Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Bachelorarbeit, 2008
50 Seiten, Note: 1
1 Einleitung
2 Historische Entwicklung
2.1 GNU/Linux - Ein Erfolgsmodell?
3 Software als ökonomisches Gut
3.1 Was ist Open Source-Software?
3.2 Proprietäre Software
4 Geistiger Eigentumsschutz an Software und Lizenzierungsmodelle
4.1 Urheberrecht und Patentrecht
4.1.1 Open Source und Softwarepatente
4.2 Abgrenzung zu weiteren Lizenzmodellen
5 Open Source Lizenzen
5.1 Das Prinzip des Copyleft
5.2 GPL
5.3 BSD
5.4 LGPL
5.5 MPL
5.6 Andere Open Source Lizenzen
5.6.1 Lizenzen mit Wahlmöglichkeiten
5.6.2 Lizenzen mit Sonderrechten
6 Motivation und wirtschaftliche Aspekte von Open-Source-Projekten
6.1 Besonderheiten des Entwicklungsprozess bei Open Source Software .
6.2 Auswirkungen von Open Source of Softwaremärkte
6.2.1 Theorie der Softwaremärkte
6.2.2 Softwaremärkte als bestreitbare Märkte
6.2.3 Wettbewerbswirkungen von Open Source
6.3 Unternehmerische Strategien
6.4 Kritik am Open-Source Modell
7 Zusammenfassung, Ausblick und Schlussbemerkungen
8 Literaturliste
In den letzten Jahren hat in der Softwarewelt ein vergleichsweise neuartiges Konzept an Bedeutung gewonnen, dessen weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen nicht länger von der marktführenden Softwareindustrie ignoriert werden konnten. Diese, unter dem Begriff Open Source Software subsumierbare Ideen1, basiert auf der Grundidee dem Nut- zer einer Software das Programm ohne Lizenzgebühr benutzen zu lassen und auch den Quellcode (die von Menschen geschriebenen Anweisungen in einer Programmiersprache, die in funktionierende Softwareübersetzt werden können ) - zur Einsicht freizugeben, selbst Modifikationen zuzulassen. Ein flüchtiger Blick auf die Internet-Plattform sour- ceforge.net, die eine Umgebung zur Kommunikation und Entwicklung von Open Source Software anbietet, zeugt mit 165.234 Projekten2 von der zunehmenden Bedeutung von Open Source Software. Das nach den eben genannten Prinzipien kreierte ”freie“Betriebs- system GNU/Linux ist mittlerweile in vielen verschiedenen Distributionen erhältlich, die ein breites Spektrum an Funktionalität abdeckend, eine ernstzunehmende Konkurrenz für das bisher dominierende proprietäre Betriebssystem Microsoft Windows sind. Auch größere Firmen haben bereits auf Open Source Software reagiert und sie in eigenen Geschäftsmodellen einbezogen. Der Kontrast zu herkömmlicher, proprietärer Software macht Open Source Software zu einem interessanten Gegenstand von Betrachtungen, wirft aber auch einige grundlegende Fragen auf. Zum Beispiel erfordert die Sicherstel- lung und Wahrung der Besonderheiten von Open Source Software im Vergleich zu pro- prietärer Software radikal unterschiedliche Lizenzmodelle, die in dieser Arbeit näher betrachtet werden sollen. Die juristische Dimension dieser Lizenzmodelle wird bei Be- trachtung von Fällen wie der Milliardenklage von IBM gegen SCO deutlich. Auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, marktwirtschaftlichen Bedeutung und grundlegenden Motivation hinter Open-Source Projekten soll hier behandelt werden. Ebenso ist eine Kritik an der Open-Source-Idee angebracht. In Kapitel2 wird versucht die historische Entwicklung des Konzepts hinter Open Source Software darzustellen, die von anfäng- lichen, eher idealistischen Betrachtungen die ihren Ursprung im universitären Umfeld hatten, zu einem Phänomen mit wirtschaftlicher Tragweite reichen. Mit der Gründung der Free Software Foundation (FSF) entsteht die Idee ein freies Betriebssystem zu schaffen, welches, etwa ein Jahrzehnt später in dem freien Betriebssystem GNU/Linux seine produktiv nutzbare Konkretisierung findet und zunehmend zu einer Lösung für Serverund Desktopbereich wird. Im Subkapitel 2.1 soll dieses Betriebssystem und seine Entwicklung näher dargestellt werden.
Kapitel 3 versucht die Eigenschaften von Software als ökonomischem Gut zu bestim- men, welche durch ihre Besonderheit essentiell für das Verständnis von Software als handelbares Gut sind. Weiters soll der in dieser Arbeit durchgehend verwendete Begriff ”OpenSourceSoftware“erklärtwerden.Fürden ”Gegenspieler“zuOpenSourceSoft- ware soll der Begriff ”proprietäre“Softwareverwendetwerden,wennauchdieseBegriffe aufgrund der Komplexität der Materie nicht immer exakt zu treffen und bestimmen sind. Kapitel4 behandelt die grundlegenden Fragen der Lizenzierung von Software. Hierfür sollen die rechtlichen Grundlagen des Intellectual Property Rights skizziert werden, insbesondere Urheberrecht und Patentrecht. Auch sollen gängige Lizenzierungsmodelle die in der Softwareindustrie verbreitet sind, dargestellt werden. Kapitel5 widmet sich detailliert der Betrachtung der bedeutungsvollsten Open Source Lizenzen, denen die GNU GPL als die wohl bedeutsamste gegenwärtige Lizenz für Open Source Software vorangestellt werden soll. Wichtig ist im Zusammenhang mit Open- Source-Lizenzen die Verwendung einer Copyleft-Klausel, welche großen Anteil an der Festlegung der Restriktivität einer Lizenz hat, sie soll hier vorangestellt betrachtet wer- den. Zu den weiteren betrachteten Lizenzen gehören die BSD-Lizenz, die MPL und die LGPL. Kapitel6 rückt die wirtschaftlichen Aspekte von Open-Source-Projekten in den Vor- dergrund. Die Besonderheiten des Entwicklungsprozess bei Open Source Software sollen beschrieben werden und die wirtschaftlichen Auswirkungen von Open Source auf den Softwaremarkt. Abschließend soll eine Kritik an Open Source Software aus wirtschaftlicher Sicht das Kapitel beschließen.
In Kapitel 7 sollen die gewonnenen Erkenntnisse aus den vorigen Kapiteln noch einmal rekapituliert und summierend zusammengefasst werden.
Bei der chronologischen Betrachtung der Anfänge der Computerindustrie erscheint es als merkwürdiges Paradoxon dass ursprünglich Ausschließbarkeit bei der Nutzung von Software nicht vorgesehen war, eine Idee die erst in den 70er-Jahren an Boden zu ge- winnen begann. Die Entscheidung von IBM 1969 Hardware und Software nach einem verlorenen Kartellverfahren (bei einem Marktanteil von etwa 70%) zu entbündeln, führte bald zu einem ersten Markt für Softwareprodukte und Betriebssysteme (Brunner 2005). Jedoch wird bei näherer Betrachtung ersichtlich dass die frühen Systeme vollständig hardwareabhängig waren und die Idee, Software als eigenwertiges Produkt - nicht bloß als Anhängsel der Hardware - zu betrachten, erst allmählich aufkam.
Mit der Entwicklung der Timesharing-Systeme3 entwickelte sich langsam eine Gemeinde welche die Entwicklung von Software in den Vordergrund rückte. Dieser Community von ”Hackern“4 waresselbstverständlichihreProduktemiteinanderzuteilen,Weitergabe des Quellcodes an gleichfalls enthusiastische Freunde war Bestandteil dieser Kultur. Hier sollte erwähnt werden dass es sich hierbei um Grundlagenforschung handelte, was einen sozialen Kontext des Teilens und Verbreitens schaffen konnte. Diese Gemeinschaften zen- trierten sich um Hochschulen5 und Forschungseinrichtungen6. (Raymond 1999) Einen weiteren Aufschwung erlebte die Gemeinde 1969 als mit dem Betriebssystem Unix und der Sprache C die Basis geschaffen war um Software unabhängig von einer speziellen Rechnerarchitektur zu implementieren. Das Kartellrecht verbot der amerikanischen Fir- ma AT&T ihr Betriebssystem Unix für kommerzielle Zwecke einzusetzen, so gelangte es mitsamt offenem Quellcode an verschiedene Universitäten, welche die Entwicklung fortsetzten, Weiterentwicklung durch die Hackergemeinde war offen erwünscht. Die of- fenen Standards des ARPA-Net, des technologischen Vorläufers des Internets, wurden mit Unix verschmolzen, was die Hacker-Gemeinde um ein wie für sie geschaffenes Kom- munikationsmittel reicher machte.7
Mit dem Aufkommen kleinerer Maschinen und der ersten Personal-Computer eta- blierten sich auch proprietäre Betriebssysteme deren genaue Funktionsweise ein gut gehütetes Firmengeheimnis blieb.8 Die Hacker-Community war also weiterhin auf Unix angewiesen. Unix jedoch zersplitterte sich in verschiedene Distributionen, die kommer- ziell verbreitet wurden und nicht mehr miteinander kompatibel waren, was eine Periode der sogenannten ”Unixwars“auslöste.9
1974 wurde Microsoft gegründet, jenes Unternehmen, das später die Industrie dominieren sollte. Die Einstellungen gegenüber dem freien Tauschens und Verwendens von Software seines Gründers war schon anfangs deutlich negativ.10 1976 entstand Apple Compu- ters, ein Unternehmen das bedeutend zur Entwicklung und Verbreitung des Personal- Computers beitragen sollte. Der nicht mehr aufzuhaltende Siegeszug de]r Personal-Computer begann in der 80er-Jahren Unix langsam den Wind aus den Segeln zu nehmen. 1981 stell- te IBM seinen ersten Personal-Computer vor, das Modell mit der Nummer 5150 war der erste preislich leistbare Rechner für den Heimgebrauch. Zu dieser Zeit begann auch die Geschichte dessen, was sich später zu Open Source und freier Software entwickeln sollte. Nach eigenen Angaben durch einen Drucker mit einem qualitativ minderwertigen Trei- ber, der jedoch proprietär und nicht einsehbar war, zu diesem Schritt veranlasst (Korb 2001) gründete der Programmierer und Visionär Richard Stallman die Free Software Foundation (FSF), die es sich fortan zum Ziel machte, quelloffen verfügbare Software zu produzieren. Mitte der 80er-Jahre begann sich die Marktreife grafischer Benutzerober- flächen abzuzeichnen, Apple brachte 1984 den ersten PC mit graphischer Benutzerober- fläche (GUI)11 auf den Markt.12 Abnehmende Unterstützung der großen Firmen und eine Verringerung der Forschungsgelder brachten zusammen mit dem Siegeszug des Personal Computers das allmähliche Verschwinden der universitären Strukturen der Hackerkul- tur. Microsoft gelang es sich zunächst mit MS-DOS, in den 90er-Jahren langsam mit Windows - trotz inferiorer Technologie - als dominanter Marktführer zu etablieren. Die kommerziellen Möglichkeiten des Internets wurden entdeckt und lösten eine Euphorie aus die einige Unternehmen im Taumel des Möglichen die Gesetze der werfen ließ - was dann letztlich zum Platzen der als Ökonomieüber Bord ”New-Economie-Blase“bekanntge- wordenen Euphorie führte. (Mühlmann2006 ) Microsoft begann seine Vormachtstellung sukzessive auszubauen, hierbei war die Strategie der Produktbündelung sehr hilfreich, auch wenn es Microsoft einige Vorwürfe wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung einbrachte. Als erfolgreichstes Beispiel ist der Internet Explorer zu nennen: Mi- crosoft lieferte ihn kostenlos mit seinen Betriebssystemen aus, was das Produkt des bis- herigen Marktführers Netscape in arge Bedrängnis brachte und letztlich ganz verdrängte. Diese Entwicklung führte zu der Entscheidung Netscapes den Quellcode ihres Browsers zu veröffentlichen, was einen bedeutenden Meilenstein für die Open-Source-Bewegung darstellte (mehr dazu später).13. Im Zuge der Freigabe des Netscape-Quellcodes ent- stand 1998 die ”OpenSourceInitiative“(OSI),welchealsHüterinderOpen-Source-Idee genaue Kriterien für die Einordnung einer Software als Open Source Software entwickelt hat14. Ziel war es auch das Wort ”free“durcheinenneutralenBegriffzuersetzender auch besser vermarktet werden konnte (Mundhenke2007 ). Nur Lizenzen die diese De- finition erfüllen dürfen das Markenzeichen ”OpenSource“führen. ”SomitistdieOpen Source Definition keine eigenständige Lizenz, sondern ein Gütesiegel zur Bewertung von Lizenzen“ (Kooths et al.2003 ). Mit der Idee eines offenen Browsers konnte durchaus erfolgreich der Marktanteil von Mi- crosoft reduziert werden, da die freie Version mehr Funktionen anbietet und erweiterbar ist. Die Open-Source-Idee entwuchs in den späten 90-er Jahren langsam den Kinderschu- hen und begann eine ernstzunehmende Konkurrenz für Microsoft und andere Anbieter proprietärer Software zu bilden. Besonders am Server-Markt hat die zunehmende Po- pularität von Open Source Software zu einem Marktanteil von etwa 2/3 geführt, hier dominiert der Apache-Server seine proprietären Konkurrenzprodukte. (Brunner 2005) 2.1 GNU/Linux - Ein Erfolgsmodell? Die Anfänge dessen, was später als Linux und ”freieSoftware“dieIndustrieverändern sollte lassen sich bis in das Jahr zurückverfolgen. Ein vehementer Gegner der Kom- merzialisierung von Software, begann Richard Stallman, ein vorher am MIT engagierter Programmierer und Vertreter der Hacker-Kultur dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Seine Vision war ein freies Betriebssystem, mit welchem die alten Ideale der Hacker- Kultur wieder aufleben sollten. Das Projekt GNU war geboren.15 Die Free Software Foundation (FSF) wurde als Organisation eingerichtet. Im diese Idee nicht ohne Polemik konkretisiert.
”GNUManifesto“wurde ”Completesystemsourceswillbeavailable to everyone. As a result, a user who needs changes in the system will always be free to make them himself, or hire any available programmer or company to make them for him. Users will no longer be at the mercy of one programmer or company which owns the sources and is in sole position to make changes“ (Stallman 2002 ) Trotz eines ideologischen Tons hatte das Projekt hauptsächlich einen technologischen Fokus. Das Ziel bestand darin ein freies, und vollkommen zu Unix kompatibles Betriebs- system zu schreiben. Frei darf hier nicht als Verbot mit der Software Geld zu verdienen verstanden werden. Das Verkaufen von Supportleistungen oder von Distributionsmedien ist erlaubt, ja sogar erwünscht. Lediglich das Programm an sich sollte kostenlos sein. Mit einem der ersten Produkte der FSF, dem GNU Emacs - ein Texteditor der sich noch heute einiger Beliebtheit erfreut - tauchten auch Fragen nach der Lizenzierung auf. Die Software bloß als public domain zu veröffentlichen, unter Abtretung aller Urheberrechte (Kapitel 4.2) hätte nicht die Prinzipien der FSF erfüllt. So wurde der Emacs als ers- tes Produkt unter der GPL veröffentlicht, die zur bedeutendsten Open Source-Lizenz werden sollte und gegenwärtig in der dritten Version vorliegt. Anfangs der Neunziger war das freie System schon weitgehend fertiggestellt und um- fasste die wesentlichen Funktionalitäten einer Unix-Distribution, was noch fehlte war ein Kernel, jene Komponente die den Kern eines Betriebssystems ausfüllt. Diese Lücke wurde von der Entwicklung von Linus Torvalds geschlossen, der 1991 an sei- nem eigenen Betriebssystem bastelte, ein Projekt in das er die neuen Möglichkeiten des Internets einbezog um eine Community zu beteiligen und das sich später zu dem Linux- Kernel entwickeln sollte. Revolutionär war auch die Verwendung einer völlig neuartigen Organisationskultur, die jedem Interessenten die Mitwirkung und Mitentwicklung am Projekt erlaubte. Neue Versionen wurden innerhalb von kürzester Zeit veröffentlicht, in intensiven Phasen des Projekts mehrere pro Tag, was in einer Art beschleunigtem Darwi- nismus eine rasche Beseitigung der Fehler mit sich brachte (Raymond 1998). Erstaunlich für die vermeintlich chaotische Projektstruktur war die Qualität des erzeugten Codes.
Diese Art von ”bottom-up“-EntwicklungsmethodefandeineweiteRezeptionundführte zur Entwicklung einiger neuer Softwareentwicklungsmodelle.16 Damit war die Idee eines freien, von Unix unabhängigen Systems verwirklicht. Jedoch ist Linux nicht als fertiges, monolithisches System zu betrachten das, einmal installiert, auf allen Maschinen dieselbe ”out-of-the-box“-Funktionalitätbereitstellt.Die verschiedenen Komponenten können individuell nach dem Prinzip eines Baukastensys- tems in das System eingebunden werden, was eine optimale Anpassung an die zugrun- deliegende Aufgabenstellung zulässt. Das X-Window-System (X 11 ) ist zum Beispiel je- ne Komponente welche die Darstellung einer graphischen Benutzeroberfläche technisch ermöglicht, aber nicht deren Aussehen bestimmt, welches allein von unabhängigen, dar- auf aufbauenden Programmen abhängt. Auch kann z.B. bei einem Server X11 einfach weggelassen werden. Das erklärt auch warum Linux sowohl für Server-Betriebssysteme als auch für Heimanwender attraktiv ist.
Beachtenswert scheint auch der Umstand dass es kein einheitliches Betriebssystem Linux von einem zentralen Anbieter gibt. Linux ist in verschiedenen Distributionen erhältlich, die grundsätzlich miteinander kompatibel sind und von verschiedenen Firmen und Or- ganisationen als Distributoren angeboten werden, welche sich stark durch ihre Motiva- tion unterscheiden. Firmen wie RedHat sind mit auf kommerziellen Erfolg abzielenden Geschäftsmodellen erfolgreich, in denen das Basissystem meist zwar gratis verfügbar bleibt, aber auch mit proprietärer Software kombiniert werden kann. Es ist gänzlich falsch anzunehmen dass auf einem Open Source Software-Betriebssystem nur Open Sour- ce Software zum Einsatz kommen kann. Andere Firmen wie Debian17 achten darauf dass ihre Distribution nur der Definition der freien Software entsprechende Programme enthält, und sind dementsprechend restriktiv bei der Auslegung von Lizenzen.
Zusammenfassend betrachtet ist GNU/Linux wohl das bekannteste Open-Source-Produkt, das verbreitetste dürfte der Webserver Apache sein. Linux hat aufgrund seiner Flexibilität, Stabilität und Verfügbarkeit für alle gängigen Hardwarearchitekturen sich besonders am Servermarkt etablieren können. Linux hat hier einen Marktanteil von etwa 20%, bei Heimanwendern ist bei einem Marktanteil von etwa 3% noch deutliches Wachstumspotential vorhanden (Mundhenke 2007).
nach (Mundhenke 2007) und (Kooths et al. 2003)
Software verfügt in ihrer Besonderheitüber einige Eigenschaften die sie von herkömm- lichen ökonomischen Gütern weitgehend unterscheidet. Die Form der Speicherung als virtuelle Folge von Nullen und Einsen auf einem geeigneten Datenträger macht Soft- ware zu einem digitalen Gut und bestimmt ihre wirtschaftliche Bedeutung. Zum einen sind aufgrund der leichten Reproduzierbarkeit dieser Datenträger die Grenzkosten prak- tisch vernachlässigbar. Bei Distributionüber das Internet verschwinden sie ganz. Die wesentlichen Kosten sind Fixkosten die bei der Entwicklung eines Produkts einma- lig anfallen, wobei auch hier die Eigenschaften von Software modulare Kombinationen von Bestandteilen oder Wiederverwendung von Code zulassen. Auf bereits erstellte Pro- grammbibliotheken und Module kann bei weiterer Entwicklung zurückgegriffen werden (Verbundvorteile).
Bei den Fixkosten handelt es sich noch zusätzlich um versunkene Kosten. Bei einer ein- mal getätigten Investition fallen sie an bevor Output entstehen kann und sind nicht wieder zu kompensieren. Die Kosten für die Erstellung der Erstkopie sind also, vergli- chen mit der Produktion einer weiteren Einheit, exorbitant hoch. Kopien sind prak- tisch mit dem Original identisch und lassen sich weltweit (z.B.über das Internet) ohne Zeitverzögerung verbreiten. Somit bestehen in der Softwareindustrie auch kaum Pro- duktionsbeschränkungen, der Grenzkostenverlauf ist also stark degressiv. (unendliche Skalierbarkeit). Daraus ergibt sich auch eine natürliche Tendenz zur Internationa- lisierung. Bei einem Vertriebüber das Internet erfolgt ein sofortiger Weltmarkteintritt. Aus denselben Gründen ist eine räumliche Konzentration der Entwicklung nicht nötig, ein Entwicklungsteam kann theoretischüber die ganze Welt verteilt sein und dennoch am selben Projekt arbeiten. (räumliche Unabhängigkeit).
Als Gebrauchsgut kann Software, wenn erst einmal installiert, theoretisch unendlich lan- ge genutzt werden, da keine Abnutzung besteht. (Nichtabnutzbarkeit) Jedoch ist zu beachten dass Software veraltert, was bei der hohen Dynamik des Mark- tes schnell geschehen kann. Die Einfachheit und Verlustfreiheit der Vervielfältigung, bei der sich die Nutzer nicht direkt gegenseitig beeinflussen können, klassifiziert Softwa- re mit Nichtrivalität im Konsum. Die Nutzung einer Software durch einen Benutzer A hat keinerlei negative Auswirkungen auf einen Benutzer B. Es wäre nicht verfehlt hier von ”Antirivalität“zusprechen,dadenNutzernpositiveNetzwerkeffekteentste- hen (Mühlmann2006 ). Diese Eigenschaft macht es zusammen mit der einfachen, nahezu kostengünstigen Verbreitung von Software schwierig Konsumenten von ihrer Nutzung auszuschließen. Diese Eigenschaft der Nichtausschließbarkeit steht dem Entstehen von Strukturen marktwirtschaftlicher Prägung entgegen18, daher ist es eine Voraus- setzung für den kommerziellen Erfolg eines Softwareprodukts, zahlungsunwillige Nutzer auszuschließen. Dies kannüber Beschränkung der Nutzungsrechte durch Lizenzen ei- nerseits, oder Kopierschutzmodelle und Aktivierungscodes andererseits bewerkstelligt werden. Der ”Wert“einerspezifischenSoftwareistsehrengmitdenNetzwerkeffek- ten verflochten, je mehr Anwender eine Software hat, desto höher ist der Nutzen des Einzelnen. Hier kann zwischen direkten und indirekten Netzwerkeffekten unterschieden werden:
direkte Netzwerkeffekte entstehen durch Kompatibilität, die Möglichkeiten bietet direkt zu kommunizieren oder Information auszutauschen. Je mehr Nutzer ihre Dateien im Dateiformat eines bestimmten Programmes abspeichern, desto bedeutsamer wird das Programm. Gemeinsame Standards ermöglichen einen Informationsaustausch zwischen Produkten verschiedener Hersteller. Ein Standard kann durch Einigung der Hersteller entstehen oder es kann sich einer von mehreren, miteinander inkompatiblen Standards durchsetzen. Auch eine Funktion zur Konvertierung zwischen verschiedenen Formaten für verschiedene Applikationen ist denkbar. Indirekte Netzwerkeffekte bewirken dass mit der zunehmenden Popularität einer Software auch das Angebot an komplementären Gütern und Dienstleistungen zunimmt.
[...]
1 mehr zu der Abgrenzung der einzelnen Begriffe später
2 Quelle: http://sourceforge.net, Aufgerufen am 31.12.2007
6
3 Als Beispiel wäre z.B. das ITS des MIT (Massachusetts Institute of Technology) zu nennen
4 Damit ist nicht der heute gebräuchliche, von den Medien verzerrte Begriff gemeint, son- dern eine Person mit Begeisterung für tiefgehende Beschäftigung mit Software/Hardware. http://www.catb.org/ esr/jargon/html/H/hacker.html liefert eine genauere Definition 5 Berkeley, MIT, Stanford um einige zu nennen
6 Das Palo Alto Research Center von Xerox und die Bell Labs von AT&T wäre hier bekannte Vertreter
7 Das heute noch sehr beliebte Free-/Open-/Net-BSD hat seinen Ursprung in einer Weiterentwicklung von Unix an der Berkeley University (Berkeley Software Distribution). Bedeutsam ist hier auch die BSD-Lizenz, die später behandelt werden soll.
8 IBM und Apple wären hier als die Pioniere zu nennen
9 hier wären Hewlett-Packards HP-UX, AIX von IBM und BSD als Beispiele zu nennen 10 http://www.blinkenlights.com/classiccmp/gateswhine.html
11 Graphical User Interface
12 Der
”Urahn“derGUI-Technologie,derXeroxAlto,wurdebereits1972 entwickelt,schaffteesaber nie auf den Markt
13 Daraus entwickelte sich die Mozilla Foundation mit populären Produkten wie dem Browser Firefox und dem Mailprogramm Thunderbird
14 Die
15 GNU steht für das rekursive Akronym
”GNUisnotUnix“
16 Der Changelog eines aktuellen Kernels macht die zugrundeliegende Entwicklungsstruktur deutlich ersichtlich: http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v2.6/ChangeLog-2.6.23.9
17 www.debian.org
18 Auch bekannt als das ”Free-Rider-Problem“