Magisterarbeit, 2010
99 Seiten, Note: 1,0
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Internationalen Instituts für Journalistik Berlin (IIJB), das in der DDR als „Schule der Solidarität“ gegründet wurde. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung, Entwicklung und die Strukturen des IIJB, wobei der Fokus auf die Ausbildung von Journalisten aus Entwicklungsländern liegt.
Internationale Journalistik, Journalismus in der DDR, „Schule der Solidarität“, Internationales Institut für Journalistik Berlin (IIJB), Ausbildungshilfe, Entwicklungsländer, Medien im Kalten Krieg, Propaganda, Entwicklungszusammenarbeit.
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Marc Castillon
Im so genannten "afrikanischen Jahr" 1960 beschloss der ostdeutsche Verband der deutschen Journalisten (VdJ) die Durchführung internationaler Journalistenseminare zur Förderung des Pressewesens bzw. des journalistischen Nachwuchses in der Dritten Welt. Ab 1963 wurde dieser Gedanke mit der Gründung der "Schule der Solidarität" (SdS) institutionalisiert, aus der dann 1965 das Internationale Institut für Journalistik in Berlin (IIJB) hervorging. Dieses, als ein Akt internationalistischer Solidarität propagierte Projekt - immerhin war die angebotene Ausbildung für Tausende Ausländer kostenlos - war einerseits Ausdruck und Bestandteil einer vom Glauben an die kommunistische Weltrevolution geprägten DDR-Entwicklungspolitik, andererseits ein vielversprechendes Instrument zur Schaffung einer Elite von DDR-freundlichen Meinungsbildnern, die die internationale Isolation der DDR durchbrechen helfen konnten. Bislang ist von der Arbeit der SdS bzw. IIJB wenig bekannt. Mit diesem Buch - im Rahmen eines Magisterprüfungsverfahrens vorgelegt - liegt nunmehr eine solide Institutionengeschichte vor, die die bisherige Forschungslücke zwar nicht gänzlich schließt, aber doch erheblich verkleinert. In der in neun Fragekomplexe gegliederten Arbeit wird nach Gründungsmotiven, Organisationsstatus und Finanzierung, Lehrinhalten, Auszubildendenprofil, Alumni-Arbeit, internationalen Beziehungen und Kooperationen sowie nach der außenpolitischen Bedeutung der Einrichtung gefragt. Der Autor schöpft aus einem für eine Magisterarbeit ungewöhnlich reichhaltigen Primärquellen-Bestand (Auswertung von relevanten BArch / SAPMO Akten des VdJ, des ZK der SED, des FDGB und des ADN sowie BStU-Akten), deren archivalische Eruierung zweifellos eine eigenständige, besonders zu würdigende Leistung darstellt, auch wenn es nicht gelang, Einblick in die von der Nachfolgereinrichtung archivierten Unterlagen zu erhalten. Darüber hinaus wurden Beiträge von Zeitungen und Zeitschriften wie die NDP, ND, Deutsche Außenpolitik, Solidarity und IIJB-Report in die Analyse mit einbezogen. Ein unveröffentlichtes Manuskript des ehemaligen Direktors der IIJB, Hans Treffkorn, über die Geschichte des Instituts wird mit der nötigen Distanz behandelt und stellt eine weitere empirisch wichtige Grundlage für die Thematik dar. Herzstück der vierteiligen Arbeit ist das elf Abschnitte umfassende Kapitel C, das die IIJB-Geschichte von seiner Gründung 1963, bis zur Auflösung bzw. Umstrukturierung 1990 behandelt. Für den Vf. stellt die SdS bzw. das IIJB ein "Erfolgsprojekt" dar. Als Kennziffer des Erfolgs dient ihm der Ausbildungsabschluss von 4600 Absolventen, von denen etliche gerade in den Anfangsjahren schnell in führende Medienposten in ihren Ländern gelangten. Auch war das IIJB weltweit vernetzt und genoss im In-und Ausland für seine "Solidaritätsarbeit" einen guten Ruf. Welchen herausgehobenen Status das Institut hatte, wird auch an der Relegierung eines Lehrgangsteilnehmers 1964 deutlich, dessen "reaktionäres" Fehlverhalten (einschließlich ungenehmigter West-Berlinreise) bis zu Walter Ulbricht weitergeleitet wurde, der die entsprechende Rückreise dann persönlich anordnete. Die Instrumentalisierung bzw. der "Missbrauch" des IIJB für die SED-Außenpolitik wird u.a. als "Kehrseite des Erfolgs" befundet. Die stark quellengesättigte Darstellung hebt neben problem- bzw. konfliktorientierten vor allem auf organisationsgeschichtliche Fragestellungen ab, wobei der Vf. stringent eine Binnenperspektive beibehält. Die aus chronologischen und systematischen Elementen bestehende Gliederung ist logisch aufgebaut, stilistisch ist die Arbeit ansprechend verfasst.
am 12.5.2011