Magisterarbeit, 2010
118 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
1.1 Forschungsstand
1.2 Zur Bedeutung Hawatmehs und der DFLP
2. Nayef Hawatmeh: Facetten seines Lebens
2.1 Biographie
2.2 Zur ökonomischen Basis der DFLP
3. Die Entstehung der PDFLP
3.1 Die Bewegung der arabischenNationalisten
3.1.1 Die ideologischen Grundlagen
3.1.2 Hawatmehs Rolle in der Bewegung der arabischenNationalisten
3.1.3 Die ideologische Entwicklung
3.1.4 Die Hinwendung zum Marxismus-Leninismus
3.2 Die Formierung der PFLP und die Abspaltung der PDFLP
3.2.1 Die Konflikte auf der August-Konferenz 1968
3.2.2 Die Folgen der August-Konferenz
3.3 Resümee: Vom arabischenNationalismus zum Marxismus
4. Die DFLP und der Terror: Distanzierung und Rechtfertigung
5. Der „Schwarze September“ 1970/71
5.1 Der Hintergrund: Die Eskalation zwischen der PLO und Jordanien
5.2 „Alle Macht dem Widerstand“: Die Rolle Hawatmehs in Jordanien
5.3 Hawatmehs Staat im jordanischen Staate
5.4 Hawatmehs Selbstkritik nach dem Schwarzen September
6. Hawatmehs Konzepte von 1968 bis 1974
6.1 Das volksdemokratische Palästina
6.2 Das Verhältnis zur israelischen Linken (Matzpen)
6.3 Das Etappenprogramm (al-Barnämig al-marhali) 1973/74
6.4 Das Zehn-Punkte-Programm der PLO 1974
7. Die DFLP und Camp David
7.1 Die Palästinafrage im Vorfeld von Camp David
7.2 Das Zerwürfnis mit der Fatah nach Sadats Israel-Besuch
7.3 Das Camp-David-Abkommen 1
8. Die Haltung der DFLP zu Madrid und Oslo
8.1 Die Madrider Friedenskonferenz
8.2 Hawatmehs Argumente gegen die Madrider Konferenz
8.3 Hawatmehs Kritik am Osloer Abkommen
8.4 Die Forderung eines „umfassenden, ausgeglichenen“ Friedens
9. Die Abspaltungen von der DFLP
9.1 Die Entstehung der FIDA unter Yasser cAbd Rabbo
9.2 Weitere Abspaltungen
10. Internationale Beziehungen der DFLP
10.1 Die Hamas: „Totalitäre Politik“ - „irrationale Racheakte“
10.2 Der Iran: Gemeinsamer Anti-Imperialismus
10.3 Ägypten: Regelmäßige Konsultationen
10.4 Jordanien: Normalisierung der Beziehungen
10.5 Syrien: Anpassung an die Politik des Gastgebers
Fazit
Literaturverzeichnis
Primär- und Sekundärliteratur
Interviews
Die Palästinafrage ist nicht nur der Kern des arabisch-israelischen Konflikts, sondern nach der Meinung vieler Nahost-Experten der Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten. Deswegen ist die Literatur, die sich mit dem Thema beschäftigt, umfangreich und vielgestaltig. Sie ist insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund des Friedensprozesses rapide gewachsen. Die Autoren beschäftigen sich nicht nur intensiv mit der Geschichte des Konfliktes, mit der Wirkung des Konflikts auf die arabisch-israelischen Beziehungen und auf den globalen „Kampf der Kulturen“ (Huntington) sowie mit den Ergebnissen des Friedensprozesses,1 sondern es werden auch die Perspektiven der Hauptakteure auf israelischer und palästinensischer Seite dargestellt, inzwischen oftmals auch durch die Akteure selbst.2 Es ist nahezu unmöglich, sich einen Gesamtüberblick über die Literatur zum Palästinakonflikt zu verschaffen, zumal sie inhaltlich sehr verschiedene - historische, politische, analytisch-kritische, individual-biographische, ideologisch gefärbte und polemische - Sichtweisen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt abbildet.
Über die Hauptfiguren der palästinensischen nationalen Bewegung, die im Westen bekannt sind und in der ersten Reihe der palästinensischen Szene stehen, finden sich zahlreiche Bücher, Aufsätze und Interviews3 in der Literatur. Zum Beispiel behandelt Helga Baumgarten in Palästina: Befreiung in den Staat. Die palästinensische Nationalbewegung seit 1948 (Frankfurt am Main 1991) und in Arafat zwischen Kampf und Diplomatie (München 2002) die Rolle der Linken in der PLO und insbesondere diejenige der DFLP (Demokratische Front zur Befreiung Palästinas) und der PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) recht ausführlich. Neben Yäsir 'Arafat (Yasser Arafat) und einigen Mitgliedern der Führung der Fatah werden in der Literatur auch Akteure der politischen Linken, die Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre Terroranschläge befürwortet und ausgeübt haben, wie etwa Sabri al-Bannä (Abü Nidäl), Wadi' Haddäd (Wadi Haddad) und Gürg Habas (George Habasch)4 behandelt. Demgegenüber ist Näyif Hawäti- mah (Nayef Hawatmeh) in der westlichen Literatur nahezu unberücksichtigt geblieben, obwohl er eine bedeutende Rolle auf der politischen, militärischen und diplomatischen Ebene innerhalb der PLO5 und der arabischen Nationalbewegung gespielt hat. Die Informationen, die es zu seinem Wirken gibt, sind unvollständig und in mehreren Büchern verstreut zu finden, die sich mit der PLO und der Palästinafrage befassen, vor allem in der Literatur über die PFLP und die DFLP.6 Das Buch von Helena Cobban The Palestinian Liberation Organisation People, Power and Politics (Cambridge 1984) bietet einen hilfreichen Eintrag über Hawatmeh, die DFLP und deren Haltung zur Zweistaatenlösung. Es gibt jedoch keine Monographie, die sich spezifisch mit Hawatmeh beschäftigt. Daher ist es das erste Anliegen der vorliegenden Arbeit, diese Lücke zu füllen und die vorhandenen Informationen zusammenzutragen, kritisch auszuwerten und durch Sichtung der arabischen Literatur zu ergänzen und zu vertiefen.
Um einen Überblick über das Leben von Nayef Hawatmeh, seine politische Laufbahn und seine Beteiligung am bewaffneten Kampf zu erhalten, bietet es sich an, seine biographischen Ausführungen in dem Werk Näyif Hawätimah yata- haddatu (Nayef Hawatmeh spricht, Damaskus 1997) auszuwerten, weil er sich darin nicht nur zu wichtigen Stationen seines Lebens, seiner Familie und seiner Jugendzeit äußert, sondern auch seine Rolle in der arabischen Nationalbewegung, im jordanisch-palästinensischen Krieg 1970, im libanesischen Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 und während der israelischen Intervention 1982 sowie seine Bezie- hung zum früheren ägyptischen Präsidenten Gamäl cAbd an-Näsir (Nasser) darstellt und darüber hinaus seine Sicht zum Camp David-Abkommen, zur Madrider Konferenz, zum Osloer Abkommen, zur Friedensperspektive und zum Terror darlegt. In der vorliegenden Arbeit sollen die Aussagen Hawatmehs kritisch geprüft werden. Hawatmehs Rolle in der „Bewegung der Arabischen Nationalisten“ ist ausführlich von Gamäl Bärüt dargestellt worden.7 8 Das Werk bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über die nationalistische Befreiungsbewegung in den arabischen Ländern in der 1960er Jahren, sondern wertet viele Dokumente dieser Epoche aus. Ein Schwachpunkt dieses Buches liegt allerdings darin, dass sich Bärüt nur auf arabische Quellen beruft. Außerdem wurde von Kritikern die Objektivität und Unparteilichkeit des Autors in Zweifel gezogen. Nicht zuletzt gibt es das Gerücht, Hawatmeh selbst habe ihm Passagen diktiert, die nicht als glaubwürdig gelten können oder schlichte Übertreibungen des Beitrags Hawatmehs zum Geschehen der Zeit seien. In diesem Kontext ist auch die Polemik Difdan fin al- haqïqa. Tawdïhat bi-säfi bafi mä warada fì kitäb „Hawätimah yatahaddatu“ (Verteidigung der Wahrheit. Klarstellungen zu einigem, was in dem Buch Hawatmeh spricht vorkommt, Damaskus 1998) von Abü cAli Mustafä (Abu Ali Mustafa), dem ehemaligen Generalsekretär der PFLP, zu sehen.9
Die Entwicklung der von Hawatmeh gegründeten „Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas“ (DFLP) wird von Qays cAbd al-Karim und Fahid Su- laymän dargestellt.10 Sie befassen sich mit der Geschichte der DFLP von der Gründung bis zum Jahr 2001, wobei vor allem die Gründungsgeschichte, die Struktur der Organisation, die so genannte „Politik der Etappen“, die militärischen Aktionen und die Parteizeitschrift al-Hurrïya beleuchtet werden. Zu Struktur, Programm, Taktik, Strategie und ideologischen Grundlagen der DFLP und PLFP finden sich bei Gerrit Hoekmann einige grundlegende Ausführungen.11 Diese lassen sich mit der Eigensicht Hawatmehs, vor allem zum Friedensprozess und zum Osloer Abkommen, in Beziehung setzen. In Abfid min Oslo. Fïlastin ilä ayna (Ü- ber Oslo hinaus. Palästina wohin?, Damaskus 2000) sowie in Oslo wa-s-saläm-al- mutawäzin (Oslo und der ausgeglichene Frieden, Damaskus 1998) stellt Hawatmeh seine Sicht der Dinge dar. Er beschäftigt sich in diesem Buch mit der Vorherrschaft der Fatah in der PLO, der politischen Lage vor und nach der Madrider Konferenz, den Zugeständnissen der PLO] sowie der Zukunft des Osloer Abkommens und nimmt Stellung zu den Gründen für das Wiederaufflammen des Terrors nach Oslo. Die Gründe für die Abspaltung der DFLP von der PFLP werden in dem Büchlein al-Gabha wa-qadïyat al-insiqäq (Die Front und das Problem der Spaltung, Beirut 1970.) behandelt, wobei auch die Beziehungen zwischen den beiden Strömungen vor und nach der Spaltung dargelegt werden.12 Zur Spaltung innerhalb der DFLP im Jahr 1991 äußerte sich Hawatmeh in der von der DFLP herausgegebenen Abhandlung al-Intihâzïya al-yamïnïya wa-gudür al-azma ad- dahilïya (Der rechte Opportunismus und die Wurzeln der inneren Krise, ohne Ort 1991.). Über die Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung und deren bewaffnete Kämpfe und innere Konflikte bieten das Werk Armed Struggle and the Search for State. The Palestinan National Movement 1949-1993 (Oxford 1997) vonYazid Sä’ig (Yazid Sayigh) sowie die Studie al-Baht (an kiyän. Diräsafi l-fikr as-siyâsï l-filastïnï 1908-1993 von Mähir aš-Šarif eine ausführliche Darstellung für die wichtigsten Ereignisse. Das Buch von Hazem Shehade Die PLO und der Friedensprozess: Von der Entstehung der PLO bis zu dem Autonomie-Abkommen mit Israel (Trier 1996) beschäftigt sich mit der Geschichte der PLO, insbesondere mit dem Verlauf des Friedensprozesses, und analysiert das Osloer Abkommen im Vergleich mit den UNO-Resolutionen bezüglich der Palästinafrage. In diesem Bereich ist das Buch von Hanan Ashrawi (Hanän cAšräwi) This Side of Peace. A Personal Account (New York 1995) wertvoll, da es aus der Sicht einer Insiderin - Aschrawi war Delegationsmitglied und offizielle Sprecherin der Palästinenser - von den Madrider Verhandlungen berichtet.
Nayef Hawatmeh, obwohl gebürtiger Jordanier, verkörpert neben Yasser Arafat und George Habasch eine der drei Hauptfiguren der palästinensischen Nationalbewegung. Seine Bedeutung resultiert daraus, dass er in mehrfacher Hinsicht eine Pionierrolle spielte: Erstens gehörte er schon Anfang der reóoer Jahren zu denjenigen Aktivisten, die, im Kampf um die Befreiung Palästinas, eine Abkehr vom panarabischen Nationalismus und eine ideologische Wende zum MarxismusLeninismus vollzogen. Zweitens sprach er sich mit dem sogenannten „Etappenprogramm“ von ?973 implizit für eine Teilstaatslösung aus, also für einen palästinensischen Staat im Gazastreifen und in der Westbank. Dass er Gespräche mit der israelischen Linken führte, machte ihn drittens zu einem der Vorreiter für eine friedliche Beilegung des Palästinakonflikts. Dem faktischen Friedensprozess - sowohl dem ägyptisch-israelischen „Separatfrieden“ (T978) als auch den Madrider Verhandlungen (?990) - stand er jedoch ablehnend gegenüber. Auch in dieser Hinsicht gehörte er, viertens, zu den frühen Kritikern, die zwar prinzipiell für eine Verhandlungslösung waren, einen „Kapitulationsfrieden“ aber ablehnten.
Mit diesen Positionen übte Hawatmeh nachhaltigen Einfluss auf die Politik der PLO seit ?967 aus. Sein Verhältnis zu den beiden anderen Symbolfiguren der palästinensischen Nationalbewegung war jedoch ambivalent. Seine Ideen beeinflussten zwar Arafat und Habasch, doch mit beiden verband ihn auch eine innige Rivalität. Ende der r96oer Jahren trennten sich die Wege Hawatmehs und Habschs, Ende der r97oer Jahre überwarfen sich Hawatmeh und Arafat, worauf sich Habasch und Hawatmeh wieder annäherten. Wie Habasch propagierte Hawatmeh den bewaffneten Kampf nach Art eines Volksbefreiungskrieges, lehnte aber die von Habasch befürworteten Flugzeugentführungen und andere Terroranschläge ab; und wie Arafat setzte er auf die politische Karte in der Lösung des Palästinakonflikts, kritisierte aber dessen praktische Politik. Auf diese Weise konnte sich Hawatmeh mit der von ihm gegründeten DFLP zwar profilieren und um den Führungsanspruch in der PLO konkurrieren, doch gelang es ihm nicht, eigene Standpunkte gegen die Interessen Arafats und Habaschs und deren Gruppierungen, der Fatah und der PFLP, durchzusetzen. Daher blieb ihm letzten Endes nur die Rolle des Kritikers, der die Fehler oder Unzulänglichkeiten der beiden anderen trotz Übereinstimmung in vielen Punkten anprangerte.
Dieser Diskrepanz zwischen seiner konstruktiven Funktion als Ideengeber und seiner unproduktiven als Dauerkritiker und Machtrivale widmet sich die vorliegende Arbeit. Es sollen Antworten auf eine Reihe von Fragen, die sich aus dem bisher Angedeuteten ergeben, gefunden werden: Woher stammt Hawatmeh und wie entwickelte er sich politisch fort? Vertrat er einige gleich bleibende politische Positionen oder wandelte sich sein Standpunkt in Grundsatzfragen im Laufe der Zeit? Welche wechselnden Allianzen und Bündnisse ging er aus welchen Gründen ein? Was bedeutet der Marxismus-Leninismus, zu dem sich die DFLP bis heute bekennt, für ihn? Wie finanziert sich die Partei? Inwiefern kann sie eine unabhängige Politik verfolgen, die von den eigenen Überzeugungen getragen und bestimmt wird? Inwiefern ist sie abhängig von starken Partnern und Finanzgebern? Welche Bedeutung kommt dem Umstand zu, dass sich die Parteizentrale nach wie vor in Damaskus befindet? Wieso kehrte Hawatmeh in den 1990er Jahren nicht aus dem syrischen Exil nach Palästina zurück, während viele PLO-Politiker aus dem tunesischen Exil zurückkamen?
Diese und weitere Fragen werden in folgender Reihenfolge behandelt: In Kapitel 2 wird die Biographie Hawatmehs dargestellt, so wie sie sich aus seinen Angaben und der Sekundärliteratur ergibt. Daran schließt sich ein Unterkapitel mit den Aussagen einiger Insider über die Finanzquellen der DFLP an. Die von der PLO unabhängige Finanzierung bildet die ökonomische Basis für die kritische Haltung der DFLP gegenüber den Madrider Verhandlungen. Die PLO geriet nach dem Untergang der Sowjetunion und dem Irak-Krieg 1991 in Finanzierungsschwierigkeiten, die maßgeblich dazu beitrugen, dass sich die PLO zur Aufnahme von Friedensverhandlungen gezwungen sah (siehe hierzu Kapitel 8). Kapitel 3 ist der politischen Biographie Hawatmehs und der Entstehungsgeschichte der (P)DFLP gewidmet. Es folgen in Kapitel 4 Ausführungen über die ambivalente Haltung der DFLP zum Einsatz terroristischer Gewalt sowie in Kapitel 5 über die Rolle Hawatmehs in Jordanien, die entscheidend zur Vertreibung der Guerillas aus Jordanien beitrug. Kapitel 6 dreht sich um das „Etappenprogramm“, das in der Geschichte sowohl der DFLP als auch der PLO eine Kehrtwende hin zu einer politischen Lösung darstellt. In Kapitel 7 wird Hawatmehs ablehnende Haltung zu den Camp-David-Verhandlungen dargestellt. Hier wird bereits seine Abkehr von Arafats Politik sichtbar, die den Bruch zwischen den beiden aufgrund der Madrider Verhandlungen vorwegnimmt, was in Kapitel 8 ausgeführt wird. In Kapitel 9 werden die Abspaltungen von der DFLP in den 1990er Jahren beschrieben, die wohl zu einem großen Teil auf die negative Haltung Hawatmehs gegenüber dem Friedensprozess zurückzuführen sind. In Kapitel 10 werden die aktuellen Beziehungen der DFLD zu anderen Akteuren auf der politischen Bühne im Nahen Osten beschrieben.
Nayef Hawatmeh, der unter seinem Nom de Guerre Abü an-Nawf13 bekannt ist, gilt als einer der Hauptakteure sowohl innerhalb der arabischen Befreiungsbewegung als auch innerhalb der palästinensischen Nationalbewegung seit Anfang der 1960er Jahre. Er wird vor allem von seinen Anhängern auch als einflussreicher Theoretiker der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO betrachtet.
Hawatmeh wurde im Jahre 1935 in der Stadt al-Salt in Jordanien geboren und ist der Spross einer religiösen, christlichen, jordanischen Bauernfamilie. Die Informationen über seine religiöse Zugehörigkeit sind umstritten. Hawatmeh selber behauptete, dass die Angehörigen seiner Familie römisch-orthodoxe Christen (masïhïyun Rum-Rum Sarqïyun)14 gewesen seien, während sich aus anderen Quellen ergibt, dass sie katholisch15 gewesen seien. Seine Familie wanderte aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in einen Vorort der Hauptstadt Amman aus. Hawatmeh besuchte zunächst die Hauptschule in der Stadt al-Zarqa nördlich von Amman, anschließend das Gymnasium al-Hussain in Amman, wo er mit der antizionistischen und antikolonialen Bewegung in Berührung kam.16 Ohne sich einer bestimmten Organisation anzuschließen, nahm er an den Demonstrationen gegen die Führung der jordanischen Armee teil, die in jener Zeit unter der Führung des britischen Stabschefs Sir John Bagot Glubb17, genannt Glubb Pascha, stand.
1954 ging er nach Kairo, um Medizin zu studieren, aber zwei Jahre später musste er das Studium aufgrund von Geldmangel abbrechen und kehrte nach Jordanien zurück.18 Hawatmeh behauptete, dass er willentlich sein Studium abgebrochen habe, sich freiwillig einem ägyptischen Militärlager angeschlossen habe und danach in seine Heimat zurückgegangen sei, um die nach der Nationalisierung des Suezkanals bedrohten Biläd aš-Šäm19 verteidigen zu können.20
In Jordanien schloss er sich trotz seiner Vorliebe für die Baath-Partei und für die Kommunisten der panarabischen Harakat al-Qawmïyïn aPArab (Bewegung der Arabischen Nationalisten, BAN) an.21
Nach dem Sturz der linksnationalen Regierung von Sulaymän al-Nabulsi22 und dem Putschversuch des jordanischen Generalstabschefs cAli Abü Nuwär23 im Jahr 1957 wurde Hawatmeh wegen seiner politischen Aktivitäten, der Bildung von bewaffneten Gruppen und Angriffen auf amerikanische Einrichtungen verfolgt. Infolgedessen verließ er heimlich Jordanien und ging in den Libanon. Nach seinen eigenen Angaben wurde er angeblich zum ersten Mal in Jordanien zum Tode verurteilt,24 was allerdings von seinen Kritikern bezweifelt wird. cAbü cAli Mustafä25 stellt in Frage, ob es überhaupt je ein Hinrichtungsurteil gegeben habe.26 Weiter behauptet Hawatmeh in seiner Autobiographie, seine Brüder seien verfolgt, inhaftiert und unter Hausarrest gestellt worden, was einige von ihnen zur Auswanderung getrieben habe.27
Im Sommer 1958 führte Hawatmeh mit Muhammad az-Zayyät die Mitglieder der Bewegung der Arabischen Nationalisten in Tripoli und Tyros im libanesischen Bürgerkrieg von 1958 an. Er kämpfte an der Seite des pronationalistischen Aufstandes unter Rasid Karami (Rashid Karami) gegen die prowestliche Regierung von Präsident Kamil Samcün (Chamoun) und die amerikanische militärische Intervention.28
Nach dem Ende des ersten Bürgerkrieges, dem Sturz von Kamil Samcün (Chamoun) und dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte verließ Hawatmeh den Libanon und ging in den Irak, wohin er mit einigen der führenden Mitglieder der BAN wie Hani al-Hindi und Salam Ahmad geschickt wurde, um den BANZweig unter der Führung von Hamid al-Jabüri und Basil Kubaysi zu unterstützen.29 Laut Hawatmeh selbst und nach der Darstellung Sayighs war aber Hawatmeh der tatsächliche Führer des BAN-Zweigs im Irak.30 Einen Monat lang schrieb er die Leitartikel der Tageszeitung al-Wahda (Die Einheit), die vom Chefredakteur Basil Kabaysi in dieser kurzen Zeit herausgegeben wurde.31 Während seines fünfjährigen Aufenthaltes im Irak verbrachte Hawatmeh unter der Herrschaft des Präsidenten cAbd al-Karim Qäsim32 die Zeit von Ende 1961 bis Februar 1963 in Haft. Einen Monat nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde er erneut festgenommen und am 8. April 1963 ausgewiesen.33 Danach reiste er in den Südjemen, wo er vor und nach der Unabhängigkeit eine zentrale Rolle bei der Organisierung des Widerstands und im Kampf gegen die Briten und die Monarchisten gespielt haben soll.34 Hawatmehs Rolle beschränkte sich nicht nur auf den Jemen, sondern er versuchte auch den Widerstand der nationalistischen Bewegungen in den Golfstaaten gegen die Briten zu koordinieren.
„He had a hand in organizing some of the guerrilla groups now operating in South Yemen and the Gulf area against the British and British-protected rulers there. Evidently he was caught in SouthYemen by the 1967 war.“35
Nach eigenen Angaben studierte Hawatmeh Philosophie und Soziologie an der Arabischen Universität in Beirut, dann promovierte er an der Moskauer Universität. Seine Dissertation trug den Titel „Die Veränderung innerhalb der nationalistischen Bewegung von einer nationalistischen Bewegung zu einer linken Bewegung“36. Diese Angaben sind selbst unter den Anhängern der DFLP umstritten und werden auch von seinen Kritikern in Zweifel gezogen, zumal sich weder genaue Zeitangaben37 noch eine Dissertation finden lassen. So wird beispielsweise behauptet, Hawatmeh habe in einer Lehrerausbildungsstätte studiert und später als Lehrer in der christlichen Missionarsschule Dayr al-Latin in Madaba in Jordanien gearbeitet.38 Danach habe er lediglich ein Jahr lang Marxismus und Kommunismus an der marxistisch-leninistischen Parteischule in Moskau studiert.39
1967 kehrte er nach Jordanien zurück und war an der Gründung der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) beteiligt. Schon in der Bewegung der Arabischen Nationalisten kam es zu Differenzen mit George Habasch, weshalb Hawatmeh seit 1961 den linken progressiven Flügel der Bewegung anführte und später auch in der PFLP vertrat. Diese Differenzen führten dann aber 1969 zu einer weiteren Spaltung innerhalb der PFLP. Hawatmeh trennte sich mit 300 Anhängern nach bewaffneten Auseinandersetzungen von der Mutterorganisation unter George Habasch und gründete seine eigene Gruppe, zunächst unter dem Namen Volksdemokratische Front zur Befreiung Palästinas (PDFLP). Die PDFLP definierte sich ideologisch als eine marxistisch-leninistische Gruppe im Gegensatz zu dem von ihr als „kleinbürgerlich“ und „rechts“ titulierten Flügel der PFLP unter Habasch. Hawatmeh lehnte im September 1969 auch die Flugzeugentführungen und die Angriffe auf die ausländischen und die israelischen Interessen im Ausland ab, bezeichnete die vornehmlich von der PFLP organisierten Terroraktionen als Abweichung vom Hauptziel der Palästinenser und betrachtete sie als oberflächliche Symbolhandlungen und unmoralische Aktivitäten, die der Palästinafrage mehr schadeten als nützten.40 Die neue Gruppe gewann im Laufe der Jahre innerhalb der palästinensischen Nationalbewegung aufgrund ihrer Politik, ihrer Flexibilität und ihrer überregionalen und internationalen Beziehungen mehr Gewicht und Bedeutung.
Aufgrund ihrer Rolle im Krieg zwischen der PLO und dem jordanischem Militär im Jahr 1970 wurden Hawatmeh und Habasch in Jordanien zum Tode verurteilt.41 Die jordanische Regierung setzte damals für Hinweise zur Ergreifung Hawatmehs 12.000 US-Dollar aus.42
Nach gegenseitigen Vorwürfen, den Krieg verursacht zu haben, kam es zu einer Versöhnung zwischen Hawatmeh und Yasser Arafat. Infolgedessen wurde der zweite Mann in der PDFLP, Yasser cAbd Rabbo, mit dem Posten des Direktors der Informationsabteilung der PLO bekleidet. Nayef Hawatmeh selber stieg in der PLO weiter auf und wurde der ideologische Berater (mufakkir at-tawra)43 der PLO und Arafats. Der zunehmende Einfluss Hawatmehs zeigte sich, als sein Konzept des „Etappenprogramms“ (al-Barnämig al-Marhalï) für die Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts 1974 auf die Tagesordnung des PLO- Nationalrates in Kairo gesetzt und von der Mehrheit gebilligt wurde. Darin stimmten die Mitglieder des PLO-Nationalrates unter anderem zu, eine schrittweise Befreiung der besetzten Gebiete anzustreben und als Voraussetzung für die Errichtung eines palästinensischen Teilstaates zu akzeptieren. Zwei der dabei verabschiedeten zehn Punkte lauten:
„2-The Palestine Liberation Organization will employ all means, and first and foremost armed struggle, to liberate Palestinian territory and to establish the independent combatant national authority for the people over every part of Palestinian territory that is liberated. This will require further changes being effected in the balance of power in favour of our people and their struggle. [...]
4-Any step taken towards liberation is a step towards the realization of the Liberation Organization’ strategy of establishing the democratic Palestinian state specified in the resolution of the previous Palestinian National Councils.”44
Für den Aufstieg Hawatmehs in die Führung der PLO waren auch seine Beziehungen zu den kommunistischen Parteien der Region forderlich, insbesondere zur jordanischen und libanesischen, da ihn die UdSSR als eine wichtige Persönlichkeit behandelte. Neben seiner Teilnahme an den PLO-Delegationen bei der sowjetischen Führung wurde er mit den Vertretern seiner Organisation (DFLP) separat nach Moskau eingeladen und der sowjetischen Öffentlichkeit als ein progressiver und gemäßigter Politiker in Nahost-Angelegenheiten vorgestellt.45 Er wurde sogar von Moskau mit diplomatischen Aufgaben in Afrika betraut.46
Die DFLP genoss die Unterstützung der UdSSR, ihre Kader und bewaffneten Kämpfer wurden in Ausbildungslagern der UdSSR geschult und erhielten von dort Waffenhilfe. Der Einfluss des militärischen Flügels der DFLP wuchs während des libanesischen Bürgerkriegs mit Hilfe der Organisation der Kommunistischen Aktion (Munazzamat alJAmal as-Šuyffi) und des Sozialistischen Libanon (Lubnän al-Istiräki), deren Mitglieder als Vermittler zwischen den schiitischen Amal-Milizionären im Südlibanon und der DFLP fungierten. Die DFLP wollte auf diesem Weg Milizionäre für den Kampf gegen Israel rekrutieren.47
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre genoss die DFLP einige Popularität unter den Palästinensern und deren Sympathisanten, was sie zu einem echten Konkurrenten für die großen Fraktionen der PLO, die Fatah und die PFLP, machte. Trotz der Versöhnungspolitik mit der Fatah konnte Hawatmeh seine Unabhängigkeit von Yasser Arafat bewahren und ihn sogar aufgrund des Camp-David- Abkommens48 1978 scharf kritisieren.49
Aufgrund seines Standpunktes als Dissident des Osloer Abkommens wurde seine Rückkehr in die palästinensischen Autonomiegebiete seit 1993 mehrmals von einigen israelischen Regierungen und den radikalen israelischen Parteien abgelehnt.50 2007 soll er eine Rückkehr in die Autonomiegebiete selbst abgelehnt haben, weil die israelische Regierung seinen Aufenthalt auf zwei Wochen beschränken wollte und nicht akzeptierte, dass er auf Dauer dort bliebe.51 Seine Kritiker werfen ihm vor, dass er sich selbst Steine in den Weg lege, weil er wisse, dass er derzeit im Schatten der absoluten Herrschaft der großen Parteien Fatah und Hamas in den Autonomiegebieten keine wichtige Rolle spiele, zumal die neuen Statistiken zeigten, dass die DFLP derzeit nicht mehr als 1% der palästinensischen Bevölkerung vertrete. Er wolle seinen Sonderstatus als ein Generalsekretär einer palästinensischen politischen Organisation im Exil nicht verlieren.52
In den letzten Jahren trat Hawatmeh aktiv als Brückenbauer in der andauernden Auseinandersetzung zwischen der Fatah und der Hamas ein.53 Er entwarf einige Initiativen für die Lösung des innerpalästinensischen Machkampfes.
Neben vielen Aufsätzen und Studien schrieb Hawatmeh 25 Bücher über die Palästina-Frage, den Friedensprozess, die inneren Beziehungen der PLO und seine Erfahrungen in Bezug auf die Verbreitung der Revolution in den arabischen Ländern. Seine Biographie ist noch lückenhaft, vor allem die neuere Zeit wird darin nicht behandelt.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 und dem drastischen Rückgang der arabischen Hilfe für die PLO nach dem zweiten Golfkrieg 1991 saßen viele palästinensische Gruppierungen finanziell auf dem Trocknen, weil sie von diesen Ländern abhängig waren. Einige kleinere Gruppierungen verschwanden sogar völlig von der palästinensischen politischen Szene. Die DFLP scheint von dieser Krise jedoch nicht so schwer betroffen zu sein. Dies lässt den Rückschluss zu, dass die finanzielle Situation der DFLP unproblematisch ist, obwohl sie seit 1991 kein Geld mehr vom palästinensischen Nationalfonds (al-Sundüq al-Watanï al Filistïnï) bekommt. Die PLO behauptet, dass sie unter Geldmangel leide, weswegen sie nicht alle palästinensischen Gruppierungen unter ihrem Dach finanzieren könne. Mufiasim Hamäda, der Chefredakteur von al-Hurrïya, der Parteizeitung der DFLP, und Mitglied des DFLP-Politbüros widerspricht diesen Behauptungen der Führung der PLO:
„Alle Ausgaben der Fatah stammen aus dem palästinensischen Nationalfonds, ihre Kader leben im Luxus, wohnen in den guten Häusern und fahren die besten Autos.“54
Er glaubt, dass die Verweigerung, die DFLP weiterhin finanziell zu unterstützen, eine politische Entscheidung (qadïya siyasïya) der PLO ist. Dieses Verhalten sei eine Bestrafung aller Gruppierungen, die gegen das Osloer Abkommen seien.
Nach den Angaben von Muhasim Hamäda finanziert sich die DFLP seit 1991 nur durch die Investition ihrer eigenen Gelder in verschiedene private Projekte an verschiedenen Orten der Welt. Die DFLP sei eine der wenigen palästinensischen Gruppierungen, die regelmäßig am Ende eines jeden Monates ohne Unterbrechung die Gehälter und Sozialleistungen ihres Kaders, ihrer Kämpfer, ihrer Rentner, ihrer kranken Mitglieder und der Familien ihrer Gefallenen bezahle. Der Erfolg der finanziellen Politik der DFLP liege daran, dass es angeblich keine Korruption innerhalb der DFLP gebe und ihre Kader und hochrangige Mitglieder ein bescheidenes Leben führen. Nach 1991 habe die DFLP sämtliches Eigentum, ihre Häuser, ihre Büros und ihr Land in den Luxus-Stadtvierteln von Damaskus und Beirut verkauft, was viel Geld in die DFLP-Kasse gespült habe. Sie habe nur das Haus des Generalsekretärs der DFLP und das Hauptbüro außerhalb der Flüchtlingslager in Damaskus behalten. Das Geld werde unter anderem Namen an verschiedenen Orten der Welt investiert. Die ideologische Dimension spiele bei den Investitionen keine Rolle, es gehe nur um Profit. So könne die DFLP ihre Publikationen, ihre Periodika und die wöchentliche Zeitschrift al-Hurrïya finanzieren.
Einige Kenner und Insider der palästinensischen Szene bezweifeln die Aussagen der DFLP über ihr Vermögen und werfen ihr vor, dass sie in den 1970er Jahren während des libanesischen Bürgerkriegs aufgrund einer Entscheidung ihres Politbüros einige Banken überfallen habe, insbesondere die British Bank of the Middle East, von der sie mehr als 600 Millionen Dollar geraubt habe. Das Geld sei in Moskau als Depositum hinterlegt worden.55 Sie weisen auch darauf hin, dass die DFLP im Oktober 1969 eng mit der Organisation Sozialistischer Libanon zusammengearbeitet habe, die 1973 in mehrere Banküberfälle in Beirut involviert war.56 Als Nabil Hamäda, der Chef der ehemaligen Sicherheits- und Finanzabteilung, im Jahr 1995 die DFLP infolge von Meinungsverschiedenheiten verließ, soll er 72 Millionen Dollar an DFLP-Geldern, die auf seinem eigenem Konto waren, veruntreut haben, was zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Hawatmeh geführt habe. Nach einer finanziellen Einigung mit Hawatmeh habe er die Hälfte der Gelder zurückerstattet.57 Muhasim Hamäda behauptet hingegen, dass er alle Gelder der DFLP beglichen habe: „Wenn er nicht alle Gelder zurückgegeben hätte, hätten wir ihn vor Gericht angeklagt.“58 59 Als Sagi Saläma, ein ehemaliges Mitglied des Politbüros, im Jahr 1996 die DFLP verließ, bemühte sich die DFLP, eine finanzielle Einigung mit ihm zu finden. Hamäda behauptet hierzu: „Er bekam genug Geld, damit er in Ehre weiterleben kann.“59 cAli Badwän, der ebenfalls aus der DFLP ausschied, sieht den Hintergrund der Zahlung hoher Summen an hochrangige Partei-Aussteiger der DFLP darin, dass sie viele Geheimnisse der DFLP und insbesondere deren Geldquellen kennen, Informationen, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.60
Laut Badwän bekommt die DFLP heute auch ab und zu Zahlungen geringeren Umfangs von Libyen, aus dem Jemen, von einigen ehemaligen sozialistischen Staaten und aus dem Iran.61
Der Machtkampf zwischen George Habasch und Nayef Hawatmeh geht auf den Anfang der 1960er Jahre zurück, als in der arabischen Nationalbewegung - und speziell in der Bewegung der Arabischen Nationalisten (BAN) - zwei verschiedene ideologische Strömungen heranwuchsen.62 Die Meinungsverschiedenheiten und innerparteilichen Konflikte in der BAN führten allerdings erst nach der arabischen Niederlage im Sechstagekrieg 1967 zur Spaltung. Die BAN zerfiel danach in verschiedene Gruppen, wobei die wichtigsten zwei palästinensische und eine libanesische waren, nämlich die PFLP unter Führung von George Habasch, die PDFLP unter Hawatmeh und die Organisation der Kommunistischen Aktion unter Führung von Muhsin Ibrâhîm und Muhammad Kišlí. Im folgenden Kapitel werden die einzelnen Etappen des Machtkampfes in der BAN und der Abspaltung der PFLP bis hin zur Entstehung der PDFLP dargestellt. Auf einer Partei-Konferenz im August 1968 wurde die Spaltung zwischen den beiden Flügeln der PFLP besiegelt. Die tatsache, dass der panarabische Nationalismus und der Nasserismus für die Niederlage im Sechstagekrieg 1967 verantwortlich gemacht wurden, trug dazu bei, dass die Vertreter marxistischleninistischen Gedankenguts, wie Hawatmeh, gestärkt wurden. Hawatmeh und sein libanesischer Weggefährte Muhsin Ibrâhîm hatten schon seit Anfang der 1960er Jahre zur Annahme der sozialistischen Ideologie aufgerufen, zur „Verfolgung eines nationalen Kurses mit einer revolutionären Ideologie, der Ideologie der Arbeiter, der lohnabhängigen Bauern und der Armen“63.
Nach der von arabischen Nationalisten als nakba (Katastrophe) bezeichneten Staatsgründung Israels und der Niederlage der arabischen Armeen 1948 verbreite- ten sich unter den arabischen Studenten an der Amerikanischen Universität von Beirut (AUB) panarabische Ideen.64 Eine Gruppe von Studenten hatte die Absicht, eine nationalistische Organisation zu gründen, die sich im Gegensatz zu den in jener Zeit existierenden Parteien die Befreiung Palästinas zum Hauptziel setzte. Diese Gruppe bestand aus Studenten verschiedener arabischer Länder, die vor dem Abschluss ihres Studiums standen und im studentischen Verein alJUrwa al- Wutqä (Das festeste Band)65 aktiv waren. Dieser entwickelte sich nach 1948 von einem literarischen Verein, der sich mit der arabischen Sprache und Literatur befasste, zu einem politischen Verband, der sich mit den Entwicklungen der Gegenwart beschäftigte.66 An der Spitze dieser Gruppe stand der palästinensische Medizinstudent George Habasch, der die nakba in Palästina miterlebt hatte. Habasch hatte die Vertreibung seiner Familie aus ihrer Heimatstadt Lydda miterlebt, die er als eine sein ganzes Leben prägende schmerzliche Erfahrung empfand.67 Während des 1948er Krieges brach er sein Studium provisorisch ab und schloss sich den arabischen Armeen an, die in Palästina gegen die jüdische Armee kämpften.
Als geistiger Führer übte der syrische Professor an der amerikanischen Universität von Beirut, Qustantin Zurayq, mit seinen nationalistischen Ideen und politischen Vorstellungen nachhaltigen Einfluss auf die Gruppe aus. Mit seinen Werken al-Wdy al-Qawmï (Das nationale Bewusstsein) und Mdnä an-Nakba68 (Die Bedeutung der Katastrophe) inspirierte Zurayq die junge Generation arabischer Nationalisten69 und popularisierte den Terminus nakba für die arabische Niederlage bei der Staatsgründung Israels. Zurayq machte als Ursache der nakba unter anderem die Rückständigkeit der arabischen Gesellschaft aus und rief daher zu radikalen sozialen Veränderungen auf, um die schlechte Lage in der arabischen Welt zu beseitigen. Die Araber hatten seiner Ansicht nach Anschluss an das zwanzigste Jahrhundert und die moderne Welt zu finden, um Israel besiegen zu können. Die nakba war für Zurayq ein Zeichen für den moralischen Zusammen- brúch der arabischen Welt auf allen Ebenen gegenüber Israel. Er lehnte Jammern und Selbstmitleid ab und sah in der arabischen Selbstkritik und dem Studieren der Ursachen dieser bitteren Niederlage sowie dem Zugeben der begangenen Fehler die beste Antwort auf die nakba. Seiner Meinung nach sollten sich die Araber besser auf den nächsten Krieg gegen Israel vorbereiten, als sie es 1948 getan hatten. Nur mit der Einberufung und Mobilisierung aller arabischen Kräfte könne Israel besiegt werden. Zurayq träumte von der Gründung eines laizistischen, modernen, industrialisierten, arabischen Gesamtstaates vom Atlantik bis zum Persischen Golf, der dem Zustand der Zerrissenheit, in dem sich die arabische Welt aufgrund der nach Unabhängigkeit strebenden Staaten befand, ein Ende setzen sollte.70
Als Sekretär der al-Urwa al-Wutqä suchte George Habasch stets bei Zurayq Rat und auch die Gruppenmitglieder bekamen ihre ideologische Bildung durch den regelmäßigen Besuch der national-ideologischen Schulungen Zurayqs, die durch al-Urwa al-Wutqä und im Arabischen Kulturverein (al-Nädl al-Taqäfi aPArabi) stattfanden.
„Die Bewegung gab zu, dass sie in der traditionellen nationalen Phase unter der geistigen Macht Zurayqs stand. Jeder Kandidat musste seine bedeutenden Bücher al-Waf al-Qawml von 1939 und Macnä an-nakba von 1949 studieren, neben den Büchern von Sätf al-Husri“.71 Die zweite Persönlichkeit, die die Gruppe insbesondere in der Gründungsphase stark beeinflusste, war der libanesische Druse und Gründer des panarabischen Bundes Usbat aPAmal al-Qawml AH Näsir ad-Dïn (Nasser ad-Din) (18921974). Er vertrat die Idee, ein gesamtarabischer Staat im arabischen Teil Asiens (Syrien, Jordanien, Palästina, Libanon, Saudi-Arabien, Jemen, Irak und die Golfstaaten) müsse gegründet werden, eine Idee, in der er sich mit der „Großen Arabischen Revolution“ 1916 unter dem Scherifen von Mekka, Husayn b. All, verbunden sah.72 Er rief zur arabischen Einheit und zur Befreiung von der Besatzung durch fremde Kräfte auf.73 AufEinladung von aPUrwa al-Wutqä hielt er im Jahre
1951 einen Vortrag mit dem Titel at-Tdr (Die Rache), womit die Rache an Israel gemeint war. Mit diesem Slogan identifizierte sich alJUrwa al-Wutqä in der Folge ganz offen, als sie ihrer ersten Publikation im Jahr 1952 den gleichen Titel gab. Die Rache wurde nun ebenbürtig neben der Einheit und der Befreiung zur Devise der Organisation erhoben. Die Mitglieder der Organisation wurden angehalten, den Vortrag Nasser ad-Dins als ideologische Grundlage zu studieren. 1954 lud Habasch Nasser ad-Din nach Amman zu einer Sitzung der BAN ein, damit er daran teilnehme und seine Meinung und seine Vorschläge einbringe, zumal in Bezug auf den von Großbritannien initiierten Bagdad-Pakt74, der in jener Zeit diskutiert wurde. Daher behauptet der Historiker Abu Khalil: „Ali Nasir al-Din played a supremely more important and effective role in guiding the ‘movement’ than Zurayq.“75 Obgleich der Einfluss der beiden Persönlichkeiten auf die Bewegung enorm war, schöpften die Mitglieder während der Studienzeit an der AUB nationalistische Gedanken auch aus weiteren Quellen.76
Das Jahr 1952 gilt als offizielles Gründungsjahr für die BAN. Als man sich im Sommer 1951 traf, um über die Gründung der Organisation zu beraten, hatte Habasch bereits sein Studium an der AUB beendet. Zu den Gründervätern der Gruppe gehörten: Ahmad al-Hatib, ein kuwaitischer Medizinstudent aus einer bürgerlichen Familie; WadF Haddäd, ein Palästinenser aus Safad, Lehrersohn und ebenfalls Medizinstudent; die Politikstudenten Häni al-Hindi, Sohn eines hochrangigen syrischen Offiziers; Sälih Sibil ein Palästinenser und Sohn eines Händlers aus Akko und Hämid al-Gabüri, Sohn eines irakischen Stammesoberhauptes. Die Gründungsmitglieder vereinbarten, in ihrem jeweiligen Herkunftsland einen eigenen Zweig der BAN zu bilden. Habasch und Haddäd waren für Jordanien zuständig, al-Hatib für Kuwait, sowie Hämid al-Gabüri für den Irak. Im Libanon führten der Syrer Häni al Hindi, die Libanesen Muhsin Ibrähim und Muhammad az-Zayyät sowie einige Palästinenser aus den libanesischen Flüchtlingslagern, wie Ahmad al-Yamäm (Abü Mähir), die Gruppe an. Von 1952 bis 1956 bestand die Führung aus elfPersonen.77
Die jungen Männer bildeten eine kleine Elitegruppe, die einer geschlossenen religiösen Sekte, tdifa muglaqa,78 glich. Charakteristisch für die Gruppe war ein ausgeprägter Nationalismus, äußerste Disziplin gegenüber der Ideologie und der Organisation der Baath-Partei sowie eine starke Solidarität innerhalb der Gruppe einerseits und eine strenge Abschottung nach außen andererseits. Jede einzelne Entscheidung wurde im Kollektiv getroffen. Die Gruppe mischte sich auch in die privaten Angelegenheiten ihrer Mitglieder ein, sogar wenn es um Reisen oder Heirat ging.79 Nach Einschätzung des syrischen Soziologen Bärüt versuchte die Gruppe, die Burschenschaften, die in Deutschland und Italien im neunzehnten Jahrhundert entstanden waren, zu imitieren.80
Wann sich Hawatmeh der BAN anschloss, ist in seinen Schriften und Äußerungen nicht genau zu entnehmen. Bei dem Historiker Barry Rubin findet sich der Hinweis, dass dies im Jahr 1954 geschehen sein soll81. Hawatmeh erwähnt, während seiner Studienzeit in Kairo zwischen 1955 und 1965 mit der BAN in Kontakt gekommen zu sein, wo er zum ersten Mal auch von der nationalen Organisation al- Sabäb al-Qawmï alJArabï (Die Arabische Nationalistische Jugend) gehört habe.82 Diese Gruppe trug injener Zeit verschiedene Namen. Sie stellte die Palästinafrage in den Mittelpunkt ihres politischen Programms, stand allerdings rechts der damaligen pan-arabischen, nationalen, und kommunistischen Parteien, was Hawatmeh kritisierte.83 Laut John K. Cooley hat er sich nach der Auflösung der jordanischen Regierung unter Suliman al-Nabulsi durch König Hussein im April 1957 in der BAN aktiv engagiert.84 Hawatmeh selbst behauptete, er sei als Neunzehnjähriger von einem einfachen Mitglied einer Parteienzelle zu einem Verantwortlichen für politische, organisatorische und militärische Tätigkeiten innerhalb in der Hierar- chie der BAN in Jordanien und der Westbank aufgestiegen, und zwar zu der Zeit, als Habasch aufgrund der Verfolgung und Inhaftierung von Mitgliedern der BAN durch die jordanische Regierung im Jahr ?957 in den Untergrund gegangen war. Hawatmeh habe die Kontakte zwischen dem untergetauchten Habasch und den Angehörigen der Organisation, die sich immer noch auf freiem Fuß befanden, koordiniert.85 Angesichts der Tatsache, dass Hawatmeh ?935 als sein Geburtsjahr angibt,86 wäre er zu dieser Zeit aber schon 22 Jahre, nicht ?9 Jahre, alt gewesen.
Die Behauptungen Hawatmehs über seine Bedeutung in der BAN in seinen jungen Jahren stießen auf heftige Kritik und Ablehnung durch Abü CAH Mustafa,87 der deren Glaubwürdigkeit bezweifelte.
„Er übernahm nie die Verantwortung, die die Verantwortlichen der ersten Reihe der Organisation übernommen hatten. (...) Demgemäß glaube ich nicht, dass Hawatmeh mit dieser Aufgabe, die er in seiner Biographie erwähnt hat, beauftragt wurde, während zahlreiche Mitglieder des Kaders besser ausgebildet waren und mehr Erfahrung im Feld und in allen Bereichen hatten.“88
Hawatmeh mischte sich tatsächlich in die Führung der BAN ein, als er sich Anfang der r96oer Jahre der Gruppe um die Zeitschrift al-Hurrïya unter Muhsin Ibrâhîm89 anschloss, die nach dem Scheitern des Vereinigungsexperiments zwischen Ägypten und Syrien (al-Gumhürïyya alJArabïyya al-Mutahida, Vereinigte Arabische Republik) im Jahr ?96? die panarabische durch eine sozialistischen Orientierung ersetzen wollte.90 Das Triumvirat Ibrâhîm, Kislî und Hawatmeh strebte danach, die BAN als eine sozialistische Organisation für die arabischen Massen zu öffnen. 91 Seit diesem Zeitpunkt war die Beziehung zwischen Nayef Hawatmeh und George Habasch von Spannungen und Meinungsverschiedenheiten geprägt.
Trotz seiner kritischen Haltung der BAN gegenüber, die daraus resultierte, dass diese seiner Meinung nach rechts der damaligen panarabischen, nationalen und kommunistischen Parteien stand, begrüßte Hawatmeh, dass die BAN die Palästinafrage in den Mittelpunkt ihres politischen Programms gestellt hatte.92 Er distanzierte sich aber von der Gruppe Katä4b ai-Fidd alJArabï (Phalanx der arabischen Aufopferung) und der Gruppe Sabäb at-Tair (Jugend der Rache), Vorläufern der BAN, die terroristische Attentate gegen jüdische und internationale Einrichtungen und einen Mordversuch gegen den damaligen syrischen Vizestabschef Adïb as-Sïsaklï93 am 12. Dezember 1950 verübten. Hawatmeh warf den Gruppierungen faschistische und utopisch-nationalistische Tendenzen vor.94
Außer der Begeisterung für die Palästinafrage gab es zwischen Hawatmeh und Habasch keine politischen oder ideologischen Gemeinsamkeiten.95 Auch ihre Herkunft war völlig unterschiedlich. Während Hawatmeh aus einer Bauernfamilie stammte, die gezwungen wurde, ihr Land zu verlassen und in einen Industrievorort von Amman umzuziehen, gehörte Habasch und die Gründer der BAN zu den reichen und bürgerlichen Familien, die es sich leisten konnten, ihre Söhne an die besten Universitäten des arabischen Ostens, zum Beispiel zur American University of Beirut (AUB), zu schicken. Hawatmeh dagegen musste sein Studium in Kairo aufgrund von Geldmangel abbrechen.96 Er, der zur neuen Generation der BAN97 gehörte und etwa zehn Jahre jünger als Habasch war, trat aufgrund seines charismatischen Charakters als Habaschs Gegenspieler in der BAN auf.98 Hawatmeh hörte zum ersten Mal von der arabischen nationalen Jugendgruppe Magmiïat as-Šabäb ai-Qawmï aiJArabï" 99 während seiner Studienzeit in Kairo zwischen 1955 und 1956.
Die BAN durchlief seit 1949 drei ideologische Phasen, die von der Entwicklung der internationalen, arabischen und der innerparteilichen Lage geprägt wurden. Für die erste Phase war die panarabische, nationalistische Ideologie kennzeichnend, in der zweiten Phase dominierten der „arabische Sozialismus“ und der Nasserismus und in der dritten Phase, ab 1967, fand der Wechsel zum MarxismusLeninismus statt.
In der ersten Phase, der panarabischen, war die Bewegung eine kleine, geheime, elitäre Gruppe, die kaum politische Bedeutung in der Gesellschaft hatte.100 Die meisten Mitglieder kamen aus guten Verhältnissen oder gehörten der Bourgeoisie an, da sie sich ein Studium an der elitären AUB leisten konnten.101 In dieser Phase, in der die Bewegung von extremen Gedanken geprägt war, war der Antisemitismus vorherrschend. Es wurde kein Unterschied zwischen dem Judentum als Religion und der zionistischen Bewegung gemacht.102 Man betrachtete beide Phänomene als zwei Seiten einer Medaille, weswegen die BAN die Ausweisung aller Juden aus den arabischen Ländern, die Beschlagnahmung ihrer Gelder und die Folterung der Handlanger der zionistischen Bewegung forderte und zur Vernichtung der Juden in Palästina aufrief.103
In der zweiten Phase, der arabisch-sozialistischen, integrierte sich die BAN zwischen 1964 und 1967 in die panarabische, nasseristische Strömung,104 weil sie sich ganz mit den Zielen Nassers105 identifizierte. Unter dem Druck des Hawatmeh-Flügels auf den Habasch-Flügel vollzog die BAN eine Verschmelzung mit dem Nasserismus106, auf die sie aufgrund des Austritts wohlhabender Mitglieder auch finanziell angewiesen war.107 Habasch, der teilweise eine kritische Haltung gegenüber der Politik Nassers eingenommen hatte, hätte eine Allianz mit Nasser anstelle einer kompletten Verschmelzung bevorzugt.108 Eine große Rolle in der Transformation der Bewegung hin zum „arabischen Sozialismus“ nasseristischer Prägung spielte das im Jahr 1955 zustande gekommene ägyptischsowjetische Waffenlieferungsabkommen. Dieses wurde von der BAN als „Wendepunkt der arabischen Geschichte“109 in der Bekämpfung des Kolonialismus und Israels eingestuft. Das Abkommen wurde als Rückenstärkung im Konflikt mit dem militärisch überlegenen Israel, als Unterstützung der arabischen Befreiungsbewegungen und als Eindämmung der westlichen Pläne im Nahen Osten interpretiert.110 Bei der großen Annäherung zwischen der BAN und Nasser spielten die seit 1955 in Kairo studierenden BAN-Mitglieder eine große Rolle, die zuvor aufgrund ihrer politischen Aktivitäten aus der AUB ausgewiesen worden waren.
„Sie waren es, die immer engere Beziehungen zwischen den Qaumiyun und der ägyptischen Regierung und schließlich auch einen persönlichen Kontakt zu Nasser herstellten.“111
Nach der Verstaatlichung des Suezkanals am 26. Juli 1956 und bis zur Verkündigung der Vereinigten Arabischen Republik zwischen Syrien und Ägypten im Februar 1958 erreichte die Unterstützung des Nasserismus in der BAN ihren Höhepunkt, in der Hoffnung, dass der Kampf gegen Israel bald beginne.112
Nach der naksa (Rückfall), der arabischen Niederlage im Sechstagekrieg im Juli 1967, trat die BAN in die dritte, die marxistisch-leninistische, Phase ein. Sie verabschiedete sich endgültig vom arabischen Nationalismus und vom Nasserismus, da der Nasserismus sich als unfähig erwiesen hatte, die in ihn gesetzten Erwartungen, die Befreiung Palästinas von der israelischen Besatzung und die Vereinigung der arabischen Staaten, zu erfüllen. Die naksa war der Kristallisationspunkt, an dem die Bewegung den Wandel vom arabischen Sozialismus zum Marxismus vollzog. Bereits seit 1961 hatte sich innerhalb der Organisation die marxistisch-leninistische Tendenz um Nayef Hawatmeh und Muhsin Ibrahim un- ter dem Namen „Der Progressive Flügel“ etabliert.113 Diese Phase war nur von kurzer Dauer, da die BAN alsbald auseinanderbrach und verschiedene Nachfolgeorganisationen aus ihr entstanden.
Der aus dem Irak im Jahr 1963 nach Beirut zurückkehrende Hawatmeh schloss sich dem Kreise der Zeitschrift al-Hurrïya an, die seit 1959 von Habaschs Gegenspielern in der BAN, Muhsin Ibrahim und Muhammed Kisli herausgegeben wurde. Al-Hurrïya wurde bald die Bühne, auf der das Trio Ibrahim, Kisli und Hawatmeh sozialistisches Gedankengut intensiv debattierte. Diese Richtung ging vom marxistischen Dogma der Unausweichlichkeit des Klassenkampfes aus und versuchte sich an einer Klassenanalyse der arabischen Gesellschaften.114 Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage, welche Gesellschaftsklasse in der Lage sei, die arabische Revolution zu realisieren. Die Arbeiter, Bauern, Soldaten und revolutionären Intellektuellen sollten das Instrument dieser angeblichen Revolution sein. Nach dieser Vorstellung wurde die Gründergruppe der BAN um Habasch aufgrund ihres bourgeoisen Hintergrundes115 zur Zielscheibe derjüngeren Generation.116 Laut Baumgarten adoptierten Ibrahim, Kisli und Hawatmeh das Gedankengut Mao Zedongs, ohne die Strukturen der arabischen Gesellschaften zu untersuchen und zu prüfen, ob Maos Ideen überhaupt damit kompatibel waren.117
Nach dem Ende der syrisch-ägyptischen Vereinigung 1961 traten die sozialistischen Tendenzen in der BAN deutlicher zu Tage, was sich auf der Konferenz der Bewegung im Jahr 1962 in Parolen wie „Einheit, Freiheit, Sozialismus und die Rückgewinnung Palästinas“ (wahda, hurrïya, istirâkïya, istfädat Filastïn) niederschlug. Trotz der Opposition der Gründergeneration wurde in der Folgezeit das Klassenkampfkonzept integriert.118 Unter dem linken Triumvirat versuchte die 99 Hawatmeh behauptet, dass die Bezeichnung BAN auf seine Initiative im Jahr 1958 zurückgehe, als er im Irak weilte. Vorher war die Gruppe unter verschiedenen Namen aktiv, wie Jugend der Rache (Sabäb at-Ta’r) oder Komitee des Widerstandes gegen die Versöhnung mit Israel (Hay’at Muqäwamat as-Sulh ma'a Isrä’il).
[...]
1 Eine Auswahlbibliographie findet sich bei Gernot Rotter/Schirin Fathi: Nahostlexikon. Der israelisch-palästinensische Konflikt von A-Z, Heidelberg 2001, S. 400-492. Siehe auch Glenn E. Perry: The Palestine Question: An Annotated Bibliography, Belmont, Massachussets 1990. Zur Geschichte des Konflikts siehe zum Beispiel: Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas: Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, München G006; Martin Beck: Friedensprozess im Nahen Osten: Rationalität, Kooperation und politische Rente im Vorderen Orient, Wiesbaden 2002; Ludwig Watzal: Friedensfeinde. Der Konflikt zwischen Israel und Palästina in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1998; Barry Rubin: Revolution until Victory? The Politics and History of the PLO, Cambridge 1994; Helmut Mejcher (Hg.): Die Palästina-Frage 1917-1948. Historische Ursprünge und internationale Dimensionen eines Nationenkonflikts, Paderborn ^993.
2 Siehe zum Beispiel: Yossi Beilin: The Path to Geneva. The Path for a Permanent Agreement 1996-2004, New York 2004; Helga Baumgarten: Arafat, zwischen Kampf und Diplomatie, München 2002; Mahmoud Abbas: Through Secret Channels. The Road to Oslo, Reading 1995; Edward Said: Zionismus und palästinensische Selbstbestimmung, Stuttgart 1981; Abu Ijad: Heimat oder Tod. Der FreiheitskampfderPalästinenser, Düsseldorf/Wien 1979.
3 Siehe zum Beispiel die Interviews im Journal of Palestine Studies mit George Habasch, Abu Ali Mustafa und NayifHawatmeh; Nabil Shaath; Haydar lAbd al-Shafi.
4 George Habasch (1926-2008) war der Gründer und von 1968 bis 2000 auch der Generalsekretär der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP).
5 Die PLO (Palestinian Liberation Organization, Palästinensische Befreiungsorganisation) ist der politische Dachverband der palästinensischen Gruppierungen, gegründet in Kairo 1964.
6 Harold M. Cubert: The PFLP’s Changing Role in the Middle East, London 1997, sowie PFLP: Al-Gabha wa-qadlyat al-inšiqäq, Beirut 1970.
7 Gamäl Bärüt: Harakat al-Qawmïyïn alJArab: An-NaPa, at-tatawwur, al-masäär, Damaskus 1997.
8 lAli Badwän im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008.
9 Abü lAli Mustafa: Difïïan (an al-haqïqa. Tawdïhât bi-ša’n bafi mä warada fi kitäb „Ha- wätimahyatahaddahtu“, Damaskus 1998.
10 Qays lAbd al-Karim/Fahid Sulaymän: Al-Gabha ad-Dmüqrättya, an-nas’a wa-l-masär, Beirut 2001.
11 Gerrit Hoekmann: Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow. Geschichte und Politik der palästinensischen Linken. Münster 1999.
12 Herausgegeben von der PFLP: Al-Gabha wa-qadïyat al-insiqäq, Beirut 1970.
13 „Vater der (kleinen) Kamelstute“. Ein Wortspiel mit dem Vornamen Näyif („groß“, „schön“). Nawf bezeichnet den (hohen) Höcker. Die Wurzel nün-waw-fä’ deckt das Bedeutungsfeld hoch, groß, schlank, schön (gewachsen) ab und wird auch auf Personen angewandt. Z.B. im- ra’a munïfa bezeichnet eine groß gewachsene und vollkommen schöne Frau. Vgl. Al-Mungidfi l- luga wa-l-a4äm, Beirut ^1992, 847.
14 Siehe NayefHawatmeh: Nayïf Hawätimahyatahaddatu, Amman 1997, S. 23-24.
15 lAli Badwän im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008.
16 Siehe John K. Cooley: Green March, Black September. The Story of the Palestinian Arabs, London 1973, S. 141.
17 Sir John Bagot Glubb (1897-1986) war ein britischer Offizier und Nahostexperte. Bekannt wurde er vor allem durch seine Tätigkeiten im Rahmen der Mandatsausübung Großbritanniens über das heutige Jordanien sowie deren Fortführung nach der Unabhängigkeit. Zwischen 1939 und 1956 war er Kommandeur der Arabischen Legion in Jordanien.
18 Siehe Cooley, GreenMarch, S. 141.
19 Der Begriff Biläd aš-Säm („die Ländereien Syriens“) bezeichnet das geographische Syrien und umfasst nach arabisch-nationalistischem Verständnis die vier Länder Syrien, Jordanien, Palästina und den Libanon, die demnach eine politische Einheit bilden sollten. Dieses Konzept hat seine Ursprünge im Vereinigten Syrischen Königreich, das seinen Sitz im Jahr 1920 in Damaskus hatte. Siehe z.B. Peter Gubser: Historical Dictionary of the Hashemite Kingdom of Jordan, Metu- chenNJ 1991, S. 40.
20 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 36.
21 Siehe Cooley, Green March, S. 141. Die Bewegung der Arabischen Nationalisten entstand nach 1948 an der American University of Beirut und hatte später u.a. Ableger im Irak, im Jemen, in Jordanien und in Kuwait. Zur BAN siehe folgendes Kapitel.
22 Sulaymän al-Nabulsi (1908-1976) war der Mimisterpräsident Jordaniens von Oktober 1956 bis April 1975.
23 General Ali Abü Nuwär (1924-1991) war der erste arabische Befehlshaber der jordanischen Armee. Er versuchte im Jahr 1957 mit einigen hochrangigen Offizieren König Hussein zu stürzen und die haschemitische Herrschaft zu beenden.
24 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S.39.
25 Abü Ali Mustafa (Abu Ali Mustafa) ^1938-2001) ist das Pseudonym von Mustafa az- Zibri. Mustafä schloss sich im Jahr 1955 der Bewegung arabischer Nationalisten an. Mit Habasch gründete er im Jahr 1967 die PFLP und bekleidete ab 1968 den Posten des Oberkommandanten der militärischen Streitkräfte in der PFLP. 1972 wurde er zum Stellvertreter von Habasch gewählt. Von 1987 bis 1991 war er Vertreter der PFLP im Exekutivkomitee der PLO. Obwohl er einer der Gegner des Osloer Abkommens war, durfte er im Jahr 1999 in die palästinensischen Autonomiegebiete zurückkehren, wo er in Ramallah die PFLP anführte. Im Jahr 2000 wurde er Generalsekretär der PFLP als Nachfolger von George Habasch. Am 27. August 2001 wurde er von den israelischen Streitkräften in seinem Büro ermordet.
26 Siehe Abü Ali Mustafä, Difäcan can al-haqïqa, S. 12-13.
27 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 39.
28 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 45; ebenso Yazid Sayigh: Armed Struggle and the Searchfor State. The Palestinian National Movement 1949-1993, Oxford 1997, S. 76.
29 Siehe Helga Baumgarten: Palästina: Befreiung in den Staat. Die palästinensische Natio- naibewegung seit 1948, Frankfurt am Main 1991, S. 126-127.
30 Siehe Sayigh, Armed Struggle, S. 77; ebenso Hawatmeh, Hawätimahyatahaddatu, S. 48.
31 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 48.
32 Seine Präsidentschaft dauerte von 1958 bis 1963.
33 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 49-50; ebenso Sayigh, Armed Struggle, S. 77.
34 Siehe Cooley, Green March, S. 141.
35 Ebd.
36 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 448 (hinterer Klappentext) und die offizielle Biographie von Nayef Hawatmeh auf der Website der DFLP: “Nayef Hawatmeh, General Secretary of the Democratic Front for the Liberation of Palestine”.
37 Als Zeitraum für ein solches Studium kommen die späten 1960er Jahre in Frage. Es scheint aber unrealistisch, dass Hawatmeh in dieser Zeit neben seinen dichtgedrängten politischen Aktionen noch Zeit für ein Studium oder gar eine Promotion hatte.
38 Siehe Abü lAli Mustafa, Difäcan can al-haqïqa, S. 7; ebenso lAli Badwän im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008.
39 lAli Badwän im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008.
40 Siehe lAbd al-Karïm, Qays /Sulaymân, Fahid: Al-Gabha ad-Dïmüqrâtïya, an-naPa wa-l- masär: Beirut 2001, S. 154.
41 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 96; ebenso Sayigh, Armed Struggle, S. 265-266; ebenso Cooley, Green March, S. 117-118.
42 Siehe ebd.
43 Siehe David Th. Schiller: Palästinenser zwischen Terrorismus und Diplomatie, München 1982, S. 322.
44 PLO: „The Political Program Adopted at the 12th Session of the Palestine National Council, Cairo 8th of June 1974“, URL: http://www.mideastweb.org/plo1974.htm.
45 Siehe Schiller, Palästinenser, S. 322-323.
46 Siehe Rubin, Barry: Revolution until Victory? The Politics and History of the PLO, Cambridge 1994, S. 31.
47 Siehe Schiller, Palästinenser, S. 323.
48 Das Camp-David-Abkommen wurde am 17. September 1978 zwischen Ägypten und Israel unterzeichnet. Das Abkommen besteht aus zwei Verträgen. Der erste Vertrag beruft sich auf die UN-Resolution 242 als Grundlage für den Frieden im Nahen Osten. Für den Gazastreifen und das Westjordanland wurde ein fünfjähriger Autonomiestatus vorgesehen, der nach dieser Übergangszeit von einer endgültigen Regelung abgelöst werden sollte.
49 Siehe Schiller, Palästinenser, S. 323. Siehe hierzu ausführlich Kapitel 7 dieser Arbeit.
50 Siehe NayefHawatmeh: Abcad min Oslo. Filastïn ila ayna, Damaskus 2000, S. 76.
51 Siehe das Interview Hawatmehs „Bi-l-lArabi: Ma'a Näyif Hawätimah“ im Fernsehsender al-Arabïya am 04.08.2007.
52 Gleichlautende Aussage von lAli Badwän und Abü al-Haygä’ in Gesprächen mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008 bzw. Damaskus, 30.07.2008.
53 Siehe Nayef Hawatmeh, „lAlä duwal as-Sarq al-Awsat an tafsaha al-magäl li-l- Filastïnïyïn“, Interview mit Julia Troyitskaya, in: Al-Quds 10.03.2008.
54 Mudasim Hamäda im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 07.08.2008.
55 lAli Badwän im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008.
56 Siehe Schiller, Palästinenser, S. 317-318.
57 lAli Badwän und Hälid Abü al-Haygä’ im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 27.07.2008 bzw. Damaskus 30.07.2008.
58 Mudasim Hamäda im Interview mit dem Verfasser, Damaskus 07.08.2008.
59 Ebd.
60 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 222.
61 ‘Abdal-Karim/Sulaymän, Al-Gabha ad-Dïmüqrâtïya, S. 223.
62 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 81-88.
63 Koranvers 2: 265. Anspielung auch auf die bekannte gleichnamige Zeitschrift, die die islamischen, panarabischen und antikolonialistischen Reformer Gamäl ad-Din al-Afgäni und Muhammad lAbduh 1884 in Paris herausgegeben hatten.
64 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 81-83.
65 Siehe ebd., S.61.
66 Zurayq, Macnä n-nakba, Beirut 1948. Es ist sehr wahrscheinlich, dass, aber nicht definitiv geklärt, ob er mit diesem Werk auch als Urheber des Begriffs nakba gelten kann.
67 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 83-90.
68 Siehe ebd., S. 81-85.
69 Bärnt, Harakat al-Qawmlyln, S. 56.
70 Siehe Bärnt, Harakat al-Qawmlyln, S. 57.
71 Siehe Aslad AbuKhalil, “George Habash and the Movement of Arab Nationalists: Neither Unity Nor Liberation”, in: Journal of Palestinian Studies XXXIII, No. 4 (Summer 1999), S. 94.
72 Das Bündnis, offiziell 1955 gegründet, umfasste neben Großbritannien den Iran, den Irak, die Türkei und Pakistan und sollte in erster Linie dem sowjetischen Einfluss im Nahen Osten Einhalt gebieten.
73 Aslad AbuKhalil, “George Habash”, S. 94.
74 Siehe ebd., S. 93. Genannt werden neben dem bereits erwähnten Säti' al-Husri auch die Schriften der panarabischen Vordenker Michel lAflaq, Müsä al-Wlami, Niqülä Ziyyäda und Ka- mäl Muruwwa.
75 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 99.
76 Siehe Bärüt, Harakat al-Qawmïyïn, S. 54.
77 Siehe ebd.
78 Siehe ebd., S. 53-54.
79 Siehe Rubin, Revolution, S.31.
80 Siehe ebd.
81 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 36.
82 Siehe ebd., S. 35-36.
83 Siehe ebd.
84 Siehe Cooley, Green March, S. 141.
85 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 37-38.
86 Siehe Rubin, Revolution, S 3?; Schiller, Palästinenser, S. 309; Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 38 und Cooley, Green March, S ?4?.
87 Biographische Angaben zu ihm siehe Fußnote 24.
88 Abü lAlî Mustafa, Difäcan can al-haqïqa, S. 7.
89 Er war seit ?960 Herausgeber der Zeitschrift al-Hurrïya, spaltete sich mit Hawatmeh von der BAN ab und begründete die Organization of Communist Action in Lebanon (OCAL) ?969. In den r97oer Jahren war die Zeitschrift das gemeinsame Organ von DFLP und OCAL.
90 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 4? und Baumgarten, Palästina, S. 222.
91 Siehe Bârüt, Harakat al-Qawmïyïn, S. 87.
92 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 35-36.
93 As-Sisakli (1909-1964) hatte 1949 gegen die vorangegange Militärregierung geputscht; er löste die politischen Parteien auf und wurde 1954 selbst durch einen Putsch abgesetzt.
94 Siehe Hawatmeh, Hawätimah yatahaddatu, S. 36-37.
95 Siehe ebd., S. 36.
96 Siehe Cooley, GreenMarch, S. 141.
97 Siehe Helena Cobban: The Palestinian Liberation Organisation: People, Power and Politics, Cambridge 1984, S. 144.
98 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 222.
99 Hawatmeh zur Unterscheidung auf die Bezeichnung als haraka, „Bewegung Arabischer Nationalisten“. Siehe Hawatmeh, Hawätimahyatahaddatu, S. 40.
100 Siehe Bärnt, Harakat al-Qawmïyïn, S. 87.
101 Siehe ebd., S. 87.
102 Siehe ebd., S. 94.
103 Siehe ebd., S. 94.
104 Siehe ebd., S. 87 und 422.
105 Nasser (1918-1970) war der damalige ägyptische Präsident. Er putschte mit den „Freien Offizieren“ im Jahr 1952. Im Jahr 1954 übernahm er das Amt des Premierministers, 1956 ließ er sich nach einem Referendum zum neuen Staatpräsidenten wählen. Kurz vorher hatte er eine neue Verfassung angenommen, in der er aus Ägypten einen sozialistischen Einparteienstaat machte. Trotz der Niederlage im Sechstagekrieg 1967 und des Scheiterns der Vereinigung mit Syrien (1958-1961), genoss er großes Ansehen in der arabischen und in der Dritten Welt. Er starb überraschend im Jahr 1970. Sein Tod leitete den Niedergang des arabischen Nationalismus ein.
106 Siehe Bärnt, Harakat al-Qawmïyïn, S. 422.
107 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 130.
108 Siehe Bärnt, Harakat al-Qawmïyïn, S. 422.
109 Baumgarten, Palästina, S. 121.
110 Siehe ebd., S. 121.
111 Ebd., S. 123.
112 Siehe ebd.
113 Siehe Suhir Salti at-Tal: Harakat al-Qawmïyïn aWArab wa-inHtäfätuhä al-fikriya, Beirut 1996, S. 38-40.
114 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 128.
115 Im Gegensatz zur Gründergruppe der BAN, die in der elitären AUB studierten und aus guten Verhältnissen kamen, stammten Muhsin Ibrahim und Hawatmeh aus bescheidenen Verhältnisse.
116 Siehe Baumgarten, Palästina, S. 128-129.
117 Siehe ebd., S. 128.
118 Siehe ebd., S. 129.
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