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Bachelorarbeit, 2010
54 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
1. 1 Problemstellung
1. 2 Gang der Untersuchung
2. Ernährungsphysiologische Grundlagen
2. 1 Die Bestimmung des Energiebedarfs
2. 1. 1 Kohlenhydrate
2. 1. 2 Proteine
2. 1. 3 Lipide
2. 2 Mikronährstoffe
2. 2. 1 Vitamine
2. 2. 2 Mineralstoffe
3. Essen für Zwei? Anforderungen an eine bedarfsgerechte Ernährung und den tatsächlichen Mehrbedarf in der Schwangerschaft
3. 1 Gründe für den Nährstoffmehrbedarf
3. 2 Veränderte Energiezufuhr
3. 3 Makronährstoffe
3. 4 Mikronährstoffe
3. 5 Kritische Nährstoffe
3. 6 Fallbeispiel
4. „Erlaubt – Verboten“
4. 1 Lebensmittelinfektionen
4. 2 Genussmittel
5. Schwanger, nicht krank – wie viel Sport ist gut?
5. 1 Physiologische und metabolische Veränderungen des weiblichen Körpers
5. 2 Resultierende Konsequenzen für die Ausübung sportlicher Aktivitäten
5. 3 Trainingsempfehlungen
5. 3. 1 Ganzheitliches Training
5. 3. 2 Empfehlungen für Art und Ausmaß der Belastung
5. 3. 3 Geeignete und ungeeignete Sportarten in der Schwangerschaft
5. 4 Sport und Gestationsdiabetes
6. Perinatale Programmierung
6. 1 Wirkungsfeld von „fötaler Ernährung“
6. 2 Schwangerschaft und Adipositas – Grundstein für späteres Übergewicht?
7. Fazit
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Grundumsätze entsprechend der Altersklassen
Abb. 2: PAL-Werte zur Gewichtung der Grundumsätze
Abb. 3: Gestaffelte Orientierungswerte für die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
Abb. 4: Zufuhrempfehlungen verschiedener Vitamine für Schwangerschaft und Stillzeit
Abb. 5: Zufuhrempfehlungen ausgewählter Mineralstoffe für Schwangerschaft und Stillzeit
Abb. 6: Verzehrempfehlungen pro Tag im Sinne einer vollwertigen Ernährung
Abb. 7: Angaben für Konsummengen einer vollwertigen Ernährung pro Woche
Abb. 8: Kurz- und langfristige Einflüsse der fötalen Ernährung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Gute Gesundheit erfordert die
Kenntnis der primären Konstitution eines
Menschen sowie die Kräfte der einzelnen
Nahrungsbestandteile, bei letzteren
sowohl deren ureigene als auch
die durch menschliche Kunst oder
Fähigkeiten veränderten. Aber Essen alleine
ist nicht genug für die Gesundheit. Da
sind körperliche Übungen erforderlich,
deren Auswirkungen jedoch auch bekannt
sein müssen. Die Kombination
dieser beiden macht die Lebensweise
aus, wenn gleichzeitig noch die Jahreszeit,
der Wechsel der Winde, das Alter
des Individuums und seine häusliche
Umgebung berücksichtigt werden.
Wenn beim Essen oder der körperlichen
Ertüchtigung Mängel oder Fehler auftreten,
wird der Körper krank.“
(Hippokrates 480 v. C.; Vgl. Bung 1999, S. 386)
„Für Schwangere gelten die allgemeinen Regeln für gesunde Ernährung“. Im Wesentlichen ist diese Aussage nicht falsch, dennoch ist sie etwas schlicht gehalten und wird einigen interessanten Besonderheiten, die sich im Zuge der Schwangerschaft ergeben, nicht gerecht. In dem spannenden und vielschichtigen Forschungsfeld rund um Schwangerschaft und Ernährung lohnt es sich, noch einmal genau hinzuschauen, auf welche Eigenheiten spezielles Augenmerk zu legen ist. Genauso wie das komplexe Thema „Ernährung“ einem kontinuierlichen Wandel unterworfen ist, werden auch auf diesem Gebiet in vielerlei Hinsicht fortlaufend neue Studien und Untersuchungen durchgeführt, die immer wieder aktuelle Erkenntnisse in Umlauf bringen. Jeder Mensch muss sich tagtäglich zwangsläufig mit der Lebensmittelauswahl, deren Zubereitung und Aufnahme auseinander setzen. Bei der Odyssee durch den Ernährungsalltag kommt erschwerend hinzu, dass Expertenaussagen oft widersprüchlich sind und die Forschung immer wieder zu neuen Erkenntnissen kommt, wodurch viele Informationen schnell überholt sind. Ein Beispiel: nach der Blütezeit von Robert Atkins kam die “low fat“ - Welle, bevor erkannt wurde, dass Nahrungsfette per se doch nicht zu verurteilen sind, sondern es auf deren Zusammensetzung ankommt, was uns derzeit die Renaissance des Fettes beschert. Auch in Bezug auf die richtige Ernährung und Sport in der Schwangerschaft finden sich heute z. T. veränderte Empfehlungen als noch vor 20 - 30 Jahren. Gerade in dieser besonderen Situation treten bei werdenden Müttern viele Fragen auf, wie die bedarfsgerechte Ernährung in dieser Zeit aussehen sollte. In dieser Phase tragen sie nicht nur die Verantwortung für ihre eigene Gesundheit, sondern auch für die Gesundheit und Entwicklung des Kindes, weshalb es nun besonders wichtig ist, optimal mit allen nötigen Nährstoffen versorgt zu sein. Überdies hat sich bei den werdenden Müttern innerhalb der letzten Jahrzehnte eine Entwicklung hin zu erhöhtem Gesundheitsbewusstsein vollzogen. Die Themen „Gesundheit und Ernährung“ finden - oft im Zusammenhang mit Lifestyle und Wellness - im Alltag immer mehr Beachtung. Speziell Frauen haben - nicht zuletzt auf Grund der veränderten Lebensumstände - eine stärker fordernde Position eingenommen und sind immer häufiger daran interessiert, aktiv etwas für sich zu tun, als es bspw. noch vor 50 Jahren der Fall war. Insgesamt führt dieses neue Bewusstsein dazu, dass die Menschen informationsorientierter sind und entsprechende publizierte Empfehlungen vermehrt hinterfragt werden. Vor diesem Hintergrund nimmt auch das Interesse an dem Themengebiet „Ernährung und körperliche Aktivität in der Schwangerschaft“ zu. Gegenstand dieser Arbeit ist es, sich mit den daraus ergebenden Besonderheiten auseinander zu setzten und diese genauer zu beleuchten.
Nach einer einführenden Darstellung der ernährungsphysiologischen Grundlagen unter Berücksichtigung der Ermittlung des Energiebedarfs und Charakterisierung verschiedener Nährstoffgruppen in Kapitel 2, findet im anschließenden 3. Kapitel eine Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Nährstoffmehrbedarf in der Schwangerschaft statt. Neben diversen Gründen, die für die erforderliche Nahrungszulage verantwortlich sind, wird auf relevante Nährstoffe und idealerweise einzuhaltende Empfehlungen detaillierter eingegangen. Ergänzend folgt dann eine Betrachtung der sog. „kritischen Nährstoffe“ und der möglichen Folgen für Mutter und Kind, die aus einer unzureichenden Versorgung resultieren können. Ebenso können sich negative Konsequenzen aus Lebensmittelinfektionen und dem Konsum bestimmter toxisch wirkender Substanzen während der Schwangerschaft ergeben, auf welche im Kapitel 4 Bezug genommen wird. In Kapitel 5 wird geschildert, wie gut sportliche Aktivitäten mit dem Zustand der Gravidität harmonieren. Speziell werden hier Veränderungen des weiblichen Körpers genannt, die relevant sind für eine sportliche Betätigung in dieser Phase. Neben Trainingsempfehlungen zu Art und Ausmaß findet auch der Fall „Gestationsdiabetes und Sport“ besondere Beachtung, da es sich dabei um eine häufig diagnostizierte Schwangerschaftskomplikation handelt. Im Rahmen eines kleinen Exkurses wird in Kapitel 6 noch Bezug darauf genommen, wie sich der Ernährungsstatus bzw. das Ernährungsverhalten der Mutter auf die spätere Entwicklung des Kindes (Übergewicht, Allergien etc.) auswirken kann.
Neben möglichen Wirkungsfeldern der „perinatalen Programmierung“ wird auf Möglichkeiten der aktiven Einflussnahme Bezug genommen. Da sich bei der deutschen Bevölkerung geschlechterunabhängig durch alle Altersklassen hindurch seit geraumer Zeit eine immer deutlichere Tendenz in Richtung Übergewicht und Adipositas abzeichnet, wird in diesem Zusammenhang in einem Unterkapitel geschaut, welche Besonderheiten sich bei einer Risikoschwangerschaft bedingt durch Adipositas ergeben können, bevor die Arbeit mit einem Fazit abschließt.
Jeder Mensch benötigt - je nach Alter und Geschlecht - eine gewisse Menge an Energie, Vitaminen und Mineralstoffen[1], um überlebensfähig zu sein. Auch in Deutschland, wo es - im Vergleich zu zahlreichen armen Ländern - objektiv keine Nahrungsknappheit gibt, kommt es in einigen Bereichen dennoch häufig zur Mangelernährung. So ist z. B. bei einem Großteil der Deutschen weder die Jod noch die Folatversorgung ausreichend. Besonders Frauen zählen hier zu den Betroffenen. Auf konkrete Empfehlungen einzelner Nährstoffe wird in diesem Kapitel Bezug genommen, wobei die gängigen Vorgaben der DGE als Orientierung gelten. Es ist anzumerken, dass diese nur für gesunde Personen gelten und etwaige Krankheitsbilder nicht berücksichtigt werden (Vgl. DGE 2008, S. 7 ff.; Elmadfa/Leitzmann 2004, S. 69 ff.). Die aufgeführten Referenzwerte und Empfehlungen in diesem Kapitel gelten zunächst für die Allgemeinbevölkerung und sollen als Informationsbasis dienen. Der erforderliche Mehrbedarf der unterschiedlichen Nährstoffe bei Schwangerschaft und Stillzeit wird in dem sich anschließenden Kapitel genauer betrachtet.
Damit die Funktions- und Leistungsfähigkeit des Körpers erhalten bleibt, ist u. a. eine Versor-gung mit ausreichend Energie unerlässlich. Der entsprechende Energiebedarf setzt sich immer zusammen aus dem Grundumsatz, dem Leistungsumsatz sowie der nahrungsinduzierten Thermogenese. Der Grundumsatz stellt den Energiebedarf im absoluten Ruhezustand eines nüchternen Menschen bei konstanter Umgebungstemperatur dar, während der Leistungsumsatz die benötigte Energie für anfallende körperliche Aktivitäten (Wachstum, Schwangerschaft, Sport etc.) umfasst. Die nahrungsinduzierte Thermogenese steigert den Energieumsatz durch das Auslösen der zahlreichen Stoffwechselprozesse nach der Nahrungsaufnahme. Da in unserer heutigen Zeit die körperliche Aktivität vergleichsweise gering ist, macht der Grundumsatz den größten Anteil am Energieverbauch aus. Dennoch kann der individuelle Bedarf von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Den exakten Bedarf einer Person zu ermitteln, würde unverhältnismäßig hohen Aufwand bedeuten. Zudem hängt dieser von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Größe, Krankheit, Ausmaß körperlicher Aktivität, sowie Stoffwechsel und Körperzusammensetzung (z. B. Anteil der Muskelmasse) ab (Elmadfa/Leitzmann 2004, S. 63 u. S. 108 ff.; DGE 2008, S. 23).
Um eine Orientierung zu bieten, welche Energiezufuhr für welche Personengruppe angemessen ist, gibt die DGE entsprechende Referenzwerte heraus. Die Berechnungsgrundlage ist der jeweilige Grundumsatz (je nach Alter und Geschlecht), der mit sog. PAL-Werten[2] multipliziert wird. Durch diese Gewichtung kann der Grad körperlicher Aktivität (Sport, Beruf etc.) bei der Ermittlung des ungefähren Energiebedarfs berücksichtigt werden.
Verwendet wurden folgende Grundumsätze[3]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Grundumsätze entsprechend der Altersklassen
(In Anlehnung an DGE 2008, S. 32).
Die einzelnen Abstufungen für die PAL-Werte sehen folgendermaßen aussehen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: PAL-Werte zur Gewichtung der Grundumsätze (Modifiziert nach DGE 2008, S. 27)
Demnach hat bspw. eine 27-jährige Büroangestellte einen Energiebedarf von (1340 kcal x PAL 1,4 bzw. PAL 1,5 =) 1876 kcal bis 2010 kcal.[4]
Es handelt sich bei diesen Angaben um Durchschnittswerte, die der Orientierung dienen, nicht aber um individuelle Vorgaben. Pro Tag können 0,3 PAL-Einheiten dazu berechnet werden, wenn 4 - 5 Mal die Woche für 30 - 60 Minuten sportliche Betätigungen oder anderweitige anstrengende Aktivitäten wahrgenommen werden (Vgl. DGE 2008, S. 27; Leitzmann et al. 2003, S. 9). Die notwendige Deckung des Energiebedarfs erfolgt i. d. R problemlos im Zuge der täglichen Ernährung. Die Hauptenergielieferanten unserer Nahrung sind Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett, welche zu den sog. Makronährstoffen gehören (Vgl. Schauder 2006, S. 84). Welchen Nutzen sie stiften und was sie im Einzelnen auszeichnet wird in den nächsten Unterkapiteln geschildert.
Die Kohlenhydrate (Saccharide) sind die primären und schnellsten Energielieferanten für den menschlichen Organismus und liefern pro Gramm ca. 4 kcal. Sie lassen sich nach ihrer Molekülgröße in Monosaccharide (als die kleinsten Grundeinheiten aller Kohlenhydrate), Di-, Oligo- und Polysaccharide unterteilen. Da der Körper letztlich nur Monosaccharide resorbieren kann, müssen sämtliche Kohlenhydrate im Rahmen der Verdauung grundsätzlich in diese kleinste Form aufgespalten werden (Vgl. Rehner/Daniel 2010, S. 218). Zu den wesentlichen Monosacchariden zählen die Glucose (Traubenzucker) und die Fruktose (Fruchtzucker), welche die benötigte Energie am schnellsten bereit stellen können. Wichtige Vertreter der Disaccharide sind die Saccharose (Rohrzucker) und die Laktose (Milchzucker), während bei den komplexeren Polysacchariden der Stärke und dem gespeicherten Glykogen eine große Bedeutung zukommt. Darüber hinaus sind auch die gesundheitsförderlichen Ballaststoffe den Kohlenhydraten zuzuordnen. Es handelt sich bei diesen Verbindungen um unverdauliche Nahrungsbestandteile, genauer gesagt um Polysaccharide, die vom menschlichen Körper mittels Enzymen nicht aufgespalten werden können (Vgl. Hahn/Ströhle/Wolters 2005, S. 8 ff.). Hauptaufgabe der Kohlenhydrate ist es, die Zellen mit Energie zu versorgen und Energie in Form vom Glykogen zu speichern. Besonders das Gehirn und die Muskeln sind auf eine schnelle Energiebereitstellung aus Kohlenhydraten angewiesen. Mit Blick auf die tägliche Lebensmittelauswahl sollten mindestens 50 % der zugeführten Energie aus Kohlenhydraten stammen. Diese sind vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Getreide, Obst und Gemüse zu finden. Grundsätzlich empfiehlt es sich, v. a. komplexe Kohlenhydrate (Polysaccharide) zuzuführen, da diese nur gering blutzuckerwirksam sind und den Insulinspiegel nicht so stark ansteigen lassen. Darüber hinaus wird eine Aufnahme von 25 - 30 g Ballaststoffen pro Tag als ideal bzw. empfehlenswert angesehen, da sie sich u. a. positiv auf die Darmfunktion sowie die Regulation des Cholesterinspiegels auswirken und giftige Stoffwechselprodukte binden können (Vgl. DGE 2008, S. 59 ff.; Leitzmann et al. 2003, S. 12 f.; Körner/Rösch 2008, S. 9 ff.).
Proteine bestehen aus vielen kleinen Untereinheiten, den Aminosäuren. An dem Proteinaufbau im menschlichen Körper sind ca. 20 Aminosäuren beteiligt, wovon 9 (bzw. je nach Quelle 8) essentiell sind. Essentiell bedeutet, dass diese Aminosäuren vom menschlichen Körper selbst nicht hergestellt werden können, sondern über die Nahrung zugeführt werden müssen. Sie sind v.a. als Strukturproteine am Gewebeaufbau beteiligt und ermöglichen die Synthese von bspw. Hormonen, Enzymen und Immunproteinen. Im Rahmen der täglichen Nahrungsaufnahme rät die DGE sowohl erwachsenen Männern als auch Frauen der unterschiedlichen Altersklassen zu einem täglichen Verzehr von 0,8 g/kg/KG. An der gesamten Energiezufuhr sollten die Proteine einen Anteil von ca. 10 - 15 % ausmachen. Letztlich eignen sie sich auch zur Energiegewinnung (1 g liefert ca. 4 kcal), diese ist allerdings sehr unökonomisch. Bei der Auswahl der Proteine sollte beachtet werden, dass tierisches Eiweiß über eine höhere biologische Wertigkeit verfügt als pflanzliches.[5] Werden pflanzliche und tierische Lebensmittel kombiniert (z. B. Pellkartoffeln mit Quarkdip), kann die Wertigkeit jedoch deutlich erhöht werden. Als gute Nahrungsquellen sind u. a. Fisch, Fleisch, Milch und Milchprodukte, Hülsenfrüchte sowie Soja zu nennen (Vgl. DGE 2008, S. 35 f.; Koula - Jenik et al. 2006, S. 12 ff.; Gehrmann - Gödde/Gries 2001, S. 231).
Mit 9 kcal pro Gramm verfügen die Lipide über den höchsten Energiegehalt aller Makronährstoffe. Die in den Nahrungsfetten enthaltenen Fettsäuren lassen sich unterteilen in gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, wobei Letztere noch einmal in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren (v. a. ω-3 und ω-6-Fettsäuren) gegliedert werden können.[6] Lipide sind aus ernährungsphysiologischer Sicht wesentliche Energielieferanten und Energiespeicher. Sie sind darüber hinaus jedoch auch Bestandteile von Zellmembranen, sind zudem als notwendiges Organfett im Körper enthalten und sind Träger von Geschmackstoffen sowie für den Transport von fettlöslichen Vitaminen verantwortlich. Den Empfehlungen der DGE zufolge sollten die Fette max. 30 - 35 % der täglichen Energiezufuhr ausmachen - geschlechterunabhängig für alle Erwachsenen. Wichtig ist dabei v.a. die Zusammensetzung der Fette. Eine zu hohe Zufuhr an gesättigten Fettsäuren kann auf lange Sicht zu Arteriosklerose führen, da sie Ablagerungen an Gefäßwänden und eine Erhöhung der Blutfettwerte bewirkt. Die Zufuhr dieser Fettsäuren - die v.a. in tierischen Fetten und Produkten wie Wurst, Fleisch, Milchprodukten vertreten sind - sollte max. 10 % betragen. Den einfach ungesättigten Fettsäuren, dessen Zufuhr bei 10 - 15 % liegen sollte, werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, indem sie z. B. das Lipidprofil verbessern und so möglichen koronaren Herzkreislauferkrankungen vorbeugen. Besonders stark vertreten sind sie in Pflanzenölen wie Raps- und Olivenöl. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollten 7 - 10 % der Gesamtenergiezufuhr aus machen. Von Bedeutung ist speziell eine ausreichende Versorgung mit ω-3-Fettsäuren[7], da sie verschiedene Erkrankungen günstig beeinflussen können, die Blutfettwerte verbessern und entzündungshemmend wirken. Hierzu eignet sich der Verzehr von Rapsöl, Walnüssen oder fettreichen Kaltwasserfischen wie Thunfisch, Makrele, Lachs oder Hering. Die ω-6-Fettsäuren (enthalten z. B. in Sonnenblumenöl) hingegen senken zwar ebenfalls den Cholesterinspiegel, wirken jedoch auch entzündungsfördernd, weshalb das Verhältnis von ω-3 zu ω-6 Fettsäuren 5:1 betragen sollte. Transfettsäuren (v. a. in frittierten Speisen, Süßigkeiten, Gebäck etc.) sollten so wenig wie möglich mit der Nahrung aufgenommen werden, da sie keinerlei positive Wirkungen haben, sondern im Gegenteil sogar gesundheitsschädlich sind. (Vgl. Schauder 2006, S. 86 ff.; Suter 2008, S. 51 ff.; DGE 2008, S. 43 ff.; Hahn/Ströhle/Wolters 2005, S. 43 f.; Körner/Rösch 2008, S. 7 ff.).
Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine und Mineralstoffe, wobei Letztgenannte sich noch einmal in Mengen- und Spurenelemente unterteilen lassen (Vgl. Oberritter 2006, S. 204 ff.).
Aufgrund der Vielzahl an bedeutsamen Mineralstoffen und Vitaminen werden der Übersichtlichkeit halber und dem Kontext entsprechend im Folgenden nur die Zufuhrempfehlungen für Frauen angegeben.
Vitamine benötigt der Mensch zum Erhalt seiner physiologischen Funktionen und zur Regulation zahlreicher Stoffwechselprozesse. Es handelt sich dabei um organische Verbindungen, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen, da sie vom Körper selbst entweder gar nicht oder nur in zu geringer Menge synthetisiert werden können. Fast alle Vitamine sind sehr licht-, luft- oder hitzeempfindlich, wodurch es bei Lagerung und Zubereitung zu großen Verlusten kommen kann. Ihrer Löslichkeit entsprechend werden sie unterteilt in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine. Zu den fettlöslichen Vitaminen zählen die Vitamin E, D, K und A.[8] Sie können nur in Verbindung mit Fett aufgenommen und verwertet werden und sind im Körper speicherbar.[9] Wasserlösliche Vitamine hingegen sind nicht in ausreichernder Menge speicherbar, sondern werden über die Niere ausgeschieden und müssen daher kontinuierlich zugeführt werden. Die neun wasserlöslichen Vitamine sind das Vitamin C und die B - Vitamine, welche im Kapitel zum Mehrbedarf in der Schwangerschaft ausführlicher beschrieben werden (Elmdafa/Leitzmann 2004, S. 289 ff.; Burgerstein 2007, S. 86; Suter 2008, S. 87; aid 2008, S. 5; Hahn/Ströhle/Wolters 2005, S. 73).
Anorganische Verbindungen, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen, weil der Körper sie nicht selber herstellen kann, werden unter der Bezeichnung „Mineralstoffe“ zusammengefasst. Sie helfen z. B. in Form von Elektrolyten, den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren und dienen dem Körper außerdem als Bausubstanz. Im Vergleich zu den o. g. Vitaminen sind sie auch kaum anfällig was Sauerstoff, Licht und Hitze angeht, wodurch es nicht zu derartigen Nährstoffverlusten kommt.[10] Mineralstoffe lassen sich in zwei Klassen unterteilen:
Mineralstoffe, die im Körper mit einer Konzentration von über 50 mg/kg Körpergewicht vorhanden sind, zählen zu den Mengenelementen. Dazu gehören Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Chlorid. Die Spurenelemente umfassen Jod, Zink, Flourid, Selen, Zink, Kupfer, Mangan, Chrom, Molybdän, Kobalt, Nickel und Eisen und zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass die Konzentration im menschlichen Körper pro kg Körpergewicht unterhalb von 50 mg liegt. Das Element Eisen stellt hier eine Ausnahme dar. Zwar liegt die Konzentration über 50 mg/kg/KG, jedoch ist die Funktion des Eisens charakteristisch für die Spurenelemente, weshalb es i. d. R. ihnen zugeordnet wird (Vgl. Hahn/Ströhle/Wolters 2005, S. 124 f.; Leitzmann et al. 2003, S. 59; DGE 2008, S. 51 ff.).
[...]
[1] Diese Aufzählung ist selbstverständlich nicht abschließend. In dieser Arbeit wird jedoch schwerpunktmäßig auf diese drei Bereiche Bezug genommen.
[2] PAL = physical activity level; gibt unter Berücksichtigung der körperlichen Aktivität den durchschnittlichen Energiebedarf als ein Mehrfaches vom Grundumsatz an (Vgl. DGE 2008, S. 27).
[3] GU wird ermittelt unter Berücksichtigung von Körpergewicht und -größe, sowie Alter und Geschlecht (Vgl. DGE 2008, S. 23ff.).
[4] Eine Kilokalorie (kcal) entspricht der Wärmemenge, die benötigt wird, um 1l Wasser von 14,5°C um 1°C auf 15,5°C zu erhöhen (1 MJ entspricht 239 kcal und 1 kcal entspricht 4,184 kJ). Die Angabe des Energiegehaltes in der internationalen Einheit Joule ist in der Wissenschaft üblich, im alltäglichen Gebrauch hat sich dessen Angabe jedoch in Kilokalorien etabliert (Vgl. Elmadfa/Leitzmann 2004, S. 103; Leitzmann et al. 2003, S. 8).
[5] Biologische Wertigkeit (BW) ist das Maß dafür, wie viel körpereigenes Protein aus dem mit der Nahrung zugeführten Protein hergestellt werden kann. Je niedriger die BW eines Proteins ist, desto höher muss die Zufuhr sein. (Vgl. Koula-Jenik et al. 2006, S. 15).
[6] Sofern die Klassifizierung nach Vorhandensein bzw. Anzahl der Doppelbindungen erfolgt.
[7] Als ω-3 Fettsäuren mit besonders positiver Wirkung gelten die Docosahexaensäure (DHA) und die Eicosapentaensäure (EPA).
[8] Vitamin D zählt zwar zu den fettlöslichen Vitaminen, wird aber auch als einziges Vitamin den Hormonen zugeordnet, da seine biologisch aktive Form ein Hormon ist.
[9] Speicherorte für fettlösliche Vitamine sind Leber, Muskeln und Fettgewebe (Vgl. aid 2008, S. 5).
[10] Bei Dörrobst bspw. kommt es zu sehr starken Vitamineinbußen, während Mineralstoffe wie Kalium etc. jedoch weitgehend erhalten bleiben.