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Bachelorarbeit, 2010
29 Seiten, Note: 2,00
1. Die Jahre des Aufschwunges:1866-1873
1.1 Aufschwung in Österreich
1.1.1 Politische Innovationen
1.1.2Wandel in der Wirtschaft und Technologie
1.1.3Veränderung in der Gesetzeslage
1.2 Aufschwung in Deutschland
1.2.1 Die Einigung Deutschlands
1.2.2 Der gefühlte Aufschwung ebnet den Weg für einen echten Aufschwung.
1.2.3 Liberalisierung und eine falsche Deregulierung
2. Die Gründerkrise: 1873-1879
2.1 Die Krise in Österreich
2.1.1 Erste Krise schon 1869
2.1.2 Der Verfall
2.2 Die Krise in Deutschland
2.2.1Einbruch des Bankenwesens
3. Die Überwindung und Folgen der Gründerkrise
3.1 Die Überwindung in Österreich
3.1.1Wiedereinführung der staatlichen Regulierung.
3.1.2Rettung von Unternehmen vor dem Konkurs.
3.1.3 Staatsmassnahmen
4. Die Überwindung in Deutschland
4.1 Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes
4.2 1877. Bismark schwenkt um Regulierung wird von anderen Abgeordneten hinausgezögert.
5. Schlussfolgerung:
5.1. K. u. K.-Monarchie gegen deutsches Kaiserreich.
5.2 Freier Markt löst alle Probleme von selbst?
5.3 1873 gegen 1929. 2 Krise mit unterschiedlichen Ursachen.
5.4 Erklärungsversuch für den österreichisch-ungarischen Weg aus der Krise.
5.5 Schattenseiten der österreichisch-ungarischen Politik
5.6 Ausnahmen von der Regel.
5.7 Das Monopolproblem.
5.8 Das Problem der natürlichen Monopole.
5.9 Allgemeine Formulierung der Ausnahmeregelung.
5.10 Mögliche Bewegungen in die entgegengesetzte Richtung.
5.11 Fazit
Literaturverzeichnis
Diese Arbeit wird zu einem Zeitpunkt geschrieben, in dem eine große Wirtschaftskrise in der Gesellschaft wütet. Wir überlegen nun schon einige Zeit, ob wir nicht aus früheren Krisen Lösungen ableiten können, mit deren Hilfe wir auch diese Krise in den Griff bekommen können. Viele glauben nun, dass man sich die Krise aus den späten 20er-Jahren zum, Vorbild nehmen soll. Da damals allerdings andere Faktoren zur Krise geführt haben, als heute, tendieren Andere dazu die Wirtschaftskrise aus der Gründerzeit als Vorbild zu sehen. In dieser Arbeit soll nun die Frage aufgeworfen werden, ob und wie der Staat in die Krise eingreifen sollte, um sie zu überwinden und, ob ein freier Markt sich wirklich selbst regulieren kann oder nicht. Dazu werde ich den Verlauf und die Entwicklung der Wirtschaft in Österreich Ungarn und in Preussen-Deutschland gegenüberstellen und aus den Unterschieden die nötigen Schlüsse ziehen.
Im Jahre 1866 hatte Österreich gerade einen Konflikt mit Ungarn beigelegt, indem sich das Kaiserreich Österreich zu einem Kaiserreich Österreich und Königreich Ungarn wandelte und damit Ungarn Gleichberechtigung zuerkannte. Damit waren innere Kämpfe zumindest fürs Erste beigelegt, womit der Staatsapparat Zeit für Wirtschaftliche und politische Reformen hatte. Ungefähr zur gleichen Zeit begann nun die Notenbank Geld zu drucken. Die Vermehrung des Geldes belebte erst einmal das Wirtsschaft, indem sie vielen Investitionshäusern die Möglichkeit gab Kredite zu vergeben.1
‘‘Befreit von denn Lasten des Kampfes um die italienischen Provinzen und um die Erhaltung des deutschen Bundes, nach einer 20jährigen Kraftprobe mit den Ungarn ausgesöhnt, konnte sich die Habsburgermonarchie ungehindert dem Ausbau der Wirtschaft widmen.2
(Rumpler, 1997)
1867 und 1868 erlebten die Bauern in Österreich-Ungarn die Größten Ernten, die sie bis dahin jemals hatten. Gleichzeitig erlitten fast alle anderen Getreideproduzenten Missernten. Das Ergebnis war, dass Österreich-Ungarn zum größten Getreideexporteur aufstieg.
‘‘Da die anderen Getreideproduzenten Europas mit Ausnahme der Ukraine von Missernten betroffen waren, wurde die Habsburgermonarchie für Mehl und Getreide zum Hauptlieferanten Westeuropas. „(Quelle: Die Geschichte Österreichs 1804-1914)
Gerade mit diesem Glücksfall war der Grundstein für den Aufstieg und den Fall der österreichisch ungarischen Wirtschaft gelegt. Denn damit wurde die Wirtschaft der K.o. K.-Monarchie abhängig vom Getreidepreis. Durch die Rekordernten und die enorm gestiegene Nachfrage hatten die Eisenbahngesellschaften plötzlich alle Hände voll zu tun. Sie erzielten unglaubliche Gewinne. Da sie aber nicht die Kapazitäten hatten, um das ganze Getreide zu transportieren, musste viel über die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft transportiert werden. Die Eisenbahnnetze wurden rasant ausgebaut. Die neuen Eisenbahnnetze führten zu schnelleren Verbindungen zwischen Industriegebieten. Als Ergebnis konnten nun Fabriken entstehen, da die Arbeiter leichter zwischen ihnen und ihrem Zuhause leichter hin- und herpendeln konnten. Nicht nur der Verkehr profitierte von den Rekordernten. Auch die Mühlenerträge wuchsen enorm an. Gleichzeitig stieg der Wert von Ackerland in Österreich-Ungarn enorm an. Dieser Wertzuwachs führte mit den gesteigerten Mühlen- und Ernteerträgen zu einer starken Erhöhung der Kaufkraft der Ländlichen Bevölkerung. Das Ergebnis war ein sprunghafter Anstieg von Konsum- und Investitionsaktivitäten.
(Rumpler, 1997)
Der schnelle Ausbau der Eisenbahnrouten und die enormen Gewinne führten zur schnellen Gründung neuer Eisenbahngesellschaften. Da diese Startkapital benötigten, wuchs auch sehr schnell die Nachfrage nach Geborgtem Geld. Aus diesem Grund wurden auch extrem schnell neue Banken gegründet. Aus ursprünglich 10 Großbanken wurden bald 46 Groß- und sehr viele Kleinbanken. Führend waren das Bankhaus Rotschild und die Kredit-Anstalt. Der Staat förderte diese Entwicklung, indem er Freihandelsabkommen mit anderen Ländern schloss und die Vorgeschriebene Eigenkapitalquote für die Gründung von Aktiengesellschaften auf 50% reduzierte. Innerhalb weniger Jahre entstanden so über 1000 Aktiengesellschaften. 1871 kam das Gerücht auf, dass mit dem Sieg Preußens über Frankreich und der Gründung Deutschlands über 1 Milliarde Gulden an Investitionsgeldern aus Deutschland nach Österreich-Ungarn fließen würden. Dieses Gerücht lockte nun Investoren an die Börse. diese ließen die Aktien im Wert enorm steigen.
1866 führte Preußen erfolgreich Krieg gegen Österreich und konnte damit den Norddeutschen Staatenbund gründen. 1870 und 1871 führte es erfolgreich Krieg gegen Frankreich und konnte dadurch die südlichen Staaten dazu überreden dem Norden beizutreten und König Wilhelm zum Kaiser zu wählen. Durch diesen Wandel war Deutschland zum 1. mall seit Jahrhunderten vereint . Grenzzölle zwischen den einzelnen Ländern wurden aufgehoben. Gewichte wurden vereinheitlicht und eine Währung für alle Länder wurde eingeführt. Das Ergebnis war eine Vereinfachung des Handels innerhalb dieser Bundesländer. So konnten waren billiger und einfacher von einem Bundesland in das andere gelangen. Die Verbilligung der Waren erhöhte die Kaufkraft der Menschen und erhöhte den Lebensstandart Nach dem Sieg der Deutschen über die Franzosen flossen 1871 Reparationszahlungen an Preußen, die in den Kapitalmarkt investiert wurden. Während der Kriege wurden hauptsächlich Kriegsgüter hergestellt. Die Herstellung zivilen Gütern wurde gedrosselt, um Kapazitäten für die Produktion von Waffen frei zu bekommen. Als der Krieg vorbei war wurde die Produktion von zivilen Gütern wieder vorangetrieben. Dadurch stieg dieser Produktion wieder an. Da man damals anscheinend bei der Berechnung des BIP die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die für den Krieg bestimmt waren nicht mitzuzählen bereit war, erschien diese Nachkriegsmaßnahme wie ein enormes Anwachsen des BIP.
‘‘Weiterhin war während der Einigungskriege 1864-1871 ein großer Teil der Industrieproduktion auf den Krieg ausgerichtet gewesen, sodass nun längst Überfälliges realisiert werden konnte. Der Aufschwung glich also lediglich die Reduzierung der Industrieproduktion in den vorherigen Jahren aus.“3
Dieser gefühlte Aufschwung und die steigende Nachfrage nach billigeren Gütern aus anderen Bundesländern und lockte Investoren an. Diese investierten in den Ausbau des Eisenbahnsystems und die Gründung neuer Eisenbahngesellschaften. Wie in Österreich ermöglichte die Gründung neuer Eisenbahngesellschaften die Entstehung großer Industrieller Zentren und erhöhte die Nachfrage nach geborgtem Geld. Die Folge war eine Gründung von 61 neuen Banken und neuen Fabriken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1- Entwicklung des Streckennetzes in Deutschland4
Zum Zeitpunkt der Gründung des deutschen Nationalstaates unter Otto von Bismark herrschte die Vorstellung vor, dass der Staat nur als Schützer von Ordnung und Sicherheit fungieren sollte und ansonsten dem Unternehmertum freie Hand lassen soll.
‘‘Bei fast allen anderen Lebewesen ist jedes Einzelwesen, wenn es herangewachsen ist, vollkommen selbständig und hat im Naturzustand den Beistand keines anderen lebenden Wesens mehr nötig, der Mensch dagegen braucht fortwährend die Hilfe seiner Mitmenschen, und vergeblich erwartete er diese von ihrem Wohlwollen allein. Er wird viel eher seine Ziele erreichen, wenn er ihr Selbstinteresse zu seinen Gunsten lenken und ihnen zeigen kann, dass sie auch ihren eigenen Vorteil verfolgen, wenn sie für ihn tun, was er von ihnen haben will. Wer einem anderen ein Geschäft irgendwelcher Art anträgt, verfährt in diesem Sinne. Gib mir, was ich brauche, und du sollst haben, was du brauchst, das ist der Sinn eines jeden solchen Anerbietens, und auf diese Weise erhalten wir voneinander den bei weitem größten Teil all der Dienste, auf die wir gegenseitig angewiesen sind. Nicht von dem Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern von der Rücksichtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Menschenliebe, sondern an ihr Selbstinteresse und sprechen zu ihnen nie von unserem Bedarf, sondern von ihren Vorteilen. Stets sind alle Menschen darauf bedacht, die für sie vorteilhafteste Anlage ihrer Kapitalien ausfindig zu machen. In der Tat hat jeder dabei nur seinen eigenen Vorteil, nicht aber das Wohl der gesamten Volkswirtschaft im Auge. Aber dieses Erpicht sein auf seinen eigenen Vorteil führt ihn ganz von selbst - oder besser gesagt - notwendigerweise dazu, derjenigen Kapitalanlage den Vorzug zu geben, die zu gleicher Zeit für die Volkswirtschaft als Ganzes am vorteilhaftesten ist.
Verfolgt er nämlich sein eigenes Interesse, so fördert er damit indirekt das Gesamtwohl viel nachhaltiger, als wenn die Verfolgung des Gesamtinteresses unmittelbar sein Ziel gewesen wäre. Ich habe nie viel Gutes von denen gehalten, die angeblich für das allgemeine Beste tätig waren. Der Jahresertrag einer Volkswirtschaft ist höher, wenn sie sich auf die Erzeugung derjenigen Waren beschränkt, in denen sie vor anderen Ländern Kostenvorteile voraus hat, und die ihrerseits von anderen Ländern diejenigen Waren kauft, die dort billiger sind. Die Regelung dieser Austauschverhältnisse aber muss dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte überlassen bleiben.
Kapitalbildung und Industrieentfaltung müssen in einem Lande dem natürlichen Gang der Entwicklung überlassen bleiben. Jede künstliche wirtschaftspolitische Maßnahme lenkt die produktiven Kräfte der Arbeit und auch die Kapitalien in falsche Richtung. ‘‘5
[...]
1 (Gaulhofer, 2009)
2 (Rumpler, 2007),S.108
3 (Wikipedia, 2006) (Weis, 2004)
4 (Rumpler, 2007),S.88
5 (Smith, 1776) (Weis, 2004)