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Diplomarbeit, 2006
146 Seiten, Note: Sehr gut
Liste der Abkürzungen
1 Einleitung
2 Fußball - Mehr als nur eine Sportart
2.1 Von den Anfängen in Deutschland zum Massenphänomen
3 Nationalsozialismus in Deutschland und seine gesellschaftlichen Folgen
3.1 Gesellschaftliche Entwicklung vom Ersten Weltkrieg bis 1933
3.2 Gesellschaftsprogrammatik des Nationalsozialismus
3.2.1 Die Gleichschaltung
3.2.2 Das Führerprinzip
4 Der DFB im NS-Regime - Zwischen Gefolgschaft, Angepasstheit und Insubordination
4.1 Geburtsstunde und Aufstieg des Verbandes
4.1.1 Die Anfänge des Deutschen Fußballbundes (1900-1912)
4.1.2 Im Zeichen von Militarismus und Nationalismus (1912-1918)
4.1.3 Die Weimarer Republik (1918-1933)
4.2 Aufstieg des Nationalsozialismus und Restrukturierung des Fußballsports
4.2.1 Die Unterordnung und Auflösung des DRA im Rahmen der ersten Gleichschaltung des deutschen Sports
4.2.2 Die Folgen der ersten Gleichschaltung und die Legitimation des DFB durch den Nationalsozialismus
4.3 Die ,Vereinnahmung’ des DFB im Zeichen der Olympischen Spiele 1936
4.3.1 Der internationale Aufstieg des deutschen Fußballs - Länderspiele und die deutsche Nationalmannschaft
4.3.2 Die Person Otto Nerz
4.3.3 Die Olympiade von 1936 - Der Wendepunkt
4.4 Verlust der Privilegien - der DFB als Opfer der zweiten Gleichschaltung des deutschen Sports
4.4.1 Der Streit um den Nachwuchs - Fußballverein oder Hitlerjugend
4.4.2 Die Person Sepp Herberger
4.4.3 Der DFB verliert sein Gesicht - von der personellen Ausblutung zur Auflösung des Verbandes
4.5 Exkurs
4.5.1 Fußball und Krieg - Zwischen Wahn und Tragödie
5 Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Liste der Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Die Welt zu Gast bei Freunden“ -
unter diesem Motto lädt Deutschland im Jahr 2006 zur Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land ein. Zu erwarten ist weit mehr als nur ein bloßes Medienspektakel - dieses Ereignis steht seit jeher, einmal völlig bereinigt von ökonomischen Aspekten, für überstaatliche Werte wie Völkerverständigung, interkulturelle Kommunikation und - dies lässt sich wohl ohne Hang zur Übertreibung behaupten - für die Ausprägung des kulturellen Selbstverständnisses einer Nation. So erscheint die Wahl des Mottos zur FIFA Fußballweltmeisterschaft nur prägnant gewählt, denn Deutschland will vor allem gastfreundlich, fröhlich, weltoffen, modern und tolerant auftreten1. Eine nicht nur sportliche Maßgabe, sondern gleichwohl auch eine politische - Deutschland präsentiert sich als Ganzes - und so findet ein derartiges Ereignis nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch außerhalb der Stadien und nicht zuletzt in den Köpfen der Menschen statt.
„Aber ist Fußball in seinem Wesen nicht per se unpolitisch?“
Grundsätzlich wird man hier wohl zunächst einmal konstatieren müssen, dass sich der Fußball als Sportart naturgemäß immer dann auch im politischen Raum bewegen wird, wenn es um ganz konkrete existenzielle Interessen geht. So sind es doch spätestens erforderliche Subventionen für den Bau neuer Sportstätten oder für die Förderung der Jugendarbeit und des Breitensports, die der politischen Unterstützung und somit der entsprechenden Lobbyarbeit von Sportfunktionären bedürfen und einen Schulterschluss zwischen Sport und Staat erfordern.
In seinem Wesen ist der Fußball allerdings kein Politikum; er besitzt keinen objektiven Wert, sondern nur jenen subjektiven für den einzelnen Sportler oder Sportbegeisterten. Außerdem weist er keine Tendenz auf, eine politische Gemeinschaft zu bilden und so muss er letztlich im Geist verändert, um politisch zu werden.2 Der Sport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen können also nur durch die Beeinflussung von außen einen politischen Sinn erhalten.3
„Es gibt keinen politischen Sport, sondern nur einen politisierten.“4
Wenngleich der Spaß und die Freude am Spiel und das Element des Kampfes im Wettstreit um sportliche Erfolge eben also gerade nicht mit einer Ideologie verquickt und somit an keinen Zweck außerhalb des Sportes selbst gebunden sind, so wohnt dem Sport aber die Bildung von grundsätzlich unpolitischen Interessengemeinschaften inne.5 Derartige Gemeinschaften, also Sportler einer Mannschaft, eines Vereins, eines ganzen Sportsektors und schließlich die Zuschauer einer Sportveranstaltung, können in ihrer Gesamtheit für politische Kräfte immer dann sehr bedeutsam sein, wenn sie den Sport mit einem politischen Gehalt aufladen.6 Die Gefahr für den organisierten Sport diesbezüglich in ein politisches Abhängigkeitsverhältnis zu geraten wird dadurch intensiviert, dass Funktionäre in den Führungsetagen der Vereins- und Verbandsstrukturen stets darauf bedacht sind, dass mit den sportlichen Höchstleistungen der Aktiven eben auch der Bedeutungsgehalt und der ökonomische Erfolg der Organisation einhergehen.
Grundsätzlich könnte man in diesem Zusammenhang wohl festhalten, dass das Risiko für nichtstaatliche und parteiungebundene gesellschaftliche Institutionen wie den organisierten Sport (Fußball), seine Autonomie und ,Unbeflecktheit’ zu verlieren, wohl immer dort am größten ist, wo eine politische Kraft einen Totalitätsanspruch erhebt und daran geht, bestehende gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen, neu auszurichten und dadurch unter seine vollkommene Kontrolle zu bringen.
Ausgehend von dieser These rückte, gerade auch im Hinblick auf die Ausrichtung der Fußball-WM 2006 in Deutschland, in den letzten Jahren verstärkt das Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus in den Blickpunkt der sporthistorischen Forschung. Die Aufarbeitung der Rolle des Deutschen FußballBundes, der heute mit rund 27.000 Vereinen und mehr als sechs Millionen Mitgliedern der größte Sportverband der Welt ist7, im faschistischen Deutschland blieb lange Jahre aus, zumal dem Verband wohl auch wenig daran gelegen haben mag, unrühmliche Details aus der Zeit des braunen Regimes preiszugeben. Mahnungen wie die des Tübinger Rhetorik-Professor Walter Jens, der die Festgesellschaft, die sich anlässlich des 75-jährigen Geburtstages des Deutschen Fußball-Bundes am 17. Mai 1975 im Frankfurter Schauspielhaus zusammenfand8, statt mit einer Laudatio mit seiner ,quälenden’ Vergangenheit konfrontierte und den DFB zu .„einer großen Bestandsaufnahme’ für die Geschichte des Jubilars"9 aufforderte, wurden fast schon geflissentlich ignoriert, denn die Archive blieben verschlossen und so wurden die Historiker, die sich um die Aufklärung der Schattenseiten der deutschen Fußballgeschichte bemühten, nicht unmerklich in ihrer Arbeit be- hindert10. Dieses Verhalten des Verbandes förderte allenthalben nicht nur Unmut im wissenschaftlichen Diskurs sondern speiste gleichwohl auch zahlreiche Kolportierungen, die sich aufgrund der nur lückenhaften Quellenlage fast schon zwangsläufig ergeben mussten. Im Herbst 1999 präsentierte der Deutsche Fußball-Bund dann, nicht zuletzt auch aufgrund sich erhärtender Vorwürfe über die mangelnde Fähigkeit und den Willen zur Selbstreflektion, eine sechshundertzwanzig Seiten umfassende Festschrift, die den, so der Autor Erik Eggers, „viel versprechenden Namen 100 Jahre DFB. Die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes“11 trug. Für Eggers stellte insbesondere der durch den Verband selbst erhobene Anspruch auf Vollständigkeit in diesem Werk, das nicht nur eine Liebeserklärung an den Fußball, sondern eben auch eine „kritische Bestandsaufnahme über die ersten 100 Jahre des DFB"12 sein sollte, allerdings eine Farce dar13. So geht der Historiker in seiner Einschätzung sogar so weit, dass der Verband durch den Jubiläumsband den „Verdacht einer bewusst betriebenen Geschichtsklitterung nährte"14, indem er einzelne vermeintlich unbequeme Fakten einfach unterschlug und manche Aspekte gar vollständig ausblendete. Auch Eggers forderte den Verband in seinem im Oktober 2000 erschienenen Artikel „Vom Platz gestellt“ noch einmal auf, sich gerade im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006, um Aufarbeitung seiner Geschichte zu bemühen. Spätestens bei diesem Großereignis, so der Autor, könne der Verband, wenn er sich erneut auf seine glorreiche Geschichte berufe, eben auch diese Seiten seiner Verbandsgeschichte nicht einfach ausklammern.15
Eggers’ Ansicht zum Geschichts- und Aufarbeitungsverständnis des DFB darf durchaus nicht als Einzelansicht verstanden werden, vielmehr galt sie nach dem Erscheinen des DFB-Jubiläumsbandes als durchaus repräsentativ und führte dazu, dass sich nun deutlich mehr Autoren, auch gänzlich ohne die Unterstützung des Verbandes, daran machten, die Zeit von der Begründung des DFB bis zum Ende des Dritten Reiches zu untersuchen. Hierbei ist auffällig, dass diverse Studien zu im Grundsatz bereits voneinander differierenden Ergebnissen kamen, die von einem Verband mit ,glühender nationalsozialistischer Überzeugung’ bis hin zu einem ,gänzlich unpolitischen DFB’ reichten. Als repräsentativ hierfür dürfen sicherlich, die auch in dieser Ausarbeitung besprochenen Darstellungen von Arthur Heinrich (Der Deutsche Fußballbund. Eine politische Geschichte) und Karl-Heinz Schwarz-Pich (Der DFB im Dritten Reich) gelten. In Reaktion auf diese sich entwickelnde ,Eigendy- namik’ in der sporthistorischen Forschung, und vielleicht, so wie es Walter Jens schon 1975 formulierte, in der schlussendlichen Einsicht, „’dass der Deutsche Fußball-Bund seine soziale Relevanz kritisch - aber auch nicht ohne Selbstvertrauen und Stolz - analysiert, dass er sich in seiner gesellschaftlichen Funktion begreift und zu realisieren beginnt, was man im Fußball alles aufstellen kann’"16, gab der Deutsche Fußball-Bund im Dezember 2001 einen externen Forschungsauftrag beim Mainzer Historiker Nils Ha- vemann auf, der unter der Leitung des Bonner Professors Klaus Hildebrand, nach einer 3-jährigen Bearbeitungszeit, im Jahr 2005 die Studie Fußball unterm Hakenkreuz veröffentlichte.
In diesem Zusammenhang soll vorab bereits darauf hingewiesen werden, dass der Autor Nils Havemann, die bis dato in der Sportwissenschaft innovativste Betrachtung zur Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes im Dritten Reich liefert. Havemann wusste um die spezifische Quellenrecherche der einzelnen Autoren und stellte eine umfassende Literaturkritik an. Der Autor selbst hatte Zugang zu einem Literaturfundus aus insgesamt über 40 nationalen und internationalen Archiven, zumal der Deutsche FußballBund dem Historiker auch bis dato unzugängliche Dokumente zur Verfügung stellte. Aus diesem Grund muss im Verlauf dieser Ausarbeitung immer wieder auf die Kernaussagen des Autors zurückgegriffen werden, da nur in diesem Fall überhaupt eine hinreichende Differenziertheit in der Betrachtung möglich erscheint.
Mit diesem Wissen um die Besonderheiten der einschlägigen Literatur soll im Rahmen dieser Diplomarbeit nunmehr eine Erörterung der Rolle des Deutschen Fußball-Bundes im Nationalsozialismus für die Zeit von 1933-1945 erfolgen, wobei sich die zentrale Problemdiskussion vornehmlich darauf zu beschränken haben wird, wie die Nationalsozialisten systematisch versucht haben, das Massenphänomen Fußball in seiner gesellschaftlichen Bedeutung und seinem bereits schon damals beachtlichen Aktionsradius’ zu sowohl politischen als auch propagandistischen Zwecken zu instrumentalisieren und wie der Deutsche Fußball-Bund in seinem Streben, sich als eigenständige Dachorganisation des deutschen Fußballs zu etablieren und seine Machtposition nicht nur zu bewahren, sondern auch stetig auszubauen, in den jeweiligen Zeitabschnitten auf die Programmatik des Regimes reagierte. Ist die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes im Nationalsozialismus tatsächlich eine politische? Gab es im totalitären NS-Staat noch einen selbstständigen organisierten Fußballsport, der frei von Ideologien mit einem Mindestmaß an Anpassung fortbestehen konnte oder war es eine konkrete weltanschauliche Nähe, die der Verband in seiner Gesamtheit ohnehin schon zum nationalsozialistischen Gedankengut hatte und die es seinen Funktionären erleichterte zu Überzeugungstätern’ zu mutieren?
Aufbautechnische Besonderheiten sollen bewusst nicht weiter erörtert werden; sie ergeben sich per se aus den dezidierten Erklärungen zu den spezifischen thematischen Abschnitten. Eine nochmalige Erörterung der Systematik der Herangehensweise an dieser Stelle wäre letztlich tautologisch.
Einzig zu erwähnen bleibt, dass auf eine Darstellung der Rolle der Juden im Fußballsport im Rahmen dieser Ausarbeitung verzichtet worden ist; sie kann aufgrund der Sensibilität des Themas, das eine weitaus breitere Darstellung erforderlich machen würde, nicht mit der gebotenen Differenziertheit erfolgen.
„’Die Welt ist zwar kein Fußball, aber im Fußball, das ist kein Ge- heimnis, findet sich eine Menge Welt.’“17
Fußball ist wohl die beliebteste und erfolgreichste Sportart auf unserem Globus. Er fesselt und fasziniert Jung und Alt, Groß und Klein, Spieler und Zuschauer.18 „Fußball ist Gesprächsthema zu Hause, im Beruf und in der Kneipe."19 Der Fußballsport ist greifbar für jedermann’, völlig unabhängig von regionalen Eigenarten, sozialer Herkunft oder Bildungsstand. Er produziert schier unaufhörlich Anekdoten, Geschichten und Mythen, bringt Helden, Gewinner und Verlierer hervor, berühmte Szenen, Torschüsse, Paraden und Spiele, über die immer wieder geredet wird, die fast jeder kennt.20 Kaum eine andere organisierte Leibesübung ist so tief verbunden mit dem Bewusstsein und der Identität einer Gesellschaft. Und so ist es durchaus nicht verwunderlich, dass der Fußballsport immer auch „ein Spiegelbild für Strömungen der Zeitgeschichte gewesen"21 ist.
„’Der Fußball aus England ist unterwegs, wir werden ihn auf unse- ren deutschen Spielplatz werfen und sind überzeugt, er wird auf- genommen werden’“22 -
so der Düsseldorfer Amtsrichter Emil Ferdinand Hartwich im Jahre 1882. Ein Zitat, das freilich keinen Beweis für eine vollkommene Kontinuität in der Entwicklung des Fußballsports auf deutschem Boden darzustellen vermag. E contrario: Setzt man sich mit der Geschichte des deutschen Fußballs auseinander, so wird man hier vor allem den Hintergrund eines weitaus komplexeren Prozesses zu betrachten haben - den ,holprigen’ Weg der Ballsportart zur Passion eines ganzen Volkes.
Zu Beginn des frühen 19. Jahrhunderts schlug die Geburtsstunde des organisierten Sports in Deutschland. Ausgangspunkt war die Entstehung der deutschen Turnbewegung als eine Reaktion auf die Napoleonische Fremdherrschaft, die übergreifend als bedrückende Demütigung empfunden wurde.23 Um Begeisterung in der preußischen Bevölkerung für den lebensgefährlichen Aufstand gegen die französische Besatzung zu wecken - das wurde alsbald deutlich - bedurfte es eines, über die staatlichen Zugeständnisse an das Volk hinausgehenden, sinnstiftenden Motivs: der Nation.24
,Turnvater’ Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852) rief aus diesem Grund die sog. Turnerbewegung ins Leben. Jahn machte es sich zur Aufgabe „die deutsche Jugend körperlich und weltanschaulich aufzurüsten“25. Geprägt wurde die Nation als Leitmotiv des deutschen Sports und so sollte die Bewegung vor allem einer moralisch-sittlichen wie auch patriotisch-nationalen Erziehung dienen.26 Die Vision Jahns von einem deutschen Nationalstaat und der Verwirklichung „’einer klassenlosen Bürgergesellschaft mittlerer Existenzen’“27 musste jedoch im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrmals überholt werden. Das nach dem siegreichen Ausgang der Befreiungskriege (1813 - 1815) aus fürstlichem Machterhaltungsdenken ausgesprochene Turnverbot (bis 1842), der Streit um das rechte Verständnis von Volkssouveränität und die Spaltung der Turnerbewegung während der 1848 / 49er Revolution28, die im nachrevolutionären Preußen durch obrigkeitsstaatliche Repression forcierte Erstickung jedweder liberaler Ideale und vor allem die über Jahrzehnte hinweg unbefriedigt gebliebene Wunschvorstellung von einem deutschen Nationalstaat stürzte die Turner in eine tiefe Identitätskrise.
Erst 1871 schloss man, im Bewusstsein mit der Reichsgründung das vordergründige Ziel der Turnbewegung erreicht zu haben, seinen ,inneren Frieden’ und arrangierte sich mit dem aus der Taufe gehobenen neuen Deutschland29. Von Konformität mit den Grundsätzen und Zielen Bismarckscher Politik geprägt, machten die Turner die Erhaltung des nationalen Machtstaates zur eigenen Angelegenheit.30 Die Turnerschaft verstand sich als unentbehrliche Erziehungsgemeinschaft im Sinne des Deutschen Kaiserreiches. „’Dem Vaterland dienen in Selbstlosigkeit und Treue’"31 - nicht nur ein Wahlspruch, sondern strikte Programmatik. Werte wie Gemeinsinn, Egalität und Bescheidenheit, ihre Systemnähe und ihr wertvoller Beitrag zur Wehrerziehung sicherten ihr den Status als Massenorganisation (rund 800.000 Mitglieder)32. Trotzdem sorgte sich die Deutsche Turnerschaft mit Bedacht um ihren eigenen Bestand und versuchte so u. a. Segmente der aufkommenden Arbeitersportbewegung (z.B. ,Arbeiter-Turnerbund Deutschlands’) in der Öffentlichkeit zu brandmarken oder systematisch auszuschließen33.
Eine viel größere Bedrohung für das Turnen als „’deutsches Nationaleigentum’"34, stellten indessen die in den 1870er Jahren zumeist aus England überkommenden Pioniere neuer Sportarten dar.
Die Deutsche Gesellschaft war im Wandel begriffen; es war die Zeit des mit der langsam aufkommenden Industrialisierung einhergehenden wirtschaftlichen Aufbruchs und der materialistischen Verlockungen35. Die Vertreter des neuen Zeitalters - „Kaufleute, Ingenieure, Journalisten, Börsianer, Bankiers u. a. - predigten das Leistungsprinzip, das Konkurrenzdenken sowie den Erfolg"36 und transponierten diese Kategorien auf die neuen Leibesübungen.37 Von der britischen Insel erreichten neben dem Fußball auch Sportarten wie Rugby, Rudern und Cricket das deutsche Festland. Mitgebracht wurden sie durch die sog. ,Engländerkolonien’, „Menschen, die es aus beruflichen, Ausbildungs-, familiären oder sonstigen Gründen nach Deutschland verschlagen hatte"38 sowie im Norden des jungen’ deutschen Reiches durch Besatzungen englischer Schiffe, die für ein paar Tage in deutschen Häfen lagen.39 Besonderheit der neuen Sportarten war vor allem, dass der einzelne in einer Mannschaft seine Eigeninteressen hinter jene des Kollektivs zu stellen hatte - jedoch nicht aus einer Ideologie, wie bei der Jahnschen Turnbewegung, sondern aus der Notwendigkeit des Spieles heraus.
Das auf deutschem Boden zunächst unter dem Namen Association Football’ bzw. ,Soccer’ bekannte Spiel fand vor allem unter Schülern interessierte Zuschauer, aus denen nur wenige Zeit später begeisterte Nachahmer wurden.40 Unterstützt wurden sie von Pädagogen, die Fußball auf den britischen Inseln oder wie ihre Zöglinge vor Ort kennen- und schätzen gelernt hatten und im Anschluss ihrerseits zur Verbreitung des Sports beitrugen41. So wurde der Fußballsport vereinzelt im schulischen Turnunterricht eingeführt. Einer der Vorreiter war der Turnlehrer Prof. Dr. Konrad Koch, der 1872 gemeinsam mit seinem Kollegen Hermann Corvinus den Fußball am Braunschweiger Gymnasium Martino - Katharineum als Schulspiel einführte.42 Es sollte der Beginn der deutschen Fußballgeschichte als bürgerliches Schulspiel sein.43 Dementsprechend gingen erste örtliche Zusammenschlüsse von Fußballern auf Schülerinitiativen zurück, die sich jedoch nicht als besonders langlebig erwiesen.44 Erst 1880 sollte es mit der Begründung des Bremer Football-Club die erste nicht in einem begrenzten Schul- und Schülerkreis angesiedelte Vereinsbildung gegeben haben.45
Bis in die 1890er Jahre hinein stagnierte die organisatorische Entwicklung des Fußballs jedoch. Nicht zuletzt war dies auf die große Gegnerschaft der neuen Ballsportart zurückzuführen: sei es „die Kirche, die ihren Sonntag ruhig und besinnlich halten und der Fiskus, der Vergnügungssteuer kassieren wollte, Ordnungshüter, die Spielstätten sperrten, angeblich sittenwidrige Spielbekleidung monierten, oder, wenn sie denn Fußballspiele partout nicht verhindern konnten, gegen Spieleraufläufe nach der obligatorischen feuchtfröhlichen Verlängerung einschritten.“46 Diejenigen, die sich mit Inbrunst der neuen Leibesübung hingaben, handelten in den Augen des konservativen Geistes der Nation im Zeichen des „’Verrats am Vaterland’“47. Fußball war noch zu ,englisch’, denn die briti- sche Monarchie war der größte Konkurrent in der Durchsetzung imperialistischer Bestrebungen des Deutschen Reiches.48
Und schließlich war da ja noch die Turnerbewegung: der Fußball sah sich konfrontiert mit dem bis dato konkurrenzlos hohen Zuspruch und einem nicht allein daraus abgeleiteten leibeserzieherischen Alleinvertretungsanspruches, ja eines sportlichen Monopols, der Deutschen Turnerschaft.49 Der englische Pionier hatte im Grunde nur zwei Möglichkeiten, wollte er nicht in der Euphoriewelle genauso schnell versiegen, wie er emporgestiegen war: entweder ließ er sich in die Deutsche Turnerschaft einverleiben oder er versuchte sich allein zu etablieren.50
In seinen Anfängen wurde der Fußball durch die Turner noch nicht als Bedrohung oder potenzielle Konkurrenz ihrer Massenbasis gesehen. Im Gegenteil, so hieß es anerkennend, dass der Fußballsport seine Beliebtheit in vollem Maße verdiene51, ja paradoxerweise wurde die Spielbewegung sogar als „’Kind der großen Turnbewegung’“52 bezeichnet. Diese Taktik schien jedoch nicht aufzugehen - durch den immer größer werdenden Zulauf der allerorts entstehenden Fußballvereine wurde alsbald ersichtlich, dass eine Integration des Fußballs in die Deutsche Turnerschaft nicht möglich sein würde.53 Aus Furcht und Existenzängsten heraus versuchte die Turnerschaft nunmehr den Fußball gesellschaftlich zu ächten54. Verbal zelebriert wurde alles, was der Ballsportart nur irgendeinen Schaden zufügen konnte - „von Kleiderordnungsfragen bis zu seelischer Befindlichkeit“55. Fußball sei „’englisches Unkraut’“ und „’undeutsch’“ - Generalabrechnung mit einem selbst geschaffenen Feindbild.
Immer wieder wurde bewusst der Vergleich zum Turnsport gezogen, um dessen Vorzüge und erstrebenswerte Stellung zu akzentuieren:
„’Im Turnen aus der Natur des Körpers heraus entwickelte, also organisch natürliche Bewegung in unendlicher Fülle und Vielseitig- keit; im Wettsport hingegen widernatürliche Anstrengung einzelner Organe und Körperteile, gezwungene, gepresste Haltung, dazu ein oft lächerliches, ja deutschen Augen anstößiges Kostüm. ’“56
Doch die Anstrengungen blieben weitestgehend erfolglos und so „grämte sich der Turnerbund über die Schnelligkeit, mit der der Fußballsport in der Gesellschaft Fuß fasste und ihm den Nachwuchs streitig zu machen begann. Turnen war in der zunehmend medialen Welt unattraktiv geworden und wurde von der Presse stiefmütterlich behandelt."57 Die Führung des Deutschen Turnverbandes musste feststellen, dass verlorene Popularität und die alles in allem eher regressive Entwicklung durch immer wiederkehrende Verherrlichung der alten Ideale nicht zurück gewonnen werden konnte bzw. aufzuhalten war.58 Bestärkend kam hinzu, dass der neuartige Fußballsport, so wie es die Turner stetig versuchten herauszustellen, äußerlich eben gerade nicht mit der Vergangenheit und Tradition deutscher Leibesübungen brach59 oder gar versteckt versuchte eine Gesellschaft des Kaiserreichs schleichend um liberale Formen zu erweitern60.
Fußball war gut deutsch -
„’Pro patria est, dum ludere videmur’- Es scheint ein Spiel, doch es ist Arbeit fürs Vaterland“61 - und so war er ähnlich dem Turnsport auch von einer nationalen Grundhaltung beseelt und „hatte die Vision von einer auf Gleichheit angelegten Gesellschaft, die alle Stände unter dem Banner der Nation zusammenschließen sollte".62 Die alten Ideale der Turner wurden aufgegriffen aber auf eine moderne Art und Weise modifiziert. Vielmehr als die Turner legte der Fußball in seinen Anfängen ein Bekenntnis zur politischen Neutralität ab, versuchte jedwede Positionierung zu einer politischen Richtung zu vermeiden und ein Sport zu sein, der die Klassen vereinigt und Gegensätze ausgleichen will.63 So war vor allem neu, dass man bestrebt war, die Arbeiterschaft mit dem Aufruf zur Überbrückung der Klassengegensätze für sich zu mobilisieren. Die Anhängerschaft der Ballsportart rekrutierte sich bis dato weitestgehend aus dem Bil- dungsbürgertum64 ; der Unterschicht blieb der Fußball eher verschlossen, was zum einen daran lag, „dass nur die wenigsten angesichts der ungenügenden sozialen Absicherung die Gefahr einer Verletzung und eines damit verbundenen Lohnausfalls in Kauf zu nehmen bereit waren"65 und zum anderen die Ausübung des Sports ein gewisses Einkommen voraussetzte, da Ball, Schuhe und Trikot für viele einen unerschwinglichen Luxus darstellten.66 Und dennoch: trotz kritischer Stimmen der ,Klassenkämpfer’, die um ihre Existenzberechtigung fürchteten, erfreute sich zumindest bei lokalen Punktspielen der Fußball in der Arbeiterschaft bereits einer wachsenden Beliebtheit67. Für die Vereinsgründungswelle, die exponentiell angestiegene Mitgliederzahl und der notwendig gewordenen Organisierung der Sportart in größeren Verbänden um die Jahrhundertwende bis 1914 steht jedoch vor allem die neu aufkommende Schicht der Angestellten68 - dem ,neuen Mittelstand’, „dessen Bandbreite sich vom Unternehmensgeschäftsführer bis zum ,kleinen Büroangestellten’ erstreckte".69
Die Entwicklung schien unaufhaltsam voranzuschreiten: die Anzahl der lokalen Spielklassen schnellte in die Höhe, die Einteilung in Ligen musste beinahe jedes Spieljahr geändert werden; innerhalb von nicht einmal 40 Jahren waren am ,Vorabend’ des Ersten Weltkriegs bereits 2200 Vereine mit knapp 190.000 begeisterten Kickern verbandsmäßig organisiert70 - ein gesellschaftliches Phänomen schien geboren - ,König Fußball’.
Die Zeit des Nationalsozialismus gehört heute zu den Kapiteln deutscher Zeitgeschichte, die wohl am gründlichsten erforscht sind; man kann sie unter Berücksichtigung einer Vielzahl der unterschiedlichsten Aspekte untersuchen und wird nie einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können.
In vorliegender Ausarbeitung soll die nationalsozialistische Gesellschaftsprogrammatik thematisiert werden. Nachdem die aus gesellschaftlicher Eigendynamik heraus entstandene, klassenübergreifende Popularität der Sportart Fußball bereits herausgestellt wurde, wird sich also nunmehr die Betrachtung des Nationalsozialismus als politisches Phänomen anschließen.
Folgende Fragestellungen sollen diesbezüglich im Vordergrund stehen:
In welcher gesellschaftlichen Situation befand sich ein Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung durch Hitler? Wie sicherte das nationalsozialistische Regime durch die Schaffung von Massenloyalität kontinuierlich seine Machtbasis in der Bevölkerung und wie spiegelt sich dies in der nationalsozialistischen Gesellschaftsverfassung wider?
„Der Begriff einer kranken Gesellschaft bereitet uns Schwierigkei-ten, sei es auch nur, weil niemand genau weiß, was soziale Gesundheit ist.“71
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands zwischen 1918 und 1933 war in ihren Auswüchsen und Symptomen wie etwa die Neigung zur physischen Gewaltanwendung72, der überdimensionalen Inflation von 1923 oder dem sich fast über Nacht vollziehenden Zerfall der Wirtschaft in den Jahren 1929 - 1930 für ein Europa jener Zeit nicht unbedingt atypisch 73. Auch in anderen Ländern vollzogen sich parallele Entwicklungen, die zu Krisen, aber - und das ist wohl entscheidend - auch wieder zur Stabilität führten.74 „In Deutschland dagegen spiegelte sich die dauernde Unzufriedenheit großer Teile der Gesellschaft und die Entfremdung solcher Gruppen, die potentiell eine liberale Politik trugen, im fortschreitenden und schließlich totalen Zusammenbruch aller liberalen Parteien und in der Kluft zwischen sozialer Wirklichkeit und ihrer politischen Deutung."75
Es hätte, so vertritt der Autor David Schoenbaum die These, nicht unbedingt zu einem Krieg oder der Inbetriebnahme von Konzentrationslagern wie Auschwitz kommen müssen - auch der Nationalsozialismus in seiner totalitären und imperialistischen Gestalt war keine unvermeidliche Folge einer Gesellschaftsentwicklung, die sich vom Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung durch Adolf Hitler vollzog76. Insoweit soll Gegenstand der Betrachtung hier weniger die systematische Darstellung der Etappen der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sein, sondern vielmehr eine Bestandsaufnahme einer wirtschaftlich und sozial-kulturellen Entwicklung, die sich in diesen Jahren vollzog und die Ausgangspunkt war für eine Gesellschaftspolitik der NSDAP nach 1933, die ihre Radikalität vor allem deswegen verschleiern konnte, da sie auf Massenbegeisterung und -loyalität angelegt war und mit der Grundintention, eine „umfassende Vitalisierung der Nation"77 herzustellen, die Sehnsüchte des größten Teils der Bevölkerung bediente.
Im Dienste des ersten Griffs nach der Vorherrschaft durch das Deutsche Reich im 20. Jahrhundert war es wohl zunächst der Erste Weltkrieg (1914 - 1918), der alles aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben schien.78 Sei es die industrialisierte Kriegsführung, die sowohl menschliche als auch materielle Ressourcen ver- schlang79, die Kriegsfinanzierung ,auf Pump’, die vornehmlich durch Kriegsanleihen patriotischer Bürger oder durch den angeregten Betrieb von Notenpressen erfolgte oder die sozialen Einschnitte, die eine bereits vor dem Krieg angeschlagene Gesellschaft ernsthaft ,erkranken’ ließ. 1917 existierten nur noch zwei drittel der deutschen Handwerksbetriebe80 - zu stark war die Lobby der Rüstungsproduktion, die ihre Aufträge fast nur durch Groß- unternehmen durchführen ließ, da diese zum einen eine effizientere Verarbeitung und zum anderen günstigere Preise gewährleisten konnten. „Beamten- und Angestelltengehälter stagnierten [...], Berufstätige, die ihre Stelle verloren, weil diese nicht zur Rüstungsproduktion beitrug, verarmten; Menschen, die als ,unnütze Esser’ betrachtet wurden, wie etwa psychiatrische Patienten, starben an Krankheiten und Vernachlässigung"81, ein stetig wachsender Prozentsatz an Menschen war auf kommunale bzw. staatliche Hilfeleistungen angewiesen, da Renten und Versorgungsansprüche infolge der Inflation kaum noch etwas wert waren und nicht zuletzt war da noch die junge und radikale Arbeiterschaft, die vehement immer wieder zu Streiks aufrief.82
Überdies, so stellt der Historiker Michael Burleigh fest, ging mit diesen ohnehin verheerenden Entwicklungen eine Art „’Moratorium der Moral’ im persönlichen Verhalten"83 der Bevölkerung einher - „es war ebenso notwendig wie legitim sich mit allen Mitteln zu behaupten, weil ,kein Mensch [ehrlich] durchkommen’ konnte"84. Eine drastische Zunahme von „kriminellen Delikten, Scheidungen, rüpelhafter Verhaltensweisen, einer zügellosen Sexualität, von Geschlechtskrankheiten und vaterloser junger Menschen"85 war zu verzeichnen. Nicht genug herrschte im jungen Kaiserreich ein kriegsbedingter Rückgang im privaten Wohnungsbau und damit Wohnungsknappheit, die zu Verlust von Intimsphäre und Schamgefühl führte86. „Ein blühender Schwarzmarkthandel untergrub alle herkömmlichen Begriffe von Ehrlichkeit, einer angemessen Entlohnung für die harte Arbeit des Tages sowie davon, wer das größte Recht auf die Versorgung mit Lebensmitteln hatte."87 Zudem zeigten sich im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung immer wieder die Unzulänglichkeiten der Verteilungsmechanismen des deutschen Staates; Land und Stadt wurden faktisch immer mehr voneinander abgespalten88.
Die nahezu bedingungslose Loyalität und Opferbereitschaft einer kriegsbegeisterten deutschen Bevölkerung wich mehr und mehr einer Demoralisierung und einem Vertrauensverlust in Regierung und Bürokratie. Die innenpolitische Zerrüttung, die bis dato zugunsten der imperialistischen Euphorie in den Hintergrund gerückt war, wurde durch die Art und Weise des Ausgangs des Ersten Weltkrieges deutlicher denn je. Eine deutsche Gesellschaft, in der nationaler Zusammenhalt in der politischen Werteskala den Vorrang vor Freiheit und Meinungsvielfalt genoss, stürzte in eine schwere Bewusstseinskrise89.
So fasst der Historiker Götz Aly zusammen, dass „der Erste Weltkrieg im politischen Gefühlshaushalt der Deutschen drei schwere Traumata hinterließ: die Hungersnot, die infolge der britischen Seeblockade entstand, die Entwertung des Geldes und das Aufflammen des Bürgerkrieges. Im Krieg verhungerten mehr als 400.000 Menschen. Hinzu kamen jene, die wegen Mangels unheilbar tuberkulosekrank oder für andere Infektionskrankheiten anfällig wurden und vor ihrer Zeit starben."90 Die rapide Teuerung ging einher mit der staatlich kaum kontrollierten Preistreiberei, „die das materielle Elend zu Lasten der einfachen Leute verschob, die damals über keinerlei materielle Reserven verfügten"91.
„In der Rückschau auf die letzten beiden Jahre des Ersten Weltkriegs verbanden sich zudem für viele Deutsche mit dem Gefühl vom nationalen Niedergang die Hassbilder von den feigen Nutznießern der Not."92 Es sollte die Geburt der Dolchstoßlegende sein, nach der es eine „weit verbreitete Ansicht war, dass das vaterlandstreue Volk erst durch die persönliche Bereicherung der Kriegsgewinner und Revolutionäre, allen voran den Bolschewisten, in eine selbstzersetzende Unzufriedenheit verfallen sei".93 Man war überzeugt, man habe mit den komfortablen Friedensschlüssen im Osten, dem von Brest-Litowsk (3. März 1918) und dem von Bukarest (07. Mai 1918) den siegreichen Ausgang des Ersten Weltkriegs nur durch das Zerbrechen der inneren Geschlossenheit auf deutschem Boden zunichte gemacht94.
Mit dem Zusammenbruch der Monarchie und der Niederschlagung der linken Revolution wurde mit dem Zusammentritt der Nationalversammlung und der Begründung der Weimarer Republik ein parlamentarisch-demokratischer Neuanfang eingeläutet. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit unter den bereits heraus- gestellten besonderen Belastungen, die die neu geschaffene Demokratie als Erbschaft übernehmen musste, war vor allem die Akzeptanz des neuen Systems und eine liberaldemokratische Grundüberzeugung, die sich in der Bevölkerung übergreifend manifestieren musste.
Und bereits hier lag das Dilemma der jungen Republik:
zwar war, wie der Historiker Hans-Ulrich Thamer herausstellt, die Weimarer Republik keineswegs von Anfang an eine Republik ohne Republikaner oder eine Demokratie ohne Demokraten, denn es gab beträchtliche republikanische Bastionen95, doch sollte es letztlich vor allem „das politische Bewusstsein und Verhalten der Deutschen"96 sein, das „hinter den Geboten und Erwartungen der Verfassungstheorie" von Weimar zurückblieb.
Welches die umfassenden Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik waren, soll hier allerdings nicht Gegenstand der Betrachtung sein; vielmehr erscheint es von Bedeutung, welche ,Grund- probleme’ einer deutschen Gesellschaft in Weimar zu Tage traten.
Laut Thamer hatte Weimar schwer zu tragen an den „Herausforderungen einer Massengesellschaft und an sich stärkenden Gruppen- und Klassengegensätzen. Verschärfend wirkten die Belastungen der politischen Kultur, d. h. der Normen und Verhaltensformen, die eine politische Ordnung prägen und funktionsfähig erhalten; große Teile der Intelligenz und bürgerlichen Jugend revoltierten angesichts der offenkundigen Krise der Zivilisation. Die Verweigerung der Realität war jedoch nicht nur Sache der Jugend oder der Intellektuellen; das Unbehagen an der Modernität war allgemein und führte zur Entstehung einer Vielzahl politischer Religionen und Irrationalismen."97
Die Demokratie wurde übergreifend nicht als Chance, sondern als Auflage und fremdartiges Gebilde verstanden. Beweggründe für diese antidemokratische Grundhaltung der deutschen Gesellschaft sind jedoch nicht allein in mangelnder demokratischer Tradition zu suchen. Die Belastungen des Versailler Vertrages für die Weimarer Republik, von dem jeder Schuljunge bereits seinerzeit lernen sollte, dass er ein Diktat sei98, wogen schwer. Dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass kaum ein Deutscher sich bewusst machte, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können. Nicht nur dass das Reich erhalten und das Rheinland ein Teil Deutschlands blieb; Deutschland war auch weiterhin das bevölkerungsreichste Land westlich der russischen Grenzen und, wenn auch mit starken Verlusten durch den Krieg, die wirtschaftlich stärkste Macht Europas.99 In gewisser Weise hatte sich die außenpolitische Konstellation gegenüber der Zeit von 1914 für Deutschland sogar gebessert. Die Entfremdung der Westmächte von Sowjetrussland und die bereits beim Vertragsschluss von Versailles offenkundig gewordenen Diskrepanzen zwischen den westlichen Verbündeten untereinander, Frankreich auf der einen Seite und England und die Vereinigten Staaten von Amerika auf der anderen Seite, vermittelten nicht mehr das Gefühl des einstigen Bismarckschen Alptraums von der ,Eingekreistheit’ Deutschlands.100 Zwar blieb Deutschland die Möglichkeit dem Völkerbund beizutreten zunächst verwehrt, aber auch dies musste nicht von Dauer sein; vielmehr hatte Deutschland zum damaligen Zeitpunkt gute Aussichten den Status einer europäischen Großmacht wiederzuerlangen.101 „Hierzu bedurfte es lediglich der nüchternen Einsicht in die neue Lage, um Versailles in realistischen Proportionen zu sehen."102 Nüchternheit war es jedoch gerade, die der deutschen Gesellschaft in jener Zeit zu fehlen schien, was zur Konsequenz hatte, dass der Eindruck der äußeren Entmachtung und Demütigung durch den Vertrag von der innenpolitischen Auseinandersetzung über die Ursachen von Krieg und Niederlage und Revolution ablenken sollte.103
Und so waren Weimars Probleme von vornherein strukturbedingt:
auf der einen Seite musste man innenpolitische Stabilität wiederherstellen - man sah sich konfrontiert mit einer verlorenen Generation heimkehrender Soldaten, einer Gruppe heimatloser und großenteils adeliger Flüchtlinge aus dem Osten, der Liquidierung von Millionen von Kriegskrediten, einem großen Missverhältnis zwischen der Zahl der Frauen und der Männer und nicht zuletzt der latenten Schwäche der Wirtschaft bedingt durch Reparationen, dem Verlust der Exportmärkte, der Erschöpfung von Industrie und Rohstoffen sowie der Geldentwertung, die 1923 ihren Gipfel erreichte.104 Schnell wurde deutlich, dass man einen Schulterschluss mit den Säulen des wilhelminischen Staates, Heer, Bürokratie und Justiz, eingehen musste, um alsbald eine Wiederher- Stellung von Ordnung und Verwaltung zu gewährleisten105. Die Republik begab sich somit zulasten der „Fortsetzung der Demokratisierung von Staat und Gesellschaft"106 in ein Abhängigkeitsverhältnis der antidemokratisch eingestellten traditionellen Machteliten - das obrigkeitsstaatliche Politikverständnis sollte den eigentlichen Systemwechsel überdauern.107
Die beabsichtigten notwendigen innenpolitischen Erfolge blieben jedoch in den 1920er Jahren aus; die diffuse Notverordnungspolitik, die nochmalige Verschärfung der ökonomischen Krise und der dadurch bedingte soziale Abstieg von Tausenden (Massenarbeitslosigkeit, Weltwirtschaftskrise 1929, die überforderten Sicherungssysteme des Staates, die fehlgeleitete Deflationspolitik u. a.) sollten die politische Kultur von Weimar nachhaltig prägen.
Die tiefe Verletzung der Selbstachtung einer Gesellschaft oder des großen Teils, der durch die verheerenden Entwicklungen teilweise erhebliche Minderungen des Lebensstandards hinnehmen musste108 kanalisierte sich in der öffentlichen Meinung, die fast nur noch durch ein rigoroses Freund-Feind-Denken109 bzgl. der Republik und ihrer Gegnerschaft geprägt war.
Überdies offenbarte sich auch und vielleicht gerade aufgrund der Parteienlandschaft in der Weimarer Republik, die aufgrund des veränderten Wahlrechts (reines Verhältniswahlrecht ohne 5% - Klausel) vielfältiger geworden war, die Desillusionierung großer Teile der Gesellschaft; „sie trugen schwer am Erbe der politischen Kultur des Wilhelminischen Deutschland"110, und so mangelte es den Parteien nicht nur an politischer Erfahrung, sondern vor allem an einer programmatischen Ausrichtung auf Probleme und Bedürfnisse einer Gesamtgesellschaft und nicht nur auf ein bestimmtes sozial-moralisches Milieu111. Die traditionellen Parteien zeigten sich schlicht unfähig eine immer größer werdende nicht politisch integrierte Gruppe, die sich unter dem Eindruck der politischen, sozialen und mentalen Krise Deutschlands stetig zu vergrößern schien, zu binden, was umso verhängnisvoller erscheint, wenn man berücksichtigt, dass gerade diese Gruppe auf der Suche nach politischer Identifikation war und ihre politische Heimat schließlich in den antidemokratischen Programmen der extremistischen Lager fand.112 Diese verstanden es im Spiel mit der Angst und der Sehnsucht der Massen, ein mit „Wucht und intellektueller Entschiedenheit"113 vorgetragenes Alternativkonzept zum liberalen System zu vermitteln114. Ohne Achtung und Akzeptanz gegenüber ihren politischen Gegnern oder dem Bedürfnis nach einem pluralistischen Willensbildungsprozess (einzige Legitimität ist der Volkswille), sondern vielmehr unter Umdeutung hergebrachter politischer Grundbegriffe115 und der Unbedingtheit in der Ablehnung des Systems116 gepaart mit dem Eindruck einer latenten innen- und außenpolitischen Misserfolgsserie der Weimarer Regierungen, sollte es in jener Zeit die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) sein, die wie keine andere politische Kraft - einer sich bereits aufgebenden Gesellschaft - das ,Prinzip Hoffnung’ vermittelte, indem sie ein verworrenes Bild zwischen drohender Apokalypse und brauner Wiedergeburt aufzeigte117 und somit die Wiederherstellung einer längst verloren geglaubten Homogenität vorzugaukeln vermochte.
„’Man bekommt doch mehr und mehr die Zuversicht und den Glauben, dass es unter dieser Regierung wieder aufwärts gehen wird in Deutschland’“.118 - so der Leipziger Anatom Voss 1933 als ein exemplarisches Beispiel für die Empfänglichkeit gegenüber nationalsozialistischer Politik der bürgerlichen Kreise bereits in den ersten Jahren nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
Mit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus am 30. Januar 1933 sollte sich die NSDAP zunächst in der politischen Wirklichkeit wiederfinden. Das angepriesene soziale Programm und die Versprechungen, es besser zu machen, mussten sich auf die Anhängerschaft der Partei fühlbar auswirken.119
Dabei war die Vorstellung von der Beschaffenheit der zukünftigen Gesellschaftsordnung für die Nationalsozialisten 1933 noch sehr unbestimmt.120 Klar war, dass man eine Volksgemeinschaft schaffen wollte, denn dies war nach nationalsozialistischer Grundüberzeugung der notwendige Schritt zur „Regeneration des Deutschtums als Voraussetzung künftiger nationaler Wiedergeburt und Größe“121.
„Und so sollte das Gegenstück zu einer pluralistischdemokratischen Gesellschaftsverfassung entstehen: nicht das offene und institutionalisierte Austragen von sozialen Konflikten und widerstreitenden Interessen, nicht Koalitionsrecht und Tarifvertrag, das alles galt als Erfindung des Marxismus und Ausdruck des Klassenkampfes, vielmehr sollte es eine nationale Volksgemeinschaft geben und eine autoritäre, ständische Sozialordnung.“122
Um jedoch zur „’Partei über den Parteien’“123 aufzusteigen, brauchte es weit mehr als einer losen Konzeption - vor allem bedurfte es Erfolge.124 Das wusste auch Adolf Hitler, der in seiner ersten Rundfunkansprache sagte, er wolle die ganze Nation „’wieder zum Bewusstsein seiner volklichen und politischen Einheit und der daraus entspringenden Pflichten bringen.’“125 Hitler erklärte, dass die Rehabilitation der Landwirtschaft und die Vollbeschäftigung die obersten Ziele der neuen Regierung seien und ein umfassendes Siedlungsprogramm und ein Arbeitsdienst die unabdingbaren Voraussetzungen zu deren Verwirklichung.126
Und so sollte der Demagoge in den ersten Jahren vor allen Dingen an diesem primären Versprechen gemessen werden, dass er den Millionen von erwerbslosen Deutschen 1933 gab: „Arbeit, Arbeit, Arbeit.“127
Hitler hielt Wort: was demokratische Regierungen in der Weimarer Republik binnen 15 Jahren nicht schafften, konnte er als innenpolitisches Nahziel innerhalb von fünf Jahren erreichen und so meldete die Reichsanstalt für Arbeit u. a. 1936 mehr als 2,5 Millionen Arbeitslose, ein Jahr später nur noch 1,61 Millionen.128 Interessant erscheinen jedoch weitere Zahlen, die der Historiker Götz Aly herausgearbeitet hat: „so stagnierten die Löhne und Renten auf dem tiefen Niveau der Weltwirtschaftskrise. 1928, im besten Jahr der Weimarer Republik, hatte sich die Gesamtheit aller Arbeitseinkommen auf 42,6 Milliarden Reichsmark addiert, 1935 betrug sie 31,8 Milliarden. Erst drei Jahre später stieg die Lohnsumme auf jene Höhe, die sie zehn Jahre zuvor erreicht hatte. Die Stundenlöhne, Gehälter, Renten und Pensionen lagen noch immer deutlich darunter. Gemessen an der verkauften Menge blieben die Erlöse der Landwirtschaft bis 1945 erheblich unter dem Ergebnis von 1928/29."129 Es stellt sich mithin die berechtigte Frage, ob der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland tatsächlich eingetreten oder ob es nur der Schein des Aufschwungs war, den man glaubte zu sehen; hatte sich doch abgesehen von der schrittweisen Bewältigung der Arbeitslosigkeit, gemessen an den festgehaltenen Statistikauszügen, keine Verbesserung der Einkommenssituation oder eine qualitative Verbesserung von Lebensstandards großer Teile der Gesellschaft eingestellt.
Darauf kam es aber letztlich auch nicht an; es sollte das Gefühl der ökonomischen Erholung und die autoritäre Entschlossenheit Hitlers in der Durchsetzung seiner angestrebten Ziele sein, die Loyalität gegenüber der nationalsozialistischen Politik schaffte.130 Neben dem Schein der wirtschaftlichen Gesundung wurden zudem weitere innen- bzw. außenpolitischen ,Erfolge’ errungen: die Rückkehr des Saargebietes in den Reichsverband durch die Volksabstimmung im Januar 1935, die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland sowie die schnelle Aufrüstung der Wehrmacht mit modernen Waffen und der damit verbundene Bruch des Versailler Vertrags und das Verlassen des Völkerbundes verhalfen Hitlers Regierung zu Popularität.131 „In den Augen der übergroßen Mehrheit zeigte sie (die Reichsregierung) es denjenigen, die Deutschland mit ,Kriegsschuldlüge’ und ,Schmachfrieden’, mit ungezählten Schikanen und Erniedrigungen überzogen hatten. Hitler bedeutete in den ersten Jahren Satisfaktion für ein verstörtes, aggressives und selbstaggressives Volk."132
Und so basierte die Nationalsozialistische Gesellschaftspolitik, einmal vereinfacht dargestellt, wohl letztlich auf 2 Grundsäulen - Massenbegeisterung und deren Kontrolle. Aus der Erfahrung innenpolitischer Krisen der Weimarer Republik heraus war der potentielle Popularitätsverlust für Hitler das, was er am meisten fürchtete.133 Faktische wirtschaftliche Erholung und die Rehabilitierung des Selbstbewusstseins einer Generation, die von Krisen geschüttelt war, sollten der erste Schritt sein. Das allein verschaffte Ruhe und eine solide Basis. Hitler indessen wollte darüber hinausgehend die Gesellschaft ausrichten auf seine Ideologie und so musste die nationalsozialistische Doktrin identitätsstiftend fungieren, Überschwang und Ekstase schaffen, also die Psyche möglichst vieler in kürzester Zeit erreichen, was angesichts ihrer Radikalität und des bekanntlichen Erfolges, den Nationalsozialismus zum eigentlichen Phänomen werden lässt. Es ging darum, eine geistige Mobilmachung bei den Massen in Gang zu setzen, sie solange zu bearbeiten, bis sie den ,geistigen Führern’ des Dritten Reiches verfallen sind.134
In diesem Zusammenhang soll ein psychologischer Exkurs zur Massenbegeisterung und -verblendung, sprich zum ,Massenwahn’, gewagt werden, der verdeutlichen soll, dass es zu einfach und zudem falsch wäre, den Nationalsozialismus und die Empfänglichkeit der deutschen Bevölkerung für seine Programmatik einfach nur als Zeitströmung oder ,Sonderfall der Geschichte’ abzutun.
In der Tat mag es zunächst jedweder Logik entbehren, wie die Nationalsozialisten es schafften, eine Massenbegeisterung zu erzeugen, die sich in einer schier grenzenlosen Solidarität des einzelnen gegenüber einem sowohl politisch als auch moralisch dekadenten Regime kanalisierte und dazu beitrug, dass sich Menschen, die eigentlich zum rationalen Denken in der Lage gewesen wären, mitschuldig machten an Raub, Rassenkrieg und Mord.
Reduziert man das Phänomen des Rassenwahns’, mit dem sich wie Gustave Le Bon schon um die Jahrhundertwende, also lange vor der Zeit des Nationalsozialismus, schon Wissenschaftler auseinandersetzten, auf eine zentrale These, so wird man wohl konstatieren können, dass es die Masse selbst ist, die in ihrer Gesamtheit die Individualität ihrer einzelnen Bestandteile, sprich der Individuen, einfordert. Der Einzelne, seine Persönlichkeit, die für gewöhnlich das urteilende und differenzierende Denken übernimmt, verliert sich in der Masse und läuft Gefahr in eine Art hypnotischen Rausch zu verfallen, der bis zur Willenlosigkeit und gänzlichen geistigen Vereinnahmung des Individuums führen kann.
Die Herleitung des Phänomens erschließt sich jedoch nur, wenn man ganz konkret um die Eigenschaften einer Masse weiß, die gleichsam miteinander verwoben sind und einander bedingen.
Für Canetti ist das bedeutendste Ereignis in einer Masse ihre Entladung, denn ab diesem Zeitpunkt verlieren die Individuen ihre Verschiedenheit, ihre Individualität und sind nur noch ein Kollektiv, eine Verschmelzung von Individuen zu einer sog. psychologischen Masse’135, die, und das ist wohl das Entscheidende, in ihren Bestandteilen eine Richtung findet, ein Ziel das für jeden einzelnen der Masse gilt136.
Eine solche Entladung, die aus vielem eins und die Masse wie eine Art eigenständiges Individuum, wie einen Körper agieren lässt, überträgt sich dann wiederum auf Neuankömmlinge, denn nur der Zuwachs und das unerreichte Ziel verhindern den schnellen Zerfall einer Masse137. Dies ist die zweite entscheidende Gesetzmäßigkeit der Masse: Sie will immer wachsen138.
Zwei weitere Merkmale und Gesetzmäßigkeiten erscheinen für die Betrachtung von Bedeutung: die Dichte und die Gleichheit.
Ein Phänomen stellt zweifelsohne das plötzliche Zustandekommen von Massen dar. Viele wissen nicht einmal den Grund, warum sie Teil der jeweiligen Menschenmenge sind. Allerdings haben sie ein Ziel, dass eine gewisse Entschlossenheit und nicht nur gewöhnliche Neugierde erfordert. Ihr Ziel ist der Ort, an dem die meisten Menschen stehen: „Eine Masse kann nie zu dicht sein."139
Jede Person hat normalerweise eine instinktive Berührungsfurcht vor etwas Fremdem, die jedoch in der Masse schwindet. Es wird nicht mehr darauf geachtet, wer sich an einen drängt, es gibt keine Verschiedenheit, keine unterschiedlichen Geschlechter. Je dichter die Menschen aneinander gepresst stehen, desto größer ist ihr Vertrauen zueinander: in der Masse herrscht Gleichheit.
Mit diesem Wissen über die einzelnen Eigenschaften der Masse erscheint es nunmehr notwendig die Suggestion zu betrachten. Für Le Bon ist die Suggestion die wichtigste der Charaktereigenheiten einer Masse140, da sie eine Wirkung der „geistigen Übertragung"141 darstellt. Hierbei gerät der Einzelne innerhalb einer Masse in eine Art hypnotischen Zustand und kann soweit gebracht werden, dass er seine Wünsche den Gesamtwünschen der Menschenmenge opfert.142 Das Individuum erhält ein Gefühl unüberwindlicher Macht, in dem es die Grenzen seiner Person überschreitet. Triebe brauchen nicht mehr unterdrückt zu werden.143
Ist eine Masse in einen Zustand erhöhter Suggestibilität gebracht, stellt sich der jeweiligen Führung oder dem Führer kein Hindernis mehr entgegen. Nunmehr obliegt es ihrem oder seinem Willen, die Masse zu instrumentalisieren oder aufzuhetzen. Der Rausch einer Masse gewinnt soviel Kraft, dass sie bis zur Hemmungslosigkeit gebracht werden kann.
Mit diesen Erkenntnissen wird die These von Gustave Le Bon, dass alle großen Staatsmänner in der Geschichte gerade deshalb so leicht zu Machthabern wurden, da sie unbewusste Psychologen mit einer instinktiven und sicheren Kenntnis der Massenseele waren144, am Beispiel von Adolf Hitler und Joseph Goebbels nur allzu deutlich.
Die Nationalsozialisten verstanden es Le Bons Gesetzmäßigkeiten der Massenpsychologie nicht nur mustergültig umzusetzen, sondern auch zu perfektionieren, um in der deutschen Bevölkerung ihre Ideen und Glaubenssätze zu vermitteln. Am deutlichsten erkennbar wird dies wohl, wenn man sich mit den Ausführungen des französischen Wissenschaftlers zur Führung von Massen auseinandersetzt.
Le Bon geht auf 3 grundlegende Verfahren der Führung ein, deren Anwendung am Beispiel nationalsozialistischer Gesellschaftsindoktrination exemplarisch verdeutlicht werden soll:
Zuerst, so Le Bon, sollen vom Führer, der die Masse beherrschen will, Behauptungen aufgestellt werden, die paradoxerweise umso erfolgreicher aufgenommen, desto bestimmter und ohne Beweise sie aufgestellt werden.145
Bereits hier werden die Schnittstellen zum Nationalsozialismus deutlich: sei es durch die Rassenlehre mit der Missdeutung des Arierbegriffs als rein germanische Herrenrasse, die alle angeblich nichtarischen Völker unterwerfen bzw. auslöschen soll; sei es das ,Märchen’ von einer angeblichen Überrepräsentation der Juden im kulturellen Leben der Deutschen146, das in einen Antisemitismus ausuferte, der die Juden pauschal für die strukturell gewachsene Missstände in der Bevölkerung (Massenarbeitslosigkeit u. a.) verantwortlich gemacht hat; sei es die verschwörungstheoretische Propagandalüge von der Dolchstoßlegende (siehe hierzu auch 2.1), die damit einhergehende Fehldeutung des Ersten Weltkrieges als religiöses Erlebnis und der Zelebrierung Hitlers zum „Propheten eines neuen Glaubens“147 ; sei es die mythisch überhöhte Inszenierung von angeblichen Helden und Märtyrern wie dem ehemaligen SA-Sturmführer Horst Wessel oder dem Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter148 oder sei es die Proklamation des Nationalsozialismus als historische Zwangsläufigkeit, als „glorioses Endresultat und zugleich Korrektur älterer Epochen“149 - all dies war nicht mehr als unwahrer oder willkürlich gewichteter Inhalt gezielt eingesetzter Propaganda der Demagogen des Dritten Reiches, die es verstanden, ohne jedweden wissenschaftlichen Beleg für ihre Thesen, diese in ein facettenreiches und mit Bestimmtheit vorgetragenes Gesamtkonzept einzubetten.
Um den Behauptungen allerdings Nachdruck zu verleihen, bedarf es eines zweiten Verfahrens, dem sich der Führer der Massen bedienen muss: und so ist es nach Le Bon notwendig, die aufgestellten Behauptungen möglichst wortgetreu und mehrmals zu wiederholen, damit sie sich im Bewusstsein der Masse festsetzen.150
Die Nationalsozialisten schafften in diesem Zusammenhang einen verhängnisvoll zur Perfektion gebrachten Propagandaapparat. Und so war die Wiederholung von Behauptungen mit anderen Worten oder in anderen Zusammenhängen nicht nur fester Bestandteil der Reden nationalsozialistischer Agitatoren vor einer bestimmten Menschenmenge, sondern Alltag einer medialen Welt von Presse, Reinhardt: Deutsche Geschichte als Sonderweg.
Rundfunk, Theater und Film.151 Ob nationalsozialistische Propagandafilme, inszenierte Geschichtsklitterung in Lehrdokumentationen mit erzieherischer Wirkung oder der Volksempfänger, auch als ,Goebbels-Schnauze’ tituliert, der die Reden des Führers ins gesamte Reich übertragen konnte; sie alle waren Instrumente, die eine insistierende Wiederholung des Gedankenguts gewährleisten konnten und somit einen nicht zu unterschätzenden VerstärkerEffekt in der Beeinflussung der Deutschen Bevölkerung bildeten152.
Das dritte Verfahren, auf das Le Bon in seiner Ausarbeitung eingeht, ist das der Ansteckung, das den Menschen nicht Vernunft, dafür aber Gefühle und Meinungen bringt. Le Bon beschreibt diesen Vorgang mit Nachahmung, durch die der Führer als Vorbild die Massen für seine Ziele in Ekstase bringt, wobei hierzu Voraussetzung ist, dass der Führer selbst genug Begeisterung besitzt, um die Menschen von ihren Plätzen zu reißen und den Glauben für die jeweils anstehende Sache in ihnen zu wecken.153
Projiziert man diesen Teil des Verfahrens wieder auf die Zeit des Nationalsozialismus, so wird man zunächst festhalten müssen, dass Hitler und Goebbels ohne Zweifel die Fähigkeit besaßen, Begeisterung zu erzeugen. Am Beispiel von Hitler führt der Historiker Martin Broszat an, dass das, was aus den frühen Anfängen der NSDAP bereits bekannt war, nämlich, dass „Hitler-Reden als eine Art Volksvergnügen ,genossen’ wurden, dem die Begeisterungswilligen schon vorher, wie einer sportlichen Sensation, entgegenfieberten“154 ein maßgebendes Faktum für seinen Erfolg darstellte. „Mit dem Bild der Entschlossenheit, das er darbot, wusste Hitler zu artikulieren und gleichsam zu zelebrieren, was die Zuhörer halb unbewusst wünschten und fühlten. Er sprach aus, was sie insgeheim dachten und wollten, bekräftigte ihre noch unsicheren Sehnsüchte und Vorurteile und verschaffte ihnen dadurch eine tief befriedigende Selbstbestätigung und das Gefühl, einer neuen Wahrheit und Gewissheit teilhaftig zu werden.“155 Was Hitler und auch Goebbels, bezieht man sich wieder auf Le Bon, überdies ,auszeichnete’, war die Fähigkeit sich selbst für die Sache in Ekstase zu versetzen. Martin Broszat spricht in diesem Zusammenhang von „einer psychisch-geistigen Verfassung der Demagogen, die in so extremer Weise selbst von der Krisen- und Panikstimmung ihrer Zeit gezeichnet war, dass sie den Ton des Krisenbewusstseins instinktiv trafen und mit dem zunehmenden Selbstbewusstsein des Erfolgs immer mehr die eigene Mission und die lange Zeit vergeblich ersuchte Erfüllung der eigenen Existenz fanden."156 Und so erscheint es mehr und mehr erklärbar, dass zum Ende einer Rede von Hitler oder Goebbels tosender Beifall die Regel und der HitlerGruß tausender von Anwesenden nicht ein Ritual, sondern mehr schon ein Eid war - Loyalität gegenüber der Idee eines neuen nationalen Bewusstseins, gegenüber dem Volksstaat. Das Verfahren der Nachahmung war in allen Lebensbereichen zu entdecken: sei es die mittlerweile in fast allen Lebensbereichen zum Alltag gehörende Gruß- und Kampfformel ,Heil Hitler’157 ; sei es das Aufstellen von Schildern mit der Aufschrift ,Kauft nicht bei Juden’, um der Rassenlehre Hitlers Rechnung zu tragen; sei es das triviale Aufhängen von Hakenkreuz-Christbaumkugeln an den Weihnachtsbaum oder das mit Inbrunst gesungene Horst-Wessel-Lied als quasi Nationalhymne - der Nationalsozialismus avancierte zur ausgeprägtesten Form des politischen Massenkultes.158
Die Begeisterung jedoch, die Hitler und seine Paladine in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung in der Lage waren zu entfachen, musste durch die Gesellschaftsverfassung des Dritten Reiches eine Form finden, nur so konnte die Freisetzung der emotionalen und Willenspotenzen des ,völkischen’ Gedankenguts159 Nachhaltigkeit beweisen. Denn die Angst vor Popularitätsverlust, die mit dem Grundtrieb des Erfolgszwangs der nationalsozialistischen Bewegung160 einherging, machte die Einrichtung von Kontrollme- chanismen notwendig. Im Folgenden sollen in einer sehr knappen allgemeinen Darstellung die Wesenzüge dieser nunmehr organisatorischen Gesellschaftsdurchdringung erläutert werden - die Gleichschaltung und das Führerprinzip.
Unter Gleichschaltung werden gemeinhin die Aufhebung des gesellschaftlichen Pluralismus und die Ausrichtung aller Lebensbereiche auf die nationalsozialistische Ideologie verstanden. Die gesellschaftliche Durchdringung zielte darauf ab, den einzelnen völlig erfassen und in allen Bereichen des Lebens unter den Einfluss der Partei bringen zu können. So wollte man durch die stetige Infiltrierung mit dem nationalsozialistischen Gedankengut eine ganze Bevölkerung schrittweise zu ,neuen Menschen’ formen.
Neben der sich stufenweise vollziehenden politischen Gleichschaltung, die zur Auflösung der föderativen Struktur des Reiches161, zur faktischen Abschaffung oder dem Verbot aller bestehenden Parteien und der Abschaffung der gewaltenteiligen Ordnung in Zusammenhang mit der Politisierung der Justiz162 führte und der Gleichschaltung des geistigen und kulturellen Lebens war es u. a. auch die Gleichschaltung der hergebrachten gesellschaftlichen Organisationen und Gruppierungen, die zur lückenlosen Festigung nationalsozialistischer Herrschaft beitragen sollte.163
Durch die Gleichschaltung gesellschaftlicher Interessengruppen „konnten Interessenkonflikte nicht mehr zwischen den Verbänden autonom oder mit staatlicher Vermittlung gelöst, soziale Ansprüche durch Interessenverbände nicht mehr auf dem politischen Markt artikuliert und an den Staat herangetragen werden. All dies übernahmen die Organisationen der Monopolpartei und Institutionen des Regimes."164
Der Prozess der Gleichschaltung ist jedoch nicht ohne die sog. personelle Einflusskomponente verstehbar, die mit dem Führerprinzip eingeführt wurde.165
,Ein Volk, ein Reich, ein Führer’ - verfassungsrechtlich gab es im Dritten Reich keine Institution, die Hitlers Stellung als Diktator hätte eingrenzen können.166
Ganz im Kontrast stehend zum demokratischen Prinzip, bei dem eine Gruppe seine Repräsentanten wählt und die Machtbefugnisse des jeweiligen Vertreters durch die Wahl legitimiert werden, erfolgte beim Führerprinzip im Dritten Reich die Einsetzung des Vertreters’ durch die jeweils übergeordnete Instanz ohne Möglichkeit der Einflussnahme durch die entsprechend untergeordnete Gruppe. Insofern ließen sich im Hitler-Staat die Ernennung und Wahl nahezu aller Amts- und Entscheidungsträger immer auf ihn - als obersten Führer - zurückverfolgen. Man könnte in diesem Zusammenhang von einer Verdrehung der Legitimationskette sprechen, wobei das Führertum auf die jeweiligen Vorgesetzten in der Hierarchie abstrahlte. Sei es die Führerstruktur der NSDAP, bestehend aus Hitler selbst, den Reichsleitern, Gauleitern, Kreisleitern, Ortsgruppenleitern, Zellenleitern, Blockleitern, Parteimitgliedern bis hin zur normalen Bevölkerung oder sei es die Durchdringung der zahlreichen Organisationen und Interessenverbände - Hitler hatte im Fahrwasser seiner erzeugten Begeisterungswelle für die nationalsozialistische Politik einen auf Kontrolle basierenden Führerstaat geschaffen, in dem er selbst Staatsoberhaupt, Reichskanzler, oberster Befehlshaber der Wehrmacht sowie Führer der NSDAP war167 und, wie im Beschluss des Großdeutschen Reichstags 1942 mehr als deutlich wird, stets die Möglichkeit besaß „jeden Deutschen - sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter - mit allen ihm ereignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten [...] ohne Rücksicht auf sog. wohl erworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im Besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.168
[...]
1 Vgl. Angela Merkel: Grußwort zur WM
2 Vgl. Kettner: Sportpublizistik im nationalsozialistischen System, S. 11.
3 Vgl. hierzu Meissner: Der politisierte Sport und seine Fachpresse, S. 232 f.
4 Ebenda, S. 23.
5 Vgl. Kettner: Sportpublizistik im nationalsozialistischen System, S. 11.
6 Vgl. ebenda.
7 Vgl. Egidius Braun: Das Spiel der Spiele, S. 8.
8 Vgl. Erik Eggers: Der DFB und die Vergangenheit, S. 216.
9 Ebenda, S. 218.
10 Vgl. ebenda.
11 Erik Eggers: Vom Platz gestellt.
12 Egidius Braun: Das Spiel der Spiele, S. 9.
13 Vgl. Erik Eggers: Vom Platz gestellt.
14 Ebenda.
15 Vgl. ebenda.
16 Erik Eggers: Der DFB und die Vergangenheit, S. 218.
17 Egidius Braun: Grußwort des Präsidenten des DFB, S. 5.
18 Vgl. Franz-Josef Brüggemeier: Die Ausstellung, S. 9.
19 Ebenda.
20 Vgl. Ebenda.
21 Egidius Braun: Grußwort des Präsidenten des DFB, S. 5.
22 Uwe Wick: Kickers und Germania. Die Anfänge in Deutschland, S. 86.
23 Vgl. Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 30.
24 Vgl. ebenda.
25 Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 16.
26 Vgl. Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 30.
27 Ebenda, S. 31.
28 Vgl. hierzu Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 31 und vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 16-17
29 Vgl. Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 32
30 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 17.
31 Ebenda, S. 19.
32 Vgl. Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 32
33 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 18
34 Ebenda, S. 15.
35 Vgl. Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 32.
36 Ebenda.
37 Vgl. ebenda.
38 Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 20.
39 Vgl. ebenda.
40 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 21.
41 Vgl. ebenda.
42 Vgl. Uwe Wick: Kickers und Germania. Die Anfänge in Deutschland, S. 88.
43 Ebenda.
44 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 21.
45 Vgl. ebenda.
46 Ebenda.
47 Vgl. Schwarz-Pich: Der DFB im Dritten Reich, S. 11.
48 Vgl. ebenda.
49 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 15.
50 Vgl. ebenda, S. 15-16.
51 Vgl. ebenda, S. 21.
52 Ebenda.
53 Vgl. ebenda, S. 22.
54 Vgl. auch Bernd-M. Beyer: Walther Bensemann - ein internationaler Pionier, S. 84
55 Dieses und die beiden folgenden Zitate Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 23.
56 Ebenda.
57 Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 32.
58 Vgl. ebenda, S. 32-33.
59 Ebenda, S. 33.
60 Vgl. Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 24.
61 Ebenda.
62 Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, S. 35.
63 Vgl. ebenda.
64 Vgl. ebenda, S. 33.
65 Ebenda.
66 Vgl. ebenda.
67 Vgl. Uwe Wick: Kickers und Germania. Die Anfänge in Deutschland, S. 99.
68 Ebenda.
69 Heinrich: Der Deutsche Fußballbund, S. 27.
70 Vgl. Uwe Wick: Kickers und Germania. Die Anfänge in Deutschland, S. 99-100
71 Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 25.
72 Vgl. hierzu auch grds. Blasius: Weimars Ende - Bürgerkrieg und Politik 1930-1933
73 Vgl. Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 25.
74 Vgl. ebenda.
75 Ebenda.
76 Vgl. ebenda.
77 Broszat: Der Staat Hitlers, S. 34.
78 Vgl. Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus, S. 44.
79 Vgl. ebenda, S. 44-45.
80 Vgl. ebenda, S. 45.
81 Ebenda.
82 Vgl. ebenda, S. 45-46.
83 Ebenda, S. 46.
84 Ebenda.
85 Ebenda.
86 Vgl. ebenda.
87 Ebenda.
88 Vgl. ebenda.
89 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 46-47.
90 Götz Aly: Hitlers Volksstaat, S. 30.
91 Ebenda.
92 Ebenda.
93 Ebenda, S. 31.
94 Vgl. ebenda
95 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 50.
96 Dieses und das folgende Zitat ebenda, S. 53.
97 Ebenda, S. 50.
98 Vgl. ebenda, S. 51.
99 Vgl. Winkler: Der lange Weg nach Westen, S. 402.
100 Vgl. ebenda.
101 Vgl. ebenda.
102 Ebenda.
103 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 52.
104 Vgl. Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 27
105 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 52.
106 Ebenda.
107 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 53.
108 Vgl. Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 28.
109 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 54.
110 Ebenda, S. 53.
111 Vgl. ebenda.
112 Vgl. ebenda, S. 54.
113 Ebenda, S. 56.
114 Vgl. ebenda.
115 Vgl. ebenda.
116 Vgl. ebenda, S. 55.
117 Vgl. Priamus / Goch: Macht der Propaganda oder Propaganda der Macht, S. 94
118 Götz Aly: Hitlers Volksstaat, S. 49.
119 Vgl. Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 68.
120 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 494.
121 Broszat: Der Staat Hitlers, S. 33.
122 Thamer: Verführung und Gewalt, S. 494.
123 Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 69
124 Vgl. Broszat: Der Staat Hitlers, S. 35.
125 Schoenbaum: Die braune Revolution, S. 69.
126 Vgl. ebenda, S. 69-70.
127 Vgl. Götz Aly: Hitlers Volksstaat, S. 49.
128 Vgl. ebenda.
129 Ebenda.
130 Vgl. ebenda.
131 Vgl. ebenda, S. 50.
132 Ebenda.
133 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 494.
134 Vgl. Reuth: Goebbels, S. 269.
135 Vgl. Canetti: Masse und Macht, S. 12.
136 Vgl. ebenda, S. 26.
137 Vgl. ebenda, S. 14.
138 Vgl. ebenda, S. 26.
139 Ebenda.
140 Vgl. Le Bon: Psychologie der Massen, S. 16.
141 Ebenda, S. 15.
142 Vgl. ebenda, S. 16-17.
143 Vgl. ebenda, S. 17.
144 Vgl. Le Bon: Psychologie der Massen, S. 5.
145 Vgl. Le Bon: Psychologie der Massen, S. 88 und Vgl. auch Ortega y Gasset: Der Aufstand der Massen, S. 95.
146 Vgl. Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus, S. 324-325.
147 Thamer: Verführung und Gewalt, S. 417.
148 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 422.
149 Reinhardt: Deutsche Geschichte als Sonderweg.
150 Vgl. Le Bon: Psychologie der Massen, S. 88.
151 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 421.
152 Vgl. hierzu u. a. auch Priamus / Goch: Macht der Propaganda oder Propaganda der Macht, S. 93.
153 Vgl. Le Bon: Psychologie der Massen, S. 89-90.
154 Broszat: Der Staat Hitlers, S. 41.
155 Ebenda, S. 42.
156 Ebenda.
157 Vgl. ebenda, 45.
158 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 418.
159 Vgl. Broszat: Der Staat Hitlers, S. 35.
160 Vgl. ebenda.
161 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 282.
162 Vgl. Frank Bahr: Horizonte II, S. 312.
163 Vgl. ebenda, S. 310.
164 Thamer: Verführung und Gewalt, S. 495.
165 Vgl. Vieweg: Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 256.
166 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, S. 342.
167 Vgl. Frank Bahr: Horizonte II, S. 320.
168 Ebenda.