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Bachelorarbeit, 2010
38 Seiten, Note: 1,5
Einführung
Kapitel I. Schreiben gegen das Vergessen
Kapitel II. Das Bild der nationalsozialistischen Zeiten in Die Blechtrommel
Kapitel III. Die Darstellung des Krieges im Buch Die Blechtrommel und dessen Einfluss auf die Helden
Kapitel IV. Die Darstellung der Nachkriegszeiten in Die Blechtrommel
Kapitel V. Der geschichtliche Hintergrund der Entstehung Die Blechtrommel und die literarische Überraschung
Schlussfolgerungen
Bibliographie
Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Geschichte in Die Blechtrommel von Günter Grass. Es wird analysiert, welcher Einfluss sie auf die Gesellschaft vor und während des Zweiten Krieges hatte, und wie die Menschen der Nachkriegszeiten mit ihr umgingen. Ich versuche auch die These zu bestätigen, dass der bedeutendste Roman von Grass ein Zeitroman ist und das Ziel hat, die Zeit des Nationalismus und des Zweiten Weltkrieges aufzuarbeiten. Auch bildet die Geschichte einen Hintergrund für Helden. Meine Arbeit ist also ein Versuch diese Tatsachen nach drei Zeitperioden: des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit zu beschreiben und zu erklären.
Meine Diplomarbeit lehnt sich vor allem an die Werke und andere Veröffentlichungen, in denen die Problematik des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeiten in Bezug auf Die Blechtrommel berührt wird. Als bibliographische Basis gelten vor allem die gegenwärtigen Publikationen, deren Autoren den Versuch unternehmen, den Inhalt des Buches zu interpretieren. Diese von Volker Neuhaus1, Bernhard Rüdiger2 oder Heinz Gockel3 konzentrieren sich auf die Schilderung von Geschichte und Geschichten im Buch. Die Autoren analysieren die Entstehung von Die Blechtrommel, den Aufbau und berichten über die literarische Überraschung nach seiner Veröffentlichung. Ebenso wichtig sind die neuen Kommentare und Diskussionen von Ute Liewerscheidt4, in denen sich der Autor mit der Analyse der Gesellschaft von nationalsozialistischen Zeiten bis zur Vertreibung beschäftigt und das Buch von Rainer Scherf5 - ein Kompendium des Wissens über Die Blechtrommel. Als eine wichtige Publikation gilt auch das Werk von Eung-Jun Kim6, wo die Geschichte in einem breiten Kontext erscheint.
Das Ziel der Arbeit ist es, die schrecklichen Vorgänge des Krieges anhand des Romans aufzuklären und darüber zu informieren, wie das Schicksal der Helden eng mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen verknüpft ist. Das Leben der Menschen wird durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse mitbestimmt.
Wenn es um die Struktur der Arbeit geht, wurde sie in fünf Kapiteln gegliedert. Der erste Teil umfasst ganz allgemein die Problematik des Romans. Es wurde über Günter Grass und Die Blechtrommel sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern auf der ganzen Welt viel geschrieben. Auf Grund dieser biographisch- geschichtlichen Untersuchungen wurden verschiedene Aspekte der Entstehung des Buches untersucht. Es ist nicht einfach, eindeutig diesen Roman zu bewerten, weil das Werk selbst nichts beweist, demonstriert oder beurteilt. Der Roman bietet eine künstlerische Darstellung der Vergangenheit. Der Autor setzt sich zur Aufgabe, vor der Brutalität und Verleugnung der Verantwortung im Zweiten Weltkrieg zu warnen.
In diesem Kapitel werden auch die Person des Autors und die großen Kontroversen nach der Veröffentlichung seines Buches dargestellt. Grass war nie ein Nationalsozialist, doch seine öffentliche Einsicht gegen Hitlers Regime wuchs erst allmählich nach dem Krieg. Die Kontroversen werden besonders anhand der Grassschen Biographie mit dem bisher tabuisierten Thema, dem Militärdienst in der Waffen SS beschrieben. Der Roman wurde zu einem erfolgreichen aber auch umstrittenen Werk und rief teils heftige Abneigung, teils begeisterte Zustimmung hervor.
Es werden im zweiten Kapitel die Ereignisse bis zur Kristallnacht am 8. November 1938 präsentiert. Dieser Teil enthält die Schilderung des Nationalsozialismus, d.h. die Etappe seiner Entstehung und Auswirkungen auf die Menschen.
In Kapitel III wird der Verlauf des Zweiten Weltkrieges gezeigt. Es handelt sich um die Darstellung von Verbrechen der Nationalsozialisten, passivem Verhalten der Bürger und gedankenloser Ausführung der Befehle, die zum allmählichen Untergang der Deutschen führten. Der Krieg wird aus der Perspektive der Hauptfigur Oskar Matzerath dargestellt.
Eine Analyse der Nachkriegsgesellschaft - Vertreibungen, Flucht, die Bewältigung des Nationalsozialismus - wurde im Kapitel IV durchgeführt. Die Kollektivschuldthese, die zwar in den ersten Jahren nach dem Krieg diskutiert, aber auch sehr schnell tabuisiert wurde, spielt hier eine wichtige Rolle.
Im fünften Kapitel werden die geschichtlichen Hintergründe der Entstehung Die
Blechtrommel und die Einstellungen von Zeitgenossen des Schriftstellers gezeigt. Hier werden auch einige Aspekte der Tätigkeit von der Gruppe 47 genannt, zu der Günter Grass gehörte und auf deren Tagung der Autor das erste Kapitel Die Blechtrommel las. In diesem Kapitel werden auch die wichtigsten Punkte aus der Biographie von Grass dargestellt, die direkt zum Schreiben des Romans beigetragen haben.
Der letzte Teil meiner Arbeit sind die allgemeinen Schlussfolgerungen, die auch eine Zusammenfassung der Geschichte von der Entstehung des Nationalsozialismus bis zu Vertreibungen darstellt.
Das Werk Die Blechtrommel von Günter Grass thematisiert den Nationalsozialismus. Es behandelt die Thematik des Vergessens und der Schuld. Mit dem im Jahr 1959 veröffentlichten Roman Die Blechtrommel, in dem er erstmals reale, historische Ereignisse mit seiner grotesken Bildersprache konfrontierte, fand Grass seinen Stil. Der Roman wurde zu einem erfolgreichen und umstrittenen Werk. Viele Literaturhistoriker stellen die Frage, ob Die Blechtrommel ein historischer Roman oder Zeitroman ist und ob er zum Ziel hat, die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges aufzuarbeiten? Oder dient die Darstellung der zeitgeschichtlichen Ereignissen dazu, den Figuren einen realistischen Lebenshintergrund zu geben?7 Die beiden Voraussetzungen sind zu eng miteinander verbunden, als dass man die Entscheidung treffen könnte. In meiner Arbeit befasse ich mich mit dem Problem der Darstellung von der Geschichte im Grass‘ Roman Die Blechtrommel und deren Einfluss auf die damalige Gesellschaft.
Grass schilderte als einer der ersten deutschsprachigen Schriftsteller die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und entschied sich bewusst, den historischen Kontext gegenständlich zu beschreiben. Die Bedeutung dieses Buches besteht darin, beim Leser eine Reflexion über eine mörderische und verbrecherische deutsche Vergangenheit am Beispiel alltäglicher Wirklichkeit hervorzurufen. Deswegen löste er teils begeisterte Zustimmung, teils heftige Abneigung aus. Obwohl die Anhänger des deutschen Nationalsozialismus sich mit allen Mitteln zur Wehr setzten, war Die Blechtrommel Grass‘ Eintritt in die Weltliteratur. Aus dem Buch lassen sich Vorstellungen für die Zukunft ableiten. Der Autor warnt:
Mir ist nicht nur in politischen und gesellschaftlichen Bereichen, sondern auch bis in den privaten Bereich hinein natürlich aufgefallen, dass wir Menschen Wiederholungstäter sind und gerne in den einmal eingefahrenen Spuren unseren Erfolg wiederholen wollen und bei der Gelegenheit dann auch unsere Fehler wiederholen. 8
Günter Grass wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen in dem Danziger Vorort Langfuhr auf. Mit 10 Jahren wurde Grass Mitglied des Jungvolkes, mit 14 wurde er in die Hitlerjugend eingegliedert, wurde dann im Alter von 15 Luftwaffenhelfer. Das Kriegsende erlebte Günter Grass nicht mehr in Danzig. Denn noch 1944 wurde er, ein 17- jähriger Junge, als Soldat eingezogen. Der Autor war zwar nie ein fanatischer Nationalsozialist, oder ein richtiger Hitler -Anhänger, doch absolut dagegen schien er seinerzeit allerdings auch noch nicht gewesen zu sein. Seine politische öffentliche Einsicht wuchs nach dem Krieg, obwohl erste Ansätze schon früher vorhanden gewesen sein müssen. Nach sechzig Jahren brach er sein Schweigen und sagte:
Mir ging es zunächst vor allem darum rauszukommen. Aus der Enge, aus der Familie. Das wollte ich beenden, und deshalb habe ich mich freiwillig gemeldet. 9
Seit 1957 gehörte er der „Gruppe 47“ an und parallel zu seiner Arbeit als Künstler begann er zu schreiben. Mit der Veröffentlichung Die Blechtrommel wurde er weltberühmt. Die Biographie des Autors wird mit der Realien von Danzig und mit der Zeitgeschichte verschränkt. Die Parallelen zwischen der Biographie des Autors und dem Protagonisten Oskar sind evident. Es entsteht eine Analyse der psychischen, geschichtlichen und politischen Situation der Kleinbürger eines Danziger Vororts.10
Mit dem Werk Die Blechtrommel - einem der stärksten Romane der Gegenwart mit den Reflexionen über die deutsche Vergangenheit11 - klärt Grass über die schrecklichen Vorgänge des Zweiten Weltkrieges auf. Die Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsereignisse zeigt Günter Grass aus der Perspektive einer kleinbürgerlichen Hauptfigur - Oskar Matzerath. Die Handlung Die Blechtrommel zeigt deutlich, wie das Schicksal des Haupthelden unverkennbar eng mit den zeitgeschichtlichen Verhältnissen und Ereignissen verknüpft ist. Das Leben von Oskar, seiner Familie und Freunde wird durch die Zeitgeschichte bestimmt d.h. das Leben eines Menschen wird durch die gesellschaftlichen, politischen, und kulturellen Umstände mitbestimmt. Grass stellt dar, wie die bürgerliche Kunst und die bürgerliche Erziehung durch den Nationalsozialismus auf den Kopf gestellt wurden. Die drei Bücher, in die das Werk gegliedert ist, entsprechen drei geschichtlichen Abschnitten, wobei der jeweilige Einschnitt die Auswirkungen der Geschichte auf das Leben von Oskar verfolgt:
- Erstes Buch: 1899 - 8. November 1938 (Kristallnacht) - Im Jahr 1927 beschließt Oskar, mit drei Jahren sein Wachstum einzustellen, um die Sinnlosigkeit vom kleinbürgerlichen Leben der nationalsozialistischen Zeit zu erfassen.
- Zweites Buch: Der Zweite Weltkrieg - Vom Beginn (Oskar trat mit Jan Bronski in der polnischen Post ein und nimmt am 1. September 1939 an deren Verteidigung teil) bis zum Ende (am 28. März 1945 trifft die Rote Armee in Danzig ein)
- Drittes Buch: Kriegsende 1945 - 1954 - Oskar und Maria sind gezwungen, in Richtung Westen, nach Düsseldorf überzusiedeln.
Oskar und Danzig sind konstituierende Elemente im Roman. Die Blechtrommel ist vor allem Abbild von Weltgeschichte. Die Menschen sollen nach der Lektüre die Einsicht in die Geschichte des Nationalsozialismus gewinnen. In einem Interview für „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sagte Grass:
… wir haben bis heute so viele Widerstandskämpfer, dass man sich wundert, wie Hitler an die Macht hat kommen können. Aber ich will noch einmal zurückkehren in die fünfziger Jahre, um Ihnen meinen Ansatz beim Schreiben der „ Blechtrommel “ zu erklären. Was zuvor, 1945, geschehen war, galt als Zusammenbruch, war nicht die bedingungslose Kapitulation. Verharmlosend hie ß es: Es wurde dunkel in Deutschland. Es wurde so getan, als wäre das arme deutsche Volk von einer Horde schwarzer Gesellen verführt worden. Und das stimmte nicht. Ich habe als Kind miterlebt, wie alles am hellen Tag passierte. Und zwar mit Begeisterung und mit Zuspruch. Natürlich auch durch Verführung, auch das, ganz gewiss. Was die Jugend betrifft: Viele, viele waren begeistert dabei. Und dieser Begeisterung und ihren Ursachen wollte ich nachgehen, schon beim Schreiben der „ Blechtrommel “… 12
Die Blechtrommel kennt keine Tabus, immer wieder tritt die Erzählung in verbotene Sphären ein. Grass schreibt nicht mit dem moralischen Zeigefinger.13 Er wollte nicht zulassen, dass seine Generation sich als Opfer der Nationalisten darstellte. Er schreibt auf, was an moralischem Einverständnis in Deutschland möglich war, um Hitler an die Macht kommen zu lassen. Der Autor beweist nichts, greift nichts an, demonstriert nichts. Er hat die Absicht, seine Geschichte mit einer großen Genauigkeit darzustellen. Anhand der im Buch dargestellten Ereignisse warnt der Autor vor der Brutalität und der Verleugnung der Verantwortung im 2.Weltkrieg. Grass fordert zwar nicht, der Gesellschaft die Schuld zu geben, aber nach ihm ist jeder Nicht-Handelnde und jeder Handelnde mitschuldig und ist dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Das Hauptteil des Buches ist somit die Darstellung von Geschichte, genauer gesagt, die Darstellung der nationalsozialistischen Zeit und des Umgangs mit der Vergangenheit in der Nachkriegszeit. Die Blechtrommel als der historische Roman des zwanzigsten Jahrhundert schildert die untergegangene Freie Stadt Danzig und eine Rettung der untergegangenen Welt vor dem Vergessenwerden. Das Buch warnt also davor, die Geschichte nicht zu verdrängen und leichtfertig zu vergessen.
Die Blechtrommel ist eine genaue Darstellung des Hitlerregimes und der nationalsozialistischen Zeit. Die nationalsozialistischen Erscheinungen sind an die Erlebnisse des Helden gebunden, sie werden aus der Perspektive kleinbürgerlicher Bewohner Danzigs (Kolonialwaren-, Gemüse- und Spielwarenhändler, Bäcker, Berufsmusiker oder Postbeamte ) und Soldaten erzählt. Günter Grass stellt im Roman die Bedingungen für die Entstehung des Nationalsozialismus dar. Oskars Distanz ist nicht repräsentativ für das Verhalten des Kleinbürgertums zum Nationalsozialismus. Sie lässt aber als typisch (schichtspezifisch) erkennen, dass das Wissen über die nationalsozialistischen Ereignisse in die Peripherie des Durchschnittsbewusstseins gehört, solange sie nicht in Erscheinung tritt.14 Die Massenwirksamkeit beginnt bei der Bedienung starker visueller und akustischer Kollektivreize, die die emotionale Idealisierung und die geselligen Identifikationsangebote bereitstellen (z. B. beim Eintritt des Trompeters Meyn in das Musikkorps der Reiter-SA). Der Beweis dieser These ist zweifellos die große Tribünenszene, in der Oskar als ein versteckter Trommler eine NS- Kundgebung in ein Volksfest auf der Maiwiese verwandelt. Als Protest gegen die Schrecken seiner Umgebung saß Oskar weder auf der Tribüne noch vor der Szene. Er trommelt hinter bzw. unter der Tribüne den Marsch in den Dreiertakt des Walzers um.
Was ist aber diese Tribüne? Sie war immer symmetrisch gebaut, von oben nach unten befanden sich sechs Hackenkreuzbanner nebeneinander. Dazu Wimpel, Fahnen und Standarten. Erst eine Reihe schwarze SS mit Sturmriemen unter Kinn. Dann zwei Reihen SA, die während der Singerei und Rederei die Hände am Koppelschlo ß hielten. Dann sitzend mehrere Reihen uniformierter Parteigenossen, hinter dem Rednerpult gleichfalls Pg ’ s, Frauenschaftsführerinen mit Müttergeschichtern, Vertreter des Senates in Zivil, Gäste aus dem Reich und der Polizeipräsident oder sein Stellvertreter. 15
Auf dem Sockel standen auch der Gebietssfanfarenzug des Jungvolkes und der Gebietsspielmannszug (die Hitlerjugend). Bei manchen Kundgebungen befand sich auch links und rechts, natürlich immer symmetrisch angeordneter Chor. Das ganzjährige Fest mit unaufhörlichen Fackelzügen und Aufmärschen von Hitlerjugend, SS oder SA einerseits und militantes Ordnungsbedürfnis andererseits markieren nationalsozialistisches Erscheinungsbild. Es entspricht der kleinbürgerlichen Machtvorstellung. Oskar treibt dieses Spiel bis November 1938. In diesem Jahr erlebte er die Kristallnacht.
Die sogenannte Reichskristallnacht war aus nationalsozialistischer Sicht tatsächlich die Korrektur der Geschichte durch nationalsozialistische Ideen und ihre Verwirklichung in dem ein ganzes Volk erfassenden Pogrom.16 Anhand der Schilderung von Ereignissen in dieser Nacht wird besonders gesellschaftspolitische Kritik geübt. Die freiwilligen Verbindungen der Kleinbürgerschicht zum Nationalsozialismus werden hier deutlich dargestellt. Es wird die Zustimmung der Deutschen zum Untergang nicht nur der Juden aber auch die Gläubigkeit der Katholiken gezeigt. Während die Synagogen in der Stadt brennen, sind in Danzig religiöse Frauen und frierende hässliche Mädchen mit frommen Heften unterwegs. 17 Die Frömmigkeit der katholischen Kirche zeigt sich hier kontrastiv in der Nähe der Brände. Die nationalsozialistische Propaganda bildet also den Weg für den Zerfall der Gläubigkeit.
Der Spielzeughändler Sigismund Markus, der Oskar die Blechtrommeln verkaufte, wird ein Opfer der Kristallnacht. Oskar mit seinem Vater eilen zum Spielwarengeschäft von Sigismund. Dort sieht Oskar den toten Markus auf seinem Schreibtisch. Der Jude Markus gilt hier als Prototyp des leidenden, alle Vorgänge hellsichtig begreifenden Opfers 18. Er wählt selbst den Zeitpunkt seines Todes, um vor den SA-Leuten und deren Brutalität zu entkommen. Während der Reichskristallnacht kommt Oskar erstmals mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in Berührung. SA- Mitglieder schreiben an die Schaufenster „Judensau“ und verwüsten die Geschäfte. Unter Hitlers Führung wurden die Juden bereits vor dem Einbruch des Zweiten Weltkrieg verfolgt und getötet. Grass charakterisiert dadurch die Mentalität der Menschen: sie guckten zwar hin, als die Verbrechen an Juden begangen wurden, aber schauten danach weg. Eine nüchterne Beschreibung der Kristallnacht von Oskar spiegelt das „Nicht-Wissen-Wollen“ von den Verbrechen an den Juden wieder. Die Hauptfigur stellt das Volk als leichtgläubig dar, als Menschen, die an den Weihnachtsmann glaubten.
[...]
1 Volker Neuhaus: „ Die Blechtrommel ” . Interpretation. München 2000.
2 Rüdiger Bernhard: „ Die Blechtrommel ” . Königs Erläuterungen und Materialien. Hollfeld 2001
3 Heinz Gockel: Grass ’ Blechtrommel. München 2001.
4 Ute Liewerscheidet: Günter Grass „ Die Blechtrommel ” . Kommentare, Diskussionsaspekte und Anregungen für produktionsorientiertes Lesen. Hollfeld 2000.
5 Rainer Scharf: Das Herz „ Der Blechtrommel “ und andere Aufsätze zum Werk von Günter Grass. Marburg 2000.
6 Eung-Jun Kim: Literatur als Historie. Zeitgeschichte in Thomas Mans „ Doktor Faust “ und Günter Grass „ Die Blechtrommel “ . Würzburg 2004.
7 Claudia Gilbers: Zur Verarbeitung und Funktion zeitgeschichtlicher und autobiographischer Bezüge in Günter Grass Roman. In: Neue Deutsche Literatur, Bielefeld 2000.
8 Günter Grass: Nicht von der Bank der Sieger aus. Gespräch mit Hubert Winkel (Deutschlandfunk am 27. August 1997). In: Neue Deutsche Literatur, Berlin 1998, Heft 2, S. 20.
9 Günter Grass: Warum ich nach sechzig Jahren mein Schweigen breche. Interview mit Frank Schirrmacher und Hubert Spiegel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt 2006, Nr. 186, S. 33.
10 Rüdiger Bernhard: „ Die Blechtrommel “ . Königs Erläuterungen und Materialien. Hollfeld 2001.
11 Walter Widmer: G. Grass in der Kritik in Von Buch zu Buch. Neuwied 1959.
12 Günter Grass: Warum ich nach sechzig Jahren mein Schweigen breche. Interview mit Frank Schirrmacher und Hubert Spiegel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt 2006, Nr. 186, S. 33.
13 Heinz Gockel: Grass ’ Blechtrommel. München 2001.
14 Ute Liewerscheidet: Günter Grass „ Die Blechtrommel ” . Kommentare, Diskussionsaspekte und Anregungen für produktionsorientiertes Lesen. Hollfeld 2000.
15 Günter Grass: Die Blechtrommel. München 1993. S. 148.
16 Rainer Scharf: Das Herz „ Der Blechtrommel “ und andere Aufsätze zum Werk von Günter Grass. Marburg 2000.
17 Hannelore Schwartze-Köhler: „ Die Blechtrommel “ von Günter Grass: Bedeutung, Erzähltechnik und Zeitgeschichte. Berlin 2009. S. 119.
18 Werner Schwan: Ich bin doch kein Unmensch. Freiburg 1990. S. 31-32.