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Fachbuch, 2011
58 Seiten
Ernst Probst
Lucrezia Borgia
Die schöne Tochter eines Papstes
Die seltene Ehre, die berühmteste Tochter eines Kardinals und späteren Papstes gewesen zu sein, gebührt Lucrezia Borgia (1480–1519). Sie war zwölf Jahre alt, als man am 11. August 1492 ihren Vater Roderic Llancol i de Borja (1431–1503) zum geistlichen Oberhaupt der katholischen Kirche wählte. Der neue Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, dessen italienischer Name Rodrigo Borgia lautete, nannte sich Papst Alexander VI. Er gilt als einer der schillerndsten Päpste und skrupelloser Machtpolitiker. Lucrezia stieg durch Heirat zur Herzogin auf. Man verleumdete sie als Femme fatale, machthungrig, über Leichen gehend und Giftmischerin. Entgegen zeitgenössischen Verleumdungen führte sie vermutlich einen soliden Lebenswandel.
Lucrezia Borgia wurde am 18. April 1480 von der damals ungefähr 38 Jahre alten Vanozza de’ Cattanei (um 1442–1518) in Rom oder in Subiaco zur Welt gebracht. Vanozza war damals die Geliebte des 49-jährigen Kardinals Rodrigo Borgia. Sie lernte Rodrigo vermutlich im Winter 1473 oder im ersten Halbjahr 1474 nach dessen Rückkehr aus Spanien kennen, wo er als Legat im Auftrag von Papst Sixtus IV. (1414–1484) politische Verhandlungen geführt hatte. Über Rodrigo hieß es, er habe schöne Frauen genauso angezogen wie ein Magnet die Eisenspäne. Die Borgia gehörten einem spanischen Adelsgeschlecht aus Xàtivia bei Valencia in Ostspanien an.
Als Familiennamen der Mutter von Lucrezia findet man in der Literatur die Schreibweisen Cattanei, Catanei, Cataneis, Cathaneis und dei Cattanei. Der Vorname der Mutter wird oft auch Vannoza geschrieben. Für den Vornamen der Tochter Lucrezia existierte die lateinische Schreibweise Lucretia und die spanische Lucrecia.
Zur Zeit der Geburt von Lucrezia besaß deren Vater Rodrigo Borgia bereits hohe kirchliche Ämter. Sein Onkel Alonso Borgia (1378–1458), seit 1455 Papst Kalixt III., hatte ihn 1455 zum Kardinal und 1456 zum Vizekanzler der römischen Kirche ernannt. In dieser Funktion diente er vier Päpsten.
Rodrigo Borgia zeugte zahlreiche Kinder. Sein Sohn Pedro Luiz (um 1460–1488) sowie die beiden Töchter Girolama (1469–1483) und Isabella (1470–1541) stammten aus einer frühen Verbindung. Rodrigo war noch Kardinal, als er die rund zehn Jahre jüngere Vanozza de’ Cattanei, die vermutlich die Tochter eines Malers namens Jacopo aus dem Ponte-Viertel in Rom war, kennen und lieben lernte. Wie Porträts von Vanozza bezeugen, hatte diese ein ovales Gesicht, eine lange, schmale Nase und einen kleinen schön geformten Mund. Aus der Verbindung zwischen Vanozza und Rodrigo Borgia gingen die Söhne Cesare (1475–1507), Juan (um 1474/1476–1497), die Tochter Lucrezia und der Sohn Joffré (1481/1482–1517) hervor. 1492 kam die Tochter Laura zur Welt, die Rodrigo mit seiner jungen Geliebten Giulia Farnese (1474–1524) gezeugt hatte. In jenem Jahr wurde Rodrigo Borgia am 11. August 1492 zum Papst Alexander VI. gewählt, wobei – was typisch für jene Zeit war – der Ämterkauf (Simonie) eine Rolle spielte. Der Papstname soll offen auf den Eroberer Alexander den Großen (356–323 v. Chr.) angespielt und seinen Machtanspruch dokumentiert haben. 1498 wurde ein Junge namens Giovanni geboren, der vielleicht einer Affäre des nunmehrigen Papstes Alexander VI. mit einer unbekannten Frau entsprang.
Erster Ehemann von Vanozza wurde 1474 Domenico d’Arignano, ein Verwaltungsbeamter des Kirchenstaates, der – wie bereits Zeitgenossen augenzwinkernd bemerkten – oft auf Reisen war. Diese Ehe soll vor der Geburt von Cesare Borgia arrangiert worden sein, um die tatsächliche Vaterschaft des Kardinals Rodrigo Borgia zu vertuschen. Nach dem Tod von Domenico d’Arignano 1480 verheiratete der Kardinal seine Geliebte Vanezza mit Giorgio di Croce, einem aus Mailand stammenden apostolischen Sekretär von Papst Sixtus IV. Ebenfalls 1480 kam Lucrezia zur Welt. Möglicherweise war der 1481 geborene Sohn Joffré Borgia gar nicht ein Sohn des Kardinals, sondern die Folge eines „Seitensprungs“ von Vanozza mit ihrem zweiten Gatten. Das Ehepaar di Croce wohnte auf einem Weingut in Nähe von San Petro in Vincoli und hatte einen gemeinsamen Sohn namens Ottavio. Auf diesem Weingut verbrachte Lucrezia ihre ersten Lebensjahre zusammen mit ihren älteren Geschwistern. Nach dem Tod von Giorgio di Croce, dem der Sohn Ottavio kurz darauf folgte, schloss Vanozza im Juni 1486 eine dritte Ehe mit Carlo Canale, dem ehemaligen Sekretär des Kardinals Francesco Gonzaga (gestorben 1483). Ende der 1480-er Jahre erlosch das sexuelle Interesse von Rodrigo Borgio an Vanozza.
Kardinal Rodrigo Borgia verhielt sich entgegen einer in katholischen Kirchenkreisen ungeschriebenen Regel, wonach ein Kleriker, der fleischlich sündigte, das ohne Aufsehen tun sollte. Er bekannte sich öffentlich zu seinen Vaterschaften und ließ sie später sogar notariell anerkennen. Damit war Vanozza offiziell als Mutter anerkannt. Ihr ehemaliger Liebhaber versorgte sie sogar noch weiter großzügig, nachdem er 1492 Papst geworden war. Die finanziellen Zuwendungen erlaubten es Vanozza, wie eine Adelige zu leben, was sie von Geburt her sicherlich nicht war. Im Laufe der Zeit wurde sie vermögend. Ihr gehörten in Rom drei Herbergen und mehrere Wohnhäuser. Außerdem arbeitete sie erfolgreich als Pfandleiherin.
1489 heiratete die 15-jährige Julia Farnese – wie bereits bei ihrer Geburt vereinbart – ein Mitglied der Familie Orsini. Ihr Bräutigam war der 13-jährige Orso Orsini, genannt „der Einäugige“. Die von den Familien Farnese und Orsini arrangierte Hochzeit fand im Palast des Vormunds von Orso Orsini, nämlich des Kardinals Rodrigo Borgia, statt. Bei dieser Gelegenheit erkor der damals 57-jährige Kardinal die 15-jährige Julia zu seiner Geliebten. Seine unehelichen Kinder aus der Verbindung mit Vanozza de’ Cattanei kamen in die Obhut von Adriana Mila Orsini. Diese war eine verwitwete Cousine von Papst Alexander VI. und zugleich Mutter von Orso Orsini sowie Schwiegermutter von Giulia. Rodrigos Tochter Lucrezia und seine Geliebte Giulia wurden enge Freundinnen.
Lucrezia entwickelte sich zu einem attraktiven Mädchen. Sie besaß eine anmutige Gestalt, schön geschnittene Nase, blonde Haare, strahlend weiße Zähne, einen schlanken Hals, gut geformten Busen und war sehr gebildet. Sie lernte Griechisch, Französisch und Spanisch. Mit Latein tat sie sich angeblich schwer.
Rodrigo Borgia nutzte seine Kinder für seine machtpolitischen Interessen. 1491 verheiratete der Kardinal seine elfjährige Tochter Lucrezia erstmals in Stellvertretung (per procurationem) mit Don Cherubin Juan de Centelles, einem Angehörigen des alten spanischen Adelsgeschlechtes der Grafen von Oliva. Bald war Rodrigo eine Heirat mit diesem spanischen Adligen, den Lucrezia nie kennen lernte, nicht mehr gut genug. Noch bevor diese Verbindung aus machtpolitischen Gründen aufgelöst wurde, arrangierte Rodrigo eine zweite Hochzeit in Stellvertretung (per procurationem) mit dem spanischen Adligen Don Gasparo von Procida und Aversa, dem Sohn des Grafen von Procida. Diese nicht vollzogene Ehe wurde 1492 wiederum aus machtpolitischen Gründen für ungültig erklärt.
Ebenfalls im Jahr 1492 brachte Guilia Farnese eine Tochter von Kardinal Rodrigo Borgia zur Welt. Dieses Mädchen erhielt den Vornamen Laura und war eine Halbschwester von Lucrezia. Spöttische Römer bezeichneten die junge Geliebte des Kardinals und Vizekanzlers des Papstes als „Braut Christ“, ein Begriff, der eigentlich Nonnen vorbehalten war.
Bald folgte eine weitere Verlobung von Lucrezia mit dem italienischen Adligen Giovanni Sforza (1466–1510), dem Grafen von Pesaro und Neffen des einflussreichen Herzogs Ludovico Sforza (1452–1508), genannt „il Moro“. Damit sollten die Beziehungen der Borgia zur mächtigen Mailänder Familie der Sforza gestärkt werden. Der mittlerweile päpstliche Vater von Lucrezia wollte sich durch diese Heirat beim mailändischen Kardinal Ascanio Sforza (1455–1505), der ihn bei seiner Papstwahl tatkräftig unterstützt hatte, bedanken. Alexander VI. beruhigte den lautstark auf die Einhaltung des Verlobungsvertrages pochenden Grafen von Procida mit einer Abstandssumme von 3000 Dukaten.
Auch nach der Wahl von Kardinal Rodrigo Borgia zum Papst Alexander VI. riss die Verbindung zu seiner ehemaligen Geliebten nicht ganz ab. Angeblich verstand es Vanozza immer wieder, ihn an sich zu fesseln. Zahlreiche bis heute erhalten gebliebene Liebesbriefe zunächst an den verliebten Kardinal und später auch an den alternden Papst enthalten mehr oder minder feinfühlige Bitten von Vanozza.
Am 2. Februar 1493 fand die dritte Hochzeit in Stellvertretung (per procurationem) zwischen der fast 13-jährigen Lucrezia und dem 26-jährigen Giovanni Sforza statt. Es gab keine Hochzeitsnacht, weil der Bräutigam noch in der Nacht abreiste. Zeitgenossen beschrieben Giovanni als blond, blauäugig, cholerisch, nicht besonders, intelligent, mürrisch, habgierig und feige. Er soll sogar am frühen Tod seiner ersten Ehefrau Maddalena Gonzaga (1472–1490), die er misshandelt haben soll, nicht ganz unschuldig gewesen sein.
1493 ernannte Papst Alexander VI. den 25-jährigen Alessandro Farnese (1468–1549), den Bruder seiner Geliebten Guilia Farnese, zum Kardinal. Das erstaunte römische Volk verhöhnte den jungen Kardinal, der seinen Aufstieg den Liebeskünsten seiner Schwester verdankte, als „Cardinal Gonella“ („Kardinal Röckchen“) oder „Cardinal Fregnare“ („Kardinal Möse“).
Im Frühjahr 1494 forderte König Karl VIII. von Frankreich (1470–1498) die Krone von Neapel. Hierzu hatten die Borgia und die Sforza unterschiedliche Auffassungen. Dies führte dazu, dass die Borgia eine Auflösung der Ehe von Lucrezia mit Giovanni Sforza forderten.
Im Mai 1494 heiratete der etwa 12-jährige Joffré Borgia, der jüngere Bruder von Lucrezia, die ungefähr 16 Jahre alte Adlige Sancha von Aragón (um 1478–1506). Seine Braut war die uneheliche Tochter des Königs Alfons II. von Neapel (1449–1496) aus dem Haus Trastámara. Die temperamentvolle Sancha hatte viele Liebhaber, darunter die älteren Brüder Juan und Cesare ihres jungen und phlegmatischen Ehegatten.
Nach einem Essen am Abend des 14. Juni 1497 in einem Weinberg, zu dem Vanozza Cattanei ihre Kinder eingeladen hatte, wurde ihr Sohn Juan Borgia ermordet und gegen zwei Uhr nachts in den Tiber geworfen. Zwei Tage später fand man seinen Leichnam mit auf den Rücken gebundenen Händen, neun Dolchstichen und durchgeschnittener Kehle. Über diesen Mord ist viel spekuliert worden.
Am 20. Dezember 1497 wurde die Ehe von Lucrezia mit Giovanni Sforza wegen angeblicher Impotenz des Gatten geschieden. Der wütende Giovanni Sforza revanchierte sich mit der Behauptung, die Ehe sei nur aufgelöst worden, damit der Papst und Cesare ungestört Blutschande mit Lucrezia treiben könnten. Angeblich soll der heimlich geborene Giovanni Borgia (1498–1548), genannt „Infans Romanus“, der in zwei Bullen einmal als Sohn von Alexander VI. und einmal als Sohn von Cesare erwähnt wird, aus dieser Verbindung hervorgegangen sein. Laut einer anderen Theorie soll das Kind aus einer Affäre von Lucrezia mit dem Boten Perotto ihres Vaters stammen. Als wahrscheinlicher gilt aber, dass dieser Junge ein Halbbruder von Lucrezia gewesen ist, den der Papst mit einer unbekannten Frau zeugte.
Ein halbes Jahr nach der Scheidung ihrer Ehe mit Giovanni Sforza wurde die 18-jährige Lucrezia am 20. Juni 1498 mit dem etwa gleichaltrigen Herzog Alfonso von Aragón, Herzog von Bisceglie (1481–1500), verheiratet. Dieser war ein illegitimer Sohn des abgedankten Königs Alfonso von Neapel, ein Neffe des Königs Federigo von Neapel (1467–1496) aus dem Haus Trastámara und der Bruder von Sancha von Aragón. Durch jene Ehe sollte eine Verbindung der Borgia zu Neapel und Spanien geschaffen werden. Die Ehe von Lucrezia mit Alfonso von Aragón (auch Alfonso von Bisceglie genannt) verlief sehr glücklich. Lucrezia verstand sich auch mit ihrer Schwägerin Sancha von Aragón sehr gut.
Papst Alexander VI. ernannte 1499 seine Tochter Lucrezia zur Herrscherin von Spoleto und Foligno. Diese Maßnahme teilte er am 8. August 1499 den beiden Städten mit. Danach ernannte er Lucrezia auch zur Herrscherin von Nepi. Am 1. November 1499 brachte Lucrezia in Rom, wohin sie aus Nepi zusammen mit ihrem Ehemann gekommen war, ihren Sohn Rodrigo (1499–1512) zur Welt, der später Herzog von Bisceglie wurde.
Ende April 1500 kursierte in Rom ein Flugblatt, das ein Sündenregister von Papst Alexander VI. enthielt und dem „Unbußfertigen“ seinen baldigen Tod prophezeite. Tatsächlich tobte am 29. Juni 1500 in Rom ein starker Sturm, der die Decke des Palastes und den Baldachin des Papstes einstürzen ließ. Weil der Stützbalken des Baldachins standhielt, erlitt der Papst aber nur einige Abschürfungen. Ein Gerücht besagte, der Papst sei wohl mit dem Teufel, mit dem er im Bunde gestanden haben soll, etwas zu heftig aneinandergeraten.
Um 1500 hatte sich die politische Situation grundlegend geändert. Papst Alexander VI. führte jetzt Streit mit Neapel und Spanien und war nun mit Frankreich verbündet. Im Gegensatz zum Papst und zu Cesare Borgia hielt Alfonso von Aragón zu Spanien und Neapel. Deswegen kam es zu schweren Konflikten. Alfonso wurde am 15. Juli 1500 auf der Straße überfallen und durch Dolchstiche schwer verletzt. Seine Ehefrau Lucrezia und seine Schwester Sancha pflegten Alfonso liebevoll. Als dieser wieder aufstehen konnte, schoss er mit Pfeil und Bogen auf seinen Schwager Cesare Borgia, den er als Anstifter des Anschlags verdächtigte. Aber Alfonso verfehlte. Am 18. August 1500 wurde Alfonso im Bett erwürgt. Der Mord soll – nach Aussagen des Mörders Michelotto, der Cesare als Hauptoffizier diente – auf Befehl des Papstes erfolgt sein. Nach anderen Angaben ließ Cesare seinen Schwager umbringen.
Nicht minder rücksichtslos als Papst Alexander VI. verhielt sich dessen Sohn Cesare Borgia. Dieser war bereits als Siebenjähriger „Apostolischer Protonotar“, mit 16 ohne Priesterweihe Bischof von Pamplona, mit 17 Metropolitanerzbischof von Valencia sowie mit 18 Kardinal geworden. Bald nach dem gewaltsamen Tod seines Bruders Juan hatte er 1498 die geistliche Laufbahn aufgegeben und 1499 die französische Königstochter Charlotte d’Albret (gest. 1514) geheiratet, was ihm das Herzogtum Valence als Lehen einbrachte. Danach hatte er mit Gewalt ein Herzogtum in der Romagna geschaffen und vergeblich versucht, ein mittel- und oberitalienisches Königreich zu gründen, was sich mit französischen Interessen deckte.
Der skrupellose Cesare Borgia diente dem italienischen Geschichtsschreiber Nicoló Machiavelli (1469–1527) in seinem Werk „Il Principe“ („Der Fürst“) als Vorbild für einen bedenkenlosen Machtpolitiker. Auf das Konto von Cesare gehen etliche mit Gift oder Dolch begangene Morde an politischen Gegnern. Mit seinem Namen sind auch sexuelle Ausschweifungen verbunden.
Nach dem Mord an Herzog Alfonso von Aragón zog sich dessen knapp 20 Jahre alte trauernde Witwe Lucrezia auf ihr Schloss in Nepi zurück. Obwohl ihre Ehe arrangiert gewesen war, soll sie eine Liebesbeziehung gewesen sein. Bald darauf kehrte Lucrezia aber wieder nach Rom zurück.
1501 plante Papst Alexander VI. die Ehe seiner verwitweten Tochter mit Alfonso I. d’Este, Herzog von Ferrara (1476–1534), der vier Jahre älter als Lucrezia war. Alfonso I. und sein Vater Ercole I. d’Este (1431–1505) zeigten sich zunächst gegenüber diesem Plan sehr abgeneigt. Sie hielten es für unter ihrem Stand, mit den Borgia eine solche Verbindung einzugehen. Schließlich war Lucrezia eine uneheliche Papsttochter und galt nicht als gute Partie. Doch Papst Alexander VI. konnte die Este angesichts der Bedrohung durch Cesare Borgia in der Romagna erpressen sowie durch eine hohe Mitgift von 300.000 Dukaten, günstige päpstliche Belehnungen und andere Vergünstigungen gewinnen.
Am 30. Dezember 1501 erfolgte die Hochzeit von Lucrezia Borgia und Alfonso I. d’Este. Rund eine Woche später verließ Lucrezia am 6. Januar 1502 mit großem Gefolge Rom. Bei ihrem Auszug wurde sie von sämtlichen Kardinälen und Abgeordneten bis zur „Porta de Popolo“ begleitet. Lucrezia musste ihren kleinen Sohn Rodrigo bei ihrer Schwägerin Sancha von Aragón in Rom zurücklassen. Die kinderlose Sancha mochte den kleinen Rodrigo sehr und nahm ihn später nach dem Tod von Papst Alexander VI. mit nach Neapel.
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