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Diplomarbeit, 2012
69 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielstellung der Diplomarbeit
2. Unternehmensfinanzierung
2.1. Der Finanzierungsbegriff
2.2. Die Einordnung der Beteiligungsfinanzierung in das Finanzierungsgefüge
2.3. Die Beteiligungsfinanzierung
2.3.1. Grundzüge der Beteiligungsfinanzierung
2.3.2. Die Beteiligungsfinanzierung emissionsfähiger Unternehmen
2.3.3. Die Aktie als Instrument der Beteiligungsfinanzierung
2.3.3.1. Grundzüge der Aktien
2.3.3.2. Aktienarten
2.3.3.3. Die Kapitalmärkte
2.3.3.4. Der Börsengang („Initial Public Offering“).
2.3.3.5. Überblick über die Ansätze zur Aktienanalyse
3. Der Vergleich der Anlagestrategien von Benjamin Graham und Warren Buffett
3.1. Vorwort zum Vergleich
3.2. Tabellarischer Vergleich
3.3. Detailvergleich der Investorenpersonen
3.3.1. Zur Persönlichkeit beider Investoren
3.3.2. Die Grundeinstellung zur Aktie
3.3.3. Kernaussagen der Anlagestrategie
3.3.3.1. Die Personifizierung des Mr. Market
3.3.3.2. Der Unterschied von Investition und Spekulation
3.3.3.3. Die Sicherheitsmarge
3.3.3.4. Der innere Wert
3.3.3.5. Spezialisierung auf erstklassige Unternehmen
3.3.3.6. Gewissheit
3.3.3.7. Kompetenzradius
3.3.3.8. Managementbewertung
3.3.4. Kriterien zur Aktienauswahl
4. Praktische Durchführung einer Aktienanalyse
4.1. Vorwort zur praktischen Analyse
4.2. Aktienanalyse anhand der Kriterien von Warren Buffett
4.3. Aktienanalyse anhand der Kriterien von Benjamin Graham
4.4. Auswertung der Aktienanalysen
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Die Finanz-, Immobilien- und Schuldenkrise der letzten Jahre verunsicherte Anleger weltweit. Zum einen haben sich Immobilienkäufer verspekuliert und mussten für Kredite nicht genügend Sicherheiten vorweisen, zum anderen haben viele Staaten weit über ihre Verhältnisse gelebt. Der Prozess zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Schulden und Einnahmen dauert nun schon Jahre und wird einige Länder auch noch viele weitere Jahre beschäftigen.
Liberale Stimmen haben aufgrund dieser Schwierigkeiten den Zuspruch in der Bevölkerung verloren. Der Markt ruft nach Regulierung. Die Politik reagiert und versucht vermehrt gesetzlich Ordnung und Stabilität zu gewährleisten. Die träge Demokratie offenbart jedoch ihre Schwächen und die Macht gehört der „außerparlamentarischen Opposition“, den Märkten, die ein anderes Tempo kennen. Die Politik will die Märkte regulieren, wird aber von ihnen getrieben.
Jahrelang hatte der Konsum seinen Stützpfeiler auf der Kreditfinanzierung. Stimmen, die heute auf konservative Finanzierung aufmerksam machen, wurden vor einigen Jahren noch verlacht. Aufgeblähte Bilanzen und geringe Eigenkapitalquoten priesen den Leverage-Effekt, der somit erreicht werden konnte. Richtlinien, wie die Basel III-Vorschriften, versuchen diesen Fehler wieder rückgängig zu machen, doch das Vertrauen der Marktteilnehmer hat stark gelitten. Viele Menschen sahen dem Untergang entgegen und die Medien haben nicht versäumt diese Stimmung zu unterstützen. Jedoch ist diese Situation nichts Neues. „ Die Marktwirtschaft [ist] seit jeher ein höchst unvollkommenes System, das Ordnung, Stabilität und Vollkommenheit anstrebt, ohne sie je erreichen zu können. Sie ist ein natürliches Ungleichgewichtssystem, das von einer Instabilität zur nächsten stolpert. Die Balance zwischen Angebot und Nachfrage ist ihr Ziel, aber eben nicht ihr Zustand.“[1]
Aufgrund des verlorenen Vertrauens rettet sich der Investor in sichere Häfen. Auch wenn hierbei der Kerngedanke- die Rendite- in den Hintergrund gerät. Dies zeigt sich in den geringen Renditen für deutsche Staatsanleihen. So geben sich Investoren zum Beispiel mit einer durchschnittlichen Rendite von 2,62% für eine in 30 Jahren fällige Bundesanleihe oder mit 0,07% Rendite für eine zwölfmonatige unverzinsliche Schatzanweisung zufrieden.[2]
In diesem Durcheinander fällt immer wieder ein Investor auf, der den Eindruck erwecktmit logischem Verständnis Ruhe in dieses Chaos bringen zu können.
Dieser Mann heißt Warren Buffett und ist bis heute der erfolgreichste Aktieninvestor aller Zeiten. Mit seinen bereits über 70 Jahren Börsenerfahrung gilt er als einer der Bewandertsten in diesem Gebiet. Die Beständigkeit seines Anlageerfolges erweckt ebenfalls den Eindruck eines sicheren Hafens für den Anleger. Sicherheit und Rendite sind generell schwer in Einklang zu bringen.Bei Buffett jedoch wird die Rendite trotz Sicherheit nicht vernachlässigt. Bis heute liegt seine durchschnittliche Rendite bei 22,4% p.a. und in 60 Jahren schloss er regelmäßig besser ab als der Benchmark (S&P 500 Total Return Index). In diesem Zeitraum hatte er kaum Verluste vorzuweisen.
Bei der Auseinandersetzung mit Warren Buffett stößt man schnell auf einen zweiten Namen, welcher mit dem „Value Investing“ wie kein anderer verknüpft ist. Er gilt als der Urvater der Fundamentalanalyse- Benjamin Graham.
Buffetts Gedanken über Investments sind stark von Graham beeinflusst. „Er hält sich [auch heute noch] für das Medium, durch das Grahams Ideen ihren Wert bewiesen haben.“[3] Bei dem Vergleich beider Philosophien stellt sich also vor allem die Frage, welche Gedanken Grahams für Buffett heute noch Gültigkeit besitzen und welche neuen Gedanken hinzugekommen sind.
In dieser Arbeit will ich mich mit zwei Investorenpersönlichkeiten auseinandersetzen- Warren Buffettund Benjamin Graham. Beide haben über Jahrzehnte bewiesen, dass ihre Investmentstrategien vom Markt belohnt werden.
Ihre Gedanken, welche selbst nach vielen Jahrzehnten noch Gültigkeit besitzen, machen auf grobe Anlagefehler aufmerksam und ihre Wertesysteme offenbaren die Fehler unserer Krisen.
Im zweiten Kapitel werde ich auf die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen eingehen. Besonders beleuchtet wird hierbei die Aktie als Instrument der Beteiligungsfinanzierung. Im dritten Kapitel erfolgt die Auseinandersetzung mit den Anlagestrategien von Warren Buffett und Benjamin Graham. Der tabellarische Vergleich soll dem Leser einen Überblick über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Anlagestrategien ermöglichen. Die wichtigsten Kriteriendes tabellarischen Vergleichs werden in Punkt 3.3.detailliert erläutert.
Um den Praxisbezug herzustellen werde ich in Kapitel 4 das Unternehmen Apple Inc.mit Hilfe der Kriterien zur Aktienauswahl von einerseits Warren Buffett und andererseits Benjamin Graham analysieren. Es gilt herauszufinden, ob die Investoren diese Aktie als geeignetes oder ungeeignetes Investment betrachten würden.
Im Kapitel 5 dem Fazit erfolgt die Zusammenfassung der Ergebnisse.
Unternehmen haben diverse Möglichkeiten ihren Kapitalbedarf zu decken. Dies kann grundsätzlich in Form einer Außen- oder Innenfinanzierung geschehen. Zur Außenfinanzierung gehört die Finanzierung in Form von Fremd-, Mezzanine-oder Eigenkapital.[4] Bei der Innenfinanzierung wird Kapital aus dem betrieblichen Umsatzprozess erwirtschaftet. Auch Kapitalumschichtungsprozesse, welche das Vermögen des Unternehmens nicht vermehren sondern bei welchen lediglich Umfinanzierungen vorgenommen werden, lassen sich der Finanzierung zuordnen.
Der Finanzierungsbegriff beinhaltet einen statischen und einen dynamischen Ansatz. Beim statischen Ansatz rücken die Maßnahmen, welche mit Kapitalbeschaffung eines Unternehmens einhergehen in den Fokus. Der dynamische Ansatz hingegen als Zu- und Abfluss von liquiden Mittelnbetrachtet eher die Zahlungsebene des Unternehmens.[5]
Neben der reinen Deckung des Kapitalbedarfs gehören Aufgaben wie Finanzmanagement und Kapitalverwendung zum Themengebiet der Finanzierung.
Bezüglich der Herkunft der Finanzmittel wird die Beteiligungsfinanzierung der Außenfinanzierung zugeordnet, da der Unternehmung Finanzmittel von außen zugeführt werden. Im Gegensatz dazu erfolgt bei der Innenfinanzierung die Kapitalbedarfsdeckung aus dem Unternehmen heraus mittels Rückstellungen oder Selbstfinanzierung.
Bezüglich der Rechtsstellung der Kapitalgeber gehört die Beteiligungsfinanzierung der Eigenfinanzierung an. Hierbei führen die bisherigen Gesellschafter der Unternehmung Eigenkapital zu oder überlassen der Unternehmung ihre Gewinnanteile.[6]
Die Eigenkapitalzuführung kann aus dem privaten Bereich oder aus einem Betriebsvermögen geschehen.
Je nach dem, um welche Unternehmensform es sich handelt, ergeben sich sehr unterschiedliche Haftungssituationen für die Eigenkapitalgeber und Gestaltungsmöglichkeit für die Unternehmen.
Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der externen Eigenfinanzierung. Die Versorgung mit Eigenkapital stellt für die meisten Unternehmen die Grundlage weiterer Finanzierungsmöglichkeiten dar, da Fremdkapitalgeber meist nur dann eine Kapitalüberlassung vornehmen, wenn bereits genügend Eigenkapital aufgebracht wurde.[7]
Der Prozess einer Beteiligungsfinanzierung beginnt meist schon mit Gründung eines Unternehmens, in dem die Gesellschafter oder Eigentümer Eigenkapital zur Verfügung stellen, damit das Unternehmen in der Lage ist seine Geschäfte aufzunehmen. Darüber hinaus findet die Beteiligungsfinanzierung in späteren Phasen z.B. bei Kapitalerhöhungen Anwendung. Die Eigenkapitalüberlassung kann in Form von Sacheinlagen, Geldeinlagen oder in der Einlage von Rechten, Patenten etc. von statten gehen.
Die Beteiligungsfinanzierung kann je nach Rechtsform des Unternehmens sehr unterschiedlich ausfallen.
Hierbei geht es jedoch nicht um die übliche Einteilung der Unternehmen in Personen- und Kapitalgesellschaften sondern viel mehr um die Unterscheidung in emissionsfähige und nicht emissionsfähige Unternehmen.
Ich werde mich auf die Betrachtung der Beteiligungsfinanzierung emissionsfähiger Unternehmen beschränken, da der Kernpunkt „Die Aktie als Instrument der Beteiligungsfinanzierung“ beleuchtet werden soll.
Emissionsfähige Unternehmen sind in der Lage ihre Eigenkapitalanteile in Form von Aktien herauszugeben.
Dazu gehören Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien und Mischformen wie GmbH& Co. KGaA oder AG & Co. KGaA.
Die Besonderheit dieser Unternehmen besteht darin, dass sie „einen fixen Grundstock an haftendem Kapital aufweisen (gezeichnetes Kapital in Form von Stamm- oder Grundkapital).“[8]
Besonders die Rechtsform der Aktiengesellschaft ist darauf ausgelegt große Eigenkapitalbeträge aufzubringen, da das Kapital in kleine Teilbeträge aufgeteilt werden kann.
Ein Merkmal der Beteiligungsfinanzierung emissionsfähiger Unternehmen stellt die hohe Fungibilität der Anteilspapiere dar. Sie sind somit marktgängig und können im ungeregelten Freiverkehr und an der Effektenbörse gehandelt werden.[9]
Dies bietet Vorteile für den Anteilseigner, aber auch für den Emittenten. Der Anteilseigner ist in der Lage seine Beteiligungen schnell am Markt zu lösen und ggf. Beteiligungen an anderen Unternehmen einzugehen. In welchen Unternehmen es sich laut Buffett oder Graham zu investieren lohnt, wird in Kapitel 3 und 4 deutlich.
Das Grundkapital einer Gesellschaft ist in Aktien zerlegt, welche Anteile an einem Unternehmen verbriefen. Die Summe der Nennwerte aller Aktien stellt das gezeichnete Kapital dar, welches mit den Kapital- und Gewinnrücklagen das Eigenkapital des Unternehmens bildet.[10]
Der Nennwert einer Aktie stellt den Ausgabepreis am Tag der Emission dar. Dieser verändert sich direkt danach und wird dann Nominalpreis genannt. Der Nominalpreis setzt sich aus Angebot und Nachfrage zusammen und ist vom Nennwert der Aktie abgekoppelt zu betrachten.
Die Aktienkursentwicklung beruht auf den individuellen Erwartungen der Investoren hinsichtlich der Erträge und der Entwicklung des Unternehmenswertes und den möglichen alternativen Anlagemöglichkeiten für Investoren.[11] Daher entwickeln sowohl Graham als auch Buffett verschiedene Modelle um den zukünftigen Unternehmenswert und somit auch die langfristige Aktienkursentwicklung zu bestimmen und Anlegern somit eine Anlageentscheidungsgrundlage zu bieten. Mehr dazu in Kapitel 3 bei der Berechnung des inneren Wertes.
Für einen Investor ist die Aktie als Anlagemöglichkeit deshalb interessant, weil sich hierbei auf zwei Arten Gewinne realisieren lassen. Zum einen durch Dividendenzahlungen und zum anderen durch die Differenz eines günstigen Ankaufkurses und eines teureren Verkaufskurses. Handelsplatz für Aktien sind die Börsen – in Deutschland die Frankfurter Wertpapierbörse.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Aktienarten im Überblick[12]
1. Einteilung nach der Übertragbarkeit der Rechte
Wie in Tabelle 1 zu sehen, kann man bezüglich der Übertragbarkeit der Rechte Inhaberaktien und Namensaktien bzw. vinkulierte Namensaktien unterscheiden. Doch über welche Rechte verfügen Aktionäre?
Zu den Rechten der Aktionäre zählt:
- Teilnahme- und Stimmrecht bei der Hauptversammlung
- Ggf. Auskunftsrecht der Aktiengesellschaft
- Recht auf Anteil am Bilanzgewinn
- Bezugsrecht junger Aktien
- Recht auf Anteil am Liquidationserlös
Die Rechte aus einer Inhaberaktie stehen dem Inhaber direkt zu. Diese wird nur herausgegeben, wenn der volle Nennwert bezahlt wurde. Ein Vorteil der Inhaberaktie ist die einfache Handelbarkeit. Daher ist sie hierzulande die gängige Aktienform. Die Übertragung einer Namensaktie ist etwas komplizierter. Hierbei muss der Name, der Wohnort und der Beruf des Aktionärs in das Aktienbuch des Unternehmens eingetragen werden, damit der Aktionär seine Rechte geltend machen kann. Sie sind somit nicht so fungibel wie Inhaberaktien und bedeuten ein Mehr an Verwaltungsaufwand. Diese werden angewendet, wenn Aktien ausgegeben werden bevor die vollständige Einzahlung statt gefunden hat.
Bei vinkulierten Namensaktien muss die Gesellschaft der Übertragung von Aktien zustimmen. Sie dienen dem Schutz vor Unternehmensübernahmen und ähnlichen Szenarien, da die Gesellschaft den Kauf und Verkauf dieser Art Aktien genau überwachen und steuern kann. Anwendung finden sie in erster Linie bei nicht börsennotierten Unternehmen.
2. Einteilung nach dem Umfang der Rechte
Hierbei kann man Stammaktien und Vorzugsaktien unterscheiden. Die Stammaktie enthält alle oben genannten Rechte laut Aktiengesetz. Sie gelten als Normaltyp an der Börse.
Anders ist dies bei den Vorzugsaktien. Hierbei werden den Aktionären bestimmte Vorzüge bezüglich der gewährten Rechte gegenüber der Stammaktie verbrieft. Die Vorzüge können bestehen aus Dividendenvorzügen (mit oder ohne Stimmrecht) oder Liquidationsvorzügen. Man kann außerdem zwischen relativen und absoluten Vorzugsaktien unterscheiden. Sollte es sich um einen Vorzug handeln, der zusätzlich zu den normalen Aktionärsrechten gewährt wird, spricht man von absoluten Vorzugsaktien. Sollte der Vorzug jedoch mit einem Nachteil anderer Art verbunden sein, handelt es sich um eine relative Vorzugsaktie.
3. Einteilung nach der Zerlegung des Grundkapitals
In Bezug auf die Zerlegung des Grundkapitals kann die Aktiengesellschaft entscheiden, ob sie Nennwertaktien, Stückaktien (oder „unechte nennwertlose Stückaktie“) oder Quotenaktien ausgibt. Bei Nennwertaktien können unterschiedliche Nennwerte festgelegt werden und sie ergeben in ihrer Summe das gezeichnete Kapital. Im Unterschied dazu lauten Stückaktien nicht auf einen Nennwert. Der anteilige Betrag des Grundkapitals ergibt sich, wenn man das Grundkapital durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Anteile teilt.[13] Die Herausgabe von Stückaktien ist heutzutage wesentlich gängiger.
Quotenaktien verbriefen einen Anteil am gesamten Gesellschaftsvermögen z.B. 1/100 oder 1/1000. Diese finden vor allem in den USA und Kanada Anwendung.
Die Wertpapiermärkte sind Schauplatz für den börslichen oder außerbörslichen Handel verschiedenster Wertpapiere- Aktien, Auslands- und Industrieanleihen, Optionsscheine und Genussscheine.
Die Wertpapierbörse segmentiert sich in den öffentlich rechtlichen Teil (Amtlicher Handel und Geregelter Markt) und den Freiverkehr.
Der Amtliche Handel und der Geregelte Markt gehören zu den EU- regulierten Wertpapiermärken. Der Freiverkehr ist hingegen von der Deutschen Börse privatrechtlich organisiert.[14]
Die Transparenzanforderungen und Zulassungsbedingungen der einzelnen Segmente sind unterschiedlich und bilden den Rahmen für die Marktbereiche General Standards, Prime Standards und Entry Standards.
Entry Standard
Beim Entry Standard werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen angesprochen, die einen günstigen und unkomplizierten Zugang zur Börse suchen. Mindestanforderungen bezüglich Größe und Alter des Unternehmens sind nicht vorgesehen. Es handelt sich hierbei um ein Segment des Open Marktes, weshalb die Freiverkehrsrichtlinien gelten.[15] Zu erstellen sind:
- Jahresabschluss und Zwischenbericht nach nationaler oder internationaler Rechnungslegung
- Unternehmenskurzportrait
- Unternehmenskalender (auf der Internetseite des Unternehmens)
- Ad Hoc Mitteilungen
General Standard
Der General Standard stellt die Mindestanforderungen der Gesetzgeber an Unternehmen dar, die am EU- regulierten Markt teilnehmen wollen. Dazu gehört:
- Jahres- und Halbjahresberichte
- Internationale Rechnungslegung nach US-GAAP oder IFRS
- Ad Hoc Mitteilungen in deutscher Sprache
Prime Standard
Der Prime Standard verlangt den gelisteten Unternehmen die größten Publizitäts- und Transparenzanforderungen ab. Zusätzlich zum General Standard gilt es folgende Anforderungen zu erfüllen:
- Quartalsberichte
- Ad Hoc Mitteilungen in englischer Sprache
- Unternehmenskalender
- Jährliche Analystenkonferenz
Der Prime Standard bietet international agierenden Investorendie Möglichkeit sich umfassend über die Unternehmen zu informieren, da es die größten Transparenzansprüche an die Unternehmen stellt.[16]
Indizes der Frankfurter Wertpapierbörse
Das Ziel von Indizes ist es den Aktienmarkt zu strukturieren und den Investoren so eine Orientierungshilfe zu bieten. Die verschiedenen Indizes werden auch als Benchmarks verwendet.
Der DAX stellt einen Index aus den 30 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten Unternehmen der Frankfurter Wertpapierbörse dar. Die Indizes MDAX und SDAX fassen die Unternehmen zusammen, die dem DAX folgen. Der TECDAX enthält Technologieunternehmen außerhalb des DAX.
Weitere Indizes sind z.B.der CDAX, der GEX oder der DAX International 100.
Motive für einen Börsengang
Der Börsengang ermöglicht es Unternehmen in erster Linie Wachstum zu finanzieren, da Eigenkapital in großer Menge zugeführt wird. Dadurch, dass infolgedessen die Anteile des Unternehmens fungibel sind, können Nachfolgeregelungen oder Veränderungen im Kreise der Altgesellschafter leichter umgesetzt werden. Die Außenwirkung eines Börsengangs führt zu Publizitäts- und Imageverbesserungen und die Eigenständigkeit des Unternehmens kann bewahrt werden.[17]
Der Prozess des Börsenganges
Wenn die Voraussetzungen für einen Börsengang erfüllt sind, werden in der Regel Konsortialbanken für die Durchführung der nächsten Schritte betraut. Es kommt zu einer sorgfältigen Prüfung des Unternehmens- der Due Dilligence- in den Bereichen Finanzen, Steuern, Wirtschaft, Recht und Management. Aufgrund dieser ausführlichen Prüfung können Analysten Vorschläge für einen angemessenen Emissionspreiskorridor der Aktien unterbreiten. Mit Hilfe von Börsenmultiplikatoren (Vergleich von Kennzahlen wie z.B. KGV mit anderen Unternehmen der Branche) oder der Discounted-Cashflow- Methode wird ein Unternehmenswert ermittelt. Anschließend wird das Wertpapierprospekt erstellt, welches alle relevanten Informationen für Investoren beinhaltet. Infolgedessen muss der Emissionspreis ermittelt werden. Hierfür gibt es zwei gängige Methoden- das Festpreisverfahren und das Bookbuilding. Bei dem Festpreisverfahren setzen Emittent und Konsortialbank den Emissionspreis fest bevor die Aktien auf den Markt kommen. Im Vergleich dazu orientiert man sich beim Bookbuilding an der Nachfrage der Anleger um den Preis fest zulegen, somit hat der Emittent keine Gewissheit über die Höhe des Eigenkapitalzuflusses.[18]
Nach der Börseneinführung ist es ratsam Maßnahmen zur nachbörslichen Stabilisierung zu treffen um das Vertrauen der Investoren zu erlangen.[19] Diese sind Neuemissionen gegenüber oft erst einmal skeptisch, da die Kursentwicklung sich praktisch nicht voraussagen lässt.
Investoren wie Buffett und Graham analysieren die zur Debatte stehenden Aktien oft in einem 10-Jahresrückblick weshalb Neuemissionen nur wenige Chancen haben in den Fokus beider Anleger zu gelangen.
Die Aktienanalyse versucht die für den Anleger entscheidenden Informationen, welche Auswirkung auf das Investment zu haben scheinen, zu erheben, auszuwerten und die Aktie auf ihre langfristige Entwicklung hin zu untersuchen. Für den Investor sind die zu erwartende Rendite und das dafür einzugehende Risiko entscheidend.[20]
Wesentlich bei dieser Art von Überlegungen ist es, welche Effizienz dem Markt zugestanden wird. Sollten sich alle wertrelevanten Informationen sofort im Preis der Aktie widerspiegeln, geht man von einem effizienten Markt aus in dem theoretisch keine Überrenditen möglich sind.[21]
Die Technische Analyse hingegen stützt sich auf die Untersuchung von Aktienkursverlaufsmuster um die Entwicklung von Aktienkursen vorherzusagen.
Die in der Diplomarbeit im Zentrum stehende Fundamentalanalyse geht davon aus, dass Aktienkurse um ihren inneren Wert schwanken. Die Aufgabe der Fundamentalanalysten besteht darin mit Hilfe der ihnen zur Verfügung stehenden Informationen des Unternehmens den inneren Wert von Aktien zu bestimmen.
Liegt der Preis einer Aktie unter dem inneren Wert gilt sie als unterbewertet und sollte gekauft werden. Bei Erreichen des inneren Wertes sollte verkauft werden. Die Einflussgrößen sind der Jahresüberschuss, die Dividende und die zukünftigen Ertragsaussichten, wobei die Kriterien je nach Richtung der Fundamentalanalyse unterschiedlich gewichtet werden, was im folgenden Kapitel genauer beleuchtet wird.
[...]
[1] Steingart, Gabor: Die Marktwirtschaft und ihre Feinde: in: Handelsblatt: Nr. 215/2011: S. 6: Handelsblatt GmbH & Co. KG
[2] Vgl. Cünnen, Andrea: Deutschland leiht sich Geld für 30 Jahre- so günstig wie nie: in: Handelsblatt: Nr. 19/2012: S. 33: Handelsblatt GmbH & Co. KG
[3] Cunningham, Lawrence A.; Die Essays von Warren Buffett; Das Buch für Investoren; S. 17; VNR Verlag für Deutsche Wirtschaft AG; Bonn- 2002
[4] Vgl. Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 14; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[5] Vgl. Stiefl, Jürgen; Finanzmanagement; S.7; Oldenbourg Verlag; München- 2005
[6] Vgl. Busse, Franz-Joseph; Grundlagen der betrieblichen Finanzwirtschaft; S.63; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH; München- 2003
[7] Vgl. Stiefl, Jürgen; Finanzmanagement; S.26; Oldenbourg Verlag; München- 2005
[8] Busse, Franz-Joseph; Grundlagen der betrieblichen Finanzwirtschaft; S.157; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH; München- 2003
[9] Vgl. Busse, Franz-Joseph; Grundlagen der betrieblichen Finanzwirtschaft; S.159; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH; München- 2003
[10] Vgl. Meyer,Claus; Bilanzierung nach Handels- und Steuerrecht; S. 109; Verlag Neue Wirtschafts-Briefe GmbH&Co.KG, Herne- 2010
[11] Vgl.Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 70; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[12] Eigene Darstellung, angelehnt an: Stiefl, Jürgen; Finanzmanagement; S.33; Oldenbourg Verlag; München- 2005
[13] Vgl. Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 59; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[14] Vgl.Perridon, Louis/ Steiner, Manfred; Finanzwirtschaft der Unternehmung; S. 161; Verlag Franz Vahlen GmbH; München- 2004
[15] Vgl. Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 109; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[16] Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 110; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[17] Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 108; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[18] Wöhe, Günter/ Bilstein, Jürgen/ Ernst, Dietmar/ Häcker, Joachim; Grundzüge der Unternehmensfinanzierung; S. 122 ff; Verlag Franz Vahlen; München- 2009
[19] Vgl. Busse, Franz-Joseph; Grundlagen der betrieblichen Finanzwirtschaft; S.180 ff.; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH; München- 2003
[20] Vgl.Perridon, Louis/ Steiner, Manfred; Finanzwirtschaft der Unternehmung; S. 218; Verlag Franz Vahlen GmbH; München- 2004
[21] Vgl. Hartwig, Karl-Heinz/Thieme, H. Jörg; Finanzmärkte: Integrationseffekte und ordnungspolitische Konsequenzen; S.114; Lucius&Lucius Verlags GmbH; Stuttgart-1999