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Examensarbeit, 2010
23 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
Vorwort
Persönliche Danksagungen
1. Die Kommerzialisierung des Profi-Fußballs in Deutschland
2. Rechtliche Rahmenausgestaltung des DFB
2.1 Satzungsänderung des DFB - Eine Reformierung des Profifußballs
2.2 Die „50+1 Regel“ des DFB
3. Eingetragener Verein oder wirtschaftliche Unternehmung
3.1 Der eingetragene Verein (e.V.)
3.2 Der Begriff ‚Unternehmung‘
4. Zwei Clubs - Unterschiedliche Gesellschaftsformen
4.1 Werder Bremen GmbH & Co. KGaA
4.1.1 Vereinsprofil & sportliche Erfolge
4.1.2 Die GmbH & Co. KGaA - Theorie & Praxis
4.2 FC Bayern München AG
4.2.1 Vereinsprofil & sportliche Erfolge
4.2.2 Die Aktiengesellschaft - Theorie & Praxis
5. Der Vergleich der KGaA und der AG
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Erlöse der Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga Deutsche Fußball Liga: Bundesliga 2010: Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfußball Deutschland 2010; S. 7
Die nachfolgende wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich intensiv mit der Thematik der Führung von Sportvereinen als Unternehmen. Die Wahl dieses Themas fiel aus persönlichen Gründen. Seit Jahren bin ich leidenschaftlicher Anhänger des deutschen Profi-Fußballs und habe gerade in den vergangenen Jahren die stetig wachsende Kommerzialisierung aktiv mit verfolgt. Die Basis, die den zunehmenden Grad an Kommerzialisierung überhaupt erst ermöglicht, einmal in einer Studienarbeit zu beleuchten, gab mir den Impuls, mich für dieses Thema zu entscheiden. Auf den folgenden Seiten fokussiere ich deshalb meine Ausführungen auf die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilungen der beiden Bundesliga-Fußballclubs Werder Bremen und FC Bayern München in rechtlich selbstständige Kapitalgesellschaften und erläutere schrittweise, wie das professionelle Geschäft mit dem Fußball durch elementare Satzungsänderungen des Deutschen Fußballbundes (DFB) nahezu reformiert wurde. Ein Vergleich der beiden o.g. Clubs, die sich für die Gesellschaftsformen der GmbH & Co. KGaA sowie der der Aktiengesellschaft (AG) entschieden sind ebenso integrativer Bestandteil dieser Arbeit, wie die Herausarbeitung von Vorteilen und Nachteilen der jeweils gewählten Rechtsform durch den Club.
Zu größtem Dank bin ich meiner Familie, besonders meinen Eltern verpflichtet. Sie haben das Entstehen der vorliegenden Arbeit in vielfältigster Weise unterstützt. Sie vermittelten mir nicht nur zu jeder Zeit die Stärke, die Ausdauer und die Konsequenz, die man beim Verfassen eines solchen wissenschaftlichen Textes benötigt, sondern gaben mir auch stets fachlich neue Anregungen und Impulse zur Optimierung der Arbeit.
Mein weiterer Dank gilt meiner akademischen Betreuerin und Dozentin, Frau Nicole Preuß, die diese Arbeit mit der Bereitstellung des attraktiven Themas überhaupt erst ermöglichte.
Anna-Katharina Fliege, Björn Hollnagel, Stefan Reuther, Sina Gartzke, Moritz Bolte, Torsten Ewald, Kevin Schindler sowie Gregor Przegedza und Hauke Diegel haben mich während der Entstehungszeit dieser Arbeit auf ganz unterschiedliche Art und Weise unterstützt und inspiriert und die Arbeit dadurch geprägt. Diesen Freunden gilt mein besonderer Dank!
Tim Struckmann, Delmenhorst, 30. August 2010
Spätestens seit der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland weiß jeder deutsche Bürger, welch einen Stellenwert der Fußball in unserer Gesellschaft einnimmt. Woche für Woche strömen hunderttausende, leidenschaftliche Sympathisanten und Fans in die Fußballtempel in der Republik, Millionen fiebern dem anstehenden Bundesliga-Spieltag vor den Fernsehschirmen entgegen.
Ob im Fantrikot mit Stadionwurst und Bier im Plastikbecher in der Hand oder im eleganten Anzug mit Champagnerglas und eurasischem Fingerfood: der Fußball ist keineswegs mehr eine reine Sportveranstaltung, sondern zu einem glamourösen, gesellschaftlichen Großereignis mutiert. Da fachsimpelt der Lagerist mit dem renommierten Rechtsanwalt auf der Tribüne über den Fehlpass des Lieblingsspielers und der bekannte Herzchirurg fällt dem einfachen Arbeiter beim Tor seiner Mannschaft um den Hals. In der Loge bewirtet der lokale Großunternehmer die für ihn nützlichen Geschäftspartner, um zwischen Abseitsstellungen und Freistößen schon einmal über kommende Wirtschaftsprojekte zu philosophieren und Geschäfte anzubahnen. Der Fußball verbindetǥ Er überbrückt Differenzen zwischen Menschen aus verschiedensten sozialen Schichten und fördert das Miteinander innerhalb der Gesellschaft. Doch rückt der sportliche Aspekt und Reiz nach und nach weiter in die Ferne.
Der moderne Fußball ist ein Spagat zwischen Fans und Weltfirmen, zwischen emotionalen Hoch- und Tiefpunkten und Kommerz, zwischen Wettskandalen, Spielertransfers in Millionenhöhe, internationalen Wettbewerben und einer Zukunft nach der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Eine Konstante hat allerdings bis heute Bestand in diesem schnelllebigen Millionengeschäft: grundsätzlich sind und bleiben es die Fußballanhänger mit verschiedenster Herkunft, die Emotion, Sachverstand und vor allen Dingen Geld einbringen und ausgeben. Und als Pendant hierzu agieren die nationalen und internationalen Fußballclubs, die in der nationalen Liga, dem Pokal sowie den internationalen Wettbewerben bestmöglich performen und somit die Basis und das Fundament für eines der größten multidimensionalen Konstrukte der menschlichen Gegenwart liefern: den Fußball ansich.
In den vielen Jahrzehnten seiner Entwicklungsphase hat er immer wieder zeitgenössische, moderne, gesellschaftliche Trends reflektiert, beeinflusst und innerhalb der letzten Jahre besonders verschiedenste Entwicklungen geprägt.
Professionelle Fußballclubs lassen sich heute nicht mehr als Sportvereine im eigentlichen Sinn charakterisieren. In den vergangenen Jahren ist es durch Strukturveränderungen gelungen, den Profifußball zu revolutionieren. Mit der Gründung des Ligaverbandes e.V. und der Deutschen Fußball Liga (DFL) als exekutivem Arm des Deutschen Fußball Bunds (DFB) mit klarer Zuständigkeit und höchstmöglicher Selbstadministration des Profifußballs ließen sich Reaktionszeiten innerhalb der Entscheidungsfindung bei Fragen zum Spielbetrieb sowie auf organisatorischen, sportlichen und ökonomischen Arbeitsgebieten stark optimieren. Durch eine nahezu reformierte Satzung wurde später der Weg geebnet, dass Fußballclubs ihre Lizenzspielerabteilungen aus wirtschaftlichen Gründen in Kapitalgesellschaften transferieren durften. All diese Aspekte förderten die internationale Wettbewerbsfähigkeit und minimierten damit das Risiko, dass der nationale Profifußball eventuell international nicht bestehen und konkurrieren könne.
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde dieses Outsourcen der Lizenzspielerabteilungen in Kapitalgesellschaften von fast allen Bundesligavereinen vollzogen. Allein die kumulierten Umsätze der 18 Clubs aus der ersten Fußball-Bundesliga stiegen im Wirtschaftsjahr 2008/2009 um 9,5% auf knapp 1,72 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr an.1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der Erlöse der Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga (Quelle: www.dfl.de)
Somit lassen sich die Bundesligavereine mittlerweile durchaus hinsichtlich ihrer erwirtschafteten Umsatzzahlen und Mitarbeiterstärken (im o.a. Wirtschaftsjahr waren insgesamt knapp 33.400 Personen direkt und indirekt bei den Proficlubs und Tochtergesellschaften angestellt2 ) mit erfolgreichen mittelständischen Unternehmen vergleichen.
Fußballvereine im ursprünglichen Sinn sind im professionellen Bereich heute nicht mehr vorstellbar. Waren es früher die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Helfer, die durch reine Kartenverkäufe vor dem Anpfiff ihre Mannschaft unterstützten, so sind es heute externe Dienstleister und bezahlte Sportmanager, die den Verein mit mehr oder weniger Leidenschaft voranbringen und fördern wollen. Die professionellen deutschen Fußballclubs haben sich während der letzten Jahre zu µNutzenmaximierern“ gewandelt, die, selbst wenn sie gewinnorientiert vorgehen, ihre operativen Profite mit Augenmaß und Weitblick qualitativ wirksam und überwiegend in sportliche, ökonomische, personelle oder sonstige infrastrukturelle Stärkungen reinvestieren müssen, um zur Weltspitze aufschließen zu können und um wettbewerbsfähig zu bleiben.3
Auf den nachfolgenden Seiten werde ich deshalb zunächst auf die grundlegenden Strukturänderungen eingehen, die die Kommerzialisierung des Profifußballs innerhalb Deutschlands ermöglicht und vorangetrieben haben, die Begrifflichkeiten Verein und wirtschaftliche Unternehmung definieren und voneinander abgrenzen, bevor ich mich später mit zwei erfolgreichen Kapitalgesellschaften der ersten Fußball-Bundesliga beschäftigen werde: der FC Bayern München AG sowie der Werder Bremen GmbH & Co. KGaA. Anhand dieser grundverschieden strukturierten und geführten Clubs werde ich die Rechtsformen der GmbH & Co. KGaA sowie die der Aktiengesellschaft (AG) erläutern, kurz auf die Struktur innerhalb der jeweiligen Kapitalgesellschaft eingehen und abschließend die beiden Rechtsformen mit ihren Vor- und Nachteilen im Hinblick auf Sportvereine vergleichen.
Der Fußball ist die Sportart Nr. 1 innerhalb Deutschlands und bildet die perfekte Synergie zwischen Kulturgut und Wirtschaftsbranche. Merkmale verschiedenster gesellschaftlicher Sparten sind hier vereint. Leistungskampf, Psychologie durch Wettbewerb, Kreativität sowie ökonomisches Handeln sind nur vier der elementaren Charakteristika des modernen Profi-Fußballs. Er umfasst heute einen dreistufigen Produktionsprozess, deren Eigensektoren der Sport, die Unterhaltung, die Dienstleistungen sowie die Produkte im Handel sind.4 Wer mittel- bis langfristig erfolgreich ökonomisch agieren möchte, muss im Ligabetrieb sowie in den internationalen Wettbewerben stets eine treibende und führende Rolle spielen. Doch wie kam es zu dieser gewinnorientierten und wirtschaftlichen Leistungsfokussierung?
Grundlage der Reformierung und Kommerzialisierung des Profi-Fußball-Geschäftes innerhalb Deutschlands war zum Einen die Gründung des Ligaverbandes e.V. sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL) als exekutivem Arm des Deutschen Fußball Bunds (DFB). Zum Zweiten ist es den 36 Proficlubs am 24.10.1998 durch eine Satzungsänderung gestattet worden, ihre Lizenzspielerabteilungen in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern.5 Die Proficlubs waren somit in der Lage die Lizenzspielerabteilung aus dem eingetragenen Verein auf einen externen Rechtsträger (bspw. eine Kapitalgesellschaft) auszugliedern, welcher durch die Statutenänderung nunmehr berechtigt ist, Mitglied des DFB und Teilnehmer an den Lizenzligen zu werden.
Ausgangspunkt für diese Statutenänderung war die Diskussion, ob die Rechtsform des eingetragenen und nicht wirtschaftlichen Vereins mit der anhaltenden Kommerzialisierung des Fußballs und der damit verbundenen wirtschaftlichen Ausrichtung der Vereine vereinbar sei, oder vielmehr eine Rechtsformverfehlung vorliege. Man kam seitens DFB und Ligaverband zu der Erkenntnis, dass durch eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung der Verein weiterhin ein nicht wirtschaftlicher Verein bliebe.
Die o.a. Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung auf Kapitalgesellschaften und die damit verbundene Öffnung der Clubs gegenüber den Kapitalmärkten bürgte aber gerade durch die Beteiligungsmöglichkeit die Gefahr der Fremdbestimmung durch Dritte. Nationale und internationale Investoren könnten auf sportliche Entscheidungen Einfluss nehmen und somit Wettbewerbsverzerrungen hervorrufen.
Aus diesem Grund erschuf der Ligaverband in Kooperation mit dem DFB die sogenannte µ50+1 Regel“ als Auflage für die Gründung der Kapitalgesellschaft, welche bis heute Bestand hat und vor wirtschaftskriminalistischen Handlungen durch Dritte schützen soll. Kapitalgesellschaften erhalten demnach nur dann eine Berechtigung für die Teilnahme an den Lizenzligen und die Mitgliedschaft im Ligaverband, wenn ein Verein (der Mutterverein) mehrheitlich an ihr beteiligt ist, der über eine eigene Fußballsparte verfügt.6 Dazu ist es erforderlich, dass der Verein in der Versammlung der Anteilseigner über 50% der Stimmanteile plus mindestens einen weiteren Stimmenanteil verfügt.7
Ausgenommen von dieser Regelung ist die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), bei der der Verein oder eine vom ihm zu 100% beherrschte Tochtergesellschaft die Stellung des Komplementärs einnehmen muss. Nach § 8 Abs. 2 Satz 3 und 4 ist in diesem Fall auch ein Stimmenanteil von unter 50% zulässig, sofern auf andere Weise sichergestellt ist, dass der Verein eine vergleichbare Stellung hat wie ein an der Kapitalgesellschaft mehrheitlich beteiligter Gesellschafter.
[...]
1 vgl. Deutsche Fußball Liga: Bundesliga 2010 - Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfußball, 2010, S. 9
2 vgl. Deutsche Fußball Liga: Bundesliga 2010 - Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfußball, 2010, S. 16
3 vgl. F.A. Thomas Kupfer: Erfolgreiches Fußballclub Management, 2006, S. 5
4 Vgl. F.A. Thomas Kupfer: Erfolgreiches Fußballclub Management, 2006, S. 24
5 Vgl. Daniel Latta: Die Ausgliederung einer Lizenzspielerabteilung, S. 6
6 Vgl. § 8 Abs. 2 S. 1 Ligaverband-Satzung.
7 Vgl. § 8 Abs. 2 S. 12 Ligaverband-Satzung.