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Bachelorarbeit, 2011
48 Seiten, Note: 1,3
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Ausgangslage
1.2. Ziel der Arbeit
1.3. Vorgehen
2. Great Depression 1929
2.1. Ursachen
2.1.1. Hohe Liquidität und fehlende Regulierung
2.1.2. Neue Finanzprodukte und Manipulation auf dem Aktienmarkt
2.1.3. Aktienboom und Spekulationsblase
2.1.4. Probleme des Bankensektors
2.1.5. Vorhergehende und begleitende Wirtschaftsdepression
2.2. Regulierungsänderungen
2.2.1. Emergency Banking Act
2.2.2. Glass-Steagall-Act und Securities Act
2.2.3. Securities Exchange Act
2.2.4. Banking Act
2.2.5. Weitere gesetzliche Regelungen
3. Finanzmarktkrise
3.1. Ursachen
3.1.1. Hohe Liquidität und Geldpolitik des Federal Reserve Systems
3.1.2. Immobilienboom und Immobilienkrise
3.1.3. Neue Finanzprodukte und Verhalten der Ratingagenturen
3.1.4. Fehler in der Regulierung und in der Bankaufsicht
3.1.5. Fehlanreize und Moralische Probleme
3.2. Regulierungsänderungen
3.2.1. Neue Vorschriften für Finanzprodukte
3.2.2. Reform der Eigenkapital- und Bilanzierungsvorschriften
3.2.3. Reform der Ratingagenturen
3.2.4. Reform der Anreizsysteme für Manager und Aktionäre
3.2.5. Glaubhafte Regulierung und Transparenz
3.2.6. International anerkannte Standards und makroprudentielle Aufsicht
4. Vergleich der Krisenursachen und Regulierungsänderungen
4.1. Vergleich der Krisenursachen
4.1.1. Hohe Liquidität und Politik des FED
4.1.2. Versagen der Aufsicht und der Regelwerke
4.1.3. Neue Finanzprodukte
4.1.4. Riskante Kreditprodukte
4.1.5. Boom und Spekulation
4.1.6. Krisenanfälliges Bankensystem
4.1.7. Falsche Anreize
4.1.8. Wirtschaftslage
4.2. Vergleich der Regulierungsänderungen
4.2.1. Stabilität
4.2.2. Wirkungsvolle Aufsicht
4.2.3. Transparenz und Integrität
4.2.4. Vermeidung von Interessenskonflikten
5. Schluss
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die aktuelle Finanzkrise zeigt, dass Zusammenbrüche des Finanzmarktes immer wieder auftreten, obwohl nach jeder Krise regulatorische Maßnahmen ergriffen werden, die das verhindern sollen.
Die Entwicklung auf den Finanzmärkten scheint den politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden immer wieder aufs Neue zu enteilen, sodass Regeln als Reaktion auf eine Krise oft nur kurzzeitig wirksam sind und es den regulierten Unternehmen in der Folge ermöglicht wird, diese durch Finanzinnovationen und genau auf die neuen gesetzlichen Regelungen zugeschnittene Finanzprodukte und Verhaltensweisen zu umgehen.
Im Jahr 1929 wurde die Finanzwelt von einem Zusammenbruch erschüttert, der in seiner Schwere vorerst einmalig war. Er war schon vor dem Zeitalter der Globalisierung auf der ganzen Welt spürbar und seine Folgen wirkten international eine lange Zeit nach.
Schon damals wurden bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um erkannte vorherige Fehlentwicklungen vermeiden und künftige ähnlich schwere Exzesse verhindern zu können.
In der Folgezeit zwischen dem Jahr 1929 und der aktuellen Finanzmarktkrise konnten weitere Anpassungen der Regulierung vorgenommen werden, aufgrund neuer Erfahrungen und Lernprozesse. Trotzdem konnte dieses, noch dichtere Netz an Regulierung den vergleichbar schweren Zusammenbruch der internationalen Finanzmärkte und die aktuelle Finanzkrise mit Folgen auf der ganzen Welt nicht verhindern.
So konnte es nicht nur im Jahr 1929 zu Kettenreaktionen auf den Finanzmärkten kommen, die weitreichende negative Auswirkungen mit sich brachten, etwa Bankenzusammenbrüche und die Notwendigkeit von umfangreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen auf der ganzen Welt, sondern auch aktuell in Form der erneuten schweren Finanzmarktkrise.
Es stellt sich die Frage, wodurch beide Krisen ausgelöst wurden, inwiefern sich die Ursachen womöglich ähneln und wieso bestehende Regulierungen und bereits durchgeführte Regulierungsänderungen das Auftreten von Finanzkrisen bisher nicht dauerhaft verhindern konnten.
So ist das Ziel dieser Arbeit, die Ursachen und die folgenden Regulierungsänderungen beider Finanzkrisen vergleichend darzustellen.
Es soll die Frage geklärt werden, ob die aktuelle Finanzmarktkrise aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus früher erkannt und durch rechtzeitige Gegenmaßnahmen womöglich verhindert werden hätte können.
Außerdem soll untersucht werden, inwiefern sich die jeweils folgenden Regulierungsänderungen ähneln sowie ob und in welchem Ausmaß die aktuellen Regulierungsvorschläge die Erkenntnisse der Great Depression in Bezug auf die Wirksamkeit der damaligen Regulierungsänderungen widerspiegeln und berücksichtigen.
Im zweiten Kapitel wird hierzu ein Überblick über die wichtigsten Ursachen der Finanzkrise im Jahr 1929 gegeben. Anschließend wird auf die damals folgenden Regulierungsänderungen eingegangen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den bedeutendsten Auslösern der aktuellen Finanzmarktkrise. Darauf folgend wird ein Überblick über die derzeit diskutierten Regulierungsvorschläge gegeben, welcher sich auf die wichtigsten Empfehlungen in der Literatur konzentriert.
Im vierten Kapitel werden anschließend die Parallelen und Unterschiede sowohl der Ursachen der beiden Finanzkrisen als auch der Regulierungsänderungen und Regulierungsvorschläge aufgezeigt.
Eine grundsätzliche Ursache der Finanzkrise im Jahr 1929 war die hohe zur Verfügung stehende Liquidität, welche von verschiedenen Entwicklungen getrieben wurde. Sie führte dazu, dass Aktien in hohem Ausmaß erworben werden konnten.
Die Zinspolitik des „Federal Reserve Systems“ (FED) war geprägt von niedrigen Zinsen. Das inkonsequente Vorgehen nach Ausbruch des Aktienbooms verschlimmerte die Situation zusätzlich. Denn auch als der Aktienboom solche Dimensionen angenommen hatte, dass man etwas dagegen unternehmen wollte und musste, reagierte die FED, nach einigen wirkungslosen Zinsanhebungen, nicht angemessen.[1]
Am Ende beschränkten sich ihre Interventionen auf Empfehlungen an die Mitgliedsbanken, Spekulationskredite abzulehnen, eine weitere wirkungslose Zinsanhebung auf 6% und Untätigkeit, auch dann noch, als die Krise längst begonnen hatte. Die Situation wurde verschlimmert durch auf den Finanzmarkt drängendes Kapital von Unternehmen, Privaten und dem Ausland, was den Einfluss des FED auf die Geldversorgung zusätzlich untergrub.[2]
Die niedrigen Zinsen begünstigten die Kreditvergabe der Banken, sodass im Vorfeld der Finanzkrise sogenannte Maklerkredite eingeführt werden konnten, die es Investoren ermöglichten Aktien zu erwerben, ohne den vollen Kaufpreis zahlen zu müssen. So wurden auch die Menschen zu Aktienkäufen motiviert, welche nicht über ausreichendes Eigenkapital verfügten. Als Sicherheit für den aufgenommenen Kredit dienten die erworbenen Aktien.[3]
Wenn diese in ihrem Wert sanken, mussten die Kreditnehmer zusätzliche Sicherheitsleistungen in bar entrichten. Wenn sie dazu nicht in der Lage waren, mussten sie ihre Aktien veräußern, was dazu führte, dass die Aktienpreise in Folge des steigenden Aktienangebotes fielen.[4]So wurde im Jahr 1929 von zunächst wenigen im Wert sinkenden Aktien und nicht erfüllten Nachschussaufforderungen eine Abwärtsspirale ausgelöst, die im Zusammenbruch des Finanzmarktes endete.
Weitere Beiträge zur hohen Liquidität leisteten Steuernachlässe für Unternehmen und wohlhabende Bürger unter Präsident Coolidge, der so die Wirtschaft unterstützen wollte. Hinzu kamen günstige Rohstoffe, die für zusätzliche frei verfügbare Geldmittel der Haushalte sorgten sowie die schon damals sehr niedrige Sparquote der amerikanischen Haushalte.[5]
Die Politik sah sich nicht gezwungen regulatorisch einzugreifen und unternahm wiederum in dem Glauben, der Wirtschaft so zu helfen, nichts.[6]
In den 20er Jahren entstanden große Unternehmen, deren Kapitalbedarf von den Banken nicht ausreichend gedeckt werden konnte. So mussten neue Wege zur Kapitalbeschaffung beschritten werden, etwa die Herausgabe von Anleihen. Weil anfänglich vielen Investoren noch das Geld fehlte, ein diversifiziertes Aktienportfolio zu erwerben und diese deshalb zögerten Anleihen zu erwerben, wurden sogenannte Investmenttrusts ge- gründet.[7]
Das Geld verschiedener Investoren wurde zusammengelegt, um Aktien einer Investmentgesellschaft, die wiederum Aktien verschiedener Unternehmen kaufte, zu erwerben. Die Vorteile dabei waren eine breitere Risikostreuung und die Übertragung der Aktienkäufe an die, oftmals nur vermeintlich, erfahrenen Geschäftsführer der Trusts.[8]Wurde am Anfang von den Trusts darauf geachtet, Wertpapiere nach strengen Kriterien auszuwählen, so wurden die festgelegten Anforderungen an zu kaufende Aktien mit der Zeit immer weniger streng befolgt.[9]
Hinzu kam, dass die Trusts ihre Geschäfte mit einem hohen Anteil an Fremdkapital tätigten, um den Leverage-Effekt optimal zu nutzen. In Zeiten des Aufschwungs und des Booms ging diese Taktik auf, in Zeiten des Abschwungs zeigte sich eine entgegengesetzte Entwicklung, denn sorgte der Leverage in guten Zeiten für schnelle Gewinne, so sorgte er anschließend für einen überaus schnellen Verfall der Aktien eines Trusts bei nachlassendem Boom.[10]
In der Folge wurden immer mehr Trusts gegründet von Investment- und Handelsbanken, Maklerbüros, Effektenhändlern oder auch von bestehenden Investmenttrusts selbst. Manipulationen innerhalb der Trusts und auf dem Aktienmarkt, etwa durch wechselseitiges hin- und herhandeln von Aktien um deren Preise künstlich in die Höhe zu treiben und so Gewinne zu erzielen, nahmen zu. Die Aktienkurse wurden stark volatil, was am Ende den Abschwung beschleunigte und zum Zusammenbruch im Jahr 1929 führte.[11]
Die Erschwinglichkeit von Aktien für den Kleinanleger durch die Investmenttrusts, niedrige Zinsen und leicht verfügbare Kredite sowie der nicht vorhandene Wille der Politik einzuschreiten, führten zu einem Aktienboom, mündend in einer Spekulationsblase.
Ausgangspunkt war eine Phase des realwirtschaftlichen Wachstums. Den Unternehmen ging es gut, ihre Aktienkurse waren bei attraktiven Renditen günstig. Ab 1927 begann ein endgültiger Aufschwung, immer weiter verstärkt durch Ereignisse wie die Wahl des wirtschaftsfreundlichen Herbert Hoover zum Präsidenten im März 1929, die den sogenannten „Hoover-Bullenmarkt“ auslöste.[12]
Realitätsfremde Erwartungen lösten einen Run auf Aktien aus. Selbst unerfahrene oder konservative Anleger waren überzeugt davon, in Anbetracht all der positiven Entwicklungen, üppige Gewinne ausgezahlt bekommen zu können. So spiegelten die Aktienwerte am Ende nicht mehr den erwarteten Wert aller zukünftigen Dividenden wieder, sondern wurden, abgekoppelt von der Realität, immer weiter aufgebläht.[13]Die notwendigen Bedingungen für eine Spekulationsblase nach White wurden so erfüllt. Denn schwierig abzuschätzende Grundlagen bei großen Veränderungen in der Industrie, das fehlende Vermögen der Investoren, zukünftige Dividenden einschätzen zu können, vor allem bei den beliebten neu entstandenen High-Tech Firmen ohne Vergangenheit, sowie das Auftreten unerfahrener Investoren, legten den Grundstein für eine Spekulationsblase, die sich durch die ständige Gefahr des Platzens auszeichnete.[14]GALBRAITH schreibt dazu, dass gerade in einer Phase des Booms jeder Vertrauensverlust die Anleger motiviert, ihre Aktien zu verkaufen. Das führte im Jahr 1929 dazu, dass die Aktienpreise durch das steigende Angebot allmählich verfielen und Nachschussaufforderungen bei immer mehr Anlegern eintrafen, die bei Kapitalmangel ebenfalls verkaufen mussten.[15]
Die so entstehende Kettenreaktion auf dem Aktienmarkt sorgte ebenfalls für den Zusammenbruch im Jahre 1929.
Eine weitere Ursache für den damaligen Zusammenbruch des Finanzmarktes ist, dass alle oben genannten Entwicklungen auf ein von vornherein labiles Bankensystem in Amerika trafen.
Dieses war, aufgrund von gesetzlich verbotenen Filialgründungen, geprägt von einer Vielzahl an kleinen und mittleren Banken. Es gab zu Beginn der 20er Jahre in den USA mehr als 30.000 unabhängige Banken mit oftmals zu wenig Kapital, als dass sie eine Krise überstehen hätten können. Die Banken waren zusätzlich nicht einheitlich nach Bundesrecht organisiert. Außerdem waren insbesondere die kleinen Banken oft keine, nach dem „Federal Reserve Act“ von 1913 freiwillige, Mitgliedschaft bei dem „Federal Reserve System“ eingegangen, welches sie hätte schützen oder kontrollieren können.[16]Im Vorfeld des Finanzmarktzusammenbruchs 1929 war es ebenfalls ungünstig, dass bei Insolvenz eines der Institute, etwa aufgrund der steigenden Anzahl geplatzter Kredite, Kunden anderer Banken das Vertrauen in ihre Bank ebenfalls verloren und ihre Einlagen abzogen. Das führte zu immer mehr Zusammenbrüchen.[17]
Zusätzlich gab es schon vor 1929 fragwürdige Anreize im Bereich des Bankensystems, etwa für Investmentbanker. So wurden teilweise gewinnabhängige Bezahlungen oder Boni eingeführt, um so, in Verbindung mit immer höheren Verkaufszielen oder durch Umsatzwettbewerbe, die Banker zu motivieren, möglichst viele Aktien zu verkaufen.[18]Die Folge waren Kurzfristorientierung und der fehlende Nachhaltigkeitsgedanke beim Aktienkauf und Aktienverkauf.
Trotz der Konzentration auf den Finanzmarkt, darf als Ursache der Finanzmarktkrise und des Zusammenbruchs des Aktienmarktes im Jahr 1929 zuletzt die sie begleitende Wirtschaftsdepression nicht unberücksichtigt bleiben. Sie ist eine mögliche Erklärung dafür, wieso die schädlichen Entwicklungen auf dem Finanzmarkt eine ganze Zeit lang gut gingen, dann aber zu dessen Zusammenbruch führten.
Ab Herbst 1929 kann man von einer Wirtschaftsdepression sprechen. Die Stahlproduktion war bereits seit Juni gesunken ebenso die per Bahn beförderte Fracht. Das sowieso schon angeschlagene Baugeschäft ging ebenfalls zurück.[19]
Das Einkommen war ungleich verteilt und vor allem die in der damals sehr bedeutsamen Landwirtschaft Beschäftigten hatten mit niedrigen Preisen für ihre Erzeugnisse und Überproduktion, verursacht durch die vorherige kriegsbedingte Ausweitung der Produktion zu kämpfen. Auch die Löhne im verarbeitenden Gewerbe sanken, während die Arbeitslosigkeit zunahm und es bestand die Gefahr, dass der Außenhandel durch zukünftigen Protektionismus zum erliegen kommen könnte.[20]
Die Abwärtsbewegung der Wirtschaft nahm den Sturz der Aktienpreise an der Börse vorweg. Galbraith beschreibt die Börse als „Spiegel der allgemeinen Lage einer Volkswirtschaft“. Im Jahr 1929 zeigte sich die Krise der Wirtschaft in Form einer realen Rezession, auf die die Börse demzufolge anschließend reagieren musste.[21]
Eingeleitet wurden die auf die Krise folgenden Regulierungsänderungen des Finanzmarkts im Jahr 1933 mit dem „Emergency Banking Act“, der von kurzfristigen Regeln als zügige Reaktion auf die Finanzkrise geprägt war.
Dem Präsidenten wurde die Möglichkeit eröffnet, Banken die Geschäftstätigkeit zu untersagen. Über eine eventuelle Wiedereröffnung einer Bank konnte er in der Folge ebenfalls entscheiden. Außerdem wurde die „Reconstruction Finance Corporation“ (RFC) im Rahmen dieses Acts ermächtigt, Vorzugsaktien von Banken zu zeichnen, um diesen auf diesem Weg Kapital zuführen zu können. Später wurde dieses Verfahren auch bei Versicherungsgesellschaften ermöglicht.[22]
Diesen ersten Regulierungsänderungen folgten in den späteren Jahren weitere gesetzliche Neuregelungen.
Eine wichtige Regulierungsänderung ebenfalls bereits im Jahre 1933 war mit dem „Glass-Steagall-Act“ die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken. Das Geschäft mit Investitionen und Emissionen sowie der Wertpapierhandel zählten seitdem nicht mehr zum Geschäftsbereich der sogenannten „commercial banks“, also der Banken, die sich das Einlagengeschäft zur Aufgabe machten.[23]
So erhoffte man sich, die Geschäftsbanken weniger krisenanfällig zu gestalten und ihnen die Möglichkeit zu geben, durch mehr Kapital auch in Rezessionszeiten antizyklisch Kredite ausgeben zu können. Außerdem wollte man das Problem des Interessenkonfliktes bei kombinierten Geschäfts- und Investmentbanken und deren Managern lösen und eine unvoreingenommene Beratung der Kunden sicherstellen, die zuvor durch Eigeninteressen und Insiderinformationen der Banken nicht gegeben war.[24]Weitere Regulierungsänderungen sahen unter anderem die Erlaubnis von Filialgrün- dungen innerhalb der Staatsgrenzen vor, um größere, in Krisenzeiten weniger anfällige, Banken mit ausreichendem Eigenkapitalpolster zu schaffen.[25]
Desweiteren wurde im Jahr 1933 eine Einlagenversicherung eingeführt. Der „Federal Deposit Insurance Corporation“ (FDIC) mussten die Mitglieder des „Federal Reserve Systems“, ab dem Jahr 1939 alle Banken, beitreten. Gleichzeitig mussten sie deren Finanzierung sicherstellen. So sollte das Banksystem stabilisiert werden.[26]Der „Securities Act“ im Jahr 1933 hatte zwei Ziele. Es sollten einerseits den Investoren ausreichende Informationen für fundierte Entscheidungen zur Verfügung gestellt werden, andererseits sollten Betrug und Manipulationen auf den Finanzmärkten unterbunden werden.[27]
Dazu beschäftigten sich die Regelungen mit mehr Sorgfalt und erhöhten Offenlegungspflichten bei der Ausgabe neuer Aktien zur besseren Kontrolle von Spekulationsgeschäften. Außerdem wurden Strafen für Bankmanager eingeführt, die falsche Informationen in Bezug auf die Notierung von Aktien an der Börse an die Öffentlichkeit trugen. So sollten gleichzeitig Investoren und Regulierungsbehörden gestärkt werden.[28]
Wichtige Änderungen im Jahre 1934 waren mit dem „Securities Exchange Act“ die Einschränkung der Möglichkeiten zur Beleihung von Aktien sowie neue Anforderungen an Makler, um Insidergeschäfte zu verhindern.[29]
Das FED erhielt die Kontrolle über zu hinterlegende Sicherheitsleistungen bei Aktienkäufen auf Kredit, um erneute Probleme durch Maklerkredite und eventuell zu geringe oder im Wert fallende und somit risikoreiche Sicherheitsleistungen, wie sie vor der Finanzkrise im Jahr 1929 zu beobachten waren, zu vermeiden.[30]
Außerdem wurde im Jahr 1934 die „Securities and Exchange Commission“ (SEC) gegründet. Deren Aufgabe war und ist es noch heute, die neu eingeführten Regelungen zu überwachen, den Aktienmarkt als Ganzes zu kontrollieren und Betrug zu verhindern.[31]Dazu bekam sie disziplinarische Macht und die Berechtigung, von Firmen die benötigten Informationen verlangen zu können, um nach der Registrierung dieser Firmen und Börsen eine angemessene Kontrolle sicherstellen zu können.[32]
Die wichtigsten Elemente des „Banking Act“ von 1935 waren die Veränderung der im Jahr 1933 eingeführten Einlagensicherung und die Reform der Macht und der Funktion des „Federal Reserve Board“ und der „Federal Reserve Banken“.[33]Die Umgestaltung der Einlagensicherung ermöglichte es dem FDIC, 98% aller Einlagen zu sichern, um so die vor allem für die weniger finanzkräftigen Sparer wichtige und vertrauensschaffende Sicherheit zu erreichen.[34]
Außerdem wurde die Leitung des FED umgestaltet. Die Washingtoner Zentralbehörde erhielt mehr Macht als zuvor, als einzelne Distrikte und Banken großen Einfluss hatten. Die Mitglieder der Zentralbehörde wurden von nun an ohne Ausnahme vom Präsidenten selbst bestimmt. Auch das Offenmarktkomitee des FED wurde neu zusammengesetzt. Die Anzahl der von der Zentralbehörde in Washington entsandten Mitglieder wurde erhöht und es erhielt gleichzeitig mehr Einfluss, indem seine Entscheidungen für die Mitgliedsbanken bindend wurden. So wurde das FED zentralisiert, indem nun etwa direkt in Washington vom „Federal Reserve Board“ Entscheidungen über die Diskont- und Mindestreservesätze getroffen werden konnten, um unerwünschte Kreditausweitung oder Kontraktion zu bekämpfen.[35]
Der „Commodity Exchange Act“ des Jahres 1936 verbot Manipulation und Betrug. Er verlangte von Brokern, die mit Termingeschäften handelten, eine Registrierung und die Aufbewahrung von Aufzeichnungen ihrer Geschäftstätigkeiten. Beschränkungen für die Spekulation wurden eingeführt und der Handel mit Optionen auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte wurde verboten.[36]So sollten Fairness und Ehrlichkeit auf Warenbörsen sichergestellt werden und die Spekulation dort angemessen überwacht werden, etwa durch die „Commodity Exchange Commission“.[37]
Der „Investment Company Act“ des Jahres 1940 definierte Anforderungen an Investmentfirmen. Er verlangte von diesen eine Registrierung und forderte weitgehende Offenlegung ihrer Geschäfte seitens der Unternehmen, beispielsweise in Bezug auf Transaktionen zwischen ihren Geschäftsführern oder zwischen diesen und Partnern der Firmen. Außerdem wurden Regeln für die Geschäftsführung geschaffen. So sollten Interessenskonflikte bei komplexen Geschäftstätigkeiten vermieden werden.[38]Der „Investment Advisers Act“ forderte von Investmentberatern ebenfalls eine Registrierung und Aufzeichnungen über die Beziehungen zu ihren Kunden. Außerdem wurden hier bestimmte Transaktionen und Vereinbarungen verboten, die zu Interessenskonflikten führen konnten.[39]
[...]
[1]Vgl. Galbraith, 2009, S. 43,63.
[2]Vgl. Galbraith, 2009, S. 67; Harold, 2003, S. 63; Klingamann, 1990, S. 125,230,282; White, 1990, S. 75.
[3]Vgl. Klingamann, 1990, S. 23, 25; Rappoport/White, 1994, S. 272.
[4]Vgl. Galbraith, 2009, S. 133; Klingamann, 1990, S. 165.
[5]Vgl. Harold, 2003, S. 57; Klingamann, 1990, S. 22,23.
[6]Vgl. Klingamann, 1990, S. 21,39,192.
[7]Vgl. White, 1990, S. 69.
[8]Vgl. Galbraith, 2009, S. 84.
[9]Vgl. Galbraith, 2009, S. 84.
[10]Vgl. Aschinger, 2001, S. 8; Galbraith, 2009, S. 94,162.
[11]Vgl. Galbraith, 2009, S. 86,87,116,117; Klingamann, 1990, S. 81.
[12]Vgl. Galbraith, 2009, S. 40,41; Klingamann, 1990, S. 68.
[13]Vgl. Galbraith, 2009, S. 22,23,44,55; Klingamann, 1990, S. 70; White, 1990, S. 77.
[14]Vgl. White, 1990, S. 77.
[15]Vgl. Galbraith, 2009, S. 127
[16]Vgl. Jaeger, 1974, S. 64.
[17]Vgl. Galbraith, 2009, S. 218.
[18]Vgl. Klingamann, 1990, S. 65.
[19]Vgl. Galbraith, 2009, S. 125.
[20]Vgl. Galbraith, 2009, S. 159,216; Klingamann, 1990, S. 121.
[21]Vgl. Galbraith, 2009, S. 125,126; Sinn, 2010, S. 17.
[22]Vgl. Jaeger, 1974, S. 65,66.
[23]Vgl. Jaeger, 1974, S. 69,73.
[24]Vgl. Dodd, 2009, S. 32,33; Jäger, 1974, S.73.
[25]Vgl. Jaeger, 1974, S. 69.
[26]Vgl. Jaeger, 1974, S. 70.
[27]Vgl. Securities and Exchange Commission, 2010.
[28]Vgl. Dodd, 2009, S. 33; Henderson, 1994, S. 202; Jäger,1974, S. 74.
[29]Vgl. Jaeger, 1974, S. 74.
[30]Vgl. Dodd, 2009, S. 32,33; Rappoport/White, 1994, S. 272.
[31]Vgl. Dadkhah, 2009, S. 12; Jaeger, 1974, S. 74.
[32]Vgl. Securities and Exchange Commission, 2010.
[33]Vgl. Bradford, 1935, S. 663.
[34]Vgl. Bradford, 1935, S. 664.
[35]Vgl. Bradford, 1935, S. 665,666; Jaeger, 1974, S. 77.
[36]Vgl. Dodd, 2009, S. 33.
[37]Vgl. Campbell, 1958, S. 223,225.
[38]Vgl. Dodd, 2009, S. 33; Securities and Exchange Commission, 2010.
[39]Vgl. Dodd, 2009, S. 33; Securities and Exchange Commission, 2010.
Diplomarbeit, 88 Seiten
Masterarbeit, 174 Seiten
Diplomarbeit, 128 Seiten
Diplomarbeit, 140 Seiten
Bachelorarbeit, 79 Seiten
Bachelorarbeit, 46 Seiten
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