Masterarbeit, 2019
81 Seiten, Note: 1,5
Die argentinische Militärdiktatur (1976–1983) zählt zu den dunkelsten Kapiteln der lateinamerikanischen Geschichte. Tausende Menschen wurden „verschwinden“ gelassen und Opfer eines Regimes, das politische Kontrolle durch Terror und Schweigen sicherte. Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie sich gesellschaftliche Aufarbeitung und Demokratisierung in einem solchen Kontext entfalten können. Anhand der Bewegung Madres de Plaza de Mayo wird exemplarisch gezeigt, dass die Zivilgesellschaft nicht nur Objekt, sondern Trägerin von Transitional Justice sein kann.
Die Studie verbindet geschlechtertheoretische, sozialwissenschaftliche und erinnerungspolitische Ansätze, um den exklusiv mütterlichen Protest als politische Intervention zu begreifen. Sie analysiert, wie die Madres durch die öffentliche Aneignung traditioneller Rollenbilder und die Sichtbarmachung des privaten Verlusts eine neue Form von Handlungsmacht entwickelten. Dadurch transformierten sie Mutterschaft in ein Symbol kollektiver Widerständigkeit – und schufen einen bis heute wirksamen erinnerungspolitischen Diskursraum.
Im theoretischen Teil werden die zentralen Instrumente von Transitional Justice – von Wahrheitskommissionen über juristische Aufarbeitung bis hin zu Erinnerungskulturen – systematisch diskutiert und kritisch auf ihre Reichweite geprüft. Die Untersuchung zeigt, dass der argentinische Demokratisierungsprozess bereits vor der Etablierung des Forschungsfeldes Transitional Justice wesentliche Impulse setzte und als Pionierfall internationaler Vergangenheitsbewältigung gilt.
Besonderes Augenmerk gilt der Wechselwirkung zwischen staatlich gelenkter Aufarbeitung und zivilgesellschaftlicher Partizipation: Die Madres de Plaza de Mayo prägten durch ihre unermüdliche Präsenz und symbolische Kraft nicht nur die politische Öffentlichkeit Argentiniens, sondern auch die globalen Diskurse über Menschenrechte, Wahrheit und Gerechtigkeit.
Diese Arbeit liefert damit einen vielschichtigen Beitrag zum Verständnis von Erinnerungspolitik, sozialer Bewegung und Geschlechterrollen in postdiktatorischen Gesellschaften – und zeigt, dass die Herstellung von Wahrheit stets auch ein Akt politischer und moralischer Selbstvergewisserung ist.
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