Bachelorarbeit, 2012
40 Seiten
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Daten und Methoden
2.1 Daten
2.2 Methoden
3. US/EU Banken: Veränderung der Bilanzstruktur
3.1 Aktiva
3.2 Passiva
4. US/EU Banken: Veränderung der Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung
4.1 Operative Erträge
4.2 Operative Aufwendungen
4.3 Profitabilität
5. Weitere Analyse: Bankerträge in der Finanzkrise
5.1 Top 5 US Banken
5.2 Top 5 EU Banken
6. Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Anteil der Kreditforderungen an der Bilanzsumme
Abbildung 2: Anteil der gehaltenen Wertpapiere an der Bilanzsumme
Abbildung 3: Anteil der Barreserve + bei KI gehaltene Einlagen an der Bilanzsumme
Abbildung 4: Anteil der Einlagen an der Bilanzsumme
Abbildung 5: Anteil der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten
Abbildung 6: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme
Abbildung 7: Anteil der Zinserträge aus dem Kreditgeschäft an den operativen Erträgen
Abbildung 8: Anteil der sonstigen Zinserträge an den operativen Erträgen
Abbildung 9: Anteil der zinsunabhängigen Erträge an den operativen Erträgen
Abbildung 10: Anteil der Zinsaufwendungen für Einlagen an den operat. Aufwendungen
Abbildung 11: Anteil der sonstigen Zinsaufwendungen an den operativen Aufwendungen
Abbildung 12: Anteil der zinsunabhängigen Aufwendungen an den operat. Aufwendungen
Abbildung 13: Return on Asset
Abbildung 14: Eigenkapitalrendite
Tabelle 1: Eigenschaften Daten US Banken
Tabelle 2: Eigenschaften Daten EU Banken
Tabelle 3: Datenvollständigkeit US Banken
Tabelle 4: Datenvollständigkeit EU Banken
Tabelle 5: GuV HSBC
Tabelle 6: GuV Bank of America
Tabelle 7: GuV JP Morgan Chase
Tabelle 8: GuV Citigroup
Tabelle 9: GuV Wells Fargo
Tabelle 10: GuV Deutsche Bank
Tabelle 11: GuV BNP Paribas
Tabelle 12: GuV Royal Bank of Scotland
Tabelle 13: GuV Santander
Tabelle 14: GuV Societe Generale
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 wird über Banken fast täglich in der Presse berichtet. Mal geht es um die Rettung von Banken durch den Staat, mal geht es um einen Stresstest den Banken bestehen müssen. Ein weiteres beliebtes Thema der Medien ist die Berichterstattung über die Regulierungsbemühungen der Politik zukünftig Finanzkrisen zu verhindern. In den Artikeln werden Banken häufig dafür kritisiert, dass sie zu hohe Risiken eingehen. Weiterhin beanstanden die Medien oft, dass das Gewinnstreben der Banken nicht nachhaltig ist und dass die Renditeziele zu hoch gegriffen sind.
Diese Arbeit soll Einblicke in die Struktur von Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen von großen Banken in den USA und Europa geben. Ebenfalls soll aufgezeigt werden, wie sich die Strukturen in den letzten 21 Jahren verändert haben. In Kapitel 2 werden hierfür zuerst die verwendeten Daten und die angewandten Methoden erklärt. Danach folgt die Darstellung der Veränderung der Bilanzstruktur. Hier wird zuerst die Aktivseite analysiert. Die Aktivseite zeigt wie eine Bank ihre Mittel investiert hat. Auf die Aktivseite folgend wird die Veränderung der Passivseite untersucht. Die Passivseite zeigt wie eine Bank sich finanziert. In Kapitel 4 wird die Veränderung der Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung aufgezeigt. In der Gewinn- und Verlustrechnung sieht man unmittelbar die Auswirkungen der Veränderung der Bilanzstruktur. Es wird auf die operativen Erträge, die operativen Aufwendungen und auf die Profitabilität eingegangen. Als zusätzliche Analyse werden in Kapitel 5 Bankerträge in der Finanzkrise beleuchtet. Hierfür werden die GuV Zahlen aus den Geschäftsberichten dargestellt und erklärt. Zum Schluss werden im sechsten Kapitel die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst.
Die Daten der US Banken für die Analyse der Veränderung der Bilanzstruktur und der Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung, wurden mir vom Lehrstuhl von Professor Wahrenburg zur Verfügung gestellt. Sie enthalten die Bilanzen und die Gewinn- und Verlustrechnungen von 15 US Banken. Folgende Banken wurden in den Vergleich einbezogen: HSBC BK USA, JP Morgan Chase, Bank of New York Mellon, Suntrust Bank, Bank of America, Wells Fargo, Bank One, Capital One, PNC Bank, US Bank, Citibank, Branch Banking & Trust Company, Regions Bank, Keybank, TD Bank. Diese Banken wurden ausgewählt, da sie mit zu den größten in den USA gehören. Die Daten der US Banken weisen zum 31.12.2010 folgende Eigenschaften hinsichtlich Bilanzsumme, Eigenkapital, Kreditbestand und Einlagenbestand auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Eigenschaften Daten US Banken
Quelle: Eigene Darstellung
Die Daten der EU Banken stammen von der Datenbank ThomsonOne. ThomsonOne ist eine Plattform über die man Finanzdaten von Unternehmen abrufen kann. Eigentümer ist der Medienkonzern Thomson Reuters (Thomson Reuters, 2011). Es wurden die Bilanzen und die Gewinn- und Verlustrechnungen von 14 Banken in Europa geladen. Die Zahlen wurden am 23.11.2011 abgerufen. Folgenden Banken wurden ausgewählt: Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, Banco Santander, Barclays, BNP Paribas, Credit Agricole, Credit Suisse, Deutsche Bank, Intesa Sanpaolo, KBC Group, Llyodys Banking Group, Royal Bank of Scotland, Societe Generale, UBS, Unicredit. Diese Banken wurden ausgewählt, da sie in Europa mit zu den größten gehören. Die Daten der EU Banken weisen zum 31.12.2010 folgende Eigenschaften hinsichtlich Bilanzsumme, Eigenkapital, Kreditbestand und Einlagenbestand auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Eigenschaften Daten EU Banken
Quelle: Eigene Darstellung
Insgesamt wurden 14 Kennzahlen berechnet. Diese werden nachfolgend aufgeführt und erklärt.
Anteil der Kreditforderungen an der Bilanzsumme:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der Kredite an der Bilanzsumme aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der Aktivseite einer Bank in Kredite investiert ist. Die Kreditforderungen umfassen Kredite, die die Bank an Privatpersonen, Unternehmen, Finanzinstitutionen und für Leasing vergeben hat.
Anteil der Wertpapiere an der Bilanzsumme:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der gehaltenen Wertpapiere an der Bilanzsumme aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der Aktivseite einer Bank in Wertpapiere investiert ist. Die Position Wertpapiere beinhaltet Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Zertifikate, Aktien und alle sonstigen Wertpapiere.
Anteil der Barreserve + bei KI gehaltene täglich fällige Einlagen an der Bilanzsumme: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der gehaltenen Cash Bestände + die täglich fälligen Einlagen bei KI an der Bilanzsumme aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der Aktivseite einer Bank in Barmitteln gehalten wird.
Anteil der Einlagen an der Bilanzsumme:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der Einlagen an der Bilanzsumme aus. Es wird gezeigt mit wie viel Prozent eine Bank sich auf der Passivseite mit Einlagen refinanziert. Die Einlagen bestehen aus Sichteinlagen, Spareinlagen und Termineinlagen.
Anteil der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent die Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten ausmachen. Die Gesamtverbindlichkeiten bestehen aus den Einlagen und aus den sonstigen Verbindlichkeiten.
Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme aus. Sie gibt Aufschluss darüber, wie hoch der Verlustpuffer einer Bank in Krisenzeiten ist. Das Eigenkapital beinhaltet das gezeichnete Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, stille Rücklagen, andere Rücklagen und Minderheitenanteile.
Anteil der Zinserträge aus dem Kreditgeschäft an den operativen Erträgen: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der Zinserträge aus dem Kreditgeschäft an den operativen Erträgen aus. Es wird gezeigt wie viel die Zinserträge aus dem Kreditgeschäft zu den operativen Erträgen beitragen. Die operativen Erträge setzen sich aus den Zinserträgen aus dem Kreditgeschäft, den sonstigen Zinserträgen und den zinsunabhängigen Erträgen zusammen.
Anteil der sonstigen Zinserträge an den operativen Erträgen:
Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der sonstigen Zinserträge an den operativen Erträgen aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der operativen Erträge aus den sonstigen Zinserträgen stammen. Die sonstigen Zinserträge umfassen die Zinserträge aus Wertpapieren und alle sonstigen Zinserträge.
Anteil der zinsunabhängigen Erträge an den operativen Erträgen: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der zinsunabhängigen Erträge an den operativen Erträgen aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der operativen Erträge aus den zinsunabhängigen Erträgen stammen. Die zinsunabhängigen Erträge beinhalten unter anderem Erträge aus dem Handel mit Wertpapieren und Provisionserträge.
Anteil der Zinsaufwendungen für Einlagen an den operativen Aufwendungen: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der Zinsaufwendungen für Einlagen an den operativen Aufwendungen aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der operativen Aufwendungen durch Zinsaufwendungen für Einlagen verursacht werden. Die operativen Aufwendungen setzten sich aus den Zinsaufwendungen für Einlagen, den sonstigen Zinsaufwendungen und den zinsunabhängigen Aufwendungen zusammen.
Anteil der sonstigen Zinsaufwendungen an den operativen Aufwendungen: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der sonstigen Zinsaufwendungen an den operativen Aufwendungen aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der operativen Aufwendungen durch die sonstigen Zinsaufwendungen verursacht werden. Die sonstigen Zinsaufwendungen enthalten Zinsaufwendungen für Kredite bei anderen Banken, Zinsaufwendungen für Mittel von der Zentralbank oder Zinsaufwendungen für begebene Anleihen.
Anteil der zinsunabhängigen Aufwendungen an den operativen Aufwendungen: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil der zinsunabhängigen Aufwendungen an den operativen Aufwendungen aus. Es wird gezeigt wie viel Prozent der operativen Aufwendungen durch die zinsunabhängigen Aufwendungen verursacht werden. Die zinsunabhängigen Aufwendungen umfassen u. a. Aufwendungen für Personal, Aufwendungen für Gebäude, Marketingausgaben und Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen.
Return on Assets: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil des Jahresüberschusses an der Bilanzsumme aus. Sie gibt Auskunft darüber, wie effizient die Vermögenswerte eines Unternehmens innerhalb einer Periode eingesetzt werden um Erträge zu erzielen.
Eigenkapitalrendite: . Diese Kennzahl drückt prozentual den Anteil des Jahresüberschusses am Eigenkapital aus. Sie gibt Auskunft darüber wie hoch das von den Unternehmenseigentümern eingebrachte Kapital innerhalb einer Periode verzinst wird.
Als Untersuchungszeitraum wurde der Zeitraum von 1990 – 2010 ausgewählt. Der 21-jährige Zeitraum wurde gewählt, da man bestimmte Entwicklungen gut erkennen kann und konjunkturelle Schwankungen ausgeglichen werden. Das Jahr 2011 konnte nicht miteinbezogen werden, da diese Daten beim Verfassen der Thesis nicht vorlagen. Die Datensätze waren sowohl bei den US als auch bei den EU Banken teilweise nicht vollständig. Die nachfolgenden Tabellen zeigen wie viele Daten in die einzelnen Kennzahlen eingeflossen sind. Die Werte in Klammer zeigen die maximal mögliche Anzahl an Daten, die bei kompletter Vollständigkeit der Daten hätten einfließen können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Datenvollständigkeit US Banken
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Datenvollständigkeit EU Banken
Quelle: Eigene Darstellung
Kernaufgabe von Banken ist die Hereinnahme von Einlagen und das Vergeben von Krediten. Die teilweise kurzfristig laufenden und betragsmäßig kleinen Einlagen bündelt die Bank und reicht sie als Darlehen an ihre Kunden weiter (Losgrößen- und Fristentransformation). Um mehr Kredite vergeben zu können leihen KIs sich Geld von der Zentralbank oder nehmen zusätzlich Mittel am Kapitalmarkt auf. Neben der Kreditvergabe investieren sie freie Liquidität auch in Wertpapiere. Weiterhin erzielen Banken Erträge aus Beratungsdienstleistungen beispielsweise bei M&A Transaktionen oder der Vermögensverwaltung. Diese Aktivitäten werden in der Bilanz nicht abgebildet, sie werden lediglich in der GuV wiedergespiegelt (Gischer, Herz und Menkhoff, 2012).
Die Bilanz einer Bank unterscheidet sich aufgrund des unterschiedlichen Geschäftsmodells von einem Industrieunternehmen. Das Sachvermögen in Form von Grundstücken und Gebäuden, technischen Anlagen oder Maschinen beträgt bei Industrieunternehmen ca. 40 % der Bilanzsumme. Das Geldvermögen in Form von liquiden Mitteln und Forderungen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Bei Banken macht das Sachvermögen meist weniger als 1% der Bilanzsumme aus. Das Geldvermögen stellt den wesentlichen Anteil an Vermögenswerten dar. Auch hinsichtlich der Eigenkapitalquote unterscheiden sich Industriebetriebe und Kreditinstitute deutlich. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote bei Banken in Europa beträgt in etwa 5%, wohingegen die Eigenkapitalquote bei Industrieunternehmen ca. 25% beträgt (Bieg, 2010).
Die Aktivseite einer Bankbilanz ist nach abnehmendem Liquiditätsgrad und nach der Bonität gegliedert (Werner und Padberg, 2002). Den Großteil der Aktivseite stellen die Forderungen aus dem Kreditgeschäft und die Investitionen in Wertpapiere dar. Die Forderungen aus dem Kreditgeschäft umfassen Darlehen an Privatpersonen, Unternehmen und Finanzinstitutionen. Die Investitionen in Wertpapiere umfassen festverzinsliche Wertpapiere, Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere. Die Aktivseite zeigt wie die Bank ihre Finanzmittel investiert.
Nachfolgend wird die Entwicklung der drei größten Posten auf der Aktivseite einer Bankbilanz dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anteil der Kreditforderungen an der Bilanzsumme
Quelle: Eigene Darstellung
Zu Beginn der Untersuchung im Zeitraum 1990 - 2000 liegt der Anteil der ausgegebenen Kredite, gemessen an der Bilanzsumme, bei US als auch bei EU Banken ähnlich hoch. Der Kreditbestand hat in diesem Zeitraum die Aktivseite dominiert. Bei den US Banken verringert sich der Anteil der Kreditforderungen bis 2010 kontinuierlich auf 54,0%. Bei den EU Banken ist im gleichen Zeitraum ein deutlich stärkerer Rückgang der Kreditforderungen im Verhältnis zur Bilanzsumme zu erkennen. Der Anteil der Kreditforderungen geht von 61,1% auf 44,7% zurück. Auffällig ist der besonders starke Rückgang bei den EU Banken im Zeitraum 2001 - 2006. Eine Ursache könnte Basel II sein. Basel II wurde in den Jahren 1999 - 2004 vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht festgelegt (Hölscher und Friedrich, 2010). Die Regelungen sehen vor, dass Banken je nach Bonität des Kreditnehmers einen bestimmten Prozentsatz an Eigenkapital hinterlegen müssen. Für europäische Banken traten die Regelungen am 01.01.2007 verpflichtend in Kraft. Für US Banken sollten die Regelungen ab 2008 schrittweise eingeführt werden (Träm, 2006). Aufgrund der Finanzkrise wurde dies aber verschoben. Sowohl US Banken als auch EU Banken haben auf die festgelegten Regelungen reagiert. Das Motiv für den deutlich stärkeren Rückgang bei den EU Banken könnte eine stärkere Erwartungshaltung hinsichtlich der tatsächlichen Einführung bzw. Umsetzung der Regelungen sein.
Weiterhin verwunderlich ist, dass die Quote der EU Banken immer unter der Quote der US Banken liegt. Die Finanzierung von Unternehmen ist in Europa bankenorientiert, in den USA eher kapitalmarktorientiert (Rudolph, 2006). Daraus könnte man schließen, dass der Anteil der Kreditforderungen der EU Banken höher sein müsste als bei den US Banken. Ein Grund, warum das nicht so ist, könnte die deutlich höhere Verschuldung von Privatpersonen in den USA sein. Eine andere Ursache könnten die teils unterschiedlichen Eigenschaften der Daten (Tabelle 1 und Tabelle 2) sein. Die EU Banken, die in die Untersuchung einbezogen wurden, sind tendenziell deutlich größer als die US Banken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Anteil der gehaltenen Wertpapiere an der Bilanzsumme
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 2 verdeutlicht die gewonnenen Erkenntnisse aus Abbildung 1. Der Anteil der Wertpapiere im Verhältnis zur Bilanzsumme ist bei den US Banken von 15,3% auf 21,4% geringfügig angestiegen. Bei den EU Banken ist dieses Verhältnis deutlich von 23,5% auf 45,4% angestiegen. Der Hochpunkt wurde dabei im Jahr 2008 erreicht. Der Rückgang in 2009 könnte in Zusammenhang mit der Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise in Europa stehen.
Bei den untersuchten US Banken steht die Kreditvergabe im Vordergrund. Nur ein geringer Teil der Liquidität wird in Wertpapiere investiert. Dies hat sich im Untersuchungszeitraum auch nur leicht verändert. Der Anteil der Kreditforderungen an der Bilanzsumme ist leicht zurückgegangen, der Anteil der gehaltenen Wertpapiere an der Bilanzsumme ist leicht gestiegen.
Bei den untersuchten EU Banken kommen die Kreditforderungen und die gehaltenen Wertpapiere in etwa auf den gleichen Anteil an der Bilanzsumme. Der sprunghafte Anstieg des Wertpapierbestands bei EU Banken im Zeitraum 2001 - 2006 könnte wiederum auf Basel II zurückzuführen sein. EU Banken haben verstärkt in Staatsanleihen europäischer Länder investiert, da für diese ein geringer Prozentsatz Eigenkapital hinterlegt werden muss. Für Kredite an Unternehmen oder Privatpersonen müssen Banken hingegen, je nach Bonität des Kreditnehmers, einen höheren Prozentsatz Eigenkapital hinterlegen (Hölscher und Friedrich, 2010). Für EU Banken ist es somit teilweise attraktiver keine neuen Kredite zu vergeben. Stattdessen investieren sie eigenkapitalschonend in Staatsanleihen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Anteil der Barreserve + bei KI gehaltene täglich fällige Einlagen an der Bilanzsumme
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 3 zeigt die gehaltene Barreserve und die täglich fälligen Einlagen, die bei anderen Kreditinstituten gehalten werden, im Verhältnis zur Bilanzsumme. Sowohl bei den US Banken als auch bei den EU Banken liegt die Quote in 2010 annähernd auf dem Niveau des Zeitraumes von 1990 - 2000. In den Jahren 2001 - 2006 nahm der Anteil sowohl bei US als auch bei den EU Banken kontinuierlich ab. Der Anstieg in den Jahren 2007 - 2010 dürfte im Zusammenhang mit der Finanzkrise stehen. Aufgrund der Unsicherheiten halten die Banken wieder mehr Cash Bestände. Warum die US Banken eine höhere Quote erreichen als die EU Banken konnte mit dem vorhanden Datenmaterial nicht geklärt werden.
Die Passivseite einer Bankbilanz wird nach zunehmender Fälligkeit gegliedert (Werner und Padberg, 2002). Den Haupanteil auf der Passivseite machen die Einlagen und die aufgenommenen Finanzierungsmittel wie begebene Anleihen, Einlagen anderer Kreditinstitute oder aufgenommene Kredite bei der Zentralbank aus. Die Passivseite zeigt woher die Mittel stammen die Banken auf der Aktivseite investiert haben.
Nachfolgend wird die Entwicklung des Anteils der Einlagen an der Bilanzsumme, die Entwicklung des Anteils der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten und die Entwicklung der Eigenkapitalquote dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Anteil der Einlagen an der Bilanzsumme
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Anteil der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten
Quelle: Eigene Darstellung
Wie in Abbildung 4 und 5 zu sehen ist, finanzieren sich US Banken hauptsächlich über Einlagen von Kunden. Der Anteil der Einlagen an der Bilanzsumme blieb über den Untersuchungszeitraum nahezu konstant. Auch machen die Einlagen den größten Teil der Verbindlichkeiten der US Banken aus. Der Anstieg der beiden Quoten in 2009 und 2010 dürfte auf die Finanzkrise, und den damit verbundenen Schwierigkeiten von Banken sich auf dem Kapitalmarkt zu refinanzieren, zurückzuführen sein. Bei den EU Banken spielt die Refinanzierung über Einlagen eine weniger wichtige Rolle. Sie refinanzieren sich häufiger über den Kapitalmarkt. Der Anteil der Einlagen an den Gesamtverbindlichkeiten hat bis 2008 kontinuierlich abgenommen. Der Anstieg der Quoten in 2009 und 2010 ist wie bei den US Banken wohl hauptsächlich auf die Finanzkrise zurückzuführen. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Einlagen bei den EU Banken weiter steigen wird. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass es riskant ist wenn man in Krisenzeiten vom Kapitalmarkt abhängig ist, da manche Fremdkapitalmärkte in Krisenzeiten wie ausgetrocknet waren. So setzt zum Beispiel die Deutsche Bank - die größte Bank in Deutschland - mit dem Kauf der Postbank auf einen höheren Anteil an Einlagen in ihrem Finanzierungsmix.
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