Bachelorarbeit, 2012
35 Seiten, Note: 1,0
1 EINLEITUNG
2 WELLENREITEN IM KULTURELLEN FELD DES SPORTS
2.1 DIE RELATIONALE BEDEUTUNG VON SPORTARTEN
2.2 VERÄNDERUNGEN IM RAUM DES SPORTS
2.3 DAS PRÄSENTATORISCH-INSZENATORISCHE SPORTMODELL
3 DIE GEMEINSCHAFT DER WELLENREITER
3.1 DER GEMEINSAM GETEILTE GLAUBE
3.2 DER SURFERISCHE BLICK
3.3 SZENESPEZIFISCHE STILISIERUNGSRAHMEN
3.3.1 Surfstile und Gerätschaften
3.3.2 Kleidung
3.4 DAS STILISTISCHE MOSAIK DER SURFSZENE
3.5 STILARISTOKRATIE
3.6 SYMBOLISCHE MACHTKÄMPFE
4 ZUSAMMENFASSUNG
LITERATUR
Seit ich an der französischen Atlantikküste meine ersten Erfahrungen mit dem Surfen1 gemacht habe, bin ich fasziniert von dieser Auseinandersetzung mit dem Meer und dem berauschenden Gefühl eines jeden Versuches, seinen Wellen gerade im Moment ihrer Auflösung einen möglichst kunstvollen Ritt zu entlocken. Es verheißt mir eine Mischung aus Selbstbestimmtheit, Individualität, Abenteuer und Unabhängigkeit und der Empfindung eines Lebens im Hier und Jetzt, gleichsam gepaart mit der Wahrnehmung dessen permanenter Veränderlichkeit als einzig bleibende Konstante.
Eben hieraus speiste sich auch das Interesse, die Thematik meiner hier vorliegenden Bachelorarbeit auf das Wellenreiten auszurichten und an einen zentralen Diskurs in der Gemeinschaft anzuknüpfen. In den Auffassungen vieler Personen, die sich mit dem Wellenreiten auseinandergesetzt haben, geht Surfen weit über das hinaus, was gemeinhin als „Sportart“ bezeichnet wird. Es ist in der Wahrnehmung mancher „kein Sport, sondern eine Lebenseinstellung“ (Schröter 2011) und Diskussionen über dessen Status werden permanent in der Gemeinschaft der Wellenreiter geführt.2 Für viele Surfer ist der Ritt auf den Wellen ein Ereignis, das auf ihre gesamte Haltung zur Welt Einfluss nimmt und sie auch Fern der eigentlichen Körperpraxis in der Art und Weise, also dem Stil ihrer alltäglichen Lebensführung prägt.
Im Rückblick auf meine eigene Wellenreiterkarriere stelle ich diesbezüglich fest, dass zu verschiedenen Zeitpunkten je unterschiedliche Bündel aus Surfbrettern, Surfmanövern, Profisurfern, Surfmarken, Surfspots, Surfreisezielen oder Kleidungsstücken (bzw. deren gewollte Abwesenheit) in meinen Wünschen und Besitz vertreten gewesen sind, die mir irgendwie interessant, cool und zu meiner Person passend vorgekommen sind und mir gegenüber der Surfergemeinschaft und meiner Alltagswelt in irgendeiner Weise eine treffende Inszenierung meiner selbst versprochen haben. Die praktische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Wellenreiten scheint zusammengefasst einherzugehen mit der Ausbildung eines spezifischen Lebensstils3, eines surferischen Stils und Stilisierens des eigenen Alltagslebens.
Dieser persönliche Eindruck aus meiner Teilnehmerperspektive soll im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit eine wissenschaftliche, theoretisch fundierte Aufarbeitung erfahren. Unter Zuhilfenahme einer kultursoziologischen Brille entlang der Bourdieu’schen Konzepte von Habitus 4 und Feld 5 wird untersucht, in welchem Verhältnis Lebensstile in der Gemeinschaft der Wellenreiter zu deren Formierungsund Vergemeinschaftungsprozessen stehen und welche Bedeutungen und Funktionen Stil in diesem Zusammenhang zukommt.
Im zweiten Kapitel wird die Gemeinschaft der Wellenreiter als ein Angebot im relationalen und sich wandelnden Raum des Sports kenntlich gemacht. Im anschließenden dritten Kapitel wird der Stellenwert authentischen Stils und der Treue zu selbigem für die Gemeinschaft hervorgehoben und ein gemeinsam geteilter Glaube ihrer Akteure sichtbar gemacht. Weiterhin werden szeneeigene Perzeptionsschemata und Stilisierungsrahmen von Wellenreitern vorgestellt sowie das differenzierte Mosaik vertretener Stilfraktionen der Szene beleuchtet. Mit einer Betrachtung der eigenlogisch stratifizierten Hierarchie der Aktiven und der Skizzierung von symbolischen Machtkämpfen innerhalb der Szene endet das dritte Kapitel. Die vorliegende Bachelorarbeit schließt mit dem vierten Kapitel und einer Zusammenfassung der herausgearbeiteten Erkenntnisse zu Funktionen und Bedeutungen von Stil und Stilisierung für Gemeinschaften von Wellenreitern.
Zur Klärung der eingangs aufgeworfenen Frage, in wie weit es sich beim Wellenreiten um eine Sportart oder vielmehr um einen Lebensstil handelt bzw. in welcher Relation es zu diesen beiden steht sowie für eine erste kultursoziologische Fundierung dieses Phänomens, wird in diesem Kapitel eine Verortung des Surfens im kulturell und historisch geformten Raum des Sports vorgenommen.
Im Anschluss an PIERRE BOURDIEU lassen sich die vielgestaltigen Formen von Sport „als eine Art Angebot verstehen, das auf eine bestimmte gesellschaftliche Nachfrage stößt“ (Bourdieu 1992, 91). Die Angebotsseite des Sports kann dabei als „Raum der Sportarten“ (ebd., 193) verstanden werden, in dem die zahlreichen sportlichen Betätigungsformen in einem relationalen Beziehungsgefüge zueinander positioniert sind. Über Gegnerschaften und Nachbarschaftsverhältnisse wie sie beispielsweise zwischen Skifahrern und Snowboardern auf der einen und Snowboardern und Wellenreitern auf der anderen Seite erkennbar sind, weisen sich die verschiedenen Sportarten ihre Position in dieser landkartenähnlichen Ordnung des Sportraumes zu. Die jeweilige Bedeutung einer Sportart geht dabei immer erst aus ihren Verhältnissen zu allen anderen Sportarten des Raumes hervor. Entlang der wachsenden Anzahl unterschiedlicher Körperpraktiken zeigt der Angebotsraum eine zunehmend komplexe Binnenstruktur, deren hierarchische Ordnung auf die Verhältnisse der Sportarten zueinander gründet (vgl. ebd, 195).
Der kulturelle Raum des Sports ist in der analytischen Konstruktion BOURDIEUS nicht fest mit dem sozialen Raum verklammert. Ihr Zusammenspiel fußt lediglich auf den körperlichen Analogien zwischen Sportpraktiken und sozialen Dispositionen. Es entscheidet sich auf der einen Seite danach, in welcher Weise eine Sportpraktik den Körper seiner Aktiven einsetzt: Welche Bewegungsweisen, Körperbilder, Körpervorstellungen und ausgebildeten Haltungen sie zu ihrer Ausführung einfordert, welche körperlichen Beziehungen zu anderen Teilnehmern nötig sind oder welches körperliche Selbstverhältnis hierzu an den Tag gelegt werden muss (vgl. Schmidt 2009, 165).. Auf der anderen Seite entscheidet es sich gleichsam danach, inwieweit die Praktik „den Möglichkeiten Rechnung trägt, welche im Körper der Akteure“ (Bourdieu 1985, 7) angelegt sind.
„ [ Die ] spezifische Logik, dergem äß die Akteure sich eher diesem als jenem Sport zuwenden und eher auf diese als auf jene Weise praktizieren, [ ist ] erst dann nachvollziehbar, wenn die jeweils besonderen Haltungen und Einstellungen zum Sport Berücksichtigung finden, die - als Dimensionen eines jeweils bestimmten Verhältnisses zum eigenen Körper - dem einheitlichen System der Dispositionen eingebunden sind, das hei ß t dem Habitus als Fundament der Lebensstile. “ (Bourdieu 1986, 106f)
Sportangebote und ihre Nachfrage bewegen sich damit in einem relationalen Verhältnis zueinander, deren jeweilige Entwicklungen „aus der unablässigen Konfrontation und Anpassung jener beiden [...] resultiert“ (ebd., 106).
Das relationale Gefüge des kulturellen Raumes der Sportangebote ist jedoch immer nur zu einem bestimmten Zeitpunkt gültig und unterliegt einer permanenten Differenzierungs- und Innovationsdynamik. Jedes Auftreten einer neuen bzw. der Bedeutungswandel einer bestehenden Sportart bewirkt immer eine Umgestaltung seines gesamten Relationengefüges (vgl. Bourdieu 1992, 195).. Derartige Prozesse lassen sich auch innerhalb einer Sportart beobachten, die hierdurch immer neue und feingliedrigere Unterarten der grundlegenden Praxisform hervorbringen und dadurch intern, neue soziale Unterscheidungsgelegenheiten bereitstellen. Die aufgezeigte Innovations- und Differenzierungsdynamik legt ein Verständnis des Sportraums als ein Kampffeld nahe, auf dem die Akteure unterschiedlicher sozialer Regionen nach den Regeln des kulturellen Raumes des Sports um soziale Anerkennung für ihre körperlichen Einsätze ringen.
Diese Rangeleien im Sportraum finden jedoch nicht ausschließlich mittels rein sportlicher Praxisformen statt. Sie werden zunehmend auch mit solchen kulturellen Praktiken ausgetragen, die zwar eigentlich nicht dem Sportraum entstammen, sich aber auch auf den Körper der Sportakteure beziehen. Die sozialen Auseinandersetzungen im Sportraum sind also darüber hinaus auch „eingebettet in ein umfängliches Feld von Auseinandersetzungen, die die Definition des legitimen Körpers und des legitimen Gebrauchs des bzw. Umgangs mit dem Körper zum Gegenstand haben“ (Bourdieu 1986, 99). Ihre Teilnehmer sind „neben den Vereins- und Verbandsfunktionären, Trainern, Sportlehrern und sonstigen Anbietern von Gütern und Dienstleistungen des Sportbereichs, neben [...] Kirchenvertretern, Medizinern und [...] Erziehern [...] auch die Richter über Geschmack und Eleganz, die Modemacher, usw..“ (ebd.). Auch sie verfolgen in Bezugnahme auf Sportpraktiken die Durchsetzung ihrer jeweiligen Körperentwürfe und ihre Relevanz nimmt angesichts nachfolgend geschilderter Entwicklungstendenzen an Durchsetzungskraft zu. Sportive Tätigkeiten werden im Verlauf dieser Entwicklungen zu legitimen, stilisierenden Elementen einer alltäglichen Lebensführung und sind so zunehmend tiefer “eingebettet in den Wandlungsprozess der Lebensstile und damit dessen allgemeinen Gesetzmäßigkeiten unterworfen“ (ebd., 112).
Der Angebotsraum des Sportes in Deutschland entwickelt in Anschluss an ROBERT SCHMIDT ab Ausgang der 80er Jahre eine kaum überschaubare Heterogenität, die im bisher gültigen Modell des vereinsmäßig organisierten und wettkampforientierten Sports nicht mehr aufgeht (vgl. Schmidt 2002, 31). Seine Entwicklung ist durch die drei ineinander verflochtenen Transformationsprozesse der Inklusion, Differenzierung und Expansion gekennzeichnet: die Einbindung zuvor sportferner sozialer Gruppen, das Aufkommen neuer Organisationsformen und Rahmungen im Sport und eine wachsende Anzahl und Ausdifferenzierung sichtbarer Sportpraktiken. Der starke Zulauf, den Gemeinschaften des informell organisierten Trend- und Extremsports (Bsp.: Wellenreiten) und der neu aufkommenden Spiele (Bsp.: Streetball, Frisbee-Golf etc.) im Zuge dessen verzeichnen, weist auf eine „beträchtlich gestiegene kulturelle Legitimität das Sports hin“ (Schmidt 2009, 169). Dem Praxismuster Sportivität kommt auf Basis dieser Entwicklungen eine vermehrte Sichtbarkeit in der alltäglichen Lebensführung gesellschaftlicher Akteure zu, dessen Beschreibung nicht mehr auf das Modell des vereinsmäßig organisierten Wettkampfsports rückführbar ist. Es bildet sich nach ROBERT SCHMIDT ein neues, präsentatorisch-inszenatorisches Modell des Sports heraus (vgl. Schmidt 2002, 31).
Gegenüber Wettkampf und Leistung stehen in diesem Modell neben gesundheitsbezogenen Funktionen des Sportreibens vor allem Aufführungen von körperlich ästhetischer Kompetenz im Vordergrund und damit Aspekte wie Gestik, Stil, Aussehen oder Erscheinung (vgl. Schmidt 2002, 32). Parallel hierzu ist eine gegenseitige Durchdringung von Elementen des Sports mit den vielfältigen Angeboten, Stilistiken und Konsummustern der kommerziellen und medienvermittelten Populärkultur zu beobachten. Diese wird neben einer vermehrten Inanspruchnahme öffentlicher Räume am nachdrücklichsten in der Symbiose sportiver Praktiken mit Mode und Freizeitkonsum sichtbar (vgl. ebd.). Der rein funktionale, praktische und auf den sportlichen Wettkampferfolg bezogene Charakter von Sportbekleidung gerät gegenüber dessen neuer Bedeutung für „Triumphe im gesellschaftlichen Verkehr“ (Rittner 1989, 360) ins Hintertreffen. Die sozialen Auseinandersetzungen im kulturellen Raum des Sports werden in einem neuen Modus geführt. Kulturelle Grenzziehungen im Sportraum und innerhalb der Sportformen sowie das Herstellen von Zugehörigkeit gründen dabei wesentlich auf das authentische Präsentieren einer gefragten körperlichen Stilistik. Entlang dieses neuen Modus der Vergemeinschaftung über körperliche Praktiken, Stilistiken und Attribute, mit einer zentraleren Bedeutung von Gerätschaften, Mode und anderen popkulturellen Elementen, stellen die Praxisformen des neuen präsentatorisch-inszenatorischen Sports ein zunehmend legitimes alltagskulturelles Muster dar (vgl. Heinemann 1993, 93ff). Sie bieten den unterschiedlichen und immer neu eintretenden sozialen Milieus eine Gelegenheit, sich eine distinkte Wiedererkennbarkeit und Darstellungsfähig zu verleihen. Die vielgestaltigen Praxisangebote des Sportraums eröffnen eine Bühne zur sozialen „Repräsentationsarbeit“ (Bourdieu 1985a, 16) auf der verschiedene Gruppierungen und Milieus versuchen, „ihre gesellschaftliche Identität durchzusetzen“ (ebd.). In ihrer sportlichen Repräsentationsarbeit erzeugen die Milieus eine kulturelle Wirklichkeit, die sie von anderen Milieus in dieser selbstgeschaffenen Sichtbarkeit unterscheidet (vgl. Schmidt 2009, 171). Der gewandelte Sport stellt sich in der Gegenwartsgesellschaft somit als ein komplexes kulturelles System körperlicher Praktiken dar, auf dessen Bühne eine Vielzahl „kollektiver sozialer Identitäten ausgedrückt, körperlich dargestellt und sichtbar gemacht, beglaubigt und bekräftigt werden“ (ebd., 162) können.
Entlang seiner expressiven Körperpraktiken des Wellenreitens, im Rahmen der Gemeinschaft gegebener Möglichkeiten zur Umcodierung mitgebrachter Dispositionen zu einer surferischen Körper- und Lebensstilistik und seinem Modus sozialer Aggregation stellt Wellenreiten ein signifikantes Angebot im entstehenden Konvergenzbereich von Pop- und Sportkultur dar. Trotz seiner ungleich weit zurückreichenden Geschichte und Tradition 6, stellen u. a. LAMPRECHT/STAMM (vgl. 2002, 129) Wellenreiten in die Nähe sozial ähnlich kontextualisierter Bewegungskulturen und Szenen sogenannter Trend-, Mode- oder Risikosportarten wie Skateboarding, Snowboarding oder auch Kitesurfing. FORD/BROWN begründen die Nähe des Wellenreitens zu solchen lifestyle sports zudem auf Basis geteilter struktureller Elemente und Diskurse:
„ [ ... ] concerns with authenticity, sensation and thrill-seeking, mediatization, widespread social debate regarding the place of professionalism and competition, and especially high levels of involvement in the practice by ‚ hardcore ’ participants. “ (Ford/Brown 2006, 63)
Als ein Vertreter der Aggregationsform Sportszene gründen die Rahmungen der Wellenreitgemeinschaft auf „ähnlichen verkörperten Dispositionen der Teilnehmer [und auf ein] fremdorganisiertes, von der Sport- und Lifestyle-Industrie bereitgestelltes Angebot“ (Gebauer et al. 2004, 63). Zugehörigkeit lässt sich in diesen sozialen Kontexten nicht schon formal via Mitgliedsausweis garantieren, sondern muss in einem „doppelten Auswahlprozess des Präsentierens und Akzeptierens von Attributen“ (ebd., 58) immer wieder aufs Neue performativ hergestellt werden. Die Möglichkeit einer Teilnahme an den Praktiken der Bewegungskultur findet sich nach GEBAUER ET AL. im Verweis auf BOURDIEU im Moment einer „prästabilierten Harmonie zwischen dem einzelnen Stilisten und der Spielgemeinschaft“ (ebd., 64) bedingt und benötigt zu ihrer Realisierung neben der Übereinstimmung äußerer Merkmale von Kleidung, Accessoires und Sportgeräten, vor allem eine Passung zum, „im Habitus verankerten praktischen Umgangs mit den Attributen“ (Gebauer et al. 2004, 64). Mit diesen Elementen verschlungene Aufführungen bieten den Akteuren Möglichkeiten des ostentativen Hervorbringens gemeinschaftlichen wie gleichsam individuellen Stils, der den „Kern der kollektiven Identität“ (Gebauer et al. 2004, 65) der Sozialform einer Szene bildet und dem einzelnen Akteur insoweit eine Mitgliedschaft versichert, wie er in der Lage ist, diesen mittels seiner individuellen Ästhetik und Stilistik glaubhaft aufzuführen:
„ Es ist der von allen Beteiligten anerkannte Stil, der die Gemeinschaft zusammenhält, ihr Beständigkeit gibt und ihre zeitliche Kontinuität sicherstellt. Als ein solcher Stabilitätsgarant tritt in den neuen Spielgemeinschaften der Stil an die Stelle von Satzungen und Vereinsstrukturen. “ (Gebauer et al. 2004, 65)
Mit anderen Worten: Zur Teilnahme muss der Akteur die vorhandenen „Gemeinschaftsmotoriken“ (Vgl. Gebauer 2002, 162ff) der Szene und ihren Akteuren in seinen praktischen Hervorbringungen weitgehend reproduzieren können.
„ Im Zusammenspiel von Bewegungsmustern, Zeichen, ritualisierten Handlungen, Gesten und Symbolen formieren sich kollektive Repräsentationen und ein gemeinsamer Glaube [ ... ] . In den körperlichen Aufführungen im Spiel modelliert die Gemeinschaft ihre Gestalt; sie wird erkennbar und beginnt für sich und andere sozial zu existieren. “ (Gebauer et al. 2004, 65)
Das nachfolgende Kapitel widmet sich daher den stilistischen Idealvorstellungen des Surfens und deren Verschränkung mit dem gemeinsam geteilten, körperpraktisch fundierten Glauben seiner Gemeinschaft.
Die Wellenreitszene wird wesentlich durch eine eigenlogische Ordnung bestimmt.
„ The joy, peak experience and sheer pleasure of [ ... ] surfing has prompted a cultural process of reflections and storytelling, through which practitioners have sought to make sense of their obsession and passion. “ (Ford/Brown 2006, 166)
[...]
1 Unter dem Begriff Surfen (englisch: Surfing) wird in dieser Arbeit das stehende Abreiten von Brandungswellen auf einem dafür geschaffenen Gerät verstanden, ohne Segel oder andere Hilfsmittel. Synonym wird auch der deutsche Begriff Wellenreiten verwendet.
2 Siehe hierzu auch die diesbezüglichen Auseinandersetzung im etabliertesten Online-Forum der deutschen Surfszene: http://www.soul-surfers.de/forum/7-surf-talk/24640-ist-surfen-ein-sport.html
3 Unter dem Begriff Lebensstil wird nach Geißler ein „relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung verstanden, ein ‚Ensemble’ von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen, Handlungen und Interaktionen, die aufeinander bezogen sind“ (Geißler 2002, 126f).
4 Mit dem Begriff des Habitus werden inkorporierte Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungschemata bezeichnet (vgl. Gebauer/Krais 2002, 31f).
5 Unter dem Begriff des Feldes werden differenzierte gesellschaftliche Bereiche verstanden, mit eigenen Ressourcen und eigenen Spielregeln für das soziale Verhalten innerhalb dieses Feldes, dessen Struktur auf die Verknüpfung des relationalen Gefüges seiner internen Positionen zurückzuführen ist (vgl. Bourdieu/Wacquant 1996, 127).
6 „Stand-up surfing (as opposed to bellyboarding or kneeboarding) likely began around A.D. 1000 and was soon deeply integrated into Hawaiien culture, practiced by commoners and royalty, young and old, men, women and children“ (Warshaw 2005, XIIV).
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