Masterarbeit, 2010
98 Seiten, Note: 1,3
Siglenverzeichnis
1. Einleitung
2. Stand der Grass-Forschung
3. Vorbemerkung zur Auswahl der Grass-Texte
4. „Schreiben gegen das Vergessen“
4.1 Günter Grass und die NS-Vergangenheit
4.2 Vergegenwärtigung des Vergangenen
5. Das ‘Dritte Reich’ und die Deutschen: Eckpunkte in Grass’ Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit
5.1 Die Unfähigkeit der Deutschen zur Auseinandersetzung
5.1.1 Ausgebliebene Aufarbeitung und Schuldverdrängung
5.1.2 Die Schuld der Mitläufer
5.2 „Das hört nicht auf. Nie hört das auf“: Das Nachwirken der Vergangenheit
5.2.1 Streben nach Einheit
5.2.2 Radikalismus von rechts
6. Fazit und Ausblick
7. Literaturverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Alle Werke sowie Essays und Reden von Günter Grass werden nach der von Volker Neuhaus herausgegebenen Werkausgabe in zwanzig Bänden von 2007 zitiert. Die erste Nennung erfolgt jeweils mit vollständigen Angaben, auch mit den vollständigen Titeln der Reden und Essays. Weitere Anführungen richten sich nach den oben genannten Siglen.
Das wird nicht aufhören, gegenwärtig zu bleiben; unsere Schande wird sich weder verdrängen noch bewältigen lassen […] Auschwitz wird, obgleich umdrängt von erklärenden Wörtern, nie zu begreifen sein. Soviel Zeit seit- dem vergangen ist, bei aller Beflissenheit einiger Historiker, Vergleichbares herbeizuzitieren, um einer, wie man sagt, unglücklichen Phase deutscher Geschichte historischen Stellenwert zu unterschieben, was immer auch ein- gestanden, beklagt, sonstwie aus Schuldbewußtsein gesagt wird […], das Ungeheure, auf den Namen Auschwitz gebracht, ist, weil eben nicht ver- gleichbar, weil durch nichts historisch zu unterfüttern, weil keinem Schuld- geständnis zugänglich, unfaßbar geblieben und dergestalt zur Zäsur gewor- den, daß es naheliegt, die Menschheitsgeschichte und unseren Begriff von menschlicher Existenz mit Ereignissen zu datieren, die vor und nach Auschwitz geschehen sind.[1]
Dieser Auszug entstammt einer Rede des Schriftstellers Günter Grass, die den Titel Schreiben nach Auschwitz trägt. Er setzt sich darin mit der deutschen Schuld an der nationalsozialistischen ‘Endlösung’ der NS-Zeit auseinander und folgert, dass sich die historische Schuld der Deutschen durch einen ge- genwärtigen Charakter auszeichne sowie dass die Verdrängung oder Bewäl- tigung der aus dem Verbrechen resultierenden Schande ausgeschlossen sei. An dieser Stelle kann und soll diese Aussage in ihrer Komplexität keinesfalls vollständig erschlossen werden, sondern zunächst ein erster Eindruck von der Haltung des Autors vermittelt werden. Die Quintessenz der Rede wird innerhalb der Arbeit differenziert und im Fazit erneut thematisiert.
Die immanente Kritik in Grass’ Rede muss im Kontext des sogenannten ‘His- torikerstreits’[2] von 1986 betrachtet werden. Im Fokus der Mediendebatte um
den zukünftigen „gesellschaftspolitischen und historiographischen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit“[3] stand die Frage nach der Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung. Vorausgegan- gen waren der Kontroverse politische Bestrebungen[4] der Regierung, künftig eine Geschichtspolitik zu betreiben, die im Umgang mit der deutschen NS- Vergangenheit einen „neuen identitätsstiftenden Konsens ohne besondere Betonung des nationalsozialistischen Verbrechen ermöglichen sollte“[5]. Kon- servative Historiker wie Michael Stürmer, Ernst Nolte und Andreas Hillgru- ber plädierten für das von der Regierung angestrebte identitätsstiftende Ge- schichtsbild.[6]
Anlass der Debatte war der am 6. Juni 1986 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienene Artikel Vergangenheit, die nicht vergehen will. Eine Rede, die geschrieben, aber nicht gehalten werden konnte[7] des Berliner Historikers Ernst Nolte. Darin stellt Nolte die These von einem „kausale[n] Nexus“[8] zwischen dem sowjetischen Straflager-System ’GULag’ und dem nationalsozialisti- schen Judenmord in den Konzentrationslagern auf und folgert, dass der GU-
Lag „ursprünglicher“[9] sei als Auschwitz. Nachdruck verleiht er seiner Auf- fassung durch die Behauptung, dass „der ‚Klassenmord’ der Bolschewiki das logische und faktische Prius des ‚Rassenmords’ der Nationalsozialisten“[10] gewesen sei. Weiter konstatiert Nolte, dass „all dasjenige, was die National- sozialisten später taten, mit alleiniger Ausnahme des technischen Vorgangs der Vergasung, in einer umfangreichen Literatur der frühen zwanziger Jahre bereits beschrieben war“[11]. Seine Einordnung des Holocaust „in eine interna- tionale Abfolge von Genoziden“[12] verharmlost das NS-Verbrechen zu einer Reaktion auf vorangegangene Gewalttaten und beraubt es um seine bis da- hin nicht infrage gestellte Singularität.
Die Kontroverse wurde am 11. Juli des gleichen Jahres mit einem in der Zeit erschienen Artikel des Frankfurter Philosophen Jürgen Habermas eröffnet. In Eine Art Schadensabwicklung. Die apologetischen Tendenzen in der deutschen Zeit- geschichtsschreibung bezieht er Stellung zu Noltes These sowie zu den seit An- fang der 1980er Jahre thematisch verwandten Veröffentlichungen der oben genannten Historiker. Für Jürgen Habermas, Hans Mommsen, Heinrich Au- gust Winkler sowie weitere Unterstützer kam die Forderung nach Historisie- rung der Vergangenheit einer Relativierung des NS-Verbrechens gleich:
„Auschwitz schrumpft auf das Format einer technischen Innovation und er- klärt sich aus der ‚asiatischen’ Bedrohung durch einen Feind [den Bolsche- wismus], der immer noch vor unseren Toren steht.“[13] Es sei nicht möglich,
„die Gegenwart aus Scheinwerfern beliebig rekonstruierter Vorgeschichten an[zu]strahlen und aus diesen Optionen ein besonders geeignetes Ge-
schichtsbild aus[zu]wählen“[14], konstatiert Habermas und plädiert für ein pluralistisches Geschichtsbild als Identifikationspotential.[15]
Nach einem analogen Muster verlief auch die medial geführte Walser-Bubis- Debatte der 1998er/99er-Jahre, die den Charakter der öffentlichen Erinne- rung an die NS-Zeit problematisierte. Auslöser einer „der heftigsten Debat- ten um den Umgang mit der NS-Vergangenheit“[16] war die von Martin Wal- ser gehaltene Dankesrede Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede an- lässlich seiner Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buch- handels in der Frankfurter Paulskirche. In seinem Vortrag beklagt Walser vor großem Publikum die Ritualisierung des öffentlichen Gedenkens und spricht sich dafür aus, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus aus dem kollektiven in das individuelle Gewissen zu verlagern:
Mit seinem Gewissen ist jeder allein. Öffentliche Gewissensakte sind deshalb in der Gefahr, symbolisch zu werden. Und nichts ist dem Gewissen fremder als Symbolik, wie gut sie auch gemeint sei. Diese „durchgängige Zurückge- zogenheit in sich selbst“ ist nicht repräsentierbar. Sie muß „innerliche Ein- samkeit“ bleiben.[17]
Den im „grausamen Erinnerungsdienst“[18] tätigen Intellektuellen unterstellt Walser, dass sie „die Seite der Beschuldigten“[19] verlassen und zu den Opfern wechseln wollen. Unabhängig davon erkenne er in der „Dauerpräsentation unserer Schande“[20] lediglich die „Instrumentalisierung“[21] von Auschwitz zur
„Drohroutine“[22] und zum „Einschüchterungsmittel“[23], das bei ihm persön- lich zu kontinuierlichem Wegzuschauen führe.
Im Gegensatz zu den vielen positiven Reaktionen aus der Bevölkerung machte Ignatz Bubis, ehemaliger Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Martin Walser auf dessen öffentliche Forderung, einen Schluss- strich unter die NS-Vergangenheit zu setzen, den Vorwurf der „geistige[n] Brandstiftung“[24].
Die Kontroversen weisen signifikante Gemeinsamkeiten auf, die ich zu fol- genden für meine Arbeit gültigen Thesen entwickelt habe:
1. Beide Debatten bewirkten eine Wahrnehmung in der Öffentlich- keit, da sie in den Feuilletons der großen Zeitungen geführt wur- den. Dieses Faktum ermöglicht es, eine allgemeingültige Aussage über das Erinnerungsklima in Deutschland zu treffen. Dass im Fall von Walser die Mehrheit seiner Rede Zustimmung leistete, zeigt zum einen, dass der Großteil der Deutschen die Gegenwärtigkeit der NS-Vergangenheit als unangenehm empfand. Zum anderen verdeutlichen beide Kontroversen, dass über die Art und Weise des erinnernden Umgangs mit der NS-Vergangenheit offensicht- lich Disharmonie herrschte. Das führt mich zu der These, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit nach 1945 nicht regulär verlaufen ist.
2. Primär geht es in den Debatten um die Forderung nach einem normalisierten Umgang mit der deutschen NS-Vergangenheit. An dieser Stelle stellt sich die Frage nach dem Warum. Vermutlich re- sultiert die Forderung daraus, dass die Deutschen nicht unbeteiligt
am NS-Verbrechen, dem Holocaust, waren. Die Tatsache des Ver- schuldens wäre als der entscheidende Faktor in diesem Kontext denkbar. Die öffentlichen Debatten offenbaren eine Diskrepanz: Indem die Deutschen gegen die Vergegenwärtigung der NS- Vergangenheit und ihrer Schuld rebellierten, zeigt sich, dass nach Kriegsende keine überzeugende Auseinandersetzung erfolgt ist. Andernfalls hätten sie keinen Grund, die Thematisierung der NS- Vergangenheit abzuwehren. Daraus ließe sich die Forderung nach einem Schlussstrich und einem neuen identitätsstiftenden Ge- schichtsbild erklären. Das führt mich zu der These, dass die schuldhafte NS-Vergangenheit eine deutliche Zäsur in der Identi- tät der Deutschen hinterlassen haben muss. Die Unbegreiflichkeit dieses Bruches könnte Motiv für das Streben nach einem normali- sierten, die NS-Verbrechen aussparenden Umgang sein.
3. Indem Nolte die Einzigartigkeit des Holocaust in Frage stellt und Walser die Präsens der Vergangenheit beklagt, werden National- sozialismus und nationalsozialistische ‘Endlösung’ verharmlost. Beide Kontroversen zeugen von einer Affinität zum rechtsradika- len Gedankengut nach 1945. Vor dem Hintergrund der Annahme, dass die Perspektiven von Nolte und Walser durch die Last der historischen Schuld und die fehlende Auseinandersetzung geprägt sind, müsste der Rechtsradikalismus als ein Produkt dieser kom- plexen Entwicklungen betrachtet werden.
Warum habe ich mich im Kontext dieser zwei wegweisenden Debatten der Nachkriegsgeschichte für die Person Günter Grass entschieden? Mit Bezug auf das eingangs gestellte Zitat über die Bedeutung von Auschwitz, erweist sich Grass offensichtlich als Gegner einer Historisierung der NS- Vergangenheit. Die Beschäftigung mit seiner Persönlichkeit und seinen Wer- ken scheint prädestiniert, um einen Eindruck über ein gegenteiliges Konzept
im Umgang mit dem Nationalsozialismus zu gewinnen. Grass als einer der
„national repräsentativen“[25] Schriftsteller der Nachkriegszeit, gilt als beson- ders aufmerksamer und „kritischer Beobachter deutscher Verhältnisse“[26]. Die Verbrechen des eigenen Volkes, der Deutschen, im ‘Dritten Reich’ und im Zweiten Weltkrieg sowie ihre Neigung zum Verdrängen dieser Vergan- genheit im nachkriegszeitlichen Biedermeier sind Ausgangspunkt und Rückbezug von Grass’ Auseinandersetzung mit Deutschland und den Deut- schen. Mit Verweis auf das anfangs gestellte Zitat wird nicht nur die zentrale Bedeutung der NS-Vergangenheit für Grass’ Selbstverständnis erkennbar, sondern auch seine Vorstellung vom Wirken des Nationalsozialismus in die Gegenwart und Zukunft hinein. Indem er von „unserer Schande“ (XVI, 240) und von „menschlicher Existenz“ (XVI, 241) spricht, zeigt sich außerdem, dass er seine subjektiven Empfindungen für alle Deutschen absolut setzt. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, dass die Vergangenheit auch für ihn den Charakter des Unvergänglichen hat, jedoch auf andere Weise als für Ernst Nolte[27]. Mit Verweis auf den Titel der Arbeit gilt es zu untersuchen, aus wel- chen Gründen die NS-Vergangenheit für Günter Grass nicht vergehen zu wollen scheint. In diesem Kontext wäre es interessant zu analysieren, wo- durch Grass’ Verhältnis zur NS-Vergangenheit explizit geprägt ist, aus wel- chen Gründen und auf welche Weise er sie zum Gegenstand seiner literari- schen und politischen Texte macht und weshalb man den Eindruck be- kommt, als könne oder wolle er sich nicht von dieser Zeit lösen. Aus diesen Überlegungen entwickelte sich schließlich folgende zentrale Frage, der ich im Kontext dieser Arbeit nachgehen möchte: Welche konkreten Motive veran- lassen Günter Grass dazu, sich fortwährend mit der NS-Vergangenheit zu beschäftigen?
Um die Bedeutung der Fragestellung sowie relevante Forschungsansätze und Literatur herauszustellen, kann auf ein Kapitel zur Grass-Forschung nicht verzichtet werden. Auf die hier angesprochenen Leistungen wird dort, wo es hinsichtlich der Erörterung meiner Frage sinnvoll erscheint, Bezug ge- nommen. Aufgrund der Tatsache, dass die Arbeit auf Werken sowie Essays und Reden von Grass basiert, werde ich die Auswahl der Texte in einer Überblicksdarstellung erläutern. In der Arbeit wird auf ergänzende Inhalts- erläuterungen zu den Büchern weitgehend verzichtet, weshalb das Kapitel gleichermaßen als Informationsgrundlage dienen wird. Daran anschließend steige ich in die Analyse des Verhältnisses von Grass zur NS-Vergangenheit ein. Konkret wird in diesem Abschnitt die Relevanz der NS-Zeit für Grass erörtert. Weiterhin werde ich an Grass’ Werken sein kreatives Konzept, die Vergegenwärtigung der NS-Vergangenheit, herausarbeiten. Vor dem Hin- tergrund der neu erworbenen Erkenntnisse über das Selbstverständnis des Autors, folgt die konkrete Analyse hinsichtlich der als zentral herausgestell- ten Aspekte in seiner Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit. Der erste Teil[28] der Überschrift des 5. Kapitels verweist auf ein bereits erwähntes Charakteristikum in Grass’ Beschäftigung mit der NS-Zeit: Er begreift sein subjektives Verständnis vom ‘Dritten Reich’ als allgemeingültig für die Deut- schen, oder, eingeschränkt formuliert, für seine Generation. In diesem Ab- schnitt habe ich zwei Themenkomplexe als zentral definiert: Die Unfähigkeit der Deutschen zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit sowie das Nachwirken der NS-Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft hinein. Es folgen differenzierte Analysen aus geschichtlicher Perspektive zur histori- schen Schuld der Deutschen und zur Aufarbeitung in den Nachkriegsjahren sowie aus zeitgeschichtlicher Sicht zur Wiederholung von bereits gelebten Strukturen und Mustern in der gesellschaftlichen Verhaltensweise.
Die Beschäftigung mit der NS-Zeit setzt den Bezug auf die Entwicklungen zwischen 1939 und 1990 voraus. In diesem Kontext verweise ich allerdings
darauf, dass die Themen- und Argumentationsschwerpunkte dieser Arbeit durch die subjektive Perspektive des Autors Grass festgelegt sind. Seine Bio- grafie bildet die geschichtliche Basis, die Bezugnahme auf die Historiografie erfolgt, wo auf explizite Anmerkungen nicht verzichtet werden kann. Dies gilt speziell für die Kapitelabschnitte 5.1.1 und 5.2.1.
Der folgende Überblick ist angesichts des enormen Spektrums an For- schungsarbeiten stark reduziert worden; lediglich Veröffentlichungen zur Geschichte[29] und Zeitgeschichte[30] in Einzelwerken oder dem Œuvre des Au- tors werden einbezogen. Auch in diesem Kontext ist hinsichtlich der vielen Publikationen, vor allem zur Blechtrommel, eine Eingrenzung auf die reprä- sentativen Abhandlungen und ihre relevanten Quintessenzen erfolgt.
Hanspeter Brode veröffentlicht 1977 den Versuch einer Deutung der ‘Blech- trommel‘ und der ‘Danziger Trilogie‘ [31]. Sein Werk zählt als eine der ersten Ar- beiten, die den Geschichtsgehalt in der Blechtrommel detailliert thematisieren. Brodes Publikation basiert auf folgender These: „‘Die Blechtrommel‘ ist ge- schrieben gegen die weitverbreitete Tendenz, die Nazi-Epoche zu verdrän- gen und mittels eines kollektiven Schuldleugnungsprozesses aus dem priva- ten und öffentlichen Gedächtnis zu streichen.“[32] Seine Analyse zum Verhält- nis von Kleinbürgertum und Nationalsozialismus am Beispiel Alfred Matzerath sowie seine Ausführungen zu den nachkriegszeitlichen Bestre- bungen zur Historisierung und Verdrängung der Vergangenheit sind für die von mir angestrebte Untersuchung essenziell.
Zwei Werke von Volker Neuhaus eignen sich sowohl als anfängliche Orien- tierungshilfen als auch für intensive Forschungen zu Grass in Verbindung mit der deutschen NS-Vergangenheit. Die 1979 veröffentlichte und 1992 als zweite, überarbeitete und erweiterte Fassung erschienene Monographie[33] analysiert das bis 1992 existierende Œuvre des Autors. Für die Geschichte in
der Blechtrommel konstatiert Neuhaus, dass sie auf zwei Ebenen ablaufe; „der abstrakten der Daten und der konkreten privaten, der Entwicklungsge- schichte Oskars und der Familiengeschichte der Matzeraths und Bronskis“[34]. Den Kleinbürgern aus der Blechtrommel fehle es jedoch an der Fähigkeit, die- sen „Zusammenhang zwischen privater und allgemeiner Geschichte“[35] zu begreifen und infolgedessen ihre persönliche Rolle in diesem Gefüge zu er- mitteln. Die Neigung der Menschen zur Verdrängung der NS-Vergangenheit in der Nachkriegszeit wertet Neuhaus als Motiv für den Blechtrommler Os- kar, sich
ganz in den Dienst der Beschwörung der Vergangenheit zu stellen und diese Vergangenheit in der „Kunst des Zurücktrommelns“ zu vergegenwärtigen, damit sie nicht „Historie“ wird, damit damaliges Versagen und aktuelle Ge- fahren auch bewußt und gegenwärtig bleiben[36].
Die Intention des Trommelns stellt Neuhaus in analoger Weise für die soge- nannte Wunderbrille fest, die die verborgene Vergangenheit in der Gegen- wart bloßlege und die Gegenwart „als bloße Reprise der Vergangenheit“[37] enttarne. Das zweite Werk von Neuhaus wird an fortgeschrittener Stelle die- ses Abschnitts angeführt.
John Reddick[38], der den Zusammenhang der Danziger Trilogie auf den „Zeit- Ort-Faktor“[39] der drei Werke begründet hat, benennt neben Tod, Zerstörung und Verfolgung die Schuld als das wesentliche Thema der frühen Prosa von Grass.[40]
Ausgehend von der Danziger Trilogie konstatiert Gertrude Cepl-Kaufmann dem Autor in ihrer Analyse des Gesamtwerkes unter dem Aspekt von Literatur
und Politik[41] einen ausgeprägten Rückbezug auf die Vergangenheit. Das „Mo- tiv des existenzbestimmenden Vergangenheitsbezugs“[42] habe die „Redukti- on der politischen Argumentation auf die eigene erlebte Vergangenheit“[43] zur Folge und sei Schnittpunkt des politischen und literarischen Werks von Grass. Das ‘Dritte Reich’ betrachte Grass als essenzielle „Erfahrungsquelle“[44], die er „aus der privaten Sphäre“[45] herauslöse und als „kollektive Erfah- rung“[46] interpretiere. Im Fokus der Nazismuskritik von Grass stehe laut Cepl-Kaufmann nicht das Kleinbürgertum, sondern die Verschuldung des Einzelnen durch seine Unterstützung des Nationalsozialismus; der „Prototyp des Nazis als des kleinen Mitläufers“[47], dem das politische Bewusstsein so- wie die „moralischen Kategorien“[48] fehlen.[49] Diese bezeichnet sie als wichtige Kriterien für Grass in der Beurteilung politischer Vergangenheit und Ge- genwart.[50] Das Schuldmotiv ist von Cepl-Kaufmann in diesem Kontext be- reits explizit analysiert.
Frank-Raymund Richter[51] legt mit Die Vergangenheitsbewältigung in der Dan- zig-Trilogie 1979 eine vergleichende Analyse der drei Werke vor. Richter un- tersucht die Gesellschaftsgruppen, die in der Blechtrommel, in Katz und Maus und in Hundejahre als Motive für das Aufkommen und die Ausbreitung des Nationalsozialismus von Grass angeführt werden. Insbesondere studiert Richter die Verbindung des Kleinbürgertums zur Politik und konstatiert, dass sich für Grass die Schuld des Kleinbürgertums „in der Verdrängung der
Brutalität des von ihm geduldeten Regimes durch eine ‚Aura des Miefs’“[52] begründe. Richter bewertet kritisch, dass der in der Blechtrommel eindrucks- voll dargestellte „Bewußtseinsstand des Kleinbürgertums […] und dessen Affinität zum Nationalsozialismus“[53] in Hundejahre nicht weiter ausgeführt, sondern lediglich als politische Folge der Ideologie der kleinbürgerlichen Schicht behandelt werde:
In diesem entscheidenden Punkt versagen […] die Hundejahre, die die objek- tive Funktion der kleinbürgerlichen Irrationalität in der faschistischen Perio- de der deutschen Geschichte nicht zu klären in der Lage sind, da die gesell- schaftlichen Kräfte, die die ideologische Schwäche des Kleinbürgertums zu ihren Gunsten nutzten, das Großbürgertum, an keiner Stelle genügend re- flektiert werden.[54]
Heinrich Vormwegs 1986 veröffentlichtes Werk[55] setzt die Biografie und das schriftstellerisches Werk des Autors in Beziehung zueinander und themati- siert speziell das Verhältnis von Grass zur NS-Zeit.
Marcus Vinicius Mazzaris Doktorarbeit[56] von 1994 basiert auf einer intensi- ven Analyse der Danziger Trilogie. Mazzari konstatiert in seiner Studie, dass sich Grass’ Werk gegen eine Dämonisierung des Nationalsozialismus richte. Der Fokus liegt, wie bei Vormweg, auf dem Schriftsteller und politisch inte- ressierten Bürger Günter Grass sowie auf der intentionalen Motivation seiner Literatur.
Dieter Stolz’ 1994 veröffentlichte Dissertation[57] analysiert anhand von Mo- tivkomplexen den Zusammenhang des Grassschen Œuvres von 1956 bis
1986. Für Oskars Sprachspiele im Blechtrommel -Kapitel Glaube – Hoffnung – Liebe konstatiert Stolz, dass sie zugleich eine Sprachkritik und eine Ideolo- giekritik enthalten, die sich primär gegen das „erlösungshungrige, jederzeit verführbare Volk“[58] richten.[59] Demnach wende sich der Vorwurf ebenso an die Gesellschaft und ihre Neigung, dass aus
jedem Ende […] sofort ein hoffnungsvoll stimmender Neuanfang gemacht [wird], indem die selbstgefälligen Mitläufer einfach einen Schlußstrich unter ihre möglichst schnell zu verdrängende Vergangenheit ziehen [und] die nicht existente Stunde Null ausrufen[60].
1997 erscheint mit Schreiben gegen die verstreichende Zeit[61] Volker Neuhaus’ Beitrag über das Leben und Werk von Günter Grass. In übersichtlicher und chronologischer Darstellung arbeitet Neuhaus die Verbundenheit des Autors zur Zeit des Nationalsozialismus heraus.
Volker Neuhaus ist der Doktorvater von Sabine Moser, die in den Jahren 2000 und 2002 zwei relevante Werke veröffentlicht. Zum einen handelt es sich um eine Einführung in die Romane und Erzählungen[62] von Grass, die sich
„nicht an den versierten Forscher“[63] richtet, sondern als „Leitfaden durch den Kosmos“ des Günter Grass’ dienen soll. Moser ermittelt Konstanten im Werkzusammenhang und in der literarischen Weiterentwicklung. Ausge- nommen von Mein Jahrhundert bezieht sie das gesamte Prosawerk des Autors in ihre Analyse mit ein. Für meine angestrebte Untersuchung von besonderer Bedeutung sind Mosers Ausführungen zur „Konfrontation mit deutscher Vergangenheit“[64] im Grassschen Werk von 1959 bis 1972 und zur Schuld- thematik. In ihrer Dissertation über Die deutsche Frage bei Günter Grass[65]
knüpft sie vertiefend daran an und bezeichnet das Schuldmotiv für Grass als
„[p]oetologische und weltanschauliche Prämisse“[66]. Die „moralische Veran- kerung“[67] von Grass’ schriftstellerischem Werk basiere laut Moser auf der Auseinandersetzung mit Deutschland. Vor dem Hintergrund, dass die Ar- gumentationsweise des Autors durch den von Cepl-Kaufmann konstatierten historischen Rückbezug geprägt sei, betont Moser, dass Grass’ Haltung zur deutschen Einheitsfrage ausschließlich unter Berücksichtigung seiner Ausei- nandersetzung mit der NS-Vergangenheit analysiert werden könne.[68]
2002 veröffentlicht Klaus von Schilling mit Artistisches Erzählen in Günter Grass’ ‚Danziger Trilogie’ [69] eine Analyse der Schuldmotoren in der Blechtrom- mel, Katz und Maus und Hundejahre. Für die Werke der Nachkriegsliteratur stellt von Schilling Analogien fest, unter anderem, dass sie
dem politisch-kulturellen Diskurs der Vergangenheitsbewältigung an[gehören], der ausdrücklich den Zivilisationsbruch des Dritten Reiches und den Riss, den der Holocaust bedeutet hat, zu seinem Thema macht und die Frage, wie danach denn – mit der Schuld also – zu leben sei, zur alles entscheidenden erhebt[70].
In der Danziger Trilogie und Thomas Manns Doktor Faustus komme zum Ausdruck, dass „eine vertretbare Identität im Nachkriegsdeutschland nicht verfügbar [sei], und zwar wegen des Bruchs und der misslingenden Vergan- genheitsbewältigung“[71].
Einen Einblick in Leben und Werk des Schriftstellers in Verbindung mit der (Zeit-) Geschichte gewährt Harro Zimmermanns[72] 2006[73] veröffentlichte
Chronik eines Verhältnisses. In der Dokumentation stellt Zimmermann unter Bezugnahme zahlreicher Rezensionen das „konfliktreiche öffentliche Ver- hältnis zwischen den Deutschen und Günter Grass“[74] dar. Im Zeitraum von 1955 bis 2009 wird der Werk- und Wirkungsaspekt des Schriftstellers im Kontext der Zeit-, Kultur- und Literaturgeschichte herausgearbeitet. Die Kontroversen zur Vergangenheitsbewältigung thematisiert Zimmermann ebenso wie das von Sabine Moser aufgezeigte Verhältnis zwischen der NS- Vergangenheit und der deutschen Einheitsfrage.
Der Überblick vermittelt den Eindruck, dass in der Forschung bereits eine intensive Beschäftigung hinsichtlich Günter Grass’ Verbindung zum Natio- nalsozialismus erfolgt ist. Die relevanten Aspekte wurden herausgearbeitet; der kontinuierliche Rückbezug auf die NS-Vergangenheit als Schnittpunkt des literarischen Œuvres und der politischen Arbeit; die schriftstellerische Intention einer Entdämonisierung des Nationalsozialismus und Vergegen- wärtigung der NS-Vergangenheit; Schuld und Schuldverdrängung als zent- rale Motive in Grass’ Auseinandersetzung. Die Analysen wurden in der Mehrzahl an Einzelwerken[75] vorgenommen und offenbaren ein Defizit hin- sichtlich Studien im Kontext des Gesamtwerkes. Auch die vorliegende Un- tersuchung wird diesem Mangel nicht entgegenarbeiten, sich aber zumindest auf eine größere Anzahl von einzelnen Werken beziehen. Obgleich es reiz- voll erscheint, Günter Grass und sein Werk im Wirkungszusammenhang der wegweisenden Debatten zur NS-Vergangenheit zu untersuchen, fällt die ge- ringe Anzahl an Forschungsarbeiten[76] zu dieser Thematik auf. Darüber hin- aus hat Grass’ Beim Häuten der Zwiebel bislang kaum Eingang in die For- schung gefunden.
„So versteht es die Literatur, das Unterfutter der Geschichte zu entblößen.“[77] Mit dieser Aussage bestätigt Grass, dass sich seine Texte als Primärquelle für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit eignen. Ob- gleich Grass die Ansicht vertritt, er schreibe keine politische Literatur,[78] ist die Analogie zwischen seiner Arbeit als Schriftsteller und seiner Tätigkeit als politisch engagierter Bürger unübersehbar; die Auseinandersetzung mit Deutschland und den Deutschen. Ausgewählte Werke und politische Vor- träge bilden die Basis meiner Arbeit und werden im Folgenden vorgestellt.
Grass’ Äußerungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen geben Aufschluss über sein „Selbstverständnis als Deutscher“[79]. Folgende Texte sind inhaltlich von zentraler Bedeutung und werden verstärkt Erwähnung finden:[80]
- Geschenkte Freiheit; Rede zum 8. Mai 1945 in der Akademie der Künste Berlin,
- Kurze Rede eines vaterlandslosen Gesellen von 1990 in der Evangelischen Akademie in Tutzing,
- Schreiben nach Auschwitz von 1990; Rede auf der Frankfurter Poetik- Vorlesung,
- Die Wiedervereinigung als andauernde Aufgabe von 2002; Rede anlässlich eines Symposiums über die Wiedervereinigung in Seoul.
Die vier Bände aus der Werkausgabe des Steidl-Verlags umfassen die Jahre von 1955 bis 2007 und werden speziell in Abschnitt 5.2.1 in großem Umfang Berücksichtigung finden.
Daneben dienen fünf Werke aus Grass’ literarischem Œuvre als Quellen- grundlage, die den Zeitraum von 1959 bis 2006 umfassen. Dabei handelt es sich um die Danziger Trilogie – Blechtrommel (1959), Katz und Maus (1961), Hundejahre (1963) –, Im Krebsgang (2002) und Beim Häuten der Zwiebel (2006) . Die Auswahl lässt sich anhand von drei Faktoren begründen:
1. Nicht nur Beim Häuten der Zwiebel, sondern auch die anderen vier Werke tragen autobiografische Züge. Ohne leichtfertig die Erzäh- ler der Bücher mit Günter Grass gleichzusetzen, sind biografische Elemente des Autors in den Werken unverkennbar. Diese Authen- tizität stellt den Wirklichkeitsbezug der Bücher zur Geschichte her.
2. Es existiert ein Nexus in der Darstellung. Nicht nur Grass’ Heimat- stadt Danzig kehrt als Schauplatz wieder, auch die Figuren durch- laufen die einzelnen Erzählungen, von der Danziger Trilogie bis zum Krebsgang. Beim Häuten der Zwiebel kann als Reflexion des lite- rarischen Gesamtwerkes bezeichnet werden. Als Beispiel sei an dieser Stelle Tulla Pokriefke erwähnt, die in vier Werken eine Rolle spielt (Katz und Maus, Hundejahre, Im Krebsgang, Beim Häuten der Zwiebel).
3. Dritter und womöglich wichtigster Faktor ist in diesem Zusam- menhang der thematische Gehalt. In allen fünf Werken findet die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit statt; die deutsche Schuld[81]
am NS-Verbrechen und der erinnernde Umgang an die Vergan- genheit sind die zentralen Motive.
Um die Verstehensbasis für den weiteren Verlauf der Arbeit zu gewährleis- ten, wird im folgenden Abschnitt eine kurze Einführung in die fünf Werke gegeben. Es kann und soll eine inhaltliche und interpretatorische Darstellung nicht ersetzen.
Die Wortbildung Danziger Trilogie stammt vom britischen Germanisten John Reddick[82]. Der Komplex umfasst drei Werke, die Grass „als Abrechnung mit einem Stück deutscher Geschichte verstanden wissen“[83] möchte:
In meinen drei Prosawerken – „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und
„Hundejahre“ – war ich bemüht, die Wirklichkeit einer ganzen Epoche, mit ihren Widersprüchen und Absurditäten in ihrer kleinbürgerlichen Enge und mit ihrem überdimensionalen Verbrechen, in literarischer Form darzustel- len.[84]
Heinrich Vormweg bezeichnet die Danziger Trilogie als „ein allen Konventio- nen der fünfziger und frühen sechziger Jahre widersprechendes, riesiges Er- zählwerk […], Produkt eines Zusammenpralls von Erzählkunst und Ge- schichte“[85]. Im Zentrum der drei Bücher, vor allem in Blechtrommel und in Hundejahre, steht das Kleinbürgertum. Grass, der diesem Milieu gleicherma- ßen entstammt, gibt Einblicke in die bis dahin wenig bekannte Lebenswelt der kleinbürgerlichen Schicht. Intentional richten sich die drei Werke gegen
die „selbstgefällige Negation von Verantwortung“[86], die sich konkret durch das Verdrängen der Schuld und den Verzicht auf die Frage nach persönli- cher Verstrickung ausdrückt.
In der Blechtrommel verarbeitet Grass seine Kindheit und Jugend in Danzig zur Zeit der Weimarer Republik, des ‘Dritten Reiches’ und Zweiten Welt- krieges sowie in den Nachkriegsjahren. Der Roman ist der erste, möglicher- weise „wichtigste deutsche Nachkriegsroman“[87], der in 24 Sprachen über- setzt wurde und eine Gesamtauflage von über drei Millionen Exemplaren erreichte.[88] Den Rahmen der Handlung bildet die fiktive Autobiografie des Blechtrommlers Oskar Matzerath, ein „Grassscher Künstler par excellence“[89] und „Sprachrohr“[90] des kleinen Mittelstandes. Als ewig Dreijähriger ist es Oskar möglich, aus der Perspektive des Kindes und des Außenseiters die Beteiligung der deutschen Bevölkerung am NS-Verbrechen zu enttarnen. Diese Fähigkeit lässt ihn zum „Zeitzeugen des historischen Geschehens“[91] werden. Für Harro Zimmermann konnte es niemandem sonst als der „vor grotesk-ironischem Widerstand berstende[n] Erzählfigur namens Oskar Matzerath“[92] gelingen, „einer großen Leserschaft das menschliche Desaster des Dritten Reiches und der Judenausrottung als Inbegriff ‚eigener’ deut- scher Schuldverstrickung und deshalb als ein jeder Vereinnahmung entzo- genes Bedeutungsspiel vor Augen zu stellen“[93]. Die heftigen Auseinander- setzungen, die nach der Veröffentlichung des Romans und als Reaktion auf den werkimmanenten Schulddiskurs folgten, zeugen vom Klima der Bun- desrepublik Ende der 1950er Jahre.[94]
[...]
[1] „Schreiben nach Auschwitz“. In: GRASS, Günter (2007): Werkausgabe in zwanzig Bänden. Hrsg. von Volker Neuhaus u.a. Steidl: Göttingen. Band XVI: Essays und Reden III. 1980- 1997. S. 240-241. [Im Folgenden alle Zitate und Verweise in runden Klammern im Text mit römischen Bandnummern und arabischen Seitenzahlen. Die Bände sind im Literaturver- zeichnis einzeln aufgeführt.]
[2] Der Begriff wurde durch den Journalisten Hermann Rudolph geprägt, nachdem dieser Ende des Jahres 1986 ein erstes Fazit über die Debatte gezogen hatte. (Vgl.: KAILITZ, Steffen
(Hrsg.) (2008): Die Gegenwart der Vergangenheit. Der „Historikerstreit“ und die deutsche Ge- schichtspolitik. Wiesbaden: VS Verlag. S. 7). Wie der Begriff irrtümlich vermuten lässt, wurde der Streit nicht ausschließlich zwischen Historikern ausgetragen, sondern es beteiligten sich auch Intellektuelle und Publizisten daran.
[3] FISCHER, Torben & LORENZ Matthias N. (Hgg.) (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbewälti- gung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Biele- feld: transcript. S. 238.
[4] Dies betrifft den Besuch von Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan auf dem deut- schen Soldatenfriedhof im rheinland-pfälzischen Bitburg zum 40. Jahrestag des Kriegsendes 1985, auf dem neben Wehrmachtssoldaten auch Angehörige der Waffen-SS begraben lagen. Der Besuch sollte „ein Zeichen für die deutsch-amerikanische Freundschaft und die Stabili- tät des transatlantischen Bündnisses setzen“ (FISCHER (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbe- wältigung“ in Deutschland. S. 227), entfachte aber eine öffentliche Debatte, die zentrale Streit- aspekte des Historikerstreits vorweg nimmt. Auch Vorschläge zur Einrichtung von Ge- schichtsmuseen in Berlin und Bonn sowie die Frankfurter Römergespräche müssen als ent- scheidende Motive gewertet werden. (Vgl.: KAILITZ (2008): Die Gegenwart der Vergangenheit. S. 7f.)
[5] FISCHER (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. S. 239.
[6] Vgl.: FISCHER (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. S. 239.
[7] Nolte hätte die Rede auf den Frankfurter Römerberg-Gesprächen halten sollen, behauptete aber, ihm wäre dies untersagt worden.
[8] NOLTE, Ernst: „Vergangenheit, die nicht vergehen will. Eine Rede, die geschrieben, aber nicht gehalten werden konnte“. In: „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung. München, Zürich 1987: Piper. S. 46.
[9] NOLTE: „Vergangenheit, die nicht vergehen will“. S. 45.
[10] Ebd.
[11] Ebd.
[12] FISCHER (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. S. 238.
[13] HABERMAS, Jürgen: „Eine Art Schadensabwicklung. Die apologetischen Tendenzen in der deutschen Zeitgeschichtsschreibung“. In: „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung. München, Zürich 1987: Piper. S. 71.
[14] HABERMAS: „Eine Art Schadensabwicklung“. S. 74.
[15] Vgl.: HABERMAS: „Eine Art Schadensabwicklung“. S. 72ff.
[16] FISCHER (2009): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. S. 299.
[17] SCHIRRMACHER, Frank (Hrsg.) (1999): Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation. Frank- furt am Main: Suhrkamp. S. 14.
[18] Ebd. S. 11.
[19] Ebd.
[20] Ebd. S. 12.
[21] Ebd.
[22] RATHGEB, Eberhard (2005): Deutschland kontrovers. Debatten 1945 bis 2005. Bonn: Bundes- zentrale für politische Bildung. S. 407.
[23] Ebd.
[24] SCHIRRMACHER (1999): Die Walser-Bubis-Debatte. S. 34.
[25] ZIMMERMANN, Harro (2010): Günter Grass unter den Deutschen. Chronik eines Verhältnisses. Göttingen: Steidl. S. 680.
[26] MOSER, Sabine (2002): „Dieses Volk, unter dem es zu leiden galt“: die deutsche Frage bei Günter Grass. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang. S. 17.
[27] Walser ist an dieser Stelle von einem Vergleich ausgenommen: Wie Grass thematisiert er die NS-Vergangenheit in seinen literarischen Texten.
[28] Das ‘Dritte Reich’ und die Deutschen
[29] Epoche seit Beginn des Zweiten Weltkrieges.
[30] Epoche ab 1945 (Nachkriegszeit).
[31] BRODE, Hanspeter (1977): Die Zeitgeschichte im erzählenden Werk von Günter Grass. Versuch einer Deutung der ‘ Blechtrommel‘ und der ‘ Danziger Trilogie‘. Frankfurt am Main, Bern: Lang.
[32] Ebd. S. 91.
[33] NEUHAUS, Volker (1979): Günter Grass. Stuttgart: Metzler.
[34] NEUHAUS (1979): Günter Grass. S. 45.
[35] Ebd.
[36] Ebd. S. 51.
[37] Ebd. S. 102.
[38] REDDICK, John: „Eine epische Trilogie des Leidens? ‚Die Blechtrommel’, ‚Katz und Maus’‚Hundejahre’“. In: ARNOLD, Heinz Ludwig (Hrsg.) (1971): Günter Grass. Text + Kritik 1/1a. 4. Auflage. München: Boorberg Verlag. S. 38-51.
[39] Ebd. S. 39.
[40] Vgl.: REDDICK: „Eine epische Trilogie des Leidens?“ S. 50.
[41] CEPL-KAUFMANN, Gertrude (1975): Günter Grass. Eine Analyse des Gesamtwerkes unter dem Aspekt von Literatur und Politik. Kronberg/Ts: Scriptor.
[42] Ebd. S. 30.
[43] Ebd. S. 15.
[44] Ebd. S. 14.
[45] Ebd. S. 15.
[46] Ebd.
[47] Ebd . S. 88.
[48] Ebd. S. 90.
[49] Vgl.: CEPL-KAUFMANN (1975): Günter Grass. S. 89f.
[50] Ebd. S. 126f.
[51] RICHTER, Frank-Raymund (1979): Günter Grass: die Vergangenheitsbewältigung in der Danzig- Trilogie. Bonn: Bouvier.
[52] RICHTER (1979): Günter Grass. S. 67.
[53] Ebd. S. 69.
[54] Ebd. S. 61.
[55] VORMWEG, Heinrich (1986): Günter Grass. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
[56] MAZZARI, Marcus Vinicius (1994): Die Danziger Trilogie von Günter Grass: Erzählen gegen die Dämonisierung deutscher Geschichte. Berlin: Papyrus-Druck GmbH.
[57] STOLZ, Dieter (1994): Vom privaten Motivkomplex zum poetischen Weltentwurf: Konstanten und Entwicklungen im literarischen Werk von Günter Grass (1956-1986). Würzburg: Königshausen und Neumann.
[58] STOLZ (1994): Vom privaten Motivkomplex zum poetischen Weltentwurf S. 272.
[59] Vgl.: STOLZ (1994): Vom privaten Motivkomplex zum poetischen Weltentwurf. S. 271f.
[60] STOLZ (1994): Vom privaten Motivkomplex zum poetischen Weltentwurf. S. 272.
[61] NEUHAUS, Volker (1997): Schreiben gegen die verstreichende Zeit. Zu Leben und Werk von Gün- ter Grass. München: Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG.
[62] MOSER, Sabine (2000): Günter Grass: Romane und Erzählungen. Berlin: Erich Schmidt.
[63] Ebd. S. 7.
[64] Ebd. S. 23.
[65] MOSER (2002): „Dieses Volk, unter dem es zu leiden galt“.
[66] Ebd. S. 35.
[67] Ebd. S. 18.
[68] Vgl.: MOSER (2002): „Dieses Volk, unter dem es zu leiden galt“. S. 18ff.
[69] VON SCHILLING, Klaus (2002): Schuldmotoren: Artistisches Erzählen in Günter Grass’ ‚Danziger Trilogie’. Bielefeld: Aisthesis-Verlag.
[70] Ebd. S. 7.
[71] Ebd. S. 12.
[72] ZIMMERMANN (2010): Günter Grass unter den Deutschen.
[73] Die erweiterte Auflage des Buches erschien 2010.
[74] ZIMMERMANN (2010): Günter Grass unter den Deutschen. S. 9.
[75] Blechtrommel bzw. Danziger Trilogie
[76] Stellvertretend sei an dieser Stelle auf Sabine Mosers Dissertation über Die deutsche Frage bei Günter Grass sowie auf die Arbeiten von ZIMMERMANN (2010) und VON SCHILLING (2002) verwiesen.
[77] „Literatur und Geschichte“. In: GRASS, Günter (2007): Werkausgabe in zwanzig Bänden. Hrsg. von Volker Neuhaus u.a. Steidl: Göttingen. Band XX: Essays und Reden IV. 1997-2007. S. 60. [Im Folgenden alle Zitate und Verweise in runden Klammern im Text mit römischen Band- nummern und arabischen Seitenzahlen. Die Bände sind im Literaturverzeichnis einzeln auf- geführt.]
[78] Vgl.: MOSER (2000): Günter Grass. S. 12.
[79] MOSER (2002): „Dieses Volk, unter dem es zu leiden galt“. S. 26.
[80] Der Literaturverweis wird bei der ersten Bezugnahme im Text erfolgen.
[81] Moser benennt die deutsche Schuld als zentrales Thema der Grassschen Werke zwischen 1959 und 1972 (Vgl.: MOSER (2000): Günter Grass. S. 23). Heinz Ludwig Arnold erweitert den Aspekt und bezeichnet die Schuld als Grundthema vom gesamten Grassschen Werk, da nicht nur in die Werke der Anfangszeit „die Schuldmotive mit hinein“ (ARNOLD, Heinz Ludwig: „Gespräch mit Günter Grass“. In: ARNOLD, Heinz Ludwig (Hrsg.) (1971): Günter Grass. Text + Kritik 1/1a. 4. Auflage. München: Boorberg Verlag. S. 11.) spielen.
[82] Für nähere Ausführungen über den Verbund der drei Werke der Danziger Trilogie sei ver- wiesen auf: REDDICK: „Eine epische Trilogie des Leidens?“.
[83] RICHTER (1979): Günter Grass. S. 17.
[84] „Nicht nur in eigener Sache“. In: GRASS, Günter (2007): Werkausgabe in zwanzig Bänden. Hrsg. von Volker Neuhaus u.a. Steidl: Göttingen. Band XIV: Essays und Reden I. 1955-1969. S. 363. [Im Folgenden alle Zitate und Verweise in runden Klammern im Text mit römischen Bandnummern und arabischen Seitenzahlen. Die Bände sind im Literaturverzeichnis einzeln aufgeführt.]
[85] VORMWEG (1986): Günter Grass. S. 78.
[86] MOSER (2000): Günter Grass. S. 26.
[87] ZIMMERMANN (2010): Günter Grass unter den Deutschen. S. 680.
[88] Vgl.: MOSER (2000): Günter Grass. S. 48.
[89] MOSER (2000): Günter Grass. S. 36.
[90] BRODE (1977): Die Zeitgeschichte im erzählenden Werk von Günter Grass. S. 39.
[91] MOSER (2000): Günter Grass. S. 40.
[92] ZIMMERMANN (2010): Günter Grass unter den Deutschen. S. 64.
[93] Ebd.
[94] Vgl.: ZIMMERMANN (2010): Günter Grass unter den Deutschen. S. 62.
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