignete Methode zur gezielten Nutzung von Interaktion sowie zur Generierung aussagekräftiger Meinungen, Vorschläge und von Feedback. Fokusgruppen dienen nicht nur der Gewinnung neuer Erkenntnisse oder Dienstleistungen, sondern suchen tiefgründige Meinungen, Werte und Überzeugungen in einem kollektiven Kontext. Hier werden aktive, zumeist unterbewusste Interaktionen zwischen den TN ausgelöst und neue Impulse gesetzt. Insbesondere die Fokusgruppe bietet ein Mittel, sich die Perspektive der bedeutendsten Interessengruppen anzuhören und aus ihren Erfahrungen mit den Phänomen zu lernen (Jayasekara 2012, S. 412). Eine besondere Bedeutung kommt dem Moderator zu, da er bei den Fokusgruppen sowohl den Moderator als auch die Co-Moderation übernimmt. Diese Maßnahme wurde erforderlich, da bei den zwölf Vorbesprechungsterminen hervorgehoben wurde, wie bedeutsam den TN der Datenschutz und die Vertraulichkeit der Interviews ist. Als Moderator galt es dafür zu sorgen, dass die inhaltliche Gestaltung der Fokusgruppen eingehalten und ein diskussionsleitender und strukturierter Ablauf eingehalten wird. In der zeitgleichen Rolle als Co-Moderator galt es sich um die Logistik, die Organisation und Dokumentation zu kümmern (Bär et al. 2020, S. 217–218).
Im nachfolgenden Abschnitt wird auf das Studiendesign aufbauend die Entwicklung des Interviewleitfadens anhand der SPSS-Methode näher beschrieben.
Anhang E: Interviewleitfaden
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Einführung
- Offene Fragen klären
Ziel:
- Einstellungen und Meinungen der Gruppe zum RD erfahren
- Bedarf für weitere Versorgungsstrukturen ermitteln und erheben,
- Nachweisen, wo die Kompetenzen der NotSan tatsächlich erforderlich waren,
- Verknüpfung vom Notrufeingang mit dem Rettungsdienstprotokoll + subjektiven Antworten auf die Fragen
Ablauf:
- 3 Gruppendiskussionen mit je 6 TN (RettSan, NotSan, Disponent)
- Semi- bzw. halbstrukturiertes Interview, Flexibilität und Ausführlichkeit Datenschutz erklären und Vereinbarung unterzeichnen
- Gesprächsfluss aufrechterhalten
- Aus den Antworten formuliere ich ca. 10 Fragen für Pulsation
Regeln:
- Ausreden lassen
- Notizen machen, um Gedanken nicht zu verlieren
Mögliche Rückfragen:
- Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
- Wie ist es dazu gekommen?
- Wo liegen die Gründe? Was ist Ihnen besonders wichtig?
Einstieg
- Meine eigene Person vorstellen (Name, Alter, Funktion)
- Stellen Sie sich und ihren beruflichen Lebenslauf einmal bitte kurz vor.
- (Wie lange arbeiten Sie im RD? Was gehört im RD zu den täglichen Aufgaben?)
- Bedanken und Verknüpfung zur E-Mail herstellen
- Narrativer Einstieg zur GK, Erzählen vom letzten Dienst am 21.7.
Hauptteil I
- Wie hat sich der RD in den letzten Jahren verändert?
Notizen: RD überbelastet? Woran liegt das?
- Hat sich die Erwartungshaltung der Bevölkerung an den RD verändert? Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Notizen: Lebensgefahr bzw. schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten (RettG)
- Was verstehen Sie unter dem Begriff „Bagatelleinsatz“ im Bezug zum RD?
Notizen: Unterschied Notfall vs. Akutfall, wie hoch ist der geschätzte Anteil?
- Nennen Sie jeweils mindestens 5 Eigenschaften/ Kriterien/ Diagnosen, die einen RTW Einsatz als nicht indiziert charakterisieren? Geben Sie Beispiele dazu.
Notizen: Meldebilder, Örtlichkeit, körperliche Symptome + Dauer, Verständigung
- Wie denken Sie über die Versorgungsstrukturen, kassenärztlicher Bereitschaftsdienst, Gemeindenotfallsanitäter:in und Notfall-KTW?
- Was halten Sie davon, ein Triage Tool aus dem Krhs. z.B. das Manchester Triage Tool im RD zu nutzen?
- LST: Wie läuft eine Alarmierung ab? Wovon hängt die Einschätzung ursächlich ab, ob es ein Notfalleinsatz ist, oder nicht?
Notizen:
- NFS: Wie oft haben Sie in den letzten 3 RTW Diensten invasive Maßnahmen durchgeführt oder Medikamente gegeben, bzw. war Ihre fachliche Expertise am Einsatzort notwendig? Könnte ein RettSan einen Großteil der Einsätze abarbeiten?
Notizen: Tele NA
- RS: Wenn Sie an die letzten 3 RTW Dienste zurückdenken. Würden Sie sich zutrauen, einen Großteil der Einsätze ohne NotSan abzuarbeiten?
Notizen:
Hauptteil II
- Fallbeispiele
Ich möchte nun 3 anonyme Fallbeispiele präsentieren, die ich vor kurzem selber erlebt habe: Welche Eigenschaften sprechen aus Ihrer Sicht für einen Bagatelleinsatz, bzw. einen Notfalleinsatz? Begründen Sie Ihre Antwort.
Fallbeispiel 1
Pat. (m, 67J.) lebt alleine im 2. OG eines MFH, hat die Whg. in den letzten Wochen nur für Arztbesuche verlassen. Alarmierungsgrund um 22:24 Uhr: Unterbauchschmerzen seit 1 Stunde, keine Besserung, brennender Dauerschmerz, Unterbauch zieht in Richtung Magen, NRS 5/10, konstant gleichbleibend
Notizen:
Fallbeispiel 2
Pat. (m, 87J.), lebt seit 3 Tagen im Alten- und Pflegeheim in der Kurzzeitpflege, war bis vor 6 Wochen noch mobil. Hatte dort einen Sturz mit Fraktur L5, die Wunde hat sich seitdem mehrfach entzündet. Alarmierungsgrund um 02:50 Uhr: Fieber 39,3°C.
Auf Ansprache erweckbar, kein offensichtliches A bis D Problem.
Notizen:
Fallbeispiel 3
Pat. (w, 63J) lebt alleine im EG eines MFH, bekannte Parkinsonpatientin, ist mobil und versorgt sich selber. Alarmierungsgrund um 04:25 Uhr: unspezifische Thorax- und Atembeschwerden, Blutdruckmessgerät zeigt Error an.
Notizen:
Rückblick
- Kurzer Rückblick über das Interview
- Erneuter Dank für die Zeit
Ausblick
- Information über Auswertung der Ergebnisse
- Verabschiedung
Anhang F: Informationsmail an den ÄLRD, die Amtsleitung, das SG Rettungsdienst und den PR
Hallo zusammen,
ich plane mit XX zusammen eine wissenschaftliche Studie im Rettungsdienst der XX mit dem Ziel, Bagatelleinsätze im Rettungsdienst zu identifizieren und zu analysieren. Die Auswertung erfolgt anonym, es werden von mir keine Patientendaten und auch keine Daten von Kollegen*innen auf den Rettungsmitteln, oder der Leitstelle erhoben bzw. ausgewertet. Es werden demnach keine Rückschlüsse zu den jeweiligen Kollegen möglich sein. Der Umfang dieser Abschlussarbeit ist ziemlich anspruchsvoll, zudem lässt sich deutschlandweit keine vergleichbare Studie finden.
Mein Titel lautet:
Transferorientierte Versorgungsforschung zur Inanspruchnahme der rettungsdienstlichen Patientenversorgung - Eine Studie zu Bagatelleinsätzen im Mixed-Methods-Design
Ziel
Das Ziel von XX und mir liegt auf der Organisationsebene im Kontext des strategischen Managements, sowie der Versorgungsforschung auf der Metaebene. Mit den analysierten Daten soll der Bedarf für weitere Versorgungsstrukturen ermittelt und quantitativ erhoben werden. Es steht dabei im Vordergrund, wie oft die Qualifikation Notfallsanitäter*in bzw. Rettungsassistent*in nach den Ausbildungszielen des §4 NotSanG vor Ort tatsächlich notwendig war. Richtig spannend ist die Betrachtung vom Notrufeingang mit der Verknüpfung der subjektiven Rückmeldung der Transportführer*innen von der Einsatzstelle. Zudem ist mir die Entlastung der Mitarbeiter*innen auf den RTW besonders wichtig und meine zentrale Forschungsmotivation. Durch eine Reduzierung bzw. Verteilung der "Low-Code-Einsätze" oder "minderprioritären Einsätze" auf andere Schultern, Etablierung von neuen und bedarfsgerechten Versorgungsstrukturen für die Patienten*innen, sollte es zu einer höheren Verfügbarkeit der Rettungsmittel für die Aufgaben nach §2 Abs. 2 RettG NRW kommen, zu einer Steigerung der Hilfsfrist kommen und die Anzahl der Auslastungen im Rettungsdienst verringern.
Ausgangslage
Seit Jahren steigen die Einsatzzahlen, der Fachkräftemangel ist auch im Rettungsdienst angekommen und die individuelle Unzufriedenheit steigt aus vielen Gründen. Ein Ansatz ist die hohe Arbeitsintensität bei häufiger Unterforderung und dem Gefühl von der Gesellschaft ausgenutzt zu werden. Daher ist mein Ansatz, die nicht notwendigen Einsätze herauszufiltern, damit für diese unbekannte Anzahl neue Alternativen geschaffen werden können. Das wären z.B. Gemeindenotfallsanitäter*Innen und Notfall-KTW die vereinzelt in Pilotprojekten getestet werden. Zudem kommen auch andere Versorgungsstrukturen in Betracht, die nicht zum Rettungsdienst gehören
Relevanz
Im Rahmen meiner Abschlussarbeit forsche ich im Bereich der Bagatelleinsätze/ Low-Code-Einsätze/ minderprioritären Einsätze im Rettungsdienst. Nach meinem Stand führe ich deutschlandweit eine erstmalige Datenerhebung in dem Bereich durch. Konkret möchte ich nachweisen, bei wie vielen Einsätzen ein Notfallsanitäter bzw. eine Notfallsanitäterin mit einem RTW nicht erforderlich war.
Forschungskonzept
Meine Forschungsfragen lauten:
1. Was ist ein Bagatelleinsatz und wie wird er von einem Notfalleinsatz definitorisch abgegrenzt?
2. Wie charakterisiert sich die rettungsdienstliche Inanspruchnahme vom Notrufeingang, über die Alarmierung, bis hin zur Versorgung durch die Notfallsanitäter_Innen und Notärzte_Innen?
3. Wie hoch ist der Prozentsatz an Einsätzen im Untersuchungszeitraum, die nach den genannten Kriterien als „indiziert“ bzw. „nicht indiziert“ eingestuft werden?
Vorstellen der Methodik
In meiner ersten Phase führe ich zwei Fokusgruppeninterviews mit Kollegen*innen der XX und der Hilfsorganisationen durch. Der Aufruf erfolgt in enger Abstimmung mit XX, die Teilnahme ist freiwillig und aus der Freizeit.
Daraus möchte ich neue Ansätze bei der Definition gewinnen und um die zehn Fragen entwickeln, die in die zweite Phase implementiert werden. In der beschriebenen zweiten Phase ist mein Schwerpunkt quantitativ und soll gerne im September 2023 durchgeführt werden. Ich schaue mir jeden Einsatz an, der vom Rettungsdienst (NEF + RTW) der XX gefahren wurde. Dabei betrachte ich die ausgewählten Meldebilder der Leitstellendisponenten, die Freitextzeile und welches Rettungsmittel alarmiert wurde, ohne Rückschlüsse auf die Disponenten zu ziehen. Dann analysiere ich die Einsatzprotokolle der Notfallsanitätern_Innen und da mir diese Informationen nicht ausreichen, lasse ich zu jedem Einsatz noch ca. zehn Fragen aus Phase eins entwickeln, die nach Möglichkeit in Pulsation für die 4-wöchige Studie einprogrammiert werden. Der Mehraufwand pro Einsatz wird bei maximal 20 bis 30 Sekunden liegen.
Einsatzprotokoll
Die Dokumentationsqualität im Rettungsdienst ist sehr verschieden. Hier werde ich vermutlich eher allgemeine Angaben erheben können, die im Protokoll zum Anklicken verpflichtend vorgegeben sind.
- War der Einsatz in der Wohnung, oder in der Öffentlichkeit?
- In welchem Stadtteil war der Einsatz?
- Zu welcher Uhrzeit?
- Wie war der NACA-Score?
- Wurde der Transportführer heilkundlich tätig?
Individuelle Fragen aus den Fokusgruppeninterviews?
Ich kann mir vorstellen, dass aus den beiden Fokusgruppeninterviews Fragen entstehen wie z.B.:
- War der Patient alkoholisiert?
- War der Notfallsanitäter bzw. die Notfallsanitäterin mit seiner/ ihrer Expertise erforderlich?
- Bestand ein Pflegeproblem bei dem Patienten?
- Ich kann mir vorstellen, gab es sprachliche Herausforderungen an der Einsatzstelle?
- Welche Versorgungsstruktur wäre nach Meinung des Transportführers die Richtige gewesen, bzw. war es die richtige? (davon gehe ich im Großteil aus)
- Ein Freitextfeld für besondere Anlässe, z.B.: Patientin stand schon mit gepackten Koffern vor der Tür
Mein ausführliches Exposé ist zusätzlich im Anhang. Ich verweise hierbei besonders auf die weiteren forschungsleitenden Fragen ab Seite 12.
Spricht aus eurer Sicht etwas gegen diese Studie? Wenn ja, wie kann ich Abhilfe schaffen?
Wir können gerne auch mit XX zusammen einen gemeinsamen Termin vereinbaren, wo ich euch das Projekt nochmal persönlich vorstelle und für Rückfragen bereitstehe.
Ich freue mich auf eure Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Jünger
Anhang G: E-Mail an die Belegschaft zur Vorabinformation
Wissenschaftliche Studie mit Gruppeninterviews und Auswertung der Einsatzprotokolle zu Bagatelleinsätzen im RD der Großstadt
Hallo zusammen,
für alle die mich noch nicht kennen, mein Name ist Michael Jünger und ich versehe seit dem XX meinen Dienst auf der XX. Mit euch zusammen plane ich eine 2-stufige wissenschaftliche Studie zu Bagatelleinsätzen im RD. Zu Beginn möchte ich mit Freiwilligen von euch mindestens zwei Gruppeninterviews durchführen, um sich der Thematik theoretisch zu nähern. Im Anschluss möchte ich alle anonymisierten Rettungsdienstprotokolle aus dem Monat September anhand eurer Kriterien aus den Gruppeninterviews identifizieren. Meine zentrale Forschungsmotivation ist dabei die Entlastung der Kollegen & Kolleginnen im RD. Perspektivisch sollen so die Einsätze im Sinne der Patientensicherheit bedarfsgerecht auf verschiedene, teils neu zu schaffende Versorgungsstrukturen verteilt werden. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wird voraussichtlich die Entlastung der Notfallambulanzen sein. Nach meinen Recherchen gibt es deutschlandweit keine vergleichbare Studie zu Bagatelleinsätzen im RD.
Hierfür benötige ich eure Mithilfe, denn es geht wirklich nur zusammen:
- Zielgruppe: Alle RettSan und NotSan, die auf dem RTW/ NEF eingesetzt werden & alle Leitstellendisponent:innen
- Methode: Freiwillige Gruppeninterviews im August 2023
- Auswertung der Rettungsdienstprotokolle im September 2023
Für die Gruppeninterviews schlage ich die folgenden Termine vor:
Datum: - 17.08.2023, 21.08.2023, 22.08.2023, 23.08.2023 (Gerne Mehrfachnennungen)
Uhrzeit: - 18:00 bis ca. 19:30 Uhr
Ort: - XX, XX
Meldeschluss ist der 11.08.2023
Rückmeldungen bitte an:
Rückfragen gerne auch an
- Bitte gebt euren Namen, eure Qualifikation und die Berufserfahrung in Jahren, sowie das Datum an, wann ihr teilnehmen möchtet. Zudem wäre eine telefonische Erreichbarkeit hilfreich. Ich melde mich dann bei euch.
Viele Grüße und lieben Dank für eure Unterstützung
Michael Jünger
Ausführliche Information für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forschungsprojektes im Rahmen einer Abschlussarbeit
Wissenschaftliche Studie mit Gruppeninterviews und Auswertung der Einsatzprotokolle zu Bagatelleinsätzen im RD der Großstadt
Hallo zusammen,
ich möchte mit euch zusammen Bagatelleinsätze im RD der Stadt XX definieren und auswerten. Wer kennt es von uns nicht: In einer Rettungsdienstschicht auf dem RTW fahren wir eine meist hohe Anzahl an Einsätzen, aber wie oft wurden wir als technische und personelle Komponente im Team tatsächlich gebraucht? Wie oft mussten wir den Rettungsdienstrucksack öffnen? Schnell fällt da der Begriff „Bagatelleinsatz“ bzw. unnötiger Einsatz. Genau hier liegt mein Ansatz: Der Begriff „Bagatelleinsatz“ ist im Bezug zum RD nicht einheitlich definiert und wird deutschlandweit in verschiedenen Kontexten verwendet. Um dieses Thema zu erforschen, benötige ich eure Hilfe und Unterstützung.
Dieses Schreiben enthält wichtige Informationen, die euch bei der Entscheidung helfen können, ob ihr an einem Interview teilnehmen möchtet. Bitten nehmt euch daher die Zeit, dieses Informationsschreiben aufmerksam zu lesen. Gerne könnt ihr mich bei Fragen, die sich für euch darüber hinaus ergeben, kontaktieren.
Studienleitung
Michael Jünger
Wissenschaftliche Betreuung
Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
Düsseldorf
Worum geht es in dem Forschungsprojekt?
Seit Jahren steigen die Einsatzzahlen im RD kontinuierlich an, der Fachkräftemangel ist inzwischen auch im RD angekommen, die Mitarbeitenden verlassen den RD und die individuelle Unzufriedenheit wächst aus vielen Gründen. Ein möglicher Grund von Vielen ist die hohe Arbeitsintensität, bei häufiger Unterforderung in niederschwelligen Einsätzen. Deutschlandweit gibt es vereinzelte, sehr erfolgreich laufende Pilotprojekte, die weitere Versorgungsstrukturen testen, wie bspw. Gemeindenotfallsanitäter bzw. Gemeindenotfallsanitäterin und Notfall-KTW. Vorreiter sind aktuell u.a. die Städte Oldenburg, Regensburg und Gräfenhainichen. Zudem kommen auch weitere Versorgungsstrukturen in Betracht, die nicht dem RD zugeordnet werden und ebenfalls eine personelle und finanzielle Entlastung für die Notfallambulanzen in den Krankenhäusern darstellen.
Was ist das Ziel der Studie?
Das Bestreben dieser Studie liegt auf der Organisationsebene im Kontext des strategischen Managements, sowie der prähospitalen Versorgungsforschung auf der Metaebene. Mit den analysierten Daten soll der Bedarf für weitere Versorgungsstrukturen in einem neuen Versorgungssystem ermittelt und qualitativ erhoben werden. Es steht dabei im Vordergrund, wie oft die Kompetenzen der Transportführer und Transportführerinnen nach den Ausbildungszielen des §4 NotSanG vor Ort tatsächlich notwendig waren. Auch das RettG NRW wird eine wichtige Rolle spielen. Richtig spannend ist die Betrachtung vom Notrufeingang (das Einsatzstichwort + Freitext) mit der Verknüpfung der subjektiven Rückmeldung der Transportführer und Transportführerinnen von der Einsatzstelle. Es werden dafür keine Notrufe abgehört.
Durch eine Verteilung der niederschwelligen Einsätze auf andere Schultern, die Etablierung von neuen und bedarfsgerechten Versorgungsstrukturen sollte es zu einer höheren Verfügbarkeit der Rettungsmittel für die regulären Aufgaben nach §2 RettG NRW kommen.
Warum laden wir Sie ein, an dem Interview teilzunehmen?
In Absprache mit der Amtsleitung, dem Sachgebiet RD und dem Qualitätsmanagement der FW XX, unserem ÄLRD Dr. XX und dem Personalrat möchte ich mit euch zusammen eine wissenschaftliche Studie im RD der Stadt XX mit dem Ziel durchführen, die Bagatelleinsätze im RD zu identifizieren und zu analysieren. Die 2-stufige Studie zu Bagatelleinsätzen im RD der Stadt XX ist in zwei Phasen unterteilt. In der 1. Phase möchte ich mit euch Gruppeninterviews durchführen, in denen ihr im Mittelpunkt steht. Es geht um eure Sichtweisen, um eure Erfahrungen und eure fachlichen Einschätzungen z.B. zur Begriffsbestimmung „Bagatelleinsatz“ im Bezug zum RD.
Wie läuft ein Interview genau ab?
Für die Gruppeninterviews treffen wir uns in Präsenz an dem vereinbarten Termin in einem Besprechungsraum an der XX, XX, XX. Die Gruppengröße ist auf max. 6 TN*innen begrenzt und setzt sich aus 2 RettSan, 2 NotSan und 2 Leitstellendisponenten zusammen. Während dem offiziellen Teil des Interviews, der mit ca. 1,5 Stunden angesetzt ist, wird der Ton aufgezeichnet und ich mache mir parallel Notizen. Vor dem Interview werden ein paar wenige Verhaltensweisen besprochen und im Anschluss stelle ich zehn Fragen, die zum Austausch und zur Diskussion anregen sollen.
Wie vereinbaren wir einen Termin mit Ihnen?
Für die Gruppeninterviews schlage ich die folgenden Termine vor:
Datum: - XX.2023, XX.2023, XX.2023, XX.2023 (Gerne Mehrfachnennungen)
Uhrzeit: - 18:00 bis ca. 19:30 Uhr
Ort: - XX
Rückmeldungen bitte an:
Rückfragen gerne auch an
- Bitte gebt euren Namen, eure telefonische Erreichbarkeit, eure Qualifikation und die Berufserfahrung in Jahren, sowie das Datum an, wann ihr teilnehmen möchtet. Ich melde mich dann bei euch. Vielen lieben Dank für die Unterstützung.
Wie werden Ihre Daten behandelt?
Das aufgezeichnete Interview (Ton) wird niedergeschrieben, anonymisiert (d.h. in der Weise verändert, dass eine Identifizierung Ihrer Person nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich sein wird) und inhaltlich ausgewertet. Eure Kontaktdaten, die ggf. zur Kontaktaufnahme und Durchführung des Interviews innerhalb dieser Studie notwendig waren, werden direkt im Anschluss an das Interview vernichtet. Die Tonaufnahmen werden umgehend nach der Niederschrift gelöscht. Der Zugang zu den Originalinterviewdaten ist ausschließlich auf mich als Studienleiter beschränkt. Die während der Studie erhobenen, verschriftlichten Daten werden unmittelbar nach Beendigung des Forschungsprojektes gelöscht (12/2023).
Im Falle des Widerrufs Ihrer Einwilligung werden die gesamten Daten sofort gelöscht.
Der Verantwortliche für die Datenerhebung ist:
Michael Jünger
Was geschieht mit den Ergebnissen?
Aus euren Antworten formuliere ich ca. 10 Fragen, die von Mirko Schewe für den Monat September in Pulsation einprogrammiert werden. Das Textfeld mit den Fragen und euren individuellen Antworten ist dabei so eingestellt, dass beides nicht mit ausgedruckt werden kann und sich demnach nicht auf den ausgedruckten Rettungsdienstprotokollen für die Krankenhäuser bzw. die Patienten wiederfindet. Um dem Ziel der Studie zu folgen, möchte ich euch bitten, nach jedem Einsatz diese ~10 Fragen kurz zu beantworten. Der Mehraufwand wird hauptsächlich in der Auswahl von Antwortmöglichkeiten liegen und eine Minute pro Einsatz nicht überschreiten - ihr könnt das als Besatzung gerne gemeinsam ausfüllen. Die Auswertung der 2. Phase erfolgt durch mich und komplett anonym, es werden keine Patientendaten und auch keine Namen von euch erhoben oder ausgewertet.
Euer Ansprechpartner bei Fragen zu einer Teilnahme und zur Terminvereinbarung ist:
Name: Michael Jünger
Mobil:
E-Mail:
Die Studie wird wissenschaftlich von XY betreut.
Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
Düsseldorf
Habt vielen Dank für Euer Interesse und die Zeit, die Ihr euch genommen haben!
Anhang H: Merkmale der Interviewteilnehmer:innen
Insgesamt haben sich vier LD, 23 NFS, vier RA und 13 RS gemeldet. Nach der Überprüfung der Ein- und Ausschlusskriterien konnten drei NFS, die vier RA und ein RS nicht weiter berücksichtigt werden. Da es sich um eine freiwillige Teilnahme handelte, konnten keine weiteren LD gewonnen werden. Diese wurden in den beiden Fokusgruppengesprächen mit jeweils einem NFS ausgeglichen. Da es deutlich mehr Teilnehmende als Plätze gab, wurde gelost. Die Namen der 20 NFS kamen in den ersten Lostopf und die Namen der 12 RS in den zweiten Lostopf. Aus dem ersten Lostopf wurden acht und aus dem zweiten Lostopf sechs Namen gezogen und nach Verfügbarkeit sortiert bzw. zugeordnet. Mit den vier LD waren alle 18 Plätze besetzt. Die Teilnehmenden haben somit am Ende der Meldefrist direkt eine Zusage per E-Mail erhalten. Die 18 ausgewählten Interviewteilnehmenden sind im Alter zwischen 29 und 45 Jahren und haben das männliche bzw. das weibliche Geschlecht. Zwölf TN sind NFS, vier TN haben zusätzlich die Qualifikation LD. Weiter sind sechs RS bei den Interviews dabei. Die Berufserfahrung im RD liegt zwischen vier und 15 Jahren, die der LD zwischen einem und neun Jahren. Die übrigen Kolleg:innen wurden angerufen und es wurde gleichzeitig angeboten, bei einem krankheitsbedingtem Ausfall noch teilnehmen zu können. Dadurch konnten zwei krankheitsbedingte Ausfälle kurzfristig kompensiert werden. Im Anschluss sollte jeder Teilnehmende eine Einwilligungserklärung unterscheiben (s. Anhang I auf Seite 123 bis 124). Hierbei stimmten sie der Aufnahme des Interviews und der Nutzung ihrer Aussagen zu. Eine Kopie wurde im Nachgang ausgehändigt. Die Interviews wurden mit einem digitalen Diktiergerät, 8 GB und einer Aufnahmequalität von 1536 kbps aufgezeichnet. Als Redundanz bei möglichen technischen Störungen lief das Smartphone des Autors mit der AudioRec App mit. Der Autor übernahm in den Interviews primär die Rolle des Moderators. Gleichzeitig wurde das Gespräch stichpunkthaltig mitgeschrieben. In der Rolle als Moderator galt es stets eine offene, kommunikative und motivierende Persönlichkeit darzustellen und die jeweiligen Charaktere gleichmäßig in die Diskussionen miteinzubeziehen. Neben dem aktiven Zuhören war es entscheidend, die Diskussion auf die unterschiedlichen Aspekte des Themas fokussieren zu können. Zudem war darauf zu achten, dass die Gesprächsregeln eingehalten werden (Mayerhofer 2007, S. 482–483). Bei zwei Interviews galt es zu berücksichtigen, dass die zahlenmäßige Unterlegenheit des LD nicht zu dessen Nachteil wurde. Um diese und weitere Herausforderungen bei der Befragung in den halbstrukturierten Fokusgruppeninterviews professionell begegnen zu können, wurde sich das theoretische Wissen vor Beginn der Pretests aus mehreren Quellen angelesen. Eine besondere Berücksichtigung fand dabei der Umgang mit unterschiedlichen Charakteren und ein möglicherweise aufkommendes, schwieriges Verhalten der befragten Personen. Eine separate Schulung wäre wünschenswert gewesen, aber aufgrund der zeitlichen Begrenzung nicht umsetzbar. Nachfolgend werden die Gütekriterien der qualitativen Forschung nach Kuckartz erläutert und begründet.
Anhang I: Einwilligungserklärung der Interviewteilnehmenden
Einwilligungserklärung für die Proband:innen an der Studie:
Transferorientierte Versorgungsforschung zur Inanspruchnahme der rettungsdienstlichen Patientenversorgung - Eine Studie zu Bagatelleinsätzen im Mixed-Methods-Design
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Ich bin über die Inhalte des Projektes und dessen Ablauf ausreichend aufgeklärt worden. Ich habe das Informationsschreiben zum Forschungsprojekt und zum Datenschutz gelesen und verstanden. Ich hatte die Möglichkeit, Fragen zu stellen und habe Antworten erhalten und kann diese nachvollziehen und akzeptieren.
Ich hatte ausreichend Zeit, mich zur Teilnahme an diesem Projekt zu entscheiden und willige freiwillig ein. Ich weiß, dass ich diese Einwilligung jederzeit mündlich oder schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen kann und mir dadurch keine Nachteile entstehen. In diesem Falle werden alle Daten meine Person betreffend gelöscht. Die Rechtmäßigkeit der bis zum Widerruf erfolgten Datenverarbeitung wird davon nicht berührt.
Durch die Teilnahme an dieser Studie entstehen mir keine Kosten oder sonstigen Verpflichtungen. Ich habe eine Kopie des Informationsblattes und dieser Einwilligungserklärung erhalten.
Folgende Fragen konnten während der informierten Aufklärung im Gespräch geklärt werden:
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Mir ist bekannt, dass meine persönlichen Daten, die im Rahmen dieser Studie erhoben werden, in anonymisierter/ pseudonymisierter Form gespeichert und ausgewertet werden. Sie werden ausschließlich für die im Informationsschreiben dargelegten wissenschaftlichen Zwecke verwendet.
Die Gespräche werden aufgezeichnet (Ton) und nach Abschluss der Studie werden die Aufnahmen gelöscht. Die Aufnahme kann zu jeder Zeit auch während des Interviews abgebrochen werden. Die Teilnahme an dem Forschungsvorhaben setzt eine freiwillig schriftliche Einwilligungserklärung voraus.
Im Falle einer Veröffentlichung der Studienergebnisse bleibt die Vertraulichkeit der Daten gewährleistet, sodass Rückschlüsse auf Personen nicht möglich sein werden. Sie haben das Recht, über die erhobenen persönlichen Daten Auskunft zu verlangen, eine Kopie zu erhalten sowie ggf. die Berichtigung oder Löschung zu verlangen.
Die während der Studie erhobenen, verschriftlichten Daten werden nach Studienabschluss vernichtet . Ihre Kontaktdaten, die zur Kontaktaufnahme innerhalb der Studie notwendig waren, werden direkt nach der Durchführung des Interviews vernichtet.
Ich bin darüber aufgeklärt worden, dass ich jederzeit die Teilnahme an dem Forschungsvorhaben beenden kann. Beim Widerruf meiner Einwilligung werden meine personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht.
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Die Teilnahme an der Studie setzt folgende freiwillige schriftliche Einwilligungserklärung voraus, d.h. ohne diese Einwilligung kann ich nicht an der Studie teilnehmen und meine Daten können nicht verarbeitet werden.
Ich erkläre hiermit meine freiwillige Teilnahme am Forschungsprojekt und stimme der Datenspeicherung und -verarbeitung zu.
___________________ _______________________________________
Ort, Datum Unterschrift des/r Probanden/in an der Studie
Anhang J: Lister der Codes aus den Fokusgruppeninterviews
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Anhang K: Kategoriensystem der abgeleiteten Aussagen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Anhang L: Sample quantitative Studie (Einsatzprotokolle)
Die zu schließende Forschungslücke und die daraus resultierende Fragestellung soll sich neben der Methodik der Fokusgruppeninterviews einem zweiten Forschungsansatz bedienen. Im Rahmen des bereits erörterten Mixed-Methods-Ansatzes soll zur Beantwortung der drei Forschungsfragen eine aufbauende quantitative Nachuntersuchung folgen. Im Studienstyle einer retroperspektivischen Querschnittsstudie werden im 7-wöchigen Zeitraum im Herbst 2023 alle Rettungsdiensteinsätze innerhalb der Großstadt ausgewertet, die im Anschluss quantitativ mit Hilfe von deskriptiven Statistiken und dem Programm Excel ausgewertet werden. In der Gesamtbetrachtung sollen mit dem quantitativen Studiendesign die Schwächen der qualitativen Forschung, im Sinne der Nicht-Generalisierbarkeit, die Prognosefähigkeit der Ergebnisse und die Subjektivität ausgeglichen werden. Zudem sollen so erste Hypothesen überprüft und eine Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse ermöglicht werden (Boßow-Thies und Krol 2022, S. 13). Diese Studie führt eine Stichprobe aller Einsätze im Herbst 2023 in der Großstadt in NRW durch. Somit wird eine 7-wöchige Vollerhebung durchgeführt. Die weitere Auswertung bezieht sich dabei zum einen auf allgemeine Angaben, wie Datum, Wochentag, Uhrzeit und das Einsatzstichwort, aber eben auch auf aufschlussreiche Aussagen zu dem Geschlecht sowie dem Alter der PAT und dem Einsatzort. Beim Einsatzort werden die allgemeinen Angaben unterschieden in Wohnung, öffentlicher Raum, Altenheim, Arztpraxis oder Krankenhaus erfasst. Hervor sticht hierbei der Einsatzort Altenheim im Bezug zur theoretischen Grundlage und den Ergebnissen aus den Fokusgruppeninterviews. Darüber hinaus werden die Symptome und die Symptomdauer im Bezug zum NACA-Score und dem NRS-Score gesetzt. Mit Hilfe des international und national etablierten NACA-Scores sollen Tendenzen zu der Erkrankungs- und Verletzungsschwere der PAT in der rettungsdienstlichen Versorgung klassifiziert dargestellt werden. Auch wenn es sich hierbei um rein subjektive Einschätzungen der NFS, RA und NÄ handelt, wird der NACA-Score eine zentrale Einstufung in der gesamten Argumentationskette vornehmen und dementsprechend berücksichtigt und gewürdigt. Auch das eigentliche Schmerzassessment mittels NRS-Score wird in der Behandlung erhoben und ist von subjektiven Einschätzungen und der Fragetechnik der Behandelnden abhängig. Diese Einschätzung ist national anerkannt und findet eine dementsprechende Berücksichtigung in den Standardarbeitsanweisungen und Behandlungspfaden der NFS. Zudem soll erhoben werden, bei wie viel Prozent aller Einsätze eine ambulante Versorgung ausreichend war bzw. ein Transport ohne Sonder- und Wegerechte in ein Krankenhaus erfolgte. Diese Angaben sind ebenfalls ein Schlüssel in der Argumentationskette, um sich dem Begriff Bagatelleinsatz im Kontext des RD anzunähern. Der zweite Blickwinkel in den Einsatzprotokollen fokussiert sich auf die Angaben der zwölf abgeleiteten Aussagen, deren Herleitung im Kapitel 3.3 beschrieben wird. Da die Reihenfolge der Fragen eine Auswirkung auf die spätere Interpretation und Bewertung hat, wurde sich der logischen Reihenfolge eines Einsatzes bedient, um dem Response-Order-Effekt so gering wie möglich zu halten. Die Aussagen beginnen mit dem Alarmierungsgrund und der Symptomdauer und setzen sich fort, indem der Zustand eingeschätzt und invasive Maßnahmen gegeben werden. Im Anschluss folgt die Bewertung von Begleitproblemen, die einen Einsatzablauf behindern können.
Zum Schluss gilt die Einschätzung, ob das Meldebild der Alarmierung entsprach und der Einsatz nicht indiziert war. Bei der letzten Aussage wurde bewusst eine verneinte Aussage eingebaut (Bogner und Landrock 2015, S. 7–9). Diese Daten werden im Anschluss bereinigt, auf Plausibilität geprüft und dienen als Grundlage für die hierauf folgende Phase der statistischen Datenanalyse. Damit der Erfolg dieses Forschungsprojektes gewährleistet wird, ist die zweite Phase unerlässlich. Durch die Beantwortung der Forschungsfragen sollen Erkenntnisse und Erfahrungen durch konkrete Einzelbeobachtungen gewonnen werden. Aufgrund dessen, dass die Ergebnisse stets einer gewissen Wahrscheinlichkeit unterliegen, sind diese kritisch zu hinterfragen. Dennoch sollen mit den Ergebnissen aus der 7-wöchigen Beobachtungsstudie Schlussfolgerungen gezogen werden und eine Übertragung auf das Regelmäßige anschließen. Auch hier sind die allgemein gültigen, quantitativen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität notwendig, um die Qualität der Untersuchung sicherzustellen (Voigt 2020, S. 7–12). Mit den faktenbasierten Angaben soll dargestellt werden, welche charakteristischen Eigenschaften Bagatelleinsätze im RD der Großstadt aufweisen. Zum anderen werden die Angaben zu den zwölf abgeleiteten Aussagen analysiert und mit den allgemeinen Angaben im Kontext betrachtet. Nachfolgend wird der eigentliche Prozess der Datenerhebung beschrieben (Wechsel dazu zur Seite 35).
Anhang M: NACA Score
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
11.2 Abgeleitete Aussagen aus den Interviews
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
11.3 Ableitung der zentralen Aussagen aus den Fokusgruppeninterviews
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
11.4 Tabellen und Abbildungen zur Veranschaulichung der Ergebnisse
Abbildung I: Bewertung der Lebensgefahr aller RTW Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung II: Bewertung der fachlichen Einschätzung aller RTW Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung III: Bewertung der lebensrettenden Maßnahmen aller RTW Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung IV: Notwendigkeit der Technik/ Ausstattung aller RTW Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung V: Alarmierung der RTW und NEF nach Wochentage
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle II: Alarmierung der RTW und NEF nach Wochentagen mit Quote der NÄ
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung VI: Alarmierung der RTW und NEF nach Uhrzeit
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle III: Alarmierung der RTW und NEF nach Uhrzeit mit Quote der NÄ
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung VII: RTW Einsätze an regulären Werktagen nach Uhrzeit
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung VIII: RTW Einsätze am Wochenende nach Uhrzeit
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle IV: Einsatzorte der RTW und NEF mit Quote der NÄ
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung IX: Geschlecht der PAT aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle V: Geschlecht der PAT aller RTW und NEF Einsätze mit Quote der NÄ
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung X: Alter der PAT aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle XI: Alter der Patient:innen aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XI: Einsatzstichwörter aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XII: Verteilung der Einsätze auf die RTW und NEF
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XIII: Symptome bei den RTW und NEF Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Tabelle XIV: Symptome bei den RTW und NEF Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XV: Symptomdauer bei den RTW und NEF Einsätzen
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XVI: NRS-Score aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XVII: Notkompetenz der NFS und RA
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XVIII: Transport mit SoSi der RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XVIV: Transportart aller RTW und NEF Einsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XX: Bagatelleinsätze abhängig vom Wochentag
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XXI: Alarmierungszeit der Bagatelleinsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Abbildung XXII: Eigenschaften der Bagatelleinsätze
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Es ist mir an dieser Stelle eine außerordentliche Freude und Ehre, meine aufrichtige Dankbarkeit gegenüber Frau Prof. Dr. Wiedemann auszudrücken.
Frau Prof. Dr. Wiedemann, Ihre unerschütterliche Hingabe an akademischer Exzellenz und Ihr unermüdlicher Einsatz für mich, als ihren Studierenden, haben meine akademische Reise transformiert. Ihre unermessliche Expertise und Erfahrung haben mein wissenschaftliches Verständnis vertieft und mir einen wertvollen Einblick in die Tiefen von Kuckartz & Rädiker sowie in die Mixed-Methods-Methodik ermöglicht. Ihre liebevollen Anleitungen und ermutigenden Worte haben mir in den schwierigsten Momenten dieser Masterarbeit den Rücken gestärkt und mich motiviert, mein Bestes zu geben und das Ziel vor Augen nicht zu verlieren.
Ihre herausragenden Fähigkeiten, komplexe Konzepte verständlich zu vermitteln und gleichzeitig eine Atmosphäre des intellektuellen Wachstums zu schaffen, hat meine Sichtweise erweitert und meine Ambitionen gestärkt. Das ich Sie als inspirierende Mentorin haben konnte, war für mich eine Ehre und hat meine Perspektive auf die Wissenschaft nachhaltig geprägt.
Die Bereitschaft, Ihre wertvolle Zeit und Ihr umfassendes Wissen mit mir zu teilen, hat nicht nur meinen Horizont erweitert, sondern mir auch geholfen, mich persönlich und akademisch weiterzuentwickeln. Ich würde mich riesig freuen, wenn es hiervon eine Fortsetzung geben könnte.
Zugleich möchte ich auch Frau Prof. Dr. Euchner, Frau Dr. Sonnenburg, Thomas Lindemann und Jan Hornschuh für ihre Unterstützungen und Hilfestellungen bei der Studie sehr herzlich danken.
Zusätzlich möchte ich auch all jene nicht vergessen, die auf ihre eigene Art und Weise dazu beigetragen haben, diese Arbeit zu bereichern und zu vervollständigen. Meinen Kolleg:innen, meiner Familie und meinen Freunden gebührt mein aufrichtiger Dank für ihre konstante Unterstützung, ihre Ermutigungen und ihre Geduld während dieser Studienreise.
Ihnen und euch allen vielen herzlichen Dank.
Düsseldorf, den 11.12.2023
[...]
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